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Gewerkfcbaftlicbee. Moratthcologirche Begründung der Arbeiter- Politik des Zentrums. DieKölnische Volkszeitung" bringt in ihrer Nuttt ttier 330 einen Artikel mit der Ueberschrift.D i e s i t t- liche Erlaubtheit der A r b e i t e r a u s st ä n d e" Unter diesem Titel behandelte in der Jnnsbrucker Zeit- schrift für katholischeTheologie, Jahrgang 1910 der bekannte Jesuitenpater, Professor für Moraltheologie an der Jnnsbrucker Universität, Joseph B i e d e r l a ck diese in christlichen Kreisen vielerörterte Frage. Veranlagt wurde die Untersuchung durch eine Broschüre des Generalsekretärs der katholischen Arbeitervereine der Diözese Trier , Jakob T r e i tz überder moderne Gewerkschaftgedanke vom Standpunkte der Vernunft und Moral". T r e i tz gehört als Trierer Generalsekretär der kathologischen Arbeiterver- eine(Sitz Berlin ) derselben Richtung an, die der Licenziat F o u r n e l le, der bekannte geistige Führer und Berliner Generalsekretär der orthodox-konsessionellen katholischen Ar- beitervereine, mir begründet hat. Beide vertreten die sogar in der katholischen Moraltheologie ungewöhnliche Meinung, daß dem Arbeiter das Recht zu wirtschaftlichen Kämpfen fehlt. So schreibt Lk, F o u r n die in einem sogenannten Programm der katholischen Arbeitervereine, welches in dem Münchener BlatteDer Arbeiter" Nr. S vom 6. Februar 1910 erschien: ..Bloße Wünsche' wirtschaftlicher Art rechtfertigen dagegen nie den wirtschaftlichen Machtkampf und die Unterbrechung der Erfüllung der durch das Naturgesetz und das göttliche Gebot begründeten Arbeitspflichten...." Diese Stellung wird durch die katholischen Moraltheolo gen, die in ihrer Mehrzahl der vernünftigeren, also interkon fessioncllen Gewerkschaftsrichtung mehr angenehme Seiten ab- gewinnen können, scharf bekämpft. Es ist nun sehr inter- cssant, zu beobachten, wie der teologische Professor Biederlack sich alle Mühe gibt, mit den rauhen Tatsachen des Wirtschaft- lichen Lebens und den daraus entstehenden Gegensätzen ins reine zu kommen. Die orthodoxe Richtung hält sich dabei durchaus an die Moralbegriffe der Bibel, die von R e ch t d und Liebespflichtcn, von Gerechtigkeit und ähw lichen abstrakten Begriffen, die nur im Gehirn der Menschen existieren, sprechen. Sie philosophiert in der Art, daß sie einfach erklärt, durch einen Ausstand der Arbeiter werde der Arbeitgeber inNot" gesetzt. Und dies ist zu guter Letzt xravis necessitas"(äußerste Not), die cs zur Pflicht der christlichen Nächstenliebe macht, einem in sol cher befindlichen Menschen beizuspringen. Der Rückschluß lautet dann sehr einfach, daß es den Arbeitern einfach sittlich unerlaubt ist, den Arbeitgeber in solchäußerste Not" zu versetzen. Die modernere Richtung der Moratheologen, die, wie schon gesagt, versucht, die katholische Moraltheologie mit den rauhen wirtschaftlichen Tatsachen einig werden zu lassen, protestiert gegen eine solche Kombination, wie die eben ge- schilderte der orthodoxen Theologie. So schreibt der schon genannte Jesuitenpater und Professor der Moraltheologie Biederlack recht charakteristisch: Es würe sogar das beste, wenn die Moraltheologie bei stetigen Veränderungen(der wirtschaftlichen Verhältnisse der neuen Zeit) gewissermaßen auf dem Fuße folgte, um sie, so gut es geht, vom moraltheologischen Standpunkte aus zu beur- teilen." Der gute Mann scheint gar nicht zu bemerken, daß er damit dei» Fehler und den Mangel der christlichen Moral- theologie richtig charakterisiert. Es ist immer nur schrift- liche Fixierung voll sittlichen Begriffen, die in der Wirklich- keit schon längst reale Gültigkeit erlangt haben. Im Gegen- satz dazu steht der Sozialismus, der die wirtschaftlichen Ur- fachen als eine bestimmende Grundlage der Entwickelung an- erkannt, und aus ihnen folgernd die sittlichen Ideale der kom- menden Zeit aufbaut. Unter dem Gesichtspunkt des Jesuiten - paters B i e d e r l a ck�ist den Arbeitern das Recht zum Streik nicht abzustreiten. Sehr interessant schreibt er und dies ist gerade jetzt in der Zeit der großen Bauarbeiteraussper- rung besonders aktuell daß eine Aussperrung der Ar- bester durch die Unternehmer noch viel eher einen Mangel an christlicher Liebe zeige, weil ja der Arbeitgeber bei einem Streik der Arbeiter immer noch keine Sorge um das tägliche Brot zu haben brauche, während ihm gegenüber der ausge- sperrte Arbeiter, der auf Grund des Tagelohnes existiere, in dem Moment schon sich ums tägliche Brot sorgen müsse, wo er ausgesperrt werde. Er kommt, wie schon gesagt, zu dem Schluß, daß die Arbeiterausstände sittlich erlaubt sind. Für die Arbeiter, die in der Sozialdemokratie ihre Vertretung sehen, ist dies keine neue Tatsache. Für die christliche Ge- werkschastsbewegung bedeutet aber die Konstatierung dieser sittlichen Erlaubtheit viel mehr. Sie bedeutet, daß das Zen- trum und der Katholizismus gegen die Realität der Wirt- schaftlichen Gegensätze nicht aufkommen konnten, und so machte man in dem Falle das, was die christliche Moraltheolo- gie seit ihrem Bestehen immer gemacht hat, man paßte sich an die Verhältnisse an und folgte den Veränderungen der wirtschaftlichen Verhältnisse, konstruiert einen moraltheolo- gischen Standpunkt dort, wo eine kämpfende Klasse sich längst schon neue sittliche Ideale praktisch durch Kämpfe verwirklicht hat. Das war damals so, als M a r x die Theorie des Mehr- wertes begründete, da kam die katholisch-theologische Wissen- schaft und wies nach, daß dieser selbe Gedankengang schon die Kirchenväter beherrscht habe. Trotzdem ließ sie sich natürlich nicht herbei, den Kampf gegen die Ausbeutung der Menschen durch die Menschen zu sanktionieren. So ists auch diesmal hier, denn zum Schlüsse seiner Arbeit bemerkt der Professor Biederlack: Wir brauchen wohl nicht hinzuzufügen, daß wir mit vor- stehendem die Streikpraxis keineswegs fördern wollen. Den Moraltheologen, welche den Streik behandeln, vor ihm warnen, und die verschiedenen sowohl wirtschaftlichen Schäden, die er herbeizuführen pflegt, aufzählen, schließen wir UNS selbstver. ständlich riickhaltslos an."_ Berlin und Umgegend. Achtung, Drahtarbeiterl Die Sperre bei der Firma Höhne in Steglitz ist hiermit aufgehoben. Deutscher Metallarbeiterverband. Ortsverwaltung Berlin . Das polizeilich geknebelte Koalitionsrecht. Das ist eine alte Geschichte: Wo Arbeiter streiken, da erscheint alsbald die Polizei auf dem Plan und stranguliert das KoalitionS- recht, indem sie das Streikpostenstehen zwar nicht gerade verbietet denn dazu hat sie kein Recht aber doch durch ihr Eingreifen den Streikposten die Ausübung des ihnen zustehenden Rechts tat- sächlich unmöglich macht. Ein geradezu llassisches Beispiel Polizei- lichen Abwürgens des Rechts. Streikposten zu stehen, kann man jetzt vor dem Fahrradgeschäft von Ernst Machnow. Wein- meisterstraße ii, beobachten. Die Arbeiter der Machnowschen Werkstatt befinden sich seit einer Woche im Streik. Zwei Schutz- leute, welche vor dem Eingange des Geschäfts unausgesetzt pa trouillieren, untersagen jedem streikenden Arbeiter, sich dort ruhig und unauffällig, gleich anderen Straßenpassanten, zu bewegen. Wer der Aufforderung, sich aus dem Gesichtskreis der Schutzleute zu eist fernen, nicht unverzüglich nachkommt, wird nicht nur sistiert. son dern auch stundenlang auf der Wache festgehalten, also widerrecht lich der Freiheit beraubt. Die Rücksprache eines Vorstandsmit gliedes des Deutschen Metallarbeiterverbandes mit dem zuständigen Reviervorstand, Polizeileutnant v. K o w a l s k y, hat nicht vermocht an dem unberechtigten Vorgehen der Schuhleute gegen die Streik Posten auch nur das geringste zu ändern. Nachdem bereits ein großer Teil der Streikenden dem Eingreifen der Polizei zum Opfer gefallen und längere Zeit bis zu fünf Stunden auf der Polizeiwache festgehalten worden ist, sind die Streikenden so ein- geschüchtert, daß niemand von ihnen mehr wagt, sich in der Nähe des Machnowschen Geschäfts blicken zu lassen. Das gesetzlich ge- währleistete Recht des Streikpostenstehens auszuüben, ist also diesem Falle wieder einmal durch die Polizei tatsächlich zur Un- Möglichkeit gemacht worden Welchen Grund hat di« Polizei, jeden streikenden Arbeiter von der Straße zu weisen? Eine Befürchtung, es könnte zu Zusammen stoßen zwischen Streikenden und Arbeitswilligen kommen, kann nach Lage der Sache im vorliegenden Falle nicht geltend gemacht werden Es bleibt also nur die Beruftmg auf die Straßenpolizeiverordnung übrig. Das heißt, die Streikposten werden alsVerkehrshindernis angesehen und deshalb fortgewiesen. Wie sieht es nun mit dem Verkehrshindernis aus. Das Machnowsche Geschäft hat an der Straßenfront einen Laden mit zwei sehr großen Schaufenstern. Wir sahen gestern zeitweise 10 bis 12 Personen vor einem der Schaufenster stehen und längere Zeit die Auslagen betrachten. Wir sahen vorüberkommende Rad fahrer absteigen, ihre Räder an der Bordschwelle und sich selbst am Schauknster aufstellen und in die Betrachtung der ausgestellten Gegenstände versenken. Wir sahen zeitweise zwei bis drei Auto- mobile vor dem Machnowschen Geschäft halten. Das alles war in den Augen der patrouillierenden Schutzleute lein Verkehrshindernis! Dann aber sahen wir aus einer gegenüberliegenden Schankwirt. schaft zwei Streikende kommen. Sie gingen jeder nach einer an- deren Richtung ebenso ruhig und unausfällig wie andere Straßen Passanten aus und ab. Etwa zweimal waren sie eine längere Strecke hin- und hergegangen, da machte sich an jeden ein Schutz mann heran, jedenfalls um die beidenVerkehrshindernisse" zur Entfernung zu bewegen. Einer der Streikenden verschwand-, der andere wagte es, noch einmal an dem Schutzmann vorbeizugehen. Da wurde er abgeführt. Länger als eine Stunde warteten wir auf seine Rückkehr, aber er kam nicht wieder, wird also wohl auch zu einem längeren unfreiwilligen Aufenthalt im Wachlokal ge zwungen worden sein. Herr Machnow kann triumphierend ausrufen:Es-ist er- reicht!" Die Polizei macht es den Streikenden tatsächlich unmög- lich, den Betrieb von außen zu beobachten oder gar ein aufklärendes Wort an etwa zuziehende Arbeitswillige zu richten. Natürlich handelt die Polizei nicht so, um ausgerechnet Herrn Machnow einen Gefallen zu tun. denn so wie hier wird es ja in der Regel bei jedem Streik gemacht. Das unberechtigte Vorgehen der Polizei gegen Streikposten ist eben ein Ausfluß dos preußischen Polizei geistes. Die Wirkung eines solchen Vorgehens ist in jedem Falle eine schwere Schädigung der Arbeiterinteressen und eine Begünsli- gung der Unternehmerintcresseu. Achtung, Steinarbeiter! Die Sperre über die Firma R S t o e v e s a n d t Nachf. ist aufgehoben. Der Inhaber des Ge. schäftes. Herr Aug. Schneider, ist Jnnungsmitglied und als 'olcher verpflichtet, den Tarif einzuhalten. Herr B r e l t k r e u z, Inhaber der Grahsteingeschäfte in Rixdorf, Hermannstr. 73 und 122, jot unserem Vertreter statt der Anerkennung des Tarifes Ohr- feigen an, die von diesem jedoch mit dem Hinweis auf die nicht geringen Kosten, welche dem schlagfertigen Herrn entstehen wurden. abgelehnt wurden. Wie groß wäre die Entrüstung dieses Herrn. wenn sich ein A r b e i t e r ihm gegenüber ein derartiges Benehmen herausnähme?.. Zentralverband der Steinarbeiter. Zahlstelle Berlin . Die streikenden Leitergerllstbauer, Kutscher und Platzarbeiter der Allgemeinen Leitergerüstbau- und Leihanstalt A.-G.<L. Alt mann, Charlottenburg ), waren gestern wieder vollzählig im Volks hause in der Rosinenstraße versammelt, um den Bericht über den Stand ihrer Bewegung entgegenzunehmen. Der Branchenleiter Lambrecht berichtete, daß sich von den Streikenden noch nicht einziger gefunden hätte, der während des nun über 14 Tage dauernden Kampfes abtrümmig geworden wäre. Daß daher der Stand der Bewegung ein guter sei. verstehe sich von selbst. Die Amerikanische Vergnügungsparkgesellschaft, die in denTerrassen am Halensee " und in derNeuen Welt" demnächst ihre Pforten öffnen wird, hatte sich aber, wie einige andere Unternehmer, an die Bezirksleitung Groß-Berlin deS Transportarbeiterverbandes ge­wandt, mit dem Antrag: Die Streitenden möchten die in ge- nannten Lokalen vorhandenen Gerüste abrüsten. Die Gesellschaft wolle dafür pro Stunde 1 M. zahlen. Damit es nun nicht den An- chein habe, daß die Streikenden ihre eigenen Streikbrecher seien. wolle die Gesellschaft der Firma Altmann A.-G. das Rüstzeug ab- kaufen. In der Diskussion waren die Streikenden der Meinung. daß sie einmütig die Arbeit niedergelegt haben, um sich bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen zu schaffen. Ausnahmen könnten in diesem Falle nicht eintreten. Die Maifeier in derNeuen Welt würde dadurch, daß die paar Gerüste dastehen, auch nicht abgeschwächt werden. Der Antrag wurde einstimmig abgelehnt. Festgestellt wurde auch ferner, daß die Streikenden von den Arbeitswilligen mehrfach verhöhnt wurden. Als am Dienstag die Streikbrecher in Wilmersdorf -Friedenau waren, ging ein Streikender an der Bau- stelle ganz ruhig vorbei, ohne jemand zu belästigen. Sofort kam einer der die Streikbrecher begleitenden Agenten, in der einen Hand den Revolver und in der anderen Hand den Gummischlauch, auf oen Streikenden mit dem Rufe losgestürtzt:Da ist ja der Strolch. der Verbrecher. Warten Sie man; Sie Hallunke verfolgen uns schon seit Freitag. Ihnen schlagen wir die Knochen entzwei." Als sich der Streikende diese Redensarten verbat, wurde e r(nicht etwa der sich so betragende Agent), von zwei Polizisten gefaßt und nach dem Revier geschleppt. Ein am Streik vollständig Unbeteiligter wurde von seinem Wagen von den Streikbrechern runtergerissen und mit Stangen und Gummischläuchen bearbeitet. Hieran sieht man, wie die Streikenden von der Arbeitswilligen- gesellschaft provoziert werden, denen solch ein Aufgebot von Schutz- leuten zur Verfügung steht. Tags darauf steht dann in den Wurst- blättern a laMorgenpost" undLokalanzeiger",Volkszeitung" usw.:Zusammenstöße von Streikenden und Arbeitswilligen". Ernste Ausschreitungen" usw. Dabei hat sich die Sache umgekehrt zugetragen. Festgestellt wurde ferner, daß Herr Arndt, der ehe- malS im 2. Kreis organisierte Genosse und Vorstandsmitglied des Transportarbeiterverbandes, nebst Sohn bei dem Krawall am Dienstagmorgen mit den» Revolver geschossen hat. Die Streikenden erwarten von der Arbeiterschaft weiter strengste Solidarität. Die Dachdecker Gebr. Gregor liefern Streikarbeit für Alt- mann A.-G. Ein lügenhafter Bericht über einen angeblichen Ueberfall von Streikenden auf des Gehöft der Firma Arndt steht auch gestern wieder in den Abendblättern. Diese Streilbrecherbehausung wird von 150 Schutzleuten bewacht. Daß es Wahnsinn wäre, wollten die Streikenden eine derartig belegte Festung stürmen, liegt wohl auf der Handl Deutsches Reich . Die Maler in Bunzlau haben die Arbeit niedergelegt, weil die Unternehmer die im Rcichstarif borgesehenen Löhne erheb- lich reduzieren wollen. Im Ausstande befinden sich SO Per- sonen._ Lohnbewegungen im Holzgewerbe. Die Bürstenmacher in Elmshorn (Holstein) haben einen schönen Erfolg zu verzeichnen. Die bisherige tiOstüirdige Arbeits- zeit wurde um 3 Stunden pro Woche, auf S7 Stunden, verkürzt. Alle Akkordpreise sind um 10 Prvz. aufgebessert, der MiudestloHn beträgt von jetzt ab 40 Pf. pro Stunde. Den Akkordarbeitern wird bei Lohnarbeit der im Akkord erzielte Durchschnittsverdienst als Lohn gesichert. In Schwartau und Umgegend(Holstein) haben die Tischler die bisher bestehende llstündige Arbeitszeit und Kost und Logis beim Meister beseitigt. Der Mindestlohn ist für sofort auf 42 und ab 1. April 1911 auf 44 Pf. bei lOstündiger täglicher Arbeitszeit festgesetzr. Neben dem sofortigen Ausgleich der Zeitkürzung der Arbeitszeit tritt am 1. April 1911 eine Lohnerhöhung von 2 Pf. pro Stunde ein. Die Arbeiter der photographischen Branche in Dresden haben bei den FirmenJka" und Holz u. Breul mann eine Lohnerhöhung von 3 resp. 4 Pf. pro Stunde durchgesetzt. Der An- fangslohn für nicht eingeübte Arbeiter wurde auf SO Pf. pro Stunde festgesetzt. Die Abschlagszahlung bei Akkordarbeit beträgt mindestens 26 M. pro Woche. In der Darm st ädter Möbelfabrik(A.-G.) in D a r m- st a d t ist ein neuer Vertrag abgeschlossen worden. Die Arbeiter erhalten sofort 3 Pf., am IS. April 1911 2 Pf. und am IS. April 1912 und 1. Februar 1913 je 1 Pf. Lohnerhöhung. Am 1. Februar 1913 wird die Arbeitszeit von S4 auf S3 Wochenstunden verkürzt. Der Mindestlohn der Schreiner und Maschinenovbeiter wurde auf 61 Pf. pro Stunde festgesetzt. Bei Montagearbeitcn wird, falls Uebernachten notwendig, 3,50 pro Tag, auch für die Sonntage, ge- währt, ohne Uebernachten 1.60 resp. 2,20 M. täglich. Metallarbcitcrstreik in Frankfurt a. M. Bei den Felten Guilleaume- und Lahmetzer-Werken.A.-G., sind zwischen Fabrikleitung und Arbeiterschaft Differenzen entstanden, die voraussichtlich zum Ausstand führen und vielleicht noch größere Folgen haben werden. Tie gesamte Arbeiterschaft hat gestern morgen zum Abend die Kündigung eingereicht. In Betracht kommen 2500 Arbeiter. Heute versammelt sich der Verein Frank- surter Metallindustrieller, der an den deutschen Verband ange- schlössen ist, um zu dem Ausstande Stellung zu nehmen. Wie dieFrankfurter Zeitung " hierzu hört, besteht die Möglichkeit, daß die Aussperrung der in Frankfurt beschäftigten Metallarbeiter be- schlössen und die Folge davon wird sein, daß die Aussperrung nach und nach einen größeren Umfang annehmen wird.> Husiand. Der Streik der französischen Seeleute. Wie aus Marseille gemeldet wird, hat das Syndikat der einge- schriebenen Seeleute dem Präfekten ein Schriftstück überreicht, in welchem die Forderungen der eingeschriebenen Seeleute für die Wiederaufnahme der Arbeit bekanntgegeben werden. Danach soll die Frage der Beschäftigung von Schwarzen auf Schiffen, die nicht nach Ostasien fahren, ein für allemal geregelt werden. Ferner soll den eingeschriebenen Seeleuten das Recht zum Streik bestätigt und ihnen die Wiederanstellung an Bord der von ihnen verlassenen Schiffe zugesichert werden. Wie derEclair" behauptet, unterhandelt man gegenwärtig mit dem Syndikat der eingeschriebenen Seeleute, um sie zur Zu- .ückziehung der sozialistischen Kammerkandidatur zu bewegen und dadurch die Wiederwahl des in Stichwahl gelangenden Kammer- Präsidenten zu ermöglichen. Die eingeschriebenen Seeleute hätten die Bedingung gestellt, daß die Regierung die vom Ilnterstaats- sekretär Cherou während des Streiks beobachtete Haltung offen mißbillige._ Letzte lyadmchtcn und Dcpefchen. Keine Bauarbeiterausspcrrung in Bremen . Bremen , 27. April. (Privatdepesche desVorwärts".) In der heutigen Versammlung der Baugewerksmeister wurde erneut über die Aussperrung beschlossen. In der anderthalbstündigen sehr erregten Debatte kam auch ein Schreiben des Vereins deutscher Arbeitgeberverbände vom 20. April zur Verlesung, in welchem gesagt wird,daß der Ausschuß in seiner Sitzung vom 19. April beschlossen habe, den Kampf mit allen Kräften zu unterstützen. Eine Niederlage oder ein ungerechtfertigtes Nachgeben der Bau- Unternehmer würde das übrige Unternehmertum schwer schädigen(!) und die Macht der Arbeiterorganisationen ungebühr- lich stärken". In der Debatte betonten die Sckiarfmacher, wenn die Aussperrung abgelehnt würde, heiße es. die Bremer haben keine Courage und man würde der Verachtung anheimfallen. Weshalb organisieren wir uns denn, wenn wir jetzt unsere Kol- legen im Stich lassen. Gegner der Aussperrung führten dagegen an. daß überhaupt kein Grund da sei und man nur unnützerweise namenloses Elend über viele Familien brächte. Schließlich wurde die Aussperrung mit 118 gegen 91 Stimmen abgelehnt. Weiter wurde beschlossen, auf Grund des am IS. April abgelaufenen Tarifs sofort mit dcn Arbeitern zu verhandrln. Zur Bremer Lehrerhatz. Bremen , 27. April. (Privatdepesche desVorwärts".) Die Lehrermaßregclungen in Bremen gehen weiter. Gestern und heute wurden wiederum einige Lehrer neu vernommen. Ersatzwahl im zweite« hessischen Reichstagswahlkreis. Tarmstadt, 27. April. Die Ersatzwahl im zweiten hesfi» chen Reichstagswahlkreise Friedberg-Büdingen ist nach einer amtlichen Mitteilung auf Mittwoch, den K. Juli, festgesetzt worden._ Wortbrüchig. Magdeburg , 27. April. (B. H. ) DaS königliche Polizeiprä- idium zog die bereits erteilte Genehmigung zum Umzüge am Mai neuerdings wieder zurück mit der Begründung, daß bei der unbestimmten großen Zahl der Teilnehmer doch Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu befürchten wäre, und der Umzug in den größeren und weiteren Bevölkerungskreisen Aufregung hervor- rufen könnte. Der Magistrat hatte schon früher die Benutzung der tädtischen Anlagen für Umzüge versagt: die Anlagen seien für das Publikum und nicht für Demonstrationen politischer Partei- leidenschaften!!! Vom eigenen Sohn erstochen. Köln , 27. April. (Privatdepesche desVorwärts".)' In dem eingemeindeten Vororte Kalk erstach ein 19jähriger Bursche seine» Bater nach voraufgegangenem geringfügigen Wortwechsel. Der Mörder entfloh, wurde aber später verhaftet. Betrügerischer Wachtmeister. Paris , 27. April. Tos Schwurgericht berurteilte den Gendarmerielvachtmeister Parva u x, der im Juni 1909 einen von Frankfurt nach Lissabon bestimmten Wertbrief, der über ISO 000 Mark lautete, unterschlagen hatte, zu 7 Jahren Zwangsarbeit. Berantw. Redakt.: Richard Barth . Berlin . Inseratenteil verantw.t Utz. Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u.verIag»anftaU PaulSingerL- Co.. Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen«.Unterhaltung»»!.