Ar. 102. 27. Ichrgavg.tilqt Ks Lsmiills" DerlimrWWW, t W imReichstag.77. Sitzung vom Montag, den 2. Mai.nachmittags 2 Uhr.Am BundesratLtisch: Kraetke, Delbrück.Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Beratung desGesetzentwurfes betreffendAenderung des Posttaxgesetzes.Danach soll in Zukunft dem Absender bei Einlieferung von ein-fachen Paketen auf seinen Wunich ein Po st schein ausg e st e l l t werden, ivofür eine Gebühr(10 Pf.) zu zahlen ist.Staatssekretär Kraetke kritisiert den Entwurf, der den Wünschender Erwerbskreise entgegenkommt.� Abg. Kaempf(Fortschr. Vn.) erklärt sich mit dem Entwurf ein-verstanden und bittet, dag Geldempfangsbestätigungen, die nur füirWorte entbalten, in Zukunft als Drucksachen betördert werden.Abg. Zietsch(S.): Bei der Versendung von zwei und drei Paketenmittels einer gemeinschaftlichen Postpakeradresse soll nach der Be-gründung die Gebühr nur zum einfachen Satze berechnet werden.es wäre wünschenswert, dag das auch geschieht, wenn überhauptmehr Pakere auf eine Postpaketadresse eingeliefert werden. Fernerwill der Entwurf die Gebühr durch die Taxordnung festsetzen, undes sind zehn Pfennig in Aussicht genommen. Es ist aber gar keineSicherheit vorhanden, daß nicht zu irgendeiner Zeit die PostVerwaltung die Gebühr erhöht: deshalb sollte die Gebühr auch g esetzlich festgelegt werden.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)Abg. Dave(Fortschr. Vp.): Eine Erhöhung der Gebühr würdeauch bei meinen Freunden entschiedenen Bedenken begegnen.Damit schlieft die Diskussion; der Entwurf wird in erster unddebottclos in zweiter Beratung angenommen.Es folgt die zweite Beratung des Entwurfs einesStellenvcrmrttlergesetzes.Zum§ 1 beantragen die Abgg. Albrecht und Genossen(Soz.) die Einführung beruflich gegliederter Arbeitsnachweise inallen Gemeinden, die von aus Arbeitgebern und Arbeitnehnrern bestehenden Koniinissionen verwaltewerden; die Konzession der g e w e r b s m ä h i g e n Stellen-Vermittler soll mit dem I. I a n u a r 1914 e r l ö s ch e n. Weiterwird beantragt, die gewerbsmähige und nicht gewerbSmähige Stellenvermittelung der Vereine, Verbände, Gesellschaften zu untersagenWenn an einem Ort oder für einen Bezirk für einen erheblichen Teildes Gewerbes auf Grund einer Vereinbarung oder eines Tarifseine Stellenvermittelung errichtet ist, für deren Verwaltungeine Vertretung vorgesehen ist, die zu gleichen Teilen ausVertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer unter Leitungeines unabhängigen Vorsitzenden zusammengesetzt ist, so soll dasErfordernis des ersten Absatzes als ersüllt gelten.Abg. Dr. Pieper(Z.): Der öffentlich rechtliche Arbeitsnachweis,der über das ganze Land zentralisiert ist, hat eine Reihe von Vorzügen vor der privaten Stellenvermittelung und vor den einseitigenArbeitsnachweisen der Unternehmer. Aber dem Verlangen derSozialdemokraten, daß nur öffentliche Arbeitsnachweise bestehen undalle anderen beseitigt werden sollen, können meinepolitischen Freunde nicht folgen; gerade dieprimitivsten Formen der Arbeitsuche, die durch Inseratund Umschau, wurden dann überhandnehmen, und eineReihe von Mißständen würden sich dann entwickeln. Eskommt hinzu, daß unsere öffentlich rechtlichen Arbeitsnachweisebisher noch gar nicht in der Lage sind, für eine ganze Reihe quollfizierter Berufe, zum Beispiel für Kellner, Varietobühnen, Lehrer,Erzieherinnen und viele andere, dem Bedürfnis entsprechend dieStellenvermittelung zu leisten. Auch sonst leidet der sozialdcmokratifche Antrag an erheblichen Mängeln. Der letzte Absatz<§ le)will einfach ein Monopol der Arbeitsvermsitelung für die freienGewerkschaften. Wenn wir also den sozialdemokratischen Antrag ablehnen, so verwahre ich meine Freunde im voraus gegen den Vor-Wurf des Verrats von Arbeiterinteressen, derjedenfalls in der nächsten Zeit in der ganzen sozialdemokratischenPresse erhoben werden wird; denn den tatsächlich vorhandenen Aus-wüchsen und Mißständen bei der privaten Stellenvermittelung trittdas Gesetz wirksam entgegen.(Bravo I im Zentrum.)Abg. Hildenirand(Soz.):Es besteht überall Einnriitigkeit darüber, daß die seitherige Artder Stellenvermittelung schädliche Wirkungen für die All-gemeinheit herbeigeführt hat, denen Gemeinde und Staat unmöglichkleines feuilleton.Theater.Kammerspiele. Sommergastspiel der Wiener«HölleDie Wiener Kabarettgesellschaft, die zum Saisonschluß in das HauSder Kammerspiele einzog, begann ihren ersten Abend mit einerSchreckenstat, der Aufführung des„Nachtgedichts"„Albino", fürdas der Exzentrik-Schriftsteller Gustav M e y r i n k auf dem Zettelals Verantwortlicher zeichnet. Dunkel bleibt die Bühne, noch dunkler,was der Poet sich eigentlich gedacht. Man hörte von scheußlichenGrausamkeiten, die ein betrogener Gatte am unehelichen Kinde seinerFrau planmäßig systematisch verübt haben soll. Das gequälte Gefchöpf, aus dem ein Bildhauer geworden ist, quittiert die väterlichenRuchlosigkeiten stilgerecht, indem es einen jungen Menschen, der sicheine GipSmaske abnehmen lassen will, bei der Gelegenheit kaltenBlutes erstickt I Das widerwärtig Abstoßende der Geschichte wirddurch die künstlerische Impotenz und Konfusion in der dramatischenGestaltung noch verstärkt. Hoffentlich verschwindet das Ungeheuerbald, zumal die anderen Nummern des Programms denAbend bereits reichlich füllen. Es folgte ein anspruchsloses,durch anmutigen Vortrag ansprechendes Singspiel Leo Falls„Brüderleinsein", das den Komponisten Joseph Drechslerans der Wiener Großväterzeit in Szenen häuslichen Glückes alsjungen und alten Ehemann vorführt. Eine Mischung von Sentimentalität und kokett lustiger Verliebtheit. Besonderen Beifall fand,von Herrn Ziegler und Emniy Petko ausgeführt, der bedächtiggraziöse Alt-Wiener Walzer des eben kopulierten Pärchens.Friedens und Polgars Groteske„Goethe" verulktekarikierend die kleinkrämerische Gelehrtenpcdanterie der Goethe-Philologen. Der Altmeister selbst, von Herrn Fried eil, demLeiter der Gesellschaft, in glücklicher Maske und drolliger Betonungdes Frankfurter Dialekts repräsentiert, erscheint vor einemgermanistischen Prüfungsausschuß und wird, da ihm der Wustder biographischen Daten nicht geläufig ist, als jämmerlicherGoethe-Jgnorant gebrandmarkl; fein Prüfungsgenosse aber, derfleißige, die auswendig gelernten Antworten auf jede Frage glattherunterschnatternde Herr Cohn heimst Lobsprüche auf Lobsprüchevon dem Kollegium ein. Herr Z i e g l e r sang Lieder im Pierrot-kostüm, Fräulein Mischa Digmann Chansons. Die Parodieeiner Pariser Exentrique und eines englischen Duos gelang nichtübel, wogegen ihr Vortrag von Apachenversen, von Szenen auS demDirnen» und Verbrecherleben, im Stil der großen Duette Gilbert,ganz im leer Deklamatorischen stecken blieb. Am Ende gab HerrFrieden noch einige Schnurren, darunter ein paar sehr amüsantePeter-Altenberg-Anekdotcn, zum besten. ckt.Mustk.Gerne sucht man auch in Minderlvertigem noch Gutes, fahndetttl Geschäftsoperetten nach musikalischen Lichtblicken und möchteI weiter ruhig zusehen können. Es ist nicht richtig, was der Vorrednersagte, daß gerade die qualifizierten Arbeiter, besonders unterder privaten Stellenvermittelung zu leiden haben. Diesesind vielmehr schon längst dazu übergegangen, sich Stellenvermittelungen zu schaffen, die sie vor der Llusbeutungder privaten Stellenvermittelung schützen; woGewerkschaften bestehen, hat man durch Vereinbarungenzwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern die un-angenehmen Folgeerscheinungen der privaten Stellenvermittelungbeseitigt. Wenn aber in einem so beschränkten Kreise wie S t u t tgart in einem einzigen Jahre 43 500 M. an VermittelungS-gebllhren für private Slellenvermittler zu verzeichnen sind, so istdas eine wirtschaftliche Schädigung der Arbeitsuchenden aller-schärffter Art.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) InWürttemberg und in Bayern ist auch schon die Beseitigungder privaten Stellenvermittelung durch Schaffung öffentlich rechtlicherArbeitsnachweise herbeigeführt, und der Vorredner hätte sich dengrößten Teil der Gründe gegen unseren Antrag schenken können, wenner daran gedacht hätte, daß der öffentliche Arbeitsnachweis schon seit1884 in zwei deutsche» Vaterländern zum Segen der Arbeitnehmerund Arbeitgeber funktioniert. Die Notwendigkeit der öffentlichen Stellenvermittelung wird auch in amtlichen Schriften anerkannt, die auf dieichweren Mißstände sittlicher Art hinweisen, die mit der privatenStellenvermittelung z. B. für Kellnerinnen und D i e n st-mädchen verknüpft sind. Der Vorredner meint, der öffentlicheArbeitsnachweis wäre nicht imstande, aui die verschiedenen Bedürf-nisse der Praxis einzugehen. Das ist aber nicht richtig,längst ist man in den öffentlichen Arbeitsnachweisen zurSpezialisierung übergegangen, sodaß alle Wünsche nach besonderer Qualifikation berücksichtigt werden können. Niemandkann also behaupten, daß der öffentliche Arbeitsnachweisdie private Stellenvermittelung nicht ersetzen kann. Unser Antragträgt den bestehenden Verhältnissen vollständig Rechnung, denn erwird gestützt durch die Eingaben aus allen Jnter-e s s en te n k r ei se n, und ich war sehr erstaunt, zu hören, mitwelchem Aufwände der Vorredner ihn bekämpft hat. Er muß dochüberzeugt sein, daß die Anhänger seiner eigenen Partei, soweit sieArbeiter sind, über unseren Antrag ganz anders denken.(Wider-l'pruch im Zentrum.) Lesen Sie nur die Petitionen, die vonfeiten der Interessenten, sowohl der Arbeitgeber als der Arbeit-nehmer, an uns gelangt sind, und Sie werden sich überzeugen,daß wir allein ihren Wünschen gerecht werden. So steht die Petitionder Gesellschaft für soziale Reform auf dem Standpunkt, daß einallgemeines Verbot der privaten Stellenvermittelung das beste understrebenswerteste sei(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.), nurweil die Gesellschaft fürchtet, dieses Verbot noch nicht zu erreichen,will sie die privaten Stellenvermittler dadurch auf den Aussterbe-etat setzen, daß keine neue Erlaubnis zur privaten Stellen-vermittelung erteilt wird. Das Nationale Kartellder deutschen Ga st Wirtsgehilfen, ebenso derDeutsche Ga st toirtögehilfen verband verlangen dieBeseitigung der privaten Stellenvermittelung. Die Petition desDeutschen nationalen Handlungsgehilfen-Ver-bandes, dem mehr als 25 000 Mitglieder angehören, sagt, dieAusschaltung der gewerbsmäßigen Stellenvermittelung wird bei denHandlungsgehilfen keine Lücke hinterlasse». Der Jnter-nationale Hotelbesitzerverein in Köln hat sichans denselben Standpunkt gestellt. Uebcreinstimmend sindalso die Interessenten beider Richtungen, Arbeitnehmerund Arbeitgeber der Meinung, daß am wirksamsten dieUebelstände beseitigt werden können, wenn man die Stelleu-vermittelung zu einer Angelegenheit öffentlicher Institutionen machenwürde. Wenn also schon die Behörden einzelner Staaten dazuübergegangen sind, derartige Einrichtungen einzuführen; wenn wiraus den Kreisen der direkt Interessierten den Wunsch hören, dieprivate Stellenvermittelung zu beseitigen, so können Sie sich dochnicht wundern, daß wir einen Antrag einbringen, der diesenWünschen Rechnung trägt. Der Gesetzentwurf, wie er auS derKommission hervorgegangen ist, bringt ja wesentliche Ver-besserungen gegenüber den heutigen Verhältnissen. Aber erbringt doch nicht das, was man heute schon durchführen könnte, undwir hallen es für eine selbstverständliche Pflicht, wenn das Reich eineMaterie gesetzlich regelt, daß man dann nicht hinter dem zurückbleibt,was tatsächlich schon in einzelnen Teilen geleistet wird. Wenn Siedas Prinzip unseres Antrages zur Geltung bringen wollen,so wäre die Möglichkeit dazu durchaus gegeben.(Sehe richtig Ibei den Sozialdemokraten.) Herr Pieper hat vorhin sehr lange ge-sprachen; ich habe aber nur das Nein herausgehört. Aber allevon ihm erhobenen Bedenken fallen als unberechtigt zusammen,wenn man das Prinzip unseres§ 1 anerkennt, aber Sie(zumnur ja nicht als Nörgler gelten. Wird man aber auf einen garzu tiefen Stand hinabgezogen, dann reißt auch Kritikergeduld.Die angebliche Operette„Die T a n z h u j a r e n", die am Sonn-abend in dem einst würdigeren Theater des Westens vor-geführt wurde, ist von solcher Art. Die Namen der(bisherunbekannten) Autoren nennen wir in der Hoffnung aufeine bessere Zukunft lieber nicht. Ueber den Inhalt genügt dieAndeutung, daß er das bekannte Thema von der Kleinstadt be-handelt, in die eine Husarengarnison gewünscht wird und schließ-lich auch einzieht, insbesondere weil die Tochter des Bürger-meisters einem Prinzen gar so schön bitten kann, lieber die Durch-führung des Inhalts nur so viel, daß sie uns nicht einmal einen„höheren Blödsinn" genießen läßt, und daß das gegen Schluß hinerreichte Maß von Nnterhalllichkeit nicht im Verhältnis zu demsteht, was uns an fortwährenden brettlhaften„Tanzarrangements"dargeboten wird. Musik Null. Die Kalauer auf der Bühne vonden„Notenanleihen" eines Komponisten, der„verstohlen" schaut,stimmen.Das beste Ensemble kann mit derartigem zugrunde gerichtetwerden. Hier gab'S trotzdem getreuliche Hingabe. Wir müßtenzu viele Namen nennen, zu viele AncrkennungSworte aufzeichnen,zu viele Unterscheidungen zwischen Gcsangskunst und Soubretten-kunst machen, wenn wir damit auch nur anfangen wollten, se.alles in den drei Konzertsälen der Philharmoniemusiziert wird, reicht so weit über den Nahmen unseres Referateshinaus, daß wir auf eine Auslese auch nur des wichtigsten ver-zichten müssen. Zudem ist an anderen Konzertstätten tiefer undunmittelbarer in das tonkünstlerische Leben einzudringen, wo diegesellschaftliche Wirkung des Dargebotenen keinen bestimmendenEinfluß ausübt.Doöh ein oder das andere Beispiel interessiert. Am Freitagand ein„Konzert mit dem PhilharmonischenO r ch e st e r" statt, daS der Dresdener GeneralmusikdirektorErnst von Schuch leitete. Ein Dirigent, der machtvoll unddoch ruhig— sogar zu ruhig— die Hauptzllge herausarbeitetund die freiere Bewegung vorwiegend durch langsamere Zeitmaßean den dafür geeigneten Stellen erzeugt.Eine der vielen Sinfonien Anton Bruckners, die VI. inA-dur, war Hauptnummer. Hochgeehrt als kindliche Natur imbesten Sinne des Wortes, anerkannt als der wohl beste Satzkünstlerund Orgelspieler seit Bach, galt Bruckner doch manchen als einmit Richard Wagner verrückt gewordener Dorfschulmeister. DaSist nicht weniger ungerecht als seine Verhimmelung durch andere.Eine Breite, die zwar nicht„formlos", aber„formenarm" genanntwerden kann, eine nicht eben volkstümliche llebervirtuosität derSatzkunst und ein geringer Sinn für Klangschönheit(demgegenüberdie Aufgabe der Philharmoniker undankbar und ihre Leistung umö dankenswerter war) sind bei dem Meister wohl nicht ob-znstreiten. Was ihn aber noch außerdem nahe an die GrößtenZentrum) bekämpfen eben das Prinzip.(LebhafterWiderspruch im Zentrum) und deshalb ist eS ganz nebensächlich, obSie gegen den§ 1a und 1b dieses oder jenes kleine Bedenken er»heben. Sie sagen, wir wollen ein Monopol schaffen für dieArbeitsnachweise der Gewerkichaslen. Aber was wir verlangen, istin aller Schärfe in Frankreich bereits Gesetz, ich verweiseSie auf die Begründung der Vorlage und den französischen Gesetz-entwurf. Ich gehe deswegen nicht ans alle einzelnen Bedenken ein,diejenigen Kollegen, die überzeugt sind, daß die Regelung der Stellen-vermittelung, wie sie der Entwurf vorschlägt, nicht imstande ist, dieMißstände auf die Dauer zu beseitigen, müssen für den von unsbeantragten K 1 stimmen.(Lebhafte Zustimmung b. b. Sozialdemokraten.)Die Erfahrungen sehr trauriger Art, die Arbeitgeber wieArbeitnehmer im GastwirlSgewerbe mit der privaten Stellen-vermittelung gemacht haben, reden eine deutliche Sprache für dieNotwendigkeit obligatorischer, öffentlich rechtlicher Stellenvermittelung.Und eine beinahe noch deutlichere Sprache rede» die immer undinnner wiederkehrenden Klagen der Schauspieler und Schau«s p i e l e r i n n e n.(ischr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Werje Versammlungen der Bühnenkünstler beigewohnt har, der weiß,daß das Joch der Agenten noch sclüimnier ist als das derDirektoren. daß die Agenten sich nicht mit einmaligen Ab-gaben begnügen. sondern die Künstler und Künstlerinnenzu einem dauernden Helotentum herabdrücken. Es ist einVerdienst dieser Versammlungen, weite Kreise des Publikums mit dertraurigen Lage des Bühnenpersonals bekannt gemacht zu haben.(Zustimmung.) Eine Vernichtung von Existenzen ist vom gesetzlichenVerbot der privaten Stellenvermittelung nicht zu fürchten, da jaunser Antrag eine angemessene Frist vorsieht. Auch werden sicherlichdie meisten Stellenvermittler, soweit es ihnen um reelle Betätigungzu tun ist, in der öffentlichen Vermittelung llnterknnft finden. Wieich schon sagte: der Entwurf in der Kommissionsfassung bringt un-leugbare Fortschritte. Wem es aber um wirklich durchgreifendeBesserung zu tun ist, der muß für unseren Antrag stimmen.(Leb-hafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)Abg. v. Michaelis(k.): Im Prinzip würden auch wir die Be»seitigung der privaten Stellenvermittelung wünschen. Aber dannwäre eine Entschädigung notwendig und diese würde zirka20 Millionen betragen. So müssen wir uns denn mit der Be«seitigung der schlimmsten Schäden in der privaten Stellen-vermittelung begnügen. Der vorliegende Entwurf bietet dazu ge-eignete Handhaben und so werden wir für ihn stimmen.(Beifallrechts.)Abg. Manz(Fortschr. Vp.): Es ist weder angängignoch zweckmäßig, die private Stellenvermittelung völligzu beieitigen. Es wäre das ein schwerer Eingriff indie Gewerbefreiheit.(Sehr wahr I bei den Liberalen.)Weder das Handwerk, noch die Industrie, noch auch die Landwirt-schast könne zurzeit und auf lange hinaus der privaten Vermittler»tätigkeit entbehren. Immerhin werden wir für das Gesetz stimmen.Redner polemisiert heftig gegen den sozialdemokratischen Antrag,nennt ihn eine Knr a la Doktor Eisenbart, eine Beleidigung ehren«werter Stellenvermittler, eine rücksichtslose Existcnzvcrnichtung uiw.und bedauert, daß Abg. Pieper eine halbe Stunde aus die Kritik desAntrages verwandt habe.(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten;Beifall bei den Liberalen.)Abg. Wölzl(natl.) erklärt, daß seine Fraktion für daS Gesetzstimmen werde. Die Tendenz des sozialdemokratischen Antragesauf Ausdehnung der öffentlich- rechtlichen paritätischen Arbeits-nachweise sei zu billigen, aber die Einzelheiten des Antrages seienunannehmbar.— Gegenüber dem Kollegen Manz ist zu bemerken.daß das Prinzip der Gewerbefreihcit schon mehrfach durch«brochen worden ist und durchbrochen werden mußte, wennMißstände zutage traten, die sich nur durch Eingriffe in die Gewerbe»freiheit beseitigen ließen.Abg. Dr. Burckhnrdt(Wirtsch Vg.) spricht seine Befriedigungdarüber auS, daß alle Parteien trotz verschiedener Bedenken undBemängelungen für das Gesetz stimmen wollen. WaS der sozial-demokratische Redner über Mißstände in der Stellenvermittelungim GastwirtSgewerbe gesagt habe, sei durchaus zutreffend; aber derAntrag Albrecht sei undurchführbar.(Beifall rechts.)Abg. Schirmer(Z.): Gegenüber dem Abg. Hildenbrand möchteich feststelle», daß mein FraktionSfreund Pieper in keiner Weife sichgegen die öffentlich-rechtlichen Arbeitsnachweise gewandt hat. Erhat nur die Undurchführbarkeit des Antrags Albrecht dargelegt, undzwar mit Recht.(Widerspruch bei den Sozialdemokraten. Zustimmungim Zentrum.)Abg. Schittidt-Bersin(Soz.):Die Bemühungen der Herren vom Zentruin, unseren Antragstellt, ist einmal sein Reichtum und sodann die Fähigkeit, ohneSentimentalität innerlichst gemütvoll zu werden.Volkstümlicher und klangvoller komponiert Gustav Mahler.Kammersänger Karl Burrian sang von ihm UWd von andere«einiges mit Tenormeisterschaft. g>,Humor und Satire.Herrenmoral.Und was sie tun und was sie reden,sie haben einen frommen Spruch,ein sittliches Gerülps für jedenkaltblüt'gen Menschenrechtebruch.Wir dienen ganz allein dem Staate!So reißen sie die Mäuler breit.Dann folgen etliche ZitateVon Religion und Sittlichkeit.So wiest ja leine Kreissynode,lein adlig Fräuleinhospital,wie diese Herrenhauspagode,von Christentum und von Moral.Hätt' einer wenigstens die Schnauzeund sagt' eZ frei: Macht geht vor Recht!Doch dies Gegirre und Gegauze...Pfui, Kerls I wird euch denn gar nicht schlecht?Wie mir die edlen Mägen trotzenso ekelhaftem Redebrei INormale Menschen müßten kotzen,so würde ihnen schlimm dabei._ Frans-Notizen.— Kunstchronik. Im Berliner Kupfer st ichkabinettwurde eine AuSslelliing von Klinget« graphischen Jugendarbeiteneröffnet.— Dem Berliner alten Museum wurde ein kolossal-''HerkuleSkopf aus parischem Marmor einverleibt, der bei der Aus-grabung der Stadtmauer von Pergamon(Kleinasien) gefundenwurde. Er stammt aus der hellenischen Ze>t, reicht aber an die Per-gamener Altersskulpturcn nicht heran— Die Ausstellung der Sezession ist um ein inter-essanteS Werk des Schweizers Ferdinand Hobler bereichertworden. Dieses Monumentalbild führt den Titel«Der Tag" i'nuist eine neue Bearbeitung seines bekannten Motivs. Ferner sindnoch Werke von dem Franzosen M a t i s s e eingetroffen.Der Halleysche Komet ist Sonntagnacht zwischen 3'/«und 4 Uhr nun auch in Berlin gesichtet worden, sowohl auf derköniglichen wie auf der Treptower Sternwarte, freilich dauerte dieSichtbarkeit auf der ersteren mir eine Viertelstunde. Der Kern hattedie Größe eines Sterns ersten bis zweiten Grades, auch ließen sichbereits Schwcifansätze erkennen.