iuoi. n.imm. 3. Keilllgt des Ismarts" Sttlilltl Noldsdlat!.Partei-?Zngelegenkeiten.Zur Lokalliste. Auf Wunsch der Parteigenossen ZehlendorfSsT.-B.) ersuchen wir die Vereine und einzelne Parteigenossen, beiAusflügen und Partien die Lokale.Fürstenhof" mit Steh-bierhalle..Kaiserhof", Potsdamer Straße, und B r u h n,Machnower Straße, Zchlcndorf, zu meiden; desgleichen inSchlachteuser: RüterS Gesellschaft-Haus, Eitel-Fritzstraße 12.Die Lokalkommission.Vierter Wahlkreis. Die Bücherausgabe unserer Bibliothek findetvon jetzt ab jeden Mittwoch und Sonnabend, abends von 8— 9Va Uhrbei Beetz, Goßlerstr. 10/11, statt.Die diesjährigen Frühkonzerte finden am ersten Pfingstfeiertagbei Ludwig sTreptow), Alte Taverne iStralau) und in der SeeterrasseLichtenberg statt; am zweiten Pfingstfeiertag in der BrauereiFriedrichshain und Seeterrasse Lichtenberg.Sozialdemokratischer Wahlvcrcin Stralau und 4. Wahlkreis,Stralaucr Viertel. Montag, den 9. Mai, abends 8Vs Uhr, findetin den Markgrafensälen, Markgrafendamm 84, eine öffentliche Ver«sammlung statt. Tagesordnung: 1. Zum Kampf des Volkes umFreiheit und Recht. Referent: Reichstagsabgeordneter Artur Stadt-Hagen. 2. Diskussion. Der Borstand.Tegel. Am Sonntag, den 8. Mai, findet in Heiligcnsee, LokalWaldichloß. eine Volksversammlung statt. Die Genossen und Ge-nosfinnen werden ersucht, an dieser Versammlung teilzunehmen.Abmarsch in Tegel nachmittags l'/z Uhr pünktlich vom Lokaledes Genoffen Julius Krause, Berliner Straße 11._ Die Bezirksleitung.Berliner JVaebriebten.Die Stadtverordnetenversammlunghatte infolge eines dringlichen Antrages der so-zialdem akratischen Fraktion gestern zu Gerichtzu sitzen über einen bei der Stadt beamteten Arzt, der ent-?egcn seiner Instruktion sich Befehle vom Polizeipräsidiumalte erteilen lassen und zum Helfershelfer russi-scher Henker geworden war. Die Debatte über diesenAntrag wird an anderer Stelle des Blattes gewürdigt.Aus der Reihe der übrigen Beratungsgegenstände seihier nur der Magistratsantrag hervorgehoben, zur Jahr-Hundertfeier der Universität Berlin eineStiftung zu machen, aus der an Studierende Reisestipendiengewährt werden sollen. Genosse Z a d e k wandte sich gegenden Zweck, den der Magistrat dieser Stifhmg geben will undforderte Beratung in einem Ausschuß. Er regte an, denZweck dahin zu ändern, daß man alljährlich einigen begabtenFreischülern der höheren Lehranstalten die Möglichkeitschaffe, die Universität zu bezfxhen und sich einem Stu-dium zu widmen. Oberbürgenneister K i r s ch n e r meinte,«n Stiftungen dieser Art fehle es der Stadt ohnedies nicht.Als Zadek in einem Zwischenruf einwarf, das seien immernur Stipendien bis zu 5t><) Mk.. antwortete der Herr Oberbürgermeister:„Auch 500 M. sind eine ganz hübsche Summe I"Da hat er Recht, aber wir glauben nicht, daß er selber alsStudent seinen gesamten Lebensunterhalt pro Jahr mit500 M. bestritten haben wird. Herr M o m m s e n behauptete,es werde der Stadt mitunter sogar schwer, die ihr bereitszur Verfügung stehenden Stipendien richtig an den Mannzu bringen. Herr Cassel schien die Debatte auf das poli-tische Gebiet hinüberspielen zu wollen. Er erklärte, es werdein der gegenwärtigen Staats- und Gesellschaftsordnung nichtmöglich sein, allen begabten jungen Leuten die zu einem Um-versitätsbesuch nötigen Subsistenzmittel zu liefern. WieHerr Kirschner, so wollte auch Herr Cassel glauben machen,daß auf diesem Gebiet schon genug getan werde.Schließlich wurde die Ausschußberatung abgelehnt und derMagistratsantrag glatt angenommen.Im Neuholländer Forst.Wir steigen um 7.48 morgens(allstiindlich geht ein Zug)auf dem Stettiner Vorortbahnsteig mit einer Fahrkarte nachOranienburg(55 Pf.) ein. Es ist ein wahres Hindernis-rennen für unseren Zug, denn eine erklekliche Anzahl vonStationen sind zu überwinden, ehe wir gegen 9 Uhr dasZiel erreichen. Unterwegs haben wir Gelegenheit, das neueBahnhofsgebäude der neuen Station Frohnau mit einemGemisch von Be- und Verwunderung anzustaunen, ein Pom-Päses Reklameschild für eine erst im Entstehen begriffeneVillenkolonie', ein Messer, dem das Heft noch fehlt.Von Oranienburg gehts nach Norden auf der Chausseegen Sachsenhansen weiter, zwischen chemischen Fabriken unddem ersten Walde hindurch. Vor Sachsenhausen überschreitenwir die hier geteilte und kanalisierte Havel auf drei Brücken.Sie hat hier nichts von der Seenbreite ihres Unterlaufes,aber um so idyllischer sind die Blicke auf Wasser, Wald undWiesen. Beim Anfang des Dorfes verfolgen wir gleich dieerste Straße links ab nach„Seilers Teerofen". Anfangs istder Wald dürftig, bis er sich allmählich in prächtigen Kiefern-Hochwald wandelt, auf dessen Boden blühende Heidelbeerenweite Strecken überziehen. Allmählich setzt hier und da Laub-Wald ein. bei Seilers Teerofen verschönern wieder Wasserund Wiesen das Bild, und von nun ab bis zum ForsthausBehrensbrück(Bärensbrück) herrscht der Laubwald vielfachvor. Wir wandern hier durch jenen schönsten Teil des Neu-Holländer Forstes, der auf der Karte, die wir natürlich mit-führen müssen,„Der Sarnow" heißt. Die Buchen habenihr frisches Grün gegen den Hintergrund von dunklen Kiefernund Fichten und noch kahlen Eichen entwickelt, sonnigesLicht sucht mannigfach gebrochene Wege durch die Kronen,über schwarze Waldwege, üppiges Unterholz und grünenWaldboden. Ab und zu huscht ein Reh über den Weg, Meisenund Baumpieper konzertieren mit dem Buchfink um die Wetteund unverdrossen hämmert der Buntspecht an den Bäumenherum. Märkischer Laubwaldfrühling.Bei Behrensbrück wird abermals eine Brücke über-schritten. Wegweiser sind reichlich überall zu finden undjeder ist jetzt reckst, der nach Kremmen weist. Die kürzesteStrecke ist der Weg, der der Länge nach den Wald von Ostennach Westen durchzieht. Länger, aber reizvoller durchweckstelnde Waldbilder, ist der links abzweigende Weg, derin der Nähe des südlichen Waldrandes diesem folgt. Nochstundenlang haben wir zu wandern, bis plötzlich vor unsauf weitem Wiesenplan das vom Kirchturm überragteKremmen auftaucht. Man kann, wenn man nicht in Eileden Wald durchlaufen will, erst um 7,37 abends von Kremmen<1,25 M. 3. Klasse) zurückfahren, so daß man gegen 9 Uhrin Berlin ist. Man hat daher Zeit, sich unterwegs im Waldean schönen Stellen stundenlang aufzuhalten, wobei eine guteNerproviantierung vorausgesetzt wird, oder noch dem Städt-chen Kremmen(Lokal von Paproth ist für uns frei) seineZeit zu widmen. Von hier kann man seine Zeit bis zumAbgang des Zuges noch mit einem Besuche der Chaussee„Kremmer Damm" ausfüllen, allwo im Jahre 1412 diePommern einem Burggrafen von Nürnberg eine Niederlagebeibrachten. Rechts und links Sumpfstmken, vom Neu-ruppiner Kanal durchzogen. Ein seltsam meckernder Ton,der sich häufig wiederholt, läßt uns nach der Ursache spähen.Kleine Gruppen einer Schnepfenart, der Bekassine oder Moor-schnepfe, sind die Musikanten; die Männchen üben in derPaarungszeit merkwürdige Flugküuste aus, die mit dem„Meckern" verbunden sind. Die Töne werden durch Ver-mittelung der Schwanzfedern, verinutlich durch das Vibrierender hindurchstreichenden Luft verursacht; sie haben dem Tierebeim Volke den Namen„Himmelsziege" eingebracht. Nochlange verfolgen uns die Laute, wenn wir heimkehrend unsgegen den Bahnhof wenden.Kometenschwärmer.Papa Booth, der Oberste der Heilsarmee, ist ein ge-riebener Generalstabschef. Man muß es dem selbsternanntenGeneralissimus von Gottes Gnaden lassen, daß er es ausge-zeichnet versteht, die Dummheit einzusaugen. Wer den schloh-weißen, dürren, zappelnden Greis mit seinem dünnen, fisteln-den, beinahe unsyinpathischen Organ schon mal öfentlich redengehört hat, möchte ihn noch mehr für einen sehr tüchtigenGeschäftsmann als für einen Glaubensfanatiker halten. Mitseiner Prophezeiung vom Weltuntergang, die die„Bekehrten"in Scharen an die„Bußbank" locken sollte, hat der alte Klopf-fechter sich aber arg ins eigene Fleisch geschnitten. Daß aller-Hand Sektierer seltene himmliche Ereignisse für ihre rechtprosaischen Zwecke ausschlachten, ist ja nun nichts Neues. Hates doch bekanntlich der italienische Klerus sogar fertiggebracht,das Erdbeben von Messina als ein Strafgericht Gottes hin-zustellen. So wollte auch der„olle ehrliche" Booth aus demWeltenbummler Halley für seine internationale Leibgardeweidlich Kapital schlagen. Man erinnert sich wohl noch deshomerischen Gelächters, das ganz Verlin durchhallte, als diedreiste Spekulation der Heilsarmee auf die Magistratskasseeine ebenso gründliche als humorvolle Abfuhr erhielt mitdem Hinweise, daß die Heilsarmee keinen Mammon mehrbrauche, da ja ihr eigener Führer den baldigen Weltunter-gang prophezeie. Dem keineswegs prüden Onkel Booth istes zuzutrauen, daß er später noch einmal anklopfen läßt, wenndie Welt noch immer steht und sich im Kreise dreht. Jeden-falls hat der brave Alte erreicht, daß man dem..Weltunter-gang am 19. Mai" mit stillem Behagen entgegensieht. Nurdie allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber undglauben an ein mehr oder minder seliges Ende mit Schrecken.Für denkende Menschen, die am Kirchenleim nicht festkleben,verspricht sogar die Weltuntergangsnacht eine fidele Ab-wechselung zu werden. Man erwartet„Herrn Halley" wieeinen seltenen Gast und ist gewappnet, ihn mit allen Ehrenzu empfangen. Schon heute wirft das große Ereignis seineSchatten voraus, denn von dem gewaltigen Lichtschweif desKometen ist noch so gut wie nichts zu spüren. Wer ihn beiuns mit bloßem Auge gesehen haben will, der flunkert oderhält eine Nachteule für eine Nachtigall. In einem Provinz-nest war dieser Tage die aufgeregte Einbildungskraft so groß,daß man die blendenden Lichter des auf einer Anhöhe festge-fahrenen Kronprinzenautos für den Kometen ansah. Aehn-lich wird es noch manchen Spaß und manche Enttäuschunggeben. Amüsant ist das nächtliche Schauspiel auf demTempelhofer Felde mit seinem guten Horizont. Hundertevon Kometenenthusiasten finden sich hier jetzt jeden Abend umdie zwölfte Stunde ein und suchen mit Fernrohren und Krim-stechern, ja selbst mit Operngläsern den ganzen Himmel nachdem Heißbegehrten ab. Tapfer halten sie frostbibbernd inder kühlen Mainacht aus und lassen sich nicht belehren, daßes zunächst weit günstigerer Witterungsverhältnisse bedarf,um überhaupt erst mal ein bißchen Glanz von dem Kometenmit gut bewaffnetem Auge zu erkennen. Auf zahlreichenBerliner Plätzen stehen allabendlich und die halbe Nachthindurch die„fliegenden Astronomen" mit ihren anderthalbMeter langen Riesenfernrohren, durch die man wenigstenseinige bleibende Himmelswunder betrachten kann, vor allemdie Mondgebirge, die Venus und andere Sterne erster Ord-nung. Das Geschäft blüht sp ausgezeichnet, daß man füreinen Nickel nicht viel Zeit hat zum„Sternkieken". Werals Nachtbummler aus den Berliner Nachtlokalen wankt undplötzlich astronomische Anwandlungen verspürt, hat das Glück,da oben alles— doppelt zu sehen. Reges Leben herrscht auchallnächtlich auf der Treptower Sternwarte, wo selbstverständ-lich die weitesten Vorkehrungen getroffen sind, um den ver-ehrten Himmelbewohner, der sich seit dem Jahre 1835 nichthat blicken lassen, würdig zu begrüßen. Es sind jetzt immereinige Hundert, die sich der Wissenschaft halber die Nacht umdie Ohren schlagen. In der Nacht vor dem Weltuntergangwird wohl die Plattform mit dem gigantischen Refraktor dieNeugierigen kaum zu fassen vermögen. Ob dabei alle außerDirektor Archenhold auf ihre Rechnung kommen, ist eineandere Frage. Kleine Ueberraschungen werden ja wohl nichtausbleiben. Und am 20. Mai lacht die quietschvergnügtesündige Welt wie zuvor in allen Tonarten und dreht demPropheten Booth eine lange Nase.DaS Rollschnhlaufen ist mit nicht unerheblichen Gefahren ver-Kunden, wie verschiedene Ungliilksfälle in letzter Zeit beweisen. Ausden Kreisen von Wagenführern werden wir gebeten, darauf hinzu-weisen, datz oft Kinder, zumal kleine Mädchen, sich mit Rollschuhenauf dem Stratzendamm tummeln, als wären sie auf dem Spielplatz.Bielfach werde auf die Warnungen der Wagenführer nicht geachtet.den Wagen nicht rechtzeitig ausgebogen oder aber die Kinder, diemanchmal nicht fest auf den Füßen stehen, fallen hin und dasUnglück ist fertig. Rollschuhläufer und Wagenführer haben dann oftin gleicher Weise unter dem Unglück zu leiden. Vorsicht ist da amPlatze; vor allem wollen Eltern ihre etwa rollschuhlanfenden Kinderdaraus aufmerksam machen, immer nur rechts an der Seite desStraßendammes zu rollen.Ein gefährlicher Schlafstcllenschwindler treibt gegenwärtig imSüdosten und den südöstlichen Vororten Berlins fein Unwesen.Der Gauner operiert in der Weife, daß er stets nur da mietet, womehrere Personen in Schlafstelle wohnen. Er gibt sich als einMonteur einer größeren Maschinenfabrik aus, der erst von aus-wärts eingetroffen sei und macht einen sehr vertrauenerweckendenEindruck, Deshalb nehmen die Vermieterinnen keinen Anstoß dargn,daß der angebliche Monteur seinen Namen nicht nennen will undkeine Papiere bei sich hat. Der Gauner zieht abends zu und ver-schwindet am nächsten Morgen, nachdem er seinen Schlafgenossensämtliche Wertsachen und Kleidungsstücke entwendet hat. TerSchwindler geht mit großer Frechheit vor und wiederholt daS Be-trugsmcmöver tagtäglich. Gegenwärtig liegen bereits zahlreicheAnzeigen gegen ihn aus verschiedenen Vororten, namentlich ausNixdorf, vor, ohne daß es bisher gelungen isk seiner habhaft zuwerden. Der Schlafstellendieb ist etwa 1,85 Meter groß, bartlosund trägt kurz-geschnittenes dunkles Kopfhaar. Bekleidet war ermit hellblauer Hose, dunkelblauem Jackett und schwarzem, steifenHut. An einem Finger der rechten Hand hat er einen tätowiertenRing in Herzform.Eine Maifeier hatten auch die Patienten der Heilstätte Hohen-else bei Nheinsberg am 1. Mai veranstaltet. Vormittags bersam-weiten sich etlva 79 Patienten im Walde, von wo aus sie Mtü»grüße an den Vorsitzenden des Verbandes der Wahlvereine Berlinssandten; nachmittags unternahmen sie einen Ausflug in die Um-gebung, um auch ihrerseits der Bedeutung des Tages zu gedenken.Hoffen wir, daß die Genossen bald Gesundheit und ihre Arbeits-fähigkeit wiedererlangen, damit sie dann mit uns in Reih undGlied den Kampf um Erringung von Volksfreiheiten führenkönnen.Mit Leuchtgas vergiftet hat sich vorgestern nachmittag die 22-jährige Tochter Erna des in der Markusstr. 17 wohnhaften Kauf-manns Aronstein. Vor einigen Wochen war die Mutter desMädchens gestorben und seitdem trug die A. ein sehr gedrücktesWesen zur Schau und äußerte wiederholt, ohne ihre Mutter nichtleben zu können. Als die Lebensmüde gestern nachmittag alleinin der Wohnung anwesend war, öffnete sie die Hähne der Beleuch-tungSanlage im Schlafzimmer und legte sich auf eine Chaiselonguenieder. Als gegen 7 Uhr abends der Bruder der A. nach Hausekam, fand er seine Schwester tot vor. Die sofort von einem Arztder Unfallstation am Grünen Weg angestellten Wiederbelebungs-versuche waren leider erfolglos.Eine Liebestragödie hat sich gestern morgen tn einem Hotel tnder Jiwalidenstraße abgespielt. Dort gab ein junger Mann namenSGöttert, der mit einem ISjährigen Mädchen, Charlotte Noak, einZimmer gemeinsam hatte, auf das letztere einen Nevolverschuß abund nahm dann Gift. DaS Mädchen ist nur leicht verletzt, währendGöttert noch nicht vernehmungsfähig ist. Wie daS Mädchen aus-sagt, hatten die jungen Leute beschlossen, gemeinsam in den Tod z«gehen, weil sich ihrer Verbindung Schwierigkeiten in den Wegstellten.Die Liebe der Telephenistinnen. Die Liebesabenteuer desflüchtig gewordenen Telegrapheninspektors Kessel vom Fernsprech-amj VI, welche im vergangenen Jahre so großes Auffehen erregten,haben für viele der betreffenden Telephonistinnen zwar natürliche,aber doch immerhin unangenehme Folgen gehabt. Von den ver»führten Beamtinnen sind nämlich inzwischen mehrere Mutter ge-worden. Die Damen wurden nach einer strengen Untersuchungaus dem Postdienst entlassen, nur eine erhielt Strafversetzung.Bekanntlich hatte der liebevoll« Vorgesetzte der jungen Damen indenselben den Glauben erweckt, daß er sie nach der Scheidung seinerangeblich unglücklichen Ehe zu heiraten beabsichtige, und jede glaubteauch seinen Worten, ohne von dem Verhältnis mit der anderenetwas zu wissen. Kessel, der mit seiner Frau in glücklicher Ehelebte und Vater dreier Kinder ist. verschwand dann plötzlich. Nachseiner Flucht stellte sich heraus, daß er bedeutende Unterschlagungenbegangen hatte, so daß sich die Staatsanwaltschaft mit der Sachebefaßte und hinter dem Flüchtigen einen Steckbrief erließ. Bisauf den heutigen Tag ist es nicht gelungen, den Verbleib Kesselsfestzustellen. Seit jenem Vorfall hat die Oberpostdirektion die aufden Dienst bezüglichen Bestimmungen angeblich verschärft. Somutz z. B. auch der geringste Verstoß gegen die Dienstordnung un-verzüglich der Oberpostdirektion gemeldet werden.Ueber eine Roheit der Jugendwehr wird un» berichtet. AmSonntag, den 1. Mai, passierte eine Abteilung der Fugendwehr inUniform mit Musik die Neue Königstratze. In der Nähe der Gollnow»straße versuchte ein etwa 12— 13 jähriger Knabe durch die Gruppenach der linken Seite hindurch zu kommen. Da« bekam ihm sehrschlecht. Ein Unteroffizier der Jugendwehr im Alter von 18 bis17 Jahren zerrte den Knaben zurück und bugsierte ihn mit Faust-stößen zur Seite. Dem armen Jungen, der selbst mitmarschierenwollte, standen die Tränen in den Augen ob dieser Behandlung.Einem Erwachsenen, der auch durch die Kolonne ging, wurdenSchimpfworte im Kasernenton nachgerufen. DaS Benehmen derJüngelchen läßt noch ganz Besonderes erwarten.Einen schrecklichen Tod fand der Kutscher Verth old Hübscher au»der Elromstr. 52. der in der Patzenhofer Brauerei beschäftigt war.AlS er vorgestem auf dem Gehöft der Brauerei die Pferde auS«spannen wollte, zogen diese an und waren nicht zum Stehen zubringen. Der Unglückliche wurde nun von der Deichselspitze gegenden Unterleib getroffen und mit dem Rücken gegen einen hinter ihmstehenden Wagen gedrückt. Andere Kutscher befreiten ihn aus derschrecklichen Lage und brachten ihn nach dem Krankenhause Moabit.Dort starb er gestern an den Folgen einer Darmzerreißung undanderen Verletzungen.Seiner Schußwunde erlegen ist der Arbeiter Hugo Schieflan ausder Straßburger Str. 32, der sich wegen Arbeitslosigkeit an der Eckeder Schlegel- und Borsigstraße mitten tn der Nacht eine Kugel inden Kopf jagte und von der nächsten Unfallstation nach dem Kranken»hause gebracht wurde.Geborgen worden ist die Leiche des Gärtner? Eugen Jerwin«der am 17. April bei einer Kahnfahrt auf der Oberhavel ertrank.Neuer Sommerfahrplan für Berlin 1919. Soeben ist im Per»läge von Albert Behrendt Nachf., Berlin, Elisabethufer 5/9, die2. Ausgabe des Eisenbahn-WandfahrplanS fürBerlin erschienen. Derselbe zeigt die AbfahrtS- bezw. Ankunfts-Zeiten sämtlicher in Verlin abgehenden und ankommenden Züge inübersichtlicher Darstellung nach Bahnhöfen geordnet, mit Ausnahmedes Lokal- und Vorortverkehrs. Schnell- und Eilzüge sind durchroten Druck hervorgehoben. Bei jedem Zug ist angegeben, wohin erfährt bezw. woher erkommt, ebenso sind die Ankunfts- bezw. Ab»fahrtszeiten der wichtigsten Unterwegsstationen vermerkt. Alsbesondere Neuerung ist hervorzuheben, daß der Plan diesesmal inzwei Teilen, getrennt in abfahrende und ankommende Züge, er-schienen ist und die Postbefördernden Züge Vermerke erhaltenhaben. Beide Pläne sind zusammen zum Preise von 59 Pf. beiobigem Verlage erhältlich.Ein Betriebsunfall ereignete sich gestern früh 8 Uhr in derMöbelfabrik von Zipfel. Romintener Str. 21. Dort geriet derTischler Richard Elias, Manteuffelstr. 85 wohnhaft, in die Kreissägeund zog sich erhebliche Verletzungen zu. Der Verunglückte begab sichsofort nach der Unfallstation Warschauer Str. 2.Wie man uns mitteilt, ist ihm dort gesagt worden, er solle um11 Uhr wieder kommen. E. kehrte daher wieder in die Fabrik zurück.wurde aber vom Arbeitgeber sofort mit noch einem Arbeiter wiedernach der Unfallstation geschickt. Abermals soll dem Verletzten hiererklärt worden sein, daß man augenblicklich nichts tun könne, er solleum 11 Uhr wieder erscheinen; wenn es ihm, E., nicht schnell genugginge, so solle er wo anders hingehen. Der Verletzte ging wiederzurück und harrte unter großen Schmerzen bis 11 Uhr aus. Ob erjetzt behandelt worden ist, wußten seine Kollegen, die uns von demVorfall Mitteilung gemacht haben, nicht. Uns sind auch die Gründe.die auf der Unfallstation maßgebend waren, den Verletzten erst späterzu behandeln, nicht bekannt.