reaktionäre HerrenhauSrede des Oberbürgermeisters Dr. WillmSprotestierte. Der Herr hatte bekanntlich bei der Beratung desSchandgesetzes im Herrenhaus erklärt, er werde eher für die Ab-schaffung des Reichstags lvahlrechts als für die Heber-tragung desselben auf Preusten eintreten. Nach einer stürmischenDebatte wurde folgende Resolution angenommen:„Die heutige sehrzahlreich besuchte Versammlung freisinniger Bürger spricht ihr B e-fremden darüber aus, daß der Vertreter der Stadt Posen imHerrenhause, Herr Oberbürgermeister Dr. WillmS, anläßlich derBeratung der WahlrechtSvorlage in diesem Hause Aeußerungen überdaS geltende NeichstagSwahtrecht getan hat, die in krassemGegensatz zu den Anschauungen aller wahrhaftliberalen Parteien, in schreiendem Widerspruchzu den Ansichten der überwältigenden Mehrheit der vonihm vertretenen Bürger stehen."Man darf neugierig sein, ob der HerrenhäuSler so viel AnstandS-gefühl haben wird, um aus diesem Mißtrauensvotum die gebotenenKonsequenzen zu ziehen._Die Auslieferung Mirskis vor der BerlinerStadtverordneten-Bersammlnng.Nachdem am Dienstag die Schergendienste, die das prcu-ßische Ministerium des Innern und vor allen« das BerlinerPolizeipräsidium dem russischen Zarismus durch die Aus-lieferung Mirskis erwiesen hatte, von unseren Genossen imLandtage in der schärfsten Weise gegeißelt worden sind, be-schäftigte diese schmähliche Auslieferung heute auch die Ber-liner Stadtverordiretenversammlung. Unsere Genossen hattenfolgenden dringlichen Antrag gestellt:„Die Versammlung wolle beschließen, den Magistrat zu er-suchen, die städtischen Irrenanstalten anzuweisen, daß sie vonjeder Entlassung eines Kranken auch seinen gesetzlichen Ver-treter in Kenntnis setzen."Grund zu diesem Antrag gab das Verhalten städtischerOrgane im Falle Mirski, die eine schwere Blutschuliauf sich geladen haben. �Einmal hatte die städtische Armen-Verwaltung durch die Stellung von Anträgen auf Aus»Weisung des subsistenzlosen, ihr lästig fallenden Mirskisich mit Schuld beladen, dann aber hatte vor allem die st ä d-tische Irrenanstalt Buch dem Berliner Polizeipräsi-denten in die Hände gearbeitet, indem ihr Leiter dem PflegerMirskis nicht vor der Entlassimg seines Schützlings von derletzteren in Kenntnis gesetzt hatte, sondern entgegen demReglement erst einige Tage später, nachdem die Entlassungund somit auch die Auslieferung an Rußland erfolgt war.Er— entsprach dabei einem Wunsche des Polizei-Präsidenten.Gegen die Verhandlung des Antrages unserer Genossmerhob der Stadtv. Rettig, geleitet von seinem blindenFanatismus gegen alles, was von Sozialdemokraten kommt.unter lauten Protestrufen unserer Genossen Einspruch, so daß«ach der Geschäftsordnung der Antrag erst in der nächstenordentlichen Sitzung hätte verhandelt werden können. Aberselbst seinen Parteifreunden war das Verhalten Rettigs zuskandalös, und so wurde er veranlaßt, noch nachträglich seinenWiderspruch zurückzuziehen.Genosse Dr. Cohn legte die Sachlage dar und wiesnach, inwieweit auch städtische Organe der Polizei und damider russischen Regierung Helfersdienste geleistet haben. Ergeißelte aufs schärfste die Handlungsweise des Leiters derIrrenanstalt Buch, der sich weniger als Arzt denn als Polizei»jbeamter betätigt habe.Von freisinniger Seite sprach Herr Cassel, der mreinigen Einschränkungen mit scharfen Worten die Rolle desJrrenhausdirektion in Buch verurteilte. Er sprach unum-wunden sein Bedauern und seine schärfste Mißbilligung überden Vorfall aus und empfahl die Annahme des sozialdemo-lkratischen Antrages.Für den Magistrat sprach Stadtrat K a l i s ch, der er-klarte, von der Sache nichts zu wissen, obwohl gestern frühdem Oberbürgermeister von unserer Absicht, die Angelegen-heit zur Sprache zu bringen. Kenntnis gegeben worden war.Eine Untersuchung soll stattfinden. Leider wirddadurch die Blutschuld nicht abgewaschen, die einige städtischeOrgane auf die Stadt Berlin geladen haben. Unser Antragwurde einstimmig angenommen.Zur Geschäftslage des Reichstags.Im Senioren konvent des Reichstags kam man gesterndahin überein, den Sonnabend dieser Woche sitzungsfrei zu lasten.Am Montag oder Dienstag die zweite Beratung des Kaligesetz-entwurfeS in Angriff zu nehmen und vor Pfingsten biszum November zu vertagen. Allseitig wurde erklärt, daß einZustandebringen der Z u Iv a ch S st e u e r v o r l a g e vor Pfingstenunmöglich und deshalb eine Vertagung der Weiterberatungdieses Gesetzes zum Herbst erforderlich sei.Mottle gegen Mottle!Der preußische Polizeiminister hat bekanntlich in derDienStagSsitznng seinen Erlaß, wonach Maiumzüge zuverbieten, als durchaus gesetzlich hingestellt. Daß er eSnicht ist, daS liegt für jeden, der das Vereinsgesetz nureinigermaßen kennt, klar auf der Hand. Man kann es abernicht nur auS dem Wortlaut des Gesetzes, sondern auch ausministeriellen Erklärungen feststellen, aus Erklärungen, diezwar Herr v. Moltke nicht selbst abgegeben hat. die aber fürihn von einem ministeriellen Kollegen abgegeben wurden. Am11. März 1910 hat nämlich der Staatssekretär des InnernDelbrück im Reichstage bei der Verhandlung der sozialdemo-lratischen Interpellation über das Verbot der Demonstrationin Treptow u. a. erklärt:.. Unter diesen Umständen ist der preußische Minister desInnern meines Erachtens mit vollem Siecht der Ansicht ge-wesen, daß eine allgemeine Vorschrift über die Vor»aussetzungen, unter denen eine öffentliche Versammlunggenehmigt oder nicht genehmigt werden darf, nicht erlassenwerden könne, und die Folge davon ist, daß ein Teil der Polizei-behörden auch öffentliche Aufzüge und Versammlungenzum Zwecke der Wahlrechtsdemonstration in letzterZeit hat genehmigen können und genehmigt hat, während anderenach ihrem pflichtmäßigen Ermessen geglaubt haben, die Ge-nehmigung versagen zu mästen."Was der Polizeiminister hier als seine Ansicht über dieHandhabung des Gesetzes bei Versammlungen unter freiemHimmel hat mitteilen lassen, das will er jetzt für öffentlicheUmzüge nicht gelten lassen, für die Behandlung von Ge-nehmigungsgesuchen zu öffentlichen Aufzügen behaupteter zum Erlaß einer allgemeinen Vorschriftberechtigt zu sein, die er, wo eS sich um V e r s a m m l u n g e nu n t e r f r e i e m Himmel handelt, in ganz richtiger Aus-legung des Vereinsgesetzes, ablehnte. Da aber das Gesetzkeinen Unterschied in den polizeilichen Befugnissen bei Ver-sammlungcn unter freiem Himmel und Aufzügen kennt, so hatder Minister selbst sein Maiuni jügsöerbot damlk als unzu-lässig gekennzeichnet,Liberale Blätter, so die„Vossische Zeitung" und die„Frankfurter Zeitung", halten dem Minister den Widerspruchdenn auch vor.In Hagen, wo der fortschrittliche OberbürgermeisterC u n o am 1. Mai dem Umzugsverbot bekanntlich noch großePolizeirüstungcn angefügt hatte, wurde am selben Tage aufeinem Provinzialparteitag der Fortschrittlichen Volksparteivom Reichstagsabgeordneten Wiemer gegen die Maßregel desMinisters protestiert. Oberbürgermeister Cuno sollte imAnschluß daran erklärt haben, daß er zu dem Verbot des Mai-umzuges durch den Minister Moltke gezwungen wordensei: sogar der Wortlaut des Verbotes sei ihmvorgeschrieben worden.Der„Vossischen Zeitung", die diese Meldung brachte, hatHerr Cuno nun eine Erklärung geschrieben, in der er sagt:„Das gibt zu Mitzverständnisten Anlaß. Ich habe michverteidigt gegen Angriffe der sozialdemokratischen und demokra-tischen Presse, welche mir einen Vorwurf daraus machte, daß ichdie Gründe des Ministers mir zu eigen gemacht und mit meinemNamen gedeckt habe, anstatt zu sagen: Auf Anordnung desMinisters verbiete ich den Umzug. Ich habe demgegenüber aus-geführt: Der Erlaß war von dem Regierungspräsidenten alsgeheim bezeichnet, ich durfte ihn daher nicht bekanntgeben.Da eine solche Anordnung vorlag, deshalb blieb mir nichtsanderes übrig, als, soweit ich nicht eigen«, aus den lokalenVerhältnissen entnommene Gründe für das Verbot hatte, denWortlaut derallgemeinen Argumentation, mitdem das Verbot begründet wurde, wiederzugeben. Weil der Er-laß geheim war, war ich auch nicht in der Lage, mich gegen dieAngriffe der Presse zu verteidigen, so lange nicht durch ander.weite Mitteilungen in der Presse und Äeröffentlichung der Gründedes Ministers in der offiziösen„Pol. Korr." bekannt gewordenwar, daß eine allgemeine Anordnung vorlag."Die Verteidigung des Herrn Cuno berührt etwas seit-sam, denn sein Entscheid, worin er die Genehmigung für denUmzug versagt, enthält Gründe(Schaufensterwettbewerb),die aus den lokalen Verhältnissen entnommen sind. Weshalbmußte er denn daneben noch die scharfmacherischen Be-hauptungen des Ministerialerlasses über das unbotmäßigeVerhalten und das aufreizende Auftreten der Teilnehmeranführen?_. Frankfurter Wahlrechtsjustiz.Gegen 47 Personen, die am 13. und 17. Februar ge-legentlich der Frankfurter Wahlrechtsdemonstration verhaftetwurden, haben jetzt Verhandlungen stattgefunden. DaS„Ergebnis"kann sich sehen lassen. Es wurden verbängt: 3 Jahre 5 Wochenund 1 Tag Gefängnis, 11 Wochen und 6 Tage Saft und 1338 M.Geldstrafe. Außerdem schweben noch mehrere Verfahren. Unteranderem haben sich jetzt auf einmal sechs Schutzleute erinnert—nach 2% Monaten l—, daß auch Redakteur Wendel den Schutz-leuten am Bismarckdenkmal„Pfui!" zugerufen haben soll. TieErinnerung äst den Schutzleuten erst während der letzten Ver-Handlung vor dem Schöffengericht gekommen, in der Wendelbekanntlich zu sechs Wochen Haft verurteilt wurde wegen desRufes:„Hoch da» freie Wahlrecht I"Eine Anklage nach§8 110, III und 130 hat neuerdings Re-dakteur Quint wegen des Maiaufrufes in Nr. 00 der„Volks-stimme" erhalten. Der Staatsanwalt hat eine„Aufreizung zuGewalttätigkeiten" aus diesem AuSruf herausgelesen.Dein Genossen Kirchner von der„Frankfurter Kor-respondenz", der gegen einen als Kronzeuge auftretenden Schutz-mann eine Anzeige wegen Meineides erstattete, wurdeDienstag von der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, daß daS Verfahren„mangels genügender Beweise" eingestellt worden sei.—Protest gegen die Reichsversicherungsordnung.Dienstag nahm die Leipziger Arbeiterschaft in dreiVersammlungen Stellung gegen die Reichsversicherungs.ordnung. Auch die Kasfenangestellten schlössen sich der scharfenKritik des Gesetzentwurfes an. Sie wiesen entschieden das Mach-werk zurück, das angeblich ihre Wünsche befriedigen soll.—Das Kammergericht ist„nicht mastgebend".Vom Schöffengericht in Bochum wurden wegen„groben Unfugs", der in Hochrufen auf das freieWahl-recht bestanden haben soll, zwei Wahlrechtsdemonstranten mit einerGeldstrafe von 3 M. belegt. Als einer der Angeklagten auf die inähnlichen Fällen ergangenen freisprechenden Urteile hinwies, undbesonders auf das freisprechende Urteil deö Kammer-gerichtS aufmerksam machte, erklärte der Vorsitzende:„GottseiDankist dasKammergerichtnichtmaßgebend".Der neutrale Thronfolger.In der„Münchener Post" lesen wir: Zentrnmsblätterbrachten nach dem„Arbeiter"(Organ der christlichen Arbeiter)folgende Meldung, von der auch wir kurze Notiz genommenhatten:.... Der Kuriosität Halver und zu Nutz und Frommenweitester Kreise möchte» wir nicht vergessen anzuführen, daß derbayerische Thronfolger Prinz Ludwig bei Starnberg einen Scheunen-bau aufführen läßt, der nur von ausgesperrten Arbeitern fertig-gestellt wird. Ein aussperrender Baumeister, der seinem Entsetzenüber solche Anwendung deZ demokratischen Prinzips Ausdruck gabund es mit einem kleinen Proteste scharfmacherischen Einschlagesversuchte, hat sich übrigens bei dieser Gelegenheit eine große Nasegeholt....Ein bayerischer Thronfolger, der aus-gesperrten Arbeitern Brot gibt. Großer Gott, wosoll daS hinführen? Diesseits und jenseits der Mainlinie wackelnhörbar die ordnungsliebenden Zöpfe. Und dann glaubt die böseWelt immer noch nicht, daß Kometen Unglück bringen..."Die„M. N. Nachr.", denen von den Scharfmachernoffenbar kräftig eingeheizt wird, befürchteten wohl, daß derbayerische Thronfolger durch eine derartige Mitteilung zupopulär werden könnte. Sie wandten sich deshalb sofort andas Hofmarschallamt des Prinzen Ludwig und konnten daraufberichten,„daß die Güteratnninistration des Prinzen Ludwig in Leut-stetten vorige Woche einigen Arbeitern, die um Arbeit baten, Be-schäftigung gegeben hat. Diese bestand in der Ausstellung einesSchuppens für Lagerung von Torf sowie im Waschen von Kies.Die Güteradministration hatte keine Kenntnis davon, daß dieeingestellten Arbeiter ausgesperrt waren. Als sie hiervon von demObmann des Arbeitgeberverbandes in Starnberg Nachricht erhielt,verfügtefie, entsprechend dem neutralen Ber«halten der Behörden, sofort die Entlassung derausgesperrten Arbeiter: diese mußten am vorigenSonnabend bereits ihre Arbelt beschließen. Alle daran geknüpftenAngaben des„Arbeiters" sind erfunden."So sind denn die Anhänger der„sozialen Monarchie"—es gibt, wie wir aus verschiedenen Zuschriften ersehen, nochmanche solcher Schwänner— wieder um eine Enttäuschungreicher und eine Illusion ärmer geworden.Und die ordnungsliebenden Scharfmacherzöpfe dürfen ruhigweiter hängen, kein wittelsbachischer Lufthauch wird sie zumWackeln bringen.Feuerwehrübung gegen die Maifeier.SfaSchlochau(Westpreußen) hatten die Sozialdenw-kraten zum 1. Mai eine Versammlung unter freiem Himmeleinberufen, die erste in diesem Städtchen. Die Versammlungsollte um 4 Uhr nachmittags beginnen. Mittags ließ derBürgermeister ausklingeln, daß alle feuerwehrpflichtigenBürger, wollten sie nicht 5 Mk. Strafe zahlen, um 4 Uhrnachmittags zu einer U e b u n g anzutreten hätten. VieleEinwohner der Stadt Schlochau erklärten, sie könnten sichnicht besinnen, daß jemals an einem Sonntag nachmittageine Uebung der Feuerwehr stattgefunden hätte. Bemerkt seinoch, daß die Maiversammlung trotz alledem unter regerBeteiligung verlaufen ist.Lelgien.Klerikale Geschäftspolitiker.Brüssel. 4. Mai. In der Kammer, welche sich heute vertagensollte, kam es zu stürmischen Szenen. Der AntwerpenerAbgeordnete Genosse Terwagne griff die Katholiken heftig an»weil der Antwerpencr Abgeordnete C o r c m a n s als Geineindc-ratsmitglied sich bei den Straßenbahnkonzessionen bedeutendeSummen an Provisionen von Firmen auszahlen ließ. Erhat sogar wegen dieser Angelegenheit einen Schadensersatz von200 000 Frank verlangt, wegen Nichtdurchführung eines Ab-kommens. Verschiedene Mitglieder der Linken griffen die katho»lische Rechte wegen ihrer Finanzgeschäfte in Verbindung mit derPolitik in heftigen Worten an. Der Abgeordnete Terwagne be-schuldigte auch verschiedene frühere katholische Minister,die sich in gleicher Art bereicherten, wie der Abgeordnete CoremanS.Ein Mitglied der Rechten verteidigte sich nur sehr schwach underklärte, daß eS sich um Angelegenheiten handle, womit das Gerichtund nicht die Kammer sich zu befassen habe. Die Sitzung wurdeimmer stürmischer. Der Abgeordnete Buhl, welcher die Anklagegegen den früheren katholischen Senator Dubert zur Sprachebrachte, verlas Photographien vpn Dokumrnten»welche die Unregelmäßigkeiten des Senators dar-tun. Der frühere Senator D a p e r t, der sich auf der öffentlichenTribüne befand, unterbrach den Abgeordneten. Dieser Zwischen-fall rief große Erregung hervor. Alle Abgeordneten erhoben sichund mit geballten Fäusten verlangten sie die Ausweisung desUnterbrechers aus dem Saale. Der Vorsitzende teilte mit, daß erdie Tribünen räumen lasse. Es wurden hierauf sehr scharfe Wortezwischen der Linken und der Rechten gewechselt.Spsnien.3(59 Millionen Pesetas für Kriegszwecke.Madrid, 4. Mai.(B. H.) Der Kabinettsrat hat beschlossen,für 1011 einen außerordentlichen Kredit für das Kriegsbudget inHöhe von 300 Millionen Pesetas zu verlangen. Dieser Kredit sollauf mehrere Jahre verteilt werden und dazu dienen, die Armeezu reorganisieren, moderne Geschütze anzukaufen usw.EtigUtiä.Besuch aus England.London, 4. Mai. Eine Deputation von Parka-mentsmitgliedern und anderen Führern der Arberter-Partei ist heute nach Deutschland abgereist, um im Auf»trage der Partei die Lage der Arbeiter, die Kostenihres Lebensunterhalts und andere Fragen zu studieren.Die Lords und das Unterhaus.London, 4. Mai. Der Vorsitzende der Arbeiterpartei Barne l»teilte mit, daß die LordS einen neuen Plan ausgeheckt haben,um dem Schlage auszuweichen, welchen das Unterhaus gegen sieführt. Sie werden vorschlagen, die eingebrachten Gesetze gegendie Abstimmung der LordS gut zu heißen, vormisgesetzh, daß in»zwischen Neuwahlen stattfinden und daß die Wählerschaft beidem Wahlgange diese Politik billigt.Eine ungültige Wahl.London. 4. Mai. Die Wahl von Sir Christopher Für»neß zum Mitglied des Unterhauses für Hartlepool ist für un»gültig erklärt worden wegen ordnungswidriger Vorgänge während des Wahlkampfes.CDrkd.Der Aufstand in Albanien.Konstantinopel. 3. Mai. Nach der offiziellen Verlustliste desKriegsministeriums sind bei den Kämpfen am 30. v Mts.. die mitder Besetzung von Katschanik endigten, drei Offiziere und 24Soldaten getötet, fünf Offiziere und 80 Soldaten verwundet wor-den. Die Rebellen hatten 500 Tote, unter denen sich ihrFührer Jdriß Sefer befindet.Gestern fand ein Kampf bei Morawabalka statt, in dem dieRebellen in die Flucht geschlagen wurden. Die Albcmesemdie in Djakowa eingedrungen sind, wurden zerstreut.pcrficn.Gegen die Salzsteuer.ttrmia» 3. Mai. Aus Choi wird gemeldet: Die Mehrheit derBevölkerung protestiert gegen die vom MedschliS angenommeneSalzsteuer. Es wurden Demonstrationen vevanstaltet und dieLäden auf drei Tage geschlossen.Klmerlka.Kapitalistische Freiheit der Wissenschaft.Professor William Bahn an der Ann Arbor Universitätvon Michigan, der seine sozialistische Ueberzeugung öfter und zu-letzt anläßlich des Sieges in Milwaukee bekundet hat, ist vomPräsidenten der Universität amtlich aufgefordert worden, seineEntlassung zu nehmen. Drüben wie hüben muß der Pro»fessor den Kammerdiener machen.TIiis der Partei.Geincindewahlsieg.Bei der G e m e i n d e w a h l in Griesheim bei Frank»furta. M. erzielte die Sozialdemokratie einen glänzenden Sieg.Sie erhielt 30 Stimmen mehr wie bei der Hauptwahl, während dieStimmen der Gegner um 40 zurückgegangen find. Der sozial-demokratische Kandidat erhielt 624 Stimmen, der bürgerliche Gegner036. Trotz des Terrorismus der Farbwerke traten die Farbwerks-arbeiter wieder für de» sozialdemokratischen Kandidaten ein.polireilicbes, Eericdtlicbrs uftv.Kein, öffentliche Lustbarkeit.Die MSrzfeier in Harpen bei Bochum wurde durchdas gewaltsame Eingreifen deS dortigen Polizeikommissars gestört,der den Vortrag eines Liedes verbot. Auf die Beschwerde beimAmtmann hm. billigte dieser den ungesetzlichen Eingriff. Der Land-rat deS Kreises Bochum sah sich indessen genöttgt, den Amtmann desAmtes Harpen zu rektifizieren. Dem Beschwerdeführer ging folgenderBescheid zu:Ihre Beschwerde vom 27. April 1010 über den Bescheid derPolizeibehörde Harpen ist begründet, da auS der Art und dem Ver-lauf der Veranstaltung in Harpen am 20. Marz 1010 die Merkmaleeiner öffentlichen Lustbarkeit nicht gefolgert werden konnten. DieVoraussetzungen für das Einschreiten deö PolizeikonimissarL Fraedrichaus dem angeführten Grunde waren somit nicht gegeber Die» tjtdem Beamten eröffnet worden.