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Br. 95. 27. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 24. April 1910.

71. Sigung bom Gonnabend, den 28. april, nachmittags 2 Uhr.

Am Bundesratstisch: Wermuth.

Auf der Tagesordnung stehen die von der Wirtschaftlichen Ver­einigung, den Nationalliberalen, der Fortschrittlichen Volkspartei , der Reichspartei eingebrachten Gesezentwürfe auf

600 M.

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Gewährung von Veteranenbeihilfen

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bon 120 m. jährlich für die Kriegsteilnehmer, die weniger als bei dem Entwurf der Wirtschaftlichen Vereinigung tveniger als 900 M. Einkommen haben. Zur Beschaffung der Mittel schlagen die Wirtschaftliche Vereinigung, die nationalliberale Partei und die Reichspartei die Einführung einer Wehrsteuer, die Fortschrittliche Volkspartei die Verminderung der Liebesgabe vor. Abg. v. Liebert( Rp.): Die alten Kriegsteilnehmer, die mit hin­gebendem Opfermut das Reich mit gründen halfen, sind der Für forge des Reiches in besonderem Maße würdig. Jm vorigen Jahre hat der Reichstag Beihilfen für diese alten Kriegsteilnehmer be fchloffen, die Regierung hat den Entwurf jedoch nicht ausgeführt, weil er fein Datum des Inkrafttretens trug, und aus Mangel an Mitteln. Wir schlagen deshalb zur Beschaffung der Mittel die Einführung einer Wehrsteuer

vor, die vom ganzen Bolte als ein Mittel ausgleichender Gerechtig­teit begrüßt werden würde. Auch in anderen Ländern hat man gute Erfahrungen mit der Wehrsteuer gemacht.

( Bravo ! rechts.)

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Antrag, durch Verminderung der Branntweinliebesgabe Geld für die Dr. Arendt einen feierlichen Echwur geleistet. Mein Partei Beteranen zu schaffen. Hier haben die Herren der Rechten Gelegen- freund von Vollmar nahm sich damals der Veteranen an heit, patriotische Opferwilligkeit zu beweisen.( Sehr gut! links.) und Dr. Arendt sagte: Ich bedauere außerordentlich, daß Herr Reichsschatzsekretär Wermuth: Wir sind in der Sorge für die v. Vollmar die Interessen der Armee gegen die Regierung wahr­Kriegsteilnehmer feineswegs lässig gewesen, bielmehr steht Deutsch nehmen mußte." Und dann tat er den Schwur: Wenn die land in dieser Beziehung allen Nationen voran.( Widerspruch.) Jm Veteranenfrage nicht gelöst wird, werde ich für meine Person Jahre 1873 wurde der Invalidenfonds mit 561 Millionen Mark weder für die oftafrikanische Bahn noch für die dotiert, damit er mit den Binsen bolttommen ausreiche; er strategische Bahn stimmen, weil ich es mit meinem wird im Jahre 1911 erschöpft sein. Dafür sind aber dauernd Gewissen nicht vereinbaren fann, nicht unbedingt notwendige Aus­die Leistungen des Reiches für die Kriegsteilnehmer gewachsen. gaben für das Heer und die Marine zu bewilligen, bevor nicht diese Nach den vorliegenden Anträgen sollen alle unterstügungsbedürftigen Frage gelöst ist." Er fügte hinzu, daß, wenn auch andere Kriegsteilnehmer unterstützt werden, oder wenn sie das sechzigste Abgeordnete seinem Beispiel folgen würden, eine befriedigende Lebensjahr erreicht haben und weniger als 600 M. Einkommen Lösung der Veteranenfrage noch im Laufe derfelben Seffion ein haben. Das ist ein ganz bager Begriff. Erfordern würde dieser Antrag treten würde. Ich will nicht so unhöflich sein, Herrn Dr. Arendt etwa 22 Millionen Mart, und unser Finanzplan enthält hierzu feine zu fragen, wie er feinen Eid gehalten hat.( Sehr gut! links.) Aber Mittel. Auch im vorigen Jahr wurde hierfür die Wehrsteuer der Weg, den er zeigte, war ganz nett, und vielleicht, Herr vorgeschlagen, die jedoch in der Finanzkommission verschwand. Auch Dr. Arendt, legen Sie jezt, wo die Dinge doch wahrlich jezt schlagen Sie vor, der Reichskanzler möge einen Entwurf einer schlimm genug find, noch einmal Ihren Schwur ab, eine Webrsteuer ausarbeiten. Aber das ist ein Wort ohne sehr bestimmten solche vaterländische Pflicht zu erfüllen. Aber dann machen Inhalt.( Sehr richtig! links.) Jeder der Herren, der sie empfahl, Sie es, bitte, nicht wie damals: damals erklärte Herr stellte sich wohl etwas anderes darunter vor.( Sehr wahr links.) Dr. Arendt drei Monate später, als e8 tiar war, Gin festes Versprechen zur Dedung kann ich in der allgemeinen Auf- daß die Regierung den Antrag ablehnen würde: Wir haben feine forderung, eine Wehrsteuer einzuführen, nicht erblicken.( Sehr gut! Hoffnung, daß die Verbündeten Regierungen den Antrag annehmen. bei der Fortschrittlichen Volkspartei .) Der von den freisinnigen Das ist bedauerlich. Wir müssen uns aber mit den Tatsachen Rednern empfohlene Weg foll wohl nur erneut die hier vorhandenen abfinden, wenn wir Realpolitit treiben wollen." Gegensäge zur Erörterung bringen.( Buſtimmung rechts) Herr( Heiterfeit bei den Sozialdemokraten.) So werden die Dinge am Ende Bindewald meinte, der sazietretär müffe für Dedung auch heute laufen. Wir haben sehr bewegliche Slagen über die Not forgen. Aber diefe Rollenverteilung kann ich nicht akzeptieren. der Beteranen gehört, die das Reich gegründet und groß gemacht ( Heiterkeit), wer bestimmte Ausgaben will, muß auch für bestimmte haben. Dasselbe haben wir schon oft gehört. Aber es wird wohl auch Deckung forgen. wieder fo fommen, wie der verstorbene Zentrumsführer Lieber auch bei einer Verhandlung über die Veteranenangelegenheiten am 14. März 1899 fagte: Die Verbündeten Regierungen bittieren und der Reichstag pariert; der Meichstag beschließt und die Regierung refüsiert( lebnt ab)". Der Reichstag hat sehr wohl die Macht, feinen Willen durchzufezen. Herr Dr. Arendt hat einen Weg ja angegeben, und ich sage zu den bürgerlichen Parteien, die ja die Lösung diefer Frage für eine nationale Pflicht erklären: Wenn Sie jetzt Ihre Macht nicht anwenden, dann verdienen Sie den Vorwurf, daß Sie es bei einer nationalen Tat bei bloßen Werten bewenden laffen.( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Nun zum Gefeßentwurf selbst. Dringend muß gefordert werden, scheiden.( Bustimmung bei den Sozialdemokraten.) daß bei der Gewährung der Beihilfen alle politischen Motive aus­

Abg. Schöpflin( Soz.):

Wie leicht in Deutschland gerade eine Wehrsteuer eingeführt werden kann, zeigt der Umstand, daß die Gewerkschaften ihren Mit­Abg. Pauly- Cochem ( 8.): Wenn ich nichts glaube, glaube ich gliedern in Streifzeiten Extraftenern bis zu 10 Broz. bes Lohnes doch, daß wir kein Geld haben.( Heiterkeit.) Trotzdem muß diese auferlegen, die Bimmerer und Maurer zahlen jetzt vom 18. April ab Sache erwogen werden. Abg. Arustedt( t.): Nachdem das große Wert der Finanzreform Extrabeiträge bis zu 1 M. täglich.( hört! hört! rechts.) Sorgen durchgeführt ist und unsere Finanzen wieder auf eine gefunde Bafis wir dafür, daß für die alten Striegsteilnehmer bald etwas geschicht. gestellt sind, ist es die höchste Zeit, für die Striegsveteranen zu forgen. Abg. Bindewald( Wirtsch. Vg.): Die Gründe, weshalb der Bundesrat n der Brauntweinstener, die erst im vorigen Jahre eingeführt ist, zu dem borjährigen Beschluß des Reichstages nicht Stellung genommen darf freilich nicht gerüttelt werden, die Mittel müssen auf andere hat, find feineswegs stichhaltig. In dem von uns eingebrachten Weise aufgebracht werden,( Zustimmung rechts.) Gesetzentwurf verlangen wir die Beihilfe für alle alten Kriegs­teilnehmer, die ein geringeres Einkommen als 900 Mart haben, weil die Grenze von 600 Mart doch gar zu niedrig ist. Im Interesse eines möglichst einmütigen Botums des Reichstags find wir bereit, unferen Antrag auf Normierung der Marimalgrenze auf 900 Mart zurückzuziehen und für die Normierung auf 800 Mart zu stimmen. Abg. Prinz Schönaich- Carolath( natl.) gedenkt der Verdienste des Grafen Oriola um die Veteranenfürsorge. Am guten Willen des Reichstags liegt es nicht, daß den Veteranen nicht ihr Recht geworden ist. Der Grund liegt anderswo. Es war fein Geld vorhanden, es ist kein Geld vorhanden, es wird kein Geld borhanden sein( Seiterfeit und Bustimmung), so hieß es immer vom Bundesratstisch. Der Gedante einer Wehrsteuer, deren Erträge für die Veteranen berwandt werden sollen, ges winnt immer mehr an Boden. Redner erwähnt seine Anregung Daß ein Schatzsekretär aber auch anders fann, fehen wir bei der in der Herrenhaustommission, die Kriegsteilnehmer aus großen Marinevorlage vom Jahre 1891. Als damals das Zentrum der dritten in die zweite Wählertlasse zu ber nach der Deckung fragte, sagte der Schazsekretär: sezen.( Buruf bei den Sozialdemokraten: Davon sollen sie wohl fatt werden!) Dem Zustand muß ein Ende gemacht werden, daß die Leute hungern, denen wir es verdanken, daß wir hier im Reichstage versammelt sind.( Lebhafter Beifall.)

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Abg. Wieland( Fortschr. Vp.) spricht den alten Kriegsteilnehmern die Sympathie feiner Freunde aus und bittet um Annahme des Antrages Ablaß . Redner legt an zahlenmäßigen Beispielen dar, mit welcher Härte und Kleinlichkeit bielfach die Bitten der alten Kriegsteilnehmer um Unterstützung zurüdgewiesen werden. Redner empfiehlt den Antrag Abla B. Er, Redner, habe früher dem Ge­danken der Wehrsteuer sympathisch gegenüber gestanden. Er sei jedoch davon zurückgekommen und habe sich von der Ungerechtig teit biefer Steuer überzeugt. Weit beffer ist unser

Im neuen Botanischen Garten.

( Der Garten ist vom 1. April bis 15. Oftober alle Sonntag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 2 bis 7 Uhr, die Gewächs,

häuser von 2 bis 6 Uhr unentgeltlich geöffnet.)

Während der alte Botanische Garten am Ende der Potsdamer Straße in Trümmer liegt und nur noch Spuren seine einstige Schönheit erraten lassen, ist draußen, hinter dem Fichtenberge bei Steglib, Jahr um Jahr der neue Garten aus märkischem Sande emporgewachsen. Die Station Botanischer Garten" der Wannsee­ bahn hat seine Erreichung wesentlich erleichtert, und es verlohnt fich, mit den Besuchen so früh wie möglich zu beginnen. Der Garten, der im Werden ist, wechselt fortwährend sein Gesicht, ganz besonders aber im Frühjahr. Gerade jetzt, wenn die gelben Forsythienblüten und die roten Blütensträußchen einer amerikani­ schen Johannisbeerart überall durch die noch wenig belaubten Büsche schimmern und unbewußt die Schritte des Spaziergängers Tenten, wenn die Knospen schwellen, die Käbchen aufbrechen und das Auge noch Fernfichten genießen kann, die die weitere Entwidelung der Vegetation späterhin verschließen wird, gerade jetzt ist es Zeit, das Wunderwerk zu besichtigen, das draußen vor den Toren Berlins geschaffen wurde.

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Sache nichts herausspringen. Der Schatziekretär hat das Wohlwollen Nach der Rede des Staatssekretärs wird wohl aus der ganzen der Regierung für die Veteranen hervorgehoben und ich habe leinen Anlaß, daran zu zweifeln, zumal wenn die Regierung sich ihr Wohl- Veteranen gestellt. Wir wiederholen fie bei dieser Gelegenheit nicht, Wir haben früher viel weitergehende Anträge zugunsten der wollen so wenig foften läßt.( Sehr wahr bei den Sozial- weil sie doch leider feine Aussicht auf Annahme haben. Ich möchte demokraten.) Der Schaßsekretär hat ausgerechnet, daß wir bis zur Stunde aber bringend bitten, die Summe von 120 m. zu erhöhen. Man 1500 Millionen Mark für die Kriegsteilnehmer ausgegeben haben, aber vergesse nicht, daß 120 M. heute nicht im entfernteften das bedeuten, mehr als zwei Drittel davon ist franzöfifches Geld. Wer die Ver- was sie noch vor zehn Jahren bedeuteten. Wir behalten uns für die handlungen über die Veteranenfrage im Reichstage durchsieht find bereits zwei dide Bände, wird sehen, daß stets der Schatz­handlungen über die Veteranenfrage im Reichstage burchsieht es zweite Lefung Anträge auf Erhöhung vor. iekretär fagte, wir haben kein Geld.

Wir schwimmen im Gelbe!"

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Vizepräsident Prinz zu Hohenlohe: Sie dürfen dem Schatz­sekretär, einem hohen Reichsbeamten, nicht vorwerfen, daß er den Reichstag absichtlich täuschen wollte.( Buruf bei den Sozialdemo­fraten: Er ist nicht mehr Schatzsekretär; Heiterfeit.)

Abg. Schöpflin:

Nun zur Dedungsfrage. Ich weiß ganz genan, daß die fehr wohl möglichen Ersparnisse am Heeres und Marineetat nicht gemacht werden, obwohl sie natürlich sehr wohl gemacht werden könnten. Ich will mich also darüber nicht verbreiten. Wohl aber möchte ich anregen, die 120 Millionen im Juliusturm ainstragend anzulegen und die Binsen für die Beteranen zu Der Schatzfefretär, welcher dieses frivole und wie ich behaupte, auf verwenden. Die meisten der vorliegenden Anträge fordern zur abfichtliche Täuschung berechnete Wort aussprach, war der Freiherr Deckung die Einführung der Wehrsteuer. Die Befürworter der b. Thielemann.( Unruhe redits.) Wehrsteuer berufen sich auf die Schweiz und Frankreich . Es ist fonderbar, daß die Leute, die sich sonst so gern mit ihrer nationalen Gesinnung brüsten, sich so gern auf das Ausland be rufen, wenn es sich um die Einführung neuer Steuern handelt. Mich wundert es einigermaßen, daß die bürgerlichen Parteien die Veteranenfürsorge mit Steuer- bezw. Deckungsvorschlägen verkoppeln, die von der Regierung als u nannehmbar angesehen werden. Wiederholt hat der Reichstag erfiärt, es sei eine patriotische Die bürgerlichen Barteien sind doch sonst über die Stellung der nationale Pflicht, für die Beteranen zu forgen. Bei einer Regierung beffer orientiert.( Buruf bei den Nationalliberalen.) Ach folchen Gelegenheit, am 11. Januar 1901, hat Herr so, Sie( zu den Nationalliberalen) fagen, Sie haben feine so intime haben wir es mit einer einheimischen, bei Berlin allerdings 18 Kinder gebaren. Sie starben erst nach 63jähriger Lebensdauer feltenen Pflanze, der Bach to urz, zu tun. Erst später werden am 17. Januar 1874 auf ihrem Gut in Nord- Carolina, nachdem sie große, runde Blätter die Pflanze ergänzen, während die Früchte vorher fast nie unter Gesundheitsstörungen gelitten. Die Obduktion reifen. Wir streben aus der Ebene wieder auf die Höhen, denn ergab, daß in dem armdiden Strang, der ihre Körper in Nabelhöhe bon fern sind uns cote Farbenflede aufgefallen; fie leiten uns in verband, teine lebensfähigen Organe, sondern nur Bauchfellfalten die venezianischen und italienischen Alpen. Eine Gritaart, lagen, so daß eine chirurgische Trennung ohne Lebensgefahr aus unserem Heidekraut verwandt, bedeckt hier in niedrigen Matten führbar gewesen wäre. Tragisch war das Ende der Zwillings­mit ihren dichtgedrängten roten Blüten die Abhänge. In den schwestern Radica und Dodica. Der Pariser Chirurg Dr. Dohen türkischen und griechischen Gebirgen sind es wieder verschiedene, nahm die operative Scheidung der zusammengewachsenen Körper schön blau blühende Veilchen, die hier den Frühling bedeuten, vor, weil die eine von ihnen an unheilbarer Tuberkulose ertranft und so finden wir bald hier, bald da die Erscheinung bestätigt, war. Obwohl sich in der Verbindungsbrüde Gingeweideteile be­daß jeder größere Bezirk und jedes größere Gebirgsland der Erde seinen eigenen Charakter besigt, seine eigenen Vegetationsformen, und wir bekommen einen kleinen Begriff von ber ebenso ge­waltigen wie reizvollen Aufgabe, die sich die Wissenschaft von der Geographie der Pflanzen gestellt hat.

fanden, gelang der chirurgische Eingriff, die überlebende Schwester war aber doch nicht dauernd zu retten. Auch Josephine und Rosa Blaschet haben der chirurgischen Kunst schon einmal zu tun gegeben, als ein Blasenleiden Rosas eine Operation nötig machte. Die Frage der operativen Trennung beider wurde damals erwogen, mußte aber, abgesehen von den entgegenstehenden petuniären Interessen der Schwestern, schon deswegen verneint werden, weil die Schwestern nur eine gemeinsame Harnröhre besitzen.

Wenn wir gegen Westen Wege aufsuchen, die durch Buschwerk oder Mischwald führen, so treffen wir hier und da unfere blaue einheimische Anemone, das Leberblümchen, in seiner Ge­sellschaft oder getrennt aber auch andere Frühlingswaldblüher, Zu den häufigsten Verwachsungen gehören die Sternopagen die es ebenjo machen, und vor der Belaubung der Bäume die mit gemeinsamer Brusthöhle, bei denen die doppelt vorhandenen Blüten entfalten. Einheimische und ausländische Lungen Lebern durch Fortsäße miteinander verbunden sind, während das träuter( Pulmonarien), Lerchensporne, Anemonen mißgebildete Herz häufig nur einmal vorhanden und auch der und andere mehr bilden abwechselnd mit blauen Meerawiebeln Darm zum Teil gemeinsam ist. Die benachbarten Arme sind dabei und Traubenhyazinthen die anziehendsten Farbenflede. häufig miteinander verschmolzen, so daß eine dreiarmige Miß Eine der häufigsten jungen Baumarten des Gartens ist geburt zustande kommt. Außer Brust und Unterleib sind zuweilen überall die är che, der Lärchbaum, das einzige unserer Nadel- fogar die Köpfe miteinander zu einem verschmolzen, bei dem sich hölzer, die im Herbst die Nadeln abwirft. Wie jetzt überall an den sowohl an der Vorder- wie an der Hinterseite ein Gesicht entwideln Zweigen die hellgrünen neuen Blattquirle hervorbrechen und sich fann. Diesen Doppelbildungen schließen sich ungleichmäßig ent. von dem dunklen Laub der anderen Nadelhölzer abheben, darin widelte Formen an, bei denen entweder einem Zwilling die Nahrung liegt ein ganz besonderer Reiz, der mit der Entfaltung der Laub- abgeschnitten wird, so daß er zugrunde geht, oder die Ernährung bäume wieder durch andere abgelöst werden wird. Jm ganzen des einen von dem anderen übernommen wird. Ganz eigenartige ist der Baumbestand des Gartens ja noch jung, aber seine erste Doppelmißbildungen entstehen ferner, wenn die Spaltung der An­Jugend hat er doch längst hinter sich, und überall beweisen auch lage erst in einem späten Stadium der Entwicklung erfolgt. Tritt Kinder fremder Zonen, daß sie hier gut eingewurzelt find. Die die Spaltung am vorderen Ende ein, so entstehen Geschöpfe mit Tropenpflanzen allerdings steden noch in den Glashäusern, deren doppeltem Kopfe, zwei Herzen und vier Lungen, die leben können. stattliche Front wir entlangschreiten. Ein Teil von ihnen wird bei Auch dreiköpfige Mißbildungen, die durch weitere Spaltungen einer höherem Sonnenstande noch ins Freie gebracht werden, ein be- schon einmal gespaltenen Anlage entstehen, kommen vor, sind aber deutender Rest aber ist an die Warmhäuser gefeffelt. Wir sparen selten und lebensunfähig. sie uns für ein andermal auf, denn es ist gegenwärtig noch nicht für jedermann unbedenklich, sich den sehr starken Temperature unterschieden auszusehen, mit denen der Besuch der Glashäuser im märkischen Frühling noch verbunden ist.

Ilex.

Ein planloses Schlendern genügt für den Anfang. Auf meter­hohen Stäben sind weiße Tafeln mit je einem roten und einem blauen Pfeile angebracht; jeder zeigt nach entgegengesetter Richtung. Man kann sich dem roten Pfeile anvertrauen und sich durch den blauen später wieder hinausführen lassen. Auf jeden Fall gerät man ins Gebirge, in das sogenannte Alpinum ", jene eigenartige pflanzengeographische und geologische Nach bildung der Gebirge der Erde mit ihrer Pflanzen­welt, die den Ideen Prof. Englers, des Direktors des Gartens, ihren Ursprung verdantt. Ihr vorzüglich verdankt der Garten, neben seinen prachtvollen Gewächshäusern, seine Besonderheiten. Der Wanderer findet an jedem bemerkenswerten Abschnitt Tafeln, die ihm anzeigen, daß er hier im amerikanischen Waldgebiete oder an den Küsten Kaliforniens , dort in der Hohen Tauern und Billertaler Alpen oder in der Gebirgsregion Berfiens ist. Auf Siese Weise gelangen wir unversehens auch auf den Himalaja , der, wie es sich gebührt, höchsten Felserhebung des Gartens. Zwei wundervolle rimeln, eine zart rosenrote und eine, deren lilafarbige Blüten fugelig gehäuft den Gipfel des Schaftes frönen, erfreuen hier das Auge inmitten fahlen Gesteins. Ob man die lateinischen Namen von den Schildern ablieft oder nicht, ist Sache Bufammengewachsene Menschen. Der Fall der Geschwister des einzelnen; nicht der Name ist das wesentliche, wenn man nur Blaschet ist nur ein Einzeltypus aus der langen Reihe von Doppel­versteht, die Schönheit dieser Gebilde auf sich wirken zu lassen mißbildungen, die während der Entwicklung von Zwillingsembry­und im Geifte hinüberzuschweifen nach dem gewaltigen Urbild onen vor der Geburt im Mutterleibe sich herausbilden können. dieser Nachbildung. Dort freilich liegen diese Blumen noch un- Gerade auf diesem Gebiete erlaubt sich die schöpferische Natur noch entwidelt tief unter dem Schnee. Wir müssen bei der Besichtigung viel tollere Launen, deren Produkte freilich meistens entweder nicht jener Teile des Gartens, die nach den Schildern die Vegetation ausgetragen werden oder bald nach der normalen Geburt sterben, bon Hochgebirgen veranschaulichen sollen, stets daran denken, daß um sodann in den anatomischen Museen gesammelt zu werden. Die diese Pflanzen in ihrer Heimat erst nach der Schneeschmelze zur wenigen Fälle von längerer Lebensfähigkeit aber find Objekte der Blüte schreiten können, und daß der Schnee dort natürlich oft erst Schaulust. im Hochsommer weicht. Daher kommt es, daß gerade die Ge- Zur Art der Zwillinge, die nur am Schwertfortsat des Bruft­birgsflora im Botanischen Garten zur Frühlingsflora wird. beins durch eine elastische fnorpelige Brüde mit entsprechender Be­Auf unserem Wege finden wir ein Bächlein, das den Abhang fleidung von Muskelfasern, Bindegewebe und Oberhaut samt Ge­hinabriefelt und feuchtigkeitsliebenden Pflanzen willkommene fäßen verbunden sind, gehörte das berühmte, als" Siamesische läge bietet. Am Unterlauf des Wässerleins, wo das Gelände 3millinge" bekannte Brüderpaar Chang und Eng, das in den Jahren eben wird, säumen fußhohe Trauben fleischfarbener, dicht- 1829 und 1870 Europa bereiste. Im Jahre 1811 zu Madlong in gedrängter Blüten seine Ufer, benen keine Spur von grünen Siam geboren, stammten sie von eingewanderten chinesischen Eltern Blättern beigefellt ist. Trotz der Fremdartigkeit der Erscheinung und heirateten awei Schwestern, die ihnen nicht weniger als

Notizen.

Neue Sezeffion 1910. Gine Gruppe Künstler, bie zu den Zurückgewiesenen der diesjährigen Sezession gehören, haben m nächsten Monat soll eine Ausstellung veranstaltet werden. Das sich zu einem Verband" Neue Sezession 1910" zusammengeschlossen. Sekretariat befindet sich in der Galerie von Marimilian Macht, 28. 50, Nantestr. 1.

- Der Hallebfche Romet soll bereits an verschiedenen deutschen Orten mit bloßem Auge gesichtet sein. Es liegt indes die Möglichkeit vor, daß er mit dem um die gleiche Zeit sichtbaren und viel helleren Planeten Benus verwechselt wurde.

Mark Twains Tod richtet auch in der europäischen Presse große Verwüstungen an. Die ältesten Anekdoten werden aufgefrischt und die gleichgültigsten Begleitumstände gefabelt. Man erfährt z. B., daß er an 4 Millionen Mark hinterlassen haben soll. Der smarte Biebermann, der jetzt amerikanischer Präsident ist, spricht das Geheimnis seines Erfolgs aus, wenn er sagt, daß Twain nie eine Beile schrieb, die ein Vater seiner Tochter nicht hätte geigen tönnen. Mit anderen Worten: Twain hat auf alle Spießbürgerei und Heuchelei und schlimmeres der amerikanischen Gesellschaft wohlweislich Nüdsicht genommen.