Nr. 93. 27. Jahrgang. 3. KtilM des„Mwärls" Kttlim KIIlsdlM Freitag, 22. April l9tl). Sonntag früh 8 Uhr für Groß-Berlin von den bekannten Bezirkslokalen ans: Wichtige Flngblattverbreitnng. Partei- 5ZngelegenKeiten. Zur Lokalliste. In Dieustdorf ici Storkow T.-B. hat der Gastwirt Lucius sein Lokal zurückgezogen. In Storkow einpfehlen wir das Lokal von Hermann Lehmann , Storkow - Altstadt, als Verkehrslokal. In Tcmpelfjos, T.-B., steht uns das GenossenschaftSwirtShauS, Dorsstr. SO, zu den bekannten Bedingungen zur Verfügung. Die Lokalkommission. Steglitz . Der Frauen-Leseabend fällt wegen der öffent- lichen Frauenversaminlung auS.— Am Sonntag findet eine Hand- zettelverbreitung statt. Der Vorstand. Ncueiihagc». Am Sonntag, den 24. d. M., findet eine Flugblatt- Verbreitung für den ganzen Bezirk statt; die Ausgabe derselben er- folgt für Neuenhagen , Bruchmühle und Eggersdorf bei den Bezirks- führern, für Fredersdorf -PeterShagen Sonntag früh 8 Uhr im Lokal von Otto Giefe. Röntgental(Bez. Bernau). Heute abend S'/a Uhr: Zahlabend. Organifationsfragen stehen auf der Tagesordnung. berliner JVadmehten. Aus der Stadtverordnetenversammlung. Dle Stadtverordneten verhandelten gestern über den Antrag der sozialdemokratischen Fraktion, der den Magistrat hinweist auf die Notwendigkeit, über den Stand der schwebenden Verkehrsfragen endlich einmal auch die Stadtverordnetenversammlung durch eine ausführliche Vorlage zu informieren. Die eingehende Verkehrsdebatte, die aus Anlaß dieses Antrages zu erwarten gewesen wäre, blieb aus. Es kam eigentlich nur zu einer größeren Rede unseres Genossen B o r g m a n n, der den Antrag begründete. Borgmann zeigte, wie bedenklich es ist. über einen heranreifenden Verkehrsplan die Stadt- verordnetenversammlung so lange in Unkenntnis zu lassen, bis sie plötzlich entscheiden soll. Auch die öffentliche Meinung müsse Gelegenheit erhalten, sich rechtzeitig und zu- treffend zu informieren und dann zu den Projekten sich zu äußern. Auf die Fragen der Verkehrspolitik, die unser Redner berührte, wurde von anderer Seite wenig eingegangen. Oberbürgermeister K i r s ch n e r begnügte sich damit, namens des Magistrats die Erfüllung des durch den Antrag auS- gesprochenen Wunsches in Aussicht zu stellen. Die anderen Fraktionen der Versammlung erklärten dann kurz, daß auch von ihnen dieser Wunsch als berechtigt anerkannt und unterstützt werde. Die Einmütigkeit der Zu- stimmungserklärungen zeigt, wie sehr die von der sozialdemokratischen Fraktton gegebene Anregung einem Bedürfnis entspricht. Es mag freilich sein, daß gewissen„Interessenten" keineswegs damit gedient ist, die gesamte Stadtverordneten- Versammlung rechtzeitig informiert zu sehen. Gerade auf dem Gebiete der Verkehrspolitik unserer Stadt, der Verbesserung von Verkehrswegen und der Schaffung neuer Verkehrsmittel, läßt im Trüben sich am besten fischen. Amüsant wirkte auf den Unbeteiligten ein kleiner Rippenstoß, den unser Redner dem „Berliner Tageblatt" versetzte. Als er, gegen einen Artikel dieses Blattes sich toendend, von einer„brüderlichen Liebe" sprach, die da einer anderen sich zur Verfügung gestellt habe, sah man am Magistratstisch Herrn Stadtrat Mosse — einen Bruder des„Tageblatt"-Besitzers Rudolf Mosse — mit hastigem Kopfschütteln sich wehren. Darauf er- hob sich Oberbürgermeister K i r s ch n c r, schritt mit ernstem Gesicht auf Stadtrat Mosse zu und nahm ihn— so schien es — in ein Verhör. Nachher gab dann der Herr Oberbürger- meister für Stadtrat Mosse die Erklärung ab, daß der un- schuldig sei an dem Artikel des„Berliner Tageblatt". Organisation des RcttungSwesenS in Grog-Berlin . Bürger- meister Dr. Reicke als Magistratskommissar für das städtische RettungSwesen erläßt ein Rundschreiben an sämtliche benachbarten Gemeinden, durch welches ein Anschluß der letzteren an das Ber - liwer Rettungswescn angebahnt werden soll. Im Interesse der Be- Wohnerschaft von Grotz-Berlin wäre es außerordentlich erwünscht. wenn in seinem ganzen Bezirk die erste Hilfe überall möglichst einheitlich gewährleistet und gewährt würde. Städtischer und privater Betrieb des BeerbigungswefenS. Eine für das städtische sotvohl wie das private Beerdigungswesen und die Berechtigung der städtischen Friedhofsverwaltungen, ihnen von anderer Seite zugeführte Leichen zurückzuweisen, außerordentlich wichtige Entscheidung ist von der 16. Zivilkammer des Land- gerichts I gefällt worden, wie in folgendem berichtet wird: Die Stadt Schoneberg hat vor eitoa einem halben Jahre das Beerdi- gungswesen auf ihren Friedhöfen in eigene Regie übernommen und eine Firma mit dem Leichenfuhrwescn nach bestimmten Sätzen betraut. Ein Berliner Begräbnisinstitut erhob gegen diese Neue- rung, die übrigens auch von anderen Gemeinden in der Nähe Berlins geplant ist und in Rixdorf besteht, bei der Potsdamer Re- gierung Beschwerde, die aber zurückgewiesen wurde. Die Be- erdigungsfirma verlangte dann, daß die von ihr bis an die Fried- hofögrenze gebrachten Leichen durch die städtischen Träger abge- nommcn würden. Die Gemeinde versagte aber auch dazu ihre Genehmigung auf Grund der von ihr erlassenen Ordnung und ihres Eigentums an den Friedhöfen. Die Firma klagte deshalb gegen die Stadt Schöneberg wegen einer nach der Gewerbeordnung nicht zulässigen Störung ihres Gewerbebetriebes. Daraufhin ist das Beerdigungsinstitut jetzt kostenpflichtig mit folgender Begrün- dung abgewiesen worden: Das Gesetz sage nicht, daß ein Ge- werbe an allen Orten, insbesondere auf jedem Friedhof, ausgeübt werden dürfe. Die Eigentümer von Friedhöfen wären auch nicht verpflichtet, mit jedem, der dos Beerdigungsgewerbe betreibe, in Verbindung zu treten und die an die Friedhofsgrcnzcn gebrachten Leichen zu begraben; denn die gesetzlich gewährleistete Gewerbe- freiheit begründe kein Recht des Gewerbetreibenden auf die tätige Mitwirkung anderer Personen. Unter allen Umständen habe die Klägerin aber keinen Anspruch auf Ausführung von Begräbnissen. da nur den Gemeindeangehörigen das Recht auf die Bestattung auf den Gemeindefriedhöfen zustehe. Wie man Schulkinder im UmschulungSverfahrcn hin und her schiebt! Jedesmal zu Beginn eines neuen Schulhalbjahres wiederholt in den Gemeindeschulen Berlins sich daS Schauspiel, daß die Schul- Verwaltung zahlreiche Kinder, obwohl deren Eltern nicht die Wohnung gewechselt haben, kurzer Hand aus den von ihnen be- suchten Schulen heraussetzt und sie an andere Schulen überweist. Dieses skandalöse Verfahren ist ja oft genug im„Vorwärts" zur Sprache gebracht worden, und immer wieder haben wir auch auf den Grund hingewiesen, aus dem die Schulverwaltung sich zu solchen durchaus unpädagogischen Maßregeln bereit finden läßt. Nur weil man sparen und durch möglichste Füllung der bestehenden Klassen einer„unnötigen" Mehrung der Klassen sowie der Lehrpersonen und der Schulhäuser vorbeugen will, werden Tausende von Kindern durch Zwangsumschulung an andere Schulen abgeschoben. Wo man zwei Klassen mit mähiger Besetzung haben könnte, wird lieber eine Klasse voll besetzt, und was dann noch übrig bleibt, wird umgeschult, um an einer an- deren Schule eine noch nicht voll besetzte Klasse füllen zu helfen. Auch der Unfug, in manchen Stadtteilen ganze Gemeindeschulen aufzulösen, weil sie sich dort nicht mehr so füllen lassen, wie es für Gemeindeschulen leider als„normal" gilt, nötigt zu Umschulun- gen. Die Zahl der Gemeindeschulkinder, die in dieser Weise aus dem Boden herausgerissen werden, in dem sie Wurzel geschlagen haben, beläuft sich in Berlin all- jährlich auf 8 bis 3000, ungerechnet die wegen Umzugs umgeschulten Kinder. Die Eltern werden gar nicht erst gefragt, ob es ihnen paßt oder nicht. Die meisten finden sich dann auch mit der Zwangs- Umschulung ihrer Kinder ab als mit einein Schicksal, das un- abwendbar fei, wie Sonnenschein oder Regenschauer. Mitunter aber wird es einem Vater oder einer Mutter doch zu toll, und man erlebt es dann, daß Eltern sich gegen die Umschulung wehren. Zur Selbsthilfe hat schließlich ein Herr W. gegriffen, nachdem er an seinem Jungen zur Genüge kennen gelernt hatte, wie man Schulkinder im Umschulungsverfahrcn hin und her schiebt. Obwohl er in den letzten Jahren die Wohnung nicht gewechselt hatte— er wohnt nahe dem Friedrichs- Hain, im sogenannten Böhowviertel— war sein Sohn Walter immer wieder von einer Schule zur andern geschoben worden: von der 272. Schule(damals in der Kniprodestraße) nach zwei Jahren zur 257. Schule damals in der Greifswalderstraße), von hier nach nur halbjährigem Besuch zur 228. Schule(in der Pasteurstratze) und von dieser nach einem Jahre wieder zur 2 5 7. Schule(die in- zwischen nach der B ö tz o w st r a tz e verlegt worden war). Hier blieb Walter bis Ostern 1910. Als er nun zu Beginn des Sommer- Halbjahres am ersten Schultage wieder mit der Nachricht heim- lehrte, daß er einer andern Schule— diesmal der 6 8. Schule(in der Heinersdorferstratz«)— zugeteilt worden sei. riß dem Vater die Geduld. Dieser schickte am nächsten Tage den Jungen nicht nach der 58. Schule, sondern nach der 257. Schule, zu der er bisher gehört hatte, und er selber begab sich mit ihm zum Rektor Karnowsky, um sich über die erneute Umschulung zu be« schweren. Aus der Antwort des Rektors glaubte der Vater ent« nehmen zu fallen, daß es sich nur um ein Versehen handle. Rektor Karnowsky schickte den Jungen in seine Klasse hinaus, auch ver- sprach er, es dem Rektor der 58. Schule zu melden, und Herr W. hielt die Sache für erledigt. Ein paar Tage vergingen, Walter nahm nach wie vor am Unterricht der 25 7. Schule teil, da bekam Herr W. eine Zuschrift des Rektors Lutzenberger von der 58. Schule. Er wurde aufgefordert, seinen Sohn zur Schule— zur 68., versteht sich— zu schicken, andernfalls werde man ihn in eine Schulversäumnis st rafe nehmen. Jetzt ging Frau W. zum Rektor Lutzenbcrger und trug ihm den Sachverhalt vor, aber ihr wurde geantwortet, da sei nichts zu machen, der Junge gehöre zur 58. Schule, oder Rektor Karnowsky müsse ihm dafür einen anderen Schicken. Frau W. teilte das dem Rektor Karnowsky mit, und Walter blieb zunächst weiter bei ihm. Wieder waren ein paar Tage verstrichen, da kam er eines Mittags nach Hause mit der Meldung, nun sei er doch wieder der 5 8. Schule überwiesen worden.— Dasselbe Schicksal widerfuhr einem Mitschüler, der gleichfalls zu Beginn des Sommerhalbjahres nach der 58. Schule umgeschult worden und gleichfalls von seinen Eltern mit Zustimmung des Rektors Karnowsky wieder in die 257. Schule zurückgebracht worden war. Auch er wurde jetzt zwang?- weise abgeschoben. Als Herr W. den Herrn Rektor Lutzenberger aufsuchte und darüber klagte, daß sein Junge von einer Schule zur andern gestoßen werde, wurde ihm die Antwort, er solle sich nur zufrieden geben, zum Herbst könne ja der Knabe— wieder nach der 257. Schule umgeschult werden. Der Vater will sich iNi cht zu- frieden geben, sondern wird nunmehr die Schuldeputation bitten, hier einzugreifen und die Umschulung sofort rückgängig zu machen. Wird sie das tun? Es fehlt übrigens dieser bitterernsten Affäre nicht an leiner komischen Beigabe. Die beiden Schüler hatten nach ihrer«nd- gültigen Abschiebung sich in ihr Schicksal gefügt und selbstverständ- lich jetzt an dem Unterricht der 58. Schule teilgenommen, da kam noch am Abend des folgenden Tages zu beiden Familien ein Schul- kommissionsmitglied und forschte, warum denn die Jungen— nicht zur Schule gingen. Man hatte es offenbar sehr eilig gehabt, ein Verfahren ivegen„Schulversäumnis" einzuleiten, aber nicht ebenso eilig hatte man Bericht erstattet, wie die vermeint- liche„Schwänzerci" sich erklärte. Der Herr soll, als er den Sach- verhalt erfuhr, ein sehr verdutztes Gesicht gemacht haben. Wegen Arbeitslosigkeit in den Tod. Der Polizeibericht meldet: Der 59 Jahre alte Arbeiter Gottfried O., der bei seinem Schwieger- söhn in der Dresdener Straße lebte, wurde Dienstag vormittag in seiner Schlafstube erhängt aufgefunden. Ein herbeigrufener Arzt konnte nur den bereits mehrer« Stunden vorher eingetretenen Tod feststellen. Die Leiche ist dem Schauhausc überwiesen worden. Die 68 Jahre alte Ehefrau Mathilde des beschäftigungslosen Arbeiters August Sch hat sich Dienstag mittag in ihrer Wohnung in der Stcphanstraße erhängt. Die Unglückliche war infolge st ä n d i g e r Arbeitslosigkeit ihres Mannes schwermütig geworden.— Der Tod auf der Renndahn. Einen jähen Abschluß fand das erste Rennen auf der Trabrennbahn in Weißensee. Der Gast- Wirt Adolf Hartmann auS der Lüneburger Straße 1 hatte den Favoriten des ersten Rennens„Bolle" hoch gewettet. Gegen das Ende des Rennens beobachteten Rennbahnbesucher, daß Hartmann auffallcnid weiß wurde und das Rennen mit Zittern verfolgte. Als zu erkennen war, daß Bolle geschlagen war, rief Hartmann mit zitternder Stimme:„Mein Geld, mein Geld". Dann fiel er um und war fast auf der Stelle tot. Mehrere Herren, die in seiner Nähe standen, mühten sich um ihn. Es war jedoch zu spät; ein Herzschlag hatte dem Leben Hartmanns ein Ende gesetzt. Peinlich fiel es auf, daß auf der Rennbahn kein diensttuender Arzt an- wesend war. Der Arzt, den die Rennbahnverwaltung angestellt Hot. erschien erst nach dem vierten Rennen und steht auch gar nicht dem Publikum zur Verfügung, sondern ist— ein unhaltbarer Zu- stand— allein für die Fahrer da. Mehrere schwere Straßenbahnunfälle haben sich am gestrigen Tage ereignet. In der Münzstraße sprang der L6jährige Kutscher Gottlieb Henkelmann von einem in der Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen der Linie 35 ab und stürzte dabei so unglücklich, daß er eine klaffend« Kopfwunde und eine schwere Gehirnerschütte- rung erlitt. Der Verunglückte wurde nach dem Krgnkenhause Friedrichshain übergeführt.— Der 15jährige Lehrling Walter Trachtbrod, Ovanicnstr. 16 fuhr, einer Dame ausweichend, in der Uhlandstratze gegen den Vorderperron eines aus entgegengesetzter Richtung kommenden Straßenbahnwagens, wurde umgestoßen und trug eine schwere Kopfwunde, sowie erhebliche Hautabschürfungen im Gesicht und an der rechten Hand davon.— In der Frankfurter Allee versuchte ein Wagen der Firma Bredereck unmittelbar vor einem herannahenden Straßenbahnwagen der Linie 78 das Gleis zu kreuzen, wurde jedoch von dem Bahnwagcn angefahren. Der Anprall erfolgte mit solcher Wucht, daß der Führer des Lastwagens, der Kutscher Wilhelm Krause aus der Berliner Straße 29 in Friedrichsfelde , in weitem Bogen auf das Stratzenpflaster ge- schlendert wurde. Er erlitt einen komplizierten Bruch deS rechten Oberschenkels und anscheinend auch innere Verletzungen. Der Ver- unglückte wurde nach dem Rummelsburger Krankenhause überge- führt. Eine verhängnisvolle Karambolage zweier Radfahrer, bei welcher der eine entsetzlich verstümmelt wurde, ereignete sich am Mittwochabend in der Bellermannstraße. Gegen 9 Uhr abends fuhr der 44jährige Klempner Hermann Böhmer aus der Biesen- thalerstr. 13 den genannten Straßenzug entlang. Als er einem Gefährt ausweichen mußte, stieß er mit einem ihm entgegen» kommenden Motorradfahrer zusammen. Der Anprall erfolgte mit solcher Wucht, daß beide Maschinen umgestoßen und zertrümmert wurden und die beiden zu Boden stürzten. Während der Führer des Motors mit verhältnismäßig leichten Verletzungen davonkam, wurde B., der zum Teil unter das Auto geraten war, entsetzlich zugerichtet. Auf der Unfallstation in der Badstraße, wohin der Schwerverletzte gebracht wurde, stellte der behandelnde Arzt einen Bruch des linken Armes, eine Gehirnerschütterung und schwere innere Verletzungen fest. Außerdem war dem Bedauernswerten die linke Hand derartig zerquetscht worden, daß sie abgenommen werden mußte. Der Verunglückte wurde nach dem Rudolf-Mrchow. Kvankenhause übergeführt, wo er in hoffnungslosem Zustande da» niederliegt. Mit der Bemerkung„Menschenleben in Gefahr" liefen gestern nachmittag gegen 3 Uhr bei der Berliner Feuerwehr zwei Alarme ein. Die Feuerwehr rückte sofort nach beiden Unfallstätten, in der Brunnen- straße 42 und Hufelandstraße 2t. in großer Stärke aus. Als sie an der ersten Stelle ankam, brannten dort in einer Wohnung im dritten Stockwerk Kleider und anderes. Eine Frau hatte dort aus Angst und vor Schrecken versucht, auS einem Fenster heranszuspringen. Sie lvar aber zum Glück noch von beherzten Hausbewohnern, die sich in die verqualmte Wohnung begeben hatten, am Herabspringen behindert worden. Die Flammen konnten schnell gelöscht werden. In der Hufelandstraße 21 glückte es leider nicht; dort sprang die anscheinend geisteskranke Frau Psifchel aus einem Fenster der vierten Etage und war gleich darauf tot. Die Feuerwehr konnte in beiden Fällen gleich wieder abrücken. Die Leiche der Frau P. wurde von der Polizei beschlagnahmt. In der letzten AnSschußsihung des Arbciter-SängerbundeS wurde besonders darauf hingewiesen, daß sich mindestens 75 Proz. der Mitglieder der einzelnen Vereine an der Maifeier beteiligen sollen. Die Sänger sollen pünktlich zur Stelle sein. Der Vorstand richtet an die großen Vereine nochmals das Ersuchen, sich recht- zeitig zum Provinzialsängcrfest zu melden und dort möglichst voll» zählig zu erscheinen. Auch werden die Vereine ersucht, schon jetzt mit dem Einüben des Liedes„Das heilige Feuer" zu beginnen. Dasselbe wird zum Gausängerfeft gesungen. Freie Fortbildungskurse für Arbeiter werden wiederum von der sozialwisseufchaftlichen Abteilung der Wildenschast der König - lichen Technischen Hochschule zu Berlin veranstaltet. Im Sommer- Halbjahr werden die Studenten in folgenden Elementarfächern unterrichten: Deutsch , Rechnen, Algebra, Geometrie, Zeichnen und Schönschreiben, und zwar am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag abends 8— 10 Uhr in der Charlottenburger Gemeindeschule Schloßstr. 2. Jeder Kursus findet einmal wöchentlich statt vom 2. Mai bis Anfang Juli, die Teilnehmergebühr beträgt für jeden Kursus 50 Pf. Anmeldungen werden ani 28., 29. und 80. April abends 8— 9 Uhr im Unterrichtslokal entgegengenommen. Auskunft erteilt canck. ing. Kleeberg, Berlin W. 50, Bamberger Straße 7. Ein Beutelportrmonnaie mit 30 M. Inhalt ist am 18. April auf dem Wege von der Reichenbergerstraße nach der Markthalle am Alexanderplatz verloren gegangen. Der ehrliche Finder des Geldes wird gebeten, dasselbe in der Parteispedition Rixdorf, Neckarstr. 2, abzugeben. Vermißt wird seit dem 8. April der Schriftsetzer Förster. F. verließ am Abend des genannten Datums die Wohnung seiner Naunynstraße 40 v. III wohnenden Mutter, besuchte noch ein Lokal und wurde seit der Zeit nicht mehr gesehen. F. ist 1,70 Meter groß, starke Figur, war bekleidet mit schwarzer Hose, dunkler Weste, dunklem Jackett, dunklem Paletot und schwarzem Hut; er trug weiße Wäsche und Schnürstiefel. Wer nähere Mitteilungen über den Verbleib machen kann, wird gebeten, solche an die Mutter Witwe Förster, Naunynstr. 40, gelangen zu lassen. Vorort- JVadrndrtrn Wilmersdorf . AuS der Stadtverordneteiiversammlung. In der Sitzung vom 20. April wurde der bisherige Stadlverordnete Dr. Grachtmann in sein neue? Amt als uubesoldetcr Stadtrat eingeführt. Hierauf wurde eine Magistratsvorlage beraten, wonach dem früheren Stadt- verordnetenvorfteher Dr. Beckmann eine Ehrung zugedacht werden soll. Dieser Herr ist bekanntlich infolge der Angriffe eines Teiles der Stadtverordnetenversammlung aus seinem Amte ausgeschieden. Man fühlte in der konservativen Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung das Bedürfnis, die vermeintliche Unbill durch die Stiftung eines OelbildeS wieder gut zu machen. Der»cue demokratische Stadtverordnete Moll tvandte sich gegen die Vorlage. Er verlas eine Erklärung des Inhalts, daß im Falle eines hervorragenden Verdienstes gegen die Ehrung eines Stadtverordneten nichts einzuwenden sei. Im vorliegenden Falle sei die Absicht deS Magistrats jedoch nicht zu billigen, da die Bor- gänge, die Herrn Dr. Beckmann zum Rücktritt veranlassen, recht un- erfreulicher Natur waren. Als Antwort hierauf meinte Dr. H e i n i tz, daß man sich bei der Stiftung des Bildes nicht einschränken solle. Ein Betrag von 4000 M., wie der in der Vorlage für das Kunstwerk verlangt werde, sei zu wenig. 10 000 M. wären nicht zuviel. Auf alle Fälle bitte er, die Kosten nicht zu begrenzen. In diesem Sinne beschloß denn aucki die Stadtverordneten» Versammlung gegen wenige Stimmen. Weiter bewilligte die Ver» samnilung 1300 M. für Apparate zur Untersuchung des in Wilmers- dorf von der Englischen Ga-gesellschaft bezogenen Gases; ebenso wurden die Mittel für Bezahlung eines Beamten bewilligt, der im
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