Zr. 89. 27. Jahrgang. 4. KkilU b JinNiti" Ifflim Sonntag, 17. April 19W. Partei- KlngelegenKeiten. Zur Lokalliste. Km Sonntag, den 24. und Montag, den 23. d. M. veranstaltet die„Neue freie VoltSbiihuc" in der �Philharmonie" Konzertaufführungen. Es wird nun seitens der Beteiligten auch unter der Arbeiterschaft Propaganda für diese Veranstaltungen bc- trieben und dabei die Ansicht verbreitet, die.Philharmonie' sei nach dem am 14. Mai 1909 vom Aktionsausschuß an» genommenen Antrag Wurm für diese Zwecke für die Parteigenossen frei. Demgegenüber bringen wir den Antrag Wurm nochmals in Erinnerung. Derselbe verlangt Aufhebung des Boykotts über die.Philharmonie': 1. Bei künstlerischen und wissenschaftlichen Veranstaltungen, also nicht bei Festlichkeiten, Bällen und dergleichen; 2. nur für die einzelnen Genossen, also nicht für Vereine, für diese soll nach wie vor der Boykott bestehen bleiben." Der eigemliche Zweck des Antrages war der, den Genossen, die gewissermaßen infolge ihres Berufs gezwungen sind, bestimmte Veranstaltungen in der.Philharmonie" besuchen zu müssen, dies zu gestatten. Wir ersuchen daher, obigen Ver» anstaltungen fern zu bleiben. _ Die Lokalkommission. Charlottenburg . Dienstag, den 19. April, abends 8l/3 Uhr, im Volkshause: Generalversammlung. Tagesordnung: Vortrag des Genossen Max Schütte über: Wilhelm Bracke . Abrechnung vom L Quartal. Aufnahme neuer Mitglieder und VeremSangelegei, heile». Der Vorstand. Friedenau . Am DienZtag, den 19. April, abends 9 Uhr. Mit- gliederversammlung bei Mechelke, Handjerystr. 60/61. TageS- Ordnung: Aufnahme neuer Mitglieder. OuartalSberichte. Unsere diesjährige Maifeier. Gemeindeangelegenheiten. Anträge und Ver- fchiedenes. Der Vorstand. Brih-Bnckow. Dienstagabend t/a9 Uhr findet bei Filz die Generalversammlung statt. Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstandes und der Funktionäre. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes. Der Vorstand. Tenipclhof. Dienstag, den 19. April, abends 8% Uhr, bei Apelt, Berliner Straße 41: Mitgliederversammlung des Wahlvereini. Vortrag des Genoffen Kurt Hemig über:„Aus der Werkstatt des Kapitalismus ". Verschiedenes. Der Vorstand. Treptow -Vanmschulenweg. OrtSteil Baumschulenweg. Heute Sonntag, den 17. April, früh 8 Uhr. findet von den Bezirks- lokalen aus eine Flugblartverbrcitung statt.— Dienstag, den 19. April, abends 8'/» Uhr, in Speers Festsälen: öffentliche Ver- sammlung. Tagesordnung: Die KoiisumgenoffelischaftSbewegung. Verschiedenes. Ortsteil Treptow . DienStag. den 19. April, abends 8'/z Uhr, im Restaurant Radrennbahn: Mitgliederversammlung deS Wahlvereins. Tagesordnung: Bonrag. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. Lichtenberg . Dienstag, den 19. April, abeneS 8V2 Uhr. findet im Lokal Schwarzer Adler(Gebr. Arnhold), Frankftttter Chaussee 5, die ordentliche Mitgliederversammlung des WahIvereinS mit folgender Tagesordnung statt: 1. Bortrag des Redakteurs Paul John:»Die augenblickliche polittsche Lage'. 2. Diskussion. 2. Bericht von der Kreisgeneralversammlung. 3. Geschäftliches. Pankow . Am Dienstag, den 19. April, abends 8V3 Uhr, findet bei Großkurt, Berlinerftr. 27, die Mitgliederversammlung des Wahlvereins statt. Die Bezirksleitung. Reinickendorf -Ost. Montag abend 8 Uhr findet im Restaurant „Schützenhaus'<Jnh. Jelincck), Residenzstr. 1/2, eine öffentliche Versammlung statt, in der der Genosse Stadthagen über: »Unser Kampf um Freiheit und Recht' sprechen wird. u dieser Versammlung wird heute früh 8 Uhr von den bekannten teilen auS eine Flugblattverbreitung unternommen. Die Bezirksleitung. Tegel . Am DienStag, den 19. April, abends 8>/z Uhr, findet in Jul. KlippensteinS„Seeschlößchen", Spandauer Str. 4, die Mitglieder- Versammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: Kassenbericht, Bericht von den letzten Gemeindevertteterwahlen sowie von der letzten Kreisgeneralversammlung. Die Bezirksleitung. Spandau . Den Genossen, welche sich heute, Sonntag, den 17. April, an dem Ausflug nach Cladow zu dem von den Cladower Genossen veranstalteten Theaterabend beteiligen wollen, zur KennMiS, daß die Abfahrt deS Motorbootes zum ermäßigten Preise von der Brauerei Pichelsdorf snicht Scharfe Lanke) nachmittags Punkt 3 Uhr «folgt._ Der Vorstand. Berliner J�achrichten. Das Wetter der Woche. In diesen letzten«cht Tagen schieden sich Winter und S»mm>er. und die Tempcraturgegensätze, wie sie� in dieser Woche vorkamen, waren außerordentlich scharf ausgeprägt. Nach dem Borbeigang der tiefen skandinavischen Depression, die zu Ende der Borwoche über Lapvland erschienen war, setzte in ganz Deutsckffand wieder das charakteristische rauhe Rückscitenwetter ein, entsprechend der Druckverteilung, bei der das Maximum über dem Ozean war, wo- gegen Minima unter 750 mm Tief« am Weißen Meere und über der östlichen Ostsee lagen. Außerordentlich zahlreiche Regen-, Schnee-, Graupel- und Hagelschauer, die Sonntag in allen Teilen des Landes niedergingen, besonders aber in Pommern und West- Preußen heftig auftraten, drückten in der folgenden klaren Nacht die Temperaturen, besonders in der östlichen Hälfte des Reiches, tief hinab, sodah fast überall Nachtfröste vorkamen. Neu-Strelitz hatte 5 Gr. Kälte; morgens stand auch zu Metz bei Nordoftwind das Thermometer noch ein wenig unter Null. Das Maximum von mehr als 763 mm Höhe war, von einer bei Island neu erschienenen tiefen Depression in Bewegung gesetzt, bis nach Mitteleuropa ge- langt und entsandte einen Ausläufer in nordöstlicher Richtung nach detw Weißen Meere . Diese Drucksteigerung rief in Nordwest- und Nordrutzland nochmals eine alißerordentlich starke Abkühlung her- vor. Im Innern Finlands sank das Thermometer auf 9, zu Archangelsk sogar auf 19 Gr. unter Null. Infolge der Aufheiterung durch den hohen Luftdruck stieg in Deutschland Montag die Tempe- ratur zum ersten Male wieder etwas höher empor; doch wieder» ? ölten sich in der Nacht zu DienStag im Osten abermals die Nacht- röste. Im Westen trat dagegen eine nicht unbeträchtliche Erwär- mung ein, sodaß Aachen Dienstag früh schon 8 Gr. Wärme hatte. Im Westen hatte sich nämlich die Luftströmung nach Süden ge- dreht, da die vom Nordmeere nach Lappland gelangte Depression einen tiefen Ausläufer bis zu den Britischen Inseln entsandte, dessen Annäherung an die deutsche Küste� erwärmend wirkte. Die Erwärmung breitete sich allmählich ostwärts aus, besondors. seit- dem Mittwoch über den britischen Inseln sowie westlich vom Kanal neue, sehr ttefe Minima unter 735 mm erschienen waren. Bei ihrer Annäherung war das Maximum des Luftdrucks vollends nach Ost- und Südosteuropa zurückgewichen; ein zweites Hochdruckgebiet lagerte über Island , dessen Kältezone durch den niedrigen Druck �,«llen; diese Regenfälle vermehrten sich sowohl im Nordwesten wie rtn Süddeutschland . Sie waren jedoch nur an der Nordseeküste ziemlich ergiebig, dort auch stellenweise von den ersten Gewittern des J«hres begleitet. In allen übrigen Landesteilen jedoch herrschte heiteres und warmes FrühlingSwetter, das auch Donnerstag fort- dauerte. An diesem Tage hatte Frankfurt a. M. schon eine Mor- gentempervtur von 15 Gr., Berlin und Hannover meldeten früh 13 Gr. Wärme; nur in Dresden fiel etwas Regen. Die Tempera- turen überschritten Donnerstag schon während der Vormittags- stunden 29 Gr. und erreichten nachmittags an manchen Orten Maxima bis zu 24 Gr., also fast die untere Grenze eines Sommer- tages. Der Witterungscharakter war denn auch völlig sommerliche Noch in den Abendstunden hatten die meisten Ort« 13 Gr. Wärme, das TageSmittel erreicht? an manchen Orten 18 Gr., also eine völlig sommerliche Höhe, wie sie erst in der zweiten Junihälfte normal sein würde. Freitag früh hatte sich das Minimum von seinem alten Orte nur wenig entfernt. Nach mäßiger Druckzu- nähme aus 738 mm hatte es sich nordwärts von Schottland ver- lagert, dabei vom Ozean bis nach Rußland reichend. Ein Teil- Minimum unter 742 mm lag über der Nordsee. Das 765 mm übersteigende Maximum befand sich über Jnnenrußland. Dement - sprechend wehten im ganzen Lande noch südliche Winde, wobei die Morgentemperaturen 9 bis 13 Gr. betrugen. Die Regenfälle im Nordwesten und Süden hatten sich wiederholt, und Freitag früh zeigte auch die Bewölkung eine erhebliche weitere Verbreitung. Nur der Nordosten war noch heiter. Infolge der fehlenden Sonnen- strahlen stiegen die Temperaturen Freitag weniger hoch empor wie tagS vorher; sie erreichten aber fast überall noch 13 bis 29 Gr., sodaß der Witterungscharakter unverändert sommerlich blieb. Die Wetterlage ist in Anbetracht des sehr niedrigen Barometerstandes bei uns und angesichts der tiefen westlichen Depression natürlich sehr unsicher. Es scheint allerdings, eL würde sich das Hoch über Rußland behaupten und die Depression nordwärts oder nordnord- ostwärts nach der Polarregion. In diesem Falle kann es zwar auch, nämlich durch ostwärts vordringende Teilwirbel, zu Regen oder Gewittern mit vorübergehender Abkühlung kommen; doch würde der herrschende Witterungscharakter erhalten bleiben und die hohen Temperaturen würden sich noch mehrfach wiederholen Die Gefahr einer Abkühlung tritt erst ein, wenn wir auf die Rückseite des Hauptwirbcls gelangen sollten. Das scheint aber nicht der Fall zu fem. Ist somit also auch die Wetterlage nicht beständig, so wird sie doch trotz zeitweiliger Veränderlichkeit freundlich und sonrmer- lich bleiben. DaS würde auch in den allgemeinen Charakter dieses Frühlings passen, der von Anfang an in seiner EntWickelung, sieht man von dem fast vierwöchentlichen Kälterückfall im März und April ab, der Jahreszeit beträchtlich voraus gewesen ist, der uns im Februar Frühlingswärme gebracht hat und nun im April mit sommerlicher Hitze aufwartet._ Der„Deutschen Warte"(Deutsches Druck- und BerlagShauS, G. m. b. H.) haben wir neulich ins Hinterstübchen geleuchtet und von ihr berichtet, wie sie systematisch den Redaktionsbrieskasten fälschte durch dreiste Plünderung eines Abreißkalenders. Die Be- weife für diese Fälschung befinden sich in unseren Händen. Das Blatt des sächsischen RcgierungsratS a. D. von Stübnitz, welches über dem Briefkastenteil origmellerweife den Vermerk„Nachdruck verboten" trägt, hat sonst auf unsere sachlichen Anzapfungen stets eine faule Entschuldigung zur Hand gehabt. Die famose Fälschung übergeht! es natürlich hartnäckig mit Stillschweigen und gesteht da- durch die Richtigkeit unserer Anklage ausdrücklich ein. Die in demselben Verlage erscheinende„Berliner Hausfrau' hat, wie unlängst ein Angestellter derselben in der sogenannten „Kaffeestunde"— wie biedermeierlich!— ausplauderte, angeblich sechzigtausend Abonnentinnen. Der Herr hat leider den Hinweis vergessen, daß am Kopfe der„Berliner Hausfrau" die Abonnenten« zahl auf eine Viertelmillion angegeben wird. Zur letzten Ruhe geleitet wurde gestern nachmittag auf dem Friedhof in Friedrichsfelde der Genosse Heinrich Graitck aus der Schönhauser Vorstadt des 6. Kreises, der am Sonntag plötzlich aus den Reihen der Kampfgenossen gerissen wurde, mit denen er auf d?in Wege nach der Demonftvationsverfammlung im Friedrichshain begriffen war. Zahlreiche Parteifreunde hatten sich eingefunden, um dem braven Kameraden, der mitten im Kampfe gefallen, die letzte Ehre zu erweisen. Die Feier fand in der Kapelle statt. Der Gesang. verein„Morgengrauen" leftcte dieselbe ein mit dem für den Toten wie geschaffenen Lied:-Ein Sohn des Volkes". Dann trat Genosse Manasse an den Sarg und widmete dem Verstorbenen tiefempfun- dene Worte deS DcmkcS und der Anerkennung für die der Partei trengeleifteten Dienste. Nicht vielen sei da? Glück beschieden, mitten in der Arbeit für Erkämpfung für Volksvechte den Tod zu finden, wie es Heinrich Graack vergönnt gewesen. Mit ihm sei ein Mann dahingegangen, der mit nachahmenswertem Eifer seine ganze Person in den Dienst unserer großen Sache gestellt habe. In seinem Geiste zu kämpfen sei die beste Ehrung, die man dem Verstorbenen er» weisen könne. Wieder ertönte Trauerges«ng. Dann traten der Reihe nach Delegierte an den Sarg und legten LicbeSzeichen als letzte? Andenken nieder. Prachtvolle Blumenspendcn hatten ge- stiftet der Zentnrtvsrstand der Wahlvereine Berlins , die 1., 2. und 3. Mteilnng des 6. Kreises, die ZeitungSkommiffion, die Firma Hintze u Co., die Zahlstelle Berlin des HolzarbeiterverbandeS, die engeren Kollegen, der 525. Bezirk, die Zeitungsboten der„Vor- wärts'-Spediiionen. Viele engere Freunde und Bekannte des Ver- storbenen hatten noch besondere Kränze gespendet. An der Gruft intonierten die Sänger„Im Reich der Gräber" und langsam senkte sich der Sarg mit unserem toten Freunde in die kühle Erde. An der Gruft waren weder Ansprachen noch auch nur Wid- mungen erlaubt, wodurch uns wieder einmal von neuem die Herr- schaft deS Polizeistaates zu Gemüte geführt wurde. Dir maskierte Dame Im Schaufenster. In einem Hause der Friedrichstraß? befindet sich ein Leder- und Bijouteriewarengeschäft. in dessen Schaufenster seit langer Zeit eine junge Dame sitzen muß als lebendige Reklame für einen von der betreffenden Firma geführten Füllfederhalter. Von früh bis spät schreibt die Dame mit einem solchen Federhalter und lockt natürlich durch ihr hübsches Gesicht die Paffanten an. Neuerdings trägt die Dame vor dem Gesicht eine— schwarzseidene Maske. Wie furchtbar nett und rück- sichtSvolH von dem Chef, nicht wahr? Das junge Mädchen soll gegen- über den Passanten nicht bloßgestellt werden. Ach nein, das ist's wohl nicht. Der Chef hat nur gefunden, daß der alte Trick nicht mehr recht ziehen will und ein neues Mäntelchen bekommen mußte. So erfand er die Maskierung und rechnete damit, daß die verhüllte Schönheit doppelt reizt. Beim B«u der Untergrund- und Hochbahn In der Schönhauser Allee wird In einer Weise verfahren, die die helle Entrüstung der Anwohner hervorruft. Um Platz zur Lagerung der Materialien zu schaffen, hat man auf dem Senefelder -PIatz einfach eine An- zahl der schönen großen Bäume umgehauen! Auch In der Schönhauser Allee selbst Ist eine Reihe derselben entfernt. über den Britischen Inseln von uns fern gehalten wurde. Die Zu-...----.,..........------...... nähme des DruckgefällcS in der Richtung vom östlichen Maximum| Das gibt nette Perspeltiven für die Zukunft I Nicht nur, daß man nach dem atlantischen Wirbeln führte eine Verstärkung der südöst-; den Bewohnern der Schönhauser Allee durch den Bau der Strecke lichen bis südlichen Winde herbei, wodurch die Temperaturen rapid HjchBdijn ihre Freude an der schönen Promenade raubt, ge- weittrstlegen. Mittwoch früh hatte.l«chen bereits®arl'lef' stattet man auch einer Privotgefellschast, bort ganz über- Tagsüber stieg das Thermometer an vielen Orten auf 29 Gr. und �. i c. ,,, sogar etwas darüber, wobei das Barometer anhaltend fiel, und im flu s, 1 g erw ei s e nach vandalenart zu hausen. Der Schaden, Bnmenlande bis auf 15 unter Normal sank. Schon in der Nacht der schon letzt dort angerichtet ist, kann m Jahrzehnten nicht wieder «var im Rhssingebiete und an der Nordseeküste etwas Regen ge- 1 g«t gemacht werden. So schnell, wie fie umgehauen worden find, wachsm die Bäume nicht wieder.— WaS sagt die städtische Gartenbauverwaltung zu dem Vorgehen der Hoch» und Untergrund» bahn-Gesellschaft? Berliner Schulschlcnbrian. AuS Lehrcrkreisen wird uns ge» schrieben: Mit Beginn des Winterhalbjahres 1992-93 erfolgte die Einführung des neuen Grundlehrplanes für die Berliner Ge» meindeschuben und die Umwandlung des SiebenklassensystemS in das Achtklaffensystem. Jetzt schreiben wir 1919. Seit acht Jahren wartet die Berliner Lehrerschaft auf ein neues Lesebuch. Die bis dahin benutzen Lesebücher waren für ein siebenklassiges Schulsystem eingerichtet und zugeschnitten Der neue Lebrplan brachte gegen früher naturgemäß eine Verschiebung der Lehrstoffe«nt-- sprechend den 3 Schuljahren und es hätte sich damit eine Umarbei- tung der Lesebücher von selbst verstttilden, denn die Lesebücher sollen ja nicht nur den Stoff zur Uebung der Lesefertigkeit bieten. Bisher war eS wenigstens üblich gewesen, geniäß dem Gesetze der Konzentratton der Lehrstoffe den Schülern solche Lesestücke zum Lesen zu geben, die den Stoff enthalten, der in den Realien zu be» handeln ist, z. B. wenn in der Gescbicbtc von den Alten Deutschen gesprochen wird, dann wird im Deutschen ein hierzu passendes Lese- stück gelesen. Dabei profittert ein Unterrichtsfach vim andern, Das ist jetzt aber unmöglich. Daß die Schule dadurch eines natür» lichen Hilfmittels bei EinPrägung der realisttschen Lernstoffe ver» lustig geht, ist natürlich und bedauerlich. Sie wird sogar durch dies Nichtübereinstimmen benachteiligt, denn nun kann bei den Lesestücken, die wohl oder übel gewählt werden müssen, das nöttge Verständnis nicht vorausgesetzt werden, es muß also erst vermittelt werden und so geht viel Zeit verloren. Dazu kommt noch dev Uebelstand, daß zwei Teile des Lesebuches 1% Jahre lang benutzt werden müssen, obgleich ihr Inhalt nur für ein Jahr berechnet ist. Wenn auch dieser Uebelstand vielleicht dem Geldbemei der Eltern zugute kommt, so ist doch den Schülern damit wenig gedient. ES ist zu bedenken, daß sich die Kinder das Buch überlesen. Wann wird dem Schlendrian ein Ende bereitet? Es scheint, als ob man höheren OrteS mehr Rücksicht auf die Lesebuchverfasse» nimmt alS auf die Schule, denn es ist nicht anzunehmen, daß man mit den Uebelständen einverstanden ist. Ein zweiter Schlendrian mag hier nochmals berührt werden. Er betrifft das Sprachbuch für unsere Berliner Volksschulen. Ein Teil der Schulen ist verdonnert, die sprachlichen Uebungen an der Hand des Uebungsbuches von Uebel zu betreiben. Die Kritik hat dieses Buch einstimmig vernichtend abgelehnt und der„Vorwärts' hat sich mit dem„Werk" recht tadelnd beschäftigt. Trotzdem muh es weiter benutzt werden, obwohl wir viele gute Bücher für den Zweck haben. Hat die Behörde denn nichts von der abfälligen Kritik gelesen? Warum schreitet sie nicht ein? Wie konnte sie überhaupt ein solches Buch genehmigen? Eine Haussuchung nach den kürzlich zur Ausgabe gelangte« fünf Arbeiterliedern, die in Parteikreisen verbreitet wurden, haben gestern in den Bureaus des 4. und 6. Kreises und in der Expeditton des„Vorwärts' stattgefunden. Es wurden an den genannten Stellen mehrere Tausend Exemplare beschlagnahmt. Unerfindlich ist, aus welchem Grunde diese Maßnahme getroffen worden ist. Die in Frag« kommenden Lieder sind«Die Arbeitermarseillaise', „Die Arbeitsmänner', der„Sozialistenmarsch', das„Arbeiterlied' und Herweghs„Bef und arbeit", Lieder, die seit Jahren unbean» standet verbrettet worden sind. Ein schwerer Zusammenstoß zweier Straßenbahnwagen, bei dein zwei Personen verletzt wurden, ereignete sich am Sonnabend früh gegen 7 Uhr in der Landsberger Straße. Dort fuhr der Motor« wagen 1712 der Linie 65 in die falsche Weiche und stieß mit großer Wucht gegen den Anhängerwagen eineS auS der Richtung der Schön hauser Allee kommenden StraßenbahnzugeS. Infolge des Anpralls wurde der auf dem Hinterperron deS angefahrenen Wagens stehende Arbeiter Christian Schulz so heftig gegen die Stirnwand geschleudert daß er zwei tiefe Wunden an der Stirn erlitt. Der in demselben Wagen bedienende Schaffner Räschke erlitt erhebliche Haut« abschürfungen am linken Unterschenkel. Beide Verletzte erhielten auf der nächsten Unfallstation die erste Hilfe und koniiten sich dann nach ihren Wohnungen begeben. Die beiden Straßenbahnwagen wurde» bei dem Zusammenstoß erheblich beschädigt. Der Männerchor„Fichte-Georginia 1879' gibt heude i« fier Brauerei Friedrichshain unter Mitwirkung der Kgl. Hofopcrn» sängerin Frau Knüpfer-Egli ein Konzert. Anfang pünktlich 6% Uhr. Eintritt 50 Pf. Im Zoologischen Garten ist ein überaus seltener, durch eigen» artige Schönheit ausgezeichneter Vogel von den japanischen Lin. Kin-Jnseln eingetroffen, der einen GlaSkäfig deS Neuen Vogel» Hauses bewohnt. Der Prachthäher oder Oalocitu licklki, tote ihn die Zoologen nennen, ist der Wissenschaft noch nicht allzu lange näher bekannt. Die Grundfarbe dieses Hähers ist ein schönes dunkles Mahagonibraun, von dem sich der'blauschwarze Kopf, die mtt weißen Querstreifen gezierten, dunkelblauen Flügel und dev ebenso gefärbte lange Schlvanz prächtig abheben. Ein wertvolles Medaillon mit Photographie hat am Sonntag, den 19. April, ein Arbeiter auf dem Wege von der Strausberger» ftraße nach dem Treptower Park zur Wahlrechtsdemonstration ver» loren. Da es sich um ein Andenken handelt, wird der Finder des Medaillons gebeten, dasselbe bei Max Marr, Büschingstr. 29, vorn 3 Tr. abzugeben. Arbeiter-Samariter-Kolonne. Montag, abend 9 Uhr, 2. Ab» teiluiig. Brunncnstr. 154, Vortrag deS Zahntechnikers Herrn Gedicke über Zahn- und Mundkrankheiten Heute nachmittag 2lh Uhr ordentliche Generalversammlung im Dresdener Garten, wozu alle Mitglieder erwartet werden. Am Mittwoch Lehrabend der 5. Abteilung und Donnerstag der 8. und 4. Abteilung. Da dies die letzten Lehrabende des Winterkurses sind, werden die Mitglieder und Teilnehmer ersucht, vollzählig z» erscheinen und an den Sommerübungsstunden teilzunehmen. Vorort- Nachrichten« Elektrizitätsmonopol im Kreise Teltow . Wie ein Köpenicker Ortsblatt berichtet, beabsichtigt der KreiS» auSschuß von Teltow sein Elektrizitätswerk, das bisher erhebliche Zuschüsse erforderte, an die Berliner Elektrizitätswerke und die Berliner v«rortS-Elektriz«tätSwerke zu verpachten. Als Pachtdauer ist zunächst der Zeitraum von 80 Jahren in Aussicht genommen. Damit würde den geiiannten Gesellschaften für einen großen Teil des Teltower Kreise? auf lange Zeit hinaus ein ElellrizitätS» Monopol eingeräumt werden. Als Pachtsumme sind in den ersten drei Jahren je 65 000 in den nächsten fünf Jahren 76 000 und für jede weitere fünf Jahre 15 000 M. mehr bis zum Höchstbetrage von 130 000 M. zu entrichten. Dafür verpflichtet sich der Kreis, den elektrischen Strom für den Betrieb des Teltow Kanals, der Straßen» bahnen und des Kreiskrankenhauses von den beide» erwähnten Gesell» schasten zu entnehmen. Gegen dieses Projekt macht sich im Kreise eine scharfe Gegnerschaft geltend und auch die Stadt Köpenick erblickt darin eine schwere Schädigung, da ihr durch Schaffung eine» Mono» Pols jede Möglichkeit genommen wird, mit ihrem Elektrizitätswerk die Venachbarten Orte de» Kreises zu versorgen.
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