zur Antwort, daß er lein Recht hätte, das zu berweigern, denn!ReichÄtagsreden könne jeder abdrucken. Später ist dem GenossenBebel die Rede mit der Bitte um Korrektur zugesandt worden; Bebelhabe diese vorgenommen, aber ausdrücklich, und zwar zweimal,verlangt, der Ueberschrift auch die Bezeichnung als Rede zu gebenund das Datum hinzuzusetzen, an dem die Rede gehalten wurde.Tiesem Verlangen kam der Verlag nicht nach; es wurde dadurch derEindruck aufrechterhalten, als ob Genosse Bebel Mitarbeiter der«Diskussion" sei.Die Korrektur einer ReichStagsrede, deren Abdruck Genosse Bebelniemanden, verbieten kann, ist doch wohl etwas anderes als das,was man gemeiniglich unter Mitarbeit versteht.Militärische Erziehung.Wegen zahlreicher roher Soldatenmitzhandlungen hatte sich derSergeant Stefan Kraus von Bamberg, der bei der 4. Batteriedes 3. Fcldartillerie-Regimentes diente, vor dem Kriegsgericht inMünchen zu verantworten. Kraus ivird beschuldigt, in 14 FällenLeuten seiner Batterie Schläge in das Gesicht und auf den Kopfversetzt zu haben. In drei Fällen befahl er auch Untergebenen,aus dem bereits in der Düngergrube befindlichen Stallmist winzigeStrohhalme herauszusuchen. Ganz besonders hatte es der An-geklagte auf die Rekruten abgesehen. Während einesganzen Jahres forderte er die älteren Mannschaften fasttäglich auf, die Rekruten»zu schlagen", und die„Alten" er-füllten den Wunsch des Angeklagten nach Kräften. Sie traktiertendie Rekruten fortgesetzt mit Ohrfeigen. Auch mit Bügelringen undRiemen schlugen sie auf die jungen Mannschaften ein. Mit Bezugauf den Rekruten Hartmann meinte der Angeklagte zu den älterenMannschaften:„Er mutz Euch den Laufburschen machen, sonst hautIhr ihn."— Als sich einer der Rekruten einmal beschweren wollte,schenkte ihm der Sergeant Kraus 2 M., damit er die Anzeige unter-lasse.— Außerdem war der Angeklagte einer Meineidsverleitungbeschuldigt. Als im Laufe der Voruntersuchung einer der Re-kruten als Zeuge vor den die Untersuchung führenden Kriegs-gerichtsrat geladen wurde, soll Kraus zu ihm geäußert haben,»ersolle sagen, er wisse nichts". Der Nachweis für die angenommeneMeineidsverleitung konnte jedoch nicht erbracht werden, weshalb indieser Hinsicht Freisprechung erfolgte. Wegen der übrigen Reatewurde der Angeklagte zu 4 Monaten 15 Tagen Gefäng«nis verurteilt. Außerdem wurde auf Degradation erkannt.Von der erlittenen Untersuchungshaft wurde 1 Monat in Anrech-nung gebracht,_Schweiz.Ein Erfolg.Zürich, 9. Mai. sEig. Ber.) Bei den gestern in Bern statt-gefundenen Kantonsratswahlen hat unsere Partei einen schönenErfolg erzielt und die erbärmliche Gewaltpolitik der verbündetenFreisinnigen und Konservativen vereitelt, Von 26 Vertreternder Stadt Bern im Kantonsrat sollte die sozialdemokratische Par-tei, die die stärkste von allen drei Parteien ist, keinen einzigen er-halten. Bis jetzt hatte sie einen Vertreter und den wollten nun diebürgerlichen Gewaltpolitiker aus dem kantonalen Parlament hin-auswerfen. Es ist aber erfreulicherweise anders gekommen. UnserePartei hat 7 Sitze erobert, zu dem bisherigen einen noch 6 Sitzehinzu, während die Freisinnigen 14 und die Konservativen 5 Sitzeerhalten. Damit hat zwar die Arbeiterschaft nicht die ihr gebüh-rende Vertretung, aber sie hat doch die schamlose bürgerliche Eni-rechtungspolitik erfolgreich zurückgewiesen.Frankreich.Wechsel im Kriegsministerium.Paris, 11. Mai. Die Gerüchte, das Ministerium Briandbeabsichtige zurückzutreten, sind unrichtig. Nur KriegsministerBrun dürfte aus Gesundheitsrücksichten aus dem Ministeriumscheiden und durch einen anderen General ersetzt werden.—Spanien.Die Wahlen.Madrid, 11. Mai. Nach den letzten Statistiken sind gewählt:22SLiberale, SS Konservative, 48 Republikaner,8 Karlisten, 8 Katalanisten, 2 Unabhängige, 2 Inte«g r i st e n und 2 Sozialisten. DaS definitive Resultat dürfte nichtvor Donnerstag bekannt werden. In Campo de Cuellar kam es zu einerSchlägerei, wobei es einen Toten und 13 Verletzte gab. InCaroline gab es einen Toten und in Adiz(Provinz Navarra)11 Verwundete. Die Frauen haben im allgemeinen auf dieWahlen eüien großen Einfluß ausgeübt. In zahlreichenGruppen zogen sie durch die Straßen und schleppten die Wähler zuden Wahllokalen.Das Blatt„El P a i S' erzählt einen kuriosen Zwischenfall: Ineiner der Sektionen des Arbeiterquartiers erschien die Frau einesArbeiters an der Wahlurne, um für ihren schwer erkrankten Mann zuwählen. Sie brachte ein ärztliches Zeugnis bei, das auch von denWahlvorstehenr akzeptiert wurde. Es ist das erstemal, daß inSpanien eine Frau gewählt hat.Gegen Wahlfälschungen.Granada, 11. Mai. Hier herrscht eine lebhafte Erregung überdie Wahlniederlage des republikanischen Kandidaten Leo.nardo Ortega, welche Wahlfälschungen zugeschrieben wird.Zahlreiche Kaufleute haben ihre Läden geschlossen; der Ver»lehr der Straßenbahn ist eingestellt. Die Polizei zerstreute mehrereAnsammlungen.Snglanä.Die veraltete Eidesformel.London» 11. Mai. Dem Bernehmen nach hat die Regierungbeschlossen, in dieser Session einen Gesetzentwurf einzubringen, durchden die Erklärung des Königs bei seiner Thronbesteigunggeändert werden soll. Es sollen gewisse Wendungen aus-geschaltet werden, welche von den römischen Katholiken alseine Beleidigung angesehen werden.Die fragliche Erklärung geht dahin, daß der neue König nichtdem römisch-katholischen Glauben angehört, und wurde zuerst beider Thronbesteigung des Königs Wilhelm und der Königin Mariaim Jahre 1689 abgegeben. Die römischen Katholiken habenfrüher schon häufig versucht, die Ausschaltung der Worte zu erreichen.welche die Gebräuche der Kirche von Rom als abergläubischund götzendienerisch bezeichnen.Thronwechsel und innere Politik.London, 11. Mai. Das offizielle Bursau der Regierungs-einpeitscher hat im ganzen Lande Befehl gegeben, keinepoliti-schen Versammlungen abzuhalten, bis die Beisetzung desKönigs Eduard erfolgt ist. Die in Manchester geplante Kund-gebung, an welcher über 100 Ovo Personen teilnehmen sollten undin welcher Lloyd George als Hauptredner auftreten sollte,ist endgültig abgesagt worden. Auch die Oppositions-Parteien haben in Versammlungen in der letzten Zeit be-schlössen, alle politische Arbeit bis nach der Beisetzung des Königsruhen zu lassen und haben im Lande eine ähnliche Matzregelbekanntgegeben. Man glaubt, daß eine Verständigungzwischen der Regierung und den Führern der Opposition vor-bereitet worden ist. Man will nämlich verhindern, daß in dennächsten Jahren Neuwahlen notwendig werden und hat sichzu diesem Zweck mit den Oppositionsparteien in Verbindung gesetzt,um eine Verständigung, über die allerdings erst in einigen Wocheneenaperes bekanntgegeben werden wird, herbeizuführen.Ciirhd.Albanien und Kreta.KonpantinoPel, 11. Mai. Nach einer Depesche des Kriegs-nunisterS aus Üsküb erlitten die A u f st ä n d i s ch e n in den letztenKämpfen um Budakovo und Eranlievo große Verluste. Aufder Seite der Truppen sind zwei Offiziere und acht Soldaten ver-wundet.Die türkische Presse tadelt die Eidesleistung derkret i sch en Kamm er heftig. Sie hofft, daß die Schutzmächteda? Nötige veranlassen werden. T a n i n empfiehlt der öffentlichenMeinung, kaltes Blut zu bewahren und gibt der Hoffnung Ausdruck,die Mächte würden die Gelegenheit benutzen, um die Kretafrage end-gültig gemäß den türkischen Rechten zu lösen.China.Neue Unruhen.London, lt. Mai. Nach Meldungen aus Peking sind iüA uencha u Unruhen ausgebrochen. Die Gebäude der China-Jnlandmission sind zerstört. Einzelheiten fehlen, da die Tele-graphendrähte zerschnitten worden sind. Die Missions-station Fuenchau steht unter der Leitung der WürttembergischenLiebenzeller Mission.Parlamentarisches.In der Justizkommisfion des Reichstage?führten die KZ 58 und 59 der Strafprozeßordnung zu einer längerenDebatte. Diese Paragraphen bestimmen die Ausnahmen, bei denenein Zeuge nicht vereidigt wird. Unsere Genossen beantragten, auchdann die Vereidigung eines Zeugen nicht vorzunehmen,»wenn derZeuge zur Zeit seiner Vernehmung oder zur Zeit des Vorganges,über welchen er Auskunft geben soll, wegen Geisteskrankheit ent-mündigt war". Dieser VerbessernngSantrag wurde in seinem erstenTeil in der Form:„wenn der Zeuge zur Zeit seiner Vernehmungwegen Geisteskrankheit entmündigt ist" angenommen.Nach Erledigung der K§ 60 und 61 setzten lebhafte Diskussionenbeim Z 62. der die Eidesformel festlegt, ein. Zu diesem Para-graphen lagen Abändernngsanträge von unseren Genossen und denFreisinnigen vor, die die religiöse Eidesformel dyrch eine nicht«religiöse Grundeidesformel ersetzen wollen, zu der diereligiösen Zusätze zu machen dem Zeugen vorbehalten bleiben soll.Das Zentrum beantragte, daß der religiösen Eidesformel noch einereligiöse Bekräftigungsformel als Zusatz angefügt werden könnte.Bei der Abstimmung wurden alle Abänderungsanträge abgelehntund der§ 62 in der Fassung der Regierungsvorlage ange-n o m m e n.Hus der Partei.Alle bisherigen Sozialistentöter übertrumpft! �Auf der Grenze der beiden Wahlkreise Nordhausen undSchwarzburg-Sondershausen liegt der Ort Großberndten,zum Kreis Nordhausen gehörig. Ein betriebsames Völkchen wohntin diesem weitab von allem Verkehr gelegenen Ort. Aus ihm wan-dern zu Beginn des Frühjahrs eine größere Anzahl Bewohner nachWestfalen oder nach Erfurt und Nordhausen, um als Maurer undBauarbeiter ihr Brot zu verdienen. Ein Teil hat auch in der inder Nähe gelegenen Kaliindustrie Beschäftigung— tvcnn auchnicht allzu lohnende— gefunden. Die Arbeiter des Ortes sind ge-werkschaftslich organisiert; leider fehlte bis jetzt jede volitischeOrganisation, wenn auch das politische Leben recht lebendig war.Um auch de» jüngeren Arbeitern Gelegenheit zur Bildung zugeben, war vor mehreren Jahren ein Bildungsverein gegründetworden, der über eine ansehnliche Bibliothek verfügt. Jetzt endlichgingen die Genossen auch daran, einen sozialdemokrati-s ch e n V e r e i n zu gründen, um sich selbst mehr an der politischenArbeit zu betätigen und die bisher erzielten Erfolge bei der Ge-meinderatslvahl auszunützen. Nach Vorschrift deS VeremsgesetzeSmeldete der Vorsitzende den neuen Verein bei der Polizeibehördean. Die Empfangsbestätigung war etwas eigenartig. ES heißtdarin:„... Ferner gebe ich Ihnen anHeim, ob«S nichk ratsamerund für unsere örtlichen Verhältnisse viel richtiger wäre, wennder unter Ihrer führenden Leitung stehende sozialdemokratischeVerein sein politisches Parteiprogramm aufgeben und sich ineinen evangelisch-christlichen Arbeitervereinohne politischen Zweck umwandeln würde. DieSwallen Sie, bitte, gefälligst Ihren Vereinsmitgliedern unter-breiten und mir den Beschluß hierüber mitteilen.>Der Amtsvorsteher: I. Lorenz."Es gibt Wahrhaftig kein einfacheres Mittel zur Sozialisten.Vernichtung. Man braucht die Erfindung. des AmtsvorstehersLorenz in Großbernten nur in die preußisch-deutsche Verwal-tungSpraxis zu übertragen und die Sozialdemokratie hat auf-gehört zu existieren. Vorausgesetzt allerdings, daß die väterlichErmahnten der freundlichen Anregung Folge leisten. Dafür kannallerdings keine Garantie geleistet werden!Doch die Sache hat auch ihre ernste Seite. Man kann sichnach dem amtsvorsteherlichen Erlaß eine Vorstellung davon machen,was dienigen von der Behörde zu erwarten haben, die sich ineinem solch abgelegenen Ort mit ihrer sozialdemokratischen Ge-sinnung hervorwagen und den»freundlichen Ermahnungen" nichtzugänglich sind. In Großberndten werden freilich alle Polizei-Praktiken nicht verfangen, dazu ist die dortige Arbeiterschaft zugeschult und in zu engem Kontakt mit der Arbeiterbewgung dervorgeschritteneren Gebiete._Gemeindewahlsieg.In Merseburg, dem Sitz der Regierung für den gleich-namigen Bezirk, waren bei der Ergänzungswahl im Herbst vorigenJabreS in der dritten Abteilung unsere Genoffen siegreich gewesen.Bier Mandate fielen ihnen zu. Die„liberalen" Gegner entdecktennun, daß bei der Auslegung der Wählerlisten vom Magistrat einFehler gemacht worden sei, infolgedessen die Wahl für ungültig er«klärt wurde. Dieser sehr unwesentliche Fehler ist jahrzehntelangwiederholt worden und wurde nicht bemerkt, solange in der drittenAbteilung bürgerliche Stadtväter gewählt wurden. Am 10. Maifand nun wiederum Wahl statt, bei der die vier Mandate vonneuem von unseren Genossen erobert wurden.Unsere Kandidaten erhielten rund 740 Stimmen, die Gegner nur600, obwohl sie kein Mittel unversucht ließen. Unsere Stimmenzahlhat sich seit dem Herbst um 200 gehoben.Wie sozialdemokratische Gemeindevertretcr abzuwägen find!Jetzt kommt die Sache Wetzell So kündigte in derletzten Gemeinderatssitzung in Wickede in Westfalen der Gemeinde-Vorsteher den nächsten Punkt der Tagesordnung an. Die SacheWetze! betrifft unseren Genoffen Wetzet, der schon vier Jahredas Amt eines Gemeindeverordneten inne hat. Nach Aufruf derSache meinte der Gemeindevorsteher, er, Wetzel, mögewährend der Verhandlung abtreten. Man einigte sichdahin, daß Wetzel während der Verhandlung anwesend bleibenkönne. Und dann wurde in der Sache ein Schreiben desHerrn Landrats verlesen, in welchem die Frage gestelltwird, ob Wetzel vor vier Jahren als Gemeinde-verordneter verpflichtet worden sei. Sei dasnicht geschehen, dann wäre damit der gang«bar sie Weg gezeigt, um jetzt noch MetzelsWahl für ungültig zu erklären. Sollte wider Erwartendie Wahl dann mcht für ungültig erklärt werden, dann solle derGemeindevorsteher gegen die Gemeindevertretung beim KreisausschußKlage führen. Das ist in der Tat ein ganz neues Ver-fahren, unbequeme Genieindeverordnetcn zu entfernen. D erHerr Landrat glaubt wohl annehmen zu dürfen, daß in den Land-gememden es nnt der Zeremonie der Verpflichtung nicht so genaugenommen wird und knüpft daran seine Hoffnung. Borläufig istanzunehmen, daß die Berechnung daneben geht uud der HerrLandrat sich verspekuliert hat. Die Gemeindevertretung hat dieBeschlutzfassung vertagt._Soziales*Folgen der Rentenknapscrek.Der Vorstand der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft weist froh-lockend auf die„bemerkenswerte und erfreulick� Tatsache" hin, daßdas Umlagesoll diesmal um zirka 100 000 M. geringer sei als imVorjahre. Die Nnfallentschädigungen seien um zirka 60 000 M.zurückgegangen und auch bei den Verwaltungskosten sei eine Er-sparnis erzielt worden Ü908 sind 2 881813,36 M. Entschädigungengezahlt). Der Geschäftsführer weist darauf hin,„daß die erhöhtenAufwendungen für Unfalluntersuchungskosten im Jahre 1968 durchdie anläßlich der Rentenempfängerkontrolle eingeholten zahlreiche»ärztlichen Gutachten bedingt gewesen, und auch der Rückgang derEntschädigungen zum größten Teile aus diese Maßnahme, derenErfolg erst im Jahre 1909 in die Erscheinung treten konnte, zurück-zuführen sei."Man hat also die Aerzte in erhöhtem Maße mobil gemacht,um einer ganzen Anzahl armer Verletzter, die sich im sicheren Be-sitze einer kleinen Dauerrente glaubten, die kargen Pfennige wiederabzujagen.Dies Geständnis des Geschäftsführers ist recht wertvoll.Auch an den Gehältern der Angestellten im Hauptbureau derGenossenschaft wird ähnlich geknapst.„Der Vorsitzende," heißt es in dem Bericht,„erklärt, daß seiner-seits alles Mögliche geschehe, um Ersparnisse an Pettvaltungskostenzu erzielen und die vorhandenen Beamtcnkräfte entsprechend aus-zunuven."Diese„entsprechende Ausnutzung" spricht den einfachsten Aor-dcrungen der Sozialpolitik L>ohn. Es werden junge Leute, die ocmNamen noch als Lehrlinge eingestellt waren, um deren Ausbildungsich aber niemand genügend kümmert, wieder entlassen, nachdemsie jahrelang für ein Butterbrot„ausgenutzt" worden sind. AuchFamilienväter, dre eine Reihe von Jahren Dienst getan haben, sindaus die Straße gesetzt worden und als Ersatz Konfirmandinnenengagiert! Nach uns zugehenden Berichten werden die Angestelltennicht nur„entsprechend ausgenutzt", sondern auch„entsprechendbehandelt". Insbesondere der fromme Vorsitzende Fedkenhauer,Mitglied des Kirchenrats, legt auch altgedienten Beamten gegen-über ein Benehmen an den Tag, das von nichts weniger als so- �zialer Einsicht oder Rücksicht zeugt.Wichtigkeit von Zeuge» für Unfälle.Der Schleifer Oswald W. erlitt am 29. August 1908 dadurcheinen Betriebsunfall, daß er beim Heruntergehen in die Werkstatt,die im Keller gelegen war, auf den schlüpfrigen Steinstufen aus-rutschte und 9 Stufen hinunterfiel. W. hatte an dem Unfalltageseine Arbeit angetreten und war daher mit den Ocrlichkeiten nichtgenügend vertraut.— Von dem Fall setzte W. den Schleifermeisterund seine Kollegen in der Werkstube in Kenntnis, denen er seinenbeim Fall lädierten Arm zeigte. Der Fall erschien nicht wesentlich.Erst nach einiger Zeit stellten sich Folgen ein, die die Erwerbs-fähigkeit beeinträchtigten. Der linke Arm schwoll an, W. mußtesich in ärztliche Behandlung begeben.Die Norddeutsche Metäll-Berufsgenossenschaft, bei der W. dannAnspruch auf Entschädigung stellte, wies denselben ab, da nicht er»wiesen sei, daß W. einen Betriebsunfall erlitten habe. Auf ein-gelegte Berufung vernahm dann das Schiedsgericht für Arbeiter-Versicherung Stadtkreis Berlin in mehreren Sitzungen die Kollegendes W. und den Schleifermeister. Durch deren Aussagen wurdendie Aussagen des W. bestätigt. Die Berufsgenossenschaft erklärtesich nunmehr zur Zahlung einer Rente bereit.Hätte in dem vorliegenden Fall der Verletzte die Zeugen nichtsofort von dem Unfall in Kenntnis gesetzt, so hätte er wahrscheinlichmit seinem Anspruch auf Entschädigung abgewiesen werden muffen.Wir fügen dieser Schilderung die Wiederholung unserer Mahnungbei, von einem Unfall, selbst wenn die Erwerbsfähigkeit nicht be-einträchtigende Folgen sich nicht sofort zeigen, den Kollegen Kenntniszu geben, damit für den Fall einer Verschlimmerung der Beweisdes Unfalls geführt werden kan.Em Industrie und Kandel.(Siehe auch 1. Beilage.)Absatzmangel.Die Laufitzer Braunkohlengruben leiden unter starkem Absatz-mangel. Ein Werk ist schon außer Betrieb gesetzt, zwei weitere sollendemnächst ebenfalls die Produktion einstellen. Man glaubt, daß mitdiesen Maßnahmen das Verhältnis zwischen Erzeugung und Absatznoch nicht hergestellt sein werde. Wie das„B. T." meldet, ist einWerk bei Teuplitz nach Bereinbarungen mit dem Kohleneinkaufs-verein in Sommerfeld kontraktbrüchig geworden. Ob das Syndikatder Lausitzer Rohbraunkohlen in Forst die Schwierigkeiten überwindenwird, erscheint noch fraglich._Grenzen auf!Zur Frage der Oeffnuna der Grenzen für die Einfuhr lebendenSchlachtviehs hat die Berlmer Fleischer-Jnnung in ihrer gesternabend stattgeftmdenen Versammlung, wie die„Allgemeine Fleischer-Zeitung" meldet, eine Resolution einstimmig angenommen, in deres u. a. heißt:„Entgegen allen Ausführungen der Vertreter des AgrariertumShat die außerordentliche Viehzählung vom 1. Dezember 1909 fürPreußen den Nachweis erbracht, daß die Zahl der Rinder imJahre 1909 mit 11 751 921 Stück nahezu wieder den niedrigenStand des Jahres 1906 erreicht hat, daß ferner die Zahl derSchweine im Jahre 1909 trotz Zunahme gegen das Voriahr mit14 140 617 noch immer unter dem Stande von 1906 steht, daßendlich die Zahl der Schafe nur noch nahezu 6 Millionen Stückgegen nahezu 20 Millionen Stück im Jahre 1375 beträgt.... DieFleischerinnung Berlins wird ihre Forderung nach Oeffnung derdeutschen Grenze zwecks Einführung von lebendem Schlachtvieh nachden öffentlichen Schlachthöfen des Deutschen Reiches und nach an-gemessener Herabsetzung der bestehenden Zölle immer wiederholenund im Interesse des konsumierenden Publikums nicht ruhen, bisdurch solche Maßregeln eine Herabsetzung der hohen Viehpreise unddamit der Verkaufspreise für alle Arten Fleisch, Wurst- und Fleisch-waren ermöglicht wird, deren gegenwärtige Höhe einzig eine Folgeder der Landwirtschaft zum Schaden aller übrigen Erwerbsständegewährten übermäßigen und durch nichts begründeten Vergünstigungenund Schutzes ist."_Anbau von Zuckerrüben. Nach den Ernrittelungen der Jnter-nationalen Vereinigung für Zuckerstatistik wird die Rübenaubauflächein Deutschland auf 469750 Hektar geschätzt gegen 456135 Hektar,das beißt um 3 Proz. Höhr als im Vorjahre,Die diesjährige Anbaufläche ist die drittgrößte seit zehn Jahrenund wird nur von denen der Jahre 1901 und 1905 übertroffen.Bei den Angaben der Internationalen Vrreinigung ist der Vorbehaltzu machen, daß sie nur auf Schätzungen beruhen, zumal da nichtalle Zuckerfabriken die Umfrage beantwortet haben.Insgesamt wird der Mehranbau geschätzt in Prozent: Oester«reich-Ungarn 12,6, Frankreich 3,4, Belgien 4,6, Holland(3,7 Proz.Abnahme), Rußland 21,4, Schweden 3, die genannte» Länderinklusive Deutschland 10,7 Proz. Für Dänemark wird der Mehr-anbau auf 32,7 Proz., für Italien aus 14,4 Proz. geschätzt, währendfür Spanien ein Minderanbau von 19 Proz. angenommen wird.Die neueste Montanfusion. Die Gewerkschaft.„Konstantin derGroße" hat vor einigen Wochen der Verwaltung der BochumerBergwerks-Aktiengesellschaft eine Offerte auf das Besitztum dieserGesellschaft abgegeben. Jetzt hat diese Abänderungsvorschläge ein-gereicht, die im großen und ganzen darauf hinauslaufen, denPreis um eine Kleinigkeit hinauszusetzen.— Da die Acnderungcnnur geringfügig sind, und die Diökontogesellschaft die Majoritätin der Bochumer Bergwerksgesellschaft mit den ihr nahestehendenKreisen besitzen dürfte, so ist a» einem beiderseitigen EinverständniswW nW zu zweijelll.