Gewerkschaftliches.
Die Husfperrung der Bauarbeiter.
-
Noch immer läßt sich leider kein genauer Gesamtüberblick über das Kampffeld geben. Nur so viel stellt sich immer mehr heraus, daß die von den Depeschenbureaus am Sonnabend verbreiteten, und wo nicht eigene Nachrichten vorlagen- auch von uns wieder gegebenen Ziffern nach jeder Richtung hin übertrieben waren. Einer unserer Korrespondenten schreibt uns über eine derartige Weldung in einem Privatbriefe: So viel Bauarbeiter gibt es ja hier gar nicht!" Das ist wohl charakteristisch für jene von Unternehmerseite inspirierten Mitteilungen. Die Aussperrung im Gau Berlin ergibt bis Montag abend folgendes Bild: Der Gau umfaßt die Provinz Brandenburg , einen Teil der Provinz Posen , einen Teil der Provinz Sachsen und einen Teil des Großherzogtums Medlenburg- Strelik. Der Verband der Maurer hat in diesem Gebiet 175 Zweigvereine mit 24 000 Mitgliedern. Bis jetzt sind in 33 Zweigvereinsbezirken die Bauarbeiter ausgesperrt. In diesen Zweigvereinen hat der Maurerverband 4800 Mitglieder. Von den selben sind zirka% an der Aussperrung beteiligt. Bekanntlich haben die Arbeitgeberorganisationen von Groß- Berlin und der nächsten Umgebung sich nicht an der Aussperrung beteiligt, in dem übrigen Teil des Gaues ist eine Aussperrung bisher nicht erfolgt. Aber abgesehen von dem Umfang der Aussperrung in den einzelnen Orten zeigt es sich auch, daß ganze Gruppen der Unternehmer So meldet Wolffs Telegraphenbureau:
einfach nicht mitmachen.
Oldenburg , 19. April. Die Maurer und Zimmer meister der Gemeinde Westerste de haben einstimmig eine Resolution angenommen, in der sie erklären, die Ausdehnung der Aussperrung auf den dortigen Bezirk vorläufig nicht für erforderlich zu erachten und eine kleine Lohnerhöhung unter den bisherigen Bedingungen für angebracht zu halten.
Das Bureau Herold meldet:
Osnabrück , 19. April. Die Organisation der Arbeitgeber im Baugewerbe beschloß, vorbehaltlich der Genehmigung des Deutschen Arbeitgeberbundes, eine Einigung anzustreben. Wie man besonders hervorhebt, sind beide Teile, Arbeitgeber sowohl als auch Arbeitnehmer, bestrebt, eine friedliche Lösung der unhaltbaren Zustände herbeizuführen.
Büdeburg, 19. April. Die Arbeitgeber des Baugewerbes in Schaumburg- Lippe beschlossen, endgültig von der Aussperrung abzusehen, da hier noch ein bis 1911 laufender Tarifvertrag besteht. Freilich stehen nicht alle Arbeitgeber auf diesem korrekten Standpunkt. Der Arbeitgeberverband für das Baugewerbe der Neumark , Siz Landsberg a. Warthe leitet die Bewegung gang offenfundig durch einen eftatanten Vertragsbruch ein. Für das Vertragsgebiet 2andsberg besteht ein Tarifvertrag. Der§ 7 dieses Dokumentes, das am 10. Juni 1907 von den Borständen der obigen Arbeitgeberorganisation und den örtlichen Vorständen der Maurer- und Zimmererverbände sowie von allen Gauleitern unterzeichnet ist, lautet:
" Dieser Vertrag hat Gültigkeit vom 1. Juli 1907 bis zum 31. März 1910. Soll ein neuer Arbeitsvertrag eingeführt werden, so muß der vorstehende 4 Monate vor Ablauf gekündigt sein. Anderenfalls verlängert sich derselbe von Jahr zu Jahr weiter." Eine Kündigung ist von teiner Seite erfolgt. Nach dem Wortlaut des Vertrages und dem Grundsatz von Treu und Glauben bleibt derselbe deshalb ein weiteres Jahr in Gültigkeit. Dieser Auffassung sind aber die Mitglieder des Landsberger Arbeitgeberverbandes augenscheinlich nicht. Seit Beginn der Aussperrung im Baugewerbe sind bereits 150 Maurer entlassen worden und zwar unter dem Hinweis, daß sie aussetzen" sollen. Es sind nur noch 80 Maurer in Arbeit und diese werden in wenigen Tagen ebenfalls auf die Straße gefeßt sein. Auf diese frivole Weise er
In Aachen hat die Aussperrung der Bauarbeiter nur einen sehr geringen Umfang. Bei den Organisationen meldeten sich Aus gesperrte nur spärlich, und von den Unternehmern sind Zahlen nicht zu erhalten. Diese fügen fich dem Aussperrungsbeschluß offensichtlich nur sehr widerwillig. nur 3200 ausgesperrt. Im Gau Dresden sind bei den Maurern von 8250 Mitgliedern
.
0
0
Unternehmer zur Aussperrung zu betwegen. Der Vorstand des von allen beteiligten 20 Mann unterzeichneten Eingabe heran, in Arbeitgeberverbandes läßt durch die bürgerliche Bresse mitteilen, der fie um eine Lohnerhöhung nachsuchten. Der Tagelohn dieser daß sie zur Aussperrung gezwungen" sind und fleht die Behörden Arbeiter beträgt 2,50 M. und im Winter, bei verkürzter Arbeitszeit, und Interessenten um Nachsicht an. 2,30 M. Die tägliche Arbeitszeit beträgt 10 Stunden. In der Eingabe war ein Tagelohn von 3 M. gefordert, der auch während der Wintermonate den festen Arbeitern gezahlt werden sollte. Als am 5. April mittags weder vom Kreisausschuß noch von dem Direktor eine Antwort auf die Eingabe eingegangen war, legten die Arbeiter die Arbeit nieder. Sofort schickte der Direktor, um die älteren Arbeiter holen zu lassen und ihnen zu erklären, daß der Lohn von 3 M. bewilligt sei. Wer wieder anfangen wolle, fönne anfangen zu arbeiten. Wenn der Kreisausschuß seine Zustimmung gebe, solle der Rohn das ganze Jahr hindurch gezahlt Bei dieser Aussperrung zeigen sich auch wieder einmal die werden. Darauf wurde die Arbeit sofort wieder aufgenommen, schärfsten Feinde der Arbeiterschaft, das organisierte Unternehmer die Arbeiter hofften, daß der Kreisausschuß seine Zustimmung zu Das ist jedoch nicht tum, als gute Förderer der Einigungsbestrebungen der Arbeiter auf den Busagen des Direktors geben werde. geschehen. Am 15. April wurden die Arbeiter einer Strede zum wirtschaftlichem und politischem Gebiete, wenn auch wider Willen. Auf dem Hunsrück und in der Eifel , in diesen dunklen Gegenden Berkehrsinspektor Paul gerufen, wo man von ihnen verlangte, Deutschlands , waren am letzten Sonnabend, abends und nachmittags, sich durch Unterschrift zu erklären, daß fie mit dem Lohne von fast alle Eisenbahnwagen vierter Klasse in den Rügen mit aus- 2,50 M. pro Tag zufrieden seien. Die Arbeiter verweigerten die gesperrten Bauarbeitern, die mit ihrem Werkzeug in ihre Heimats- Unterschrift und erhielten am Abend ihre Entlassung. Am folgenden orte zurückkehrten, voll besetzt. Insbesondere aber die Büge aus den Tage sollten Arbeiter von zwei anderen Strecken dort die Arbeit Städte Saarbrücken und Trier wiesen eine starke Frequenz auf. berrichten, wo man ihre Kollegen entlassen hatte. Diese Arbeit und unter den Ausgesperrten, die aus Anhängern der freien und christ wurde verweigert und es stellten mittags sämtliche noch nicht ent lichen Gewerkschaften bestanden auch Fachabteiler befanden lassenen Arbeiter die Arbeit ein. sich darunter fand eine sehr lebhafte Diskussion über die Aussperrung statt, an der sich auch die von der Arbeit zurückkehrenden Die Tarifbewegung der Leipziger Kürschner geht einem guten ganzen Erörterungen unter den Fahrgästen in jedem Wagen Ende entgegen. Bis jetzt haben 48 Firmen bewilligt und zwar die Berg arbeiter in zustimmendem Sinne beteiligten, so daß die abteil fast einer Versammlung gleichfamen. Ueberall herrichte maßgebendsten am Orte. Die wenigen Arbeitswilligen fönnen den auch nur die eine Meinung, daß diese von den Scharfmachern Unternehmern die Ausständigen nicht ersetzen. Wenn der Zuzug im Baugewerbe vom Zaun gebrochene Aussperrung die gesamten Bau- weiter fo ferngehalten wird wie bisher, muß die Bewegung mit gleichgültig welcher Richtung in eine einem bollen Erfolge enden. Organisation zusammenschweißen werde. Denn wie bei den Unternehmern im Baugewerbe das religiöse Moment auch feine Scheidungsgründe in der Organisation bilde, so dürfe das in der Zukunft bei den Arbeitern im Baugetverbe auch nicht mehr trennend für die Organisationsbestrebungen sein. Gar lebhaft wurde auch von den Ausgesperrten aller Richtungen betont, daß sie ja nun in ihren Heimatsorten Zeit hätten, fräftig für die Verbreitung des Organisationsgedankens zu arbeiten. Daß dabei auch manches fräftige Urteil über die Bollpolitik der Schwarzblauen und über die Wahlrechtsschande in Preußen von den Ausgesperrten geäußert wurde, das versteht sich am Rande, wie auch der nun wieder beginnenden Einseifungspolitik der schwarzen Gendarmen des Zentrums gedacht wurde.
-
--
Also, wo sonst in den weltabgelegenen Dörfern des Hunsrüds und der Eifel jede freiere Regung der Arbeiter von ben Schwarzen unterdrückt wurde, da werden nun die Ausgesperrten in ihrer Verbitterung den schwarzen Herrschaften gegenüber andere und fräftigere Töne anschlagen. Und daß das geschehen kann, dafür haben die Scharfmacher im Baugewerbe gesorgt.
veran
Ausland.
Die außerordentliche Arbeitslosenhilfe in Dänemark . Unsere Parteigenossen im dänischen Folkething haften bes antragt, daß die Notgefeße von 1909, wonach den Arbeitslosenkaffen sowie den Notstandsunterstüßung gewährenden Hilfstassen außerordentliche Zuschüsse, und ferner den ausgesteuerten Arbeitslofen aus der Gemeindekasse weitere Unterstützung gezahlt wurde, so lange in Geltung bleiben sollten, wie die außerordentliche Arbeitslosigkeit andauert. Die Notgesetze sind jedoch am 1. April abgelaufen, ohne daß die Verlängerung zustande gekommen war. Das lag lediglich am Landsthing, denn das Folfething hatte den fozialdemokratischen Antrag einstimmig angenommen. Donnerstag der verflossenen Woche hielten die Arbeitslosen von Kopenhagen eine Massenversammlung ab und begaben sich darauf in einem 3000 Mann starten Demonstrationszuge nach dem Reichstagshause. Eine Deputation wurde zu dem Präsidenten des Landsthings gesandt, um ihn über das Schicksal der Notgeseze zu befragen. Der verwies die Deputation an den Vorsitzenden des Landsthingsausschusses, dem die Angelegenheit zur Prüfung vorlag. Derweile warteten die Massen der Arbeitslofen auf der
Aut
E3
Straße. Die Antwort, die ihnen die Deputation überbrachte, lief darauf hinaus, daß die Sache so schnell wie möglich auf die Tagesordnung gefekt und entschieden werden sollte. Diesem Ver sprechen ist das Landsthing dann auch nachgekommen. Antrag, das Gesetz über die außerordentlichen Zuschüsse zu den hat am Sonnabend, kurz vor Schluß der Reichstagsfession, den Arbeitslosen- und den Hilfskaffen zu verlängern, einstimmig ana genommen. Ueber den zweiten Antrag, das Gesetz über die linterftübung der Ausgesteuerten betreffend, hatte der Landsthings. ausschuß kein Gutachten abgegeben, und so scheiterte die Verlängerung dieses Gesetzes an dem Widerstand der auf dem Zweiflaffenwahlrecht beruhenden Ersten Kammer des dänischen Reichs
tages.
reichen die Arbeitgeber auch das geſtedte Ziel, nämlich daß fie trob hätten. Der Redner trug das Ergebnis einer fürlich beren: Letzte Nachrichten und Depeschen.
Vertrag die gesamte Bauarbeiterschaft aussperren. Den Arbeitgebern, die ihre Bauten weiterführen wollen, wird bereits die Entziehung der Baumaterialien angedroht. Dieser Vorgang zeigt die Absichten des Deutschen Arbeitgeberbundes in eigenartiger Beleuchtung und die deutschen Bauarbeiter können daraus ersehen, was
fie bei diesen Terroristen zu erwarten haben.
In der Provinz Bofen verlangten viele Unternehmer von den Bauarbeitern den Austritt aus der Organisation und versprachen, sie dann nicht auszusperren. Die Arbeiter lehnten dieses Anfinnen überall einmütig ab. Der polnische Gewerkschaftsverband gibt die Zahl seiner ausgesperrten Mitglieder auf 1200 an. In Gnesen sind die Unorganisierten nicht ausgesperrt worden. Einen ganz berlogenen Appell richtet der Arbeitgeberbund für das Baugewerbe der Provinz Bofen an die städtischen Behörden und das bauende Publikum. Es heißt in diesem Lügenragout:
Die Stukkateure Berlins nahmen am Montag in einer start besuchten öffentlichen Versammlung Stellung zu dem Kampf im Baugewerbe und der Lage im eigenen Beruf. Der Referent Wengels verwies darauf, daß gegenwärtig 4000 Stuffateure in Deutschland wegen ihres eigenen Tarifs im Kampfe stehen und daß auch die arbeitenden Stuftateure durch den Kampf im Baugewerbe nicht unberührt bleiben werden. An den Bestrebungen, welche die Bauunternehmer jezt durchzusehen suchen, tönne man sehen, wohin die Unternehmer mit dem Abschluß von Tarifverträgen nach ihrem Sinne zielen. Obgleich die Arbeitsverhältnisse der Stuffateure Berlins durch einen Tarifvertrag geregelt feien, tamen zahlreiche Verstöße gegen den Tarif vor. In den Jahren der Krise seien die Lohn- und Arbeitsverhältnisse wesentlich verschlechtert worden, ohne daß sich die Kollegen dagegen gewehrt stalteten Baukontrolle vor. Daraus ergibt sich, daß von den Werkstattarbeitern 42 Proz. niedrigere Löhne erhalten als der Tarif vorschreibt. Von den auf Bauten arbeitenden Stuffateuren erhalten 56 Proz. Zeitlohn. Die Lohnarbeit hat seit 1906 beständig zugenommen und der Lohn sinkt immer mehr auf die Minimal- Bansdowne in der heutigen Sihung des Oberhauses er. grenze hinab. Die meisten Lohnarbeiter erhalten 7-8 Tagelohn, einige noch weniger. Von den Affordarbeitern erhält der flärte Lord Crewe, die Regierung sei bereit, die Betoresolution dritte Teil Löhne die niedriger sind als die Tariffäße. Auch die sofort vorzunehmen, aber er höre, daß es bequemer sein würde, hygienischen Bestimmungen des Tarifvertrages werden in vielen wenn die Debatte nach der Frühjahrspause ungefähr am 24. Mai Fallen nicht beachtet. Der durchschnittliche Jahresverdienst der stattfinden würde. Die auf den Betoresolutionen basierte Ge Stuffateure ist seit 1906 um 400 M. gesunken. Der Redner be- fevorlage werde vor dem Beginn der Debatte ver merkte mit Bedauern, daß selbst organisierte Kollegen die gefennzeichneten Mißstände hinnehmen, ohne sich dagegen zu wehren. öffentlicht werden. Das Budget werde am 28. d. M. im Die Zustände, welche jest herrschen, dürften nicht weiter bestehen Oberhause zur Debatte gebracht. Er könne feine Angabe bleiben, die Kollegen müßten für stritte Innehaltung des Tarifes machen, wann Roseberys Reform resolution zur Debatte eintreten, um so mehr, als nach dem Ergebnis der Bautenkontrolle gelangen würde, aber er meine, es sei vielleicht praktisch, sie vor der vorgeschlagenen Vertagung am 29. d. M. zu diskutieren. die Arbeitsgelegenheit für die nächste Zeit günstig sei. Nach einer längeren Diskussion wurde eine Resolution einstimmig angenommen, worin gesagt wird:
Unsere Bemühungen, mit den Vertretern der Bauarbeiter auf friedlichem Wege zu einem neuen Tarifabschluß zu gelangen, sind trot unseres Entgegenkommens gescheitert. Das Streben der Gewerkschaftsführer geht dahin, die Autorität des Unternehmers Die Versammlung spricht den gegen die einseitige Festseßung auf der Baustelle zu untergraben. So lange wir für die Sicherheit der Menschenleben haften, können wir unter feinen Um- der Arbeitsbedingungen durch die Unternehmer kämpfenden Bauständen den Arbeitern volle Barität zugestehen. Außerdem wird arbeitern aller Berufe die volle Sympathie der Stuffateure aus. trok stetiger Erhöhung des Arbeitslohnes eine weitgehende Ver- Sie erklärt es für die Pflicht aller im Beruf Tätigen, den in letter kürzung der Arbeitszeit gefordert, was wir unter allen Umständen Zeit mehr und mehr zunehmenden Mißständen entgegenzutreten. ablehnen müssen, nicht allein in unserem Interesse, sondern aus Da eine Abstellung der Mißstände nur durch die Einigkeit aller Rüdsicht auf die gesamte deutsche Industrie und Landwirtschaft. Sollegen zu erzielen ist, so verpflichten sich die Versammelten, für Da die Gewerkschaften erklärt haben, unter allen Umständen an die Ausbreitung der Organisation tätig zu sein. ihren Forderungen festzuhalten, haben wir zur Aussperrung gegriffen. Wir wenden uns an die Behörden und das bauende Publikum mit der Bitte, uns in dem Stampfe zu unterstützen und in der Fertigstellung der Bauten Nachsicht zu üben. Nur dann können wir hoffen, den uns aufgezwungenen Kampf(!) baldigst zu beenden und das deutsche Wirtschaftsleben vor schweren Erschütterungen zu bewahren." Unterzeichnet ist dieser famose Aufruf von dem Vorsitzenden Sortmann und dem Syndikus Dr. Adler. Toller als hier ist die Oeffentlichkeit wohl selten angeschwindelt worden. Die Bose ner Bauarbeiter haben weder eine Erhöhung des Stundenlohnes noch eine Verkürzung der Arbeitszeit gefordert, folglich haben sie überhaupt feine Forderungen gestellt. Am föstlichsten ist die Phrase von dem„ aufgezwungenen Kampf", den die Unternehmer doch nur frivol vom Zaune gebrochen haben.
0
Der Streit der Leitergerüstbauer, Kutscher und Plazarbeiter der allgemeinen Leitergerüstbau- und Leibanstalt( 2. Altmann) A.-G. Charlottenburg dauert fort. Neue Streifbrecher haben sich bis jetzt noch nicht gefunden. Es arbeiten immer noch die getreuen Poliere Am Montag wurde wieder unter der und einige Blazarbeiter. Aufsicht der Polizei gearbeitet. Die Arbeitswilligen wurden wieder unter deren Obhut von einer Arbeitsstelle zur anderen gebracht. wei der Streifbrecher haben von Herrn Altmann Revolver(!) bekommen, um damit, wenn sie von den Streitenden angefaßt werden, fofort zu schießen. Hieraus erklärt es sich auch, daß die Streit brecher versuchen, die Streikenden zu Gewalttätigkeiten zu reizen, indem fie sagen:„ Stommt nur, wenn Ihr wollt!" Die Streitbrecher schlafen nicht mehr in ihrer Wohnung, sondern immer mehrere zusammen in einer Wohnung und werden des Morgens von einem Polizeibeamten nach der Arbeitsstelle gebracht. Wir richten nun an
Die Budgetdebatte im Unterhaus.
London , 19. April. ( W. T. B.) Bei der Einbringung des alten Budgets für 1909/10 erklärte 2loyd George, obschon ein tatsächliches Defizit von 26 248 000 Pfund Sterling vorhanden sei, würde dies durch die Erhebung der noch rückständigen Staatsein. nahmen mehr als ausgeglichen werden und sogar ein leberschus von 2960 000 Pfund Sterling vorhanden sein. Wenn die Lords nicht das Budget verworfen hätten, was zu einem Verlust des Schabamtes durch Nichtbezahlung von Einkommensteuern, Stempel. steuern, Böllen und anderen Beträgen geführt habe, so würde der eberschuß für 1909 4 200 000 Pfund betragen haben. Während den Dauer von vier Monaten hätten sich die Finanzen des Landes in einem Zustande der Verwirrung befunden, und doch habe die Res gierung drei Millionen Pfund aus den Staatseinfünften des Jahres zur Verminderung der öffentlichen Schuld verwendet und einen Ueberschuß von 2 900 000 Pfund erzielt, welcher ebenfalls für die Verminderung der Schulden oder zu jedem anderen Zwecke, den das Haus wählen möge, verwendet werden könne. Er glaube, daß fein anderes Land dies fertig bekommen hätte.( Beifall bei den Ministeriellen.)
Ein blutiger Grenzzwischenfall. Konstantinopel , 19. April. ( W. T. B.) Nach einer hier ein Die Aussperrung in Kiel hat erfreulicherweise nicht den Umfang alle Arbeiter Berlins und besonders an die Dachdecker, Maler und angenommen, wie bisher nach vorläufiger Schäßung angenommen Anstreicher die dringende Bitte, uns durch Solidarität zu unter- getroffenen Depesche hat ein Offizier eines französischen wurde. Die Zimmer er hatten bis Montag vormittag 340 Aus- ftüßen. Leider ist festgestellt worden, daß sich einige Maler, Dach- Postens in Kawara an der Grenze des Subangebietes gesperrte zu verzeichnen, bei einer Mitgliederzahl von 642. Die decker und auch Maurer dazu bereit erklärt haben, Streitarbeit zu eine türkische Karawane anhalten und über zwanzig Kameltreiber, übrigen sind in anderen Berufen resp. außerhalb beschäftigt. Etwa berrichten. Es sind in dieser Aktiengesellschaft 30 Firmen bereinigt die dem räuberischen Stamme der Tibu angehörten, töten lassen. 100 arbeiten noch in Kiel . Bei den Bauarbeitern beträgt die und bitten wir alle Anfragen an das Streifbureau, Amt Charlotten- Die Pforte hat ihren Botschafter in Paris beauftragt, wegen des Zwischenfalles Vorstellung in Paris zu erheben, Zahl der Ausgesperrten 442 von 793 Mitgliedern. Von den 442 burg 8823, zu richten. Buzug ist nach wie vor fernzuhalten. gehören 82 anderen Verbänden an, fie stehen aber unter Kontrolle des Bauarbeiterverbandes. Auch bei den Bauarbeitern arbeiten viele außerhalb, besonders in Hamburg , und find somit von der Aussperrung nicht betroffen. Die Maurer konnten bis heute eine genaue Zahl der Ausgesperrten nicht feststellen. Die Berbandsleitung rechnet aber mit 750. Die Gesamtzahl der Ausgesperrten beträgt dann also rund 1550.
In Neumünster und Bordesholm ist nicht ausgesperrt. Hier ist mit dem 15. April eine Lohnerhöhung von 2 Pf. pro Stunde ein getreten. Die Bauunternehmer in Neumünster gehören der Gruppe Unterelbe" des Arbeitgeberverbandes nicht an.
Deutfches Reich.
Achtung, Maler! In Finsterwalde haben die Unternehmer auf die von den Arbeitern eingereichten Forderungen jede Verhandlung furz abgelehnt. Die Arbeit wurde daher am 18. d. M. einmütig eingestellt.
Einen vollständigen Sieg nach dreitägigem Streit errangen in Stolp i. Bom. die im Zentralverband der Töpfer organisierten Arbeiter. Die Tarifpreise wurden um 4 bis 40 Broz. erhöht und eine Arbeitsverkürzung von 1 Stunde pro Tag erzielt.
In Tondern ist am Sonnabend ebenfalls ausgesperrt. Die Arbeitgeber wollten sich hier eine Sonderstellung sichern und nicht anssperren, deshalb sandten sie eine Delegation zum Vorstand nach Stiel. Dieser Versuch scheiterte jedoch an dem Widerstande des Vorstandes des Arbeitgeberverbandes. Die Kieler Unternehmer fontrollierten Die Stredenarbeiter der Bielefelder Kleinbahnen traten am fämtliche Bauten, und versuchen dort, wo noch gearbeitet wird, die 14. März an die Direktion und an den Kreisausschuß mit einer
Ein Streik der Eisenbahnarbeiter.
Vom Wahnsinn befallen.
Mainz , 19. April. ( W. T. B.) In Ikinwinternheim schlug heute der Landwirt Alois Büchner feine fünf Kinder und seine Fran mit einem Beil nieder. Die Kinder mußten nach Mainz ins Spital gebracht werden. Der Mann erschoß sich darauf mit feinem Jagdgewehr.
Großfeuer.