N.MM,. Z. Keilllge des„Amiilts" Sniiiler DslksblM. Heute Mwoch. Zablabend in allen Bezirhen Groß--Berlins . Partei- Hngelegcnbeiten* Zweiter Wahlkreis, Friedrichstadt . Zahlnacht für vuch- drucker, Stereothpeure usw. Mittwoch, den 11. Mai er., abends'/a 12 Uhr, bei Jul. Meyer, Oranienstr. 103. Die Vertrauensleute. Dritter Wahlkreis. Für die Bezirke 157—130 und 259 findet ein gemeinschaftlicher Zahlabend im Gewerkschaftshaus Saal 7 statt. Genosse I. Hildebrand spricht über:„Der Weg zur Macht." Der Vorstand. Friedenau . Der heutige Zahlabend findet umständehalber gemeinsam fj*. alle Bezirke beim Genossen Mechelke, Handjerystr. 60/61, statt. Daselbst u. a. auch Aufnahme neuer Mit- glieder. Der Vorstand. Erkner . Heute Mittwoch, den 11. Mai, abends S'/a Uhr: Mitgliederversammlung. Tagesordnung: 1. Bericht über die Maifeier. 2. Bericht der Frauenkonferenz. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Vereinsangelegenheiten. Der Vorstand. Neuenhagen (Ostbahn). Die Parteigenosten werden ersucht, heut abend 8 Uhr zum Zahlabend bei Wordmann, vormals Wüniche, Bahnhofstratze, zu erscheinen. Der Bezirksführer. ßerUner JMachncbtcn. Aus der preußischen Duma. Tagesordnung: Wahlsünden, genannt: Eisenbahnetat(Kleinbahnen). Anwesend zwei Mann im Bureau, ein halbes Dutzend Abgeordneter im Plenum, die. nachdem sie sich in die Rednerliste haben eintragen lassen, sich bis auf einen— den nächsten Redner— im Restaurant und Lesesaal verkrümeln. Jeder Redner hat die Pflicht, nachdem er die Worte gebraucht: „Ich komme zum Schlu ß", noch solange zu reden, bis der nächste Redner durch den Fraktionsdiener in den Saal gelootst ist. Der Ministerialdirektor, den der Eisenbahnminister zur Vertretung gesandt hat, hat mit seinen Geheimräten und Assessoren die Mehrheit: deshalb vermeidet der an Stelle des ebenfalls der Oede des Hauses wegen geflüchteten.J o r d a n von Kröcher amtierende Herr Vize-Vize-Krause mit nationalliberaler Schläue jede Abstimmung. Von Stunde zu Stunde rücken sechs andere Abgeordnete in das Haus ein und lösen das vorhergehende halbe Dutzend ab, die bereits dem geduldigen Ministerialdirektor des Eisen- bahnministeriums ihre Wahlsünden gebeichtet haben. Der alte Herr hat Verständnis dafür, daß nur die Nichtbewilligung der Wünsche die Wiederwahl des Redners sichern, damit er jedes Jahr mit gleicher„Entschiedenheit" und „E n e r g i e" das Interesse„s e i n e s W a h l k r e i s e s" ver- treten kann. So fließt die Debatte ruhig ohne Aufregung wie dicker Sirup dahin. Jeder Abgeordnete hält folgende Rede(der eine frei- händig ohne jede Apparate, der andere in einer dem Präsidenten mehr oder weniger geschickt versteckten Vor- lesung): „Meine Herren!(Bravo !) Wie alljährlich will ich mit der mir innewohnenden Entschiedenheit und der von mir be- kannten ungcschwächten Energie der Regierung die Wünsche meines Wahlkreises(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten) vorbringen und möchte der Eiseubahnvcrwaltung allerunter- tänigst und gehorsamst dieselbe Bitte unterbreiten, die schon der frühere Vertreter meines Wahlkreises, inein Vorgänger, hier vorgetragen hat(Zuruf von den Sozialdemokraten: Ihr Nachfolger will doch diese Rede auch halten! Rechts und im Zentrum: Sehr richtig!). Meine Herren! In Anbetracht der hohen strategischen und kommerziellen Bedeuwng ist die Sekundärbahn zwischen .... und....(Jeder Abgeordnete nennt einen anderen Namen) ein so dringendes Bedürfnis, daß es u n n a t ü r- lich wäre, und eine tiefe Erbitterung bei meinen Wählern hervorrufen würde, wenn diese Strecke nicht gebaut wird. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Wird sicher ge- baut!) Ich danke der Regierung für diese Zusage(Lachen auf der Journalistentribllne). Es wird in meinem Wahl- kreise die höchste Beruhigung hervorrufen, daß die Bahn ge- baut wird.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Aber wann?) Die Frage interessiert mich schon deshalb nicht, weil ich im nächsten Jahr dieselbe Rede zu halten beabsichtige und ich rechne dabei auf die wohlwollende Unterstützung durch die hohe Regierung(Ministerialdirektor sowie sämtliche Ge- Heimräte und Assessoren nicken mit dem Kopf). Meine Herren! Die Regierung ist einig in dem Bestreben, das durch mich erbetene Interesse meinem Wahlkreise zuzuwenden und kon- statierc ich das in freudiger Erregung vor dem versammelten hohen Hause(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Wo denn?) und dem gesamten Lande. Das hochherzige Entgegenkommen der hohen Regierung gibt mir den Mut, noch mit einer aller- dings sehr brennenden Bitte zu kommen. Meinem ebenso treu zu seinen Wählern gehaltenen Vorgänger war vor 21 Jahren eine Zusicherung gegeben worden, daß für.... (Jeder Abgeordnete nennt einen anderen Namen), ein Torf fleißiger und treuer preußischer Untertanen, eine Haltestelle in„E r w ä g u n g" gezogen werden sollte. Falls die Regie- rung nun, wie ich nicht bezweifele, in absehbarer Zeit ihreni Versprechen näher zu treten geneigt sein sollte, so möchte ich doch von dieser Stelle darauf aufmerksam machen, daß an der Stelle, wo die Haltestelle hingesetzt werden sollte, jetzt in- zwischen ein"rächtiger Fichtenwald gewachsen ist, und bitte ich daher, die Haltestelle etwa einen Kilometer mehr nord- wärts zu verlegen, denn die Eisenbahnverwaltung will sicher nicht in den Verdacht eines Waldvcrwüsters kommen(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Sie wartet gern, bis abgeholzt ist!)... Ich möchte also die Königliche Staatsregierung dringend bitten, die Wünsche des Kreises....(Jeder Ab- geordnete nennt einen anderen Namen), die ich hier die Ehre habe, jedes Jahr vorzutragen, ihrer freundlichen Geneigtheit und ihrem Wohlwollen zu empfehlen, zum Wohle meiner Wähler unk im Interesse meiner Wiederwahl, denn ich hab's versprochen.(Ziveistimmiges, wie von einer kaiserlichen Hupe ertönendes Bravo!) Diese Rede wird von den 217 bis jetzt zum Worte ge- meldeten Rednern gehalten und dann der Titel Eisendahn- anleihegesetz bewilligt. Nachdem die sämtlichen Wahlver- sprechungen und-Sünden erledigt sind, hofft man die Äbge- ordneten in die geistige Verfassung gebracht zu haben, daß sie die Wahlrechtsmißgeburt als das von ihnen gezeugte Kind anerkennen._ Es geht etwas vor. Aus pädagogischen Kreisen wird uns geschrieben: Die Lehrer- kvnferenzen haben sich in diesen Wochen mit der Frage des Deutschunterrichts in den Berliner Volksschulen zu beschäftigen. Auf Veranlassung des königlichen Provinzialschulkollegiums sollte einmal festgestellt werden, wieviel Zeit in den einzelnen Klaffen auf die Anfertigung der schriftlichen Arbeiten des Diktates und Aufsatzes verwendet würde. Der Departementsschulrat hatte nämlich bei seinen Revisionen gefunden, daß der Anfertigung dieser Arbeiten zu viel Zeit eingeräumt würde, und daß darunter das Lesen ungebührlich vernachlässigt werde. Auch wurde Aus- kunft erwünscht über die Erfahrungen mit den vorgeschriebenen Sprachbüchern, die in der Preffe, der Tages- sowohl als auch der Fachpresse, einhellig verurteilt worden sind. Es geht etwas vor. Was, weiß man nicht recht. Die einen befürchten eine Ver- kürzung des Deutschunterrichtes zugunsten der Einführung einer dritten Turnstunde. Andere erhoffen eine Vermehrung der Stundenzahl für das Deutsche . Allgemein ist man in der Lehrer- schaft der Meinung, daß eher eine Vermehrung als eine Vermin- derung der Deutschstunden notwendig ist. Wer einmal Gelegenheit gehabt hat, die kläglichen Resultate im Deutschen an den der Schule entwachsenen Volksschülern, die nicht mehr am Gängelbande der Schule gehen, beobachten zu können, der wird eine Vermehrung der Stundenzahl im Deutschen nur mit Freuden begrüßen. Die Fortbildungsschule, die bei der knapp bemessenen Zeit ihre Schüler nicht so gängeln kann wie die Volksschule, weiß ein Lied zu singen über die mangelhaften Fer- tigkeiten der ehemaligen Volksschüler im Deutschen . Sie hat kein Interesse daran, dies zu vertuschen. Unseren Volksschülern fehlt die Sicherheit im mündlichen und schriftlichen Gebrauch der Muttersprache namentlich im Rahmen des praktischen Lebens. Und fürs Leben sollten sie doch in der Schule lernen, nicht für Deko- rationszwecke der Schule. Es fehlt der Schule noch viel an der Richtung aufs Praktische. Bei Aufstellung neuer Lehrpläne sollte man außer den Lehrern Männer der Praxis hören und ihre Wünsche und Anregungen berücksichtigen. Man mache ein- mal einen Strich durch die Lesebücher von Anno dazumal auch im neueren Gewände. Man wähle für die Lektüre auf der Ober- stufe oder mindestens der 1. Klasse eine Zeitung. Man knüpf« hieran Sprech- und Vortragsübungen und man wird weiter kommen. Man verbiete auch den jetzigen grammatischen Unterricht mit seinem geistlosen Auswendiglernen von Regeln und längstver- gessenen Wörtergruppen, als ob je ein Mensch seine Muttersprache durch solche Dinge erlernt hat. Daß unsere Sprache sich in ganz bestimmten Bahnen und Ziegeln bewegt, ist eine Tatsache, die man später gefunden hat i�nd die ganz interessant ist. Deshalb mag sie am Schluß des Deutschunterrichtes gelehrt werden. Sie aber vorher zu geben und zum Gegenstand von Uebungen zu machen in einem Alter, in dem das Kind die Sprache erst erlernt, heißt die Zeit totschlagen. Es geht etwas vor. Hoffentlich im Sinne der obigen Zeilen und zum Heile der Jugend._ Zwei zusammengebundene Mädchenleichen wurden gestern vor- mittag am Luisenufer hinter der Gasanstalt II aus dem Kanal ge- landet. Als man die eine an der Oberfläche schwimmen sah und herauszog, fand man an ihr einen langen Strick und glaubte zu- nächst, daß das ertrunkene Mädchen diesen dazu benutzt habe, um sich beim Selbstmord mit einem Stein oder einem anderen Gewicht zu beschweren. Es ergab sich jedoch, daß an dem anderen Ende eine zweite Mädchenleiche befestigt war. Auch diese wurde nun gelandet und geborgen. Die Persönlichkeiten der Ertrunkenen sind als die 15 Jahre alte Tochter Elisabeth des Rohrlegers Klein aus der Reinickendorfer Straße 37 und die ebenso alte Lucie Schnittentorp aus der Sparrstraße 25 fest- gestellt worden. Beide Mädchen waren in dem Spielwarengeschäft von Mandel in der Prinzenallee 59 tätig und verkehrten auch sonst miteinander. Am 27. April blieben fie abends länger auS, als ihre Eltern ihnen erlaubt hatten. Sie erlvarteten dafür Strafe, taten am anderen Tage wohl so. als ob fie nach dem Geschäft gingen, blieben aber dort weg und kehrten auch nicht wieder nach Hause zurück. Sie sind ohne Zweifel gemeinsam in den Tod gegangen. Der Strick, mit dem sie sich zusammenbanden, hat sich im Wasser wohl gelockert und so verlängert. Schwindler aller Art treiben seit einiger Zeit wieder ihr Un- Wesen. Einer, der sich Dr. Jeppmann oder Dr. Guttmann nennt, sieht die Zeitungen auf Unfälle durch. Er besucht dann die Verunglückten in ihrer Wohnung, stellt sich ihnen als Arzt vor, be- hauptet, daß er voit irgendeiner städtischen Anstalt komme, unter- sucht die Verletzungen, bescheinigt den Befund, schreibt ein Rezept und läßt sich dafür bezahlen. Kennen die Verunglückten Zeugen des Unfalls, so macht der..Arzt" auch diesen seinen Besuch, deutet an, daß sie vielleicht auch unmittelbar oder mittelbar, etwa durch Schreck, in Mitleidenschaft gezogen worden seien, untersucht auch sie und läßt sich auch von ihnen für seine Bemühungen Geld geben. Auf diesen plumpen Schwindel find schon viele Leute hin- eingefallen. Der Schwindler ist mittelgroß, hat dunkles Haar, ein bartloses Gesicht und Schmisse im Gesicht und auf dem Kopf, wo sie unter dem kurzgeschnittenen Haar deutlich zu sehen sind. Die Gesellschaft zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit hat ein anderer Schwindler geschädigt. Die Gesellschaft hatte anfangs März eine Anzahl Eintrittskarten für die Redoute Fre- dericiana der akademischen Lesehalle zum Vertrieb übergeben. Bei der Abrechnung ergab sich, daß ein Schwindler mit einem gefälschten Brief den Erlös zu Unrecht abgehoben hatte. Der Brief trug auch noch den Gummistempel: Ballbureau, Bellevuestraße Nr. 12. Zu Frauen, deren Männer sich auf ihrer Arbeitsstelle befinden, kommt seit einiger Zeit ein Mann in der Maske eines Freundes der Männer. Er redet jeder Frau vor, daß er gekommen sei. um ihrem Manne eine gute Stellung zu verschaffen, bedauert, daß er den Mann nicht zu Hause trifft, empfiehlt sich, erscheint aber nach einiger Zeit wieder und borgt sich jetzt von den Frauen 29 bis 30 Mark, weil er in der Nähe Einkäufe zu machen habe. Zum Unterpfand gibt er eine goldene Uhr, die zu spät als wertlose Nepperuhr erkannt wird. Eine Polizeihundprüfung ist gestern auf der Hindernisrenn- bahn Karlshorst vorgenommen worden. Ein Bericht über die unter Leitung des Polizeimajors Klein-Berlin stehende Veranstaltung besagt:„Die den Prüflingen gestellten Aufgaben erstreckten sich auf Nasenarbeit, Gehorsamsübungen und Arbeiten an einem Ver- brecher. Den Reigen eröffnete der bekannte Berliner Schäferhund „Frack", der sich auf Einbrechcrsuchen schon bewährt hat. Gleich beim Beginn der Prüfung schien der sonst so treffliche Hund auf den» nassen Rasen nicht spursicher zu bleiben. Auf eine fremde Mannesspur gesetzt, schlug er wiederholt Haken und schien zu «faseln", doch korrigierte er sich immer wieder selbst«ch brachte schließlich auch den vermißten Mann. Sehr Gutes leistete er im Rapportieren und Klettern über eine 2Z� Meter hohe Holzwand, im Betoachen von Gegenständen und bei der Festnahme und dem Transport eines Verbrechers. Heiterkeit erregte es, als der Hund verschmähte, aus fremder Hand ein Paar verführerische Würstchen entgegenzunehmen. Der zweite Prüfling war der Arredaleierrier „Uork" aus Iserlohn . Nicht so schneidig wie„Frack", sondern ruhig erledigte er sein Pensum gleichfalls befriedigend, nur ging es ihm mit der Spurficherheit bei der Nässe noch übler als seinem Kollegen „Frack". Er umkreiste den großen Teich, verlor aber die ihm auf- gegebene Spur." Wir geben den vorstehenden Bericht unter allem Vorbehalt wieder, da ja bekannt ist, in welcher Weise die„Erfolge" der Polizeihunde systematisch vergrößert werden. Angeschossen nnd schwer verletzt wurde in der letzten Nacht der Feuermann Spitzer, ein unverheirateter junger Mann von der 2. Kompagnie der Berliner Feuerwehr. Spitzer, der in der Posener Straße wohnt, kam von der Theaterwache im Schiller-Theater durch die Frankfurter Allee . Vor dem Hause Nr. 114 bemerkte er einen großen Menschenauflauf. Er trat näher und sah wie ein Zivilist. der ihm unbekannte Polizeiagent Kramm, mit einem Revolver sich der auf ihn eindrängenden Menge zu erwehren suchte. Spitzer ver- suchte nun. um Unheil zu verhüten, dem Polizeiagenten den Revolver zu entreißen. Hierbei erhielt Sp. einen Schuß in den Oberschenkel. Der Schwerverletzte wurde nach dem Krankenhause am FriedrichShain gebracht und dort verbunden. Die erregte Menschenmenge wurde von der Polizei zerstreut. Der Polizeiagent, der einen Mann sistieren wollte, wurde in Schutzhast genommen. Der Borfall hatte gegen 11 Uhr die ganze Gegend in Auftegung versetzt. Der Mißbrauch Polizeibeamter , bei jeder Gelegenheit den Revolver zu benutzen, artet in eine öffentliche Gefahr aus. Ein falscher Kriminalbeamter, der in der letzten Zeit viele Gast- und Schankwirte in Schöneberg und den westlichen Bororten geprellt hatte, wurde gestern morgen in der Gneisenaustraße fest- genommen. Es ist ein früherer Privatdetektiv Westphahl, der schon längere Zeit von gewerbsmäßigem Schwindel lebte. Westphhal be- suchte Gast- und Schankwirte, die nur die sogenannte halbe Kon- zession haben und stellte sich als Kriminalschutzmann,-Wachtmeister oder-Kommissar vor, der gekommen sei, um den Betrieb zu re- vidieren. Wenn Verstöße vorlagen, so ließ er mit sich reden und drückte für Geld und gute Worte ein Auge zu. So„erlaubte" er es zum Beispiel, auch bei halber Konzession Schnaps auszuschenken, woran den Wirten viel gelegen ist. In einem Falle machte er durch einen Telephonschwindel den Wirt zu einem Pump geneigt. Er stellte sich als Kommissar vor und fiagte den Wirt, ob einer seiner Beamten für ihn Geld abgegeben habe. Als das verneint wurde, ging er weg und sagte, daß er noch einmal wiederkommen werde. Sollte der Beamte kommen, so möge der Wirt das Geld annehmen. Nach einiger Zeit wurde der Wirt an den Fern- sprecher gerufen. Es meldete sich das Polizeipräsidium Schöneberg . Dieses fragte den Wirt, ob der Herr Kriminalkommissar da sei. Auf die Mitteilung, daß er eben weggegangen sei, wurde der Wirt gebeten, dem Herrn Kommissar, wenn er wiederkommen sollte, zu sagen, er möge sein Dienstaufwandsgeld persönlich vom Polizei- Präsidium zu Schöneberg abholen. Bald erschien nun der angeb- liche Kommissar wieder und zeigte einige Verlegenheit, als ihm der Wirt mitteilte, was das Präsidium gesagt habe. Der Herr Kommissar hatte noch dringende Nachforschungen anzustellen, zu denen er sofort Geld brauchte. Es bedurfte nur dieser Andeutung und schon gab ihm der Wirt, was er verlangte. Als Westphal gestern morgen in der Gneisenaustraße einen ähnlichen Schwindel versuchte, wurde er entlarvt und festgenommen. Das„Polizeipräsidium in Schöneberg " am Fernsprecher war der Schwindler selbst gewesen. Roosevelt , der ExPräsident der Vereinigten Staaten , ist gestern von Stockholm kommend, in Berlin eingetroffen. Da eine an- gekündigte Zugverspätung wieder eingeholt worden war, hatten sich noch nicht alle zum Empfang bestimmten Herren eingefunden. Besonderes Pech hatte der amerikanische Botschafter. Er kam zum Bahnhof, als Roosevelt bereits auf dem Wege nach der amerikanischen Botschaft war. Roosevelt will in der Universität einen Vortrag halten, koste es was es wolle. Er hat nämlich erst in Stockholm als Träger des Nobelpreise? in Friedensftogen eine Rede reden müssen und ist jetzt heiser. Ein gefährlicher Brand, bei dem mehrere Personen in größter Lebensgefahr schwebten, kain aus noch nicht genau festgestellter Ur- fache, angeblich durch Umfallen einer Petroleumlampe, in einer Tapeziererwerkstatt der Möbelhändlerin O. Stargardt in der Neuen Königsttaße 29, an der Wadzeckstraße, gestern früh um 4 Uhr zmn Ausbruch. Die Flammen fanden an den Polstennaterialien, be- sonders am Werg, schnell reiche Nahrung. In wenigen Minuten stand diese Werkstatt mit den darüber liegenden und angrenzenden Räumen des linken Seitenflügels in großer Ausdehnung in Flammen. Eine Frau mit zwei Kindern wurde von Hausbewohnern noch vor Eintreffen der Feuerwehr über eine Leiter in Sicherheit gebracht. Die übrigen Hausbewohner retteten sich über die Treppen. Als die teuerwehr erschien, brannte schon das zweite und dritte Stockwerk. 'a die Treppen nicht mehr zu passieren waren, ließ Branddirektor Reichel über drei Hakenleitern angreifen. ES gelang durch kräftiges Wassergeben durch drei Schlauchleitungen den Brand auf den linken Seitenflügel zu beschränken. Dieser ist fast ausgebrannt. Gesperrt ist die Voltairestraße(verlängerte Magazinstraße) von der Alexanderstraße bis zur Dirckscnstraße behufs Asphalt«» rung vom 18. d. Mts. ab bis auf weitere». Vorort- IVachrichten. Ichöneberg. Aus der Stadtverordnetenversammlung. Zunächst nahm Stadtverordneter L u l a y das Wort zu einer Interpellation an den Magistrat, worin um Auskunft über die Abweisung eines Schwer- verletzten au« dem hiesigen Krankcnhause ersucht wird. Der Vor« gang, der schon einige Tage zurücklag, ereignete sich am Kaiser« Wilhelm-Platz, Ecke Hauptstraße. Dort stieß eine Autodroschke gegen den Bürgersteig und fuhr gegen die dort ausgestellte Anschlagsäule. Hierbei wurde ein junger Mann schwer verletzt. Nachdem ans der Unfallstation ein Notverband angelegt worden war, wurde um Auf- nahine in das Krankenhaus ersucht. Die Aufnahme wurde verweigert und nun mußte der Schwerverletzte nach Berlin in das Moabiter Krankenhaus transportiert werden. Die Llbweisung des Schwerverletzten aus dem hiesigen Krankenhause soll angeblich auL dem Grunde erfolgt sein, weil für derartige Fälle keine Betten vor- gesehen seien und außerdem der Betteffende in Wilmersdorf wohne.. Mit Recht wurde darauf hingewiesen, daß eS nicht darauf ankomme, wo der Hilfesuchende wohnt, sondern daß sofort Maßnahmen ge- troffen werden, um Verunglückten zu helfen. Per Verletzte sei schuldlos, daß es noch Städte gäbe, deren Vertvaltungen noch kein eigenes Krankenhaus erbauen ließen. Stadrrat Leidig erwiderte: Die Krankenhausverwaltung sei angewiesen, daß für derartige Borkonunniffe, besonders für Schwer- verletzte, stets einige Betten zpr Verfügung stehen. Wird jemand
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