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die Schutzmannschaft herumgesagt. sie mutzten sämtliche Zugänge von der Altstadt zur Zeil besetzen, um ein Durchdringen des Zuges zu verhindern. Dieser nahm unterdessen ungehindert seinen Weg durch den Hirschgraben nach dem Gewerkschaftshause, wo er sich auflöste. Und hinter ihm drein konnte man SchutzmannSpatrouiNen erblicken. Gegen'/a3 Uhr die Versammlung war um 2 Uhr zu Ende konzentrierten sich die riefigen Aufgebote der Schutzleute um die Konstablerwache; und von hier aus durchschwärmten sie, die Schuppen- ketten herunter, den Feind suchend, in einzelnen Trupps die Stratzen in der Richtung zum Gewerkschaftshaus. In nervöser Hast eilten sie da und dorthin, aber nirgends gab eS für sie etwas zu tun. So erweckte ihre Geschäftigkeit überall nur Heiterkeit. Gegen 3 Uhr wurden die Polizeimannfchaften ins Präsidium zurückgezogen. * In Guben fand zum erstemual eine Versammlung unter freiem Himmel statt, die von 5000 Personen besucht war. »» Am Sonnabend fand in der Mittagsstunde eine Straßen- demonstration in Schweidnitz statt. Um 12 Uhr füllte sich der Ring mit Demonstranten. Die herbeigerufene Polizei nahm zwei Verhaftungen vor. ** Infolge einer Mystifikation erwartete die Polizei im Waiden- burger Kohlenrevier für Sonntag eine Wahlrechts- demonstration und ließ angesichts der Vorkommnisse am letzen Sonntag, auZ Schweidnitz eine Kompapnie Soldaten des 10. In- fantcrieregimentS herbeirufen. DaS vollständig ausgerüstete Militär besetzte die Straßen von Waldenburg und Gottesberg. Da sich der Feind aber nicht blicken ließ, mutzte das Militär abends wieder zurückgezogen werden. Am Sonnabendabend ließ die Polizei- behörde Plakate anschlagen, in denen unter Hinweis auf die strafgesetzlichen Bestimmungen über de» Aufruhr, vor Aus- fchreitmigen gewarnt wurdet In Blumenthal (Provinz Hannover ) hatte die Parteileitung zum Protest gegen Gewalttätigkeiten, die die Gendarmerie am 10. April gegen die Wahlrechtsdemonstranten verübte, für Sonntag zu einer WahlrechtSverfammlung mit DemonstrationSzug auf­gefordert. Die Demonstration, an welcher sich 2000 Personen be- teiligten, verlief ohne Zivischenfälle, da die Gendarmerie, durch die Erfahrungen der letzten Zeit gewitzigt, zu Hause blieb. Graf Oriola f. In der Sonnabendnacht ist der rechtsnationalliberale Reichs» tagsabgeordncte Graf Waldemar v. Oriola an den Folgen eines vor einigen Tagen erlittenen Straßenbahnunfalls gestorben. Ob» gleich er eigentlich weit mehr konservativ als liberal war und ihn mit den Bestrebungen dcS Bundes der Landwirte die innigste Sympathie verband, hat er doch als Nationalliberaler 16 Jahre lang den zweiten hessischen ReichstagSwahlkreiS, Friedberg - Büdingen , im Reichstage vertreten, bis er im vorigen Jahre bei dem parlamentarischeil Kampf um die RcichSfinanzrcform ent- deckte, daß die Erbschaftssteuer eine zu große Last für die Neichen sei und zusammen mit den nationalliberalen Abgeordneten Hehl zu Herrnsheim und Lehmann aus der nationalliberalen Fraktion ausschied. Im Reichstage war cr besonders dadurch bekannt, daß er stets auf«inen wohlgepflegten Bart, eine gute Haarfrisur und feines Parfüm hielt, wie denn auch auf feine Anregung die Ein» richtung einer Friseurstube im Reichstage zurückzuführen ist. Durch seinen Tod wird eine Ersatzwahl im Kreise Jriedberg- Büdingen nötig. Bei der letzten ReichstagSwahl erhielt er im ersten Wahlganoe 8492 gegen 7432 sozialdemokratische Stimmen. Reformer und Freisinnige erhielten 1472 und 8299 Stimmen. In der Stichwahl siegte Oriola mit 11 200 über 8S00 sozialdemo- Iratische Stimmen._ Das Hoch am Bismarck-Denkmal in Frankfurt a. M. Frankfurt a. M., 18. April. (Privatdepesche desVorwärts".) Mit sechs Wochen Haft soll Genosse Redakteur Her- mann Wendel die von ihm bei der Demonstration am 13. Februar am Bismarckdcnkmal ausgebrachten Hochrufe büßen. So will es das Schöffengricht, das Wendel heule zu jener außer- ordentlich hohen Strafe verurteilte. Nach der Anklage soll Ge- nosse Wendel groben Unfug dadurch verübt haben, daß eran- gcsichts einer erregten und zu weiteren Aus- schreitungen geneigten Volksmenge sich auf dos Bismarckdcnkmal hinaufschwang und mit lauter Stimme nach der Menge hin rief: Auf, alle hierher! Hoch lebe das freie Wahl- recht!, so daß die Menge erneut in Aufregung geriet, sich dem Bismarckdcnkmal zuwendete und durch ihre auf die a u f- reizenden Rufe des Beschuldigten zurückzuführende e r- regte Stimmung und Haltung die öffentliche Ordnung und Sicherheit auf den öffentlichen Straßen erheblich gefährdete". Wegen dieser Misse- tat bekam Wendel einen Strafbcfehl von drei Wochen Host, gegen den er natürlich Einspruch erhob. Bei der heutigen Verhandlung ließ die Polizei 14 Belastungszeugen aufmarschieren. Wendel gab ohne weiteres zu, daß er ein Hoch ausbrachte, bestritt aber die Worte:»Auf, alle hicrhier" undPfui!" gerufen zu haben. In striktem Gegensatz zu den Aussagen der Schutzleute standen die zweier Journalisten, des Genossen Kirchner und eines bürgerlichen Redakteurs. An einen Kommissar richtete Wendel die Frage: Sind Sie überzeugt, daß. wenn die Polizei nicht eingeschritten wäre, alles ruhig verlaufen wäre? Der Kom- missar erklärt�, ohwcl Erlaubiris des Polßgei» Präsidenten könne er eine derartige Frage nicht beantworten. Der Vorsitzende ließ dann die Frage Nicht weiter zu. Wendel beantragte nunmehr, Privatzcugen darüber zu vernehmen, daß die Erregung der Masse durch das bru- tale Vorgehen der Polizei hervorgerufen wurde. Das Gericht lehnte dir.sen Beweisantrag ab. Der Staatsanwalt beantragt« drei Wochen Haft. Wendel betonte in seiner Verteidigungsrede, das Recht auf die Straße stehe dem Volke ebensogut zu. wie da« R«cht auf die Lust. Er stehe nicht ars zerknirischtcr Sünder da, fondern er werde das Hoch wiederholen, wann und wo es ihm passe, denn Hochrufe seien nicht strafbar. Wende! plädierte auf Frei» fprcchung. Wenn aber das Gericht der Meinung sei, daß er ein» strafbare Handlung begangen habe, dann verzichte er auf mildernde Umstände. DaS Gericht ging über das vom Staatsanwalt beantragte Strafmaß noch hinaus und ver- urteilte Wendel zu der Höchststrafe von sechs Wochen Haft. Gegen das Urteil wird Genosse Wendel natürlich Be. rufung einlegen. Von zwei weiteren Angeklagten wurde der eine wegen Nicht- folgeleistung zu 20 M. Geldstrafe und der andere wegen Nichtfolgelesstung und Beleidigung(Pfui-Ruf) zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt._ Dem Verdienste seine 5kro»e. Eine Anzahl Polizeibeamter , die sich bei den letzten Straßen» demonftrationen ganz besonders hervorgetan haben, find mit Aus» Zeichnungen bedacht worden. Die höheren Beamten erhielten den Kronrnorden 4. Klasse, eine Anzahl unterer Beamter dürfen sich mit demAllgemeinen Ehrenzeichen" schmücken. Die Auszeich- nungen werden sicherlich dazu beitragen, daß sich der Eiser der Polizei noch erhöht, denn«S dürfte auch noch andere Polizei- beamte geben, die sich gerne mit einem blitzende» Stern sehen lassen mochten. Wieder ein Berliuer Dewonstrationsprozetz. Die 8. Strafkammer des Landgerichts Berlin verhandelte am Montag als Berufungsinstanz gegen den Kutscher Lange und den Tischler ZyttkowSki, die am 17. Ok- tober v.J. nach einer Protcstversammlung im Gewerkschaftshause i» der Adalbertstraße bei einer Polizeiattacke auf die abziehenden Versammlungsbesucher nach polizeilicher Angabe den RufBlut- Hunde" gegen die Polizei ausgestoßen haben sollen. Die erste Instanz hatte wegengroben Unfugs" gegen Lange auf 30 Mark, gegen ZyttkowSki auf 10 Mark Geldstrafe er- kannt. DaS Berufungsgericht erhöhte nach längerer Verhandlung, in der sich die Bekundungen der vornehmlich polizeilichen Be- lastungs- und Entlastungszeugen über das Lorgehen der Polizei schroff gegenüberstanden, die Strafe für Lange auf zwei Wochen Haft» für ZyttkowSki auf 50 Mark Geldstrafe. Wir komme» auf die interessante Beweisaufnahme zurück. Wahlrechtsversauimlung in Schöneberg . Gestern mittag fand im Garten derSchloßbrauerei" in Schöneberg eine von den demokratischen Vereinen Schönebergs, Friedenau und Wilmersdorf einberufene Lsfentliche Wahlrechts- Versammlung unter freiem Himmel statt. Es sprachen der frühere Oberst G a c d k e, Pastor a. D. K ö t s ch k c, Frau Regina Deutsch und der frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Eduard Bernstein . Auf Antrag des Stadtverordneten Moll- Wilmersdorf gelangte folgender Beschluß zur Annahme: Die in derSchloßbrauerei in Schöneberg aiif Einladung der Demokratischen Vereinigung versammelten Bürger uird Bürgerinnen von Schöneberg und Wilmersdorf erheben einmütig Protest gegen die von den preußischen Dunkelkammern auf- geführte Wahlrechtskomödie. Sie erkennen die Erwählten des Treiklassenwahlrechts und die Junker des Herrenhauses nicht als Vertretung deZ preußischen Volkes an und lehnen das Gnaden- brot, daS diese rückständigen Elemente dem Volke statt seines Rechts anbieten, mit Entrüstung ab. Die Versammelten geloben, nun erst recht und mit verdoppelter Energie für die Erkämpfung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts für Männer und Frauen wirken zu wollen. Sie erklären als die vornehmste Pflicht aller gleichgesinnten Volksgenossen, sich an diesem Kampfe durch Eintritt in die das Reichstagswahlrecht fordernden politischen Parteien zu beteiligen." Darauf wurde die Versammlung mit einem dreifachen Hoch auf das gleiche Wahlrecht geschlossen. Man sah auf dem weiten Terrain in einiger Entfernung nur einen Polizeioffizier und einige Schutzleute, die sich vollständig passiv verhielten. Die Bersammlung verlief in größter Ruhe._ Landräte als Bücherkolporteure./ Die Bücherkolportage scheint die neueste Nebenbeschäftigung preußischer Landräle zu sein. In seinem amtlichen PublikationS- organ, demOhlauer Kreis- nnd Stadtblatt", macht der Landrat des Kreises Ohlau Herr v. Hcrzberg auf ein vor einiger Zeit er- schienenes Buch:Der innere Feind" aufmerksam und empfiehlt eS allen Arbeitgebern zur Anschaffung. Dabei wird, nach alter Geschäftsroutine selbstverständlich auch auf den Rabatt bei dem Bezug von größeren Posten hingewiesen. Der �entrumsabgeorduete als Astlochgucker. Die Straslammer in Offenburg verhandelte am Sonnabend über die Berufungsklage des badischen ZentrumSabg. Seubert, dem vom ehemaligenOffenburger Bolksblatt" vor- geworfen worden war, daß er mehrmals zu der Zeit als Frauen badeten, durch ein Astloch in die Badeanstalt seines Wohnortes Gengenbach hineingesehen hat. Wegen dieses Artikels war Genosse Adolf G e ck in erster Instanz zu einer Geldstrafe von 40 M. ver- urteilt worden. Das BernsimgSaericht erhöhte die Strafe auf lbv M. Der zweite Beklagte, Genosse Haberer, erhielt als Redakteur desBolkSblatteS" 40 M. Geldstrafe. Beide Kläger ivurden zu drei Viertel der Kosten, der Wiederbeklagte Seubert zu einem Viertel verurteilt. DaS Gericht erkennt an, daß der Wahrheits- beweis dafür erbracht worden fei, daß Seubert auf seinen Spazier- gängen da» Frauenbad aufsuchte, um in.1 ll st e r n e r N e u g i e r d e" die badenden Frauen durchs Astloch zu beobachten. Herr Seubert ist trotz der Prüderie uild Sittlichkeitssorge der Zertrumspartei noch heute Mitglied der ZentrumSfraltion des badischen Landtags. _ BnglancL TaS Budget. London ,>18. April. Unter stau?. Asquith brachte in dicht besetztem Hause seine Guillotine-Nesolution ein, ivelche die Debatte über das vorjährige Budget auf fünf Tage beschränkt. Er erklärte, daß die einzubringende Finanzbill im wesentlichen dieselbe sei, wie diejenige des vorigen Jahres und eine rückwirkende Kraft besitzen würde, wie wenn sie im vorigen Jahre angenommen worden wäre. Einige Amendements von technischem Charakter würden hin- zugefügt werden, welche die Absichten der Negierung bezüglich gewisser Punkte klar machen sollten. Die Iren und das Budget. London , 18. April. In einer Versarmnlung der iri- schen Partei wurde beschlossen, die Budgetvorlage der Regierung in allen Lesungen zu unterstützen. vänemsrk. Liberaler Verrat an der Verfassiingsreforur. Kopenhagen , 17. April. (Eig. Ber.) DaS Follething hat am Freitag die dritte Lesung der großen Verfassungs- und Wahlrechts- reform beendet und die radikalen Vorschläge, die sich auch auf daS LandSthing erstreckten, mit 40 gegen 66«stimmen abgelehnt. Die Konservativen hatten sich bei der ersten Lesung bereit erklärt, hinsichtlich der Einführung des allgemeinen gleichen Wahlrechts zum LandSthing Konzessionen zu machen unter der Bedingung, daß zum Follething daS Proport ionalwahlthstem eingeführt würde. Bei der dritten Lesung aber stellten sie den Antrag, daß die ganze Verfassungsrcform auf die Einführung deS ProportionalsystemS für daS Follething beschränkt werden, daS Landsthing aber unver- ändert fortbestehen sollte. Ebenso wenig wie sie wollten die Dele- gationsparteien unter Führung der ehemaligen Ministerpräsidenten Christensen und Neergaard von der Abschaffung des Zweiklassenwahlrccht zum LandSthing wissen, jedoch beantragen sie dieAusdehnungdeSFolkcthingswahlrechtsaufdie Frauen, daS Gesinde und die jungen Leute vom 25. Lebensjahre ab samt dem Proportionalsystem. Dieser Antrag wurde mit 60 gegen 40 Stimmen angenommen, und für die in solcher Weise verstümmelte Verfassungsreform wurden schließlich in namentlicher Abstimmung 60 Stimmen abgegeben, während 46 Abgeordnete sich der Stimme enthielten und ein Konservativer mit Nein antwortete. DaS ganze war-ein abgekartetes Spiel zwischen den DelegationSparteicn und den Konservativen, um eine gründliche Demokratisierung der gesetzgebenden Körperschaften zu hintertreiben. Die Konservativen, als Vertreter des Mittelstandes, hatten eigentlich ein parteipolitisches Interesse an der Beseitigung deS privilegierten Wahlrechts zum LandSthing, da dieses Thing bei dem gegenwärtigen System erzagrarisch ist und die 1100 Guts- besitzer als LandSthingSwähler ebenso viel Einfluß haben wie die gesamte Stadtbevölkeruna Dänemarks . Es wäre also im Folkc- thing ein Beschluß über die Umgestaltung deS LandLthings möglich gewesen, wenn die Konservativen ihr vordem gegebenes Versprechen gehalten und die Rcformparteiler nicht wieder einmal ihr altes demokratisches Parteiprogramm schmählich verraten hätten. Der S.Sävs iss SkMfr&itn, Lettsack Ö* feu bei fesaa fite» koinmetk, da? vorher mit Lest Konserbatiöetk über die AbstimMück� getroffen worden war, den Unterhändler gemacht hatte.Er. sagte Genosse Borgbjerg in der Debatte,ist mit verantwort» lich für den Kampf, der nun kommt, und wir sind klar zum Kampf! In England kämpft man denselben Kampf unter der Losung: Nieder mit dem Oberhause! In Preußen kämpft man denselben Kampf unter der Losung: Hoch das gleiche und allgemeine Wahl» recht! Er wird zum Siege führen im Süden und im Westen und hier zu Lande, wie überall in der Welt.". Daö Follething hat am Sonnabend seine dieSfährige Session beendet. Es wird wohl in seiner jetzigen Zusammensetzung nicht mehr zusammentreten, denn die Regierung ist entschlossen, eS auf- zulosen und Neuwahlen auszuschreiben. Neuwahlen. Kopenhagen , 18. April. Durch königliches Dekret wird die A u f l ö s u n g deS F o l k e t h i n g für den 19. Mai Ver- fügt. Die N e u w a h l e n sind auf den 29. Mai festgesetzt Türkei . Die Lage in Albanien . Konstantinopel , 18. April. Nach amtlichen Meldungen aus P r i s ch t i n a ist die Ruhe dort wiederhergestellt. Das K r i e g s g e r i ch t hat seine Tätigkeit begonnen. Der Ober- kommandant ist in Prischtina eingetroffen. Der Ministerrat beschloß,»o eitere Beruhigungs maßnahmen und Reformen einzuführen, darunter das Verbot des Waffen- tragens, die Eröffnung von Schulen und die Schaffung von Gerichten. Clrins. Aufstand in der Provinz Chnvea- London, 17. April. Das Reutersche Bureau meldet aus T s ch a n g s ch a: Der Gouverneur und sein Sohn sollen getötet sein, der Namen ist zerstört worden. 24 000 Plüit derer suchen die Stadt heun, die in Brand steht. Die norwegische und die katholischen Missionen sind verbrannt, die übrigen zerstört. Eine allgemeine Vernichtung fremden Eigentums, darunter des japanischen Konsulates, folgte. Alle den Ausländern gehörigen Gebäude in Tschangscha sind in Brand gesteckt worden, ausgenommen das englische Kon» sulat. Wenn auch das Gerücht geht, der Gouverneur sei er» mordet worden, sc» glaubt man doch, daß er sich verborgen hält. Die Truppen schritten nicht gegen die Aufstmtdischeu ein. Es ist Befehl ergangen, die Missionen dev ganzen Pro- vinz zu räumen, da die Beamten einen allgemeinen Aufstand fürchten und sich außerstande erklärten, die Fremden zu schlitzen. Der Vizekönig hat Truppen in Stärke von zwei» tausend Mann abgesandt. Eine zur Nachtzeit ohne Lichter fahrende Dschunke wurde von dem nach Tschangscha eilenden englischen KanonenbootThistle" überrannt. Drei Ameri- kaner werden vennißt und sind diese möglicherweise mit der Dschunke untergegangen._ Die Ruhe wiederhergestellt? London , 18. April. Wie das Reutersche Bureau aus Hankau mÄdet, herrscht nunmehr in Tschangs ch aRuhe. Der Schatzmeister der Provinz übernahm die Leitung der Gc- Mste,_ Bluq der Partei. Wahlrechtszeitung. Im Laufe dieser Woche gelangt vom Berlage der Buch» Handlung Vorwärts eine Wuhlrechtszeitung zur Ausgabe. Sie bringt u. a. Bilder aus den verschiedenen Städten. in denen Demonstrationen unter freiem Himmel stattgefunden haben. Der Preis der 20 Seite» starken Nummer wird 20 Pf. betragen._ Zur Maifeier. In Görlitz genehmigte die Polizei einen Straßen» umzug unter der Bedingung, daß keine Kinder und keine roten Fahnen sich im Zuge befinden dürfen. *** Dem Gewerkschaftskartell Spandau ging auf ein Gesuch um Genehmigung eines Umzuges der folgende salomonische Bescheid zu: Auf das Gesuch vom 5. April 1910 ergeht zum Bescheide, daß die Genehmigung zur Veranstaltung deS Austilge» am 1. Mai 1910 versagt wird, weil au» der V-ranstaltuitg Gefahr für die öffent» liche Sicherheit zu befürchten ist. Der 1. Mar ist von den Sozialdemokraten alsWeltseiertag" verkündet worden und wird daher auch in Spandau von ihnen gefeiert werden. Nun fällt der 1. Mai 1910 auf einen Sonntag. Es ist daher anzuilehmen, daß die Feiernden in noch größerer Zahl auftreten werden als an Wochentagen. Dazu kommt, daß der Sonntagsverlehr in Spandau ohnehin sehr starl ist. ES er- scheint deshalb nicht ausgeschlossen, daß der von dem GewerkschastS« kartell Spandau beabsichtigte Aufzug einerseits mit den feiernden Sozialdemokraten und andererseits mit dem Sonntagspubliknm aus Spandau und Umgegend(Berlin ) in Konflikt gerät und dadurch die öffentliche Sicherheit gefährdet. Koeltze. Die Polizeiverwaltung von Spandau hat absonderliche Be» fürchtungen. Wieso der Aufzug zu Zusammenstößen mit dein SonntagSpublikum fuhren sollte, ist schon nicht einzusehen, wie er aber gar mit den Sozialdemokraten in Konflikt geraten sollte, das ist absolutes Geheimnis der Spandauer Polizei. Wahrscheinlich hat sie ja sagen wollen, daß es bei dem Aufzug zwischen den Sozialdemokraten und dem Sonntags- Publikum zu Konflikten kommen»nte richtiger wird die Sache dadurch allerdings auch nicht. Zur Beleuchtung der Rechtsgleichheit in Spandau ist darauf hingewiesen, daß im ver- gangenen Jahre der bürgerliche Sängerbund ein'Wettsingen ver» anstaltete, woran sich am Umzug ungefähr 10 000 Personen beteiligten. Bei der Grundsteinlegung der katholischen Kirche am Himmelfahrts» tage beteiligten sich die sämtlichen katholischen Arbeitervereine der Provinz Brandenburg am Umzüge. Da war natürlich keine Gefahr für daS SonntagSpublikum zu befürchten. Gegen den Bescheid wird Beschwerde eingelegt. m m m Gegen den Entscheid der Lübecker Polizeibehörde, der unseren Genoffen zur Abhaltung einer Versammlung unter stetem Himmel am 1. Mai die Genehmigung versagt, protestierten am Mittwoch mehr als 2000 Arbeiter. Es wurde eine scharfe Resolution an» genommen, in der daS Vorgehen der Behörde als Messen mit zweierlei Maß charakterisiert wird. Den Festzug nach dem benach« harten Orte Moisling hat daS Polizeiamt nunmehr gestattet, jedoch seine Notscheu dadurch bekmidet, daß eS das Mitnehmen der Fahnen und Abzeichen untersagte. « u,» Der vom Sozialdemokratischen Verein in Kiel zum 1. Mai nachgesuchte Umzug vom Exerzierplatz nach dem Lokal.Waldwiese" ist verboten. Begründet wird da? Verbot damit, daß es ebenso zu A Ii S s ch r e i t u li g c n kommen köimte, wie am 15. März. In Suetersen wurde der Maifcstzug ebenfalls verboten wegen Ge» fährdung der öffentlichen Sicherheit. Jeder versuch, einen Umzug zu veranstalten, solle mit Gewalt verhindert werden.