m. 97. vMmi. 3. Keilllßt des Iomarts" Kerlilltt Wldsdllltt. Mtw-ch.N.z?n>l9.y. flu die organiflerte flrbeiterfcftaft! Vor einigen Jahren wurde in Essen der Zentralverbnnd der freien Händler, Hausierer und verwandten Berufsgenosien Deutschlands gegründet. Derselbe steht auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung. Es ist somit allen Händlern und Hausierern Gelegenheit gegeben, sich zu organisieren. Da nun bei Messen und Märkten und auch bei Parteifestlichkeiten eine große Zahl von Händlern ihre Waren in Umsatz bringen, wäre es wohl Pflicht derselben, sich ihrer Organisation anzu- schließen. Dies trifft leider bei wenigen derselben zu. Wir ersuchen nun die organisierte Arbeiterschaft, uns beim Ausbau unserer Organisation zu unterstützen. Die nächste Gelegenheit bietet sich hierzu am 1. Mai. Die Mitglieder des unterzeichneten Verbandes haben sich verpflichtet, sich am 1. Mai vormittags zur Kontrolle zu melden und zur Ver- sammlung zu gehen. An die organisierte Arbeiterschaft richten wir das Ersuchen, allen Händlern, welche am 1. Mai mit Maigegenständen, Zeitungen, Nadeln usw. handeln, nach ihrer gewerkschaftlichen Organisation zu fragen, eventuell die Legiti- mation(Karte oder Mitgliedsbuch) zu verlangen. Diese Organisation ist der unterzeichnete Verband. Unsere dies- jährige Kontrollkarte ist gelb. Wir weisen besonders darauf hin, daß der Sitz unseres Verbandes Effeu ist. Die Arbeiterpresse wird um Abdruck dieses Aufrufes ge- beten. Die Ortsverwaltung Berlin des Zentralverbandes der freien Händler, Hausierer und verwandten Berufsgenossen Deutschlands . Sitz Essen . I. A.: Karl Brendel , Rixdorf- Berlin . Warthestr. 57. Partei- Angelegenheiten. Sechster Wahlkreis. Heute, Mittwoch, abends Uhr findet in allen Bezirken ein Eztrazahlabend statt, in dem die Abstimmung über die Vorlage zur Einführung des Delegiertenshstems für die Generalversammlungen des Kreises vor» genommen wird. Die Parteigenossen werden um rege Beteiligung ersucht. Der Vorstand. Groß-Lichterfelde . Heute abend S1/« Uhr im„Kaiserhof', Kranold» platz: Mitgliederversammlung des Wahlvereins. Lankwitz . Heute Mittwoch, den 27. April, avendS S'/. Uhr. findet die Generalversammlung des Wahlvereins bei Ebel, Mühlenstr. 9, statt. Tagesordnung:»Jugenderziehung im Sinne des Sozialismus". Referent: Genosse G r u n w a l d. Vorstands- und Kasienvericht. Bericht der Gemeindevertrerer. Maifeier. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes.' Der Vorstand. Tegel . Heute Mittwoch, abends von 7 Uhr ab: Flugblatt- Verbreitung von den bekannten Bezirkslokalen aus. Morgen Donnerstag, abends 8'/, Uhr: Oeffentliche Versammlung in 23. TroppS Festsälen, Bahnhofstr. 1. Agitiert für Massenbesuch. Die Bezirksleitung. Oranienburg . Morgen, Donnerstag, abends 8 Uhr. findet im Lokal WaldhauS-Sandhausen. Schlltzenstr. 34, eine Volksversammlung statt, in welcher ReichStagSabg. Genosse Artur Stadthagen über den Kampf der Arbeiter um Freiheit und Recht spricht. Arbeiter. Parteigenossen, sorgt für Massenbesuch dieser Versammlung. Die Bezirksleitung. öerliner JVadmcbten. Die Waisenpflege der Stadt Berlin hat im Etatjahr 1908(April 1908 bis März 1909) wiederum eine Mehrung ihrer Zöglinge. Der Jahresbericht, den die Waisendepntation erstattet hat, ist jetzt— reichlich zwölf Monate nach Ablauf des Berichtsjahres— vom Magistrat veröffentlicht worden. Wir ersehen aus ihm, daß bei Beginn des neuen Etatsjahres, am 1. April 1909, die Zahl aller Zöglinge der Waisenpflege sich auf 11 434 stellte, das sind um B69 mehr als am 1. April 1998. Die Zunahme erklärt sich, so heißts im Bericht„wohl zum großen Teil daraus, daß d i e wirtschaftlichen Verhältnisse s i ch infolge de» Nückgangsdergewerblichen Konjunktur verschlechtert habe n". DaS wird leider strnnnen. Unter den 11 434 Zöglingen waifen 7527 Waisenkinder im engeren Sinne und 3812 Fürsorgezöglinge(einschließlich 157 Ztvangszöglinge), außerdem 18 ehemalige Waisenkinder, die wegen Erwerbsunfähigkeit pflegebedürftig waren-, und ,77 Pfleglinge der Schniidt-Gallischstiftung. Vermehrt haben sich die Waisenkinder im engeren Sinne um 537, die Für- sorgezöglinge diesmal nur um 117, die erwerbsunfähigen ehe- nraligen Waisenkinder um 12, die Stiftungspfleglinge um 3. Zu den„Waisenkindern im engeren Sinne" zählt die Waisenverwaltung nicht nur Kinder, die durch Tod der Eltern verwaist sind. Mitgezählt sind hier auch solche Kinder, die nur zeitweise die Hilfe ihrer Eltern entbehren müssen, z. B. weil die Eltern arm sind, kein Obdach haben, ihrem Erwerb nachgehen, im Krankenhaus liegen, Gefängnisstrafen verbüßen, ihre Familie verlassen haben usw. usw. Groß ist hier die Zahl der unehelichen Kinder, die zumeist nur deshalb in die Obhut der Waisenpflege genommen worden sind, weil die erwerbstätigen Mütter sich nicht um sie kümmern können. Unter den Waisenkindern im engeren Sinne sind unehelich mchr als die Hälfte, 3347 von .7527. Zur Unterbringung der Zöglinge benutzt die Waisenverwaltung, wie bekannt, größtenteils Familien. Diesem System werden allerlei Vorzüge angerühmt: der augenfälligste ist— die„B i l l i g k e i t". Von 7527 Waisenkindern im engeren Sinne befanden sich nicht weniger als vl44 in Familien, davon nur 17-77 in Verlin und 4367 außerhalb. In A n st a l t e n befanden sich 1383 Kinder, aber nur 675 davon in den drei eigenen Anstalten der Stadt, während die übrigen 798 Kinder privaten Anstalten an» vertraut waren. Von den Fürsorgezöglingen war «in verhältnismäßig größerer Teil in Anstalten untergebracht. 11369 von 3812. Hier ist aber die Waisenverwaltung noch mehr auf den sehr fragwürdigen Notbehelf privater Anstalten angewiesen: nur 399 Zöglinge befanden sich in den eigenen Anstalten der Stadt, 1969 aber steckten in privaten Anstalten. Nach den Erfahrungen mit dem Prügel st iftMielczyn »— die übrigens in dem Bericht noch nicht erörtert werden, »seil Pastor Breithaupt ja erst nach dem 1. April 1999 seine ».Arbeit" an Fürsorgezöglingen Verlins begann ist nun. mehr zu hoffen, daß wir doch wohl noch eine Vermehrung der eigenen Erziehungshäuser unserer Stadt erleben werden. Auf den Abschnitt des Berichts, der die Fürsorge- erziehung behandelt, werden wir noch näher einzugehen haben. Auch einige andere Abschnitte, vornehmlich der über die Säuglingsfürsorgestellen, verdienen wohl noch eine ein- gehendere Betrachtung._ Die Vertretung beurlaubter Lehrer und Lehrerinnen. Zu diesem Gegenstand wird uns aus Lehrerkreisen geschrieben: „Mit der Vertretung beurlaubet Lehrer und Lehrerinnen betraut die Schnldepntation fast ohne Ausnahme die noch nicht festan- gestellten Damen, die Bertreterinnen, Hosp>itantinnen> kommissarisch beschäftigte Lehrerinnen oder Äamen mit noch selt- sameren Amtstiteln. Wird eine Vertretung nötig, so bedingt sie immer eine Störung des Schulbetriebes. Die Damen vertreten immer weniger Stunden, als die beurlaubte Lehrperson zu geben verpflichtet-ist; ein Teil der Vertretung muß vom Lehrerkollegium übernommen werden. In der Regel sind es ältere Lehrkräfte, die des Urlaubs bedürfen, also meist Ordinarien der Oberklassen. An Knabenschulen lehnen es die Vertreterinnen fast immer ab, den Unterricht in einer Oberklasse zu übernehmen; der Rektor kommt ihnen in der Regel im Interesse der Schule entgegen. Dadurch muß dann aber der ganze Stundenplan der Schule umgeworfen werden. Ein Lehrer der Mittel, oder Unterstufe übernimmt den Unterricht de» beurlaubten und die Dame vertritt den auf- ruckenden. Aber selbst wenn der beurlaubte Lehrer Ordinarius einer Mittel- oder Unterklasse ist, übernimmt die Dame selten sämtliche Stunden, da jeder Lehrer auch in den Oberklassen mit Turnen, Zeichnen, Gesang, Naturkunde und anderen Fächern be- schäftigt ist. welche die Vertreterin nicht geben„kann"; also eine ?lenderung des Stundenplans ist auf jeden Fall nötig. Die ganze Schule, nicht nur die durch die Vertretung in erster Linie be- nachteiligte Klasse, wird gestört. Dazu kommt aber noch, daß die junge Dame— einem eben erst vom Seminar entlassenen Lehrer würde es nicht viel besser ergehen— noch keine nennenswerte Praxis hat, und doch ist gerade zur Uebernabme einer Vertretung eine größere Erfahrung. die nur durch mehrjähriges Unterrichten auf den einzelnen Stufen fu erwerben ist, und eine genaue Kenntnis des Lehrplans er. orderlich. Die Vertreterin doktort also an der Klasse herum, pro- friert und probiert, und wenn sie sich schließlich leidlich eingear- beitet hat, ist die Vertretung zu Ende; und so wandert die Ver- treterin von Schule zu Schule, und überall wiederholt sich die- selbe Geschichte. Freude hat daran keiner; weder die Schulen, noch die Vertreterinnen�. Besonders schlimm ist es um jene Klassen bestellt, deren Klassenlehrer ältere, kränkliche Personen sind, die, um ihre Pensionierung möglichst lange hinauszuschieben, sich im Laufe des Schuljahrs öfters beurlauben lassen, fodah mehrere Ver» tretungen nötig werden. So mancher wird denken, die Mängel und Nachteile dieser Vertretungen liegen in der Natur der Sache und seien nicht zu vermeiden. Für die„maßgebenden" Stellen überwiegt wie bei allen Angelegenheiten des Niedern Schulwesens so auch hier das finanzielle Interesse. Die Vertreterinnen sind billige Arbeits. kräste, und das gibt den Ausschlag. Aber das Interesse der Schule, das hier allein»maßgebend sein sollte, fordert, daß die zu versorgende Klasse nicht benachteiligt und der Schullietrieb nicht gestört wird, daß also Lehrkräfte vorhanden sind, welche die beurlaubten Lehrer und Lehrerinnen voll und ganz vertreten kön» neu. Das ist auch sehr wohl möglich. In jedem Schulkreise müßten einige Lehrer und Lehrerinnen, die in allen Sätteln gerecht sind, dem Schulinspektor für Vertretungen zur Verfügung stehen. Gegen eine mäßige Funktionszulage würden sich auch Lehrpersonen in mittleren Jahren finden, die geneigt sind, solche Vertreterposten zu übernehmen. Dabei muß freilich vermieden werden, daß die Funktionszulage nicht wie gewöhnlich die Streber und die mit entwickeltem Erwerbfinne Begabten auf dem Plan erscheinen läßt; nur persönliche Tüchtigkeit und Interesse an der Schule sollte für die Auswahl maßgebend sein. Durch die angeregte Neuordnung der Vertretungen würden weder die jetzigen Vertreterinnen beschäftigungslos werden, noch würden die künstigen Vertreter zeitweise, wenn keine Vertretungen nötig sind, unbeschäftigt sein, noch wäre dadurch eine Vermehrung der jetzt vorhandenen Lehrkräfte nötig. Auch für die jungen neu» eintretenden Damen, nennen wir sie einmal der Kürze halber Anwärterinuen, ist es besser, wenn sie zunächst längere Zeit an derselben Stelle beschäftigt werden, wie es ja jetzt schon bei den noch nicht festangestellten Lehrer der Fall ist, damit sie sich wenig. stenS erst einmal auf einer Stufe einarbeiten können. Sie würden also der Klasse eines Vertreters zuzuweisen sein, hätten dessen llnterricht zu übernehmen, sobald er durch Vertretungen behindert ist; in der Zeit aber, in welcher der Vertreter in seiner eigenen Klasse unterrichtet, hätte die AnWärterin zu hospitieren, um sich auf dem Laufenden zu halten, und um jederzeit einspringen zu können. Wird bei der Aufstellung des Stundenplans auf die An» Wärterin Rücksicht genommen, so ist sowohl dieser als auch der Schule gedient. Auch finanziell ließe sich die Sache in der alten Weise regeln, d. h. die Anwärterin würde nur die Unterrichts- stunden bezahlt bekommen, die sie wirklich erteilt. Gerechter wäre es freilich, wenn man den Anwärterinuen eine laufende End- fchädigung zahlen würde, denn erstens geschieht das Hospitieren auch im Interesse der Schule und zweitens wollen die Anwälte. rinnen auch in der Zeit, in der sie nicht unterrichten können, leben."_ Die städtische Waisendeputation hat in ihrer Sitzung vom 26. April die Bereitstellung von Mitteln beschlossen, um den Rummelsburger Waisenkindern die Teilnahme an den Fahrten des Zentralvereins für Jugendwandern zu ermög- lichen. Die Deputation beschloß ferner, versuchsweise eine beim hiesigen Jugendgericht geplante Einrichtung zu unter- stützen, wonach nach besonders anberaumtem Termin vor dem Jugendgericht die Frage, ob die Anordnung der Fürsorge- erziehung dem Angeklagten gegenüber angebracht ist, erörtert und zum Gegenstand der Beschlußfassung gemacht werden soll. Es sollen zu diesen Terminen Vertreter der Waisendeputation mit der Vollmacht entsendet werden, sich bei der Verhandlung selbst namens der Gemeinde über die Frage der Fürsorge- erziehung ebenso wie der in dem Termin gleichfalls an» wcsende Vertreter des Polizeipräsidiums zu äußern. Kirchhofs- und Erwerbsbetrieb der evangelische» Stadtsynobe. lieber diesen Gegenstand verbreitete sich anläßlich der am Man- tag fortgesetzten Tagung der Berliner Stadtsynode der Synodale Bosse. Er berichtete:„Der Kirchhofsbetrieb hat den ge- schäftSführenden Ausschuß zur Einrichtung von drei Erlverbs- betrieben veranlaßt. Zunächst haben die bei den Einrichtungs- arbeiten der Kirchhöfe zu leistenden Fuhren den geschäftsführenden Ausschuß dazu gezwungen, zur eigenen Pferdehaltung überzugehen. In Ahrensfelde hatte der gefchästsführende Ausschuß 401 Morgen gepachtet. In Verletzung des Pachtvertrages zog der Pächter eine Anzahl Unterpächter heran und trieb nach dem Urteil Sachverständiger Raubbau, so daß die Gefahr entstand, bei Beendi- gung der Pachtzeit etwa 60 000 M. zur Wiederinstandsetzung des ausgehungerten Bodens aufwenden zu müssen. Der Ausschuß hat deshalb gegen den Pächter den Klageweg beschritten und die Räu- mung des Landes rechtskräftig erstritten, so daß man nunmehr zum Eigenbetrieb übergehen konnte. Die Gärtnerei mit ihren um- fangreichen Baumschulen soll von der eigentlichen Kirchhofsverwal. tnng getrennt und nach kauftnännischen Grundsätzen bewirtschaftet werden. Außer den Lieferungen für die Zentralrirchhöfe muß die Gärtnerei ein Absatzgebiet ihrer Produkte in den Kirchhöfen der zuschuhbedürftigen Gemeinden suchen, denen sie das Pflanzen- Material mit 75 Proz. des jeweiligen Marktpreises zu liefern hat. Der Kraftwagenbetrieb vom Bahnhof Wannsee nach dem Südwestkirchhof ist zwar lediglich im Interesse der Leidtragen- den eingerichtet, weshalb auch der Fahrpreis niedrig bemessen ist. Um aber eine möglichste Deckung der Unkosten zu erwirken, mußte der Ausschuß als polizeilich konzessioniertes Fuhrwesen auch den Ausflugverkehr auf der zu befahrendenLfnie mit in Betracht ziehen. Ter von den AuSflüglern zu zahlende Fahrpreis ist insofern einträglich, als kein Teil st recke ntarif geführt wird. Der Tarif kennt nur einen Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt nach dem Kirch- Hofe und es müssen die Ausflügler auch für jede benutzte Teilstrecke den vollen Betrag zahlen. Im Verhältnis zum Durchschnittsverkehr der Leidtragenden muß ein größerer Fuhrpark vorgehalten werden, weil Leichenbegängnisse im Westen oft große Beteiligung haben. Zu den zwei vorhandenen mußten noch zwei weitere Kraftwagen beschafft werden. Bei alledem ist für den Kraftwagenbetrieb im Etat ein Zuschuß von 12 000 M. vorgesehen. Da Gärtnerei, Land- und Forstwirtschaft, sowie Kraft- wagenbetrieb gewerbesteuerpflichtige Erwerbsbetriebe sind, so sind sie zu ei n e m Erwerbsbetriebe zusammengefaßt, der fernerhin nur nach kaufmännischen Grundsätzen geführt werden soll. Der 2lus- schuß legt für die drei genannten Erwerbsbetriebe einen B e- triebsplan zur Kenntnisnahme vor. Der Antrag der Kommission geht dahin: den Sonderhaushalts- plan der Kirchhofsverwaltung zu genehmigen und ferner den Vor- schlügen des gcschäftsführenden Ausschusses betr. die Erwerbs- betriebe der Berliner Stadtsynode unter der Voraussetzung zuzu» stimmen, daß der geschäftsführende Ausschuß innerhalb d«S Etats- jahres 1910 keine grundsätzlichen Ertveiterungen dieser Erwerbs- betriebe vornehmen darf und der vorliegende Betriebsplan als Versuchsbetriebsplan für das Etatsjahr 1910 zu gelten hat." Die Stadtsynode stimmte den Vorschlägen zu. nachdem fest- gestellt war, daß die Zustimmung eigentlich nur eine leere Form sein könne, da die Verträge längst geschlossen waren. Interessant ist an dem Bericht, daß die Ausflügler böse geneppt werden. Die Neubenennung der Berliner Fernsprechämter ist von Jnter- efsenten in einer Konferenz mit der Oberpostdirektion in Vorschlag gebracht worden. Amt I soll Zentrum heißen. Amt II behält wie bisher schon den Namen Moabit . Ein neues bei Amt II zu er» richtendes Amt soll Hansa getauft werden. Amt III wird Norden, Amt IV Moritzplatz genannt. Amt VI wird in drei Einzelämter geteilt, für die die Namen Lützow . Kurfürst und Nolleudorf in Bor« schlag gebracht wurden. Amt VII will man Königstadt und ein im Osten zu errichtendes Amt Alexanderplatz nennen. Ob die Oberpostdirektion auf die geinachten Vorschläge eingehen wird, steht dahin; eine dringende Notwendigkeit für diese„Reform" scheint nicht vorzuliegen. Die Allgemeine Städtebau-Ausstellung in der königl. akademischen Hochschule für die bildenden Künste, Hardcnbergstr. öS(zwischen Knie und Zoologischen Garten) wird am Sonntag, den 1. Mai, mittags 12 Uhr, offiziell eröffnet werden und ist bis 2 Uhr für ein geladenes Publikum, von 2 Uhr ab bis 8 Uhr aber gegen Eintrittskarten zu 1 M. zugänglich. Die in Zusammenhang mit der Allgemeinen Städtebau- Ausstellung erfolgende erste öffentliche Ausstellung der Entwürfe zum großen Wettbewerb für den einheit- lichen Bebauungsplan Groß- Berlins mit seinen herrlichen Gemälden und Perspektiven der künftigen Weltstadt ist für vierzehn Tage lederniann kostenlos zugänglich. Auch die 25 Cluabratmeter großen Modelle, nnt denen die Städte Wien und Dresden die Ausstellung beschicken, sowie die ge- samten Wiener Ausstellungsgegenstände werden während der ersten vierzehn Tage kostenlos zu sehen sein. Die Städtebau-AuSstcllung bringt außer den genannten weitere 60 Stadtmodelle. Sie ist der erste Versuch, die städtebauliche Eutwickelung in allgemein verständlicher Weise zu veranschaulichen. Es sind bereits über 9000 Eintritts- karten verkauft. Private Maifeier» beabsichtigen verschiedene Lokalinhaber am Sonntag, den 1. Mai, zu veranstalten. Wir machen darauf auf- merksam, daß die Partei für die Maifeier bestimmte Lokale iu Aus- ficht genommen hat, die am Donnerstag im Inseratenteile des „Vorwärts" bekannt gegeben werden. Maifeiern in anderen Lokalen als in den von der Partei gemieteten haben mit der Partei nichts zu tun._ In der Obhut des Gerichts. Einem Herrn J., der in Treptow wohnt, hatte man die Tochter wegen mehrerer Straftaten in Untersuchungshaft ab» geführt. Er hat dabei Erfahrungen gemacht, die ihm unbegreiflich scheinen. DaS im 16. Lebensjahr stehende Mädchen, hatte in Schle sien eine Stellung als Dienstmädchen angenommen. Sie lief in Zillerthal aus dem Dienst, beging durch Mitnahme von Kleidung und nichtabgeliefertem Geld Diebstahl und Unterschlagung und machte hinterher in Erdmannsdorf sich des Betruges und der Ur- kundenfälschung schuldig, indem sie durch Vorweisung eines ge- fälschten Briefes einen Kaufmann zur Hergabe von einem Paar Schuhe veranlaßte. Nach ihrer Rückkehr ins Elternhaus wurde sie hier von einem Kriminalbeamten vernommen und blieb dann zu» nächst unbehelligt. Als sie aber etwa acht Tage später auf dem Treptower Gemeindeamt für ihre Eltern die Steuern bezahlte, wurde sie plötzlich festgehalten und durch die Berliner Polizei dem Untersuchungsgefängnis in Moabit überwiesen. Was weiter mit dem Mädchen geschah, darüber erfuhren die Eltern einstweilen nichts. Vier Wochen später, am 8. April, kamen aus Hirsch» berg zwei Briefe, einer vom 7. Slpril an die Tochter, die vom Landgericht Hirschbcrg zur dortigen Verhandlung gegen sie vor» geladen"mrdc, und einer vom 6. Zlpril an den Vater, der von der Staatsanwaltschaft des Landgerichts Hirschberg aufgefordert wurde, dafür zu sorgen, daß seine Tochter zu dem am 16. April angesetzten Termin rechtzeitig erscheine. Beide Briefe waren adressiert nach der Wohnung der Eltern in Treptow . Der B a t e r war erstaunt, daß man ihm die Sorge für die Tochter auferlegte, obwohl diese seit vier Wochen seiner Aufsicht entzogen war und sich, wie er annahm, in der Obhut des Gerichtes in Berlin be- fand. Er unterließ nicht, der Staatsanwaltschaft des Landgerichts Hirschberg seine Meinung hierüber mitzuteilen. J.'s Versuche, durch Nachfrage auf dem Gemeindeamt in Treptow und auf dem Polizeipräsidium in Berlin den Verbleib und derzeitigen Ausent- halt der in Hast genommenen Tochter festzustellen, hatten erst nach vielen Bemühungen Erfolg. Schon am 5. April war sie von Berlin nach Schmiede berg abgeschoben worden, wo sie zunächst wegen ihrer Zillerthaler Straftaten vor Gericht gestellt werden sollte. Sic wurde dann am 13. Llpril iu Schmiedeberg vom Amts- f richt wegen Unterschlagung und Diebstahl zu einer Woche Ge- ngniS und am 16. April tn Hirschberg vom Landgericht wegen -trug und Urkundenfälschung zu zwei Wochen Gefängnis ver- urteilt, doch wurden beide Strafen als durch die Untersuchungshast verbüßt angesehen. Am 17. April traf die Tochter wieder bei den Eltern ein und meldete, daß sie aus Hi sschberg komme. Nachdem sie am 5. April von Berlin nach Schmiedeberg abgeschoben worden und am 6. April abends dort angekommen war, war eigentlich ihre Untersuchungshaft abgelaufen, so daß sie hätte auf freie» Fuß gesetzt werden müssen. Die Staatsanwaltschaft Hirschberg hatte näm- lich die Entlassung aus der Untersuchungshaft beantragt, die auch beschlossen wurde. Zu gleicher Zeit wurde aber die Augeklagte vom Amtsgericht Schmieveberg sofort aufs neue in Untersuchungshajtz
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