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Zr. 94. 27. Jehrgavg. 2. KcilM des Jmiüttf Kerlm IMIitt. Zoullabeud, 23. April IM. Em der Partei. Zur Maifeier. Verbote von Maifeierum zügon. deren Begründungen im allgemeinen den schon mitgeteilten entsprechen, sind noch er- gangen in Königsberg i. Hr., D a n z i g, Erfurt . B a r b l, o. Elbe . WilhelmSburg , Lüneburg , Zehlcndorf bei Berlin und G e n t h i n. In Danzig erfolgt das Verbot, weil ein Maiumzug eine politische Demonstration ist, die die öffentliche Sicherheit gefährden könne. Unsere Genossen wollten die Garantie für die Ordnung übernehmen, aber die Polizei ist der Ansicht, weil am 10. April 150 Versammlungsteilnehmer vor der Wohnung des Re- glerungZpräsrdenten einHoch aufdasWahlrecht ausgebracht haben, seien die Genossen nicht in der Lage, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. In Erfurt behauptet der Bescheid, daß bei der durch die fort- gesetzten Agitationen erregten öffentlichen Stimmung A u s s ch r e i- t u n g e n um so eher zu besorgen sind, als auch die Teilnehmer der am IZ. Februar, 6. und 14. März sowie 10. April stattgefun­denen Protestversammlungen sich von solchen nicht überall haben zurückhalten lassen und daher die Annahme gerechtfertigt ist, daß bei dem für den 1. Mai geplanten öffentlichen Umzug er- neut Ausschreitungen eintreten werden! DieAusschreitungen" an den betreffenden Tagen bestanden darin, daß die Wahlrechts- demonstranten in den Straßen spazieren gingen und Hochrufe auf das freie Wahlrecht ausbrachten. Der Bürger- meister von Zehlendorf versagt die Genehmigung,da aus dem sozialen Gegensatz, der in der Veranstaltung des Aufzuges feinen Ausdruck findet, und dem an Sonntagen am hiesigen Ort sehr stark auftretenden Fremdenverkehr Gefahr einer Kollision zu befürchten ist." Der Gedankengana ist nicht neu, die Ausdrucks- weise einigermaßen originell, freilich auf Kosten der deutschen Sprache. Besonders originell ist die Begründung, die die Polizeiverwal. tung von G e nt h i n gibt. Es heißt in den, polizeilichen Schreiben- u. a.:Erst vor kurzem sind in einer Nachbarstadt bei den Wahl- rechtSdemonstrationSumzügen aus den Häusern Töpfe, Teller, Schüsseln usw. auf die Demonstranten in den Straßen ?e w o r f e n worden, ivodurch nicht nur die Demonstranten selbst, andern auch sämtliche Fuß- und Fahrwegpassanten gefährdet wurden. Ein gleiches Verhalten der hiesigen loyalen Bürger- schaft steht eventuell zu erwarten, und dürfte eS in Ihrem eigenenJnteresse liegen und um Ihrer eigenen Sicher- hei t willen angebracht erscheinen, daß dieser Umzug nicht gestatter wird." Ein hübsches Zeugnis, das die Genthiner Polizei der »loyalen" Bürgerschaft ausstellt! In Potsdam hat die königliche Polizeidirektion die für vor- mittags 8 VAQ Uhr geplante Maiversammlung verboten. Nach einer Verordnung des Konsistoriums sollen öffentliche Versamm- lungen nicht vor der Kirchzeit(V610 V412 Uhr) abgehalten werden. Genehmigung zu Umzügen werden aus Bremer - Häven, Geestemünde , Brandenburg und Rathenow gemeldet. In der letzteren Stadt findet im Anschluß an den Umzug eine Versammlung unter freiem Himmel auf einem in den städti- schen Anlagen gelegenen Platz statt. Im Zuge dürfen Fahnen und Plakate nicht geführt werden. Außerdem werden Genehmigungen gemeldet aus Hanau . Meerane , Mittweida und Oberlungwitz (Sachsen )._ Strafkonto der Arbeiterpresse. Wegen Beleidigung des freisinnigen MagistratSratS Heim in Nürnberg wurde Genosse Schlegel von derFränki- schen Tagespost' zu 350 Mark Strafe verurteilt. Bei einer Aussperrung der Müller benutzte der Privatkläger eine vcr- logene Notiz des freisinnigen ,,Fr. Kurier" über eine angebliche Massenansammlung Ausgesperrter mit den obligaten SluS- schreitungen, um im Magistrat eine Interpellation einzubringen und scharfe Polizeimaßnahmen zu verlangen. Die Fränkische Tagespost" hatte die Lügennotiz und das Vorgehen Heim» scharf kritisiert, worauf Heim in öffentlicher Sitzung die Behauptung von Ausschreitungen aufrcchthiclt und dieTagespost" des Doppelspiels und der böswillig en Verleumdung beschuldigte. DieTagespost " blieb ihm natürlich die Antwort nicht schuldig. Bald darauf ging er wiederholt im Magistrat gegen den Konsumverein vor. der eben eine neue große Bäckerei eröffnet hatte, die vielen Leuten in Nürnberg sehr unbequem war. Weil durch in undicht gewordenes Leitungsrohr Wasser in den Vorraum des Kellers eingedrungen war. sprach Heim von gesundheitlichen Mißständen usw. und hielt diese Behauptungen auch»och aufrecht, nachdem die beiden Bürgermeister erklärt hatten, daß die Zustände im Konsumverein durchaus mustergültig feien. Auch wegen dieses Vorgehens wurde Heim scharf von derTagespost " angegriffen. Trotzdem auch das Gericht feststellte, daß Heim keinen Anlaß ?u seiner Interpellation hatte, und daß die Verhältnisse im Kon- umverein als mustergültige zu betrachten sind, kam eS zu der enorm hohen Strafe. Die Ergebnisse der diesjährigen Gemeindewahlen. Abermals kann die Sozialdemokratie der Kreise Niedcribarnim und Teltow -BeeSkow auf stattliche Erfolge zurückblicken. Neben dem preußischen WalrechtSkampf, den sie mit den Entrechteten ganz Preußens geführt, hat die Arbeiterschaft der Berliner Nachbarkreise einen zähen Kampf mit den Gegnern jeglichen kulturellen Fort- schrittS in den Gemeinden auögefoch-ten. Und sie hat in diesem Kampfe in fast allen Gemeinden den Gegnern Terrain abgerungen, soweit bei dem auch hier geltenden elenden Dreiklassenwahlrecht die Möglichkeit vorhanden war. Ohne Zweifel ist die gegenwärtige allgemeine politische Situation von Einfluß auf den Ausgang des Kampfes gewesen, denn eS sind in diesem Frühjahr in einer Reihe Orte sozialdemokratisch« Vertreter gewählt worden, in denen man vor zwei Jahren noch nicht damit gerechnet hatte. Außerdem aber darf nicht verkannt werden, daß die von einer kleinen Clique in den Gemeinden betriebene Jnteressenpolitik immer weiteren Kreisen zum Bewußtsein kommt. Je mehr die Sozialdemokratie die Schäden aufdeckt, die eine solche egoistische Politik verursachen, desto größere Kreise werden für die kommunal- politischen Fragen interessiert. Von dieser regen Anteilnahme der Bevölkerung an der kommunalen Politik wissen die Bevorrechteten, »veShalb sie besonder» heikle Dinge dem Forum der Oeffentlichkeit entziehen und in der geheimen Sitzung zur Verhandlung bringen. Ihr schlechtes Gewissen fürchtet die Oeffentlichkeit. Noch denken die in den Gemeinden sitzendenSchieber" und Spekulanten an die trauliche Vergangenheit, alllvo sie in gemächlicher Ruhe, ohne sich erst von einem Gegner bloßstellen lassen zu müssen, ihr Schäfchen tn» Trockene bringen konnten. So leicht haben sie es jetzt nicht mehr. Kein Wunder, wenn unsere Gegner mit allen Mitteln, die ihnen zu Gebote stehen, ein weiteres Eindringen sozialdcmpkra- ' tischer Vertreter in die Gemeinde zu hindern trachten. Das von unk bereits früher kritisierte Verfahren, die Wahlhandlung in eine ! für die meist außerhalb des OrteS beschäftigten Arbeiterwählcr rungünstige Zeit zu verlegen, hat, wenn auch nicht mehr in dem früheren Umfange, so doch immer noch vereinzelt Anwendung ge- fundcn. Nicht Mangel an Verständnis und Einsicht, sondern das Bestreben, die Arbeiterschaft von der Vertretung fernzuhalten, ist es, das die Gemeindebehörden zur ungünstigen Festsetzung der Wahlzeit bestimmt. So sind z. B. in Mühlenbeck , wo für die dritte Abteilung die Wahlzeil auf 24 Uhr nachmittags festgesetzt war, unsere beiden Vertreter diesmal den Bürgerlichen unterlegen. Trotz alledem haben uns die diesjährigen Gemeindewahlen, wie aus nachstehender Tabelle ersichtlich ist, einen erfreulichen Fortschritt gebracht. Gemeinde Adlershof .... Bergfelde .... Biesdorf ..... Birkenlverder... Bohnsdorf .... Borsigwalde-Wittenau Britz...... Buckow ..... Cablow..... Dabendorf.... Drewitz ..... Erkner ..... Franz-Buckiholz.. Fredersdorf ... Friedenau .... Friedrichsfelde ... Friedrickshagenl).. FricdrichSthal... Germcndorf... Glienicke ..... Groß-Besten... Groß-Lichterfelde� ). Grünau..... HermSdorf .... Herzfelde .... Hohen- Neuendorf . Hohen-Schöiihausen. Johannisthal ... KanlSdorf.... Ketschendorf... Klein-Besten... K-Schönebeck-Fichtenau Klosterfelde.... Königs-Wusterhausen KrauSnick.... Langewahl Lankwitz..... Lichtenow.... Lichtenrade .... Mahlsdors.... Mariendorf -Tüdende Marienfelde�).. MarkgrafpieSke.. Mühlenbeck ..... Neuenhagen ... Niederlehme...> Nieder-Schöneweide.> Nieder-Schönhausen.> Ober-Schöneweide.> Pankow� ).... PeterShagen ... Rauen Reinickendorf..., Röntgental-Zepernlck Ruhlsdorf..... RummelSburg ..., Schenkendorf 6. KvnigS- Wusterhaufen... Schenkendorf bei Groß- Besten..... Schmargendorf ... Schönerlinde... Schönwalde .'.., Senzig Steglitz, 1. Bezirk.. » 2.».. Ersatzw,, t. Bez. Tegels...... Tempelhof� ).... Treptow -Dciumschulenw. Wannsee ...... Weißensee..... WaidinannSlnst... Wildau - Hoherlehme Wilhelmsruh- Rosenthal Zehlendorf..... Zernsdorf ..... Zeuthen ...... Zahl der fozialdemokr. Vertreter ISOS-lSOsilSlO II2 42 i] 8 3 6 8 3 3 2 Sozial­demokratische Stimmen 1903 1903 1910 Stimmen der Gegner 1910 84 l 13 93 94 50 432 439 60 30 17 51 165 III 22 595 425 445 ? 37 27 25 332 159 188 120 80 99 265 53 106 18 8 92 ? 158 37 17 18 18 372 ? 114 169 664 177 14 13 67 62 117 212 691 1348 1653 41 34 14 1066 64 29 1642 89 16 22 217 71 60 18 53 9 1113 687 1081 1034 558 707 90 1780 157 175 368 532 38 53 12 72 162 26 102 165 55 4 28 34 244 80 82 564 3 73 ? 4 6 21 375 160 103 35 130 60 88 70 63 0 6 80 ? 199 17 12 1 395 ? 63 140 72 154 5 2 80 43 4 243 652 114 1354 40 11 10 91 56 9 6 10 10 147 53 11 12 1087 851 1024 410 500 319 146 107 185 97 116 897 16 83 >) In Friedrichshagen hatten wir nur ein Mandat zu verteidigen, daher die gegen vor zwe) Jahren niedrigere Stimmenzahl. s) Auch in Groß-Lichterfelde stand diesmal nur ein Bezirk zur s) Vorgestern hat die Marienfelder Gemeindevertretung die Wahl unserer beiden Genossen für ungültig erklärt, weil der Wahl- vorstand unbeglaubigte Foreuseustimmen zurückgewiesen hat übrigens ein Verfahren, das auch die Billigung der Beschwerde- instanz finden muß. 4) In Pankow gelang es den Gegnern unter Führung des Reich«- Verbandes, uns infolge deS PartcistreiteS vor zwei Jahren vier Mandate zu entreißen. Drei davon haben unsere Genossen diesmal wieder erobert. e) In Tegel hat der Gemeindevorsteher als Borsitzender deS Wahlvorstandes die Wahl deS Genossen Arendsee , weil derselbe nicht Nngesessener im Sinne der Landgemeindeordmmg sein soll, für nichtig erklärt und eigenmächtig eine Reuwahl angeordnet. Auch hiergegen ist der Klageweg beschritten. ") In Tempelhof sind inzwischen die sozialdemokratischen Mandate von der Gemeindevertretung für ungültig erklärt worden. Unsere Genossen haben, da sie die angeführten Gründe für stichhaltig er- achten, den Klageweg beschritten. Die Zahl der Vertreter ist nach der Aufstellung von 74 im Jahre 1906 auf 128 im Jahre 1903 und auf 182 in diesem Jahre gestiegen. Erfreulich ist der in einigen Orten zu verzeichnende außerordentliche Stimmenzuwachs unserer Partei. Wenn es in einigen Orten trotzdem nicht gelang, unsere Kandidaten durchzu- bringen, so trägt nicht zum mindesten Schuld daran die nach den Bestimmungen der Landgemeindeordnung oft unzulässige Anwen- dung des Forensenstimmrechts. Je mehr sich die Gegner in ihrer bisherigen Position bedroht fühle», desto mehr suchen sie dir Stimmen derjenigen zu ergattern und gegen die Sozialdemokratie auszuspielen, die im Orte ein Grundstück besitzen, aber außerhalb desselben wohnen. Oft sind das solche Besitzer, denen nach dein klaren Wortlaut der Landgemeindeordnung ein Recht zu wählen nicht zusteht. Doch unsere Amtsvorsteher kümmert das herzlich wenig; sie nehmen diese Art Forcnsen einfach in die Wählerliste auf, wird doch mit einem solchen Papiersturm die Gemeinde vor dem Umsturz gerettet. So hatten wir z. B. in N i e d e r- S ch ö n- Hausen mit 238 Forensenstimmen zu rechneu. In Wannsee wurden 133 solcher Stimmen abgegeben; iil Birkenwerder befanden sich unter den gesamten 162 bürgerlichen Stimmen allein 98 Fovensen; in Erkner 77, in Schöneiche 39 usw. In verschiedenen Orten haben unsere Genossen gegen diese Art der Listenaufstellung, die selbstverständlich stets die Zustimmung der arbeiterfeindlichen Gemeindevertretungen finden, den Klageweg beschritten. In einigen Orten mußten wir in Ermangelung geeigneter an- sässiger Kandidaten das Mandat kampflos dem Gegner abgeben. Ein Schauspiel, das zugleich einen Hohn auf die Landgemeinde- ordmmg darstellt, bot sich in S t r a l a u. Dort wurden bei der Wahl auf den sozialdemokratischen Kandidaten 225 Stimmen ab- gcgeocn. Da jedoch ein Angesessener zu wählen war, unser Kan- didat diese Eigenschaft aber nicht besaß und unsere Genossen einen solchen Glücklichen auch nicht finden konnten, muhte eine noch- malige Wahl stattfinden. Nun übten von 690 eingeschriebenen Wählern nur 17 ihr Wahlrecht aus, wovon 13 Stimmen auf den bürgerlichen Kandidaten entfielen, der nunmehr als gewählt in die Gemeindevertretung einzieht. Dieses Beispiel zeigt die Rück- ständigkeit, ja Lächerlichkeit der Landgemeindeordnung in benga- lischer Beleuchtung, in ihm kommt der Geist dergeborenen Gesetz- geber" sowie der durch ein Privilegicnwahlrccht gewählten Vcr- treter zum preußischen Landtag zum Ausdruck. Neu ist in dem verflossenen Gemeindewahlkampf, daß in Steglitz und Marienfelde die Stichwahl am Sonntag stattfand. Dieser Umstand, durch den wir in beiden Orten den Sieg errangen, haben wir der starken Besetzung dcS Wahlvorstandcs durch unsere Genossen zu verdanken. Es zeigte sich hier an der weit zahlreicheren Wahlbeteiligung, wie gerechtfertigt unsere Forde- rung ist, die Wahlen an gesetzlichen Feiertagen stattfinden zu lckssen. In den Orten, in denen unsere Bewegung noch zu schwach war, um mit den Bürgerlichen den Kampf mit Erfolg zu bestehen, gehen unsere Genossen mit doppeltem Eifer an den Ausbau der Organisation sowie die Verbreitung unserer Ideen. So besteht denn auch kein Hweifel darüber, daß uns die nächsten Wahlen bei intensiver agitatorischer Tätigkeit weitere erfreuliche Fortschritte bringen müssen._ Hu9 der frauenbeivegung. Bund für Mutterschutz . Eine un« zugegangene, von Adele Schreiber unterzeichnete Zuschrift beschäftigt sich mit unserer objektiven Auslassung über die tieferen Ursachen der Krise im Bunde für Mutterschutz� Zum Teil beschäftigt sich die Polemik mit per- sönlichen Fragen, teils zieht sie Auslassungen von dritter Seite, von denen wir gar keine Notiz nahmen, in den Kreis der Erörterung. Darauf jetzt einzugehen, fühlen wir keine Veranlassung, da wir die rein persönlichen Fragen auch bisher schon streng ausgeschaltet haben. Ein Teil der Polemik ist sodann a»S preßaesetzlichen Gründen ausgeschieden worden. Was wir au« der Zuschrift glauben mitteilen zu sollen, sind folgende Behauptungen von Frau Adele Schreiber :. Der Kampf verdanke seine Enistehung keineStvegS persönlichen Gründen. Ebensowenig sei die gegenwärtige Krise auS einem Kampf zwischen radikalen oder konservativen Anschauungen hervorgegangen. sie sei vielmehr au» der Tatsache erwachsen, daß für annähernd fünf Jahre Bundeseinnahmen und-ausgaben keine klare, befriedigende Uebersicht zn erlangen gewesen fei. Wörtlich heißt eS dann weiter: Der Bund hat bisher weder Mitgliederliften noch Kassenberichte versandt. Selbst Vorstands« und Ausschuß- Mitgliedern ist der Einblick in die Mitgliederliste verweigert worden, selbst dem Vorstand war eS somit unmöglich, Zahl und Beitragsleistung der Mitglieder zn kontrollieren." Ich stelle fest, daß eS mir und meinerRichtung" auf folgendes ankommt: korrekte Geschäftsführung durch eine b e- foldete. selbständige Kraft unter K o n t r o I l e eines ehren- amtlichen Vorstandes, genaue st e Rechnungslegung für jeden Pfennig anvertrauten Geldes, ein richtiges Verhältnis zwischen festen Einnahmen und VcrwaltungSkosten, genaueste Befolgung der Statuten, Wahrheit»nd Klarheit in allen Dingen, Ausschaltung jedes persönlichen Regiments und jedes Systems. Der Verdächtigungen und Ehrcnlränkungeii, nentrale Vorstands- «lfammensetzung, neutrale, allen zugängliche Lage der Bureaus, (nicht in der Privattvohnuna bestimmter Vorstandsmitglieder!) hierdurch auch die Möglichkeit für den übrigen Vorstand, jederzeit in die VcrcinSpapiere Einsicht zu nehmen, Prüfung der Kassenverhältnisse durch einen vereidigten Sachver- ständigen.! Eine in Halle im Vertrauen auf zwei kaufmännisch gebildete Revisoren gefaßte Resolution besagte, die Finanzangclegen- heiten seien geprüft und in Ordnung befunden. Die nähere Durchsicht aber der in Halle verteilten Abrechnung, der ersten, die den Mitgliedern jemals in die Hände gegeben wurde, zeigt so viele F e h l e r. Unrichtigkeiten und Widersprüche, daß sie dringend einer Aufklärung und unanfechtbaren Ueberprüfung bedarf."_ Prostitution und Kapital. Auf eine Anregung des Internationalen AbolitionistenbundeS hin findet in St. Petersburg unter den Prostituierten zurzeit eine Enquete über die Ursachen, die sie der Prostitution zuführten, statt. Mit furchtbarer Deutlichkeit erkennt man in den größten- teils knappen und einfachen Antworten den innige» Zusammen- hang zwischen dem kapitalistischen Wirtschaftssystem und einer seiner unmittelbaren Folgen: der Prostitution. Ob Fabrikanten oder Dienstherren, Kuppler oder Lebemänner, stets sind es die wirtschaftlich Mächtigeren, stets sind es die Folgen der heutigen Produktlonswcise, die die wirtschaftlich Abhängigen niederzwingen, die Tausende und aber Tausende von Frauen und Mädchen der Prostitution zutreiben. Unter dem bis jetzt gesammelten reichen Material erwecken besonderes Jntcrcsie die Antworten auf Punkt 12 des Fragebogens:Was hat Sie der Pro- ftitution zugeführt?" Das Leben der Arbeiterin ist zu schtvcr", antwortet eine ehemalige Gärtnerin, die sich mit dem 18. Lebensjahre zu pro- stituieren begann.Die Arbeitszeit währt von 5 Uhr morgens bi» tz Uhr adendsi der Lohn schwankt zwischen 3080 Kopeken pr»