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festzunehmen. Daß durch die Festnahme dieser hungrigen Menschen eine Sättigung erfolgt ist, wird wohl niemand behaupten wollen, es sei denn, man sieht in der Bclöstigung von Wasser und Brot im Gefängnis eine solche. Auf unsere gesellschaftlichen Zustände wirst die Masienfestnahme von Hungrigen ein grelles Schlaglicht. Das NUolaus-Stift steht unter der Leitung der Grauen Schwestern von der heiligen Elisabeth. Eine traurige Aufklärung hat das Verschwinden der lb Jahre vlten Martha MilwSki gefunden, die sich am Montag aus der elter - lichen Wohnung in der Allerstraße 45 zu Rixdorf heimlich ent- fernt hatte. Man vermutete, daß das Mädchen in schlechte Hände geraten sei und verborgen gehalten werde. Jetzt ist es in der Toten erkannt, die am Dienstag an der Corneliusbrücke aus dem Landwehrkanal gelandet wurde. Schon wieder ein Kind verbrannt� In der letzten Nacht hatte die Berliner Feuerwehr zwei große Brände in der Langestraße 10(Osten) und Drontheimer Straße 40 (Norden) zu löschen. Bei dem Brande in der Langestraße 10, nahe der Krautstraße, einem Wohnungsbrande, schwebten nicht weniger als 12 Personen in größter Lebensgefahr, und bei dem Brande in der Drontheimer Straße drohten Pferde zu ersticken. Uns wird darüber berichtet: In dem Hause Langestrahe 10 bewohnt die Familie des Kausmanns Albert Camnitzer im dritten Stock seit längerer Zeit eine Wohnung, bestehend aus drei Zimmern mit Zubehör. Die Familie besteht aus den Eltern, 10 Kindern und der Schwiegermutter. Freitagabend begab sich die Familie um 9% Uhr zur Ruhe. Um 11� Uhr erscholl plötzlich Feucrlärm. Der Vater war durch Brandgeruch aufgewacht und hatte gleich Lärm geschlagen. In der Wohnung mit ihren 13 Bewohnern muß nun eine unbe- schreidliche Bestürzung entstanden sein. Bei dem begreiflichen Be- mühen, Kinder und Sachen zu retten, vergingen kostbare Minuten. Als Brandinspektor Teubner mit den Zügen 6 und 7 an der Brand. stelle erschien, war noch nichts zur Rettung der Familie geschehen. Sofort wurdeBesonderes" undMenschenleben in Gefahr" an alle Wachen gemeldet. Der Branddirektor Reichel eilte sofort mit mehreren Zügen zur Brandstelle. Dort waren schon 2 mechanische Leitern am Hause aufgestellt und außerdem am Hause 4 Haken. leitergänge vom Hofe aus bis zum 3. Stock emporgeführt worden. Auf diesen 6 Notgängen drangen die Feuermänner von außen in die total verqualmte Wohnung ein. Natürlich wurde auch über die Treppen vorgegangen. Ein erwachsener Sohn wurde unbe- kleidet nach Befestigung an einer Fangleine aus einem Fenster nach der Straße auf eine Leiter gezogen und über diese in Sicher- heit gebracht. Die alte Dame wurde vom Oberfeuermann Ehmke ohnmächtig über die Hintertreppe ins Freie gebracht. Sie hatte von dem Rauch gelitten. Die übrigen 10 Personen wurden eben- falls über die Treppen von der Feuerwehr gerettet. Bei der Durch- suchung der Wohnung fand der Oberfeucrmann Kleineck unter einem Bett die Leiche der sechsjährigen W. Camnitzer. Das Kind hatte Brandwunden im Gesicht erlitten. Eine Backe war total ver- brannt. Das kleine Mädchen wurde in eine Decke gehüllt und herausgetragen. ES wurde festgestellt, daß eS schon tot war. Die Wohnung war derart mit Betten usw. angefüllt, daß sich daS kaum beschreiben läßt. Obgleich die Feuerwehr sofort mit drei Schlauch- leitungen gegen den Brandherd vorging, konnte sie eS nicht ver- hindern, daß die Wohnung total ausbrannte. Sie gewährt einen schrecklichen Anblick. Fußboden, Türen, Fenster, Decken usw. sind mit sämtlichen Möbeln vernichtet. Während de? Brandes spielten sich im Hause erregte Szenen ab. Die Hausbewohner wurden, als sie die Flammen aus den Fenstern lodern sahen und daS Geschrei der vielen Personen hörten, von einer Panik ergriffen, die sich erst legte, als die Feuerwehrmänner in den Wohnungen erschienen und die Geängstigten beruhigten. Ucber die Entstehung des Brandes konnte nichts Authentisches ermittelt werden. In der Dtontheimer Straße 40 stand früh um 3 Uhr ein Stall- gebäude nahe der Christianiastraße in großer Ausdehnung in Flammen. Große Heu- und Strohvorräte brannten mit dem Dach. geschoß. Weithin waren die Flammen sichtbar. Die Feuerwehr, von drei Seiten alarmiert, rückte gleich in großer Stärke aus. Es gelang, die Pferde in Sicherheit zu bringen. Die Löschung nahm viel Zeit in Anspruch. Betroffen ist die Pferdchandlung von Schneider und die Schmiede von C. Ottmann. Arbeitcr-BildungSschule, Berlin . Wir machen darauf aufmeiksam, baß der Unterricht in Nationalökonomie iGrunwold) von heute. Sonntag, ab regelmäßig um v Uhr beginnt. Pünktliches Er- scheinen erbeten. Um unliebsamen Verwechslungen vorzubeugen, ersucht uns der Zigarrenhändler Fritz Kos'owSkt, Berlin dl 20, Prinzen-Allee Nr. 33 wohnhast, festzustellen, daß er mit dem in unserem Batte in Nr 78 und Nr 90 vom 2. und 19. April unter dem Titel: Eigenartige Geschäftspraktiken" von uns genannten Pflegcstellen- und Adoptiv-Bureau-Jnhaber ftoslowski» in Pankow . Kaiser Friedrichstraße. nicht identisch ist. Im wissenschaftlichen Theater der Urania wird am Mittwoch, abends 8 Uhr, Herr Professor Dr. W. Focrster einen Vortrag überKometen und Meteore" halten. Am Freitag wiederholt Herr Dr. P. Schwahn noch einmal seinen VortragTer Halleysche Komet" und am Sonnabend spricht Herr Dr. Georg Wrgener über seinen Besuch der Provinz Human und der Stadt Tschangscha. Am Sonntag und Donnerstag gelangt der VortragIm Firnen. glänz des Oberengadtn" zur Darstellung, am Montag wird der BortragIn den Dolomiten" und am Dienstag der VortragDer Kinematogroph im Dienste der Wissenschaft und des Unterricht?" wiederholt. Außerdem findet am Sonnabend nachmittags 4 Uhr eine Wiederholung des VortragsIm Firnenglanz des Ober- Engadin" zu ermäßigten Preisen statt. Arbriter-Samariter-Kolonne. Montag abend 9 Uhr 1. Abtei- lung Dresdener Straße 42: Schluhabend des Winterkursus mit Rezitation und praktischen Uebungen. Die neuen Lchrpläne werden ausgegeben. Am Donnerstag in demselben Lokal Monats- sitzung der aktiven Mitglieder. Verteilung zur Maifeier; dazu werden alle Mitglieder erwartet. Jugend-FortschrtttSkursnS. ES wird daran erinnert, daß dieser Kurs»« von heute, Sonntag, ab regelmäßig um VjH Uhr beginnt. Pünktliche? Erscheinen erbeten. Vorort- �fcdmdrtem Schöneberg. Eine außerordentliche Stadtverordnetenversammlung be- schäftigte sich mit dem Antrag der Liberalen Fraktion, den Pro- je st gegen die Reichs zu wachs st euer betrefsend. Stadtv. Zobel(lib.) betonte: Wenn Schöneberg erst seit kurzer Zeit dee Wertzuwachssteuer eingeführt habe, dann sei es Schuld derjenigen, die vordem die Mehrheit im Stadtparlament bildeten, durch deren Kurzstchtigkeit müsse unsere Stadt, wenn die Reichs wertsteuer Gesetz werde, erhebliche Summen abführen. Das Gesetz in seiner gegenwärtigen Gestalt bedeute die Erdrosse- lung der kommunalen ZuwachSstcuer; sie sei städtefeindlich. Man soll den Wertzuwachs dort erheben, wo er vorhanden ist, auf dem Lande, bei den Großgrundbesitzern. Stadtv. Jatzow(Lib. Bereinigung) erklärte sich gleichfall» gegen die Steuer in der vorliegenden Form. DaS einzig Gute an dew Gesetz fei baß alle Komürunen zur Einführuttg dieser Steuer gezwungen würden. Er erwarte das Heil aus den Händen der liberalen Vertreter, die immer für Handel und Industrie eingetreten, damit die Steuer im Reichstage Abgelehnt werde. Kämmerer Machowicz weist daraus hin, daß die Schöne. berger Wertzuwachssteuer die denkbar wildeste wäre. Die Fest- stellung über die Höhe der Steuer bezeichnete Redner als höchst mangelhaft, da nicht einmal die effektiven Zinsen des investierten Kapitals angerechnet werden dürfen: es werde das Baugewerbe außerordentlich gesckKdigt. Der Mogistrat habe in seiner Sitzung beschlossen, eine Petition an Bundesrat und Reichstag abzusenden, die auf die Härten und Schädigungen hinweisen soll. Der tbrigen Gemeinden sei eine Abschrift übermittelt worden, mit dem Er- suchen, sich der Petition anzuschließen. Stadw. H e p n e r(wild) will seinen Einspruch in voriger Sitzung gegen den Dringlichkeitsantrag dahin aufgefaßt wissen. daß jedem Gelegenheit gegeben werden sollte mit dm: Niäterie sich vertraut zu machen. Die ReichSwertzmvachssteuer sei für die Ge- meinden unannehmbar. DaS Gesetz enthalte nur Fallstricke. Am schädlichsten wirke der Passus, die Kommunen sollen 40 Proz. be- kommen, wenn die Landesgesetzgebung, in oiesem Falle der preußische Landtag, nichts anderes bestimmen. Gegen das Gesetz müsse alles gemeinsam ankämpfen. Genosse Bernstein betonte hierzu: An der Regierungs. Vorlage könne man lernen, wie man konfiszieren soll. Bei KonfiS» kationen habe man jedoch bestimmte Rechte und Prinzipien zu wahren, darauf verweise auch bereits Lassalle in seinem System der erworbenen Rechte. Es müsse ganz entschieden Verwahrung eingelegt werden, wenn versucht werden sollte, das Gesetz mit seinen Einseitigkeiten im Reichstage durchzupeitschen. Die Motive deS Gesetzes wollen nicht die Bauunternehmer erdrücken, sie sagen auS- drücklich der Grund und Boden ist zur Bebauung bestimmt. Die Regierungsvorlage enthalte Bestimmungen die eingehend unter- sucht werden müssen. Wenn das Reich unter der Schulden» last seufzt, dann nur durch eigene Schuld. Die Sozial- demokratie habe dem Reich wiederholt große Steuern angeboten, die Regierung habe sie abgelehnt. Die Erbschaftssteuer hätte dem Reiche Millionen eingebracht. Die Steuerpolitik deS Reiches sei grundsatzlos. Man sollte die kolossalen Rüstungen unterlassen in einer Zeit, wo daS Volk nur an Frieden denkt, dann wäre der chronischen Geldkalamität deS Reiches ein Ende gemacht. Durch Annahme einiger Zusatzauträge erhielt der Antrag folgende Fassung: Die Stadtverordnetenversammlung ersucht den Magistrat. mit demselben Nachdruck und derselben Beschleunigung, mit der er seinerzeit die Einführung der Wertzuwachssteuer in Schöne- berg betrieben hat: 1. bei den gesetzgebenden Körperschaften für Beseitigung der die Kommunen so scbwer benachteiligenden Be- stimmungen vorstellig zu werden. 2. die in gleicher Lage befind- lichen Nachbarstädte zu gemeinsamen Vorgehen zu veran- lassen und 3. gegen die die bauliche Entwickelung SchönebergS auf das schwerste bedrohende Art der willkürlichen Festsetzung der Gewinne, der mangelhaften Anrechnungen der Aufwendungen deS Gewerbebetriebes und der übermäßig hohen Prozentsätze für kurze Besitzzeit, kurz gegen den gesamten Aufbau der Steuerordnung, die den unverdienten Wertzuwachs in der schonendsten Weis« zur Steuer heranzieht, während die gewerblichen Gewinne in einer Weise besteuert werden, daß die Bautätigkeit einen erheblichen Rückgang erfahren mutz, zu pro- testieren. Ferner soll Einspruch erhoben werden gegen die Bestimmung, daß der Landes gesetzgebung das Recht zu- stehen soll, über den Steueranteil der Kommunen zu verfügen." Der Antrag wurde einstimmig angenommen. In den Ausschuß für die Abänderung des Fluchtlinienplanes für die an der Wilmersdorfer Grenze gelegenen Straßen wurden die Stadwer- ordneten Genossen Bäumler und Fintel gewählt. Bewilligt wurden 14 000 M. zur A s phaltierung der Kolonnen st raße zwischen Herbert- imd Bahnst raße sowie der Anschlußstrecken zwischen Bahn- und Hauptstraße und in der Bahn- straße bis kurz hinter die Kreuzung der Straßenbahngleise. Ohne Debatte wurde der baulichen Erschließung des WestgeländeS und des anschließenden Geländes zwischen Ringbahn. Sponholzstraß« und Wannseebähn zugestimmt. Der Stadwerordnetenvorsteher Reinbacher begriindete dann noch einen Dringlichkeitsantrag, der die Ablehnung der Orts- zulagen der Lehrerschaft betraf. Vom Magistrat wurde erwidert, daß bereit? Klage gegen den Beschlutz erhoben worden ist. Damit ivurde die Versammlung geschloffen. In der letzten Sitzung der Gewerkschaftskommission wurde be» schloffen, die Versammlung für sämtliche Gewerkschaften am Sonn- tag, den 1. Niai. mittags 12 Uhr. in denNeuen Rathaussälen" abzuhalten. Obwohl der 1. Mai auf einen Sonntag fällt, soll eine Kontrolle durchgeführt werden. Es haben daher alle Gewerkschafts. Mitglieder ihre Verbandsbücher mitzubringen und sie am Eingange des Saales zur Abstempelung vorzulegen. Sodann teilte der Ob- mann mit, daß zu der Allgemeinen Städtebauausstellung, die vom 1. bis 12. Juni in der Akademischen Hochschule zu Charlottenburg , Hardenbergstr. 33. stattfindet, den Gewerkschaften Eintrittskarten zu einem ermäßigten Preise von 30 Pf.(anstatt 1 M.) zur Ver­fügung gestellt werden, jedoch unter der Bedingung, daß eine be- stimmte Anzahl Karten entnommen werden. Da der Eintritts- preis ein geringer ist und die Ausstellung auch für die Arbeiter» schaft recht lehrreich und interessant sein dürfte, wird ersucht, von diesem Angebot regen Gebrauch zu machen und Bestellungen von Karten baldmöglichst an den Genossen K. Henkel. Wartburgstr. 42, gelangen zu lassen. Vom Genossen Schenk wurde auf den Verein Arbeiterjugcndheim" hingewiesen, der seit 1. April 1910 besteht, und die Delegierten ersucht, Mitglieder des Vereins zu werden sowie dafür rege Propaganda unter ihren Arbeitskollegen zu machen. Der monatliche Beitrag beträgt 10 Pf. und Mitgliedskarten können beim Obmann der Kommission in Empfang genommen werden. Wilmersdorf . Vom Kampf gegen die kommunale Sozialpolitik. Die besitzende Klasse in Wilmersdorf zeichnet sich bekanntlich durch eine Feind- schaft gegen sozialpolitische Neuerungen aus, über die man an anderen Orten kein Wort mehr verliert. Wie arg eS in dieser Hinsicht bestellt ist, beweift ein Vorgang in der letzten Versamm. lung des Bezirksvereins Norden. Wir teilten vor einigen Wochen mit. daß mit Hilfe privater Spenden eine Krippe am Ort errichtet worden ist, zu deren Unterhaltung auch die Stadt einen Zuschuß leistet. Daß derartiges geschehen, und zwar in einer Weise, die über die Kahlheit der Armenversorgung um einiges hinausreicht, hat nach der Mitteilung des Vorsitzenden den Un- willen der Bürgerschaft erregt. Auch der Stadtverordnetenvor- steher Dr. Leidig hielt die Einrichtung für zu opulent. DaS sei eine verkehrt e Sozialpolitik. Die Stadtverordnetrn-Ver» sammlung, so sagte er nach den Mitteilungen derWilmersdorfer Zeitung", lehne es ab, sich in eine Art Humanitätsdusel hineinziehen zu lassen, obgleich fie jedem wirklichen Bedürfnis ein warmes Herz entgegenbringe. Magistrat und Wohlfahrtsdepu- tation feien in ihrer Mehrheit derselben Meinung. Man wird sich viese Worte für die kommenden Stadtverordnetenwahlen merken müssen, für die nobenher bemerkt, Herr Leidig und seine Gesinnungsgenossen der Sozialdemokratie auch in anderer Hin» ficht ja manches brauchbare Agitationsmaterial geliefert haben. Die Herren glaubten bisher, aus ihren Herzen keine Mördergrube machen zu brauchen, weil sie sich sagten, daß die Zusammensetzung der Bevölkerung die Wahl von Sozialdemokraten sehr schwierig mache. Bielleicht täuschen sie sich hierin. Auf alle Fälle aber zeigt sich, wie notwendig es ist, daß einige unserer Parteigenossen an der reaktionären Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung das dringend erforderliche Erziehungswerk vornehmen. Dir Aufsichtsbehörde hat dem HauShaltungSvvranschlag der Ge- meinde für daS Jahr 1910 die Genehmigung versagt, weil er einen nur 90proz. Kommunalsteuerzuschlag vorsiebt, obgleich man der Stadt bedeutet hatte, daß dieser Satz in diesem Jahre nicht genehmigt werbt« fSmit Wilmersdorf vi» wtmnehr den Klageweg beschretten. Steglitz-Friedenau . Die Arbetterschaft wird nochmals auf die heute, Sonntag, nach» mittags 2 Uhr, imRheinschloß" stattfindende FrühlingSfeier hin» gewiesen. Da der große Saal um Va6 Uhr geräumt werden mutz, werden die Parteigenossen und Genossinnen ersucht, pünktlich zur Stelle zu fem. Der Eintritt ist unentgeltlich. Der BildungSausschuß. Mariendorf -Südende. Die Gemeindevertretung beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung mit der Beschlußfassung über die Gültigkeit der Gemeindevertreter- Wahlen. Die Wahlen der sozialdemokratischen Vertreter, Genossen Weber und Habuleschke wurden debattelos für gültig erklärt. Habelnschke hat nachträglich die Annahme des Mandats abgelehnt, es muß daher für diesen Neuwahl stattfinden. Die Wahl in der ersten Klasse wurde wegen eines formalen Verstoßes bei Vornahme der engeren Wahl kassiert. Die Debatte über die Gültigkeit der Wahl in der zweiten Abteilung gestaltete sich recht interessant. Der bisherige Gemeindevertreter Otto, dessen Wiederwahl auf dem Spiele stand, argumentierte in seinem Protest gegen die Wahl seine» Gegenkandidaten mit überaus kleinlichen Mitteln. Der Protest bezog sich hauptsächlich auf die Gültigkeit abgegebener Papierstimmen und auf vermeintlicheWahl- beeinflussung" durch Zuruf von dritter Seite deS richtigen Vor namens seines Gegenkandidaten. ES wurde zu diesem letzten Gegenstand des Protestes vom Gemeindevorsteher ausdrücklich be- tont, daß in einem solchen Zuruf leine Wahlbeeinflussung liege. Der Protest wurde zurückgewiesen und die Wahl deS Gegenkandidaten OttoS für gültig erklärt. Genosse Reichardt tritisterle, daß die Ver» tretung fich mit solchen Einsprüchen befassen müsse, die doch lediglich aus Mandatshascherei abzielen. Bor Eintritt in die Tagesordnung gab der Gemeindevorsteher daS Ergebnis deS ErmittelungS- Verfahrens gegen zwei Mariendorser Bürger belannt. die während eine» WirtShauSgespräches sich geäußert haben sollen, daß die Gemeindevertreter fich früher hätten Geld geben lassen, heute machten fie eS nur noch mit Baustellen. Die Zeugen» vernehinungen hätten aber nicht daS geringste zur Belastung der Angeschuldigten ergeben. Der Gemeindevertreter Schensch, auf dessen Mitteilung hin Strafantrag gestellt war, habe also wissentlich die Unwarheit gesagt, was auch in einem anderen Falle festgestellt worden ist, wo es sich um ein Gespräch über Gemeinde» aiigelegenheiten zwischen Schensch und dem Direktor der Terrain» gesellfchast gehandelt haben soll und eS fich herausgestellt hat, daß der Direktor den Herrn Sch. gar nicht kennt und nie gesprochen habe. Die Gemeindevertretung sprach öffentlich ihr Bedauern darüber auS, auf diese Denunziation gegen achtbare Martendorfer Bürger Straf» antrag gestellt zu haben und erwartet von Schensch, der wohlweis» sich der Siyung sern geblieben war, daß er sich wegen dieses Bor- komuuusses entschuldigt. Adlershof . Die letzte Gemeindevertretersttzung erklärte die Wahl des Genossen Horlitz in der 3. Abteilung für gültig. Gegen die Wahlen in der 2. Klasse: Fabrikbesitzer Lutze, und in der 1. Klasse: Kaufmann Bach und Apothekenbesitzer Dr. Franke, lagen Einsprüche vor; eS wurde die Ungültigkeit der Wahlen für Bach und Lutze aus» gesprochen. Die Wahl des Dr. Franke wurde für gültig erklärt. Der revidierte Voranschlag für daS jetzt laufende EtatSjahr hat auch jetzt nicht die Genehmigung des Kreisausschusses gefunden, trotzdem die Gemeindevertretung die Erhöhung des Kommunal- Zuschlages von 120 auf 130 Proz. und die Herabsetzung der Grund- wertsteuer für unbebauten Grundbesitz von 3 auf 2,3 Promille beschlossen hatte. Der Kreisausschuß verlangt, daß die Grund- wertsteuer für bebauten Grundbesitz von 4 auf 4,4 Promille erhöht und dafür die Steuer für unbebauten Grundbesitz von 2,3 auf 5,2 Promille ermäßigt wird. Trotzdem gegen eine derartige Heran- ziehung deS bebauten Grundbesitzes schwere Bedenken auch von unseren Genossen erhoben wurden, denn eine Besteuerung von 4 Promille kommt schon einer Besteuerung von 605 Proz. deS gemeinen Wertes gleich und wird von keiner anderen Vorort» gemeinde erhoben, wurde der Voranschlag entsprechend dem Ver» langen des Kreisausschusses festgesetzt. Dagegen stimmten die Ver» treter der 2. Abteilung. Unsere Genossen konnten um so mehr trotz der Bedenken für die Erhöhung der Grundwertsteuer für be» bauten Grundbesitz stimmen, da die Vertreter des Grundbesitzes, soweit sie in der 1. Abteilung resp. als Schöffen vertreten waren, ebenfalls dafür stimmten. Dem Forstfiskus werden dadurch bei zirka 100 000 M. Grundwertsteuer zirka 6900 M. Steuern erspart. Bei den vorgenommenen Ergänzung?- resp. Neuwahlen zu den einzelnen Kommissionen wurden von unseren Genossen refh. Ge- nosstnnen der Genosse Hildebrandt in die Etats- und Rcchnungs- prüfungskommlssion wieder- und Genossin Horlitz in die Armen» komnMion neugowählt. Damit tritt zum ersten Male eine Ge- nossin in den öffentlichen Gemeindedienst. Die Anlegung eines Promenadenweges rechts der Rudower Chaussee vom Eisenlmhn- Übergang bis zum Flugplatz soll auf dem billigsten Wege hergestellt werden, da sich die Flugplatzgesellschast weigert, zu den Kosten der Herrichtung. Unterhaltung und Beleuchtung beizutragen. Zwangsmittel stehen der Gemeinde nicht zu Gebote. Als Kosten sind zirka 2000 M. vorgesehen. Für die Alterszulagekasse der Lehrer und Lehrerinnen mußten 2228 M., desgleichen 207 M. für die Lehrerwitwen- und-Waisenkasse nachbewilligt werden. Unter Geschäftliches" wurde vom Genossen Horlitz bemängelt, daß die Lohnauszahlungen an die Gemcindearbeiter nicht ordnungsmäßig erfolgen, sondern der Beauftragte, Techniker Krüger, die Arbeiter ungebührltch lange über ihre Arbeitszeit auf den Lohn warten lasse, und die Bitte der Arbeiter auf Abfertigung mit Schroffheit uni» HinauSweisen beantworte. Vom Gemeindevorsteher und dem an» wesenden Techniker wurde Abstellung der Mängel zugesagt. DeS- gleichen teilt« der Gemeindevorsteher mit, daß der Entwurf einer Lohn- und Arbeitsordnung für die Gemeindearbeiter auch noch unter seiner Amtszeit zur Beratung kommen soll. Schenkendorf-Zkrmnmsee. Bei der hier staitgcfundenen Nachwahl in der dritten Klasse siegte Genosse Wilhelm Möllendorf mit 20 gegen 16 bürgerliche Stimmen. Möllendorf war bereits am 21. Marz gewählt. Die Wahl wurde jedoch für ungültig erklärt in der Annahme, daß der Bürgerliche in der Nachwahl den Sieg über unseren Genossen davon» tragen würde. Damit sind die die Wahl für ungültig erklärenden bürgerlichen Vertreter mit dem Gemeindevorsteher gründlich rem- gefallen. Pankow . Wegen des schlechten Besuchs der letzten Sängerversammlung beruft der Vorstand des Gaues Berlin eine neue Versammlung zum Montag, den 25. April, abends 8>/ Uhr, im RestaurantZum Kur- fürsten", Berliner Str. 102, ein. Die verein» sowie sangeslustige Parteigenossen werden ersucht, fich recht zahlreich und pünktttch an dieser Versammlung zu beteiligen. NowaweS. Den Tod auf den Schiene» fand gestern morgen die 17jZhrige Anna Fischer, die Tochter eines Eisenbahnunterbeamten auS Rowawes. Sie ließ fich bei Steinstücken auf der Strecke Potsdam Berlin vom Zuge überfahren. Wahrscheinlich ist Liebeskummer das Motiv der Tat..__ Jugendderanstaltungeu. Tegel . Die zum 23. April er. geplante Versammlung des Vereins ..Iugenddeim' findet Umstände halber erst am 3. Mai er. t» Lokal von Klixpensteia, Spandauerlttahe. statt.