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GewerMcbaftUcbee. Hbwebrftrcik BerUncr ftädtifcbcr Garten» arbeitermnen. Tie botanische Abteilung der Berliner städtischen Garten- und Pariverwaltung ist von, Humboldthain nach Blankenfelde verlegt worden. In dieser Abteilung sind eine Anzahl Arbeiterinnen be- schäftigt. Der Lohn für Parkarbeiterinnen beträgt seit Jahresfrist 2,2ö M. pro Tag. Diesen Lohn erhielten ursprünglich auch die in der botanischen Abteilung in Blankenfelde beschäftigten Frauen. Kürzlich wurde ihnen angekündigt, daß ihr Lohn um av Pf. pro Tag auf 1,75 M. herabgesetzt werde! Diese Maß- nähme soll darauf zurückzuführen sein, daß die Gärtner und Bauern in Blankenfelde Beschwerde bei der Verwaltung geführt haben über die angeblich zu hohen Löhne der Arbeiterinnen. Der Lohn, den diese Herren ihren Arbeiterinnen zahlen, beträgt nämlich nur 1,75 M. Um nun zu verhüten, daß ihre Arbeiterinnen, aufgestachelt durch die höheren Löhne der städtischen Arbeiterinnen, ebenfalls eine höhere Entlohnung fordern, verlangten diese Herren einfach, daß die Verwaltung die Löhne herabsetze. Das beschämendste bei der Sache ist aber, daß die Verwaltung sofort auf dies Verlangen einging! Die Verwaltung hatte jedoch die Rechnung ohne die Frauen ge- macht. Diese weigerte» sich, zu den herabgesetzten Löhnen zu ar- beiten. Wohl oder übel wurde die Verwaltung dadurch gezwungen, die bisherigen Löhne beizubehalten. Die Frauen haben den Versuch der Verwaltung durch ihr einiges Zusammenhalten abgewehrt. Berlin und llmgegend. Achtung, Metallarbeiter! Eine geradezu unerhörte Arbeitszeit glaubte Herr Ernst Machnow, Fahrradgeschäft cngros, Wein- meifterstr. 11, seinen Schlossern und Drehern bieten zu können. Wurde doch von Herrn Machnow verlangt, daß bis abends 8 Uhr und länger gearbeitet werden sollte. Ebenso wurde Sonntags- arbeit verlangt. Ob Herr Machnow hierzu die Einwilligung der Polizei hat,, ist uns nicht bekannt. Ein Vertreter unserer Organi- sation, welcher von den Schlossern und Drehern beauftragt wurde, mit Herrn Machnow zwecks Abstellung dieser Zustände zu ver- handeln, wurde von Herrn Machnow in grober Weise angefahren, er möge seine Streikbrüder, von denen er ja lebe, gleich mitnehmen. Eigentümliche Gründe gibt Herr Machnow für die lange Arbeits- zeit an. Erstens, daß seine Kundschaft erst abends komme, und zweitens, datz die Preise für alle Fahrradzubehörteile so niedrige icien. Dabei ist es gerade Herr Machnow, der jede Konkurrenz, die sich bemerkbar macht, in allen Preisen unterbietet und jedes anders Geschäft in dieser Branche unmöglich zu machen versucht. Die Arbeiter sind zu dem Entgegenkommen bereit, täglich eine Ucbcrstunde zu machen; allerdings gegen einen Aufschlag von 25 Proz., welchen jedoch Herr Machnow verweigerte. Der Betrieb ist für alle Metallarbeiter bis auf weiteres gesperrt. Deutscher Metallarbeiter-Verband. Ortsverwaltung Berlin . Der Vertrag der Steinbildhaner Berlins wurde nach vorauf- gegangenen Verhandlungen mit niehreren Verbesserungen, darunter eine Lohnzulage von 50 Pf. pro Tag am 1. April 1911, neu ab geschlossen und läuft bis 31. März 1913 bei dreimonatiger Kündigung mit je einjähriger Verlängerung bei Nickitkündigung. Erfolgreicher Abschluß des Streiks der Fensterputzer bei Staehr u. Co. Gestern fanden vor den, Einigungsamt des Berliner Gewerbe» gerichts unter Vorsitz des Magistratsrats v. Sckmlz die Einigungs Verhandlungen zwischen der Firma Staehr u. Co. und den Ver> tretern der streikenden Fensterputzer sowie ihrer Organisation statt. Sie dauerten von morgens 11 Uhr bis nachmittags Uhr und endeten mit dem Abschluß eines Tarifvertrages, der einen schönen Erfolg für die Streikenden bedeutet und die volle Anerkennung ihrer Organisation in sich schließt. Die gestellten Forderungen sind mit kleinen Abstrichen bewilligt. Die Streikenden hatten sich gestern nachmittag im Saale von Wegener in der Seydelstraße vollzählig versammelt, um den Be richt über das Ergebnis der Verhandlungen zu hören und über die Annahme oder Ablehnung zu entscheiden. Sie erklärten sich nach kurzer Debatte einstimmig mit dem Tarif- vertrag, über den, wie über die Verhandlungen der Ver bandsvertreler Lambrecht ausführlich berichtet hatte, einver- standen. Die Firma hat sich bereit erklärt, alle Streikenden, mit Ausnahme von zwei, wieder� einzustellen. Die zwei Arbeiter ver- zichteten auf die Arbeit bei Staehr u. Co. Mit Hochrufen auf den Verband und den glücklich beendeten Lohnkampf schloß die Ver- sammlung._ Die im Zentralverbanb der Steinarbeiter organisierten Stein mcben der Grabsteinbranche Groß-Berlins beschlossen in einer am LI. April abgehaltenen Versammlung, in sämtlichen Grabstein geschäften, in denen nicht nach dem Tarif bezahlt wird, Stellung zur Durchführung desselben zu nehmen in der Art, daß überall dort, wo die Mehrheit der beschäftigten Kollegen für die Durch- führung des Tarifes ist. diese unverzüglich zum Austrag gebracht wird, notwendigenfalls durch den Streik. Zum Streik der Leitergerüstbauer, Kutscher und Platzarbeiter der Allgemeinen Leitergerüstbau, und Leihanstalt L. A l t m a n n A.-G., Charlottenburg , ist zu berichten, daß die Firma heute früh zunächst ihre streikenden Arbeiter durch große, rote Plakate an den Charlottenburger Anschlagssäulen aufforderte, bis Freitag» mittag 12 Uhr die Arbeit wieder aufzunehmen. Falls dies nicht geschehe, seien sämtliche am Streik Beteiligte als entlassen zu betrachten. Durch diesen Einschüchterungsversuch lockt Herr Alt- mann aber keinen einzigen der Streikenden zu seinen Fleisch. topfen zurück. Auch durch den weiteren Umstand, daß es Herrn Altmann gelungen ist, im Laufe des gestrigen Tages aus allen möglichen Arbeitsnachweisen einige Kolonnen Arbeitswillige an» zuwerben(alles ungeübte Leute�, die der Arbeit nicht im entfern» testen gewachsen sind), hat sich keiner von den Streikenden verleiten lassen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Die Streikenden waren gestern nachmittag wieder vollzählig im Charlottenburger Volks- haus versammelt, um den Bericht über den Stand ihrer Bewegung entgegen zu nehmen. Unter den Streikenden herrscht nach wie bor Begeisterung und Kampfesmut. Besonders erfreulich ist, daß die polnisch sprechenden Kollegen, welche am Streik beteiligt sind, Schulter an Schulter mit den übrigen um bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen kämpfen. Das nach der Gewerbeordnung§ 153 erlaubte Streikpostenstehen wird dadurch illusorisch gemacht, daß die Streikposten, die ruhig und anständig die Straße auf- und ab- gehen, einfach von der Straße weg verhaftet wurden, um dann nach stundenlanger Inhaftierung wieder laufen gelassen zu werden. Wenn des Abends die Arbeitswilligen von dem Logerplatz Span- dauer Straße nach Hause begleitet werden, entsteht immer ein großer Menschenauflauf, der ja auch begründet ist, denn die Neu- gierigen kommen da auf ihre Rechnung. Die Streikbrecher immer 2 und 2 in Reih und Glied und hinterher die Beschützerin des Kapitalismus, die liebe Polizei, 6 Mann hoch, den Browning umgeschnallt, darauf noch zwei Berittene. So werden die Streit. brecher bis zu ihrer Wohnung geleitet. Die Firma hat gestern 112 Streikbrecher von auswärts bekommen. Die Leute wurden in Extrawagen der Straßenbahn nach ReTWcken- darf gebracht, wo man sie zunächst Uebungen im Leitergerüstbau machen ließ. Dann wurden sie von Reinickendorf nach Westend übergeführt. In Reinickendorf ist für die Leute ein Streikbrecher- Logis im Schützenhaus. Scharmvebcrstr. 4 7, eingerichtet. Wir richten hiermit an die gesamte Arbeiterschaft die dringende Bitte, uns durch Solidarität zu unterstützen. Zuzug ist nach wie vor fernzuhalten. Alle arheiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten. Deutscher Transportarbeiterverband. Bezirk Groß-Berlin. Ein Bertrag zwischen den.Hausindustriellen und der Arbeiterschaft des Kürschnergewerbes. Zwischen den Vertretern der beiden Vereine der Selbständigen der Pelz- und Mützenbranche Berlins und der hiesigen Filiale des Kürschnerverbandes ist bekanntlich seit einiger Zeit über den Abschluß eines Vertrages verhandelt worden, durch den ein ge- ineinsames Vorgehen bei Lohnbewegungen möglich gemacht werden soll. Das Ergebnis dieser Verhandlungen lag einer zahlreich be- suchten Generalversammlung des Kürschnerverbandes zur Prüfung vor, die am Mittwoch den großen Saal des Alten Schützenhauses füllte. Die den Anwesenden gedruckt zur Verfügung gestellte Grundlage des Vertrages, über die sich die Vertreter beider Parteien im allgemeinen mit Ausnahme weniger Punkte geeinigt hatten, enthält in der Hauptsache folgende Bestimmungen: Eine gegenseitige Bekämpfung der vertragschließenden Organi- sationen darf nicht stattfinden; jedoch wird die prinzipielle Stellungnahme des Kürschnerverbandes gegenüber der Haus- industrie und Heimarbeit durch diese Bestimmung nicht berührt. Die beiden Vereine der Selbständigen verpflichten ihre Mitglieder, in den Werkstätten nur Verbandsmitglieder zu beschäftigen. während der Verband seine Mitglieder verpflichtet, nur bei organisierten Selbständigen zu arbeiten. Als Uebergangszeit zur Erfüllung dieser Vereinbarung gilt die Zeit bis zum 1. Oktober 1919, so daß, wenn sie bis dahin nicht erfüllt ist, es den Parteien freisteht, vom Vertrage zurückzutreten. Der Arbeitsnachweis soll paritätisch sein, die Verwaltung bleibt jedoch in Händen des Ter- bandes. Die Selbständigen lösen ihre Arbeitsnachweise zugunsten des paritätischen auf. Sie verpflichten sich, ihre Arbeitskräfte nur von diesem Nachweis zu beziehen, können sich jedoch anderweitig Arbeitskräfte verschaffen, wenn sie innerhalb drei Tagen keine vermittelt erhalten. Zur Ueberwachung des paritätischen Arbeits- Nachweises soll eine Kommission von neun Mitgliedern, drei Ver- tretern von jeder Organisation, eingesetzt werden, die aus ihrer Mitte ihren Vorsitzenden wählt, der ein Selbständiger sein muß. Bei einer Lohnbewegung fordert der Verband hauptsächlich: Ver- kürzung der Arbeitszeit, Erhöhung der Minimallöhne. Bezahlung der gesetzlichen Feiertage und Anerkennung des 1. Mai. Die Forderungen werden bewilligt, wenn sie allgemein gestellt werden. Sie müssen vier Monate vorher den Vereinen der Selbständigen bekanntgegeben iverden. Die Selbständigen können während dieser Zeit dementsprechende Forderungen an die Fabrikanten aus- arbeiten, sie zu gleicher Zeit mit den Forderungen des Vorbandes einreichen und gemeinsam zur Durchführung bringen. Bei Aus- sperrungen und Abwehrstreiks unterstützen sich die vortragl schließenden Organisationen gegenseitig, wenn eine genaue Prüfung durch die gemeinsame Kommission ergeben hat, daß der Kampf be- rechtigt ist. Tritt der Verband in Streik bei einer Firma, die bisher keine Selbständigen beschäftigte, so haben die Selbständigen dort jede angebotene Arbeit zurückzuweisen und auf Verlangen die Firma als gesperrt zu veröffentlichen. Treten die Selb - ständigen in Streik bei einer Firma, die bisher keine Betriebswerk- stätte hatte, so dürfen, wenn eine Werkstätte eingerichtet wird, keine Verbandsmitglieder dort Arbeit annehmen, und über die Firma ist ebenfalls auf Verlangen die Sperre zu verhängen. Zur Schlichtung aller Differenzen auf dem Vertragsverhältnis wird eine Kommission von 12 Mitgliedern, 6 Selbständigen und 6 Ver- bandsvertretern, eingesetzt, die sich einen unparteiischen Vorsitzenden zu wählen hat. Die Bestimmungen über die Organisationspflicht und den Arbeitsnachweis sind in den Werkstätten sichtbar aus- zuhängen. Der Vertrag wurde nach gründlicher Diskussion mit einigen Abänderungen oder Ergänzungen von der Generalversammlung einstimmig gutgeheißen. Bei den Bestimmungen über die Haupt- forderungen des Verbandes ist einzufügen: Akkordarbeit auf den Werkstätten ist unzulässig. Ferner wurde zu den Bestimmungen über die gegenseitige Unterstützung bei Aussperrungen und Streiks ein Zusatz beschlossen, der besagt, daß in Betrieben, die nicht zum Arbeitgeberverband gehören, die gegenseitige Unterstützung jeder- zeit erfolgen soll. Sodann wurden die Wahlen zu den im Ver- trag vorgesehenen Kommissionen vollzogen. In die Arbeits- nachweiskommission wurden gewählt: Raschka, Unterbusch und Güttner; in die Schlichtungskommission: Fräulein Köhler. Fräulein Schirrwage sowie Regge, Fritze, D i t t m a n n und M e r t i n s. Außerdem war ein Mitglied zur Sekretariatskommission zu wählen. Gewählt wurde für dieses Amt Jäckel. Im übrigen lag der Versammlung die Abrechnung vom 1. Quartal 1910 bor. Sie schließt für die Hauptkasse mit der Bilanzsumme von 3164,66 M. An die Hauptkasse abgeliefert wurden 2690 M.; lsie Krankenunterstützung erforderte 218,70 M., die Sterbeunterstützung 40 M. In der Filialtasse schließt die Ab­rechnung mit der Bilanzsumme von 4858,57 M. ab. Ihr Kassen - bestand war zu Anfang des Quartals 135 M., am Quartalsschluß 1059,43 M. Der Mitgliederbestand ist im Laufe des Quartals von 410 männlichen und 537 weiblichen auf 453 männliche und 630 weibliche Mitglieder gestiegen. Dem Bericht über die Tätigkeit des Arbeitsnachweises, den der Vorsitzende Fritze gab, ist zu ent- nehmen, daß in der Mützenbranche im verflossenen Vierteljahr die Nachfrage nach Arbeitskräften das Angebot überstieg, während in der Pelzbranche, namentlich für die männlichen Arbeiter, großer Mangel an Arbeit herrschte. Es meldeten sich in der Pelzbranche 71 männliche Arbeitslose, während 29 Arbeitskräfte verlangt wurden, und 58 weiblich« Arbeitslose, für die 55 Stellen einliefen. Der Vorsitzende forderte die Mitglieder auf, im Falle der Arbeits- losigkeit sich streng an die Bestimmungen des Arbeitsnachweises zu halten und es stets pflichtgemäß zu melden, ob sie eine angebotene Stelle angenommen oder anderweitig Arbeit erhalten haben. Schließlich berichtete der Vorsitzende noch über verschiedene Vor- gänge im Berufe. Die Bewegung der Zurichter hat mit dem Er- folg geendet, daß ihre Forderungen voll zur Anerkennung gebracht sind. Bei der Firma Herpich u. Söhne, die bislang dem Verbände feindselig gegenüberstand, ist es kürzlich infolge Maß» regelung eines Gehilfen zur Arbeitsniederlegung gekommen. Die Firma fand sich dann zu Verhandlungen bereit, die damit endeten, daß der Gcmaßregeltc wieder eingestellt und die Organisation in dem Betriebe anerkannt wurde, so daß unter anderem auch die Versammlungen durch Anschlag im Betriebe bekannt gemacht werden können. Bei der Firma G. H. Hoffmann, die früher erklärt hatte, daß, wenn nicht mehr Akkord gearbeitet werden sollte, sie den Betrieb schließen werde, ist es durch die Einmütig- keit der Arbeiterschaft gelungen, das Wochenlohnsystem zur An- erlennung zu bringen, das nun nach den getroffenen Verein- barungen am 2. Mai dieses Jahres durchgeführt werden soll. Deutsches Kelch. Die Lohnbewegungen im Tapezierergewerbe. Bis auf die Orte Halle, Stuttgart , Würzburg und Amberg sind nunmehr die zahlreichen Lohnbewegungen im Tapezierergewerbe beendet. ES wurden bis jetzt 15 Tarife, zum Teil neu, zum Teil verbessert für insgesamt 3630 Arbeiter ab- geschlossen. In Dresden , Bremen , Köln , Essen, Hamburg- Altona , Nürnberg . Fürth , Augsburg , Pforzheim , H i l d e S h e i m und Wilhelmshaven kam es zu Tarifab- Schlüssen für das gesamte Gewerbe, in München und Solingen wurden für die Akkordbetriebe verbesserte Tarife durchgeführt. In Itzehoe und Reichenhall gelang es, ohne zu festen Tarifen zu kommen, wesentliche Lohnverbesserungen zu erzielen. In Hannover , wo die Unternehmer durch Aussperrung die Organisation zur Anerkennung eines unannehmbaren Tarifes und des städtischen Arbeitsnachweises zwingen wollten, brach die Aussperrung nach 10 Tagen erfolglos zusammen. Die AuZg« sperrten traten nach sofortiger Lohnerhöhung in ihre Stellungen zurück. Die gleichen Lohnerhöhungen sowie die Anerkennung de? Gehilsennachweises wurden dann nach sechstägigem Streik auch! von den anderen Arbeitgebern zugestanden. Zu einem Tarifab- schluß konnte es nicht kommen, da durch die verunglückte Aus- sperrung die Unternehmer auseinander liefen. Nach den bisherigen Erfolgen ist die Absicht der Unternehmer durchkreuzt. Nach den Beschlüssen des Schutzverbandes sollten die diesjährigen Lohnbewegungen als Vorarbeiten zu einem Reichs- tarif im Tapezierergewerbe dienen. Im vorigen Jahre stellte mau in München einen Einheitstarif als Muster aus und bestimmte� daß die Ablaufstermine einheitlich sein sollten. Beschlossen wurde ferner, daß kein Tarif Anerkennung finden solle, der nicht von den beiden Zentralvorständcn gezeichnet sei. Diese drei grundlegenden Forderungen sind bei allen Tarifabschlüsscn fallen gelassen. Der Versuch, die Tarifabschlüssc in eine ungünstige Zeit zu verlegen, ist abgeschlagen. Bei den 15 Tarisabschlüssen wurde erreicht: Arbeitszeitverkürzung: 3 Städte mit 1050 Arbeitern eine Stunde pro Woche 3 220 drei Stunden., Lohnerhöhung; 1 Stadt mit 850 Arbeitern 2 Pf. pro Stunde 4 Städte 1140 3 3 1240 4 v 6 935 ,. 5 Der Mindestlohn wurde erhöht in 12 Städten mit 2445 Arbeitern um 3 bis 6 Pf. Die Lohnbewegung in Görlitz mußte nach zirka zweiwöchent» licher Dauer infolge Verrats des Hirsch-Dunckerschen Verbandes abgebrochen werden. Görlitz ist die einzige Stadt, in der für das Tapezierergewerbe eine Hirsch-Dunckersche Organisation besteht, und zwar als Gruppe im Hirsch-Dunckerschen«schneiderverband. Seit je hat diese Gruppe hemmend gewirkt und verschuldet, daß die Arbeitsbedingungen, verglichen mit anderen Orten, außer- ordentlich rückständig blieben. Der Versuch, gemeinsam mit den Gewerkvereinlern endlich eine Verbesserung und feste tarifliche Regelung der Löhne herbeizuführen, scheiterte am Verhalten der Gewerkvereinler. Zunächst blieb von vornherein über die Hälfte der Mitglieder des Gewerkvereins als Streikbrecher stehen. Hätten aber die streikenden Gewerkvereinler zusammen mit den Ver- bändlern im Streik ausgehalten, so war trotz der Streikbrecher die Situation günstig. Da aber die Unternehmer nicht schon in den ersten Tagen annehmbare Zugeständnisse machten, war das Selbst- vertrauen geschwunden, und die Leitung der Gewerkvereinler drang darauf, um jeden Preis abzuschließen. Angeblich konnte der Hirsch- Dunckersche Schneiderverband die Kosten nicht tragen. Da der Verband die geringen Zugeständnisse der Unternehmer nicht akzep- tieren konnte, der Arbcitermangel diesen aber schon auf den Nägeln brannte, traten die Gewerkvereinler hinter dem Rücken des Verbandes mit den Unternehmern in Unterhandlungen und schlössen sofort einen dreijährigen Tarif ab. Sie verpflichteten sich obendrein, die notwendigen Streikbrecher heranzuschaffen. Unter diesen Umständen mußte der Kampf abgebrochen werden. Trotzdem ist es dem Verband gelungen, in einigen Betrieben die Arbeitszeit auf 54 Stunden zu reduzieren und Lohnerhöhungen durchzudrücken._ Die Mitglieberzahl beS Zentralverbandes der SandlungS- gehilfen und-gehilfinnen, die am 31. Dezember 1909 9870 betrug, ist bis zum 31. März um 824 auf 19 694 gestiegen. Die Maler in AscherSleben haben die Arbeit ewgestellt, nachdem Verhandlungen über den Abschluß eines Tarifvertrages ergebnislos verlaufen waren. Die Schuhmacher in Bautzen und in Z i t t a u i. S. haben am 20. April die Kündigung eingereicht. Die Verhandlungen sollen während der Kündigungsfrist weitergeführt werden. Auch in Rade- b e r g haben die Schuhmackier die Arbeit niedergelegt; die Meister lehnten es ab, in Unterhandlungen einzutreten. Die Gemüsegärtnereiarbeiter in Hellbroo! bei Hamburg waren in den letzten Monaten in größerer Anzahl dem Allgemeinen Deutschen Gärtnerverein beigetreten. Das erregte den Unwillen der Unternehmer, die jetzt von ihren Arbeitern die Unterzeichnung eines Reverses verlangen, nach dem sie sich verpflichten, keiner Organisation angehören zu wollen,die sich mit Lohnfragen be- schäftigt". Das lehnten die organisierten Arbeiter einmütig ab und so wurden sie, 50 an der Zahl, am 16. April ausgesperrt. Zwei Tage später erklärten sich mit den Ausgesperrten noch 25 bis dahin unorganisierte Frauen solidarisch und stellten die Arbeit ein. Auch die zurzeit noch tätigen unorganisierten Arbeiter werden sich jedenfalls gegen die Gewaltmaßrcgel der Unternehmer auflehnen._ Letzte Nachrichten und Depeschen. Das Zentrum gegen das Streikrecht. München , 22. April. (B. H. ) Nach stürmifcherDebatte wurde in der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer folgende vom Zentrum vorgeschlagene Resolution angenommen: In Erwägung, daß Staatsregierung und Landtag zur Berbesserung der Lage der Berkehrsarbeiter eine so weitgehende Fürsorge be» tätigen, als es nur immer nach der Finanzlage möglich ist, und in der Erwägung, daß ein Ausstand der Eisenbahner eine schwere Ge. fährdung des öffentlichen Wohles und der Staatsinteressen zur Folge hätte, wolle die Kammer beschließen:Wir achten die Aus- Übung de? Streitrechtes im Berkehrsbetriebe für unzuläsfig und! ersuchen die Regierung, mit aller Entschiedenheit solchen Streit» bestrebungen entgegenzutreten." In der namentlichen Abstimmung wurde diese Resolution mit 89 gegen 35 Stimmen angenommen. Sozialdemokraten und Liberale stimmten dagegen. Der Verkehrsminister erklärte, daß die Eisenbahner kein Streik- recht haben und daß jeder Arbeiter, der auch nur theoretisch für den Streik spricht, sofort entlassen würde. Ein neuer Beweis für dieArbeiterfreundlichkeit" beb Ze«- trnmS._ Keine vierte Wagenklasse in Baden. Karlsruhe , 22. April. (W. T. B.) Die Budgettommission der Zweiten Kammer hat einstimmig die Forderung von 159 999 M. für die Umwandlung von Eisenbahnwagen dritter in solche vierter Klasse abgelehnt. Dhnamitexplosion-»-> Arbeiterausstand. Ramur, 22. April. (B. H. ) In BuvelaiS explodierte eine D h- namitpatrone. welche in der Zeche San Rochus lag, und richtete großen Schaden an. Die Fördereinrichtungen«urden«er, stört.- Die Lage in den Grubenbezirken von Lllttich und Möns ist unverändert. In der Nähe von JemappeS sind die Arbeiter in zwei Zechen in den Ausstand getreten. Sie verlangen eine Lohnerhöhung. Es streiken augenblicklich zirka 3999 Bergleute. Furchtbare Grubenexplosion. New Jork , 22. April. (W. T. B.) In einer Kohlen- mine bei Amsterdam (Ohio ) sind durch eine Explosion 18 Ar- beiter getötet worden; 6 Leichen sind bereits geborgen. Soldaten als Streikbrecher. Gijon (Prov. Oviedo ), 22. April. (W. T. 23.) Die Bäcker sind in den Ausstand getreten. Zu ihrem Ersatz sind Militärbäcker beordert worden. fecrönt®. Redakt..: Richard North, Berlin . Inseratenteil verantw.;rh,GIockc, Berlin , Drucku, Verlag: Verwarte Buchdr, u. verlagSanstaltPaul Singer 6- Co., Berlin 5W. Hierzn 4 Beijogry v, vatrrhaltvngtbl.