GewerfcfcbaftUches.jSiitzlofe öcharfmacbcrei,Mit welchen Mitteln gearbeitet wurde,* um auch die Ber-tiner Bauunternehmer noch in letzter Stunde zur Teilnahmean der Aussperrung zu bewegen, mag das folgende gedruckteZirkular erweisen, das uns noch nachträglich in dieHände fiel:Leipzig, den 20. April 1310.Sehr geehrter Herr Kollege!In der Gewißheit, daß ich mich mit meiner Bitte im Einverständ-niS mit der weitaus größten Zahl unserer deuischen Kollegenbefinde, erlaube ich mir, Sie in letzter Stunde höflichst dringendzu ersuchen, noch einmal eingehend zu erwägen, ob es Ihnen selbstunter Opfern nicht möglich ist, im letzten Augenblick noch aufunsere Seite zu treten.Unter den in Dresden seinerzeit anwesenden zirka 800 Kollegen sowohl, als auch bei allen anderen, die ich zu sprechen Ge-legenheit hatte, zeigte sich Verständnis für die Gründe, welchefür Berlin für die Zurückhaltung in Frage kamen.Man sah ein, daß Berlin als Reichshauptstadt die größteVerantwortung habe und in einem so ungeheueren Kampfenicht Stimmung machend vorangehen könne. Allgemein wurdegehofft, daß, nachdem der Kampf von den Kollegen im ganzenReich einmütig übernommen wurde, auch die Garde nicht fehlenwürde, daß sich also Berlin, unter Hinweis auf die deutlich ge-äußerten Wünsche sämtlicher deutscher Kollegen, sich mit den-selben solidarisch erklären würde.Bedenken Sie bitte, daß das jetzige BeispielBerlins uns den Kampf ungeheuer erschwert,da eine Anzahl kleinerer Städte sich mit derNichtteilnahme Berlins entschuldigt, andererseitsaber unsere Auftraggeber einen Druck aus unsausüben wollen:„Was in Berlin nicht erforderlich schien,ist auch hier nicht nötig."Die Arbeitnehmer weisen triumphierend auf Berlin mit derAeußerung:„Tort drücken wir jetzt hohe Löhne durch und siemüssen später hier nachfolgen."Es ist vorauszusehen, daß, wenn infolge NichtbetciligungBerlins der Kampf für uns erfolglos sein sollte, das frühereElend des städteweisen Kampfes wieder eintritt. Die Riesewarbeit, welche jene tüchtigen Männer, die an der Spitze unsererOrganisation stehen, in unermüdlicher Selbstlosigkeit lieferten,ist dann vergeblich gewesen. Von diesen Männern könnten wirjedenfalls nicht erwarten, daß sie noch einmal den verfahrenenKarren auf die Höhe ziehen.Bedenken Sie auch, daß, falls wir niedergezwungen werden,die Gegner auch vor Berlin nicht Halt machen, sondern, in derallerdings falschen Erwartung, daß Berlin dann bei uns keineUnterstützung finden würde, dort erst recht diktieren werden.Unsere Bewegung erfreut sich, wie täglich mehr anerkanntwird, der Svmpathie der gesamten naionalen Kreise. Ist mansich doch darüber klar, daß es sich nicht mehr um die Entscheidungüber Arbeitsbedingungen, sondern um einen Riesenkampfzwischen rot und national handelt. Mllt die Entscheidung imgünstigen Sinne, so wird dieselbe auf das gesamte wirtschaftlicheLeben von großem Einfluß sein. Die Gegnerseite wird erkennen,« daß die Arbeitgeberpartei als gleichberechtigter Gegner respektiertwerden mutz, wodurch bei zukünftigen Kämpfen die Ansprücheder Arbeiter von vornherein schon nicht mehr ins Unermeßlichegesteigert werden dürften.Sehr geehrter Herr Kollegel Mag Ihre Entscheidung fallenwie sie will, denken Sie dabei daran, daß die gesamte deutscheKollegenschaft Ihre Entschließung spannend verfolgt, daß derjetzt durch das Ausbleiben Berlins in Frage gestellte Kampf durchFhren Beitritt sicher gewonnen wird.Vielleicht ist es Ihnen doch noch möglich, uns die Hand zureichen, selbst wenn in Berlin die Aussperrung nicht allgemeinerfolgen könnte.HochachtungsvollIm Einverständnis mit vielen Leipziger Kollegen.G. E.Man sieht, was alles aufgeboten wurde, um die Ber-liner Bauunternehmer zur Teilnahme an den� Gewaltstreichder Felischianer zu bewegen. Zu gleicher Zeit zeigt sich aberauch, daß die Drahtzieher des Scharfmachertums hinter denKulissen doch anders denken, als sie auf offener Bühne ver-sichern. Es ist nicht so wie sie behaupten, daß die Nichtteil-nähme der Berliner Unternehmer das Scharsmacherspiel nichtbeeinträchtigen werde.„Vertraulich" ist man ehrlicher, undgibt zu, daß durch die Nichtbeteiligung Berlins der Ausgangdes Kampfes„in Frage gestellt" und„für uns erfolglos"sein kann. Inzwischen ist ja das Berliner Beispiel nicht ohneWirkung geblieben. Es sind keineswegs nur„eine Anzahlkleinerer Städte" gewesen, in denen die Unternehmer Friedenmit den Arbeitern schlössen. Hamburg, das vorangingund Bremen, das folgte,'sind recht respektable Arbeits-Plätze. Auch aus Breslau kommt die Nachricht, daß derArbeitgeberbund für den oberschlesischen Jndustriebezirk eineSitzung der Arbeitgeber einberufen will, um zu entscheiden,ob die Fortsetzung der Aussperrung noch einen Zweck hat, davon den Bundesmitgliedern täglich mehr Arbeiter eingestelltwexden. Auch aus K o l b e r g wird ein« Einigung gemeldet.Lerliu und Omgogcnd.Achtung I Leitergerüstbauer.Anscheinend sollen die Streikenden durch Alarmnachrichtenüber Ausschreitungen von Streikenden irre geführt und dem Unter-nehmertum in die Arme getrieben werden. Allerdings kommentagtäglich Brutalitäten vor, aber sie werden ausgeübt von denArbeitswilligen. Die Polizei bekundet dabei ein solches„Geschick"in Mißgriffen, daß in der Regel die Unschuldigen von ihr erwischtund sehr unzart behandelt werden, während die arbeitswilligenPrügel- und Revolverhelden sich ihres geradezu rührenden Schutzeserfreuen. Der Unternehmer verfügt in Wirklichkeit über mehrSchutzleute, als über Arbeitswillige. Unter solchen Umständenist der Sieg den Streikenden gewiß, wenn sie tapfer im Kampfeausharren._Die Jalousiearbeiter hatten noch vor zwei Jahren einen Tarif.vertrag. Er wurde jedoch im März 1303 von den Unternehmerngekündigt, und ein neuer ist seitdem nicht zustande gekommen.Tie tariflose Zeit ist von den Unternehmern zu Lohnherabsetzungenund anoeren Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen aus-genutzt worden, und die Arbeiter konnten diesen Bestrebungen in-folge des andauernd schlechten Geschäftsganges nicht immer dennötigen Widerstand entgegenfetzen. Die Arbeitszeit wurde da-durch, daß die Heimarbeit immer mehr Ausdehnung gewann,übermäßig verlängert. Diese Zustände haben aber nicht nur denArbeitern, sondern auch den Unternehmern Schaden gebracht. Eshat sich eine grenzenlose Schmutzkonkurrenz entwickelt, unter dernatürlich die weniger kapitalkräftigen Firmen am schwersten zuleiden haben. Bei Submissionen zeigt sich das afn allerdeutlichsten.So war neulich in einem Vorort Berlins eine große Arbeit inSubmission zu vergeben, für die ein Jalousiefabrikant nach ge-wissenhafter Berechnung 1500 M. verlangte, ein anderer fordertenur 750 M. und erhielt den Auftrag. Dergleichen Unterbietungenwaren, solange der Tarifvertrag bestand, nicht möglich. Unterdiesen Umständen war es erklärlich, daß, als die Jaloujiearbeiterdie Arbeitgeber auf den 3. März zu einer Besprechung über Matz-nahmen zur Beseitigung der Mißstände einluden, die Herren sichgeneigt zeigten, dabei mitzuwirken und ein neues Tarifverhältniszu schaffen. Aber bald darauf machen sich in den Kreisen derUnternehmer scharfmacherische Tendenzen geltend, und als sievon der Branchenleitung auf den 13. April zu einer neuen Be-sprechulrg eingeladen wurden, da setzten die leitenden Herren dasTelephon in Bewegung, um die Fabrikanten sämtlich vom Besuchder Sitzung fernzuhalten. Das gelang jedoch nicht in vollemMaße. Ein Teil der Unternehmer kam zu der Sitzung, erklärtesich zur Wiedereinführung eines Tarifes bereit, billigte im allgemeinen die Grundlage, die von der Branchenkommission aus�gearbeitet war, und fand es auch selbstverständlich, daß die Avbeiter dabei auch eine bescheidene Verbesserung ihrer Lohn- undArbeitsverhältnisse anstreben. Dagegen lag von der FirmaWohlfahrt u. Co. ein Absagebrief vor, worin in sehr widerspruchsvollen Ausführungen gesagt wird, daß die Kampfmittel,die die Arbeiter gegen die Konkurrenz von außerhalb und dieHeimarbeit anwenden wollten, gänzlich wertlos seien, und daßdas einzig wahre Kampfmittel gegen die Konkurrenz Herabsetzungder Löhne und Verlängerung der Arbeitszeit wäre. Herr Wohlfahrt hat übrigens auch das seine getan, um den übrigen Unternehmern die Ansicht beizubringen, daß niedrige Löhne, langeArbeitszeit und möglichst viel Heimarbeit das Ziel sein müsie, wassie anstreben sollten.Am Donnerstag fand nun bei Boeker in der Weberstraße einegutbesuchte Branchenversammlung der Jalousiearbeiter statt, inder der Branchenvertreter Rose mann über die Lage und überdie Verhandlungen mit den Unternehmern berichtete. Sowohlaus dem Referat wie aus der daraus folgenden Diskussion gingdeutlich hervor, daß die Jalousiearbeiter alles aufbieten werden,um die unerträglichen Mißstände zu beseitigen und ihre Lohn-und Arbeitsverhältnisse von neuem zu regeln. Einstimmig wurdefolgende Resolution angenommen:„Die Versammelten verpflichten sich, mit allen Mitteln fürden weiteren Ausbau ihrer Organisation zu sorgen und über-lassen die weiteren Schritte zur Verbesserung der Verhältnisseder Kommission ihrer Branche."Zum Schluß forderte der Branchenobmann zu vollzähliger Be-teiligung an der Maidemonstration auf und machte ferner aufden Streik bei der Gcrüstbaufirma L. A l t m a n n aufmerksamsowie auf die Solidaritätspflichten, die die übrige Arbeiterschaftden Streikenden gegenüber zu erfüllen hat.Zur Tarifbewegung in den Ringbrauereien Berlins.Die am Donnerstaq, den 28. d. Mts., mit dem Verein derBrauereien gepflogenen Tarifverhandlungen führten zu keinem end-gültigen Ergebnis. Die von der Lohnkommission der Arbeitnehmerauf Grund des Versammlungsbeschlusses vom 24. April cr. denArbeitgebern gemachten Vorschläge wurden von diesen als unan-nehmbar abgelehnt. Von der Lohnkommission der Arbeitnehmerwurden der Unternehmerkommission neue Vorschläge unterbreitet,welche als Mindestforderung der Arbeiter bezeichnet wurden. DieUnternehmervertreter erklärten, ohne vorher mit ihren Auftrag-gebern Rücksprache genommen zu haben, zu den neuen Vorschlägennicht Stellung nehmen zu können. Der Verein der Brauereienwerde sich bis kommenden Montag über die neuen Vorschlägeschlüssig werden. Die nächste Tarifverhandlung findet am Mon-tag, den 2. Mai, statt. In dieser Verhandlung wird es sich ent-scheiden, ob die Lohnbewegung in den Ringbrauereien ohne Kampfzu Ende geführt werden kann.Die Lohnkommission der Brauereiarbeiter Berlins u. Umg.Fernspr. Amt III. 4513.Deutfches Reich.Der Kampf im Baugewerbe.Deutsche Bauarbeiter ausgesperrt, ausländische weiter beschäftigt.In ganz Lothringen, besonders w den Jndustrieortschaftenmerkt man nichts von einer Aussperrung. Das Baugeschäft floriertglänzend, weil durch die aufblühende Bergwerksindustrie ganzeKolonien errichtet oder bestehende bedeutend vergrößert werden.In Forbach. Merlenbach, Walmen, sogar in Saarbrücken fandenausgesperrte Bauarbeiter Beschäftigung, ohne Rücksicht auf dieForderungen des Scharfmachertums. Um so mehr fällt eS dabeiauf, daß der Bauunternehmer Rougert aus St. Avold, der inSpitel ein große Kohlenwäsche und Kokereianlage für die Berg-Werksgesellschaft„Saar und Mosel" baut, am 23. April sämtlichedeutschen Bauarbeiter entließ, während die ausländischen, durch-weg Italiener, weiter arbeiten konnten! Diese Handlungsweisehat in der Gemeinde unter Staats- und Grubenbeamten und beiHerrn Mougert selbst, die lebhafteste Empörung hervorgerufen!Ein alter Staatsbeamter äußerte sich in öffentlicher Wirtschaft:„Da soll der Teufel noch staatsbürgerliche Gesinnung be-halten, wenn man ein solches Unrecht ansehen muß, wenndeutsche Familienwäter, die gerne arbeiten möchten, ausgesperrtwerden, während man die Ausländer in Arbeit behält! Dasganze Volk müßte sozialdemokratisch werden! DaS nieder-trächtigste sei, daß Herr Rougert gar nicht habe aussperren,sondern die Arbeiten schnell fertig stellen wollen, aber derGeneraldirektor der Grube, Herr Flake, habe die Aussperrungangeordnet!"Wenn die Aussperrung, wie allgemein behauptet wird, auf An-Weisung des Herrn Flake erfolgte, so ist sich dieser Herr nichtkonsequent geblieben, denn aus dem Koloniebau zu Merlenbachist keine Aussperrung erfolgt. Man sagt, die GrubenverwaltungWünsche die Fertigstellung einiger Häuserreihen auf der Koloniemöglichst bald und habe deshalb davon abgesehen, auf eine AuS-sperrung zu bestehen._«treikjustiz.Vor kurzem wurde von einem Hamburger Schöffengericht einTischler, der als Streikposten einem Arbeitswilligen auf dieHühneraugen getreten haben soll, obwohl das von zwei einwand-freien Zeugen bestritten wurde, wegen Nötigung aus Z 240 desStrafgesetzbuches zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, während derAmtsanwalt, ein Assessor, nur eine kleine Geldstrafe beantragthatte.Die nun schriftlich vorliegende Urteilsbegründung enthält einenallerliebsten, von„inneren Einflüssen" diktierten Passus, in demes heißt, man müsse dem Arbeitswilligen mehr glauben als denbeiden Parteifreunden des Angeklagten, die der Wahrheitnicht die Ehre gegeben hätten.Damit wird klipp und klar angedeutet, die beiden Zeugenhätten rm Parteiinteresse es mit ihrem Eide nicht so genau ge»nommen. Ein derartigre Vorwurf ist seit Romens Zeiten anGerichtsstclle nicht erhoben worden. Durch eine solche Rechtspflegewird das Ansehen der damit betrauten Faktoren nicht gehoben.Angedrohte Aussperrung im Fleischergewerbein Hamburg.In Hamburg steht der Zentralverband der Fleischer mit derWurstfabrik von Kotsch im Tarifkampf. Die Organisationsleitungverbreitete im Bezirk des Herrn Kotsch an die Bevölkerung einFlugblatt, in welchem diese zur Solidarität gegenüber denSchlächtergesellen aufgefordert wird. Da hierauf die Wirkungnicht ausblieb, wandte sich Herr Kotsch an die Hamburger Schlächter-innung um Unterstützung. Die Innung richtete darauf am 25. Aprilan die Organisationsleitung das Verlangen, innerhalb drei Tagenden Boykott(der gar nicht verhängt ist) über die Firma Kotsch auf-zuhebcn und dies öffentlich dem Publikum bekannt zu geben,andernfalls würden sämtliche organisierten Gesellen ausgesperrt.In ber Aktien-Malzfabrik in Breslau,die auch den in Arbeiterkreisen viel konsumierten Malzkaffes pro-duziert, stehen die Arbeiter im Kampf um Anerkennung der Orga»nisation. Die größte Brauerei am Ort, die Haase-Brauerei,die Abnehmer der Malzfabrik ist, erklärte, daß sie diesen Malz-bezug einstelle. Auch die Arbeiterinnen der Malzkaffee-Abteilungdie bei anstrengender Akkordarbeit 58 Pf. bis 1 Mk. täglich ver-dienen, legten die Arbeit nieder.Husland.Der Gesamtverband der dänischen Gewerkschaften.hielt dieser Tage seine ordentliche Repräsentantschaftsversammlungab, die in den Jahren, wo keine allgemeine Generalversammlungstattfindet, die höchste entscheidende Körperschaft für die Gewerk-schaften Dänemarks bildet. Der Vorsitzende Karl F. Madsenberichtete über die Tätigkeit im verflossenen Geschäftsjahre. Dieandauernde große Arbeitslosigkeit machte es notwendig, alles auf-zubieten, den Ausgesteuerten und Notleidenden Hilfe zu verschaffen.Im Reichstag ist es bekanntlich gelungen, wenigstens das eine derbeiden Notgesetze vom vorigen Jahre zur Verlängerung zu bringen,so daß die Arbeitslosenkassen über das dauernd gesetzlich Fest-gelegte hinaus weitere Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln cr-halten. Die Arbeitslosenkassen haben sich unter den schwierigenVerhältnissen gut bewährt. In Verbindung mit den Kassen undder Arbeitslosenkontrolle sollen jetzt Arbeitsnachweise errichtetwerden. Ueber die Lohnbewegungen des verflossenen Jahres lagein ausführlicher gedruckter Bericht vor. Trotz der ungünstigenKonjunktur ist es den Gewerkschaften nicht nur gelungen, dasfrüher Errungene festzuhalten, sondern auch noch weitere Vor-teile zu erzielen. Zur Unterstützung der schwedischen Arbeiterim Massenstreik wurden 843 752 Kronen aufgebracht. Das Ver-mögen der dem Gesamtverband angeschlossenen Gewerkschaftenbeläuft sich auf rund 3(4 Millionen Kronen. Die Mitgliederzahlist jetzt 93 043; sie ist im Laufe des Jahres um über 1000 ge-wachsen.Ein innerer Zwiespalt besteht seit einiger Zeit zwischen denMitgliedern der Organisation der Zeitungsboten, die weder demGesamtverband noch dem Ortskartell in Kopenhagen angehörtund sich auch weigert, über die vorliegenden Streitigkeiten zuverhandeln. Die Repräsentantschaftsversammlung erklärte hierzuin einer Resolution, daß die Zeitungsboten, die die sozialdemo-kratische Presse austragen, selbstverständlich einer Organisationangehören sollten, die in engem Kontakt mit der sozialdemokrati-schen Partei steht, und daß sie sich vorläufig durch den„WeiblichenArbeiterverband" dem Gesamtverband der Gewerkschaften an-schließen können, bis ihre Fachorganisation selbst zu diesem Stand-Punkt gelangt.Ferner wurde über die gegenwärtige gewerkschaft-liche Lage beraten. Obwohl durch die kürzlich nach der letzten*großen Aussperrungsdrohung abgeschlossenen Tarifverträge im all-gemeinen der Friede wiederhergestellt ist, liegen zurzeit in ver»schiedenen Berufen Tarifkündigungen vor, die zusammen 6374 Mit-glicder umfassen. Unter anderem sind es die Zigarrenmacher unddie Böttcher, die in Tarifbewegung stehen. Im nächsten Jahrewird eine sehr große Zahl von Tarifverträgen ablaufen, so daßungefähr 50 000 Mitglieder in Lohnbewegung kommen.— DieVersammlung nahm nach gründlicher Diskussion eine Resolutionan, in der die Richtlinien für die Taktik bei den bevorstehendenKonflikten festgelegt sind.Sodann wurden auf Ersuchen des Ministeriums des Innerndrei Mitglieder und drei Stellvertreter zu dem permanentenSchiedsgericht für Arbeitsstreitigkeiten gewählt, das auf Grunddes in der kürzlich beendeten Reichstagssession angenommenen Ee»setzes geschaffen wird.— Zur Deckung der Unkosten des bevor»stehenden internationalen Sozialistenkongresses wurde ein Extra-beitrag von 20 Oere pro Mitglied beschlossen. Schließlich richtetedie Repräsentantschaft einen Aufruf an die GewerkschaftSmit»glieder, sich mit größtem Eifer an der Agitation für die Folke-thingSwahlen zu beteiligen, damit der 20. Mai für die Sozial»demokratie zu einem Siegestag über die Reaktion wird.Letzte Nacbricbten und Depefcben.Noch ein verbotener Maiumzng:Wandsbeck, 29. April.(Privatdepesche des ,. Vorwärts.")Der von der Wandsbecker Behörde genehmigte Umzug am1. Mai wurde heute auf„höhere Anordnung" verboten.Betrügerischer Bankbeamter.Frankfurt a. M., 29. April.(W. T. B.) Die StrafkammerdeS hiesigen Landgerichts verurteilte den g8jährigen BankbeamtcuHeinrich Willhardt, der zum Nachteil der Mitteldeutschen Kredik.bank unter Fälschung von Unterschriften im Laufe von neunJahren 600 000 Mark unterschlagen hatte, zu 3(4 Jahren Zuchthau»und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von zch»Jahren.Die Gemeinderatswahlen in Wien.Wien, 23. April.(W. T. B.) Bei den heutigen Gemeinde-ratSwahlen des ersten WahlkSrperS. bei denen 48 Mandate zu ver,geben sind, wurden gewählt 31 Christlichsoziale, 8 Liberale, ein«Stichwahl ist zwischen dem christlichsozialen und dem fortschritt»lichen und eine zwischen dem offiziellen christlichsozialen Kandi.baten und dem selbständigen Christlichsozialen V e r g a n> er»forderlich. Im ersten Bezirk wurden sämtliche sieben Fortschritt»liche gewählt. Den 19. Bezirk verloren die Fortschritt»lichen an die Christlichsozialen.Militär gegen den„roten Feind".Paris, 29. April.(W. T. B.) Die Regierung hat Befehl er»teilt, daß am 1. Mai zur Anfrechterhaltuug der Ordnung(i!) inParis außer den Polizeimannschaften noch sechs Kavallerie, undvier Jnfnnterieregimenter aufgeboten werden.Entflogener Ballon.Brüssel. 23. April.(W. T. B.) Der Ballon„FleuruS" desBrüsseler Aerollubs hat sich während der Füllung losgerissen undist in westlicher Richtung ohne Besatzung entflogen.Ein Polizeibeamter erschossen.Krakau, 29. April.(W. T. B.) In C h r z a n o w wurde heuteein Polizeibeamter, der zwei verdächtige Personen verhaftenwollte, von einer der beiden Personen durch Schüsse getütet; auchgegen einen zweiten Polizeibeamten wurden Revolverschüsse ab-gefeuert, ohne ihn zu treffen. Die beiden verdächtigen Personenentkamen.Zu den Kämpfen in Albanien.Belgrad, 29! April.(B.' H.) Nach hierher gelangten Be»richten sollen die Albanesen über 31000 bewaffnete Kriegerverfügen, und zwar in den Kreisen Dremitzo 2000, Kossovopoljq4000, Podrimlje 5000, Labb 6000, Rodyorjc-Prizren 3000, Ghilane-Mvrawa, 3000, Ljuma 6000, Astrorub 2000.Salvniki. 29. April.(B. H.) ES scheint, daß die Bulgarendie jetzige Lage in Albanien ausnutzen wollen, indem sie Be-Ziehungen zu den Albanesen anknüpfen. Wahrscheinlich werdenneue bulgarische Banden in Mazedonien organisiert werden.verantw. Redakt.: Richard Barth, Berlin. Inseratenteil verantw.! rtz. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Bonrärts Buchdr. u. BkrlagSanstgU Paul Singer � Co�Bnlin 2W, Hierzu 5 Leilag«».UllterhaltuugSU."