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Gewerkschaftliches.

Außerordentlicher( Siebenter) Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands

Montag, den 25. April 1910, in Berlin in Gewerkschaftshause, Engelufer 15.

Als Tagesordnung ist vorläufig vorgesehen: 1. Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Die Reichsversicherungsordnung.

a) Krantenversicherung.

Referent: Gustav Bauer ,

b) Unfallversicherung:

Berlin .

1. Gewerbe- und landwirtschaftliche Unfallversicherung. Referent: Rudolf Wissell , Berlin .

2. See- Unfallversicherung.

Referent: Paul Miller, Hamburg .

c)

Invalidenversicherung.

Referent: Johannes Zimm- München . interbliebenenversicherung.

d)

Referent: Friedrich gesche- Hamburg . Der Kongreß wird am 25. April 1910, vormittags 10 Uhr eröffnet und wird bis einschließlich 26. April tagen. Die Wahl der Delegierten erfolgt gemäß dem von den Gewerkschaftskongressen beschlossenen Regulativ.

Der in Aussicht genommene Allgemeine Kongreß aller ge­werkschaftlich organisierten Arbeiter und Angestellten Deutsch lands ist nicht zustande gekommen, weil die Hirsch- Dunckerschen und Christlichen Gewerkschaften die Beteiligung abgelehnt haben. Den gewählten Delegierten geht seitens der Vorstände der Zentralverbände mit dem ausgefertigten Mandat eine nähere Mitteilung bezüglich Wohnungsbeschaffung und Empfang seitens des Lokalfomitees in Berlin zu.

Die Adresse des Lokalkomitees ist:

A. Körsten, Berlin SO. 16, Eugelufer 16. Die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands .

C. Legien , Berlin SO., Engelufer 14/15. Berlin und Umgegend. Achtung, Metallarbeiter! In der Beltfabrit von Reichel haben die Kollegen die Arbeit niedergelegt. Der Betrieb ist gesperrt. Buzug streng fernzuhalten.

Deutscher Metallarbeiterverband, Ortsverwaltung Berlin . Die Betonarbeiter stehen, gleich den übrigen Bauarbeitern, vor der Entscheidung: Abschluß eines Tarifs oder Aussperrung. Da die Unternehmer im Betonbaugewerbe bis vor kurzem eine besondere Organisation bildeten, so bestand für diesen Spezialzweig des Bau­gewerbes ein besonderer Tarif. Nachdem sich die Organisation der Betonbauunternehmer aufgelöst hat und ihre Mitglieder dem Ver­bande der Baugeschäfte beigetreten sind, verlangten sie, daß die Betonarbeiter in den allgemeinen Tarif für Maurer und Bau­arbeiter einbezogen würden. Dies Verlangen haben die Arbeiter jedoch abgelehnt. Sie wollen, daß wiederum ein besonderer Tarif für die Betonbranche abgeschlossen wird. Als Kontrahent steht ihnen allerdings der Verband der Baugeschäfte gegenüber, mit dem die Berhandlungen wegen Abschluß eines neuen Tarifs geführt werden. leber den bisherigen Verlauf der Verhandlungen erstattete der Geftionsleiter a ese am Freitag einer Versammlung der Beton­arbeiter Bericht. Die Verhandlungen werden in derselben Weise geführt wie die mit den übrigen Bauarbeitern und befinden sich auch in demselben Stadium. Am nächsten Dienstag sollen die Vera handlungen für alle Bauarbeiter zum Abschluß fommen. Am Mitt­woch sollen die Versammlungen der Arbeiter über die Ergebnisse der Verhandlungen entscheiden. Wenn auf diese Weise kein Vertrag für Berlin zustande kommt, dann erfolgt am Sonnabend die Aus­Sperrung, die Unternehmer stellen sich dann auf den Boden der Dresdener Beschlüsse und verlangen die Annahme ihres Muster­tarifs.

Die Versammlung erklärte fich mit dem Verhalten der Ver­handlungsfommission einverstanden und beschloß, an dem Verlangen eines besonderen Tarifs für die Betonbranche festzuhalten. Außer. dem bekundete die Versammlung ihr Einverständnis mit den Be­schlüssen des Verbandstages der Maurer und Bauarbeiter.

fömmliche Eriftenz biefein muß, dann dürfte sie ja die so bescheide nen Forderungen nicht ablehnen. Uebrigens hat die Firma bor einigen Jahren, um an den Krankenkassenbeiträgen zu sparen, eine eigene Betriebskaffe errichtet, die weniger leistet als die Ortskasse: Die Firma hatte den Ansbruch des Streiks schon früher erwartet und alles aufgeboten, um sich eine Schar getreuer Streifbrecher zu sichern. Bezeichnend für ihr Verhalten ist auch das folgende Schrei­beit, das sie persönlich an ihre getreuen" Arbeiter richtete.

Allem Anschein nach wird ein Teil unserer Arbeiter am 11. d. M. streifen. Da wir Sie zu unsern Getreuen rechnen, möchten wir uns erlauben, Sie zu beruhigen und Sie auf fol gendes aufmerksam machen. Wir gewähren Ihnen für den Fall des ausbrechenden Streiffs 6 Mt. per Woche und zwar 5 Wochen hindurch. Da Arbeitstillige bekanntlich stets verfolgt werden, haben wir um Schutz bei der Polizei gebeten, welcher uns auch bereitwilligst zugesagt ist. Harte Strafen treffen den, der Ar­beitswillige beläftigt oder gar angreift. Es ist daher in der Not­wehr jede Art der Berteidigung erlaubt.(!) Alle vorkommenden Fälle von Belästigungen bringen wir rücksichtslos der Staats­anwaltschaft zur Anzeige. Leider find wir aber auch gezwungen, alle Arbeiter die etwa aus Angst die Arbeit niederlegen, als Streifende zu betrachten und ihnen in Zukunft die Einstellung zu verweigern."

Ein Streit der Kapitäne.

Aus Triest wird gemeldet: Die Kapitäne der Seeschiffahrts gesellschaften Dalmatia" und" Lloyd" beschlossen in einer fürzlich abgehaltenen Versammlung, beiden Gesellschaften ein Ultimatum zuzustellen, worin sie erklären, daß, falls bis Sonntag mittag ihre Ferderungen nicht bewilligt würden, der Streit beginnen wird und vom nächsten Sonntag ab kein Schiff den Triester Hafen ver laffen soll.

Ausstände in Italien .

Nom, 15. April. ( Eig. Ber.) Der Streit der Mailänder Bauarbeiter, der am 4. April ausgebrochen ist und 15 000 Arbeiter umfaßt, dauert unverändert fort. In Turin streiken die Tischler, und dieser Ausstand, der anfangs partiell war, dehnt sich nach und nach auf alle Werkstätten aus. Gefordert wird ein Stundenlohn von 46 Centimes. In Rom werden am nächsten Montag die Bau­arbeiter in den Streit treten, um die Herabsehung der Arbeitszeit von 10 auf 9 Stunden bei Beibehaltung des heutigen Taglohnes, der 4,80 2ire für die Maurer beträgt, zu erzwingen.

Dockarbeiter- Aussperrung.

Die Dodarbeiter von Bilbao ( Spanien ), die bor zwei Tagen den allgemeinen Ausstand beschlossen, sich gestern aber für die Wiederaufnahme der Arbeit ausgesprochen hatten, find von den Arbeitgebern ausgesperrt worden.

In der englischen Textilindustrie bereitet sich gegenwärtig ein 2ohntampf vor. Der stramm organisierte Unternehmerverband hat eine Vorstandssitung abgehalten, in der eine Resolution an genommen wurde, wonach die Lage des Gewerbes zu einer all­gemeinen 2ohnreduktion von 5 Broz. berechtigt, und der Verbandssekretär beauftragt wird, eine gemeinsame Konferenz mit den Arbeiterorganisationen zur Regelung der Lohnfrage ein zuberufen.

Die Firma hatte schon früher durch Anschlag bekannt gegeben, daß fie den Streitbrechen 6 Mt. zum Wochenlohn zulegen wollte, ein Beweis dafür, daß sie wohl in der Lage ist, höhere Löhne zu zahlen. Sie hat allerdings auch damit ihre Fensterpuber nicht von der Arbeitsniederlegung abzuhalten vermocht, die jedoch nicht am 11., sondern erst am Mittwoch dieser Woche durchgeführt wurde, nachdem die Firma auch noch die Vertrauensleute gemaßregelt hatte. Dem Ersuchen des Herrn Schmitzdorf um Polizeischutz ist im Uebermaße entsprochen worden. Im Hause der Firma selbst foll eine fliegende Polizeiwache errichtet und ein Leutnant mit an die 20 Mann sollen dort ständig untergebracht sein. Die ganze Betristraße scheint im Belagerungszustand zu sein, und am Frei­Diese Nesolution steht auf dem Boden des sogenannten tag abend hat die Polizei sogar Gastwirtschaften räumen lassen, in denen nach ihrer Meinung Streifende verkehrten. Jedenfalls Brooklands.Bertrages, der die Arbeitsfragen im eng werden die dadurch schwer geschädigten Geschäftsleute lischen Tertilgewerbe regelt. Danach ist jede einmalige Sohn. Schadenersaktlage erheben. Man erlebt hier abends das erhöhung oder Lohnreduktion auf 5 Proz. begrenzt und die Ab Schauspiel, daß sechs Streitbrecher von zwölf Schuhleuten nach dem haltung gemeinsamer Konferenzen vorgesehen. Die Arbeiter Untergrundbahnhof Spittelmarkt gebracht werden und daß der werden sich diesem Versuche der Lohnkürzung voraussichtlich wider. Bahnhof mittlerweile für andere Leute abgesperrt wird. sehen. Sie haben es nicht vergessen, wie die Unternehmer zur Es sind im ganzen 18 Streitbrecher vorhanden, während 150 Mann Zeit der Hochtonjunktur, als die Aktionäre unerhörte Dividenden im Streit stehen. Der ganze Verlauf der Versammlung bewies, einfacten, auch die geringsten Forderungen der Arbeiter schroff daß die Fensterpußer Berlins nun im stande sind, den Kampf er zurüdwiesen und es beinahe auf einen großen Entscheidungskampf folgreich durchzuführen, wie sie denn auch entschlossen sind, der Aus- ankommen ließen. Dagegen führen die Unternehmer bei dem führung von Streifarbeit für Staehr durch andere Firmen einen ersten Zeichen des geschäftlichen Niederganges die organisierte Riegel vorzuschieben. Als Firmen, die solche Streitarbeit aus short time", d. h. die kurze Arbeitswoche von 4 oder 5 Tagen führen, wurden genannt: Mossy, Arlt, Edelt und Schmidt, ein, die für die gesamte Arbeiterschaft mit so großen Opfern und Insterburgerstraße.- Die Versammlung nahm einstimmig folgende Entbehrungen verbunden ist. Die Fabrikanten behaupten, die Resolution an: Lohnreduktion sei eine Vorbedingung zur Aufbefferung der gegen wärtigen schlechten Geschäftslage in der Textilindustrie. Dies wird von den Arbeitern entschieden bestritten und vielmehr auf die Notwendigkeit der Beschaffung von mehr und billigerem Roh material zur Aufhebung der geschäftlichen Stockung hingewiesen.

" Die versammelten Fensterpußer brüden den ftreifender Kollegen der Firma Staehr ihre volle Sympathie au. Sie ber­sprechen alles daran zu sehen, um den betreffenden Kollegen zum Siege zu verhelfen. Sie versprechen ferner, finanziell wie materielle Opfer zu bringen, bis auch den Kollegen der Firma Staehr beffere Lohn- und Arbeitsverhältnisse zugestanden

werden."

Zu dem Streit der Leitergerüstbauer, Kutscher und Plazi arbeiter der Firma Allgemeine Berliner Gerüstbau- und Leih­anstalt, A.-G., Charlottenburg ( 2. Altmann), ist zu berichten, daß derselbe unverändert fortdauert. Streitbrecher haben sich bis jekt noch nicht gefunden. Die getreuen Poliere des Herrn Altmann fahren unter der Bewachung der Polizei von einer Arbeitsstelle aur anderen, um dort die Arbeiten der Streifenden unter polizei­lichem Schuße fertig zu machen. Gestern wurden im Lotal- An­zeiger" und in der Charlottenburger Neuen Zeit" Arbeitswillige verlangt; doch gelang es den Streifenden, die Arbeitswilligen ab­zuhalten. Zuzug ist streng fernzuhalten.

Deutscher Transportarbeiterverband, Bezirk Groß- Berlin. Achtung, Friseurgehilfen! Beigelegt sind die Differenzen bei Arndt, Bergmannstr. 112. Für Mitglieder gesperrt: Rose­mann, Emdener Straße 4. Verband der Friseurgehilfen. Deutfches Reich.

Verfammlungen.

Zentralverband der Maschinisten und Heizer. Die Verwal tungsstelle Groß- Berlin dieses Verbandes hielt am Sonntag in den Arminhallen" eine außerordentliche Generalversammlung ab, um über die Anträge zum Verbandstag zu beraten, der am 15. Mai zusammentritt und in Hamburg stattfindet. Nachdem der Vorsitzende Schwittau eine furze Uebersicht über die wich­tigsten der vorliegenden Anträge gegeben hatte, wurden diese zur Beratung gestellt und, soweit es nötig war, zur Abstimmung ge­bracht. In einer großen Anzahl von Anträgen werden verschiedene Abänderungen des Verbandsstatuts vorgeschlagen, und darunter find mehrere, die teils Erhöhung oder weiteren Ausbau der Unter stüßungen, teils und auch nebenbei Erhöhung der Beiträge zum Biele haben. Diesen Anträgen gegenüber tourde hervorgehoben, daß Erhöhung der Unterstützungen ohne Beitragserhöhung nicht durchführbar sei und, da die Versammlung eine Beitragserhöhung nicht für angebracht hielt, lehnte sie die Anträge ab bis auf einen, wonach die Krantenunterstützung um 2 M. herabgefeßt und die Arbeitslosenunterstützung um denselben Betrag erhöht werden soll. Durchaus ablehnend verhielt sich die Versammlung gegenüber einem Antrag, dem Verbandsvorstand das Recht zu geben, Mitglieder aus. zuschließen, ohne daß ein Ausschlußantrag aus den Zahlstellen vor. liegt. Ebenfalls als gänzlich unannehmbar bezeichnet und eins stimmig abgelehnt wurde ein Antrag, wonach die von den Mita gliedern der Zahlstellen zu wählenden Ortsfunktionäre der Be tätigung durch den Verbandsvorstand unterliegen sollen. Ein An trag, daß Vorortszahlstellen sich mit dem Hauptort, fleinere Zahl stellen sich in einem bestimmten Umkreis zu einer einheitlichen Ver­waltungsstelle zusammenschließen sollen, fand allgemeine Zustim mung. Von mehreren Bahlstellen find Anträge auf Anstellung neuer befoldeter Gauleiter eingebracht, während der Verbands. borstand vorschlägt, borläufig einen neuen Gauleiter anzustellen. Gegen diesen Antrag wurden feine Einwendungen erhoben. Unter den übrigen Anträgen, die in der Versammlung zur Sprache tamen, find auch solche, die eine Verschmelzung mit anderen Ber bänden zum Ziele haben. Der Vorsitzende führte hierzu aus, daß die Verhältnisse dazu zwingen, diese Frage, die schon auf der Tages. ordnung des vorigen Verbandstages stand, in Hamburg von neuem zu erörtern.

Im Königsberger Tischlergewerbe wird es am Anfang nächster Woche zum Tarifabschluß tommen. Die Unternehmer weigerten sich bisher, den auf der Berliner Konferenz für Königsberg vereinbarten Grundsäßen Anerkennung zu geben. Die Tischlergesellen nahmen die Grundsäge an, obwohl sie bedeutend die ursprünglichen Forde, rungen der Lohnkommission einschränkten. Auf Antrag der Unter­nehmer mußten die Grundsäße nochmals dem Berliner Schieds­Der Streik der Fensterputzer bei Staehr u. Co. gericht, das sich aus Vertretern der vertragschließenden Organisa beschäftigte am Freitag eine öffentliche Versammlung der Fenster fionen, Arbeitgeberschußverband für das Holzgewerbe und Holz puzer Berlins und Umgegend, die im großen Saale von Stube, arbeiterverband, zusammensetzte, unterbreitet werden. Die Arbeit früher Feuerstein, in der Alten Jafobftraße stattfand. Die Fenster geber gaben ihr Versprechen ab, sich dem dann gefällten Schieds. puter hatten burdy außerordentlich zahlreiches Erscheinen bewiesen, spruch unter allen Umständen fügen zu wollen. Das Schiedsgericht mie start sie jetzt in ihrer Organisation dastehen und welches leb- hat die Grundsätze in unveränderter Form nochmals angenommen. hafte Interesse fie an dem Kampf ihrer Kollegen in jenem inter - Der Vorsißende der Königsberger Tischlerimmung gab daher der Ver­nationalen Reinigungsinstitut nehmen. Der Referent Lamwaltungsstelle des Holzarbeiterverbandes den Bescheid, daß nunmehr brecht schilderte die Entwicklung des Streifs. Seit dem Jahre dem Tarifabschluß nichts mehr im Wege stehe. Der neue Tarif 1908 ist die Bahl der im Transportarbeiterverband organisierten wird auf vier Jahre abgeschloffen. Er läuft mit rüdwirkender Kraft Fensterputzer von 266 auf über 700 gewachsen. Die Firma Staehr vom 1. Abril 1910 bis 1. April 1914. Gr bringt im ersten Jahre hat alles aufgeboten, um aus ihrem Betriebe die Organisation fern der Vertragszeit 1 Stunde Arbeitszeitverkürzung pro Woche und zuhalten, aber damit ebenso wenig, wie die anderen Firmen, Gr- 2 Bf. Lohnerhöhung pro Stunde. Im zweiten und dritten Jahre folg erzielt. Der jetzige Leiter des Geschäftes, Herr Schmit wird die Arbeitszeit wiederum um je eine Stunde pro Woche vers dorf, Leutnant a. D., war außerdem bemüht, ein ganz militäris fürzt, gleichfalls tritt im zweiten Jahre eine Erhöhung des Lohnes Nach Erledigung dieses Punktes der Tagesordnung wurde eine sches System in Betriebe einzuführen, und als die Fensterpuber um 2 Pf. pro Stunde ein, ebenso im dritten Jahre, nur das vierte ftimmig beschlossen, für die Maschinisten und Heizer selbständig eine vor einiger Zeit Forderungen stellten, würdigte er sie feiner Ant Vertragsjahr bleibt von Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzung Maidemonstrationsversammlung zu veranstalten, die, wie die Ber wort, sondern schickte das Schreiben uneröffnet zurüd. Was die unberührt, so daß in der vierjährigen Vertragszeit 3 Stunden fammlungen der übrigen Gewerkschaften und Gruppen, mittags Fensterpuker von der Firma verlangen, ist außerordentlich beschei- Arbeitszeitverkürzung pro Woche und 6 Pf. Lohnerhöhung pro 12 Uhr stattfindet. ben: als Anfangslohn nur 24,50 Mt. und als Höchstlohn, der in Stunde herauskommen. Für die Verkürzung der Arbeitszeit findet ſtaffelweiser Erhöhung von 1 Mt. nach je 6 Monaten erreicht wer Rohnausgleich statt. Die Festlegung der Affordfäße und die Be. Letzte Nachrichten und Depefchen. ben foll, 27,50 mt. Die geforderten Löhne find also so gering, daß zahlung der Ueberstunden erfolgt prozentual der Grundpofitionen. fie bei den herrschenden Teuerungsverhältnissen zur Erhaltung einer Familie gar nicht einmal ausreichen und ebenso wenig der In der Bewegung der Bürsten- und Binfelmacher zu Nürnberg schweren und oft auch lebensgefährlichen Arbeit eines Fenster. fonnte feine Ginigung erzielt werden. Die Hauptpunkte der Ar pubers entsprechen. Man hat bei Aufstellung der Forderungen beiterforderungen find Arbeitsschluß an Sonnabenden mittags, fo mehr Rücksicht auf die bestehenden erbärmlichen Lohnverhältnisse daß die bisherige 54½stündige Wochenarbeitszeit auf 52% Stunden genommen, als auf das, was zum Leben eigentlich notwendig ist. verkürzt würde, und eine allgemeine Lohnerhöhung von 15 Bros. Es ist festgestellt, daß der Durchschnittslohn bei Staehr u. Co. nur Die Unternehmer aber wollen mur 10 Prog. Lohnerhöhung gewähren, 20 Mt. beträgt, der niedrigste Lohn 18 Mt., der höchste 24,50 ct. dagegen sich auf keine Verkürzung der Arbeitszeit einlassen. Die Dazu kommt, daß die angegebenen Löhne sehr häufig gar nicht Arbeiter scheinen nicht geneigt, darauf einzugehen, so daß es zum einmal zur Auszahlung kommen. Es besteht nämlich bei der Firma allgemeinen Streit kommen dürfte. In der Fabrik von Gebr. Stegensteiner ist der Ausstand bereits ausgebrochen.

Ausland.

Die Eisenbahner in Frankreich .

ein System, wonach den Fensterpuzern Lohnabzüge von wöchentlich 8, 4, 6, ja 8 mt. gemacht werden, und zwar meist deswegen, weil fie die Masse von Arbeit, die sie für den geringen Lohn verrichten follen, mit dem besten Willen nicht leisten können. So fommt es bor , daß der Fensterputzer für die Arbeit der ganzen Woche mit Der Arbeitsminister Millerand empfing gestern eine bord. 12, 11, 9, ja gar nur 8 Mt. abgespeist wird. Die Firma Staehr erfucht ihre Stundschaft durch ein Rundschreiben, Nachsicht zu üben, nung der Eisenbahner. Diese beklagten sich über verschiedene un­wenn die Arbeiten jest nicht so prompt ausgeführt werden wie leibliche Zustände, welche in der Verwaltung der Staatsbahnen bisher, und sie so über die Katastrophe hinwegzuhelfen. Sie kündigt herrschen. Millerand versprach den Delegierten, daß er sich be die Anstellung neuer tüchtiger Leute an und erzählt ihrer Kund- mühen werde, daß die neue Reform ihre ganze Wirkung ausübe. schaft ferner, daß bei dem Streit Lohndifferenzen nicht vorliegen. Weiter heißt es in diesem Rundschreiben:

" Wir zahlen je nach Beistung 2öhne von 18 bis 28 Mr. Auch ist jedem Arbeiter Gelegenheit gegeben, mehr zu verdienen, wenn er dementsprechend arbeitet. Leider haben wir die Er­fahrung machen müssen, daß ein großer Teil der Leute besser bezahlte Arbeit ablehnte und direkt geringeren Lohn verlangte, um weniger arbeiten zu brauchen."

Daß sich unter den Fensterputzern auch nur einer finden sollte, der geringeren Lohn verlangt und besser bezahlte Arbeit ablehnt, wollte natürlich keiner glauben. Daß die Firma Löhne bis zu 28 mt zahlt, wurde als unrichtig bezeichnet und ist ja schon durch die wahrheitsgemäß geschilderten Lohnterhältnisse widerlegt. Wenn bie Firma wirklich weiß, daß sie ihren Fensterpuzern eine aus Berantw. Redatt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.:

Der Streik der französischen Seeleute.

Das Syndikat der eingeschriebenen Seeleute hat sich mit dert Seeleuten in Marseille solidarisch erklärt und beschlossen, den Generalstreit zu berkünden.

Das Echo de Paris" will wissen, daß der revolutionäre all­gemeine Arbeiterverband den streikenden Seeleuten in Marseille beträchtliche Geldsummen zur Verfügung gestellt habe. Der Präfett von Marseille hat erklärt, da die Ordnung wieber. hergestellt sei, werde er eine Abordnung der eingeschrie benen Seeleute empfangen, jedoch unter der Bedingung, daß sie sich aus solchen Mitgliedern zusammensetze, die nicht Gegen stand einer Beschwerde oder einer gerichtlichen Verfolgung seien.

.Glode, Berlin , Diud u, Berlag: Borwärts Buchdr, u. Berlagsanftal

Tödlicher Unglücksfall.

Beim Rohlenberladen verunglückten heute nachmittag die Arbeiter Emil Gburr aus Rummelsburg und Karl Farobky aus Lichtenberg auf dem Güterbahn. hof Friedrichsfelde- Lichtenberg tödlich. Sie rollten einen be. Ia denen Wagen ab, indem sie sich gegen die Puffer lehnten. Von einem anderen abrollenden Wagen wurden sie dann zerquetscht und auf der Stelle getötet.

Die Lage in Albanien.

nestüb, 16. April. ( B. H. ) Nach Pristren sind Maschinen gewehre und Train von Adrianopel und zwei Batterien Schnellfeuer. geschüge von hier abgegangen.- Nashar Bei, der hiesige Wali, ist gestern zurückgekehrt und verbleibt in seiner Stellung.

Konstantinopel , 16. April. ( W. T. B.) Heute abend find zwei Jägerbataillone unter dem Kommando des Brigadegenerals Osman und zwei Batterien nach Oberalbanien abgegangen. Die Gesamt­zahl der ausgesandten Truppen beträgt etwa 20 000,

In eine Transmission geraten. Neustadt a. 5. Hardt, 16. April. ( B. H. ) In Niederauerbach geriet gestern das achtjährige Söhnchen des Gerbers Müller in eine Transmission. Zwei Frauen, die zu Hilfe eilten, wurden berlebt, die eine babon lebensgefährlich.

Gattenmord und Selbstmord.

Baris, 16. April. ( B. H. ) Der Bankbeamte Chappon nais in St. Cloud erscoß heute in einem Anfall von Neus rasthenie seine Gattin und darauf sich selbst.

Paul Singer& Co., Berlin SW, Sierau 5 Beilagen w, Unterhaltungsb