r. 89. 27. Jahrgang.
Sonntag, 17. April 1910.
tegischer Bahnen gebaut sind, die nicht dem Intereffe Elsaß - die elsaß - lothringische Regierung sich im Interesse des ReichsLothringens, sondern dem allgemeinen Reichsintereffe dienen. Das landes eifrig an den Kommissionsverhandlungen beteiligen wollte. Reichsland wird also zugunsten des ganzen Reiches belastet. Und( Beifall im Zentrum.)
65. Sibung. Sonnabend, den 16. April, bormittags dem trägt der Entwurf in feiner Weise Rechnung. Dabei ist das Abg. Dr. Neumann- Hofer( Fortschr. Vp.): Die Vorlage, die
11 Uhr.
Am Bundesratstisch: Wermuth.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Beratung eines Reichsbesteuerungsgesetzes,
nehmen.
-
nicht erheben.
Reich Rechtsnachfolger der französischen Ostbahngesellschaft, die übrigens einen anderen Namen haben müßte, wahrt die Interselbstverständlich steuerpflichtig nach den allgemeinen Steuergrund- essen der Einzelstaaten in einigermaßen befriedigender Weise. fäßen war, und ihr Rechisnachfolger hätte doch selbstverständlich Dennoch bedarf das Gesez noch sorgfältiger Prüfung in der Kontdiese Steuerpflicht zu übernehmen.( Zustimmung bei den Sozial mission. demokraten.) Nach einigen fast unverständlich bleibenden Bemerkungen des werden, zeigt unter anderem das Beispiel von Hillesheim , wo 302 miffion verwiesen. Wie schwer durch die Reichsbetriebe die Gemeinden belastet Abg. Beder- Cöln( 8.) wird die Vorlage an die BudgettomSchulkinder vorhanden sind, deren Eltern in den Gisenbahnwerkstätten von Mülhausen beschäftigt sind. Zu den Lasten dieser GeEs folgt die erste Beratung des Gesetzes über die Aufstandsausgaben für Südwestafrika. meinde trägt das Reich nichts bei, während Privatbetriebe, falls Der Entwurf bringt eine Aufstellung der Se osten des Auf. in solchen dieselben Arbeiten gemacht würden, ſelbſtverſtändlich stan be 8 und verlangt eine Dedung der Mehrausgaben durch eine herangezogen würden. Der Gemeinde aber erwachsen erhebliche tandes Schullasten und auch Armenlasten aus diesen Betrieben, die nun anleihe von 23,7 Millionen Mark; die übrigen Aufstandsvon den sonstigen Steuerausgaben gedeckt werden müssen; so muß ausgaben sollen aus den ordentlichen Einnahmen des Schuhgebietes die Gemeinde jetzt ein neues Schulhaus bauen, und ebenso ist ein gedeckt werden, Strankenhaus nötig, gerade zufolge der Erkrankung von Personen, Abg. Erzberger( 8.) ist erfreut, daß endlich mit einer Abrech die in den Reichsbetrieben gearbeitet haben. Da ist es doch nicht nung der Ausgaben für den Aufstand begonnen wird, bemängelt mehr wie billig, daß diese Betriebe zu den Gemeindelaften heran- aber die Kontrollbestimmungen als ungenügend, so soll eine Brüs gezogen werden, und zwar in dem bollen Umfange wie Private fung und Kontrolle der in das Schutzgebiet gelangten oder dort beschafften Gegenstände nur insoweit stattfinden, als besondere btriebe.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Diese Dinge müssen in der Kommission so geregelt werden, Verhältnisse dazu Anlaß geben". Wie notwendig eine scharfe daß man in Zukunft nicht mehr von einer Drüdebergerei des Material- Kontrolle fei, zeige der Umstand, daß 500 000 Paar Reiches sprechen darf. Unterhosen vorhanden sind, ebenso, daß die Firma Woermann
-
--
welches das Reich zu Gebühren für die Benutzung von im öffent lichen Interesse unterhaltenen Veranstaltungen in den einzelnen Bundesstaaten und Gemeinden und zu Grund- und Gewerbesteuern heranziehen will. Abg. Dr. Brunstermann( Rp.) erklärt die Zustimmung seiner Freunde zu dem Entwurf; er gebe den Gemeinden einen Erfaß für Abg. Gröber( 8.) ist mit den allgemeinen Grundsäßen des Ent. wurfs einverstanden. Man solle aber die Besteuerung der Reichs wurfs einverstanden. Man solle aber die Besteuerung der Reichsbetriebe durch die Gemeinden nicht nur zulassen, sondern prin: zipiell bestimmen. Der Einwand von der Souveränität des Reiches sei hinfällig, die Bundesstaaten seien selbständige souveräne Staaten mit selbständigen Aufgaben, für welche das Reich keine übergeordnete juristische Person bilde. In seinen weiteren Ausführungen auf der Tribüne im Zusammenhange unverständlich ſcheint der Redner zu bedauern, daß der Entwurf nicht weiter gehe und namentlich feine direkte Besteuerung des Reiches zulasse. Reichsschahsekretär Wermuth: Mit der Vorlage wollten wir Wie außerordentlich diese Vorlage in die Verhältnisse der bor einigen Jahren an das Reich 750 000. zurückzahlen mußte. mehrfach geäußerten Wünschen des Reichstags und weiter Streise einzelnen Gemeinden eingreift, zeigt der Umstand, daß infolge( Hört! hört! im Zentrum.) Ins Blaue hinein ist bestellt worden, der Bevölkerung entgegenkommen. Zunächst will der Entwurf den dieses Entwurfs Straßburg allein 105 000 M. einbüßt.( ört und als ein Lieferant stubig wurde und fragte, ob fein Irrtum Gemeinden, in denen Reichsbetriebe sich befinden, ein gesetzliches hört! bei den Sozialdemokraten.) Da ist es doch lächerlich, wenn vorliege, bekam er die bureaukratische Antwort:„ Eine Be. Recht zur Heranziehung dieser Betriebe zu den Gemeindelaften man von den 200 000 W., welche die Reichseisenbahnen geben hör de irrt nicht!"( Große Heiterkeit.) Die nähere Prüfung geben. Wir hofften, das könnte schon zum 1. April d. J. geschehen. fellen, ein großes Gerebe machen will. Allerdings verteilen fich der einzelnen Bestimmungen fann in der Budgetkommiffion erDie Beträge dafür haben wir bereits vorgesehen. Wenn Sie heute die Ausfälle auf die einzelnen Berwaltungen. So verliert durch folgen, an die ich die Vorlage zu verweisen beantrage. Aber auch nicht in der Gebelaune sind, werden wir diese Beträge tiefbetrübt den Wegfall des Oftrois Mülhausen von der Post- und Tele- hier bitte ich zu beantworten, ob die geforderten 23,7 Millionen wieder in die eigene Tasche steden.( Große Heiterfeit.) Ferner soll graphenver.paltung 5000 m., von der Heeresverwaltung 2000 W., nun die genaue Abrechnung darstellen. Als wir einen Abstrich Elsaß- Lothringen für die Gemeinden mit Eisenbahnbetriebsstätten von den Reichseisenbahnbetrieben 17 000 m., zusammen also 24 000 von 9 Millionen Mark beantragten, wurde Beter und Mordio durch aus den Ueberschüssen der Reichseisenbahnen 5 Broz, mindestens Mart. Und dazu kommt noch ein weiterer Berlust von 16 000 m. ganz Deutschland geschrien.( Sehr richtig! im Zentrum), und die jedoch 200 000 m. erhalten, und zwar ohne Gegenleistung, denn infolge des Wegfalls der Gebäudesteuer, so daß diese Stadt allein Regierung löfte den Reichstag auf, aber sie hat sich nicht gescheut, die Aufhebung der Oftroivergütungsgelder auch in Elsaß- Lothringen durch das Gesetz 40000 m. jährlich einbüßt.( hört! hört! b. b. Sozial. 23,7 millionen Mart mehr auszugeben, ohne dem muß sowieso erfolgen. Das Gesetz will also nur geben und nicht demokraten.) Wir hören nun freilich, daß dafür die Kafernierungs. Reichstag ein Sterbenswort zu sagen.( Sehr ist ganz zweifellos, und sie entspricht einem praktischen Bedürfnis, man davon überhaupt reden kann. Die Juristen sind sich Die Zuständigkeit des Reiches zu dieſer Gesetzgebung beiträge in Zukunft wegfallen sollen. Aber ich begreife nicht, wie richtig! im Zentrum.) Das zeigt, wie recht Graf Posadowskh hatte, fo als er schrieb:" Der Streitpunkt, der zur Auflösung des Reichsum eine einheitliche Ordnung und gefeßliche Grundlage auf diesem weit Juristen überhaupt einig sein können- darin einig, daß diese tags führte, fann nicht als solcher betrachtet werden, bei dem es Gebiet zu schaffen. Staatsrechtliche Bedenken sollte man hier also Kasernierungsbeiträge überhaupt nicht erhoben werden dürfen; sich ernsthaft um Versagung der Mittel zur Verteidigung des daß diese aus der französischen Zeit stammende Verpflichtung durch Reiches gehandelt hat."( Lebh. Hört! hört! im Zentrum.) Also Abg. Ahlhorn( Fortschr. Vp.): Es wäre bedauerlich, wenn durch die Reichsverfassung aufgehoben ist, daß diese Beiträge also über wegen 8 Millionen Mart: Reichstagsauflösung, aber 23 MillioAufwerfung staatsrechtlicher Bedenken die Verabschiedung der Vor- haupt zu Unrecht erhoben werden. Auch kommt ihre Aufhebung nen Mark werden mehr ausgegeben. Aber deshalb wollen wir lage berzögert werde; seit 25 Jahren verlangen wir eine derartige nur den wenigen Städten zugute, die schon vor 1870 Garnisonen nicht streiten.( Sehr gut! und: Das glauben wir! bei den Sozialgefeßliche Regelung im Interesse der Gemeinden, welche infolge der hatten, das ist Straßburg , Mek und, ich glaube, auch Colmar , bei demokraten.) Diefe 23,7 Millionen Mart sollen neu gepumpt Reichsbetriebe in ihren Gemarkungen gezwungen sind, ihre Kom- allen anderen tann von Kasernierungsbeiträgen überhaupt teine werden. Das widerspricht dem Grundsay, den der Schaßfekretär munalsteuern ganz außerordentlich zu erhöhen. Auf die Einzel- Rede sein; diese Begründung soll lediglich nach außen den Schein aufgestellt hat und dem meine Freunde zugestimmt haben: Keine heiten des Entwurfs will ich nicht eingehen, da wir ihn ja wegen erweden, als ob man den Gemeinden entgegenkommen will. Aber Ausgaben ohne Deckung. Diese Deckung kann dadurch gefunden der erhobenen Bedenken in eine Kommission werden verweisen praktische Bedeutung hat die ganze Frage der Kasernierungskosten werden, daß die großen kapitalistischen Gesellschaften diese Kosten müssen. Bedenken haben wir gegen die Befreiung der Militärspeise- nicht mehr, wenn es auch gut ist, daß man sie durch eine ausdrüd übernehmen; 405 Millionen Mark betragen die gesamten Kriegseinrichtungen und ähnlicher Anstalten von Steuern, die eine Folge Itche Bestimmung aufhebt. kosten, und im wesentlichen haben diese Gefell. der Befreiung des Reichsfistus von Verbrauchsabgaben sein soll; Besonders möchte ich noch betonen, daß die Offiziere von den schaften Vorteil bon dem Kriege gehabt, es ist also diese Anstalten machen dem gewerblichen Mittelstand eine erhebliche Kommunalsteuern befreit sind, obgleich sie die kommunalen Gin- billig, daß sie einen Kriegsbeitrag leisten, was zuerst der Konkurrenz, und ihre Befreiung von Steuern ist daher ganz un- richtungen, die Schulen usw., in Anspruch nehmen wie jeder Regent von Braunschweig , Brinz Albrecht von Mecklenburg , angeberechtigt. andere. Die Steuerfreiheit der vom Reiche angestellten und regt hat. Im Reichstag wird sich sicher eine Mehrheit dafür beschäftigten Personen ist direkt unverständlich, und statt sie zu finden. beseitigen, soll sie noch erweitert werden, indem auch die Offiziers Abg. Dr. Görde( natl.): Wir erkennen an, daß eine einheits Speiseanstalten und Kasinos der Steuerpflicht entzogen werden liche Abrechnung ohne Trennung nach einzelnen Jahren genügt,- sollen. Jeder Arbeiter, der ein Einkommen von 700 Mart hat, daß große Summen zu Unrecht in die Taschen von Lieferanten und wird zu den Gemeindelasten herangezogen, hochgestellte Offiziere Gesellschaften gefloffen find, fann ich nicht zugeben. Daß die not. aber nicht. Ein solcher Bustand ist unhaltbar und muß unbedingt wendige Summe erheblich um 23,7 Millionen überschritten werden geändert werden.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) wird, glaube ich nicht. Der vom Vorredner angeregte Gedanke, daß Auf Einzelheiten will ich nicht näher eingehen, dazu wird in sie von den großen Gesellschaften, die den Vorteil vom der Kommissionsberatung Zeit sein, mir das eine will ich schon Krieg gehabt haben, getragen werden sollen, ist sehr be. mit meinen Freunden konnte ich Mit den Ausführungen des Abgeordneten Gröber, die einen jeßt betonen, daß der Absatz 4 von§ 5 nicht bestehen bleiben ste che nd, und ich persönlich start partikularistischen Zug hatten, find meine Freunde nicht ein- fann. Er lautet: Werkstätten und ähnliche Einrichtungen der darüber natürlich noch nicht sprechen halte ihn für sehr er. verstanden. Die Steuerpflicht des Reiches muß awar für die Ge- Reichseisenbahn gelten nicht als fabritmäßige oder fabritähn. wägenswert. Deshalb bin ich auch einverstanden mit der Uebermeinden gegeben fein, aber der Rahmen, in welchem diese Steuerliche Betriebe." Die Gemeinden mit Eisenbahnbetrieben sollen also weifung des Entwurfs an die Budgetkommission, obwohl er als pflicht sich betwegt, muß selbstverständlich vom Reiche selbst fests benachteiligt werden gegenüber denen mit Militärbetrieben. Dem Rechnungsfache eigentlich an die Rechnungskommission gehen gelegt werden. Diefer Rahmen muß aber so gezogen werden, fönnen wir nicht zustimmen. Es muß unter allen Umständen eine müßte. daß den praktischen Bedürfnissen der Gemeinden Rechnung ge- gleichmäßige Behandlung stattfinden.( Sehr richtig! bei den Staatssekretär Dernburg : Wenn der Entwurf jett zur Ber tragen wird. Hier aber tut der gegenwärtige Entwurf bei weitem Sozialdemokraten.) abschiedung kommt, wird der gesamte Abschluß wohl noch im nicht, was notwendig ist. Die Reichsbetriebe sind sehr verschieden Auf weitere Einzelheiten will ich, wie gesagt, jest nicht eine laufenden Etatsjahre erfolgen können. Ich glaube, mit den über das Reich verteilt. Nur die Betriebe der Poft- und Tele- gehen, dem Grundgedanken des Gesetzes stehen wir sympathisch 28,7 Millionen Mark wird man auskommen. Schon der Reichs. graphenverwaltung sind etwas gleichmäßig verteilt, dagegen be- gegenüber, doch muß es in den Einzelheiten sehr erheblich ge- schatzsekretär Frhr. b. Stengel sagte, es würde eine Mehrforderung finden sich die Betriebe der Marineverwaltung nur an der Küste ändert werden. Damit dieses gründlich und auch recht schnell ge- nötig werden von vielleicht 30 Millionen Mark; es ist uns gelungen, und auch die Militäreinrichtungen sind sehr ungleich verteilt, und schehen kann, beantrage ich, das Geseh nicht an die Budget- diese Summe noch herunterzudrücken. Das Gesetz ist ein Ausdie Betriebe der Reichseisenbahnen befinden sich lediglich in Elsaß tommission, sondern an eine besondere Sommission von 21 Mitnahmegefeß, das sich aber den Rechnungsgewohnheiten des DeutLothringen. Auf diese ungleiche Verteilung der Betriebe nimmt gliedern zu verweisen.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) schen Reiches anschließt. Die Herren vom Rechnungshof haben ihre der Entwurf aber gar teine Rüdsicht, sondern will die Steuerpflicht Abg. Frhr. v. Richthofen- Damsdorf( f.) erklärt sich mit der Befriedigung über die Pflichttreue ausgesprochen, mit der alle des Reiches ganz schematisch regeln, und die Reichseisenbahne Vorlage im Prinzip und im allgemeinen einverstanden. Ueber Beamten in jenen gefährlichen Zeiten ihre Pflicht bei der Berauss betriebe faft steuerfrei lassen. Der Zuschuß von 200 000. fann Einzelheiten sei in der Kommission zu reden. gabung der großen Summen getan haben. Den vom Abg. Erzs der Steuerpflicht des Reiches in feiner Weise entsprechen, er stellt Abg. Bonderscheer( 3.) beklagt die Benachteiligung Elfaß- Loth. berger angeregten Gedanken zur Aufbringung der 23.7 Millionen ja nur eine ganz geringe Abgabe dar, die nicht entfernt dem gleich ringens in dem Entwurfe. Manche Ausführungen, die der Abg. Mart weise ich natürlich nicht zurüd, aber ich verstehe ihn nicht fommt, was das Reichsland bekäme, wenn es seine Eisenbahnen selbst Emmel darüber gemacht habe, fönne er nur unterschreiben. In recht. Vorteil von dem Krieg haben doch nicht nur die Gesell betriebe. Nun sagt man freilich, die Reichseisenbahnen rentieren der Kommission werden hoffentlich Verbesserungen für Elsaß- Both schaften gehabt, sondern auch andere Leute, Kaufleute, Frachts fich nicht; das liegt aber nur daran, daß eine ganze Reihe ftra- ringen erreicht werden, und es wäre sehr wünschenswert, wenn fahrer, die Woermann- Linie, die Adler- Apotheke. Tippelskirch.
Abg. Dr. Heinze( natl.): Entgegen dem Abg. Gröber halten wir es staatsrechtlich für selbstverständlich, daß das Reich von einem Bundesstaat nicht zu einer Steuer herangezogen werden kann, ohne feine Einwilligung. Daher ist die Berechtigung zum Erlaß eines folchen Gesetzes zweifellos. Grundsäßlich stimmen wir dem Gefeße zu, über seine einzelnen Bestimmungen fönnen wir uns noch näher in der Budgetfommission unterhalten, in die ich den Entwurf au verweisen beantrage.
Abg. Emmel( Sog.):
Kleines feuilleton.
Die fchweigenden Schreiter.
( 10. April 1910.)
Die ftets und alles fchaffen vom Morgen bis zur Nacht, fie ließen Werk und Walze und haben fich aufgemacht und kamen von Schacht und Schaufel, aus Qualm und Maschinenfaal,
um ftolz der Welt zu weifen ihr Menfchentum einmal. Sie ziehn heran und vorüber, ein unermeßlicher Zug kein Antlitz, das die Würde des Augenblicks nicht trug. Wer fie erfchaut, den faßt es wie Ahnen und Verftehn: Raufcht nicht aus diefen Maffen eines neuen Geiftes ehn?
Sie aber schreiten und schreiten. Kein Ruf, kein Sang ertönt. Gewaltig unter den Tritten der Boden nur erdröhnt. Sie ziehn in heiligem Schreiten, in heiligem Schweigen hin, ihr Schreiten und Schweigen bekundet hoheitvollen Sinn. Ihr großes Schweigen bedeutet: Nicht fchreit, wer bandeln will. Ein Weltgeftaltungswille befeelt uns ftark und ftill. Hus ihrem Schreiten aber die Künderftimme spricht: So wollen wir fchreiten und fchreiten entgegen dem Leben und Licht!
Die fchweigenden Schreiter! Kein Dichter bat fehnend fie erdacht,
zu köftlicher Wahrheit hat fie das Leben felbft gemacht. In denen, die dürften und darben rang- und rechtelos, bat fich's erfüllt prophetifch und königlich und groß. Drum jubeln Geift und Seele, fiegheiterfter Kräfte voll, Drum fet gelungen, was fchäumend dem Born des Cages entquoll,
ein leuchtendes Begeben, des Dichterwortes wert, daß das Bild von den fchweigenden Schreitern die ringende
Welt erfährt. Iofeph Luitpold.
-
Die Ausstellung der Sezession( die 20.) wurde am Sonnabend Rednertribüne. Alles, was von Mitgliedern des Hauses nicht unter einem erschreckenden Aufgebot von Riesenhüten und sonstigen erlaucht, sondern bloß edel und geehrt ist, liegt im totau unter den Ueberflüssigkeiten eröffnet. Mag Liebermann hielt die Be- Bänken. Ramses wickelt sich vorsichtig die Binden von der grüßungsrede, die auch die legten Zwistigkeiten in der Sezeffion fehlenden Nasenspitze, zieht den Karbollutscher aus dem berührte. Liebermann verwirft die juryfreien Ausstellungen, die in zahnlosen Kieferwerk und sagt:" Rührt euch!" Dann fährt er Paris bereits bestehen und sicher auch in Berlin kommen werden. fort: Ich starb bor 3140 Jahren, aber sowas habe ich seits Für die Berliner Sezeffion gilt die juryfreie Ausstellung als das dem nicht erlebt. Zu meiner Zeit durfte jedenfalls fein Aufgeben ihrer Prinzipien." Die räumlich begrenzte Sezeffion ver Arbeiter die Marseillaise auf der Straße fingen. Ein regierender langt strenge Sichtung! Das Recht auf Irrtum auch gegenüber Stollege beklagte sich neulich bei mir, daß die Leute nicht mal den dem Genie, das ebenso selten wie fruchtbar ist wird in Anspruch Hut abnehmen, wenn sie ihm begegnen; ja, sie hätten sogar er genommen und Förderung der Talente als Aufgabe hingestellt. flärt, der Herr fei ihnen noch gar nicht vorgestellt.( Er schüttelt Gegenüber der Traditionslosigkeit und dem frübreifen Geniestreben bedenklich den Kopf. Ein Auge fällt ihm ins Wasserglas, das will die Sezeffion die handwerkliche Grundlage der Kunst zur andere unter den Tisch.) Ich sehe deutlich, wohin das führen wird. Geltung bringen. Die Sozialdemokratie will jedem Säugling das aktive und paffive
-
-
So das an die Jungen gerichtete Bronunziamento Liebermanns! Wahlrecht gewähren. Nun habe ich seinerzeit ähem 111 Söhne Die Ausstellung felbft fucht Tradition zu schaffen durch Sonder- und 59 Töchter gezeu hervorgebracht, wie geschichtlich beglaubigt ausstellungen des ernst foliden Karlsruher Trübner und des ist. Sie können diese Angelegenheit außerdem im Gothaischen virtuofen Münchener v. Habermann sowie des lebensvollen Hoffalender nachlesen.( Ein Arm fällt ihm aus.) Ja, ich Schweden Zorn, der durch seine kräftig finnliche Farbe entzückt. frage Sie, ist es da nicht beffer, gleich jetzt zu streiken? Eine schöne Ueberraschung wird durch Manets großes Bild: Der Aft, auf dem der Thron fitzt, tanzt wie das Bulverfaß auf dem die Erschießung Maximilians von Meriko geboten. Dies von der Vulkan. Da muß man einschreiten.( Ein Bein fällt ihm aus.) Nun städtischen Kunsthalle in Mannheim angefaufte und leihweise über- hat Majestät zwar Wort gegeben. Leider ähem! Hab' ich auch laffene Bild repräsentiert für Deutschland heute noch ein ganzes getan, feinerzeit. Als Arbeiterkaste damals Standeserhöhung Programm. Ein monumentales Werk großer und reiner Malerei. petitionierte, ließ ich alle höher hängen, am Strick. ( Beifallflatsche) Mit deutlicher Spitze gegen die offizielle preußische Kunsttendenz Also es fommt nur auf die Auslegung an. Folgen Sie meinem beglückwünscht der Katalog die Mannheimer Kunstgalerie dazu, daß Beispiel!"( Er geht gänzlich aus dem Scharnier und wird von den fie fich von feinen anderen Rücksichten leiten zu lassen braucht als Dienern in den Müllfasten gefegt.) Der Wochenbeschauer. bon dem fünstlerischen Werte der zu erwerbenden Werke.
Was sonst die Ausstellung an Altem und Neuem, Einheimischem und Frembem( es sind vorzügliche französische Impreffionisten da) vorführt und wie sie ein reiches Leben und Streben auch in den Jüngeren und Jüngsten offenbart, mag den Einzelbetrachtungen borbehalten bleiben.
Humor und Satire.
D.
Notizen.
-
- Vorträge. Dr. F. S. Archenhold spricht Donnerstag abend 8 Uhr in der Philharmonie über den Halleyichen Kometen . Die elektrischen, optischen und chemischen Erscheinungen, die beim Durchgange der Erde durch den Schweif des Kometen zu erwarten find, werden dabei besprochen und auch Anweisungen zur Beobachtung bes Kometen gegeben werden. Die Mumie Namses II. von Aegypten , als solche erbliches- Weusit chronit. Jm Blüthneriaal findet Sonntag, Mitglied des Herrenhauses, Ehrenchef der Luftschifferabteilung, den 17. April, abends 7 Uhr, das letzte populäre Konzert des Aufsichtsrat der preußischen Staatsschulden usw. usw. besteigt die Blüthner- Drchesters als Wagner- Abend statt.
Die Mumie fpright.