Gewerkschaftliches siehe 1. Beilage.Universitäten und freie Wissenschaft.Vor leeren Bänken, wie sie das Haus charakteristischerweiseschon während der ganzen Tauer der Beratung des Kultusetatsaufwies, erledigte das Junkerparlament am Montag das Kapitel„Universitäten". Es war auffallend, dah, abgesehen von dem so-zialdemokratischen Redner und dem freisinnigen Abg. Dr. v. L i s z t,kein einziges Mitglied des Hauses größere, allgemeine Gesichts-punkte in die Debatte warf, fast alle beschäftigten sich mit Spezial-fragen. Eine Hauptrolle spielte dabei naturgemäß die Einfährungvon Gebühren für die Bibliothekbenutzung, eine Maßnahme, diezwar erst nach Verabschiedung des Etats in Kraft treten dürfte�die aber die Regierung unter Mißachtung des Etatsrechts des Land'tages schon am 1. April getroffen hat. Warum auch nicht? Weißsie doch, daß sie diesem von einer konservativ-klerikalen Sippe be-herrschten Parlament alles bieten kannl Zwar gab sogar derZentrumsvertreter, Abg. Dr. S t a u f m a n n, unumwunden zu.daß die Einführung von Bibliothekgebühren ein Kulturrückschrittist, da sie Schranken gegen die Ausbreitung der Bildung aufrichtet.aber was nutzen die schönsten Reden, wenn man hinterher selbsteifrig dabei ist, die Schranken gegen den Kulturfortschritt zu er-richten? Mit großer Entschiedenheit bekämpfte Abg. Dr. v. L i s z tdiese neueste Blüte preußischer Kulturfeindschaft, aber er blieb inder Minderheit. Auch seine sonstigen bemerkenswerten Amregungen, z. B. die der gesetzlichen Regelung des Universitätsrechts,fanden leine Gnade vor den Augen des Ministers. Herr Trottzu Solz hielt das nicht für erforderlich. Angeblich, weil die historisch gewordenen Einrichtungen an den einzelnen Universitäten zuverschieden sind, in Wirklichkeit aber wohl deshalb, weil er, wieLiebknecht treffend erwiderte, den Absolutismus auf den Uni'versitäten erhalten wissen und sich nicht durch Gesetzesbestimmungenin seiner reaktionären Verwaltungspraxis beengen lassen will.Ueberhaupt bildete die Rede Liebknechts eine gründlicheAbrechnung mit dem besonders in Preußen durchgebildeten System,das darauf hinausläuft, wie die Schule und Kirche, so auch dieUniversitäten in den Dienst der herrschenden Klassen zu stellenund Diener für Staat und Kirche, anstatt freie Forscher heranzubilden. An der Hand zahlreicher Vorfälle, u. a. der Lex Arons undder Verhandlungen des Hochschullehrertages in Leipzig, konnteunser Genosse mit leichter Mühe den Nachweis dafür erbringen,daß es in Preußen nur eine Freiheit, die Freiheit nach rechts,gibt, daß dagegen Regungen einer wirklichen Freiheit im Keimeerstickt werden, und daß vor allem von einer Freiheit der Wissen�schaft nicht gesprochen werden kann. Die Hoffnung, daß es dermabeinst besser werden wird, braucht man aber, wie Liebknecht treffendhervorhob, deshalb nicht aufzugeben, denn immer mehr regt sich imVolke die Lernbegierde. Das klassenbewußte Proletariat wird dieAufgabe lösen, die zu lösen die heute herrschenden Klassen unfähigsind.— Die Herren von der Regierung hörten die Rede des soziabdemokratischen Vertreters jeder aufmerksam an, aber zu einer Er-wtderung rafften sie sich nicht auf. Und das war das beste, wassie tun konnten, denn unseren Genossen zu widerlegen, wäre ihneneinfach unmöglich gewesen.Aus der Spezialdebatte ist hervorzuheben, daß selbst von denNationalliberalen und vom Zentrum das Benehmen der BonnerBorussen als Roheit bezeichnet wurde. Die jungen Herren müssenes wirklich toll getrieben haben, was natürlich kein Hinderungs'grund für ihre fernere Laufbahn ist. Wer weiß, ob man sienicht später vom Regierungstisch aus gegen die Verrohung derJugend wettern hört?Dienstag: Fortsetzung.Die Zsreie Jugendorganisatiou Berlinkein politischer Verein!Die Berliner Polizei hat am Montag in ihrem Kampf gegendie Freie Jugendorganisation eine Niederlage erlitten. DasSchöffengericht B e r l i n- M i t t e, vor dem die VorstandsMitglieder der vom Polizeipräsidenten aufgelösten Fugendorganifation wegen Uebertretung de? Vereinsgesetzes an.geklagt waren, hat die fünf Angeklagten freigesprochen, weil dieJugendorganisation kein' politischer Berein ist. In der Begrün-dung wird anerkannt, daß der Verein sehr verständige Sachenanstrebt, die nnr gebilligt werden können. Wir verweisen auf deninteressanten ausführlichen Verhandlungsbericht, den wir an derSpitze der 4. Beilage veröffentlichen.Justiz, Polizei und Scharfmachertum.Der Arbeitgeberverband in Köln, der durch seine Eingabe umein gesetzliches Verbot des Streikpostenstehens auch weiteren Kreisenbekannt geworden ist, hat eine Beschwerde an den Justizministergesandt, worin er Klage führt über die angebliche Verzögerung desgerichtlichen Verfahrens gegen ausständige Tapetendrucker, die Ar.beitswillige„überfallen und tätlich beleidigt" haben sollen.Darauf ist den Herren Scharfmachern ein Schreiben zugegangen,worin die Justizbehörde sich rechtfertigt. Der KölnerOberstaatsanwalt hat dem Arbeitgeberverband die Antwort erteilt,daß die Staatsanwaltschaft„bei der Bearbeitung der Anzeigesacheder Firma Flammersheim u. Steinmann sachgemäß verfahren istund daß ihr insbesondere eine Verschleppung des Verfahrens nichtzur Last fällt". Die Firma habe die Anzeige bei der Polizeiver-waltung erstattet und die Staatsanwaltschaft habe, als sie die Sachevon der Polizei bekam,„das Verfahren ordnungsgemäß ge-fördert".Aber auch die Polizei fühlte das Bedürfnis, sich zu reinigen.Der Kölner Polizeipräsident hat ebenfalls dem Arbeitgeberverbandmitgeteilt, daß„nach dem Ergebnis der Feststellungen das Polizei-liche Ermittelungsverfahren mit möglichster Beschleunigung durch.geführt" worden sei, und daß daher der Polizeibehörde eine Ver-schlcppung nicht zur Last fällt". Di« Polizei habe anderHandeiner Liste von 35 Streik en den umfangreiche Ver-nehmungen vornehmen müssen, da die an dem Ueberfall beteiligtenArbeiter unbekannt gewesen seien.Nach dem ganzen Stil der Rechtfertigung des OberstaatSan-tvalts und des Polizeipräsidenten muß man annehmen, daß sichdiese Herren gegenüber dem Scharfmacherverband als Ange-klagte gefühlt haben. Wir glauben kaum, daß die Justiz, unddie Polizeibehörde geantwortet hätten, wenn eine derartige in einStrafverfahren eingreifende„Beschwerde" von einer Arbeiter.organisation ausgegangen wäre, zumal nicht etwa der Strafantragvon dem Scharfmacherverband gestellt worden ist, sondern durch dieFirma, um deren Arbeitswillige es sich handelt. Tatsächlich hatdas Verfahren gegen die Ausständigen, besonders aber die Be-schwerde an den Minister, trotz des Umweges über die einzelnenBehörden, eine so schnelle Erledigung gefunden, wie man es imVerkehr mit solchen Stellen sonst nicht gewohnt ist.Man merkt, die Herren Scharfmacher gelten etwa» in denhöheren Regionen._Ein Blutnrteil im Wahlrechtskampf.Bei der S t r a h e n d e m o n st r a t i o n am 20. Februar inBreslau sah ein unbeteiligter Hausdiener einen Mann mit ge-zogenem Revolver auf einem Rade durch die Menschenmenge fahren.Hierüber erregt, stieß der Hausdiener den Revolverhelden mit denWorten:„Polizeispitzel, Räuber" vom Rade. Er wurde darauf der-haftet und bis jetzt in Untersuchungshaft behalten«m Freitag wurde gegen den Uebeltäter vor Gericht verhandelt. Eriberantw. Redakt.gab an, er habe den Mann für einen Polizeispitzel gehalten, derkein Recht habe, einen Revolver zu führen und damit durch dieStraßen zu fahren. Das Gericht war aber der Ansicht, gerade andem Revolver hätte der Angeklagte erkennen müssen, daß es sich umeinen Schutzmann in Zivil handele. Das Urteil lautete des-halb wegen hinterlistigen Angriffs wider einenBeamten durch eine das Leben gefährdende(IBehandlung und wegen Beleidigung auf nenn Monate zweiWochen Gefängnis i Zwei Wochen wurden durch die erlittene Untersuchungshaft für verbüßt erachtet.Das drakonische Urteil wird nicht dazu beitragen, die Erregungwelche die Wahlrechtsgaunerei und die Polizeibrutalitäten hervor-gerufen haben, zu beschwichtigen.Wahlrechtsdemoustration in Kiel.Am Sonntag endlich fand die Wahlrechtsversammlung der Kieler Arbeiterschaft unter fxeiem Himmelstatt, die trotz der polizeilichen Genehmigung am 10. April verhindert worden war, weil Bürgermeister Lindemann den städtischenJugendspielplatz ohne einen zustimmenden Beschluß des Magistratsnicht für die Versammlung freistellen wollte. Inzwischen hatteder Magistrat beschlossen, den Platz für die Versammlung herzu-geben, hatte aber daran die etwas eigentümliche Bedingung geknüpft, daß der Sozialdemokratische Verein 300 M.Kaution stelle, als Sicherheit für ettvaige Schäden. Trotz deswindigen und kalten Wetters hatten sich etwa Ist 000 Personen eingefunden, die auch nicht wankten und wichen, als mehrere Maleheftige Regenschauer einsetzten. Nach den mit stürmischem Beifallaufgenommenen Reden der Genossen Borgmann- Berlin undAdler- Kiel wurde von der Versammlung einstimmig eine Re-solution angenommen, die sich scharf gegen die Wahlrechtspfuschereider Regierung wendet. Die Polizei hielt sich verständigerweisefast gänzlich fern._Die Polizei im Wahlrechtskampf.\ Im Saale der Neuen Börse in Breslau fand am Sonn»tag eine Versammlung der Demokratischen Vereinigung statt, inder Dr. Breitscheid referierte. Als die Besucher das Lokal ver-ließen, fanden sie wenige Schritte vom Lokal entfernt, die Straßeabgesperrt. Als ein Teil von ihnen sich auf dem Nachhausewegetrotzdem nach dieser Richtung bewegte, zogen die Schutz»leute sofort blank und gingen gegen die Massenvor. Einige von ihnen drangen sogar in das Ver»sammlungslokal ein, um die dort noch Anwesenden hinaus.zutreiben. Sie wurden vom Wirt hinausgewiesen. Das Vor-gehen der Polizei löste auf der Straße Hochrufe auf dasWahlrecht und Schmährufe auf die Polizei aus.Es entstand ein großer Lärm. Mehrere Verhaftungenwurden vorgenommen._Die Zeugnisfolter in Bremen.In unserer Bremer Depesche in der Sonntagsnummer wirdzum Schluß gesagt), Genosse F r e u t h a l sei wie ein schwererVerbrecher behandelt worden, dies ist nicht der Fall, der Irrtumentstpud durch unklare Abfassung des Deletzramms. Es stnpdem Gen. Freuthal vielmehr alle Vergünstigungen gewährtworden.Die ungeheuerliche Maßregel des Zeugniszwangs wird da-durch natürlich nicht besser. Trotz der allgemeinen Mißbilligungselbst in der bürgerlichen Presse will aber die Untersuchungsbe«Hörde auf die Durchführung der Zeugniszwangshaft nicht ver-zichten. Sie ist bielmehr jetzt im Anschluß an die Strafhaft an»geordnet worden._Ermordung eines katholischen Missionars in Ruanda.AuS der Nordwestprovinz Deutsch-OstafrikaS, dem SultanatRuanda, wird die Ermordung eines katholischen Missionars ge-meldet.Nach einem telegraphischen Bericht deS stellvertretenden Gouverneurs hatte der Pater LoupiaS einen gegen den SultanMsinga rebellischen Grenzhäuptling Lukarra aufgesucht, um eineKlage Eingeborener wegen BiehraubS zu vertreten. Lukarrawollte sich entfernen, angeblich um das Vieh zu holen. DerPater faßte ihn darauf am Arm. um ihn zurückzuhalten, worausdie Leute deS Lukarra aus dessen Befehl den Pater mit ihrenSpeeren töteten. Die Mörder flüchteten sodann nach der anderenSeite des Muhavura auf kongovelgischeS Gebiet. Der Vorfall hatsich am 1. April ereignet. Äm 5. April wurde eine von der11. Kompagnie verstärkte Polizeiabteilung an die Grenze inMarsch gesetzt. Der Vorfall ist nach der Auffassung deS Residentenfür Ruanda von rein persönlicher Bedeutung und wird vor-aussichtlich ohne weitere Folgen für die Ruhe des Landes bleiben.Die übrige Grenzbevölkerung beteiligt sich an der Verfolgung derMörder._ReichSvereinSgefetz und Studierende.Di« 7. preußische Rektorenkonferenz in Halle beschäftigte sich mitder Frage, ob es sich empfiehlt, die für Studierende an den preußischen Universitäten rn den Disziplinarvorschriften enthaltenen Be-stimmungen über das Vereins- und Versammlungsrecht derSwdierenden aufzuheben und die Studierenden unter daS ReichsVereinsgesetz zu stellen. Einstimmig sprach man sich dahin aus,daß die Sonderbestimmungen über das Vereins- und Versammlung?recht der Studierenden unentbehrlich sind, da hierin ein Schutz zufinden sei gegen etwaige Eingriffe der Polizei in die innereakademische Disziplin._Soldatenleben.vor dem Dresdener Kriegsgericht kamen dieser Tage der-schiedene Fälle gemeiner Schikanierung junger Rekruten zur Ver-Handlung. Wegen Anmaßung von Befehls- und Strafbefugnissenwaren angeklagt: der Sergeant Schneider, die Unter»offiziere Neda, Vennsdors und Eckert sowie die G e»freiten Ueberle, Kroll, Peter und Richter, sämtlichvon der 5. Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 178 inK a m e n z in Sachsen. Die Angeklagten haben die ihnen unter»'tellten Rekruten in der unglaublichsten Weise gequält und schikaniert,wodurch schließlich ein Rekrut zum Selbstmord getrieben wurde.Er erhängte sich. Man fand ihn aber noch rechtzertig und schnittihn ab. Die sofort angestellten Wiederbelebungsversuche waren vonErfolg.Vor Gericht bezeichneten die«ngeklaaten ihr gemeines vorgehenals notwendige Maßnahme l I Obgleich ver Anklagevertreter scharfeWorte gegen die Soldatenquäler anschlug und gegen zwei derHauptschuldigen länger« Gefängnisstrafen beantragte, fiel dasUrteil auffallend gelinde'duS. ES erhielten: SergeantSchneider 6 Wochen, Unteroffizier Neda b Wochen. UnteroffizierBennSdorf 3 Wochen und Unteroffizier Eckert 5 Tage, die GefreitenKnoll und Peter je 3 Tage, Ueberle 8 Tage und Richter 2 Tagemittleren Arrest.Alle bleiben Vorgesetzte l_Militärische Achtungsverletzung beim Kaffeefülleu.Durch eine in der Erregung hingeworfene Aeußerung hat sichder Füsilier Born von der II. Kompagnie des 3. Garde-RegimentSür sechs Wochen ins Gefängnis gebracht. Born war inÜterbog während einer Schießübung für die Kompagnieküche alsZrdonnanz abkommandiert. Als er eines Nachmittags beim Ab-üllen der für die Mannschaften bestimmten Kaffeekannen beschäftigtwar, befahl ihm der Unteroffizier Henschke, in dem Abfüllen derMannschaftSkannen innezuhalten und für einen anderen Unteroffiziereine Kanne mit Kaffee zu füllen. Born, der kurz vorher von denMannschaften angeschnauzt worden war, weil das Essen angebrannt,befand sich in recht verärgerter Stimmung und ließ sich zu derärgerlichen Aeußerung hinreißen:„Ach Quatsch, ich mache, was ichwill; mir hat keiner was zu sagen!" Der Unteroffizier hielt daraufdie Mannschaftskanne fest und Born entriß sie ihm wieder.Gestern stand er wegen Achtungsverletzung undGehorsamsverweigerung vor versammelter Mannschaftvor dem Kriegsgericht der I. Gardedivision. Mit„Rücksicht aufseine tadellose Führung" erkannte daS Gericht wegen der albernenLappalie auf das niedrigste Strafmaß von sechs Wochen und einemTag Gefängnis._Ungarn.Ungarische Intellektuelle für das allgemeine und gleicheWahlrecht.Dem Grafen T i S z a, der„im Interesse der Intelligenz" dieWahlreform bekämpft, hoben tausend Vertreter der gelehrten Berufeeinen offenen Brief gesandt, in dem eS unter anderem heißt:„Wir fürchten uns vor dem allgemeinen, gleichen, geheimenWahlrecht nicht. Im Gegenteil, wir sehen darin daS einzigeHeilmittel unserer verkümmerten ungarischenKultur. Wir fürchten unS nicht vor der gesteigerten politischenGeltung unserer Brüder, der Männer der körperlichenArbeit. Ja, wir sehen und suchen in ihnen unsereverläßlichsten, begeistertsten und festesten Bundesgenossen in der mühevollen Arbeit des Ausbaue? des ungarischenKulturstaates.... Euere Exzellenz glauben, daß die Gesellschaft derHerrenkasinos, der vornehmen Aemter der Staats«und Kreisverwaltung, der amtlichen wissenschaftlichen und literarischen Kreise das Wesen der ungarischen Intelligenz bilde.Dies ist ein verhängnisvoller Irrtum: die ungarische Kulturist heute, hauptsächlich unter dem bewußten und unbewußtenDrucke dieser Intelligenz, unfähig, an dem Wetteifer der gebil-beten Nationen würdig teilzunehmen. Exzellenz sehen nicht, daßneben dieser Intelligenz sich bereits eine andere ausgebildethat, die sich von dieser amtlichen himmelweit entferntund dem arbeitenden Volke der Felder undFabriken unmittelbar nahe fühlt.... Nur auf denTrümmern des AgrarfeudaliSmuS kann sich dasarbeitende Ungarn, der ungarische Bürger- und Kulturstaat erheben.Und der Weg dahin ist: das allgemeine, gleiche, geheime und direkteWahlrecht."OrKei.Der Aufstand in Albanien.Konstantinopel, 24. April. Verläßlichen Nachrichten zufolgekämpfen bei Stimlia an der Straße von Weriffowitz nach Priz«rend(Sandschak Prischtina) seit gestern früh etwa 10000 Alba-ne sen mit acht Bataillonen türkischer Truppen. Näheresist bisher nicht bekannt.Saloniki, 24. April. Arnauten griffen die zwischen Prizrenöund Weriffowitz verkehrende P o st an, wobei es zum Kampf zwischen den Arnauten und den die Straße bewachenden Truppen kam.Die Arnauten wichen zurück, auf beiden Seiten waren Verlust«zu verzeichnen. In Prizrend herrscht große Erregung, von Weriffowitz sind zwei Bataillone nach dort abgegangen.Bedrohliche Lage.Saloniki, 25. April. Die Nachrichten aus Oberalbanien lautenungünstig. Bei Ghilan stehen 3000, an der Drenitza 2000, inder Gegend von Lipljan 4000, b�i Podrima 6000, in der Umgegendvon Prizrend bei Podgori 3000, bei Lapleseli und bei Ljuma je0000 bewaffnete Arnauten. Hierzu kommt noch der2000 Mann starke Stamm der Ostrosops. Weitere 12 Batailloneund vier Batterien sind nach Albanien unterwegs, so daß die Gesamtzahl der Truppen 52 Bataillone und 16 Batterien beträgt. DieReservisten von Saloniki sind einberufen worden. Scheftet TorgetPascha versäumte, daS Defilee von Katschanik rechtzeitig zu besetzen, so daß 3000 Arnauten sich dort festsetzten und den Bahnverkehr hindern. Sie ließen nur die Post passieren, entwaffneten20 einen Bahnzug begleitende Soldaten und zwangen diefe. nachUesküb zurückzukehren.HmeHfca.Noch ein sozialistischer Bürgermeister.In der kleinen Stadt Washburn, gleich Milwaukcein Wisconsin, wurde Genosse G. A. Herring zum Bürgermeister gewählt. In einigen anderen Orten wurden einzelnesozialistische Ratsmitglieder oder sonst städtische Organe gewählt. In Charlevoix, Michigan, war zum erstenmal einevolle sozialistische Liste aufgestellt, die 119 Stimmen erhielt.Genosse Thomas erhielt als Bürgermeisterkandtdat191 Stimmen gegen 268 deS Gegners. Bei der letztenPräsidentenwahl, 1903, hatten wir erst 60 Sttmmen.Letzte Nachnchten und Vepeleben.Mord und Selbstmord.Pose», 25. April.(W. T. B.) Heut« nachmittag gab dt« FraudeS Zollaufsehers Oskar Popp auf ihren Ehemann mehrereSchüsse ab, die ihn sofort töteten. Hierauf richtete die Frau dt«Waffe gegen sich selbst; auch sie war alsbald eine Leiche. DieUrsache der Tat ist noch nicht bekannt.Ungarns goldene Jugend.Budapest, 25. April.(W. T. B.) An der hiesigen Universität kam eS zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen freistnni»gen und klerikalen Studenten, an dem sich mehr als 1000 Hörer be«teiligten, von denen einige nicht unerhebliche Berlehungen erhielten.Anlaß zu dem Zusammenstoß bot der freisinnige Geschichtsprofessor Marczati, welcher vom UniversitätS-scnat eine Rüge erhalten hatte, weil er beschuldigt worden war,einem Kandidaten die Prüfungsfragen vorher mitgeteilt zu haben.Die freisinnigen Studenten wollten dem Professor hierfür eineGenugtuung bieten, wogegen die klerikalen auftraten. Die Polizeizerstreute die Exzedente«, nachdem die Tumulte sich von der Aulaauf die Straße fortgesetzt hatten.Zur Lage in Albanien.Saloniki» 25. April.(W. T. B.) Heute wurde wiederum imEngpaß Katschanik ein Zug von Arnauten durch Schüsse auf»gehalten, die Weiterfahrt aber gestattet, da der Zug weder Militärnoch Kriegsmaterial beförderte. Der Engpaß ist angeblich von10 000 Arnauten besetzt. Weitere MilitärtranSporte sind auf dieserBahnstrecke eingestellt worden.Konstantinopcl, 25. April.(W. T. B.) Der Ministerrathat beschlossen, die Nedifbrigadcn in Saloniki und Smyrna zu mo-bilisirren und nach Oberalbanien zu entsende«.Masscnvcrhaftungcn.New Aork, 25. April.(B. H.) In Kuba wurden insgesamt70 Neger verhaftet. Die Regierung erklärte, es sei ein be»waffneter Aufstand beabsichtigt gewesen. Die Neger hätten weißeHintermänner, welche jetzt gesucht werden.Richard Barth, Berlin. Inseratenteil verantw.:Ut.Gi»ck«,Berlin. Druck u.Berlag:Borwärt»Buchdr.u.Berlag»anftall PaulSingcrLcCo.,BerlinL1V. Hierzu 4 Bcilage»«.Unterhaltungsbl,