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zur Antwort, daß er lein Recht hätte, das zu berweigern, denn! ReichÄtagsreden könne jeder abdrucken. Später ist dem Genossen Bebel die Rede mit der Bitte um Korrektur zugesandt worden; Bebel habe diese vorgenommen, aber ausdrücklich, und zwar zweimal, verlangt, der Ueberschrift auch die Bezeichnung als Rede zu geben und das Datum hinzuzusetzen, an dem die Rede gehalten wurde. Tiesem Verlangen kam der Verlag nicht nach; es wurde dadurch der Eindruck aufrechterhalten, als ob Genosse Bebel Mitarbeiter der «Diskussion" sei. Die Korrektur einer ReichStagsrede, deren Abdruck Genosse Bebel niemanden, verbieten kann, ist doch wohl etwas anderes als das, was man gemeiniglich unter Mitarbeit versteht. Militärische Erziehung. Wegen zahlreicher roher Soldatenmitzhandlungen hatte sich der Sergeant Stefan Kraus von Bamberg  , der bei der 4. Batterie des 3. Fcldartillerie-Regimentes diente, vor dem Kriegsgericht in München   zu verantworten. Kraus ivird beschuldigt, in 14 Fällen Leuten seiner Batterie Schläge in das Gesicht und auf den Kopf versetzt zu haben. In drei Fällen befahl er auch Untergebenen, aus dem bereits in der Düngergrube befindlichen Stallmist winzige Strohhalme herauszusuchen. Ganz besonders hatte es der An- geklagte auf die Rekruten abgesehen. Während eines ganzen Jahres forderte er die älteren Mannschaften fast täglich auf, die Rekruten»zu schlagen", und dieAlten" er- füllten den Wunsch des Angeklagten nach Kräften. Sie traktierten die Rekruten fortgesetzt mit Ohrfeigen. Auch mit Bügelringen und Riemen schlugen sie auf die jungen Mannschaften ein. Mit Bezug auf den Rekruten Hartmann meinte der Angeklagte zu den älteren Mannschaften:Er mutz Euch den Laufburschen machen, sonst haut Ihr ihn." Als sich einer der Rekruten einmal beschweren wollte, schenkte ihm der Sergeant Kraus 2 M., damit er die Anzeige unter- lasse. Außerdem war der Angeklagte einer Meineidsverleitung beschuldigt. Als im Laufe der Voruntersuchung einer der Re- kruten als Zeuge vor den die Untersuchung führenden Kriegs- gerichtsrat geladen wurde, soll Kraus zu ihm geäußert haben,»er solle sagen, er wisse nichts". Der Nachweis für die angenommene Meineidsverleitung konnte jedoch nicht erbracht werden, weshalb in dieser Hinsicht Freisprechung erfolgte. Wegen der übrigen Reate wurde der Angeklagte zu 4 Monaten 15 Tagen Gefäng« nis verurteilt. Außerdem wurde auf Degradation erkannt. Von der erlittenen Untersuchungshaft wurde 1 Monat in Anrech- nung gebracht,_ Schweiz  . Ein Erfolg. Zürich  , 9. Mai. sEig. Ber.) Bei den gestern in Bern   statt- gefundenen Kantonsratswahlen hat unsere Partei einen schönen Erfolg erzielt und die erbärmliche Gewaltpolitik der verbündeten Freisinnigen und Konservativen vereitelt, Von 26 Vertretern der Stadt Bern   im Kantonsrat sollte die sozialdemokratische Par- tei, die die stärkste von allen drei Parteien ist, keinen einzigen er- halten. Bis jetzt hatte sie einen Vertreter und den wollten nun die bürgerlichen Gewaltpolitiker aus dem kantonalen Parlament hin- auswerfen. Es ist aber erfreulicherweise anders gekommen. Unsere Partei hat 7 Sitze erobert, zu dem bisherigen einen noch 6 Sitze hinzu, während die Freisinnigen 14 und die Konservativen 5 Sitze erhalten. Damit hat zwar die Arbeiterschaft nicht die ihr gebüh- rende Vertretung, aber sie hat doch die schamlose bürgerliche Eni- rechtungspolitik erfolgreich zurückgewiesen. Frankreich  . Wechsel im Kriegsministerium. Paris  , 11. Mai. Die Gerüchte, das Ministerium Briand  beabsichtige zurückzutreten, sind unrichtig. Nur Kriegsminister Brun dürfte aus Gesundheitsrücksichten aus dem Ministerium scheiden und durch einen anderen General ersetzt werden. Spanien  . Die Wahlen. Madrid  , 11. Mai. Nach den letzten Statistiken sind gewählt: 22SLiberale, SS Konservative, 48 Republikaner, 8 Karlisten, 8 Katalanisten, 2 Unabhängige, 2 Inte« g r i st e n und 2 Sozialisten. DaS definitive Resultat dürfte nicht vor Donnerstag bekannt werden. In Campo de Cuellar kam es zu einer Schlägerei, wobei es einen Toten und 13 Verletzte gab. In Caroline gab es einen Toten und in Adiz(Provinz Navarra  ) 11 Verwundete. Die Frauen haben im allgemeinen auf die Wahlen eüien großen Einfluß ausgeübt. In zahlreichen Gruppen zogen sie durch die Straßen und schleppten die Wähler zu den Wahllokalen. Das BlattEl P a i S' erzählt einen kuriosen Zwischenfall: In einer der Sektionen des Arbeiterquartiers erschien die Frau eines Arbeiters an der Wahlurne, um für ihren schwer erkrankten Mann zu wählen. Sie brachte ein ärztliches Zeugnis bei, das auch von den Wahlvorstehenr akzeptiert wurde. Es ist das erstemal, daß in Spanien   eine Frau gewählt hat. Gegen Wahlfälschungen. Granada  , 11. Mai. Hier herrscht eine lebhafte Erregung über die Wahlniederlage des republikanischen Kandidaten Leo. nardo Ortega, welche Wahlfälschungen zugeschrieben wird. Zahlreiche Kaufleute haben ihre Läden geschlossen; der Ver» lehr der Straßenbahn ist eingestellt. Die Polizei zerstreute mehrere Ansammlungen. Snglanä. Die veraltete Eidesformel. London  » 11. Mai. Dem Bernehmen nach hat die Regierung beschlossen, in dieser Session einen Gesetzentwurf einzubringen, durch den die Erklärung des Königs bei seiner Thronbesteigung geändert werden soll. Es sollen gewisse Wendungen aus- geschaltet werden, welche von den römischen Katholiken als eine Beleidigung angesehen werden. Die fragliche Erklärung geht dahin, daß der neue König nicht dem römisch-katholischen Glauben angehört, und wurde zuerst bei der Thronbesteigung des Königs Wilhelm und der Königin Maria im Jahre 1689 abgegeben. Die römischen Katholiken haben früher schon häufig versucht, die Ausschaltung der Worte zu erreichen. welche die Gebräuche der Kirche von Rom   als abergläubisch und götzendienerisch bezeichnen. Thronwechsel und innere Politik. London  , 11. Mai. Das offizielle Bursau der Regierungs  - einpeitscher hat im ganzen Lande Befehl gegeben, keinepoliti- schen Versammlungen abzuhalten, bis die Beisetzung des Königs Eduard erfolgt ist. Die in Manchester   geplante Kund- gebung, an welcher über 100 Ovo Personen teilnehmen sollten und in welcher Lloyd George   als Hauptredner auftreten sollte, ist endgültig abgesagt worden. Auch die Oppositions- Parteien haben in Versammlungen in der letzten Zeit be- schlössen, alle politische Arbeit bis nach der Beisetzung des Königs ruhen zu lassen und haben im Lande eine ähnliche Matzregel bekanntgegeben. Man glaubt, daß eine Verständigung zwischen der Regierung und den Führern der Opposition vor- bereitet worden ist. Man will nämlich verhindern, daß in den nächsten Jahren Neuwahlen notwendig werden und hat sich zu diesem Zweck mit den Oppositionsparteien in Verbindung gesetzt, um eine Verständigung, über die allerdings erst in einigen Wochen eenaperes bekanntgegeben werden wird, herbeizuführen. Ciirhd. Albanien   und Kreta  . KonpantinoPel, 11. Mai. Nach einer Depesche des Kriegs- nunisterS aus Üsküb   erlitten die A u f st ä n d i s ch e n in den letzten Kämpfen um Budakovo und Eranlievo große Verluste. Auf der Seite der Truppen sind zwei Offiziere und acht Soldaten ver- wundet. Die türkische Presse tadelt die Eidesleistung der kret i sch en Kamm er heftig. Sie hofft, daß die Schutzmächte da? Nötige veranlassen werden. T a n i n empfiehlt der öffentlichen Meinung, kaltes Blut zu bewahren und gibt der Hoffnung Ausdruck, die Mächte würden die Gelegenheit benutzen, um die Kretafrage end- gültig gemäß den türkischen Rechten zu lösen. China  . Neue Unruhen. London  , lt. Mai. Nach Meldungen aus Peking   sind A uencha u Unruhen ausgebrochen. Die Gebäude der China  - Jnlandmission sind zerstört. Einzelheiten fehlen, da die Tele- graphendrähte zerschnitten worden sind. Die Missions- station Fuenchau steht unter der Leitung der Württembergischen Liebenzeller Mission. Parlamentarisches. In der Justizkommisfion des Reichstage? führten die KZ 58 und 59 der Strafprozeßordnung zu einer längeren Debatte. Diese Paragraphen bestimmen die Ausnahmen, bei denen ein Zeuge nicht vereidigt wird. Unsere Genossen beantragten, auch dann die Vereidigung eines Zeugen nicht vorzunehmen,»wenn der Zeuge zur Zeit seiner Vernehmung oder zur Zeit des Vorganges, über welchen er Auskunft geben soll, wegen Geisteskrankheit ent- mündigt war". Dieser VerbessernngSantrag wurde in seinem ersten Teil in der Form:wenn der Zeuge zur Zeit seiner Vernehmung wegen Geisteskrankheit entmündigt ist" angenommen. Nach Erledigung der K§ 60 und 61 setzten lebhafte Diskussionen beim Z 62. der die Eidesformel festlegt, ein. Zu diesem Para- graphen lagen Abändernngsanträge von unseren Genossen und den Freisinnigen vor, die die religiöse Eidesformel dyrch eine nicht« religiöse Grundeidesformel ersetzen wollen, zu der die religiösen Zusätze zu machen dem Zeugen vorbehalten bleiben soll. Das Zentrum beantragte, daß der religiösen Eidesformel noch eine religiöse Bekräftigungsformel als Zusatz angefügt werden könnte. Bei der Abstimmung wurden alle Abänderungsanträge abgelehnt und der§ 62 in der Fassung der Regierungsvorlage ange- n o m m e n. Hus der Partei. Alle bisherigen Sozialistentöter übertrumpft! Auf der Grenze der beiden Wahlkreise Nordhausen   und Schwarzburg-Sondershausen   liegt der Ort Großberndten  , zum Kreis Nordhausen   gehörig. Ein betriebsames Völkchen wohnt in diesem weitab von allem Verkehr gelegenen Ort. Aus ihm wan- dern zu Beginn des Frühjahrs eine größere Anzahl Bewohner nach Westfalen oder nach Erfurt   und Nordhausen  , um als Maurer und Bauarbeiter ihr Brot zu verdienen. Ein Teil hat auch in der in der Nähe gelegenen Kaliindustrie Beschäftigung tvcnn auch nicht allzu lohnende gefunden. Die Arbeiter des Ortes sind ge- werkschaftslich organisiert; leider fehlte bis jetzt jede volitische Organisation, wenn auch das politische Leben recht lebendig war. Um auch de» jüngeren Arbeitern Gelegenheit zur Bildung zu geben, war vor mehreren Jahren ein Bildungsverein gegründet worden, der über eine ansehnliche Bibliothek verfügt. Jetzt endlich gingen die Genossen auch daran, einen sozialdemokrati- s ch e n V e r e i n zu gründen, um sich selbst mehr an der politischen Arbeit zu betätigen und die bisher erzielten Erfolge bei der Ge- meinderatslvahl auszunützen. Nach Vorschrift deS VeremsgesetzeS meldete der Vorsitzende den neuen Verein bei der Polizeibehörde an. Die Empfangsbestätigung war etwas eigenartig. ES heißt darin: ... Ferner gebe ich Ihnen anHeim, ob«S nichk ratsamer und für unsere örtlichen Verhältnisse viel richtiger wäre, wenn der unter Ihrer führenden Leitung stehende sozialdemokratische Verein sein politisches Parteiprogramm aufgeben und sich in einen evangelisch-christlichen Arbeiterverein ohne politischen Zweck umwandeln würde. DieS wallen Sie, bitte, gefälligst Ihren Vereinsmitgliedern unter- breiten und mir den Beschluß hierüber mitteilen.> Der Amtsvorsteher: I. Lorenz." Es gibt Wahrhaftig kein einfacheres Mittel zur Sozialisten. Vernichtung. Man braucht die Erfindung. des Amtsvorstehers Lorenz in Großbernten nur in die preußisch-deutsche Verwal- tungSpraxis zu übertragen und die Sozialdemokratie hat auf- gehört zu existieren. Vorausgesetzt allerdings, daß die väterlich Ermahnten der freundlichen Anregung Folge leisten. Dafür kann allerdings keine Garantie geleistet werden! Doch die Sache hat auch ihre ernste Seite. Man kann sich nach dem amtsvorsteherlichen Erlaß eine Vorstellung davon machen, was dienigen von der Behörde zu erwarten haben, die sich in einem solch abgelegenen Ort mit ihrer sozialdemokratischen Ge- sinnung hervorwagen und den»freundlichen Ermahnungen" nicht zugänglich sind. In Großberndten   werden freilich alle Polizei- Praktiken nicht verfangen, dazu ist die dortige Arbeiterschaft zu geschult und in zu engem Kontakt mit der Arbeiterbewgung der vorgeschritteneren Gebiete._ Gemeindewahlsieg. In Merseburg  , dem Sitz der Regierung für den gleich- namigen Bezirk, waren bei der Ergänzungswahl im Herbst vorigen JabreS in der dritten Abteilung unsere Genoffen siegreich gewesen. Bier Mandate fielen ihnen zu. Dieliberalen" Gegner entdeckten nun, daß bei der Auslegung der Wählerlisten vom Magistrat ein Fehler gemacht worden sei, infolgedessen die Wahl für ungültig er« klärt wurde. Dieser sehr unwesentliche Fehler ist jahrzehntelang wiederholt worden und wurde nicht bemerkt, solange in der dritten Abteilung bürgerliche Stadtväter gewählt wurden. Am 10. Mai fand nun wiederum Wahl statt, bei der die vier Mandate von neuem von unseren Genossen erobert wurden. Unsere Kandidaten erhielten rund 740 Stimmen, die Gegner nur 600, obwohl sie kein Mittel unversucht ließen. Unsere Stimmenzahl hat sich seit dem Herbst um 200 gehoben. Wie sozialdemokratische Gemeindevertretcr abzuwägen find! Jetzt kommt die Sache Wetzell So kündigte in der letzten Gemeinderatssitzung in Wickede   in Westfalen   der Gemeinde- Vorsteher den nächsten Punkt der Tagesordnung an. Die Sache Wetze! betrifft unseren Genoffen Wetzet, der schon vier Jahre das Amt eines Gemeindeverordneten inne hat. Nach Aufruf der Sache meinte der Gemeindevorsteher, er, Wetzel, möge während der Verhandlung abtreten. Man einigte sich dahin, daß Wetzel während der Verhandlung anwesend bleiben könne. Und dann wurde in der Sache ein Schreiben des Herrn Landrats verlesen, in welchem die Frage gestellt wird, ob Wetzel vor vier Jahren als Gemeinde- verordneter verpflichtet worden sei. Sei das nicht geschehen, dann wäre damit der gang« bar sie Weg gezeigt, um jetzt noch Metzels  Wahl für ungültig zu erklären. Sollte wider Erwarten die Wahl dann mcht für ungültig erklärt werden, dann solle der Gemeindevorsteher gegen die Gemeindevertretung beim Kreisausschuß Klage führen. Das ist in der Tat ein ganz neues Ver- fahren, unbequeme Genieindeverordnetcn zu entfernen. D er Herr Landrat   glaubt wohl annehmen zu dürfen, daß in den Land- gememden es nnt der Zeremonie der Verpflichtung nicht so genau genommen wird und knüpft daran seine Hoffnung. Borläufig ist anzunehmen, daß die Berechnung daneben geht uud der Herr Landrat sich verspekuliert hat. Die Gemeindevertretung hat die Beschlutzfassung vertagt._ Soziales* Folgen der Rentenknapscrek. Der Vorstand der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft weist froh- lockend auf diebemerkenswerte und erfreulick� Tatsache" hin, daß das Umlagesoll diesmal um zirka 100 000 M. geringer sei als im Vorjahre. Die Nnfallentschädigungen seien um zirka 60 000 M. zurückgegangen und auch bei den Verwaltungskosten sei eine Er- sparnis erzielt worden Ü908 sind 2 881813,36 M. Entschädigungen gezahlt). Der Geschäftsführer weist darauf hin,daß die erhöhten Aufwendungen für Unfalluntersuchungskosten im Jahre 1968 durch die anläßlich der Rentenempfängerkontrolle eingeholten zahlreiche» ärztlichen Gutachten bedingt gewesen, und auch der Rückgang der Entschädigungen zum größten Teile aus diese Maßnahme, deren Erfolg erst im Jahre 1909 in die Erscheinung treten konnte, zurück- zuführen sei." Man hat also die Aerzte in erhöhtem Maße mobil gemacht, um einer ganzen Anzahl armer Verletzter, die sich im sicheren Be- sitze einer kleinen Dauerrente glaubten, die kargen Pfennige wieder abzujagen. Dies Geständnis des Geschäftsführers ist recht wertvoll. Auch an den Gehältern der Angestellten im Hauptbureau der Genossenschaft wird ähnlich geknapst. Der Vorsitzende," heißt es in dem Bericht,erklärt, daß seiner- seits alles Mögliche geschehe, um Ersparnisse an Pettvaltungskosten zu erzielen und die vorhandenen Beamtcnkräfte entsprechend aus- zunuven." Dieseentsprechende Ausnutzung" spricht den einfachsten Aor- dcrungen der Sozialpolitik L>ohn. Es werden junge Leute, die ocm Namen noch als Lehrlinge eingestellt waren, um deren Ausbildung sich aber niemand genügend kümmert, wieder entlassen, nachdem sie jahrelang für ein Butterbrotausgenutzt" worden sind. Auch Familienväter, dre eine Reihe von Jahren Dienst getan haben, sind aus die Straße gesetzt worden und als Ersatz Konfirmandinnen engagiert! Nach uns zugehenden Berichten werden die Angestellten nicht nurentsprechend ausgenutzt", sondern auchentsprechend behandelt". Insbesondere der fromme Vorsitzende Fedkenhauer, Mitglied des Kirchenrats, legt auch altgedienten Beamten gegen- über ein Benehmen an den Tag, das von nichts weniger als so- zialer Einsicht oder Rücksicht zeugt. Wichtigkeit von Zeuge» für Unfälle. Der Schleifer Oswald W. erlitt am 29. August 1908 dadurch einen Betriebsunfall, daß er beim Heruntergehen in die Werkstatt, die im Keller gelegen war, auf den schlüpfrigen Steinstufen aus- rutschte und 9 Stufen hinunterfiel. W. hatte an dem Unfalltage seine Arbeit angetreten und war daher mit den Ocrlichkeiten nicht genügend vertraut. Von dem Fall setzte W. den Schleifermeister und seine Kollegen in der Werkstube in Kenntnis, denen er seinen beim Fall lädierten Arm zeigte. Der Fall erschien nicht wesentlich. Erst nach einiger Zeit stellten sich Folgen ein, die die Erwerbs- fähigkeit beeinträchtigten. Der linke Arm schwoll an, W. mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. Die Norddeutsche Metäll-Berufsgenossenschaft, bei der W. dann Anspruch auf Entschädigung stellte, wies denselben ab, da nicht er» wiesen sei, daß W. einen Betriebsunfall erlitten habe. Auf ein- gelegte Berufung vernahm dann das Schiedsgericht für Arbeiter- Versicherung Stadtkreis Berlin   in mehreren Sitzungen die Kollegen des W. und den Schleifermeister. Durch deren Aussagen wurden die Aussagen des W. bestätigt. Die Berufsgenossenschaft erklärte sich nunmehr zur Zahlung einer Rente bereit. Hätte in dem vorliegenden Fall der Verletzte die Zeugen nicht sofort von dem Unfall in Kenntnis gesetzt, so hätte er wahrscheinlich mit seinem Anspruch auf Entschädigung abgewiesen werden muffen. Wir fügen dieser Schilderung die Wiederholung unserer Mahnung bei, von einem Unfall, selbst wenn die Erwerbsfähigkeit nicht be- einträchtigende Folgen sich nicht sofort zeigen, den Kollegen Kenntnis zu geben, damit für den Fall einer Verschlimmerung der Beweis des Unfalls geführt werden kan. Em Industrie und Kandel  . (Siehe auch 1. Beilage.) Absatzmangel. Die Laufitzer Braunkohlengruben leiden unter starkem Absatz- mangel. Ein Werk ist schon außer Betrieb gesetzt, zwei weitere sollen demnächst ebenfalls die Produktion einstellen. Man glaubt, daß mit diesen Maßnahmen das Verhältnis zwischen Erzeugung und Absatz noch nicht hergestellt sein werde. Wie dasB. T." meldet, ist ein Werk bei Teuplitz nach Bereinbarungen mit dem Kohleneinkaufs- verein in Sommerfeld kontraktbrüchig geworden. Ob das Syndikat der Lausitzer Rohbraunkohlen in Forst die Schwierigkeiten überwinden wird, erscheint noch fraglich._ Grenzen auf! Zur Frage der Oeffnuna der Grenzen für die Einfuhr lebenden Schlachtviehs hat die Berlmer Fleischer-Jnnung in ihrer gestern abend stattgeftmdenen Versammlung, wie dieAllgemeine Fleischer- Zeitung" meldet, eine Resolution einstimmig angenommen, in der es u. a. heißt: Entgegen allen Ausführungen der Vertreter des AgrariertumS hat die außerordentliche Viehzählung vom 1. Dezember 1909 für Preußen den Nachweis erbracht, daß die Zahl der Rinder im Jahre 1909 mit 11 751 921 Stück nahezu wieder den niedrigen Stand des Jahres 1906 erreicht hat, daß ferner die Zahl der Schweine im Jahre 1909 trotz Zunahme gegen das Voriahr mit 14 140 617 noch immer unter dem Stande von 1906 steht, daß endlich die Zahl der Schafe nur noch nahezu 6 Millionen Stück gegen nahezu 20 Millionen Stück im Jahre 1375 beträgt.... Die Fleischerinnung Berlins   wird ihre Forderung nach Oeffnung der deutschen   Grenze zwecks Einführung von lebendem Schlachtvieh nach den öffentlichen Schlachthöfen des Deutschen Reiches   und nach an- gemessener Herabsetzung der bestehenden Zölle immer wiederholen und im Interesse des konsumierenden Publikums nicht ruhen, bis durch solche Maßregeln eine Herabsetzung der hohen Viehpreise und damit der Verkaufspreise für alle Arten Fleisch, Wurst- und Fleisch- waren ermöglicht wird, deren gegenwärtige Höhe einzig eine Folge der der Landwirtschaft zum Schaden aller übrigen Erwerbsstände gewährten übermäßigen und durch nichts begründeten Vergünstigungen und Schutzes ist."_ Anbau von Zuckerrüben. Nach den Ernrittelungen der Jnter- nationalen Vereinigung für Zuckerstatistik wird die Rübenaubaufläche in Deutschland   auf 469750 Hektar geschätzt gegen 456135 Hektar, das beißt um 3 Proz. Höhr   als im Vorjahre, Die diesjährige Anbaufläche ist die drittgrößte seit zehn Jahren und wird nur von denen der Jahre 1901 und 1905 übertroffen. Bei den Angaben der Internationalen Vrreinigung ist der Vorbehalt zu machen, daß sie nur auf Schätzungen beruhen, zumal da nicht alle Zuckerfabriken die Umfrage beantwortet haben. Insgesamt wird der Mehranbau geschätzt in Prozent: Oester« reich-Ungarn   12,6, Frankreich   3,4, Belgien   4,6, Holland  (3,7 Proz. Abnahme), Rußland 21,4, Schweden 3, die genannte» Länder inklusive Deutschland   10,7 Proz. Für Dänemark   wird der Mehr- anbau auf 32,7 Proz., für Italien   aus 14,4 Proz. geschätzt, während für Spanien   ein Minderanbau von 19 Proz. angenommen wird. Die neueste Montanfusion. Die Gewerkschaft.Konstantin der Große  " hat vor einigen Wochen der Verwaltung der Bochumer Bergwerks-Aktiengesellschaft eine Offerte auf das Besitztum dieser Gesellschaft abgegeben. Jetzt hat diese Abänderungsvorschläge ein- gereicht, die im großen und ganzen darauf hinauslaufen, den Preis um eine Kleinigkeit hinauszusetzen. Da die Acnderungcn nur geringfügig sind, und die Diökontogesellschaft die Majorität in der Bochumer   Bergwerksgesellschaft mit den ihr nahestehenden Kreisen besitzen dürfte, so ist a» einem beiderseitigen Einverständnis wW nW zu zweijelll.