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Nr. 110. 27. Jahrg. KeilM in Jotaiitls" AiMi fit Wk«. SBkn, 13. Mai MO. Hus Indurtric und F)andeL Gewinn im norddeutschen Brauereigroßbetriebe. Im Jahre 1891 existierten in Norddcutschland noch 7783 gewerb liche und im Betriebe befindliche Brauereien, von denen 4664 vor- wiegend obergärigeS Bier und 3121 vorwiegend untergäriges Bier bereiteten. Von diesen 7733 zahlten 6674 von 1 M. bis zu J500 M. Brausteuer das war der braugewerbliche Mittelstand 4664 obergärige und 3010 untergärige Brauereien dein IUI größere Branereibctriebe gegenilberstanden. Da die 3121 untergäriges Bier bereitenden Brauereien im Jahre 1891 schon 24 778 232 Hektoliter herstellten, so entfallen auf jede Brauerei im Durchschnitt 7939 Hektoliter. Nun haben aber die 2010 unter- gärigen Brauereien höchstens je 2230 Zentner Malz verbraut, was 4300 M. Braustciler entsprochen hat. Rechnet man weiter, daß der Zentner 2,50 Hektoliter Bier ergab, weil diese Brauereien ihr unter- gäriges Bier nicht ganz so stark einbrauten wie die größeren Braue- reien, so habe» jene 2010 Betriebe: 2230 X 2.30 X 2010--- 11 306 250 Hektoliter untergäriges Bier hergestellt. ES verbleibt demnach für die 1111 Brauereien im Rechnungsjahre 1391 noch eine Produktion von 13 471 982 Hektoliter, oder im Durchschnitt für eine Brauerei 12 126 Hektoliter. Der Dnrchschuittssatz im Jahre 1891 war 7939 Hektoliter, so daßjederder 1111 Vrauereien4187Hektoliterinfolgeder Verringerung der Zahl der Brauereibetriebe zufielen. DaS macht bei 1111 Brauereien: 4187 X 1111=- 4651757 Hektoliter, und einen Profit von nur 3 M. pro Hektoliter vorausgesetzt, die Summe von 13 955 271 M. als Gewinn im Rechnungsjahr 1891. Im Rechnungsjahre 1907 bestanden nur noch 2685 gewerbliche untergärige Brauereien, welche 40 197 033 Hektoliter untergäriges Bier herstellten. Nimmt man das Verhältnis der bis zu 4500 M. Brausteuer zahlenden Brauereien wie im Jahre 1891 an, so Wörden von den 2683 Brauereien 1729 von 1 M. bis zu 4500 M. Brausteucr entrichtet haben, denen 936 größere und Großbetriebe gegenüberstehen. Diese 1729 Brauereien würden 2250 X 2,50 X 1729 9 723 625 Hektoliter untergäriges Bier, die restierenden 956 Brauereien dagegen 30 471 408 Hektoliter hergestellt haben. Im Durchschnitt hätten auf jede der 2685 Brauereien 14 970 Hektoliter Bier entfallen müssen, eS entfiel aber auf jede der 956 Brauereien im Durchschnitt 31 873 Hektoliter, d. h. ein Zuwachs von durchschnittlich 16 903 Hektoliter. DaS würde bei einem Ver« kaufSgewinn von nur 2 3k. pro Hektoliter ergeben: 16 903X636X2 --- 32 313 386 M. Gewinn im Jahre 1907. Die Differenz zwischen 1891 und 1907 stellt sich auf 18 363 265 M. oder für jedes der 16 Jahre im Durchschnitt auf 1 147 704 M. Demnach ergeben sich folgende Gewinnziffern: 1891: 1892: 1898: 1894: 1893: 1896: Mark 18 955 271 15 102 975 16 250 679 17 398 383 18 546 087 19 693 791 1897: 1898: 1399: 1900: 1901: 1902: Mark 20 841 495 21 989 199 23 136 903 24 284 607 25 432 311 26 380 015 So sieht der deutschlands   aus l 1903: 1904: 1905: 1906: 1907: i. ganz. 393 327 351 Notstand der Brauerei- Großbetrieb« Nord« Mark 27 727 719 28 875 423 30 023 127 81 170 831 82 318 585 Zur Geschäftslage in der Textilindustrie. Der Auftragsbestand der Baumwollspinnereien und Webereien ist nach wie bor   sehr unbefriedigend. In manchen Baumpollspinnereien stehen viele Hundert Spindeln still, z. B. in Leipzig   1200. Andere arbeiten nur fünf Tage in der Woche. Aehnlich liefen die Ver- Hältnisse in den Webereien. Nur aus Schlesien   wird teilweise etwas besserer Geschäftsgang gemeldet. Die Unsicherheit auf dem Rohstoffmarkt und die hohen Baumwollpreise wirken lähmend. Nach wie vor treiben Patten und Konsorten ihr Spiel. So wurde am 25. April die sensationelle Nachricht verbreitet, im östlichen Tcnncssee, in Alabama, Georgia, Lousiana, Mississippi   und Texas  sei die Hälfte de? Anbaue? der Baumwolle durch Frost vernichtet worden. Der Schaden wurde auf 45 Millionen Pfund Sterling angegeben. Wenn man bedenkt, daß die Aussaat der Baumwolle in den Vereinigten Staaten   erst im April beginnt und sich oft bis Mitte Mai hinzieht, also damals nur ein Teil der Anbaufläche mit Samen belegt war, erkennt man das frivole Spiel der Kapitalisten. Zum Ueberfluß wird noch die Mär verbreitet, eine Nachpflanzung sei wegen Mangels an Samen nicht möglich. Recht gut beschäftigt ist anhaltend die Schafwollbranche. Die Kammgarnspinnereien in allen Teilen des Reiches arbeiten äußere ordentlich flott. Das Jahr 1909 brachte den Unternehmern durch- gehends sehr hohe Reingewinne, und das laufende Jahr verspricht das gleiche. In den Kammgarmocbereien zu Gera  , Greiz   und im Bogtlande hat das lebhafte Treiben etwas nachgelassen, Glauchau  - Meerane   aber arbeitet flott. Auch in der Tuch- und'Buckskin- brauche Aachen?, Ncumünsters, Crimmitschaus, WerdauS herrscht reges Leben. In Grünberg   i. Schl. müssen die Weberinnen sogar Ucberstunden machen. Als sie sich weigerten, drohte man mit der Entziehung der üblichen Jahresprämie von 15 bis 20 M. Nur in Kottbus   ist der Beschäftigungsgrad jetzt sehr unbefriedigend. Schlecht steht es auch noch mit der sächsischen Strumpfbranche, nur die besseren Qualitäten werden einigermaßen begehrt. Dagegen ist das Geschäft in der Handschuhfabrikation, in Trikotagen und Apoldaer   Wirkwaren recht gut zu nennen. Gut ist auch der Ge- schäftsgang in Jute. Die Möbelposamentenbranche hat sehr durch den Kampf im Baugewerbe zu leiden. In den Probinzstädten hat eine ganze Anzahl der im Winter in den Textilbetrieben beschäf- tigten Bauarbeiter diese? Jahr daS Arbeitsverhältnis in Erwar- tung des beginnenden Kampfes noch nicht gelöst. Sehr flott ge- arbeitet wird in den Vogtländischen   Stickereien. Der von manchen Unternehmern infolge der Lohnerhöhung prophezeite Niedergang ist nicht eingetreten. Im Gegenteil, es ist noch besser geworden. Die Seidenstoff, und Samtbranche hat nach langer Krisis wieder gute Beschäftigung. Am Niederrhein   und in der Bandbranche des Wuppertales und in den Färbereien und Appreturen sind größere Aufträge zu erledigen. Banken«nd Großindustrie. In der letzten Generalversammlung der DonnerSmarckhütte waren 10 078 Stimmen mit 6 046 800 M. Kapital vertreten, darunter n. a. Deutsche Bank mit 1587 000 M., JariSlowSkv u. Co. mit 1465 200 M., Richard Levh u. Co. mit 1201 200 M., Diskonto­gesellschaft mit 893 000 M. Die Banken verfügten demnach über eine Zweidrittelmajorität. Die Herren Kommerzienrat Berve (Schlesischcr Bankverein) und Konsul Richard Levh vertraten als Bevollmächttgte außerdem 678 000 M. bezw. 422 400 M. Aktien­kapital. Somit waren über 90 Prozent des vertretenen Kapitals in Händen der Bankvertreter._ Rhein-Rhone-Kanal. Auf einer in Mainz   abgehaltenen Versammlung des Zentral- Verbandes für Binnenschiffahrt berichtete Ingenieur Luthran- Genf über daS Projekt einesDeutsch-Schweizerischen RIH ein-Rhone  -KanalS". Es handelt sich um eine Schiffahrts­strecke von 820 Kilometer und zwar von Marseille   bis Genf   540, von Genf   bis zur Aarmündung in den Rhein   280 Kilometer. Der Unterlauf der Rhone   fei bereits schiffbar, stromaufwärts sei die Rhone   aber nur für kleine Schiffe benutzbar und habe demgemäß nur einen mittleren Jahresverkehr von 16 000 Tonnen. Auf schweizerischem Gebiet soll die Kanalisierung der Rhone   vorgenommen werden. ES sind hierzu nötig Schleusenanlagen und die Projektierung des Schiffahrtskanals durch oder um Genf  . Dieser wird in einer Breite von 0 Meter vorgesehen. Die Schleusenanlagen werden 110 Meter lang sein. Bisher seien vier Projekte entworfen worden, von denen zwei den Kanal unterirdisch durch Genf   führen sollen. Der Kanal wird eine durchgehende internationale Wasserstraße von Rotterdam   bis Marseille   herstellen. Lebhafter Umsatz in Wertpapieren. Das erste Vierteljahr 1910 zeichnet sich den gleichen Perioden der Vorjahre gegenüber durch einen sehr lebhaften Umsatz in Wert- papieren aus. Die folgende Aufstellung veranschaulicht daS. Die Einnahmen aus der Umsatzsteuer für Wertpapiere betrugen: 1907 1903 1909 1910 in 1000 Mark Januar... 1528 897 1187 2246 Februar.,. 1136 857 1493 1951 März.... 1396 704 1003 1164 Zusammen 4060 2453 3693 5911 Die diesjährige Einnahme ist weitaus die größte in den letzten vier Jahren._ Fusion. Die Leipziger Spritfabrik A.-G., die der Spiritus- zentrale angeschlossen ist, und die A,-G. Union, Leipziger Preßhefen- fabriken und Kornbranntweinbrennereien, in Mockau   bei Leipzig  , die dem Hefesyndikat angehören, wollen eine Interessengemeinschaft ein- gehen. DaS bedeutet eine weitere Stärkung der SpiriwSzentrale. V/s Millionen Mark Miete. Die Generalversammlung des Aktien-Bauvereins Unter den Linden  in Berlin   hörte von ihrem Vorstande die Mitteilung, daß sich für die nächsten Jahre steigende Erträgnisse erwarten ließen. Die Gesellschaft besitzt in Berlin   in der Hauptsache zwei Grundstücke, eins Unter den Linden  , das nach der Bchrenstraße durchgeht und daS Mctropol- Theater beherbergt, und ein anderes an oer Leipziger Straße   am Dönhoffplatz, das zum großen Geschäftshaus eingerichtet worden ist. Dieses war bisher an die Firma Franz Sonntag vermietet, die dann aber zusammenbrach. Jetzt hat Wolf Wertheim,� der jüngste der Brüder Wertheim  , die Räume dieses Hauses gemietet und dort ein Warenhaus eingerichtet. Die Gesellschaft erzielt jetzt jährlich ins- gesamt 1 360 000 M. an Mieten. Wenn der jetzige Vertrag mit dem Metropol-Theater abläuft, so erhöht sich diese Summe noch um 40 000 M. Für das Jahr 1909 erhalten die Aktionär« 8 Proz. Dividende._ Des Stahltrusts mildes Herz. Der Stahltrust(United StateS Steel Corporation) wird selbstz verständlich ob seiner Hochherzigkeit von den kapitalistischen   Organen der Vereinigten Staaten über den grünen Klee gepriesen. AuS freien Stücken, so wird betont, hat et die Löhne seiner rund 230000 Arbeiter erhöht. Nebenbei bemerkt, beträgt die Auf- besserung durchschnittlich ganze 13 Cent? pro Kopf und Arbeitstag. Pro Jahr macht die Lohnerhöhung insgesamt neun Millionen Dollar auS. Eine große Summe und doch herzlich wenig! Erst kürzlich noch bat die United States Steel Corporation die Vierteljahresdividende auf ihre Stammaktien im Nennwerte von rund 500 Millionen Dollar von einem auf fünfviertel Prozent erhöht. DaS gibt eine Jahresdividende von fünf Prozent. Auf, dienur" fünfprozentige JahreSdlvidende weiten die- jenigcn hin, welche daS Bedürfnis fühlen, daS vom Siahltrust durch die Lohnaufbesserung betätigte Wohlwollen gegen die Ar- beiter besonders zu unterstreichen. Im Gegensatz zu den Vorzugs- aktien wurden die Stammaktien, bei der Gründung des Stahl- trusts unentgeltlich an die Gründer verteilt. Die profitheckenden Papierchen kosteten also keinen Cent; sie stellen demnach auch gar kein angelegtes Kapital dar. Die Aktionäre erhalten ihre Jahres- gewinne selbst vom kapitalistischen   Standpunkt aus für nichts. In den letzten Jahren war der Aufschwung, des Trusts zu einem wesentlichen Teil auf den hohen Schutzzoll auf Rohstoffe und Fabrikate der Eisen- und Stahlindustrie zurückzuführen. Das Hochschutzzollsystem ist aber auch hauptsächlich für die exorbitante Teuerung verantwortlich. In keinem Berufe hat die Steigerung der Löhne, soweit eine solche in den letzten Jahren überhaupt ein- trat, mit derjenigen der Kosten der Lebenshaltung auch nur an- nähernd gleichen Schritt gehalten. Auch die für das Zustande- kommen des Payneschen Zolltarifs in erster Linie verantwortliche republikanische Partei ist entsetzt nicht etwa über die unerhörte, sich noch fortgesetzt verschärfende Teuerung, wohl aber die sich allenthalben kundgebende tiefe Unzufriedenheit der großen Mehr- zahl der Bevölkerung. Die Ratlosigkeit der herrschenden Gewalten wird so recht illustriert durch einen Vorschlag O'Malleys, des Generalanwalts des Staates New Fork, der in einem der Legislatur(gesetzgebende einzelstaatliche Körperschaften) unterbreiteten Bericht die staat- liche Regelung der Lebensmittelpreise oder doch wenigstens die gesetzliche Festsetzung eines im Handel mit notwendigen Bedarfs- artikeln zulässigen Höchstgewinnes befürwortet. Man sucht nach einer Formel, den aufziehenden Sturm zu beschwören: kann aber das Mittel nicht finde». Der Stahltrust geht in der Bekämpfung der Unzufriedenheit seiner Arbeiter seinen eigenen Weg; er sucht zwei Fliegen mit einer Klappe zu erschlagen. Er erhöht freiwillig die Löhne, die bei der Mehrzahl seiner Arbeiter so niedrig sind, daß auch diese bedürfnislosen, gewerkschaftlich nicht organisierten Leute sich über kurz oder lang, vom Hunger getrieben, gegen die erbärmliche Eni- löhnung aufbäumen müßten. Solche aus der Verzweiflung ge- borenen Ausstände haben schon mehrfach zur Gründung von Ge- werkschaften geführt, mit welchen die Unternehmer sich abfinden mußten. Das bekannteste Beispiel dieser Art bieten die Waggon- werke der Pressed Steel Car Co. in McKees Rocks bei Pittsburg  . Einer Gewerkschaft müßte der Stahltrust schließlich erhebliche Zugeständnisse machen. Daher dünkte es ihm billiger und prakti- scher, seinen Arbeitern durch eine»aus freren Stücken" gewährte, unter allen Umständen unvermeidliche Lohnerhöhung darzutun, wie überflüssig die gewerkschaftliche Organisation der Arbeiter zur Erreichung besserer Arbeitsbedingungen ist. Neun Millionen Dollar machen die von der United StateS Steel Corporation gemährten Lohnzulagen im Jahr aus. Der Reingewinn der Gesellschaft stellte sich 1909 auf mehr als 130 Millionen Dollar, in dem ersten Vierteljahr 1910 auf über 37sh Millionen Dollar, d. h. fast 15 Millionen Dollar mehr als im gleichen Zeiträume des Vorjahres. Für da? laufende Jahr rechnet man auf einen Profit von mindestens 160 Millionen Dollar. Davon würden wenigstens 25 Millionen Dollar als Dividenden auf die Stammaktien entfallen, welche, wie schon oben erwähnt, den Gründern des Stahltrusts geschenkt wurden! Haufenweise wird ans dem Schweiße der Lohnsklaven das gleißende Dividendengold gemünzt. Einen Bettelbrocken, den die Couponabschneider in kluger, egoistischer Berechnung den Schöpsern der riesigen Reichtümer vorwerfen, nennt man einhochherziges Geschenk"! Und der eS hergibt, ist der Stahltrust; derselbe Stahl- trust, der. wie im Repräsentantenhause von Rainey festgestellt wurde, die mit den amerikanischen   Verhältnissen völlig un» bekannten, der Landessprache unkundigen Einwanderer aus den kulturell rückständigsten Ländern sofort bei ihrer Landung auf amerikanischem Boden durch besondere, bezahlte Agenten zu Hungerlöhnen aniverben läßt; derselbe Stahltrust, der in der gegenwärtigen Session des Kongresses durch den Repräsentanten Gardner in einer Kommission einen Antrag begraben ließ, nach dessen Bestimmungen bei allen im Auftrage der Vereinigten Staaten  , sei eS auch durch Privatunternehmer, ausgeführten Ar» beiten nicht länger als acht Stunden täglich gearbeitet werden sollte. De» zum Stahltrust gehörigen Schwabschen Stahlwerken zu Bethlehem   sind Lieferungen für die Kriegsflott« übertragen, wie, im Gegensatz zu den Ableugmingen des Regierungsvertreters, Generals Crozier, in einer Kommission des Repräsentantenhauses, unwiderleglich festgestellt wurde. Ausgeblasen. Wie das FachblattJron Age" schreibt, zeigt sich im amerikanischen   Eisenexportgeschäft keine Lebhaftigkeit, während der Stahltrust ständig weiter die Produktion einschränlt. Seit dem I.Mai sind vier Hochöfen ausgeblasen worden, das Stillegen weiterer Hoch- öfen wird erwartet._ Syndikatsverträge. Die süddeutschen Ziegeleibesitzer haben in T t u t t« gart eine zentrale ZiegeleiverkaufSstclle errichtet. Alle von den Mitgliedern hergestellten Steine werden durch die Verkaufsstelle ver- trieben. Damit ist natürlich die Grundlage und Möglichkeit einer einheitlichen" Preispolitik geschaffen. Die Verpflichtung, alle Sterne durch die Verlaufsstelle zu vertreiben, geht nach dem Syndikats- vertrag auch ans den eventuellen Erwerber einer dem Bunde angehorigen Ziegelei über.§ 20 dieses Syndikatsvertrages bestimmt, daß der Verkäufer einer Ziegelei bei einer Vertragsstrafe von 5 Mark für das tausend Stück Steine nach der Jahres- Produktion berechnet dem Käufer seines Werkes die Pflicht auf- zuerlegen hat, der Syndikatsverlaufsvereinigung beizutreten. Kürzlich verkaufte nun ein dem Syndikat angehöriger Ziegeleibesitzer seine Ziegelei, die l8/4 Millionen Steine jährlich produziert, an einen Außenseiter, der selbst schon 8 Millionen Steine herstellte. Der Außenseiter trat in die Verkaufsvereinigung ein, aber nur mit der Produktion von 18/4 Millionen Steinen aus dem gekauften Werke. Die Syndikatsherren verfielen nun auf den schlauen Gedanken, den Ver- käufcr der Syndikatsziegelei auf Bezahlung der nach Z 20 ausgemachten Konventionalstrafe zirka 8000 M. zu verklagen, weil der Käufer nicht auch mit seinem alten Werle der Vereinigung beitrat. Im alten KalisyndikatSvertrage hatte man für ge- wisse Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dcS Vertrages Strafen festgelegt, die bis zu 300 000 M. lauteten. Kürzlich brachte eine bekannte Bankzeitschrift einen Ver» pflichtungSschem zum Abdruck, leider ohne Nennung der Namen. Er lautet: An den......... Verband. Ich bestätige Ihnen hierdurch den Empfang Ihrer neuen Preisliste nebst Begleitschreiben und gebe hierdurch die ver- pflichtende Erklärung ab, daß ich sämtliche in den Listen ent- haltenen AnSrüstungSartikel unter den mir bekannten Preisen und Bedingungen ausschließlich den Konventionsmitgliedern für da» Jahr.... zur Bearbeitung überweisen werde. Achtungsvoll Abnehmer werden verpflichtet, sich völlig in die Hände irgend- einer wirtschaftlichen Organisation zu geben. Und das entrüstet sich über TerroriSmuS der Arbeiter I Vorort- jVadmehten» Charlottenburg  . Stadtverordnetenversammlung. Zu dem am 6. und 7. Juni in Landsberg   a. W. stattfindenden 33. Brandenburgischen Städtetag wurden, wie in den letzten Jahren, sechs Stadtver» ordnete delegiert, unter ihnen von unseren Genossen Stadv. Hirsch. Einer Vorlage betreffs Kanalisierung von Straßen auf Westend  , welche 689 900 M. für diesen Zweck vorsieht, wurde trotz der erheblichen Ausgabe ohne Ausschußberatung zugestimmt, damit mit den sehr umfangreichen Vorarbeiten für die betreffen. den Straßenzüge muß erst eine Vorflut geschaffen werden mög­lichst bald begonnen werden kann. Für die Benutzung des gegenwärtig in der Herstellung de- griffenen Stätteplatzes am Spreebord, auf dem der Betrieb im Monat September voraussichtlich wird ausgenommen werden können, legte der Magistrat einen Tarif vor, dessen geringe Sätze allgemeine Zustimmung fanden. Der Magistrat verlangte aber zugleich die Ermächtigung, die Tarifsätze nach den Erfordernissen des Betriebes abändern zu können. Diese Ermächtigung wurde verweigert. In der Debatte erkannten die verschiedenen Redner zwar an, daß der vorgelegte Tarif nur ein Provisorium sein könne, weil der Magistrat naturgemäß erst während des Betriebes Er» fahrungen sammeln müsse; aber bei dem großen Interesse, daS weite Kreise der Bürgerschaft an der Benutzung des Stätteplatzes »nd an dem Tarif haben, sei es nicht erwünscht, die Mitwirkung der Stadtverordnetenversammlung an der Gestaltung des TarifcS auszuschließen. Eine sehr wichtige Vorlage war die betreffs der Erteilung der Zustimmung an die Hochbahngesellschaft zum Bau der Untergrundbahn nach dem Gleisdreieck, dem Nürnberger Platz und dem Kurfürstendamm  , über die wir inhaltlich bereits vor einigen Tagen berichtet haben. Zur näheren Beratung der Einzelheiten wurde die Vorlage einem Ausschuß überwiesen, dem von unseren Genossen die Stadtvv. W i l k und Klick angehören. Der Stadtv. Dr. Stadthagen und Genossen(Unpol.) richtete folgende Anfrage an den Magistrat:Aus welchen Gründen hat eine Einrichtung des Spielplatzes auf Westend   bisher noch nicht statt- gefunden, und bis zu welchem Zeitpunkt gedenkt der Magistrat den Spielplatz einzurichten?" Bürgermeister Matting betonte, der Magistrat habe bisher die Einrichtung verzögert, weil er die Erwerbung eines größeren Spielplatzes im Grunewald in Aussicht genommen hat. Leider stehen die Verhandlungen hierüber noch aus demselben Fleck wie vor einem Jahre, weil von der königlichen Regierung in Potsdam  unangemessen hohe Preise verlangt werden. Deshalb sind die Arbeiten zur Herstellung des Westender Spielplatzes bereits in die Wege geleitet. Von der letzten Erklärung nahm die Versammlung mit Befriedigung Kenntnis. ES folgte der Bericht deS Ausschusses über die Vorlage betreffs Entsendung von Mag i str a t s m i t gl i e d ern und Beamten zur Weltausstellung in Brüssel  . Der Magistrat hatte um die Zustimmung der Entsendung von drei Ma- gistratsmitgliedern und vier oberen Beamten gebeten. Der Ans. schuß empfahl nur die Mittel für die Entsendung zweier Magistrats- Mitglieder und dreier oberen Beamten zu bewilligen, und der Stadtv. Bergmann(liberal) beantragte, sogar nur 2 Magistrats- Mitglieder zu entsenden. Genosse Z i e t s ch geißelte in treffenden Ausführungen den überaus kleinlichen Standpunkt, den die Mehr» hit der Liberalen unter Führung des Stadtv. Bergmann einnahm, und wies auf die große Bedeutung hin, die der Besuch solcher Ausstellungen hat. Am richtigsten wäre es, die Delegation nach Brüssel   auf eine breitere Grundlage zu stellen. Wenn man daS nicht wolle, so sei der Ausschußantrag das Minimum dessen, wa» bewilligt werden müsse. Stadtv. Dr. C rüger(liberal) erkannte an, daß der weitere Blick bei den Sozialdemokraten zu finden sei, nicht bei seinen Freunden, und erklärte durch die Ausführungen von Zietsch den Mut gefunden zu haben, die Wiederherstellung der ursprünglichen Magistratsvorlage zu beantragen. Aber das Gros der Liberalen