|U08. 27. Jahrgang.1. Kilsßk des„Nmmls" Kerlim WMM.ll.l�eicdstag.82. Sitzung vom Dienstag, den 10. Mai,nachmittags 2 Uhr.Am Bundesratstisch: S y d o w.Dem Antrage der Verbündeten Regierungen, den Reichstag biszum 8. November zu vertagen, wird debattelos z u-gestimmt, desgleichen dem Antrage der Geschäftsordnungs-kommission, die Genehmigung zur Fortsetzung eines Privatklage-Verfahrens gegen den Abg. K o ch a u(notL) auf Grund der Widerklagezu erteilen.Es folgt die zweite Beratung des Gesetzentwurfs über denAbsatz von Kalisalzen.Abg. Dr. Heim(F.): Die Kommission hat den Entwurf derRegierung vollkommen umgeändert und geradezu einen neuen Ent-Wurf ausgearbeitet. Das Zwangsshndikat, welches die Regierungvorschlug, ist fast einstimmig abgelehnt worden.Die Misere, daß an das Ausland billiger verkauft wird als andaS Inland, muß beseitigt werden. Es wird vorgeschlagen, denAbsatz von Kalisalzen nach dem Ausland zu kontingentieren und fürdas Ausland Minimalpreise, für das Inland Maximalpreise festzu-setzen. Neben den inländischen Konsumenten müssen auch die in derKaliindustrie beschäftigten Arbeiter gehört werden; deshalb ist Vor-sorge gegen Herabsetzung der Löhne getroffen. Die Werksbesitzerwünschen infolgedessen eine Garantierung der Divi-d e n d e n; aber auf solche Dividendengesetzgebung können wir unsnicht einlassen. Die Herren vom Kalisyndikat behauptenfreilich, bei den Preisen, die das Gesetz festsetze, könnten sie nichtexistieren; aber sie müssen den Reichstag geradezu für eineJdiotemmstalt halten, wenn sie glauben. daß er denplumpen Schwindel in ihrer Eingabe nicht durchschaut. sZustimmungim Zentrum.) Eine tapsigere, ungeschicktere Interessenvertretung istmir noch nicht vorgekommen; wenn man nicht ganz unbefangenurteilt, muß man eigentlich Gegner dieser Leute werden.Der Redner geht dann auf die Frachtbasis ein, welche speziellder süddeutschen Landwirtschaft Vorteile bringt.Aber diese Vorteile sollen die Arbeiter nicht büßen; deshalb istim Z 11 bestimmt, daß die Beteiligung eines Werkes an der Gesamt-menge herabgesetzt wird, wenn die Löhne verkürzt oder die Arbeits-zeit verlängert wird. Auffallend ist, daß die Industrie trotz derbeschlossenen Belastung sich noch so ruhig verhält, die Herren habenwahrscheinlich schon ein Hintertürchen gefunden, daswir noch gar nicht sehen.(Heiterkeit.) Wir werden dann später diehohlen Zähne noch plombieren müssen.(Heiterkeit.)Abg. Dove(Fortschr. Vp.): Der Herr Vorredner hat sehr vielmehr gegen das Besetz als dafür gesprochen.(Sehr richtig I links.)Er sagte auch, eS wäre eigentlich nicht angängig, daß die Kommissionein so gut wie neues Gesetz gemacht hat. Das war allerdingsfrüher nicht üblich, aber neuerdings ist es ja die t y p i s ch e A r I,Gesetze zu machen.(Sehr wahr I links.) Von denVersuchen, den Z u kun f ts st a a t bei diesem Gesetz in die Praxisüberzusetzen, ist recht wenig übrig geblieben. Auch die HerrenSozialdemokraten selbst haben wenig Praktisches vorschlagen können.Ich meine, dieser Zulnnftsstaat hat verfluchte Achnlichkeil mit demVergangenheitssiaat, als die wohlwollenden Herrscher auch glaubten,alles für das Glück ihrer Untertanen zu tun.(Sehr richtig! bei derFortschrittlichen Volkspartei.) Wir bureaukratisieren damit die freiewirtschaftliche Tätigkeit.(Lebhafte Zustintmung bei der Fort-schrittlichen Volkspartei.) Recht wohl ist. glaube ich, keiner Parteibei dieser Vorlage. Es handelt sich hier um Eingriffe in dieverschiedensten wichtigen Interessen unter Verletzung von Grundsätzen,die bisher unser wirtschaftliches Leben beherrscht haben. Wir könnendaher der Vorlage nicht zustimmen.(Bravo I bei derFortschr. Vp.)Staatssekretär Sydow: Der Entwurf ist in der Kommissionzwar erheblich umgearbeitet worden, aber das Ziel der Kommissions-beschlüsse ist doch dasselbe wie das der Regierung, nämlich für mög-lichst niedrige Inlandspreise und dafür zu sorgen, daß die kleinen.schwachen Werke nicht über den Haufen geworfen werden. Da esuns nicht auf die Form, sondern auf die Sache ankommt,haben wir keinen' Anlaß, die KommissionSbeschlüsie abzu-lehnen. Allerdings gebe ich zu, daß sie bureaukratischer sindalS die Regierungsvorlage.Abg. v. Bruckhausen(k.) bestreitet in längeren Ausführungen,daß die Rechte sich bei diesem Gesetze ausschließlich von agrarischenGesichtspunkten leiten lasse und schließt sich im übrigen den Aus-führungen des HandelSmiuisterS im wesentlichen an. Redner be-gründet sodann einen Abänderungsantrag zu§ 1. 8 1 bestimnit,daß Kalisalze von Kaliwerksbesitzern nur nach Maßgabe der Be-stimmungen dieses Gesetzes verkauft werden dürfen. Es sei zu ver-langen, daß auch die zurzeit des Inkrafttretens bestehenden Sonder-fabriken den Bestimmungen dieses Paragraphen unterworfen werden.Er bitte daher um Annahme seines dahinzielenden Antrages.Abg. Dr. Bärwinkel(natl.): Ich glaube nicht, daß die Kali-industrie große Freude an dem Gesetze haben wird. Solche BriefeKleines femUeton.Die Doppelehe Georgs lV. von Großbritannien. Der NamenS-Vorgänger des neuen Königs von Großbritannien und Irland,Georg IV.(1820—1830), war, wie der italienische Historiker Clericiin der„Rivista d'Jtalia" dokumentarisch nachgewiesen hat, Bigamist.Der König zeigte schon als Prinz einen Hang zu zügelloserAusschweifung und Verschwendung. Er hatte sich in die streng-gläubige irische Katholikin Maria Anne Fitzherbert bis zur Rasereiverliebt und wollte sie zu seiner Geliebten inachen. Die Irin hieltaber etwas auf ihren Ruf und schlug die glänzendsten Anträge ihresAnbeters mit Entrüstung aus. Diese Niederlage versetzte denPrinzen in maßlose Aufregung: er machte einen Selbstmordversuchund tobte wie ein Wahnsinniger. In dieser kritischen Stunde eiltenLeute auS seinem Gefolge zu der schönen Witwe und baten sieflehentlich, sich dem Prinzen wenigstens noch einmal zu zeigen.Maria Anne ließ sich rühren und trat an daS Bett desLiebestollen. Mühsam erhob sich der Schwerverletzte und steckte ihreinen Ring an den Finger und sagte feierlich:„Ob ich nun am Lebenbleibe oder sterbe. Du sollst fortan als nieine rechtmäßige Gattinbetrachtet werden!" Bis zur völligen Genesung des Prinzen bliebMaria Anne im Palaste: als sie aber sah, daß der Prinz keineAnstalten machte, sein ihr verpfändetes Wort einzulösen,entfernte sie sich heimlich auS dem goldenen Käfig. Einganzes Jahr ließ Georg sie suchen und als er sie' endlichgefunden hatte, wandte er alle Mittel an, um sie zur Rück-kehr zu bewegen. Sie wäre aber trotzdem standhaft geblieben, wennnicht ihr Beichtvater ihr eindringlich zu der Verbindung mit demPrinzen geraten hätte:«Eine Vereinigung mit dem Thronerben,"sagte er,„kann, selbst wenn es sich nur um eine kirchliche Trauunghandeln sollie, ein von Gott gebotenes Mittel sein, die Lage deririschen Katholiken etwas günstiger zu gestalten." Die kirchliche Trauungfand auch wirklich statt. Nach dem königlichen Ehegesetz von1772 konnte diese heimliche Ehe für ungültig erklärt werden, undGeorg ließ in der Tat. als er der Hilfe des Parlaments bedurfte,um seine ungeheuren Schulden zu decken, seine Verbindung mit derWitwe Fitzhcrbert aufs entschiedenste in Abrede stellen. 1795 willigteer in eine„standesgemäße" Ehe mit der Prinzessin Karolinevon Vraunschweig-Wolfenbüttel. Die Ehe war von Beginn anunglücklich, und daS Ehepaar trennte sich schon ein Jahrnach der Hochzeit. Karoline reiste, iinmer von Spionen um-pben, nach Braunschweig und von dort nach Italien und demwie das Pamphlet des Herrn Emil Sauer an ein Mitglied derKommission sollten durch das Reichstagsburean nicht wieder ver-breitet werden.— Die sogenannten Schmidtinannverkäufe warenzweifellos Verschleuderungen und einer solchen Verschleuderung einesNationalprodukts nach dem Ausland muß für die Zukunft vorgebeugtwerden. Als Mittel sind Ausfuhrzölle genannt worden; wirfreuen uns, daß davon nicht mehr die Rede ist. DasMonopol würde uns eine ungeheure Schuldenlast aufbürden.So bleibt also nur die von der Regierung vorgeschlageneZwangsgemein schaft und die Kontingentierung.Davon verdient der von der Regierung vorgeschlagene Weg, dasZwangssyndikat, den Vorzug; da aber hierfür eine Mehrheit nicht zuhaben ist, stimmen wir der von der Kommission vorgeschlagenenKontingentierung zu.— Man führte aus, die Kaliwerksbesitzerhätten gesagt, sie würden, wenn der Entwurf Gesetz würde und diePreise sinken, die Löhne herabsetzen. Das stimmt nicht. Siehaben lediglich darauf hingewiesen, daß Arbeitcrentlassungcn undHand in Hand damit ein Sinken der Löhne eintreten würde.(Naalso! bei den Sozialdemokraten.) DaS steht genau so auch in denMotiven der Regierungsvorlage.Trotz der mancherlei Bedenken, die wir gegen den Entwurfhaben, werden wir ihm z u st i m m e n.(Bravo! bei den National-liberalen.)Abg. Emmel(Soz.):Herr Dr. Hei m hat mit Recht gesagt, es werde hier ein Ent-wurf der Regierung beraten, der gar nicht mehr existiere. In derKommission hat das Zentrum aber nicht diesen Standpunkt ver-treten, als von der Linken verlangt wurde, daß der dort geschaffeneneue Entwurf zunächst zur ersten Lesung im Plenum gelangen müsse.(Sehr wahr I bei den Sozialdemokraien.) Wir müffen an demStandpunkt festhalten, daß es geschäftsordnungsmäßig unzulässigist, wen» wir heute die zweite Lesung eines Entwurfs vornehmen,der im Plenum noch gar keine erste Lesung passierthat.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) WaS dieSache selbst anlangt, so geben wir die Notwendigkeitdes gesetzgeberischen Eingreifens in dieser Materie zu. Wir könnenuns nicht dem Standpunkt de§ Herrn Dove anschließen, der dieEntWickelung dem freien Spiel der wirtschaftlichen Kräfte überlassenwill, sondern halten grundsätzlich im Allgemcininteresse ein Ein-greifen der Gesetzgebung in wirtschaftliche Verhältnisse für berechtigt,insofern dabei die Interessen der beteiligten Arbeiter und Gemeindengewahrt werden. Allerdings haben wir uns das Eingreifen derGesetzgebung anders gedacht, als es nach den Kommissions-beschlüssen vorgesehen ist. Wir haben zunächst denAntrag ans Verstaatlichunggestellt, weil wir nur dadurch eine wirtliche Gesundung der Verhältnisse herbeiführen zu können glaubten. Man hat dem gegenüberbetont, es würden ungeheure Mittel zum Ankauf der Kaliwerke, diebeim Bekanntwerden einer solchen Absicht im Preise steigen würden,erforderlich sein, und hat von einem Sozialismus fürMillionäre gesprochen. Wir stehen aber durchaus nicht auf demStandpunkt, daß Spekulationspreise gezahlt werden sollten, sondernhaben lediglich an eine Enlschädigung des wirklich eingezahltenKapitals gedacht/Als dieser Antrag abgelehnt wurde, haben wirdann weiter dieEinführung eines Handelsmonopolsbeantragt. Gegen die Schaffung eines Ein- und Verkaufsmonopolsdes Deutschen Reiches für alle Kalisalze wurde als Grund nur dergeltend gemacht, daß im Reichstage eine Mehrheit dafür nicht zufinden sein würde. Irgendwelche sonstigen sachlichen Gründe wurdendagegen nicht vorgebracht, und die Regierung, die selbst ein Handels-Monopol gewünscht hatte, sah ruhig zu, wie dieser Antrag abgetanwurde. Wir sind noch jetzt der Meinung, daß bei einem solchenHandelsmonopol das Inland nur ganz mäßige Kaliprcise zu zahlenbrauchte, daß aber das Ausland etwas höhere Preise zu zahlenhätte, und meinen, daß dann die Preisdifferenz dazu dienensollte, nach und nach die Kaligerechtsame abzulösen und so all-mählich die Berstaatlichimg herbeizuführen. Die Kommission hat nunsowohl die Verstaallichung wie das Handelsmonopol als auch das imRegierungscntwurf vorgeschlagene Zwangssyndikat abgelehntund ist zu einer Kontingentierung mtt geietzlich festgelegten Preisengekommen, mit Karenzbesiimmungen für neue Werke usw. Wirglauben nicht, daß mit diesem Gesetz das erreicht wird, was manerreichen wollte. Wenn Herr Dove meinte, die Kommissions-beschlüsse führten zu einer Bureaukratisierung der Industrie, so hätteer eben unserem Berstaatlichungsantrag zustimmen müssen, dannwäre die Bureaukratie nicht so schlimm geworden.(Widerspruch bei der Volkspartei.) Wir haben schließlich derKontingentierung zugestimmt, weil wir in ihr das kleinereU e b e'l gesehen haben, wenn wir auch die Schwächen der Kommissions-beschlüsse durchaus nicht verkennen. Wir haben uns bemüht, fürdie Arbeiter und Gemeinden so viel zu retten, wie irgend zu rettenwar. In bezug auf die Preisfestsetzung kann man es ruhig bei denKommissionsbeschlüssen lassen. Die Bewegung der Kurse in derKaliindustrie zeigt, daß die Kaliindusttie selbst nicht befürchtet, durchden Entwurf geschädigt zu werden, denn die Kurse find er-Orient, begleitet von ihrem Günstling, dem Italiener Äergami. Alsihr Gatte 1820 auf den Thron gelangt war, bot er ihr 000 000 M.jährlich, wen» sie auf alle königlichen Rechte verzichten und Englandnicht wieder betreten wolle. Statt der Antwort kam sie selbst, vonder Bevölkerung mit Jubel empfangen. Georg wollte sie jedoch ander Krönung nicht teilnehmen lassen, und diese schwere Kränkungwarf sie aufs Krankenlager. Sie starb am 26. August 1821. Ehren-rührige Gerüchte, die über ihren Lebenswandel verbreitet wurden, hattenschon 1806 zu einer Untersuchung Anlaß gegeben, die jedoch resultat-los verlief. Mit Maria Fitzherbert hatte Georg schon 1803 voll-ständig gebrochen, weil ihn zahlreiche andere Liebschaften beschäftigten.König Georg verstand sich äußerlich gefällig zu geben, war eitelund ließ sich gern den„ersten Gentlemen von Europa" nennen.Tatsächlich war er aber einer der liederlichsten Männerseiner Zeit, ein Trinler, Spieler und Wüstling, ohne jedesSchamgefühl, als Fürst und Mensch gleich niedrig in seinemDenken und Handeln. Seine Lebensführung war ein solcherSkandal, daß sein Vater ihm jede Verwendung im Zivil- oderMilitärdienst verweigerte. Als Regent für seinen geisteskrankenVater ließ er sich mit den Ministern in wahre Schachergeschäfte ein.Ihm war es lediglich um die Mittel zum Lebensgenuß zu tun.Seine Lustbarkeiten und seine geschmacklose Baulust verschlangen un-geheure Summen. Während Teuerung und Hungersnot die niederenKlassen zu Unruhen trieben, zeigte sich bei ihm ein immer gewaltigeres Anwachsen der Schulden, was eine ungeheure Erbitterunggegen ihn zur Folge hatte.Mufik.Die gemischten Chöre in Berlin sind um einen neuen vermehrtworden: den Charlottenburger Chorverein. Ihn hatDr. Richard M ü n n i ch im vorigen Winter erst ganz klein undprivat zusammengebracht und jetzt— am Montag in, Thcatersaaleder Hochschule— zum ersten Male an die Oeffentlichkeit geführt.Die Männer- und Frauenstimmen vereinigen sich zn einer Gesamt-leistung, deren Vorzug bei so junger Entwickelung wohl amwenigsten der Wohlklang sein kann; besonders die Soprane habennoch manche Schärfe und Unreinheit zu überwinden. Dieser Mangelwird einigermaßen durch das Streben nach vorsichtiger Zartheit undnach deutlicher Aussprache gutgemacht. Dazu kam noch die Wahl sodankbarer und wenig abgeleierter Chorwerke, wie cS die vonRobert Schumann sind, die zum Teil allerdings tüchtig zuwn geben.Das Hauptstück des Abends war ein wie eine Novität wirkendesweltliches Chorwerk:.DaS Heidekind" von Constanzheblich gestiegen. Eine der blutigsten Gründungen zum Bei-spiel, die Gewerkschaft Hugo, notierte am 1. Januar 1009 2375,jetzt 5450 bis 5500. Wenn die Kaliindustriellen Festessen ver-anstalten, bei denen an einem Abend 13 000 M. verbraucht werden,so kann man von einer notleidenden Kaliindustrie nicht sprechen.Unserer Anschauung nach ist die Industrie in dem Entwurf hin-reichend geschützt, ebenso auch die Interessen der Landwirtschaft, derdaran liegen muß, möglichst billig Kali zu Düngezwecken zuerhalten; und auch für die Gemeinden ist in gewisser Beziehunggesorgt worden. Die Hauptfrage für uns war natürlich dieFürsorge für die Arbeiter.Wir haben diese in der Kommission zuerst angeschnitten und aufGrund unserer Anregungen sind dann die Bestimmungen zum Schutzder Arbeiter getroffen worden. Leider sind unsere ursprüglichen An-träge wesentlich verschlechtert worden. Das Zentrumbeantragte, die Interessen der Arbeiter in anderer Weise zu berück-sichttgen, indem man sie am Gewinn der Kaligewerkschaften beteiligte.Aber schließlich sind nur die Freisinnigen und Sozialdemokratengeschlossen für diesen Antrag eingetreten, während drei Mit-glieder des Zentrums dagegen und nur drei dafürstimmten. Der Antrag wurde also durch daS Zentrum selbst begrabe»(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten), ebenso wie auchunser Antrag auf Schaffung von Tarifverträgen an dem Widerstanddes Zentrums gescheitert ist.(Hört! hört! bei den Sozial»demokraten.) Eine Anregung, die von mir in der Kom-Mission ausging, daß bei der Bemessung der Beteiligungszifferauch die geographische Lage der Kaliwerke Berücksichtigungfinden sollte, ist jetzt durch einen Antrag Ricklin auf-genommen, dem wir natürlich zustimmen werden. HerrRicklin hat den Antrag offenbar gestellt, weil sichdie elsaß-lothringischen landwirtschaftlichen Organisationen sehrentschieden für eine solche Regelung ausgesprochen haben. Wirhaben davon abgesehen, neue Abänderungsanträge in unserem Sinnezu stellen, weil eine Mehrheit dafür doch nicht zu haben sein würde,müssen aber erklären, daß der im Entwurf vorgesehene Arbeiter-schütz das a l l e r m i n d e st e ist, was wir verlangen müssen. JedeVerschlechterung dieser Bestimmungen würde es uns unmöglich machen,dem Entwurf zuzustimmen. Dem Antrag Brockhansen zu 8 1 könnenwir aus formalen Gründen nicht zustimmen, habe» aber eine andereFassung vorgeschlagen, die dasselbe bezweckt.(Bravo! bei denSozialdemokraten.)Abg. Stubbcndorff(Rp.): Trotz schwerer Bedenken gegen mancheBestimmungen der Vorlage wird ein Teil meiner Freunde für dasGesetz stimmen. Für einen anderen Teil ist die Vorlage wegen derin ihr enthaltenen sozialpolitischen Zwangsmaßregeln, in denen einunberechtigter Eingriff in die Freiheit der Unternehmer liegt, un-annehmbar.Präsident Graf Schwerin-Löwitz teilt mit, daß der Antragv. Brockhausen zu 8 1(Unterstellung der«Sonderfabriken" unter dasGesetz) zurückgezogen sei.Abg. Brandys(Pole): Wir erkennen an, daß Mißstände in derKaliindustrie bestehen, die den Wunsch nach gesetzlicher Regelungnahelegen. Das Gesetz enthält jedoch verhängnisvolle Bestimmungen.durch die schlimme Präzedenzfälle geschaffen tverden können. Wirsind Gegner der Staatsallmacht, die durch diese Vorlage befördertwird, und werden daher gegen den Entwurf stimmen, obwohl wiruns an allen Versuchen beteiligen werden, Verbesserungen zugunstender Abnehmer und der Arbeiter in das Gesetz zu bringen.Abg. Kölle(Wirtsch. Vg.): Wir hätten die Regieruligsfassungvorgezogen. Da wir aber im Interesse des Reiches,' der Industrie,der Landwirtschaft und der Arbeiter dringend wünschen, daß über-Haupt etwas zustande kommt, so werden wir auch für die Kommissions-fassung stimmen.— Während die Sozialdemokratie in sehr an»erkennenswerter Weise am Zustandekommen des Gesetzes mitgearbeitethat, hat der F r e i s i n n unter G o t h e i n s Führung ausman ch e st erlichem Doktrinarismus völlig versagt.Abg. Dr. Ricklin(Elf.) erllärt, die Vorlage ablehnen znmüssen, da in ihr die Interessen Elsaß-LothringenS nicht genügendgewahrt, ja geradezu zunichte gemacht werden.Abg. Werner(Antis.) schließt sich den Ausführungen de» Abg.Kölle an.Abg. Gothcm(Fortschr. Vp.) kritisiert es, daß ganz einseitigeBerichte über die Verhandlungen der Kaliloinmission in der Kali-industriellenpresse mit Namensnennung erschienen seien. Rednerpolemisiert des weiteren gegen den Abg. Koelle.In der ersten Lesung hat mir dann der preußische Oberberg-Hauptmann v. Velsen Vertrauensbruch vorgeworfen, weilich eine Aeußerung des verstorbenen Handelsministers Brefeld an-geführt hatte. Dieser Vorwurf ist lächerlich. Denn Herr Brefeld hatdieselbe Aeußerung auch meinem Freunde Schräder gegenüber ohnejede Bindung getan.(Hört! hört!) Im übrigen meine ich, dieHerren Kommissare des Bundesrats werden hierhergeschickt, uni unstatsächliche Auskünfte zu geben und nicht uni gegen einzelne Ab-geordnete persönliche Angriffe zu richten.(Sehr wahr I links.) Wirsehen in dem Gesetz einen bureaukratisch-staatssozialistischen Exzeß,den wir nicht mitmachen.B e r n e k e r, der vor vier Jahren als gewichtiger Führer desMusiklebens in Königsberg starb. Die Komposition schlägt auseiner nicht eben sehr eigenartigen Dichtung von Felix Dahn vielEigenartiges heraus, einschließlich der reichhaltigen Klavierbegleitung�Zahlreiche Solisten wirkten hier sowie bei den unbegleiteten(a oapella) Gesängen vorteilhaft mit. Daß Schumanns burschikose„Romanze vom Gänsebuben" wiederholt werden mußte, war nurein spezielles Beispiel des Erfolges, den der Dirigent und dieSeinen für so viel Wollen und Können mit Recht einheimsten, sr.Notizen.— Theaterchronik. Im königl. Schauspielhausefindet zu ermäßigten Preisen vom 18. bis 30. Mai ein Zyklus vonShakespeares Königsdramen und vom 1. bis 13. Juni einWildenbruch« Zyklus statt. Die ermäßigten Karten für denShakespeare-Zyklus werden nur Freitag, den 13., nachmittags 2 bis4 Uhr, an dem Schalter I, und die für den Wildenbruch-Zyklus nurFreitag, den 27., ausgegeben. Vorbestellungen werden nicht an-genommen.— Eine Frau als Universitätsprofessor in—Preußen. Die Zoologin Dr. Maria v. Linden, die schonlängere Zeit in Bonn an Universitätsanstalten tätig war, ist zumProfessor ernannt worden.— Orchideen-Ausstellung. Die Orchideen-Sektion desVereins zur Beförderung des Gartenbaues veranstaltet am Donners-tag, den 19., und Freitag, den 20. Mai, in den Festsälen deSPreußischen Abgeordnetenhauses eine Orchideen-Ausstellung.— Als nationale Tat wird es in der patriotischen Pressegepriesen, daß in der Walhalla, der kgl. bayerischen Privat-ruhmeshalle bei RegenSburg, in der Ludwig l. von Bayern nacheigenem Ermessen Unsterblichleiten verteilte, nunmehr auch eine BüsteMoltkeS aufgestellt wurde.— Pearys Reisebericht wird zum Herbst von der Buch-Handlung W. Süsserott in Berlin(erfteulicherweise nur in einemBande) herausgegeben werden.Prof. Emil K a u tz s ch ist in Halle gestorben. Der 1841geborene Bibelkritiker ist in weiteren Kreisen bekannt geworden durchdie mit einer Reihe anderer Theologen zusammen veranstaltetewissenschaftliche Uebersetzung des alten Testaments und der so-genannten Apogryphen. Diese Ausgabe, die dem heutigen Standeder protestaniischen Bibelkrittken entspricht, erlaubt auch dem Laien.der sich hierfür interessiert, einen Einblick in die Bibelwissenschastund ist die einzig brauchbare Uebersetzung.