hat aber auch die Arbeiterschaft Kenntnis von der Sache erhalten und sie läht es sich selbstverständlich auch nicht ruhig bieten, als minderwertiges Publikum verschrien zu werden. Am Mittwoch der verflossenen Woche war Herr Spindler zur Sitzung des GewerkschaftS« kartells geladen, um für seine Lästerung der Arbeiterschaft zur Ver- antwortung gezogen zu werden. DaS war ihm gewiß sehr un- angenehm, aber er kam und suchte sich damit herauszureden, daß er mit dem Worte.minderwertiges" nur.minderbemitteltes" Publikum gemeint habe. Da jedoch der ganze Inhalt des Briefes beweist, daß das Wort in dem üblichen verächtlichen Sinne ver- standen werden sollte, hatte er kein Glück mit seinen faulen Ausreden. Um eS dem Herrn noch etwas deutlicher zu machen, was derartige Schniähungen bedeuten, luden unsere Genossen ihn zum Sonnabend nach dem Degebrodtschen Saale zu einer öffentliche» Versammlung ein und sie ersuchten zugleich auch den Gemeindevorster Rössel- müller, zu kommen, um seine Meinung über die Angelegenheit zu sagen. Das schien um so mehr angebracht, als Herr Spindler nicht nur Kreisbrandmeister, sondern nebenbei auch stell- vertretender Gemeindevorsteher, Schöffe und Kirchenältester ist. Aber die Herren kamen beide nicht. Spindler entschuldigte sich damit, daß er keine Zeit habe, und der Gemeinde- Vorsteher erklärte, daß er sich nicht in.Privatangelegenheiten" mischen wolle. Die Bevölkerung Erkners und der umliegenden Orte war jedoch außerordentlich zahlreich erschienen, so daß der große Saal kaum Platz genug bot, und es waren auch manche Leute aus dem Bürgertum da, die sonst nicht zu den von unseren Genossen einberufenen Versammlungen zu kommen pflegen. Der Referent Genosse B ü h l e r aus Lichtenberg schilderte das Verhalten des KreiSbrandmeisterS, verlas auch dessen Brief und führte dann aus, daß man die ganze Sache nicht als einen Einzelfall zu be- trachten habe, sondern als den Ausfluß eines Systems, das von oben herunter, von den Spitzen des preußischen Staates und ihrem Anhang genährt und gepflegt wird. Wie im Staat, im Landtag und Herrenhaus die alle Werte schaffenden Arbeiter als minderwertig hingestellt und behandelt werden, so machen es auch die kleinen Gernegroße in den Gemeinden. Da spielt die Person Spindlers, des ehemaligen Klempnergesellen, de» späteren Spielwarenhändlers, der als solcher mit großer Höflichkeit seine Arbeiterkundschaft zu behandeln pflegte, die er jetzt als minderwertig bezeichnet. nur eine untergeordnete Rolle. Er ist nur einer von denen, die es nicht viel besser treiben als er. Es kommt darauf an, diesem ganzen System endlich einmal ein Ende zu bereiten. Dem Vortrag folgte eine rege Diskussion, an der auch Leute au? dem Bürgertum teilnahmen, aber nicht etwa um Herrn Spindler in Schutz zu nehmen— dazu fand sich trotz aller Aufforderung keiner bereit—, sondern um nicht minder kräftig wie unsere Genossen die Handlungsweise des Kreisbrandmeisters zu verurteilen. Es wurde folgende Resolution eingebracht: .Die Versammelten protestieren auf das entschiedenste dagegen, als minderwertig zu gelten. Sie erblicken in der Bezeichnung minderwertig eine Beschimpfung der gesamten Arbeiterschaft und sprechen Herrn Spindler jegliches Vertrauen ab. Die Versamnielten verpflichten sich, als Protest gegen diese Herabsetzung der Arbeiterschaft, soweit sie noch nicht Mitglied find, den freien Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Partei beizu« treten und deren Kandidaten bei allen kommenden Wahlen wirksam zu unterstützen." Einige Herren aus dem Bürgertum waren bereit, für den ersten Teil der Resolution, worin Herrn Spindler jegliches Vertrauen ab- gesprochen wird, zu stimmen, jedoch nicht für den zweiten Teil, der das Bekenntnis zur Sozialdemokratie enthält. Auf ihren Wunsch wurde dann über die beiden Teile getrennt abgestimmt. In ihrem ersten Teil wurde die Resolution einstimmig und in ihrem zweiten Teile fast einstimmig angenommen. Rixdorf. F. Siegrist-f. Unser alter Veteran und treuer Kampfgenoffe F. S i e g r i st hat am Sonntagabend seinem Leben gewaltsam ein Ziel gesetzt. Am Fensterkreuz seiner elenden Mansardenwohnung erhängte er sich. Qualvolle und schmerzensreiche Stunden mußte er in den letzten Wochen durchleben. Ein langsam schleichendes Leiden packte den durchmürbten Kurper, um ihn nicht mehr zu verlassen. Kümmerlich schlug er sich als Invaliden» rentner durchs Leben. IS Mark monatliche Rente bildeten die gesamte Einnahme. Um nicht seine politischen Rechte zu ver» lieren, wie» er jede Armenunterstützung von sich; bis er ein Kranken- haus aufsuchen mußte, das er bald mit dem Siechenhaus vertauschte. Zu spät wurde allem Anscheine nach sein wahres Leiden erkannt. Hunger und Elend waren der ständige Gast in seinem Hause. Als vor längerer Zeit einigen Parteigenossen das traurige Los bekannt wurde, das unser alter Genosse zu leben gezwungen war. sorgten sie für regelmäßige und zuträgliche Nahrung. Zu spät l Vom Magenkrebs befallen, konnte ihm durch das Entgegen» kommen und die Pflege der Genossen eine Besserung seiner Existenz und gesundheitlichen Verhältnisse nicht mehr gebracht werden. Durch die lange Unterernährung hatte der sieche Körper jede Widerstands- fähigkeit verloren. Schon in früher Jugend hatte er sich unter den schwierigsten Berhältnissen in der gefahrvollsten Zeit der sozialdemokratischen Partei angeschlossen, um für die Ziele derselben eine unablässige Propaganda zu entfalten. Nach Inkrafttreten des Schandgesetzes gehörte er w Berlin zu den ersten Opfern des neuen Kurses. 1878 wurde er aus Berlin ausgewiesen. Bald darauf tvurde er in C h e m n i tz. wohin er sich u. a. begab, zu vier Monaten Gefängnis wegen Beleidigung des Richterstandes verurteilt. Seiner Propagandatätigkeit tat die Strafe keinen Abbruch. Bis zu seinem Lebensabend, so lange es seine Kräfte zu» ließen, war er im Dienste der Partei tätig. Mit regem Interesse verfolgte er noch als müder, gebrochener Greis die letzten Aktionen der Partei und freute sich ihrer großen Erfolge. Rastlos kämpfte er für seine Ueberzeugung. An Opfermut, KampfeSsreudigkeit und selbstloser Hingabe für die Ideale des Prole» tariats wird er der jüngeren Generation jederzeit ein leuchtendes Bor» bild sein. Im Güdnngzuge beraubt wurde gestern nacht gegen 12 Uhr der Arbeiter Hensel von hier. Er hatte seine Frau in einem Schöne- berger Krankenhause besucht und war auf der Rückkehr im Zuge ein» geschlafen. Als er auf dem Bahnhof Ripdorf erwachte, war ihm die linke Hosentasche aufgeschnitten und em Lederbeutel mit 83 M. entwendet worden. Treptow -Baumschulentveg. Die von der Sozialdemokratie am Vorabend der Feier zur Grundsteinlegung der Kirche abgehaltene Versanimlung, noch mehr aber das vorher zur Verbreitung gelangte Flugblatt hat bei unseren honetten Bürgern böse verschnupft. Sie heulen auf, just so, wie ehedem die Pharisäer aufheulten, wenn Christus seine Geißel über sie schwang, und das Amtblättl muß sich pflichtgemäß entrüsten. Wie eine alte, zahnlose Gevatterin keift und kreischt eS:„Das Flugblatt überbietet alles bisher Dagewesene,"„es schlägt allem Anstand frech ins Gesicht,"„es ist die elendeste, skandalöseste und voll Unwahr- heitcn strotzendste Schrift". Einen Beweis für seine saftigen Beschimpfungen und Anklagen vermag das Amtiblättl freilich nicht zu erbringen, wodurch sie sich von selbst als bloße Anwürfe erweisen. In Wahrheit wehrt das- Flugblatt zunächst nur die Beleidigungen der sozialdemokratischen Einwohnerschaft ab. mit denen das Verbot des Maifestumzuges be- gründet wurde. Nebenher werden allerdings auch den Kirchenchristen einige Wahrheiten gesagt, die aber, auch wenn sie als bitter empfunden werden, nichtsdestoweniger Wahrheiten bleiben. Das„Skandalöse" im Inhalt des Flugblattes besteht darin, daß die Bevölkerung, die hinter den 1924 sozialdemokratischen Wählern steht, kategorisch für sich dieselben Rechte fordert, wie sie die Einwohnerschaft, die hinter den 1914 bürgerlichen Wählern steht. besitzt, und als selbstverständlich für sich in Anspruch nimnit. Die bürgerlichen Sippen sind so an ihre Vorrechte und an die Unter drückung der anderen Volkskreise gewöhnt, daß nach ihrem Enrpfinden eine solche Forderung allem Anstand frech ins Gesicht schlägt. Um allen übelwollenden Auslegungen vorzubeugen, ist ein- gangs des Flugblattes noch ausdrücklich erklärt worden, daß die sozialdemokratische Arbeiterschaft gegen die Feier der Grundstein- legung nicht das allergeringste einzuwenden hat und daß sie für sich nichts weiter fordert als Gerechtigkeit. Hätte man ihr diese gewährt, dann wäre die Einladung zur Teilnahine an der Grundsteinlegung einfach mit höflichem Dank abgelehnt und über die Sache selbst kein Wort weiter gesprochen worden. Auch der Treptower Kommunalverein hat sich bereits mit der Angelegenheit beschäftigt und eine Resolution angenommen, in der es heißt:„Er(der Kommunalverein) verurteilt die Angriffe, die gegen Herrn Bürgermeister Schablow im sozialdemokratischen Flug- blalt erhoben worden sind, da die politische und die Kirchenangelegen- heit nichts niit einander zu tun haben und Herr Bürgermeister Schablow in seiner Eigenschaft als Amtsvorsteher den amtlichen Ver- sügungen zu folgen hat." DaS ist die bekannte doppelte Buchführung und schöne Zwei- seelentheorie, die für unsere Kirchenchristen so überaus bezeichnend ist. Außerdem befinden sich die Herren vom Kommunalverein in einem groben Irrtum, wenn sie meine», jeder Bürgermeister, der Polizeigewalt ausübt, sei dem preußischen Polizeiminister unter allen Umständen zu Kadavergehorsam verpflichtet. Im vorliegenden Falle handelt es sich um eine durch Reichsgesetz geregelte Materie, in der nimmermehr, wie auch das Oberverwallungsgericht erst toieder vor ganz kurzer Zeit entschieden hat, von oben herunter bestimmte An- Weisungen gegeben werden dürfen, vielmehr in jedem einzelnen Falle nach gewissenhafter Prüfung der örtlichen und zeitlichen Ver- Hältnisse von den zuständigen Beamten die Entscheidung zu treffen ist. Und den Bürgermeister und Aintsvorsteher möchten wir sehen, der bei dieser Prüfung, sofern er dabei mit Liebe an die Menschheit und mit Ernst an seine Pflicht denkt, was bei unserem Bürger« meister.ganz zweifellos der Fall ist, sich zu der Behauptung zu ver- steigen wagte, ein Umzug der sozialdemokratisch gesinnten Arbeiter unseres Ortes schließe eine tatsächliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit in sich. Das ist es, was das Rcichsgesetz fordert: Die öffentliche Sicherheit muß tatsächlich bedroht sein! Was der Bürgermeister zur Be- gründung seines Verbotes anführte, daß möglicherweise bürgerliche Jämmerlinge und Angsthuber das Schlotlern und Laxieren bekommen könnten, wenn sie den Tritt der Arbeiter hörten, ist keine tatsächliche Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Aber angenommen, die Dinge lägen so, wie die Herren im Kommunalverein unterstellen, daß ein vereideter Beamter von oben herunter zu einer Handlung gezwungen werden könnte, von der er vielleicht innerlich selbst überzeugt ist, daß sie wider Recht und Gesetz ist, wem fiele dann die Verantwortung für so schmachvolle Zustände zu? Doch nur wieder den gleichen bürgerlichen Kreisen, die gegen- über der Forderung der Sozialdemokratie auf Demokratisierung der Staatsverwaltung eben dieselben Zustände als„gottgewollt" mit Nägeln und Zähnen verteidigen. Wenn also, wie die bürgerlichen Kreise beweglich klagen, durch das Auftreten der Sozialdemokratie„ein Mißton" in die Feier kam, so tragen sie daran einzig und allein selbst die Schuld. Man kann unmöglich von uns Sozialdemokraten verlangen, daß wir wie stumme Hunde schweigen sollen, wenn wir getreten werden, nur damit zartbesaitete bürgerliche Gemüter, die es nicht im geringsten alteriert, wenn Nebenmenschen elementarste Rechte geraubt werden. keine Sekunde aus dem Gleichgewicht kommen. Nein! Wir Sozial» demokraten werden weiter um unsere bürgerlichen Rechte kämpfen, und wenn eS dem AmtSblättl nach einem Tänzlein gelüstet, so soll ihm dazu nach Noten aufgespielt werden. Chnrlottendurg. Elternverein für freie Erziehung. Auf unsere jeden Mittwoch stattfindenden Ausflüge nach der Jungfernheide wird hierdurch noch- mals hingewiesen. Treffpunkt 2'/, Uhr am Kaiser-Friedrich-Denkmal; für Nachzügler bis 4 Uhr bei Kant,„WaldhauS", Tegeler Weg.— Gleichzeitig machen wir bekannt, daß am 17. Mai(dritter Feiertag) ein Familienausflug nach Finkenkrug stattfindet. Treffpunkt spätestens 10 Uhr vormittags am Bahnhof Jungfernheide. Der Vorstand. Lichtenberg . Ein falscher Gerichtsaffessor hat am hiesigen Ort einen Gauner- streich verübt. Kürzlich starb in der Müllerstr. 3 der Oberpost- schaffner Teichmann. Bei seiner Witwe erschien darauf am 3. d. M. ein Mann, der sich als„Gerichtsassessor Dr. Gottheil" vorstellte und erklärte, daß er im Auftrage des Gerichts komme. Weil Teichmann drei unmündige Kinder hinterlassen habe, so müsse das Vornrundschafts« gericht den Nachlaß regeln. Hiermit habe daS Gericht ihn betraut. Weil der Mann sehr geionndt und sicher auftrat, auch eine Aktenmappe mit vielen Schriftstücken mitbrachte, so glaubte ihm Frau Teichmann und gab bereitwilligst Auskunft. Der Herr Asseffor setzte sich an den Tisch, ließ sich den Nachlaß diktieren und nahm ein genaue? Verzeichnis auf. Er bemerkte noch, daß er für die Nichtigkeit der Aufzeichnung hafte und sich auch an Ort und Stelle überzeugen müste und bat deshalb die Frau, ihm in jeder Weise klaren Wein einzuschenken, auch über etwa vorhandenes bares Geld. Als ihm die tief gebeugte Witwe erklärte, daß sie noch 1000 M. an barem Gelde besitze, legte der„Asseffor" seine Stirn in Falten und sagte mit einigem Bedauern, daß er dieses Geld als die Hauptmasse des Nachlasses„von Gerichts wegen beschlagnahmen müsse". Dann über- legte er ein Weilchen und kam zu dem Ergebnis, daß er sich mit der Beschlagnahme von 48ö M., dem Anteil der Kinder, begnügen könne. Der Rest stehe ja der Frau zu, die 48S M. aber müsse er unbedingt mitnehmen und an Gerichtsstelle für die Kinder sicherstellen. Eine Quittung werde das Gericht einsenden. Frau Teichmann händigte das Geld aus, und der„Affeffor" empfahl sich, nachdem das Protokoll vorgelesen, genehmigt und unterschrieben worden war. Als die Quittung ausblieb, erkundigte sich die Frau bei der Polizei und bei dem Gericht und erfuhr nun, daß sie einem Gauner in die Hände gefallen war. Der falsche Assessor ist mittelgroß und etwa dreißig Jahre alt. Er hat dunkles Haar und einen Anflug von dunklem Schnurrbart, eine fahle Gesichtsfarbe, eine gewöbte Stirn, eine ge» bogene Nase u"d weiche Hände und trug einen schwarzen, steifen Hut, einen dunklen, gräulich gesprengelten Ueberzieher, einen weißen Kragen, gelb und blau geringelte Manschetten und einen Kneifer mit schparzer Einfassung. Königs-Wusterhause«. In der Gemeiiidevertrctcrsitzung wurde u. a. die Erweiterung des GcmeindegaZwerks beschlossen, da eine große Zunahme des Gasverbrauchs gegen das Vorjahr zu erwarten steht. Dem hiesigen Rohrnetz sind in letzter Zeit der Bahnhof, die Schwartzkopff- und Maffei-Schwartzkopff-Werke angeschloffen worden. DaS Werk warf einen Reingewinn von 18 200 M. ab. Der Umbau kostet 88 000 M. und soll von der Firma Leopold u. Hurttig ausgeführt werden. Ein Darlehen zu 4 Proz. wird bei der Kreisspar- lasse aufgenommen, die Deckung soll mit 2 Proz. vom Reingewinn erfolgen.— Unter Eingemeindungssachen wurde mitgeteilt, daß u. a. das Schloß und die Försterei- Fasanerie auSgemeindet und an 3S0 Morgen eingemeindet werde».— Das Schulgeld für Fremde wurde auf 45 M. festgesetzt.— Der Wasserturm wird gleichlaufend mit der Berlinerstraße zu stehen kommen und 30 Meter Höhe er- reichen.— Von den kaum erworbenen Ländereien von der Hof« kammer wurde eine Baustelle von 14 Ar für 7000 M. an den Lehrer Schulz einstimmig verkauft. Karlshorst . Dem Volke muß die Religion erhalten werden. Am hieflgen Orte ist am Sonntag unter den üblichen Zeremonien die neue Kirche eingeweiht worden. Die Spitzen der Behörden und selbst— wie berichtet wird— alle Feuerwehren des Kreises Niederbarnim waren vertreten. Welche Beziehungen die Feuerwehren zur Kirche haben, können wir nicht ergründen. Weistensee. Herr Dr. Pape befindet sich schon wieder im Streit mit der Gemeindevertretung. Die letzte Wahl des Herrn Mewes zur Ge» metndcvertretung veranlaßte den besoldeten Schöffen, wegen an- geblich vorgekommener Unregelmäßigkeiten gegen die Gültigkeit der Wahl zu protestieren. Die vorige Gemeindevertreiersitzung verwarf den Einspruch und erklärte die Wahl mit großer Mehrheit für gültig, da Verstöße nicht vorlagen. Gegen diesen Beschluß hat nunmehr Herr Dr. Pape den Klageweg gegen die Gemeinde» Vertretung beschritten. Herr Dr. Pape trat am 1. April 1904 als besoldeter Schöffe ein und wurde auf 12 Jahre gewählt. Gleich nach seinem Antritt begann seine Konfliktszeit. Der verstorbene Gemeindevorsteher Feldtmann hatte gegen ihn einen schweren Stand. Stach dem Tode desselben nahm er, unter Ausschaltung der damaligen Schöffen, allein das Heft in die Hände. Hierauf be» gann ein Streit mit den Alt-Weißenseer Grundbesitzern. Nachdem die Neuwahl des Gemeindevorstehers ausgeschrieben, aus der der jetzige Bürgermeister Dr. Woelck hervorging, nahm er Rache gegen unsere Genossen, weil sie seine Kandidatur nicht unterstützt hatten. AIS Gewerbegerichtsvorsitzender mußte er sich den Vorwurf oei> Rechtsbeugung machen lassen. Nach Ablauf seiner Wahlperiode wurde er als Vorsitzender nicht wiedergewählt. Im Krankenkassen- konflikt unterlag er in allen Instanzen, die den Gemeindesäckel bedeutend erleichterte. Die späteren Konflikte mit den bürgerlichen Parteien führten zur Amtsentsetzung mit einem Disziplinarver» fahren auf Dienstentlassung. Das Verfahren dauerte 1 Jahr und 11 Monate und endete mit der höchstzulässigen Geldstrafe, einem Monatsgehalt, und Dienstentlassung. Von da ab beginnt ein Guerillakampf, indem er jede Gelegenheit benutzt, um Beschwerden an die Aufsichtsinstanzen zu richten, gleichviel vom Nachtwächter herauf bis zum Bürgermeister. Wer von den Beamten nicht den Hut zieht, hat eine Beschwerde weg. Der jetzige Streit gegen die Gemeindevertretung wird wohl nicht der letzte sein, denn seine Dienstzeit geht bis zum 31. März 1918. Bei der Maifeier gefunden wurde in Charlottenburg ein Damengürtel, abzuholen bei Reinek, Cauerstr. 10, Seitenfl. IV; in ein Sgazierstock, abzuholen bei Krause, Käuferverein Britz, und Rungiusstraßen-Ecke. ritz Werder /Zus der Frauenbewegung. Bund für Mutterschutz . In einer am Sonnabend im Architekten- Hause abgehaltenen, stürmisch verlaufenen Generalversammlung wurde der bekannte Streit zwischen Fräulein Dr. Helene Stöcker und Frau Adele Schreiber-Krüger ausgefochten. In der Versammlung bemerkte man auch im Vorder- und Hintergrunde verschiedene mehr oder minder interessante Männerköpfe. Natürlich wurde nur um die Sache gekämpft. Nach den vorliegenden Materialien und dem Verlauf der Versammlung können wir unserer Meinung dahin Ausdruck geben, daß die Gegnerinnen von Dr. Stöcker bei ihren Angriffen weit über das Ziel hinausgeschossen find, Stimmung und Gefühle da» objektive Urteil trübten. Die Verhandlungen endeten mit der Annahme von Vertrauensresolutionen für Fräulein Dr. Stöcker. Die eine lautet: „Die gegen die Vorsitzende erhobenen Borwürfe geben der Versammlung keinen Anlaß, ihr das Vertrauen zu entziehen. Die Versammlung spricht Fräulein Dr. Stöcker ihr Vertrauen aus. Fräulein Dr. Stöcker wurde denn auch wieder zur 1. Vorsitzenden der Ortsgruppe Berlin gewählt. ßrieffeaCteii der RedafctlOfL 1600. 1. Nein. ES ist nur Kündigung seitens der Erben zum 1. Ok- tober zulässig. Die Kündigung muß spatesicns am 3. Juli in Händen de» Vermieters sein. Hat die Witwe den MietSvertrag mit unterschriebe«, so muß sie die im Vertrage seslaesitzte Kündigungs>rist innehalten. 2.§» Ziffer 2 des Einlommensteucrgcsehes lautet: Soweit nicht unter Ziffer 3 und 4 etwas anderes bestimmt ist, ersolgt die Veranlagung der physischen Personen nach dem Ergebnis de» dem Steuerlahr unmittelbar voran» gegangenen Kalender» oder WirtschostSjahreS, und, insoweit für eine Ein- lommenSquelle ein JahreSergebniS nicht vorliegt, nach dem mutmaßlichen JahreSertrage. Ziffer 3 und 4 Handel! von der Ermittelung deS Geschäfts» gewinnS von Personen, die ordnungsmäßige Bücher sühren.— G. 0. 150. 1. Der Abzug ist unzulässig. 2. Die Geschäftsstelle deS Verbandes der Schneider und Schneiderinnen befindet sich Sebastianstr. 37/33.—» P.<v. 11163. Ja. ES empfiehlt sich aber Einvernehmen mit der Frau. — C. 1000. Weitere Rechtsmittel habe keine Aussicht aus Ersolg.— M. W. 60. 1. Ja, antelligen. 2. Dt« Frage läßt sich nur nach Kenntnis de» Jahre«, tn dem die Ehe geschloffen ist und de» ersten EhewohnsttzeS beantworten. 3. In dreißig Jahren.— I. 11. Ja. Amtlicher Marktbericht der städftlchen Martthallen-Dtrektwn über den Großhandel in den Zentral-Marktballen. Marktlage: Fletsch: Zufubr stark, Geschäft schleppend, Preise sür Fresser anziehend, sonst un- verändert. Wild: Zusiihr knapp, Geschäft lebhaft, Preise sest. Ge s l ü g e l i Zusuhr knapp. Geschalt lebhast, Preise gut. Fische: Zusuhr mäßig, Geschäft ruhig, Preis« im allgemeinen wenig verändert. Butter und Käse: Geschäft ruhig, Preis« unverändert. Gemüse, Obst und Südfrüchte: Zusuhr mäßig. Geschäft ansang» ruhig, später reger, Preise wenig verändert._ evitternngsiiversicht vom 0. Mai 1010, morgens« Ufte. Setter 6 Regen 3 halb bd. 3 Regen 1 Nebel 5 halb bd. 2 bedeckt »K all i? Me Haparanda 769® Petersburg 765 ONO Scilly elderdeen Paris 750 WNW 757 Still 756 W 2 Nebel 2wolkeiil 6 halbbd. wolkeul 2 bedeckt > tSetterprognoie für Dienstag, den 10. Mat 1010. giemlich kühl, zeitweise ausklarend, vorwiegend noch trübe geringeren Regcnsällen und mäßigen westlichen Winden. Berliner Wettervorea». «tattonen K II 1 10 7 6 5 mit «SasserstandS-Rachrtchte» der Landesanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner st bedeutet Wuch»,— Fall.— 2 Uhr höchster Wasserstand: 123 cm. *) Unlerpegel.—••) am 8. nachts Berantwortlicher Redakteur Richard Barth , Berlin . Für den Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Einger& Eo.. Berlin SW.
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