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gffietet Selten zogen einander Vorüber, vbne batz' auch nur ber Versuch einer Reibung erfolgte. Ter beste Beweis g e g-en die polizeiliche Weisheit, mit der man namentlich in der Provinz hausieren geht, indem man Verbote von öffentlichen Aufzügen mit den Gegensätzen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsschichten ».rechtfertigt". Anders wie sonst an Sonn- und Feiertagen sah es am Vor- mittag des Weltfeiertages im Osten und Südosten Berlins aus. Nicht nach Erholung nur oder nach FeiertagSuntcrhaltung strebten die festlich gekleideten Männer und Frauen, welche die Straßen bevölkerten. Von einem höheren Gedanken beseelt, eilten sie, teil- zunehmen an den Kundgebungen, welche die Gewerkschaften ver- anstalten. In Gruppen, bald größer bald kleiner an Zahl, strömten die Maidemonstranten den Versammlungslokalen zu. Besonders stark war der Zug der Massen nach dem Süden. In allen Straßen, die sich am Kottbuser Tor schneiden, kamen sie her- beigeströmt, die Maifeiernden. Als Fcstzeichen die rote Nelke im Knopfloch, schritten sie ernst und gemessen dahin. Ein Zug folgte dem anderen. Viele hatten am Kottbuser Tor ihr Ziel erreicht. Sie strömten in dasKonzerthaus Sanssouci", wo die Buchbinder und Galanteriearbeiter ihre Versammlung abhielten. Doch der größte Teil ging weiter. Aus allen Seitenstraßen erhielt die Menschenmenge neuen Zuwachs. Aus allen Richtungen nahten sich größere und kleinere Gruppen. In dichten Scharen zogen die nach vielen taufenden zählenden Massen den Kottbuser Damm entlang, alle von einem Gedanken erfüllt, nach einem Ziele strebend. Der ».Neuen Welt", dem Versammlungslokal der Holzarbeiter strömten die Massen in unabsehbarem Zuge zu. Auch auf der anderen Seite des Kottbuser Dammes bewegten sich starke Züge von Maifeierndcn in entgegengesetzter Richtung. Es waren Ar- beiter und Arbeiterinnen, die aus den südlichen Stadtteilen und aus Aixdorf kommend, nach den in der Stadt liegen Versammlungs- lokalen ihrer Gewerkschaften zogen. Eine Massendemonstration, durch keinerlei äußere Abzeichen als solche kenntlich gemacht, aber doch für jeden der sehen kann, deutlich erkennbar, vollzog sich hier in ungestörter Ruhe und Ordnung. Polizei war, außer den ver- einzelten Schutzmannsposten, die zu jeder Zeit an den Punkten des lebhaften Verkehrs stehen und einigen Beamten am Eingange des Versammlungslokals, nicht zu sehen. Wer hätte also die Ruhe und Ordnung stören können. In derNeuen Welt" drängten sich die Massen Kopf an Kopf. Sie füllten den großen Saal, sodaß buchstäblich kein Apfel zur Erde fallen konnte, und sie überfluteten, nach Zehntausenden zählend, die riesige Fläche des Gartens. Am Saale sprach Karl Liebknecht , im Garten Heinrich Schulz. Die Verherrlichung des Maifestgedankens durch die Redner, die Propagierung der großen Ziele des Sozialismus und die Aufmunterung zur ener- gischen Fortsetzung des Wahlrechtskampfes fanden begeisterte Zu- stimmuna bei den Massen der Demonstranten. * Besonderes Interesse erregten diesmal auch die Versammlungen der Bauarbeiter. Die Maurer sind ja gelvohnt, den l. Mai, auf welchen Tag er auch falle, all- gemein zu feiern, unbekümmert um die regelmäßig wiederkehrenden Aussperrungsbeschlüsse des Unternehmertums. Auch diesmal, wo dergleichen Schikanen nicht zu erwarten sind, haben sie wiederum einmütig in einer erhebenden Massenkundgebung ihrer Begeisterung für dieJdeale des ProletariatSAusdruck gegeben undProtest erhoben gegen die wirtschaftiche und politische Knechtschaft, die auf dem Bolkc lastet. Sie versammelten sich im großen Saale und Garten der Bockbrauerei am Tempelhofer Berg. Um halb lS Uhr war der Saal noch leer, während der Nebensaal, wo die Arbeiter und Ar- bciterinnen der graphischen Gewerbe ihre Maivcrsammlung hatten, schon überfüllt war. Die Maurer kamen noch. Sie hatten sich erst in ihren Bezirkslokalen, ihre Kollegen Fliesenleger in Habels BrauereiauSschank versammelt, um dann zu rechter Zeit gemeinsam nach der Bockbrauerei zu marschieren. Nun kamen sie herbei in großen Zügen auS allen Stadteilen, viele in Begleitung ihrer Frauen. Man versammelte sich erst im Garten. Bald war aber auch der große Saal gefüllt. Feierlich klangen die Mailieder des Gesangverein der Maurer. Dann lauschte man der Rede des Genossen Paul Hirsch , der dem Empfinden und Wollen, daö die Bauarbeiterschaft und das gesamte Proletariat beseelt, treffen- den Ausdruck gab. Die AuSspcrrungssucht des Unternehmertums, die Schmach und Schande der sogenannten Wahlrechtsreform, all die gerade jetzt so stark hervortretenden Knechtungsgelüste der Herr- fchenden Klassen ließen den Aufruf deS Redners zum Kampf für die Ideale des l. Mai um so kräftiger widerhallen in den Herzen der Versammelten.Wir schüren das heilige Feuer", erschallte eS aus der Sängerschar, und das Feuer der Begeisterung für die Be- freiung des Volkes lohte in den Proletarierherzen. Ter Vorsitzende Hanke erinnerte an das Wort HeuerS vom auf Granit beißen".Wir geloben", sagte der Redner,daß die Unternehmer bei uns auf Granit beißen, sich an uns die Zähne ausüeißen sollen"! Durch brausende Hochrufe auf die Bau- arbeiterbewegung, auf die deutsche und die internationale Arbeiter- dewegung, wie auf den Wahlrechtskampf stimmten die Versam- melten ein in das Gelöbnis. Die Zimmerer hatten schon lange vor der festgesetzten Zeit den großen Saal der Brauerei König st adt, Schönhauser Allee , besetzt und immer neue Scharen strömten herbei, so daß Kopf an Kopf sich reihte, als Genosse David seinen Vortrag begann. Mit schlagender Logik zeichnete Genosse David ein treffendes Bild von den Widersprüchen unserer heutigen Gesellschaftsordnung, wo der eine darbt und der andere im UeberfTuß schlemmt, wo der eine entbehren muß, während die Produkte sich massenhaft aufhäufen, wo Tausende hungern und doch die Grenzen für Lebensmittel gesperrt und Zölle aufgerichtet werden, um nicht Bedarfsartikel ins Land zu lassen. Aus dem Herzen der Zuhörer war cS gesprochen, als der Redner die frivole und brutale Aussperrung im Baugewerbe be- rührte, die den Arbeiter um seine Menschenrechte bringen will, die dem Arbeiter in der Zeit der enorm gestiegenen Lebensmittelpreise, wo man den Beamten Teuerungszulagen gewährt, jede Lohnauf- besserung abzuschneiden sucht. Zündende Worte trafen die Frauen, denen der Redner die hohen Aufgaben der Frau als Kämpferin und Mutter vor Augen führte. Auf das Verhältnis von Kopfarbeit und Handarbeit eingehend, meinte der Redner, wenn diese beiden Pole im Leben sich verbinden, werden sie sämtliche Kulturhindernisse spielend überwinden. Bitter sarkastisch schilderte Redner die preu- ßischen Verhältnisse und stürmische Heiterkeit löste die Wendung aus, auf der Brüsseler Weltausstellung das preußische Herrenhaus mit seinen Insassen auszustellen, die goldene Medaille wäre uns sicher. Mit der eindringlichen Aufforderung an die Anwesenden, mit allen Fasern des Herzens für den internationalen Sozialis- mus und seine Ziele zu wirken und mit einem frohen Ausblick auf die Zukunft schließt der Redner.(Stürmischer Beifall.) Die Re­solution wurde einstimmig angenommen. Mit einem begeisternden Hoch endete die imposante Versammlung. Die Bauhilfsarbeiter hatten ihr Versammlungslokal, Frankes Festsäle in der Badstratze, vor 12 Uhr mittags schon so gefüllt, daß viele wieder umkehrten, nachdem sie sich ihre Anwesenheit durch den üblichen Vermerk im Bcrbandsbuch hatten bestätigen lassen. Robert S ch m i d t s Maircde fand aufmerksame Zuhörer und reichen Beifall. Er hob hervor, daß die Arbeiterschaft, die ihren Teil an dem reichen Kulturleben unserer Zeit immer stürmischer verlangt, die beste Gewähr bietet für die Erhaltung und Ver- mehrung der Kulturgüter, für den Völkcrfrieden, für Geistes- freiheit und Gerechtigkeit und allgemeinen Fortschritt der Mensch- heit. Der Redner begrüßte den demokratischen Zug, der gegen- wärtig durch alle Lande geht und der auch in Preußen den Kampf gegen das Junkertum immer heftiger auflodern läßt, der ein freies Wahlrecht fordert und die Arbeiterschaft mit Mut und Kraft erfüllt. Eine scharfe Kritik übte der Redner an den preußischen Zuständen und er forderte unter der Zustimmung der Ver- sammelten dazu auf. energisch für des Volkes Rechte einzutreten. Die Resolution, die der Vorsitzende zur Verlesung brachte, wurde einstimmig angenommen. Die Polizei überwachte die Versamm- lung von den umliegenden Straßenecken aus, wo überall ein Schutz- mann stand und den Eingang zum Lokal scharf ins Auge faßte, ganz überslüssigerweise, denn die zahlreichen Teilnehmer zerstreuten sich nach Schluß der Versammlung so ruhig wie sie gekommen waren. Die Puiier tagten bei Freizer, Koppenstraße. Saal und Gale- rien waren von 2000 Personen besetzt. Der Gesangverein der Putzer leitete die Feier durch Gesang ein. Dann nahm die Ver- sammlung das Referat des Genossen Ad. Ritter entgegen. In seinem Schlußwort rechnete Redner mit dem Arbeitgeberbund für das Baugewerbe ab und appellierte an die Versammlung, die Be- schlüsse der Organisation zu halten. Mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie und einem Schlußgesang des Ge° sangvereins wurde die Feier würdig geschlossen. Tie Sektion der GipS-»nd Zeinentbranchc des Maurervcr- bcmdes hielt ihre Maiversammlung im großen Saale der Brauerei H a p p o l d t ab. Der Saal war vollständig gefüllt. Dr. Silber- stein hckb besonders die Angriffe der Reaktion und des Unier- nehmertums gegen die Arbeiterklasse hervor, die sich besonders in der preußischen Wahlreform, der sogenannten Krankenversichc- rungsreform und der Aussperrung der Bauarbeiter dokumentieren. Die Böcker- und Konditorenversammlung war gut besucht. Saal und Galerien waren dicht besetzt. Als Versammlungslokal dienten dieSophien-Säle". Genosse D i t t m e r referierte. Der Betrag der Tellersammlung wurde den ausgesperrten Bauhand­werkern überwiesen. Der GesangvereinMorgengrauen" sang zu Anfang und Schluß der Versammlung mit Begeisterung aufge- nommene Arbeiterlieder. Die Bildhauer hielten dieses Jahr ihre Maiversammlung im TreptowerLustschloß " im Freien ab. Das Referat deS Genossen Link fand in der gut besuchten Versanunlung lebhaften Beifall. Bootsbauer. Die Versammlung der Bootöbauer war von eilva 100 Personen, darunter eine Anzahl Frauen, besucht. Das Mai- referat bielt Genosse Hinrichsen, dessen Ausführungen ungeteilten Beifall fanden. Im überfüllten Saal desEsiisium", Landsberger Mee 40/41, sprach Genosse F aa s vor den Brauerriarbeitern. Ebenso ein» stimmige Annahme wie die Mairesolution fand folgender Antrag: Die heute, am 1. Mai 1910, zahlreich versammelten Brauerei. arbeiter Berlins und Umgegend sprechen den ausgesperrten Bau­arbeitern ihre wärmste Sympathie auö. Die Versammelten ver. pflichten sich, sich an der vom?. Gewerkschaftskongreß beschlossenen allgemeinen Sammlung für die ausgesperrten Bauarbeiter nach besten Kräften zu beteiligen. Die Versammlung beschließt weiter, am Schlüsse der heutigen Versammlung eine Tellerfammlung zu» gunsten der kämpfenden Bauarbeiter vorzunehmen» Di« Maiversammlung der Dachdecker im.Englischen Garten " war von über 350 Personen, darunter vielen Frauen, besucht. In dem vorzüglichen Referat de» Genossen 83 o l d t wurde hauplsächlich auf die gegenwärtige politische Situation und auf die Kämpfe im Baugewerbe Bezug genommen. Zu einer imposanten Kundgebung gestalteten sich auch die zwei Versammlungen der Buchbinder im LokalSanssouci ", Kott» buser Straße 6. in welchen K l o t h und Brückner referierten. Di« Resolution wurde von über 4000 Personen einstimmig an» genommen. Die Maivcrsammlung der Burcauarbeiter war überfüllt. Das Referat hielt Giebel. Anwesend waren 600 Personen. Der Ertrag der Tellerfammlung wuroe den ausgesperrten Bau. arbeitern überwiesen. In der Versammlung der Fabrikarbeiter bei Breuer. Große Frankfurter Straße 117. waren laut Kontrolle 750 Teilnehmer. Die vom Gemeindrarbeiterverband in den..Musikersälen" ein» berufene Versammlung war von zirka 1000 Personen besucht. Das vom Stadtverordneten Paul D u p o n t übernommene Referat wurde mit spontanem Beifall aufgenommen. An der Feier wirkte durch Gesangsvorträge der MännerchorNorden" mit. Die Versammlung der Glaser, Glasarbeiter und Arbriterinnen bei L i t f i n in der Momeler Straße war von �irka 500600 Per­sonen besucht. Der Gesangverein der Glasarbeiter leitete die Ver- sammlung durch den.Festgesang" von Uthmann ein. Stößel hielt daS Referat. Die Versammlung der im Handels-, Transport-«nd Verkehrs- gewerbe Angestellten, welche imDeutschen Hof", Luckauer Straße Nr. 15. stattfand, war von weit über 2000 Personen besucht. Sämtliche Tische waren entfernt worden, doch konnte der Saal die Besucher nicht alle fassen. Hunderte mußten wieder umkehren, da das Lokal Vi Stunde vor Eröffnung schon überfüllt war. Der Vortrag von Adolf Hoff mann wurde mit Begeisterung auf- genommen. Der Treffpunkt des Zentralverbandes der Hutmacher war Große Hamburger Straße 1819. Von dort ging es im Zuge nach der Schwedter Straße zu ObigloS Festsälen. Der Hutmacher- GesangvereinEinigkeit" eröffnete mit dem LiebeFrühlings- stürme" die Versammlung und dann hielt Stadtverordneter Koblenzer die Festrede. Mit einem Hoch auf die Völker- befreiende Sozialdemokratie wurde die von 500 Personen besuchte Versammlung geschlossen. In Boekers Festsälen in der Weberstraße fand eine von zirka 200 Personen besuckite Versammlung de» Verbandes der Isolierer und Steinholzleger statt. In zündenden Worten erledigte sich der Referent Genosse W ü ck e seiner Aufgabe. Verschönert wurde die Feier durch die Mitwirkung des Gesangvereins der Mamer , Schön- hauser Borstadt. Die Versammlung der Kupferschmiede war von zirka 400 Per- sonen.darunter viele Frauen, besucht. Referent war der 2. Ver- l>andsvorsitzende M. Hecht. Einige durch den Gesangverein der Kupferschmiede gut vorgetragene Freiheitslieder verschönten die Feier. Die Lederarbeiter hielten ihre Maiversammlung bei Schmidt, Prinzen-Allee, ab. Gegen 60(1 Personen waren anwesend, der Saal war dichtgefüllt. DaS Referat des Genossen B a r t h e l wurde mit brausenden! Beifall aufgenommen. Wuchtiger Männergesang leitete den Vortrag ein. Mit zwei weiteren Liedern des Männer- gesangvereinSHarmonie" und einem begeisternden Hoch auf die internationale Arbeiterbewegung wurde die Versammlung ge- Die Maiversammlung der Maler, Lackierer us«. tagte in den Festsälen von Dräsel in der Neuen Friedrichstraße. Die Räume reichten bei weitem nicht aus, die Demonstranten zu fassen und wurde polizeilicherseiis abgesperrt. Die trefflichen und packenden Ausführungen dcö Genossen Bauer fanden begeisterten Wider- hall. Die Maidemonstration erhielt noch eine besondere würdige Note dadurch, daß der Gesangverein der Lackierer zu Anfang und am Schluß Kainpieslieder sang. Mit einem enthusiasmierten Hoch auf die völkerbefreiende internationale Sozialdemokratie gingen die Versammelten auSeinandere. Bei den Porzellanarbeitern im GewerkfchaftShauS(Saal I) waren 350 Personen anlvesend'. Die VcrsammluNH foutfe durch Gesang eingeleitet. In außerordentlich überfüllter Versammlung demonstrierten die Sattler und Portefeuiller für den Maigedankcn. Der große Saal derArminhallen" vermochte selbst unter Zuhilfenahme der Galerie und der Bühne die Zahl der Besucher nicht zu fassen, so daß viele Berufsangehörigcn keinen Zutritt finden konnten. Die be- geisternden Ausführungen des Genossen M.' G r u n w a l d fanden in den Reihen der Zuhörer lebhaften Widerhall.. Die Maifestversammlung der Schmiede tagte bei Wilke in der Brunnenstraße und war von ungefähr 600 Personen besucht. Die Feier wurde durch stimmungsvolle Gesangsvorträge des Gesang- VereinsFlamme" eingeleitet. B a s n e r referierte. Die Arbeiter der Berliner Schuhindustrie waren vollzählig im Schweizergarten versammelt. Genosse Bernstein , beim Er- scheinen stürmisch begrüßt, hielt das Referat. Die Steinarbeiter hatten sich in einer Zahl von zirka 500 in den A r m i n h a l l e n versammelt. Nachdem der Gesangverein ..Schönhauser Vorstadt" einige Lieder gesungen, sprach Genosse P o e tz s ch über die Bedeutung des Tages, wobei er es nicht unter« ließ, das volksfeindliche Verhalten der Junker aufs schärfste zu geißeln. Die Maiversammlung der Steinsetzer, Steinhauer und Rammer war von 700 Personen besucht. Das mit großem Beifall auf- genommene Referat hielt Genosse Dr. Wehl. Die Versammlung wurde eröffnet und geschlossen durch Gesangsvorträge des Stein- sctzer-Gesangvereins. Im großen Saale des Gewerkschaftshauses waren die Mit- glieder des Zentralverbandes der Töpfer Deutschlands in über- a roßer Zah' mit ihren Frauen versammelt. Referent war der ienofse 23 u tz I i. Die von der Gewerkschaftskommission und Partei vorgeschlagene Resolution fand einstimmige Annahme. Vor 750800 Tapezierern referierte Z i tz e w i tz über die Be­deutung des 1. Mai. Ein Antrag auf Tellersammlung für die aus- gesperrten Bauarbeiter wurde einstimmig angenommen. Durch Freiheitslieder des Gesangvereins der Tapezierer wurde die Ver- sammlung eingeleitet und geschlössen. Die Versanunlung der Textilarbeiter in denPatria-Festsälen", Große Frankfurter Str. 28, war von 600 Personen, darunter vielen weiblichen, besucht. Referent war Wilhelm Rössel. Der Saal war festlich geschmückt. Die Feier wurde vom Textilarbeiter- GesangvereinDeutsche Buche" mit dem Liebe.Die Erde ist zum Licht erstanden" eröffnet. DaS vorzügliche Referat erweckte be- geisterten Beifall. Mit dem Gesang der Internationale wurde die Feier geschlossen. Sie OeranttaltiingeD der Partei. Den Tempelhofer Berg hinan zogen dichte Scharen von Pro- letariern mit Frauen und Kinder». Maifeiernde waren es. die nach der Bockbrauerei strömten. In kurzer Zeit war der Garten dicht besetzt, auch der große Saal füllte sich und immer drängten noch neue Massen durch die Eingaimc des Gartens. Vergebens suchten die Spätergelommcnen nach Sitzplätzen. Erst als die ein- setzende Abendkühle viele Familien mit kleinen Kindern zum Auf- bruch veranlaßte, reichte der Raum des arohen Gartens einiger- maßen für die Zurückbleibenden aus. Doch die mancherlei lln- bequemlichkciten, welche der Rtassenandrang in den Nachmittags- stunden mit sich brachte, beeinträchtigte die Feststimmung in keiner Weise. Alt und Jung erfreute sich an den Musilvorträgen des Berliner Sinfonieorchester und den von Mitgliedern des Ar- beitersängerbundcS vorgetragenen Kampfliedern. Auch die exakten Aufführungen einer Frauenabteilung des ArbeiterturnerbundcS fanden lebhaften lLeifall. Die Festrede hielt Genosse Richard Fischer. Er sprach im Garten zu einer nach Tausenden zählenden Menge, die sich unter dem weiten Zeltdach vor der Bühne zu­sammendrängte. Wie der Gedanke der Maifeier entstand, wie er im Laufe der Jahre immer mehr Boden faßte in den Massen deS Proletariats, wie gleichzeitig auch die Ideen des Sozialismu immer weitere Verbreitung fanden und die klassenbewußte Ai beiterschaft zu einer gclvaltigen Macht anwuchs, das zeigte de Redner in einem großzügigen Bilde, welches vervollständigt wurd« durch die Aufmunterung zur allseitigen«ncraischen Betätigung ff dem großen Kampfe zur Verwirklichung unserer Ideale. « KliemS Festsäle in der Hasenheide vermochten den Andrang der Besucher kaum zu fassen. In allen Räumen herrscht« drückende Fülle, besonders dann, als am Abend, wo der Aufenthalt im Garten nicht gerade angenehm war. die Fortsetzung des Fest» Programms im großen Saale vor sich ging, während ein Neoen- saal den Tanzlustigen zur Verfügung stand. Nach dem stim­mungsvollen Vortrage eines Festgesanges durch Mitglieder de« Arbeitersängerbundes wurde Genosse Eduard Bernstein in seiner Festrede der Bedeutung deS Tages gerecht. Nach einem Hinweis auf die hohen Ideale unserer Partei gedachte er auch der gegen- wältigen Kämpfe um das Wahlrecht in Preußen und forderie zur energischen Fortsetzung unseres ZSahlrechtSkampfe» auf. Der Fest- rede folgte ein GesangSvortrag und dann nahmen die musikalischen Darbietungen des Programms ihren Fortgang- Besondere Auf­merksamkeit erregten die Aufführungen der Turner, die beredte? Zeugnis ablegten von der Leistungsfähigkeit deS Arbeiterturner- bundeS. In froher Stimmung blieben die Festteilnehmer bis zum späten Abend beieinander. » Kaum hatten die Holzarbeiter die Räume derNeuen Welt" verlassen, da strömten auch schon die Massen herbei, welche an der Veranstaltung der Partei teilnehmen wollten. In kurzer Zeit war das riesige Festlokal in allen seinen Teilen wieder von einer nach zehntausenden zählenden Menge gefüllt, die sich an den dargebo- tenen Musik- und Gesangaufführungen erfreuten. Obgleich die Frühlingssonne über dem Garten lachte, bot er doch keinen sehr freundlichen Eindruck. Ja, an verschiedenen Stellen sah er etwas wüst aus. Einige Bauarbeiten für die Lustbarkeiten der Sommer. saison sind noch unvollendet. Besonders störend wirkte es, daß vor der Hauptbühne im Garten ein großes Leitergerüst emporragte, welches die ganze Bühnenöffnung wie mit einem dichten Gitter- werk, überzieht. Und hinter diesem Gitter produzierten sich Akkro- baten und Gymnastiker. Auch unsere Arbeiterturner traten hinter dem Gitter auf. Ihre mit bewundernswerter Präzision aus- geführten Leistungen kamen infolge dieses Hindernisses nicht voll zur Geltung, fanden aber doch den wohlverdienten Beifall. DaS hindernde Leitergerüst konnte nicht vor dem Fest entfernt werden, weil die Gerüstbaufirma Slltmann, deren Arbeiter zurzeit streiken, es nur durch Streikbrecher hätte entfernen lassen können. Das wollten die organisierten Arbeiter natürlich nicht zugeben und des- halb nahmen denn auch die Teilnehmer der Maifeier diese Beein- trächtigung ihres Genusses als ein unvermeidliches U-bel in Kauf. Auf einer anderen, durch kein Gerüst verdeckten kleinen(Bühne trugen Arbeitersänger ihre kainpffrohen Weisen vor. welche die Hörer zu begeisterten Beifallskundgebungen mitfortrissen. Im großen Saale hielt Genosse Wolfgang Heine eine kurze. die Bedeutung des Tages würdigende Festrede, die lebhaften Beifall fand. Obgleich beim Eintritt der Dunkelheit der Garten sich zum Teil entvölkerte, blieben immer noch gewaltige Menschenmassen so- wohl im Freien wie in den Sälen bis zum späte» Abend in uo- getrübter Feststimmung vereint. Die Feier im Gewerkschaftshause war verhältnismäßig ebenso stark besucht, tpje die Veranstaltungen in den anderen Festlokalen. Die Säle waren nefüllt. Im großen Saal« konzertierte eine Musik- kapclle, den MchinerchorFichte-Georginia" entfesselte durch stim- inungSvolle, gutz vorgetragene Lieder den Beifall der Zuhörer und die Vorführungen von Mitgliedern de» Arbeiterathletenbundes er­regte» allseittges Interesse. Die Feier fand ihren Abschluß in einer wirtungsvollen. mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Fest- rede de» Genosse» Wolfgang Heine . m