a«ch die polnischen Arveitergesangbereine der P. P. S. getroffen werden. Daß die polnischen und deutschen Arbeitergesangvereine Hand in Hand gehen, wie daS z. B. bei den Veranstaltungen am 1. Mai klar zu Tage getreten ist, von einem Gegensatz zum Deutschtum also auch da keine Rede ist, wird natürlich eine preußische Regierung in ihreni lächerlichen Wüten nicht stutzig machen. Und daß die verläßliche preußische Justiz sie nach Kräften unterstützen wird, zeigt ja daS.patriotische" Urteil des Vreslauer Ober- landesgerichts._ Ter Braunschweiger Wahlrechtsprozetz, der mit der Verurteilung des Genossen Wesemeier zu der ungeheuerlichen Strafe von neun Monaten Gefängnis endete, bot auch in der Schlußverhandlung zahlreiche Momente, die die ganze Situation grell deleuchteten. Wieder wurden einige Anträge der Verteidigung auf Vervollständigung des Protokolls vom Gericht abgelehnt. In den nach Schluß der Beweisaufnahme folgenden Plädoyers wies der Verteidiger, Genosse Kurt Rosen- feld- Berlin , an Hand der gemachten Zeugenaussagen nach, daß alle Behauptungen der„Volksfreund"-Artikel als wahr erwiesen tvorden sind; vor allen Dingen, daß die Polizei am Wahlrechts- abend völlig grundlos mit der Waffe dreingeschlagen hat, daß sie wahllos auf alles dreinschlug, was ihr vor die Klinge gekommen ist, auf alte Frauen, Greise, Kranke. Invaliden, Kriegs- Veteranen und selbst Kinder. Nicht der Redakteur gehöre auf die Anklagebank, sondern die Polizisten, die die Bruta- litäten begangen haben. Treffend kritisierte der Vcr- leidiger die Organisation der Braunschweiger Polizei, die es den Subalternbeamten überläßt, darüber zu entscheiden, wann die Bürgerschaft mit der blanken Klinge anzugreifen sei. Dabei habe es der Polizeipräsident nicht einmal für nötig gehalten, diese unteren Beamten, die man gegen das Voll am 26. Januar hinaus- geschickt habe, zu instruieren. Der zweite Verteidiger, Genosse Dr. Jasper- Braunschweig, behandelte besonders die Anklage wegen Beleidigung des Landtages und bewies, daß der Landtag bei der Kassierung des Jasperschen Mandats verfassungswidrig gehandelt habe, weil er unter Aus- schluß der Oeffentlichkeit das Mandat für ungültig erklärt hat, noch ehe der Landtag überhaupt eröffnet war. Bei der Kritisierung dieser Angelegenheit handele es sich um eine politische Frage. Unter diesem Gesichtspunkte sei auch die polizeiliche Bewachung der frag- lichen Sitzung der Landtagsabgeordneten im»Volksfreund" be- handelt worden. In seinem Schlußwort bemerkte Genoffe Wesemeier, daß die Presse, besonders die Arbeiterpresse, die Pflicht habe, die arbeitende Bevölkerung vor Ausschreitungen der Polizei zuschützen. Er wolle um keine milde Strafe bitten, das falle ihm nicht ein. aber er verlange ein gerechtes Urteil, das der Beweisführung entsprechend sei. Der Antrag des Staatsanwalts fordere geradezu zu Vergleichen mit der Behandlung anderer Angeklagter heraus. Nach zweistündiger Beratung erfolgte dann das bereits gerstern mitgeteilte Urteil auf 9 Monate Gefängnis. Wie die Arbeiterschaft Braunschweigs und mit ihr die ganz Deutschland über die Verurteilung unseres Genossen denkt, bewies eine mehrere Tausend Köpfe starke Menge, die vor dem Gerichtsgebäude die Beendigung deS Termins abgewartet hatte. Stürmische Ovationen wurden dem Genossen Wesemeier bereitet, als er das Gerichtsgebäude verließ. Bald hatte sich ein D e m o n st r a t i o n s z u g gebildet, aus dem des öfteren Rufe erschollen, die erkennen ließen, wie die Klassengenossen die Urteil der R o ß m a n n kammer werten. Die Polizei verhielt sich zunächst passiv, zog jedoch später den Säbel, zum Dreinschlagen kam eü nicht.""_ Lex Heinzeriche. Unter der Stichmarke:»Die sittenlosen Hunde" schreibt die»Franks. Ztg.": „Ueber die Versammlmm der Trierer Zentrumspartei vom 19. Mai berichtet die„Trierer Landeszeitung� u. a. folgendes:„Bei der nun folgenden Besprechung städtischer Angelegenheiten wies zuerst Herr Taubstummenlehrer Seidel auf einen Uebelstand hin, der einst einen Trierer Bürger zu einem Vergleich Triers mit Konstantinopel veranlaßte, aller CingS nicht der Schönheit der Lage wegen, sondern wegen der Hundeplage. Für die Kinder bildeten diese umherlaufen- den Hunde zu gewissen Zeiten auch eine sittliche Ge- fahr." Der Herr Stadtverordnete Stöck stellte darauf eine geeignete Hundeordnung in Aussicht.— Es wird sich vielleicht empfehlen, den Hunden den Maulkorb— anderswo � anzubinden, ähnlich den einstigen Keuschheitsgürteln." Ob aber die Keuschheitsgürtel für die Hunde ausreichen jverden? Dann bleibt doch noch immer die sittliche Gefahr durch Hühner und Spatzen. Und treibestS nicht sogar, wie es in Büch» ners �Dantons Tod" heißt, die frechen Mücken auf den Händen? Liberale Kompromisselei in Sachsen . Zwischen den Nationalltberalen und der Fort- schrittlichen BolkSpartei in Sachsen finden Berhand- l u n g e n statt, die ein gemeinsames Vorgehe» bei den nächsten Reichstagswahlen zum Ziel haben. Man darf annehmen, daß das Kompromiß zustande kommt, denn es sind höchstens 3 oder 4 Wahlkreis«, wo sich Freisinnige und Nationalliberale ernstlich gegen- überstehen. Praktisch hat ein solches Kompromiß für die Sozialdemokratie nichts zu bedeuten, denn bei Stichwahlen haben Freisinnige und Nationalliberale stets zusammengestimmt, so daß eS sich für den Liberalismus in Sachsen nur darum handeln kann, die Kandidaturen auf beide Parteien zu verteilen. Kirchenvifitation mit Kriegsspiel. In K a l l e h n e in der Altmark war Kirchen bisita. l i o n. Einem spaltenlangen Bericht des„Salzwedeler Kreis- blattes" seien nur einige Stellen entnommen: Ein großes Kriegsspiel beendete unser Kirchfest der Visitation. Gegen 2 Uhr rückte die Schule von Sanne an unter Führung des Herrn Lehrers Dehne und brachte dem Herrn Superintendent Hell>v lg vor der Pfarre ein Ständchen. Sie zog dann weiter nach Velgau, wo sie sich mit den Schulen von Kerkau, Lübars und Molitz zur angreifen- den Partei zusammenschloß. Die Schule von Kallehne-Belgau, unterstützt vom ersten Zuge des Kriegervereins unter Herrn Rentier Fritz Schulz, hatte die Aufgabe, das Dorf zu ver- tcidigen. Auf einem Erdhügel war die Heeresleitung mit Gefolge. Wir bemerkten Herrn Supcrin. tendent Hellwig nebst Frau Gemahlin. Herrn Pfarrer K. Schmidt neb st Frau Gemahlin. Herrn Amtsvorsteher Fettback aus Krakuhn. Herrn Ortsvorsteher Nach- «igall uni Viele andere....(Folgt Schilderung der Schlacht- entwickelung. dann heißt es weiter:) Wohl eine halbe Stunde verschnaufte der Feind, auch fehlte es ihm offenbar an Muni- tion, denn hastende Radler jagten zum Kaufmann, um dort zu requirieren.... Es wurde Ernst. Eben noch hörte man durch das Kricgsgetöse das Kommando des Herrn Fritz Schulz mit gellender Stimme: Feindliche Infanterie. 159 Schritt» Salve, gebt Feuer, Schnellfeuer? und aus Hecken und Gräben ging ein fürchterlicher Kugelhagel auf den Feind her. vieder; aber drüben hieß ei: Bajonette pflanzt auf! und da gab es kein Halten mehr. Die Trommeln wiebelten, die Pfeifen quicischfen, die Horner bliesen zufti Angriff: mit Hurra brach man los. Es kam zum entsetzlichen Handgemenge. und man hatte Not, die Jungen wieder auseinanderzubringen. Herr Pastor Schmidt sammelte Freund und Feind und Zu- schauer um sich her, dankte allen, die zum Festspiel geholfen, und brachte ein K a i s e r h o ch aus, nach dem„Heil Dir im Sieger kränz" gesungen wurde. Er ergriff darauf noch- mals das Wort, mahnte zur Treue auch gegen die evan- gelische Landeskirche und erklärte das Visitationsfest für beendet, indem das Lied:„Nun danket alle Gott!" an- gestimmt wurde. Wirklich ein äußerst erhebender Abschluß einer kirchlichen Feier. Welch friedfertiges, echt christliches Bild: diese beiden Geistlichen, Superintendent und Pfarrer, als Feldherren die männermordende Schlacht leitend, die hastenden Radler, die zum Kaufmann jagen, um Munition— was für welche wohl?— zu requirieren, die raufende Dorfjugend, Kaiscrboch,„Heil Dir im Siegerkranz " und„Nun danket alle Gott!" Kann man sich eine größere Blasphemie vorstellen? Ein Kulturbild aus dem preußischen Osten. Ein Vorfall, den man nicht für möglich halten sollte, der aber auf unsere östliche Kultur ein bezeichnendes Licht wirft, hat sich dieser Tage in G r ä tz(Provinz Posen ) zugelragen. Ein dortiger Rentier, der seit einiger Zeit in Schwermut herninirrte. hatte sich in seiner Umnachtung erhängt. Der katholische Geistliche weigerte sich nun, den Mann mit kirchlichen Ehren begraben zu lassen und ordnete die Aushebung eines Grabes in der Selbstmörderecke an. Die An- gehörigen des Verstorbenen wandten sich hierauf an das erzbischöf liche Konsistorium in Posen, welches an den Ortsprobst die Weisunc erließ, den Mann in katholischer Weise zu beerdigen. Der Propf beauftragte nun eineir Vikar mit der Beerdigungszeremonie. Als jetzt der Leichenzug vor dem FriedhofStore erschien, fanden sie dieses verschlossen und außerdem noch vernagelt. Die Leidtragenden ließen das Tor aufbrechen. Da sich aber eine große Menschenmenge angesammelt hatte, die gegen den Leichenzug eine drohende Haltung einnahm, wurden sämtliche Gendarmen und Polizisten deS Ortes herangezogen. Als der Sarg an der offenen Gruft nieder gesetzt worden war. strömte eine große, mitKnüppeln und Steinen bewaffnete Menschenmenge auf den Friedhof. Die Polizei war diesen vielen Hunderten gegen- über machtlos und wurde verjagt. Jetzt nahm der Pöbel den Sarg von der Gruft, schleppte ihn unter gräßlichen(echt katholischen> Flüchen zu dem noch offenstehenden Selbstmördergrabe(Warum stand dieses noch offen?!) und warf ihn dort hinab. In- zwischen war der Landrat auf dem Friedhofe erschienen. Doch die Exzedenten ließen sich dadurch durchaus nicht imponieren. Sie nahmen gegen Landrat, Polizei, Vikar und Leidtragende eine so drohende Haltung ein. daß alle diese Personen vom Friedhof flüchten mußten. In- zwischen scharrte ein Teil ihrer Bundesgenossen das Grab mit den Händen zu. So geschehen im Jahre des Kometen zu Grätz in Posen! Um 1« Pfennige ein Jahr Gefängnis! Eine exorbitant harte Strafe verhängte das Dresdener Kriegsgericht über den Soldat Oeser vom 192. Jnfan- terie-Rcgiment. Der Angeklagte hatte eines Tages vom Tisch der Mannschaftsstube eine nicht mehr ganz volle Schachtel Gutta. lin im Werte von— 19 Pf. mit fortgenommen und sie versteckt, um den Inhalt für sich zu verwerten. Vor Gericht war er geständig, bat aber, ihn lieber ins Zuchthaus als in die Arbeiterabteilung zu stecken. Das Gericht verurteilte ihn, da die erschwerenden Umstände des Rückfalls in Frage kamen. zu einem Jahr Gefängnis, vier Jahren E h x tz e x- Luft und Entfernung aus dem Heere!'•' Cngland. Der Thronwechsel und die politische Lage.---- Man schreibt uns aus London : Selten noch ist die sprichwört liche Heuchelei der englischen Politiker in so abscheulicher Weise zu tage getreten, wie anläßlich des gegenwärtigen Thronwechsels. Noch hat die bürgerliche Presse sozusagen ihre Tränen nicht getrocknet ob des angeblichen schmerzlichen Verlustes, der das Land getroffen, und schon sind die Organe und gewisse führende Politiker beider Parteien eifrig an der Arbeit, um aus dem Tode Eduards polt tisches Kapital für ihre Partei zu schlagen. Am schlimmsten treiben es in dieser Beziehung die Freunde der LordS, die Konservativen. Die geringste Möglichkeit eines ernsthaften Verfassungskampfes zwischen Unterhaus und Oberhaus flößt ihnen einen heillosen Schrecken ein; sie wissen, daß eS nur nötig ist. die Frage klar und unzweideutig zu stellen, um sie vom Volke in einem für die ge- borenen Gesetzgeber nichts weniger als günstigen Sinne beantwortet zu haben. Die„maßvolle" Politik der liberalen Regierung brauchte sie freilich nicht zu beunruhigen, aber sie haben mit der treibenden Kraft der jetzt ausschlaggebenden Iren und der Arbeiterpartei zu rechnen. Der Tod des alten Königs liefert den Konservativen eine Gelegenheit, dem Einfluß dieser„extremen" Fraktionen entgegen- zuarbeiten. Die konservative Presse ist voll von feierlichen Be- schwörungen an die Liberalen, in dieser„schweren Schicksalsstunde" die Axt des Parteizwistcs zu begraben und einander in königstreuer Rührung um den Hals zu fallen. Ferner wird mit vielem Nach- druck betont, daß es unschicklich wäre, den neuen— wenn auch keineswegs mehr jungen— König gleich nach seiner Thronbesteigung in eine so schwierige und gefährliche Lage zu versetzen, wie dies bei Durchführung der bisherigen Pläne der Regierung der Fall lväre. Die Schlußfolgerung ist die, die Regierung möge sich ent- schließen, einen Gottesfrieden mit den Lords zu schließen und den ganzen Verfassungskampf bis zum nächsten Jahre zu verschieben. Diese verlockenden Vorschläge finden vielleicht bei der Regie- rung Gehör und dann fällt der ganze Kampf gegen die Lords auf unabsehbare Zeit ins Wasser. Das Oberhaus würde sich mit dem Präzendenzfalle des vorigen Jahres das Recht erobert haben, jedes Budget und jede ihm verhaßte Steuer abzulehnen, und alle seine übrigen Privilegien, die die Vetovorlage bedroht, würden unge- schwächt bestehen bleiben. Das Bedenklichste ist, daß diese An- regungen von einigen leitenden Personen des sogenannten ge- mäßigten Flügels der liberalen Partei, der die Politik der Regierung sehr beträchtlich zu beeinflussen pflegt, mit der größten Bereitwilligkeit aufgenommen werden. Es ist ganz sicher, daß der Premierminister A s q u i t h selber jede Möglichkeit, einem von ihm nur sehr widerwillig und unter äußerem Zwange begonnenen Kampf„in Ehren" auszuweichen, mit Freuden begrüßen würde. In einem Lande, wo die politische Heuchelei den Staatsmännern schon zur zweiten Natur geworden ist, wird es des mutigen und entschlossenen Auftretens der Iren und der Arbeiterpartei bedürfen, um ein völliges Versumpfen des Verfassungskampfes aus diesem Anlasse zu verhindern. Es scheint festzustehen, daß die A r b e i t e r. p a r t e r auf das Gerede vom Gottesfriedcn nicht hereinfallen wird. Sic wird darauf bestehen, daß der Kampf gegen die Lords sofort nach der Wiedereröffnung des Parlaments, die übrigens mit dem Ende der amtlichen Traucrzeit von sechs Wochen zusammenfällt, seinen Fortgang nimmt. Sollte es indessen der Arbeiterpartei nicht gelingen, in dieser Sache ihren Willen durchzusetzen, und die Vcr- Handlung der Vetovorlage doch bis zum nächsten Jahre hinaus- geschoben werden. dg.nn wixd sie weuigstegs die Einbexzisung einer H e r b st s e s s i o n forVKn. damit die großen, drängenden Fragen der Sozia Ire form in Angriff genommen werden können. Was die Iren betrifft, so ist über ihre Stellungnahme noch nichts Verläßliches bekannt geworden, aber es ist von vornherein sicher, daß sie noch weniger als die Arbeiterpartei geneigt sein werden, den Tod des Monarchen zu einem skrupellosen reaktionären Vorstoß mißbrauchen zu lassen. Unter solchen Umständen werden die Lkompromißler einen schweren Stand haben. Die Iren sind, zumal wenn die Arbeiterpartei mit ihnen zusammengeht, bei dem gegenwärtigen Kräfteverhältnis im Unterhause in der Lage, die schönsten Pläne der Regierung zunichte zu machen, wenigstens so- lange sich diese scheut, sich mit den Verteidigern der Vorrechte der erblichen Lordskammer zusammenzutun, um die Verfechter der Demokratie zu besiegen. Es ist aufgefallen, daß den Lobreden der Führer der beiden bürgerlichen Parteien im Unterhause über den verstorbenen König Eduard auch eine überaus„loyale" Rede des Wortführers der Arbeiterpartei, Enoch Edwards, anschloß. Edwards ist ein Bergarbeitervertreter, der stets liberal gefühlt und gedacht hat und sich erst vor kurzem auf das Drängen der Bergarbeitermassen der Arbeiterpartei angeschlossen hat. Aber trotzdem läßt der Vorfall nicht nur das wirkliche Entwickelungsstadium der englischen Arbeiterpartei besser erkennen, sondern liefert auch einen neuer- lichen Beweis der klugen Politik der englischen Herrschaftsfaktoren, denen es gelungen ist, auch bei manchen Vertretern der Arbeiter- klasse den Glauben von der Unparteilichkeit des KönigStums zu befestigen._ Wieder eine Wahlannullierung. London , 14. Mai. Die Wahl KapitänS GuestS. des Ab- geordneten für Ea st Dorf et, ist wegen Ueberschreitung der für die Wahl zulässigen Aufwendungen für ungültig erklärt worden. ftonvegeii. DaS kommunale Fraoeuwahlrecht. Kristiania , 13. Mai. Der Obel sthing nahm mit 71 gegen 19 Stimmen den Antrag an betreffend die Erweiterung des jetzt bestehenden kommunalen Wahlrechts für Frauen zum allgemeinen kommunalen Wahlrecht für Frauen. Durch die Erweiterung des Wahlrechts wird die Zahl der wahlberechtigten Frauen um über209 999 erhöht. ftußlatid. Die Entrechtung Finnlands . Aus Petersburg wird uns vom 11. Mai geschrieben: Die Kommission für die finnländische Gesetzvorlage kam am gestrigen 19. Mai zum erstenmal zusammen. Die Sitzung wurde vom Kam- missionSvorsitzenden Herrn K r» p e n S k i mit der Erklärung eröffnet, der Kaiser habe ihn beauftragt, der Kommission den allerhöchsten Wunsch mitzuteilen, sie möge mit voller Energie arbeiten. Herr KrupenSki hat die Antveisung so verstanden, daß die Korn- missionSberatung nur eine leere und lästige Formalität sei, die man möglichst schnell überwinden müsse. Bei dieser Auf- fassung der Dinge durfte er auf Unterstützung der KontmissionS- Mehrheit bestimmt rechnen, sowie andererseits darauf, daß die oppositionelle Minorität einfach und leicht niederzustimmen sei. Der Verlauf der ersten KommissionSsitznng hat diese Angaben bestätigt: der Vorsitzende wollte ursprünglich überhaupt keine all- gemeine Debatte über den Entwurf zulassen und beantragte sofortigen Uebergang zu den einzelnen Punkten. Die Opposition machte jedoch ihr Recht geltend und erhielt das Wort. Der Antrag M i l j u k o w S, zuerst die Antlvort des finnländischen Landtages ab« zuwarten, wurde mit 19 gegen 6 Stimmen abgelehnt. Mit derselben Majorität wurde dann die Redezeit auf 29 Minuten be- schränkt. Da die RegiernngS- und Mehrheitsvertreter eine eigenartige Taktik betrieben, indem sie absolutes Schweigen bewahrten, so war die„allgemeine Debatte" bald zu Ende. Auf dieselbe Weise und im selben Tempo hoffen die Patrioten auch die „Prüfung" der einzelnen Punkte in der Kommisston und Duma durchzupeitschen, dann ist der„Wunsch" nach energischer Arbeit erfüllt. Petersburg, 13 Mai. Die Kommission der Duma für die Finnlandvorlage hat ihre Beratung beendet und folgende Abänderung angenommen: Die Frist der Mandate der finnischen Mitglieder des ReichSrateS wird von neun auf da: ei Jahre herabgesetzt. Die Zahl der finnischen Mitglieder des Reichsrates wird auf zwei statt ans eins festgesetzt. Dagegen wird die Zahl der finnischen Mitglieder der Duma von fünf auf vier herabgesetzt, indem der Vertreter der russischen Bevölkerung Finnlands gestrichen wird. Der von dem Mit- glied der extremen Rechten, Markow, eingebrachte Antrag, das Gouvernement W i b o r g Rußland einzuverleiben, wurde mit sieben gegen fünf Stimmen abgelehnt. Echtrussische Frechheiten. Petersburg, 14. Mai. Dem Präsidenten der Reichsduma eine von etwa hundert Mitgliedern der Rechten und der i at i o n a l i st e u sowie einigen Oltobristen unterzeichnete Erklärung zu, in der gesagt wird, eS sei ihnen bekannt geworden, daß dein Präsidenten der Reichsduma von der Handelokainmer von New Castle und von der Kammer und den Senatoren von Belgien Erklärungen zugegangen seien, die die russische Politrk in Finnland beträfen. In Anbetracht dessen, daß jede Ein- Mischung von Ausländern in innere(?) Angelegenheiten Rußlands , der die Duma nicht sofort energisch entgegentrete, die National- würde(?) Rußlands verletze, machen die Unterzeichner den Borschlag, falls die Meldung richtig sei, den Präsidenten der Reichsduma zu beauftragen, den Engländern und den Belgiern die unpassenden Ge- suche zurückzusenden und dabei aus die unzulässige Handlungsweise und die Nutzlosigkeit ihrer ungebetenen Einmischung hinzuweisen. Cürhei. Die Lage in Albanien . Saloniki, 14. Mai. Aus Kleinasien sind weitere zwei TranS- portdampfer mit Truppen hier angelangt und von Adrianopel sechs Bataillone Infanterie und zwei-Bataillone Ar» tillerie nach Albanien unterwegs. Aus den Kreisen der hohen türkischen Geistlichkeit sowie aus Kleinasien und Syrien sind die albanischen Ulemas und Staumesältesten telegraphisch aufgefor» dert worden, im Namen des Propheten(Hu, Hu!) auf die Ein« stcllung des Zwistes mit den Gläubigen hinzuwirken, sich zur Ver- teidignng der Rechte der Türkei aufzuraffen und bei den Schutz- mächten gegen das schimpfliche Vorgehen der Kretenser Einspruch zu erheben. Der Kriegsminister ist aus Veriso witsch zu, rückgekehrt. Er meldet, daß seit zwei Tagen weitere Kämpfe mit den Arnauten nicht vorgekommen seien. Jedoch werde die Verfolgung der fliehenden Aufständischen von dcg Truppen syste- matisch fortgesetzt. � Aegypten . Die Ermordung des Ministerpräsidenten. Kairo , 13. Mai. Wardani, der Mörder des Minister- Präsidenten B u t r o S Pascha, ist heute zum Tode ver- urteilt worden.
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