6ewerhrcbaftUcbee.ZetitrumscbnftUcbc Racbe!Die Zentrumschristen find als Gewerkschaftszersplitterer eifrigbestrebt, ihren Schäfchen die„immer größer werdende Macht" derchristlichen Gewerkschaften durch Zahlen vorzudemonstrieren. Da esmit dem Fortschritte der«Christen" aber windig aussieht, wird inder Regel mittels einer entsprechenden Zahlenequilibristik der nötige„Effekt" erzielt. Dabei ergab sich dann früher schon die komischeSituation, daß Arbeitervereinigungen ausdrücklich dagegen pro-testierten, zu den christlichen Gewerkschaften gezählt zu werden.Mußten sich dann die„Christen" solveit bescheiden, so setzte wiederum so mehr die Maulwurfsarbeit ein. um die Widerspenstigen inden zentrumschristlichen Heerbann zu bekommen. Der frühereTrierer sMolzsche) Eisenbaynerverband war lange dem hartnäckigenLiebeswerben der christlichen Gewerkschaften ausgesetzt. Der Trierer,jetzt Berliner Verband war ein gutgefüllter Hafersack für denmageren christlichen Gaul. Es gelang den„Christen" aber vorbei.Der Trier-Berliner Eisenbahnerverbaud lehnte den Anschluß an diechristlichen Gewerkschaften ab. Danach wurde ein neuer(Elber�selber kzentrumschristlicher) Eisenbahnerverband gegründet, der sichgleich den christlichen Gewerkschaften anschloß. Gegen den altenMolzschen Verband wurde ein Vernichtungsfeldzug eröffnet.In jüngster Zeit verfallen nun die Zentrumschristen auf einebesondere Manier, dem alten Verband zu schaden. Das geschiehtdurch das gemeine und schmutzige Mittel der Denunziation. In derNr. 6 der M.- Gladbacher„Westdeutschen Arbeiterzeitung", die demKampf mit den Berliner Fachabteilern gewidmet war, wurde schonvöllig unwahrerweise der alte Eisenbahnerverband als fozialdemokratisch verseucht hingestellt. Es wurde da gesagt, daß das MolzscheVerbandsorgan in„erziehlicher Hinsicht" versagt habe, die Sozialdcmokratie habe dagegen ihre Zeit auszunutzen verstanden.„Siesuchte sich im stillen der Eisenvahnhandwertcr und-Arbeiterzu bemächtigen mit dem Erfolge, daß heute der TrierscheEisenbahnerverband, der sich inzwischen des Molz entledigtund seinen Sitz nach Berlin verlegte, schon stark sozialistisch durchsetzt ist." Der Zweck solcher Denunziationen ist klar genug, und daßMethode in der Sache liegt, geht daraus hervor, daß in ihrerNummer 15 die„Westdeutsche Arbeiter-Zeitung" der Regierung noch-mals einen deutlichen Wink gibt. In dieser Nummer beklagen sichdie Christen darüber, daß Mitglieder des neuen zentrumschristlichenEisenbahnerverbandes von Mitgliedern des alten bei der Arbeit„ganz nach sozialdemokratischem Muster" belästigt und beschimpftwürden. In dem M.-Gladbacher Zentrums-Arbeiterblatt heißt esdann:„Erwiesen wird durch derartige Borkommnisse auch wiederholt,daß zahlreiche Ortsvereine des alten Molzschen Trierer Verbandes,jetzt Sitz Berlin, von Elementen beherrscht werden, die wohl aus„dienstlichen Gründen" sich nicht formell zur Sozialdemokratierechnen."Der alte Eisenbahnerverband stand und steht bekanntlich mehrauf dem Boden der Fachabteilcr. Die Zentrumschristen möchtenaber gern die Regierung als Bundesgenossen in ihrem Kampfegegen die Außenseiter haben und deshalb die wiederholtenfalschen Denunziationen. Der neue Elberfelder Eisenbahner-verband aber suchte als„christliche Gewerkschaft" Molz undden alten Verband an Entäußerung aller gewerkschaftlichenAttribute noch zu übertrumpfen und macht nach seinemStatut mehr den Eindruck einer Vermischung von„gelberVaterländischkeit" und Kriegerverein, denn einer Kampfesorganisation.Der ganze Kampf zwischen den beiden christlichen Eisenbahner-organisationen— auch Molz war„guter Katholik"— ist nur unterdem Gesichtswinkel zu verstehen, daß die christlichen Gewerkschaftenmit Absicht und unablässig die Einpeitscher für das politische Zentrumsind und sein sollen._Berlin und Umgegend«Achtung, Metallarveiter! Der Streik bei der Firma Reichel.Zeltfabrik, ist mit Erfolg beendet. Die Sperre ist hiermit auf-gehoben.Deutscher Metallarbeiterverband(Ortsverwaltung Berlin).Die Maler der KüchenmSbelbranche versammelten sich am Mitt-wochabend im„Englischen Garten", um den Bericht ihrer Kommissionüber die Verhandlunge» vor dem Einigungsamt zu hören. Klotzberichtete, daß die Verhandlungen zuerst Schwierigkeiten boten, dadie Unternehnrer sich auf den alten Tarif stützten und den Arbeiternda? Reibt bestritten, jetzt mit neuen Forderungen hervorzutreten.Der gefällte Schiedsspruch räumt den Arbeitern aber dieses Rechtein und bewilligt ihnen die 61 stündige Arbeitszeit, eine Lohn-erhöhung von 5 Proz. vom 1. Oktober 1910 ab und denparitätischen Arbeitsnachweis mit der obligatorischen Be-Nutzung; das sind die Bedingungen des Tarifvertrages der Holz-arbeiter. Klotz verlas das Resultat der Verhandlungen, denVergleich, abgeschlossen am 15. April 1910 vor dem EinigungSamtdes GewerbegerichtS zu Berlin zwischen den Arbeitgebern in derKüchenmöbelbranche und dem Verbände der Maler Deutschlands,Ortsverwaltung Berlin. In diesem heißt es:„Wir werden in allerKürze über die Schaffung eines neuen Tarifvertrages miteinander inVerhandluugen treten. Bei den Verhandlungen soll der am 14. April1910 auf dem Gewerbegericht zu Berlin niedergelegte neue Tarif fürdie Holzindustrie zugrunde gelegt werden und dessen Bestimmungenentsprechende Anwendung finden."Nach kurzer Diskussion erklärte sich die Versammlung damit ein-verstanden und nahm den Schiedsspruch an.Zum Streik der Fensterputzer bei der Firma Staehr u. Co. istzu berichten, daß Verhandlungen angeknüpft sind, die vermutlich zurBeilegung des Lohnkampfes führen werden. Die Firma hat dasEinigungsamt des GewerbegerichtS angerufen.Die Fensterputzer Berlins und Umgegend hielten am Mittwochwiederum eine öffentliche Versammlung ab, in der über den Streikberichtet wurde. Es zeigte sich hier von neuem, daß nicht nur dieStreikenden fest und einmütig zusammenhalten, sondern auch ihregesamte Kollegenschoft ebenso einmütig hinter ihnen steht.Achtung, Töpfer! Die Sperre über die Firma ZarguS isthiermit aufgehoben. Die dort bestandenen Differenzen haben sicherledigt. Die Verbandsleitung.Der Streik der Leitergcrüstbaucr, Kutscher und Platzarbeiter derFirma L. Altmann A.-G. dauert unverändert fort. Neue Arbeits-willige haben sich noch nicht gefunden. Sämtliche Arbeitswilligesind mit Browningpistolen ausgerüstet, um ihr Leben eventuell gegendie Blicke der Streikenden zu verteidigen.Am gestrigen Tage wurde das Streikpostenstehen auf der Straßeverboten. Wir machen immer wieder daraus aufmerksam, daß Zuzugfern zu halten ist. Der Vorstand des 10. Polizeireviers kam gesternvormittag in das Lokal von Leutheuser, Vertreter Paul Spieß,Spandauer Str. 20 und sagte:„Wenn Sie in Ihrem Lokal nocheinmal Streikposten bewirten, muß ich Ihre Bude schließen."Achtung, Stcinarbeitcr! Am 20. April hat die Unterzeichnungdes Steinmetztarifs nebst Anhang für die Grabsteinbranche statt-gefunden. Da der Abschluß mitten in der Woche erfolgte, wurdebeiderseitig vereinbart, die Zeit bis zum Wochenschluß als Uebergangs-zeit zu betrachten und etwaige aus die Neuerungen zurückzuführendeDifferenzen nicht zum Anlaß von Beschwerden zu nehmen. Die ab-geänderten Tarife stehen den Kollegen in einigen Tagen imBcrbandsburcau, Seydelstr. 30(geöffnet von 8—10 und von 4—7),zur Verfügung. Die Platzvertreter und BezirkSführer werden ganzbesonders ersucht, für die Verbreitung derselben Sorge zn tragen._ Die Ortsverwaltung.Perantw. Redakt.: Richard Barth, Nprliy. Inseratenteil verantw-lOeutfches Reich.Verband der Steinsetzer, Pflasterer und Berufsgenosse» Deutsch-lands. Hierdurch geben wir bekannt, daß die Firmen Happ undVoigt in Brandenburg a. H. wegen Nichtanerkennung des Tarifsfür die in unserem Berufe Beschäftigten gesperrt sind. Die Sperrebesteht so lange, bis dieselbe an dieser Stelle widerrufen wird. Zu-zug ist streng fernzuhalten. Der Filialvorstand.Eine gewerkschaftliche LehrlingSabtciluug. Der Verband derLithographen. Steindrucker und verwandten Berufsgenossen richtetebekanntlich als erste Gewerkschaft eine LehrlingSabteilung ein. Erwurde im besonderen durch die Taktik der Berufsunternehmer dazugezwungen, die die jungen Leute in eine gelbe Lehrlingsorganisationpressen wollten. Der zweite Jahresabschluß der Lehrlingsabteilungzeigt, daß der Verband mit dem Schaffen einer Bildungs- undUnterstützungsgelegenheit für den Berufsnachwuchs auf dem richtigenWege war. Die Mitgtiederzahl ist vom 1. März 1909 bis zum1. März 1910 von 3397 auf 3693 gestiegen. Bis Ende Februar traten imvergangenen Jahresabschnitt 1230 neue Mitglieder ein, 979 schiedenaus. Von den letzteren traten 869 als Ausgelernte in die Gehilfen-organisation ein. 36 wurden wegen Beitragsresten gestrichen, 33traten freiwillig(oder dem sanften Drucke ihrer Prinzipale folgend)aus, 33 verließen den Beruf ganz und 8 Mitglieder starben im Lausedes Jahres. Der Erfolg ist also ein glänzender zu nennen. DieProzentziffer der Lehrlinge unter den überhaupt vorhandenen istwieder gestiegen, sie wird in baldiger Zeit, wenn die Bildungsmög-lichkeiten in der Lehrlingsabteilung noch weiter ausgebaut sind, sohoch sein, daß sie das Maximum der überhaupt möglichen Organi-sierung erreicht._Aussperrung in der Eiseniudustrie im DortmunderBezirk.Auch in der Eisenindustrie des rheinisch-westfälischen Industrie«bezirkes beginnt es sich zu regen; kleine Konflikte ivachsen aus zugroßen Kämpfen. In Rheinhausen und auch auf der Zinkhütte inDortmund wurden die Kämpfe durch Zugeständnisse an die Streikendenbeendet. Anders jetzt in L ü n e n bei Dortmund, wo seiteinigen Wochen in dem Betriebe der Eisengießerei Potthofu. F l u h n e n gestreikt wird. Das Dhnamitattentat, das jüngstdort verübt wurde, hat an der Situation nichts geändert. Wie hierder Kampf enden wird, ist noch gar nicht abzusehen, denn jetzt wollendie übrigen Eisengießereien den Streik mit einer Aussperrungbeantworten. Vier Eisengießereien bei Lünen haben zum4. Mai ihren sämtlichen Arbeitern gekündigt. Es heißt,daß auf den vier Werken 700 Mann beschäftigt sind. Von den Ge-kündigten sind 300 Mann nicht organisiert. Diese Kämpfe wirkenaufrüttelnd und die Unternehmer werden mit der Aussperrung dasGegenteil von dem erzielen, was sie bezwecken soll. Zuzug nachLünen ist unter allen Umständen fernzuhalten.Die Hauptstelle des Arbeitsnachweises für den rheinisch-west-fälischen Steinkohlenbergbau schreibt uns: In Nr. 26 des„Vorwärts"vom 1. Februar, Hauptblatt Seite 4, wird in einem Artikel unterder Ueberschrift„Vom Zwangsknebelnachweis der Bergarbeiter" be-hauptei, daß man auf der Arbeitsnachweisstelle in Dortmund einenArbeiter, der auf der Zeche Hardenberg beschäftigt zu werdenwünschte, unter allerlei Ausflüchten nach Zeche Kaiserstuhl oderZeche Minister Stein schicken wollte. Als der Arbeiter damit nichteinverstanden gewesen sei, habe man ihm eine Mitteilungan den Pastor in Lindenhorst gegeben, der ihn einer Prüfungunterzogen habe. Nach einem scharfen Verhör habe der Arbeitereine Bescheinigung für den Arbeitsnachweis und auf Grund dieserBescheinigung endlich Arbeit auf der Zeche Hardenberg erhalten.Wir bemerken hierzu, daß die Angaben von Anfang bis zu Ende aufUnwahrheit beruhen.In dem Anikel wird weiter behauptet, daß ein Bergarbeiter amersten Weihnachtstage wegen schwerer Erkrankung seiner Mutter nachHause gereist wäre und sich auf der Zeche durch einen anderenArbeiter habe abmelden lassen. Nach seiner am 6. Januar erfolgtenRückkehr habe der Betriebsführer das neue Anlegeattest des Mannesan sich genommen und ihm die Abkehr gegeben. Auch diese Be-hauptung ist unwahr. Der Betriebsfllhrer hat vielmehr demArbeiter, namens Pokora, als er sich zurückmeldete, ein neues ärzt-liches Anlegeattest ausgestellt, wie es der Allgemeine Knappschafts-verein in Bochum vorschreibt. Da der zuständige Revierarzt denArbeiter für nicht gesund erklärte, wurde ihm von dem Betriebs-führer die Wiederzulassung zur Bergarbeit verweigert. Unwahr istschließlich, daß dem Manne auf dem Arbeitsbureau in Gelsenkirchenbedeutet worden ist, daß er als kontraktbrüchig anzusehen seiund daher vor dem 21. Januar keine Arbeit zugewiesen erhaltenkönne. P. ist der Arbeitsnachweisstelle in Gelsenkirchen nicht alsKontraktbrüchiger gemeldet worden, und der Nachweisbeamte, demgegenüber er verschwiegen hatte, daß er wegen Krankheit nicht an-fahren durfte, hat ihn nur gefragt, ob er kontraktbrüchig gewordensei, da das Datum seiner Abkehr auf den 7. Januar lautete. Alser dies verneinte, gab ihm der Beamte den Rat, das Datum seinerAbkehr abändern zu lassen, da es sonst den Anschein haben könne,als ob er unter Kontraktbruch abgekehrt sei.Die Hauptstelle des Arbeitsnachweisesfür den rheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbau.Bei den Arbeiterausschußwahlen in den Betrieben der StadtKöln unterlagen die christlichen Gewerkschaftenin allen Abteilungen. Sie wurden sogar in Betriebengeschlagen, die früher als ihre Domänen galten. In einzelnenAbteilungen bekamen sie nicht eine einzige Stimme. Insgesamterhielten die freien Gewerkschaften 1408, die„Christlichen"506 Stimmen. Gewählt wurden 20 Ausschußmitglieder und20 Ersatzmänner der freien Gewerkschaften und je zwei einerindifferenten Gruppe, jedoch kein einziger„Christlicher". Und dasim„deutschen Rom"!Sämtliche Fliesenleger Nürnbergs sind ausgesperrt. In dieserBranche waren nur die organisierten Hilfsarbeiter ausgesperrtworden, an die Fliesenleger wurde das Ansinnen gestellt, die Hilft-arbeiten selbst zu verrichten, was sie verweigerten, da sie dies alsStreikbrecherarbeit betrachten. Als dann die Unternehmer un-organisierte Hilfsarbeiter einstellten, weigerten sich die Fliesenleger,mit ihnen zusammenzuarbeiten, worauf die Gesamtaussperrungerfolgte.Rustand.Der Kamps um die tschechischen Gewerkschaften fand seine Fort-setzung auf einer Konferenz der tschechischen Mitgliedschaften derZentralverbände in Niederösterreich, die Sonntag in Wienabgehalten wurde und auf der 5896 Mitglieder durch 66 Delegiertevertreten waren. Diese niederösterreichischen tschechischen Mitglied-schaften bilden— ein Beweis für die„gcrmanisatorische Unduld-samkeit" der Zentralvorstände— einen eigenen Landesverband,dessen Hauptaufgabe allerdings die Besorgung der Bildungsauf-gaben ist. Auf der sonntägigen Tagung lag nun zum Streitzwischen Zentralisten und Separatisten eine Resolution vor, dieu. a. sagt, daß„die Spaltung der Organisation bei uns— inNiederösterrcich— bedeuten würde, den gelben nationalen� Organi-sationen und dem Jndifferentismus die Bahn frei zu machen."Darum wird bei Anfrechterhaltung des Anschlusses an diepolitische Partei der tschechischen Sozialdemokratie der gegen dieSeparatisten gerichtete Beschluß der Landesexekutive gutgeheißenund begrüßt.Den Separatisten ging diese Resolution sehr gegen den Strichund der leitende Redakteur des Wiener tschechischen Parteiblattes„Delnicky Lisch"(Arbeiterzeitung), Genosse Tomaschek, der in einemmährischen Wahlbezirk als Vertreter der Wiener proletarisch-tschechischen Minderheit in den ReichSrat gewählt ist, bemühte sichauch, eine Abstimmung überhaupt nicht zustande kommen zn lassen.Es kam wiederholt zu stürmischen Szenen, das Ende aber war dieAnnahme der Resolution und insbesondere auch des heißum-strittencn Absatzes in namentlicher Abstimmung mit 43 gegen22 Stimmen.Der Lohnkampf in der englischen Textiliitdustrke.London, 20. Aprik.Am Montag wurde in Manchester eine gemeinsameKonferenz der Vertreter des Unternehmerverbandes und der be«teiligten Arbeiterorganisationen der englischen Baumwolli.dusirieabgehalten, um über den Vorschlag der Unternehmer, die Ar-beitslöhne durchweg um fünf Prozent zu redu»zieren, zu beraten. Wie zu erwarten war, ist die Konferenz zukeinem endgültigen Ergebnis gekommen, sondern auf 14 Tage v e r-tagt worden. In der Zwischenzeit werden die Gewerkschaften sichüber ihre Haltung schlüssig werden.Es erscheint jetzt als ausgeschlossen, daß sich die Arbeiter deinGebot der Fabrikanten kampflos fügen werden. Was die Forderungder Unternehmer in der Praxis bedeutet, ergibt sich daraus, daß diegeplante Lohnreduktion nicht weniger als 160 000 Arbeiter treffenwürde. Die Arbeiter würden wöchentlich 200 000 M. anLohn einbüßen, und da nach dcni Brooklands-Ueber«e i n k o m m e n, das die Arbeitsverhältnisse im Textilgewerbe regelt,jedes Lohnabkommen zumindest 12 Monate ungeändert in Geltungbleiben mutz, würde der Verlust der Arbeiter zunächst 10 MillionenMark betragen.Der Konflikt dürfte bald erbitterte Formen annehmen. DieUnternehmer geben selber zu, daß die Arbeiter bereits hinreichendeOpfer zur Aufbesserung des Marktes gebracht haben, indemsie sich willig einer weitgebendeu Arbeitsreduktion in Form von„sbort tirne" mit dem damit verbundenen Ausfall an Löhnenunterworfen haben. Aber der Scharfmacherverband will gerade dieschlechte Marktlage dazu benutzen, die Arbeiter zu demütigen, umdann, wenn die Hochkonjunktur wieder herankommt, die Löhne nichtüber das gegenwärtige Niveau heben zu müssen. Wie es scheint,arbeiten die Unternehmer im stillen tatsächlich darauf hin, dieArbeiter aus Grund eines solchen Abkommens zu einem Vergleichezu bewegen._Soziales«(Siehe auch 2. Beilage.)Versuchte Rentenquetschung um jeden Preft!Der Monteur Fritz M. bezog für einen am 10. Januar 1LS3erlittenen Betriebsunfall(Verletzung des linken Auges) eine Rentevon 7 Proz. Am 25. Mai 1909 stellte die Beruftgenossenschaft derFeinmechanik und Elektrotechnik den Antrag, die Rente aufzuheben.M. sei„nicht mehr in nennenswerter Weise durch die Unsallfolgenbei seiner Erwerbsfähigkeit behindert. Dafür spräche der Umstand,daß er einen täglichen Verdienst von 7,36 habe."Es sei vorweg bemerkt, daß der Vertrauensarzt der Berufs-genossenschaft in seinem ärztlichen Gutachten eine eingetreteneBesserung in dem Zustande des verletzten linken Auges verneint.Das Schiedsgericht für Arbeiterversicherung für den StadtkreisBerlin stellte Ermittelungen über die Lohnverhältnisse des M. anund forderte ein ärztliches Gutachten von dem Augenarzt ProfessorDr. A. ein. Das Ergebnis war: Professor Dr. A. konnte ebensowie der Augenarzt Dr. K. eine wesentliche Besserung nicht feststellen;sie nahmen auf Grund des objektiven Befundes noch eine Erwerbs-behinderung um 7 Proz. an. Der Arbeitgeber hatte berichtet, daßder Lohn von 55 Pf. pro Stunde wohl den Leistungen des M. ent-spreche, andere Arbeiter indessen verdienten bis 75 Pf. M. könntediesen höheren Lohn nicht verdienen, da er wegen des Augendefektcskeine feine Präzisionsarbeiten verrichten kann. Auf Grund dieserBeweisergebnisse verurteilte das Schiedsgericht die Berufsgenossen»schaft zur Weiterzahlung der Rente.Die Berufsgenossenschaft gab sich mit diesem Urteil indessennicht zufrieden, sondern legte beim Reichsversicherungsamt Rekursein. In dem Rekurse wird ausgeführt, die Annahme des Schieds«gerichts werde durch die ärztlichen Gutachten zwar bestätigt. Daindessen 119L Jahre seit dem Unfall verflossen sind, müsse mitSicherheit angenommen werden, daß sich der Verletzte an den Zu-stand des linken Auges gewöhnt habe. Wenn der Zustand des linkenAuges auch noch etwas Beschwerden bereiten möge, so können dieseindessen nicht so groß sein, daß dadurch jetzt noch eine meßbare Er,werbsbeschränkung bei M. besteht.Der erkennende Senat(17) des ReichSvers, cherungsamtS wiesden Rekurs der Beruftgenossenschaft zurück. Den Gründen desUrteils des Schiedsgerichts, daß noch eine meßbare Erwerbseinbußavorliegt, war, wie es bei der Verkündung hieß, nur beizustimmen.Um 7 Proz. werden die Spruchinstanzen der Unfallversicherungin Bewegung gesetzt, ärztliche Gutachten eingeholt usw. Trotzdemalles zugunsten des Verletzten spricht, wird der Versuch, die Rentoaufzuheben, dennoch gemacht. Der Fall zeigt, wie die Berufs,genossenschaft die Rente um jeden Preis quetschen will. Wenn voneiner Ueberlastung der obersten Spruchinstanz— des Reichsversicherungsamts— zu sprechen ist, dann sind es wesentlich die Be,rufsgenossenschaften, die die Ueberlastung verschulden.Die Schulspeisung in Mailand.Der Mailänder Gemeinderat S ch i a v i teilt in einer GenferZeitschrist bemerkenswerte Tatsachen aus der EntWickelung derSchülerverpflegung mit: einer von den Sozialisten und Arbeiter,organisationen vor zehn Jahren errungenen Einrichtung, die sichseitdem in ganz Oberitalien durchgesetzt hat und heute selbst vonanständigen konservativen Verwaltungen nicht mehr beanstandetwird. Frühstück und Mittagessen wird an sämtliche Schüler gegeben;die zahlungsfähigen vergüten eS, während die unbemittelten, dievon Bezirkskommissionen ermittelt werden, unentgeltlich gespeistwerden. Die Zahl der Gratisspeisungen betrug in den ersten(unteren) Klassen etwa ein Drittel, in den oberen etwas über einFünftel aller; in den unteren Klassen nimmt ihr Anteil ab, in denoberen zu. Man zählte Speisungen:Untere Klaffen Davonfl-m)81 98633 44534 76485 675Schuljahr1002/031904/051906/071907/08ES betrugen:Bezahlte Portionentäglich1902/08 65 0331904/05 61 2441906/07 72115gratis36,36 Proz.36,78,30.36„32,63,Obere Klaffen(IV— VI)9 35010 43113 02014 191Davongratis21,55 Proz.21,55,24,80.GratiSportionenAusgaben im JahreLire11 632 191 80513 799 225 20319 363 247 4411907/03 Wurden im ganzen 2426000 GratiSportionen ausgegeben.Die Steigerung der Ausgaben durch die LebeuSmittelteuerung warbeträchtlich._Letzte Nacbnchten und Depelcben.Die ReichstagSstichtvahl In Pose«.Posen, 21. April.(SS. T. 93.) Bei der heutigen Reichs-tagsstichwahl für den Wahlkreis Posen 1 wurden abgegebenfür Oberbürgermeister Dr. Wilms(gemeinsamer deutscherKandidat) 14 242, für Nowicki(Pole) 19 944 Stimmen. Esstehen noch wenige Bezirke aus, die an dem Ergebnis nichtsmehr ändern. Nowicki ist somit gewählt.Die Lehrcrverfolgung in Bremen.Bremen, 21. April.(Privatdepesche des„Vorwärts") Derbremische Amtsliberalismus beweist bei seinen Versuchen, die Lehrerzu faffen, die an dem„Verbrechen" der Bebel-Gratulation teil«genommen haben, einen Eifer, der einer befferen Sache würdigwäre. Jetzt hat die Behörde gar die Photographie zu Hilfegenommen. Sie hat sich von der Post das Manuskript desBebel-TelegrammS geben laffcn und sucht jetzt nach der Hand«s chrift die Schreiber zu ermitteln._rh, Glocke, Berlin. Druck Verlag: Borwä rts Buchdr, u, BxrlagSanM» Paul Singer Sc Co., Berlin S)V, Hierzu 3 Beilagen«.UnterHattungSH,