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fenstern eingeschlagen. Auch Schaufensterscheiben fielen mehrfach bem Element zum Opfer. Durch den vorangegangenen starken Negenniederschlag wurden gleichfalls nicht unerhebliche Schäden verursacht. Es wurden Ueberschwemmungen hervorgerufen, die durch den Hagelschlag noch verstärkt wurden. Auch waren wieder mehrere Blitzschläge zu verzeichnen. Ein Blitzstrahl traf beispiels- weise ein auf der Fahrt nach Wannsee begriffenes Fuhrwerk uno tötete das Handpferd auf der Stelle. Der Kutscher wurde betäubt, ohne jedoch weiteren Schaden erlitten zu haben. Ferner wurden wieder einige Fernsprechleitungen nach den östlichen Vororten, so zum Beispiel nach Erkner und Friedrichshagen , vom Blitz berührt und zerstört. In Berlin schlug der Blitz an mehreren Stellen ein. Im Hause Gollnowstrage 34 ging der Blitz dem Schornstein entlang nach dem Keller, ohne erheblichen Schaden anzurichten; dasselbe war der Fall im Hause Gollnowstratze 3, wo der Blitz im Keller einigen Schaden hinterließ. Weiterfnhnmg der städtischen Straßenbahn. Der Magistrat hat entsprechend wiederholte» Wünschen der südöstlichen Stadtteile be- schlössen, die städtischen Straßenbahnlinien von der Warschauerbrücke- Mühlenstraße über die Oberbaumbrücke, Falckenstein- und Wrangel- straße, Görlitzer Ufer, Wiener Straße nach dein Görlitzer Bahnhof weiter zu führen. Die aus der künftigen Anleihe zu deckende» Koste » der Verlängerung mit 318 000 M. sollen einstweilen aus dem Vorschuß- konto eiituomincu werden. Bei der demnächst zu beivirkenden Asphaltieruug der Wiener Straße sollen die Gleise der Berliner Elektrischen Straßenbahn Aktiengesellschafi sSiemens Bahn) von der Grünauer Straße bis zur Einmündung der städtischen Gleiie in eine» besonderen Bahn- körper verlegt werden, wie es in der Hardenbergstraße in Charlotten- bürg bereits geschehen ist. Anstatt mit Pflaster wird der Wegekörper mit Rasenbekleidung in, zwischen und neben den Gleisen versehen werden, wodurch eine Verminderung der Pflasterkosten, eine Erleichterung der Unterhaltung und ein schöneres Aussehen erzielt wird. Das Verhängen der Schaufenster an Sonn- und Feiertagen war bisher strenge Vorschrift. Wer sie nicht beachtete, konnte bestraft werden. Fetzt bat der Oberpräsident v. Conrad die Aufhebung dieses Verbots für die Provinz Brandenburg verfügt mit der Einschränkung, daß künftig Schaufenster und Schaukästen nur während der Stunden des Hauptgottesdienstes von 1012 Uhr vor- mittags verhängt werden müssen. Das offene Aushängen und Aus­stellen von Waren in und vor den Ladcntüre» ist an Sonn- und Feierlagen nur während der zulässigen Verkaufszeiten gestattet; außerhalb dieser Zeiteir müssen die Ladentüren geschlossen sein. Be- züglich des Gewerbebetriebes im Umherziehen und des sogenannten anbietenden Handels ani Wohnorte bewendet es bei den Verbots- Vorschriften des§ SS-» der Gewerbeordnung, von denen die Ber - waltungsbehörden Ausnahmen zulassen können. Für den Landespolizeibezirk Berlin , der neuerdings durch den Hinzutritt der Gemeinden Lichtenberg , Boxhagen- RummelSburg und Stralau erweitert worden ist, wird die Auf- Hebung des Verbots in den nächsten Tagen zu erwarten sein: es brauchen dann die Ladeninhaber von Berlin , Charlottenburg , Schöneberg , Wilmersdorf und Rixdorf sowie die oben angeführten drei Vororte ihre Schaufenster an den Sonntagen außerhalb der Kirchzeit nicht niehr zu verhängen. Die Hauptkirchstunden sind für Berlin und Charlottenburg auf io bis 12 Uhr festgesetzt, für Schöne- berg und Boxhagen-Rummelsburg auf S'/z bis 11V, Uhr. Der Fußgängertunnel unter dem Görlitzer Bahnhofe im Zuge der Liegnitzer und Oppelner Straße ist gestern dem Verkehr über- geben worden. Der Tunnel ist 163,68 Meter lang, seine Breite ist 4 Meter, seine lichte Höhe 2'/, Meter, seine Oberkante liegt 80 Zenti- meter unter Schienenoberkante, die Fundamentsohle der Wände liegt 1,10 Meter unter dem Tunnelfußboden und 12 Zentimeter über dem Grundwasser. Da die Görlitzer Straße etwa 40 Zentimeter höher liegt als die Wiener Straße, steigt der Tunnel dorthin im Ver- hältnis von 1 zu 360. Er wird mit 16 Stufen von der Wiener und mit 18 Stufen von der Görlitzer Straße erreicht. Der Luna-Park in Halensee . Ein für Berlin zurzeit einzigartiges VergnügungSetabliffement hat eine englische Gesellschaft an der Grenze des' Grunewaldes. neben den.Terrassen" in Halensee errichtet. Schon seit längerer Zeit führte eine große Anzahl Arbeiter auf dem vorher öde und wüst sich ausbreitenden Gelände ein riesiges Holzgerüst auf, das mit feinen verschlungenen Gängen und Windungen einem Labyrinth gleicht. Allmählich kam Form in das Holzgerippe und jetzt sieht der Beobachter, daß er ohne jede Mühe und ohne Nagelschuhe und Ruck- sack in kurzer Zeit die schönste Partie in die steile Gebirgswelt unternehmen kann, wenn er einige Groschen opfert. Es fehlt nichts, um die Täuschung glaubhaft zu machen. Sowohl die zackigen Felsen aus schwindelnden Höhen als auch grausige Schluchten, schäumende Sturzbäche sind vorhanden und der genügsame Berliner , dem es aus Mangel an Geld oder aus sonstigen Gründen nicht vergönnt ist. dieechten" Alpen aufzusuchen, wird sich mit Humor dieimitierten" gefallen lassen. Besonders die jungen Pärchen werden sich die Gelegenheit nicht ent- gehen lassen, ihre Hochzeitsreise aus so billige Weise zu erledigen. Und surrt nian im kleinen Wagen durch dunkle Tunnels und ist für Sekunden jedem profanen Blick entzogen, na, wer weiß bekanntlich gibt's aus der Alm ka Sünd'. Leider fehlt bei der Sache ein Haupt- reiz: die Kühe und die Sennerinnen. Auf die ersteren könnte man schließlich verzichten, aber die feschen Dernd'ls in ihren originellen Pluderhosen will niemand gern missen. Doch wird man sich mit dem Anblick der Somalinegerinnen trösten können, die ebenso wie die Männer von schlankem, ebenmäßigem Wuchs sind. Außerdem findet man fidele Kinder aus Bayerns Gefilden, die mitJu hu" undHoldrio" und Schuhplatteln die Lachmuskeln aller ehrlichen Bierphilister in Bewegung setzen. Konzerte,.Kientöppe" usw. ver- vollständigen die ganze Anlage, die echt amerikanisch ins Große, Gigantische geht._ DieDeutschen Nachrichten" geben vor. eine Tageszeitung für Reichs-, Staats-, Kommunal- und Privatbeamte zu sein. Die Mehrzahl dieser Beamten müssen sich nach dieser Zeitung in glänzenden Verhältnissen befinden, denn in einem Zirkular an Geschäftsleute, in denen zum Inserieren aufgefordert wird, heißt eS unter anderem: Keine andere Berliner Zeitung ist für Veröffentlichungen von Theater- und Vergnügungsanzeigen so sehr geeignet, wie dieDeutschen Nachrichten", die im Laufe weniger Jahre sich auf eine Auflage von 30 000 Exemplaren herauf- gearbeitet haben. Der Hauptvorzug liegt darin, daß die Deutschen Nachrichten", als Organ des Deutschen Be- amtenbundes und des Bundes der Festbesoldeten, aus- schließlich von Beamten gehalten werden, die über die entsprechende Zeit verfügen, um auch der Unterhaltung und dem Vergnügen den nötigen Anteil zu gewähren, während die meisten anderen Berliner Tageszeitungen zu einem sehr großen Teil von einem Publikum gelesen werden, das für Vergnügungs- etablissements fast gar nicht oder nur in sehr untergeordnetem Maße in Frage kommt." Ob die Beamten von dieser Zensur sehr erbaut sein werden? Beim Spiele» an einem fahrenden Wagen ist vorgestern nachmittag wn 4Vz Uhr der zehn Jahre alte Sohn Erich des Schuhmacher? Doyen aus der Swinemünder Straße 61 tödlich verunglückt. Der Knabe hatte sich an einen Wagen der Berliner Elektrizitätswerke an- gehängt und den Verschluß einer eisernen Wagenleiter gelöst. Die Leiter fiel hinunter, traf ihn auf den Kopf und verletzte ihn so schwer, daß er sofort verschied. Wer ist die Lebensmüde? Mit Lysol vergiftet wurde in der vergangenen Nacht uni 12 Uhr ein unbekanntes Mädchen von etwa 20 Jahren vor dem Hause Birkenstr. 62 bewußtlos aufgefunden. Ein Schutzmann brachte sie nach dem Krankenhause Moabit , wo sie noch bewußtlos danieder liegt. Die Unbekannte war schwarz ge« kleidet. Sie trug Jackett, Nock und Bluse. Ein Eisenvahnunfall hat sich gestern vormittag um 10 Uhr auf dem Steitiner Fernbahnhof zugetragen. Ein Eilzug, der aus Stettin auf dem Gleis I einlief, rannte mit großer Wucht auf den Prellbock aus, wobei zehn Personen leicht verletzt wurden. Anitlich wird ge- meldet: Der Eilzug Nr. 8 aus Stettin fuhr heute sSonnabend) morgen S Uhr 52 Min. wahrscheinlich infolge Versagens der Bremse auf den Prellbock auf. Die Untersuchung über den Unfall schwebt noch. Als leicht verletzt haben sich gemeldet: Der Kaufmann Rudolf Müller aus Stettin , Kaiser-Wilhelin-Straße 97; Zimmermeister Willi Gehm aus Finkenwalde ; Frau Rosa Isaak aus Görtz a. O.; Hedwig und Karharina Neumann aus Siettin. Durch den zuständigen Bahn- Hofsarzt wurde bei Herrn Müller Onetschung des Rückens, bei Gehm Ouetschung der Nippen und des rechten Schulterblattes, bei Frau Isaak Nervenchoc und bei den Fräulein Neumann außer Ncrvenchoc Hautabschürfungen konstatiert. Jung i» den Tod. Mit achtzehn Jahren plötzlich vom Tod überrascht wurde der Buchhalter Ernst Schmidt aus der Grün- thaler Straße. Sch. war im Begriff, den Bahnhof Gesundbrunnen zu verlassen, als er vor den Augen zahlreicher Passanten zu Boden stürzte. Der Bedauernswerte war auf der Stelle tot; ein Herz- schlag hatte ihn in der Blüte seiner Jahre dahingerafft. Von einem Postautomobil überfahren und schwer verletzt wurde vorgestern nachmittag der wohnungs- und stellungslose Konditor Max Rumpf . R. wollte am Spittelmarkt den Fahrdamm überschreiten, wobei er nicht aus das Herannahmen eines in schnellem Tempo dahineilenden Postautomobils achtete. Er wurde pon dem Kraftwagen umgerissen und so unglücklich zu Boden geschleudert, daß ihm die Räder über beide Füße hinweggingen. In schwerverletztem Zustande wurde der Verunglückte, nachdem er auf der nahen Unfallstation Notverbände erhalten, nach dem Krankenhause am Friedrichshain gebracht. AlS eine Art von Vorbereitung zum Besuch der Brüsseler Welt- ausstcllnng wurden am Freitag in der Urania belgische Landschafts- und Städtebilder vorgeführt. Der be- gleitende Vortrag ist von dem schwedischen Schriftsteller Gustaf S i ö st e e n verfaßt worden und gibt eine gefällig klingende Dar- stellung der modernen Entwicklung Belgiens ; ein tieferes Eingehen allerdings ans die sozialen und kulturellen Probleme, die das Leopold"-Ländchen auf Schritt und Tritt bietet, vermißt man viel- fach. Neben den prachtvollen Boulevards, die im modernen Brüssel nach dem Vorbilde der Haußmannschen Reformen von Paris entstanden sind, hätte man gern auch die Ein- familienhäuser im Bilde sehen mögen, die den Vorstädten mit ihrer Arbeiterbevölkerung ihren Typus verleihen und deren Aufkommen in Berlin das gefräßige Hausagrariertum so gründlich ver- hindert hat. Immerhin ließ sich die gähnende Kluft zwischen Reich- tum und Armut ermessen beim Anblick der primitiven Hundekarren, aus denen von halben Kindern die Milch zur Stadt geführt wird. Manneken-PiS , das ehrenwerte unartige Wahrzeichen Brüssels , fehlte natürlich nicht. In seiner Bekleidung mit der Uniform der Kommual- garden reizt er die LachmuSkeln ganz besonders. Auch ein fliegender Bierhändler war interessant; er trägt seine Last auf dem Rücken und kann aus mehreren Hähnen ausschenken. Belgien ist übrigens das Land, das verhältnismäßig das meiste Bier verbraucht. Brügge ist jetzt die.tote Stadt". Mit Mühe erhält man die Zuchthäuser des Mittelalters und die leeren Paläste der ehemaligen Patrizier« geschlechter. Die kunstgeschichtlichen Sammlungen deS Landes werden jetzt darin aufgehäuft. Ein stilles, aber einträgliches Wirtschafts- leben spinnen besonders in Brügge die Klöster weiter, deren es 1906 im ganzen Lande 4000 gab mit 60 000 Insassen! Die Frauen- gcnossenschofl der Beghinen, die hauptsächlich Spitzen klöppelt und auf einigen Höfen kommunistisch organisiert ist, beweist ihren behag- lichen Ueberfluß schon dadurch, daß jede einzelne Nonne ihr eigenes HauS hat. Antwerpen ist eine mächtig aufstrebende Handels­stadt, deren Warenimportgeschäst fast an das Rotterdams und Hamburgs heranreicht, wenigstens der Quantität nach; in der Mehrzahl sind eS Rohmaterialien und billigere Stück- güter. Das Museum Plantin- MoretuS ist eigenartig; das Haus des berühmten Buchdruckers Eh. Plantin, der 1689 starb, ist hier mit allen Einzelheiten des Inhalts, bis auf alte Korrektur- bögen und holzgeschnittene Lettern im Setzerkasten, konserviert; auch die Diener lausen in der alten Tracht umher. Ost ende, das Aniüsierbad der kosmopolitischen Bourgeoisie, wurde etwas über Gebühr gepriesen. Die Strandpromenade mit ihren 68 Stock hohen Hotelfaffaden, die dürftig heranschleichende Gezeitenwelle und das Getümmel der Badekarren ist schließlich nichts, das wir an unseren Küsten nicht ebenso und am Ende in Wannsee nicht ungleich origineller und kraftvoller hätten. Man kann aber in Ostende , wenn man will, für da» Mieten eines sogenannten LuxuskarrenS 10 Fr. ausgeben, und darin liegt offenbar für ein gewisses Publikum die höhere Technik des Genießens. Jetzt sind Bestrebungen im Gange, die ganze belgische Küste zu einem Seebädcrdeparlemenl zu vereinigen mit Ostende als Vorort an der Spitze. So zentralisiert sich auch das Vergnügen. Von den vor- geführten landschaftlichen Szenerien interessiert besonders die Tal- sperre bei Gileppe, deren Mauerung an der Sohle 66 Meter stark ist, um dem Wasserdruck genügenden Widerstand leisten zu können, und eine Anzahl künstlerischer Gegenlichtaufnahmen belgischer Amateure. SängerchorWedding " jM. d. Arb.-S.-B., Chormeister Herr E. Thiele). Am 16. Mai 1910: 2. Pfingstfeiertag früh 6 Uhr, findet in denPharussälen", Müllerstr. 142(bei ungünstiger Witterung in sämtlichen Sälen) ein großes Frühkonzert mit Tanz und Spezialitäten- Vorstellung statt. Billett und Programm 25 Pf. Der Ueberscvuß fließt den ausgesperrten Bauarbeitern zu. weshalb zahlreicher Besuch dringend wünschenswert ist. DaS neue Programm des Walhalla-Barictö-TheaterS ist unter- haltend und abwechslungsreich in seinen Einzelheiten. Fast jede einzelne Nummer der Darbietungen kann als eine artistische Muster- leistung bezeichnet werden. Und zwar wirken die einzelnen Piecen um so nachhaltiger, da überall dem Humor und der Groteske ge- nügend Spielraum gelassen ist; dafür ist das Publikum immer empfänglich. Hill and Hu kl ernteten als Exceutric-Komödianten wohlverdienten Beifall; die Mitglieder der John George- Truppe zeigten ihre Künste als graziöse Springer und geschickte Akrobaten; der Rollschnhakt des van Roy-Trios war eine Glanzleistung ans dem Gebiete des jüngsten aller Sports; d e Marcos Vorführung der gut dressierten Asfenfamilie Meyeer gefiel außerordentlich; und schließlich wurden sowohl die Soubrette Selma Wallis, wie auch der Komiker Paul Bendix immer wieder belacht und hervorgerufen; ihre Kuplets und Vorträge wirkten nicht zum letzten durch die aktuellen Schlager, an denen sie reich waren. Der Pratcr in der Kastanien-Allee hat seine Sommeriaison mit der Novität.Im Reiche des MarS" eröffnet. Das Ausstattungs- stück hat Paul Hantel zum Verfasser; die Musik hat Rich. Mchncke geliefert._ Vorort- Nach rieb tem Wilmersdorf. AuS der Stadtverordnetenversammlung. Eine außerordentliche Sitzung am Freitagabend nahm ein recht unerwartetes Ende. Man beriet des langen und breiten über die Festsetzung des E i n k o m- mensteuerzuschlages und der Steuerverteilung. die bekanntlich infolge des vom Provinzialausschuß gefaßten Be- schlusses geändert werden müssen. Der zur Erörterung der An» gelegenheit eingesetzte Ausschuß hat sich mit beträchtlichem Eifer um die Beibehaltung- des Kommunalstcuerzuschlags von 90 Proz. bemüht. Den xadikglsten Ausjveg empfahl hier der Stadtverorh- nele Dr. Dald sch midi. Dieser Herr Wollte Ver gesetzlich«» Bestimmung, daß die Realsteuern zu den Personalsteuern im Ver» hältnis von 3 zu 2 bemessen werden sollen, dadurch gerecht wer» den, daß er empfahl, neben den 90 Proz. Zuschlag zur Einkommen- steuer 135 Proz. Rcalsteuern zu erheben. Angesetzt sind im ur- sprünglichen Verteilungsplan 197 Proz. Man könnte, so meinte der Stadtverordnete, zunächst von den 790 000 M., die durch diese Regelung weniger eingenommen würden, 400 000 M. dadurch decken, daß man den für Asphaliierung diverser Straßen in den Haushaltsplan eingesetzten Betrag vollständig streiche. Was dann noch fehle, sei zu beschaffen, indem man die Kanalisations- gebühr erhöhe. Gegen diesen Vorschlag wurde im Ausschuß das Bedenken erhoben, daß die Hauptlast von den Hausbesitzern zu tragen sei, während die Terraingesellschaften, in deren Besitz sich der unbebaute Grund und Boden der Stadt befindet, frei ausgingen. Auch sei damit zu rechnen, daß der Bezirksausschuß eine solche Umgehung des von den Aussichtsbehörden gefaßten Beschlusses be- anstanden würde und man dann wieder auf dem alten Fleck stehe. Ein anderer Vorschlag ging dahin, einfach den Auffichis- behörden die Aufstellung des Etats zu überlassen. In diesem Falle aber würde die Neuregelung sich bis zum Herbst hinziehen und vielleicht das Resultat haben, daß die staatliche Einkommen« steuer gar mit einem über 100 Proz. hinausgehenden Zuschlage bedacht würde, des Verlustes, den die Stadt infolge der ver» späteten Steuereinziehung erlitte, gar nicht zu gedenken. Nach- dem im Plenum gar viel von der Wahrung der in Preußen be- kanntlich gar nicht existierenden Selbstverwaltung gesprochen und manches scharfe Wort gefallen war, schritt man endlich zur Ab- stimmung. Als erster von einer ganzen Reihe Anträge kam der des Herrn Dr. Waldschmidt auf Erhebung von 90 Proz. Zuschlag zur Einkommensteuer und 135 Proz. Realsteuern an die Reihe. Acht Stadtverordnete erklärten sich für, dreizehn gegen den Antrag. Mithin waren weniger als die Hälfte der 48 Stadtverordneten im Saale anwesend. Dem Vorsteher blieb nichts übrig, als die Be- schlußunfähigkeit der Stadtverordnetenversammlung festzustellen und die Sitzung aufzuheben. Vorher hatte man den Gegenstand -der Tagesordnung erledigt, der eigentlich die Einberufung der Sitzung notwendig gemacht hatte. Die Stadt benötigt einer M ü l l v e r l a d e st e l l e, d:e am Gleise-der Ringbahn von der Rheingau -Terraingesellschaft erworben werden mutz. In einem vom Stadtverordnetenvorsteher verlesenen Schreiben erklärte die Gesellschaft, daß sie sich nicht über den 15. Mai hinaus an ihre Offerte binden wolle; ferner verwahrte sie sich in ziemlich euer- gischen Worten gegen den in der vorigen Sitzung vom Stadtver- ordneten Moll ausgesprochenen Verdacht, daß unlautere Schie» bungen bei dem Verkauf in Betracht kämen. Das für den eigent- lichen Zweck viel zu große und für Bauzwecke nicht besonders an- wendbare Gelände soll an die 600 000 M. oder 610 M. pro Ouadratrute kosten; ein Preis, den die zur Beratung der Frage eingesetzte Kommission ausserordentlich hoch fand. Sie hat denn auch der Stadtverordnetenversammlung mit drei gegen drei Stimmen die Ablehnung empfohlen. Im Plenum legte der Magi- strat sich jedoch mit triftig aussehenden Gründen für den Ankauf ein, und nach langer Erörterung trat die Stadtverordnetenver- sammlung gegen eine erhebliche Minderheit dem Borschlage des Magistrats bei. Wie gewaltig die Grundstückspreise in WilmerS» darf steigen, erkennt man daran, daß die Stadtverordnetenver- sammlung im Jahre 1908 noch den Ankauf eines dem jetzt er» wordenen Grundstück benachbarten Terrains ablehnte, weil ihr der Preis von S10 M. für die Ouadratrut« zu hoch war. Jetzt. nach zwei Jahren, hat sie 200 M. für die Ouadratrut« oder über 200 000 M. für das ganze Gelände mehr zu zahlen. Rixdorf. Auö der UntersuchnngShaft entlassen ist, wie gemeldet wird, der prakt. Arzt Dr. Härtung. Bergstr. 169 wohnhast, der unter der An» schuldigung der Notzucht am 6. April inhafttert wurde. Als der Vater des Angeschuldigten kurz nach der Inhaftierung gegen eine Kaution von 100 000 M. um die Freilassung seines Sohnes ersuchte, wurde dieS vom Gericht abgelehnt. Jetzt ist die Freilassung ohne weiteres erfolgt. Demnach scheinen die Verdachtsmomente gegen Dr. H. gegenstandslos geworden zu sein. Friedenau . Aus der Gemeindevertretung. Für die der Schöneberger Kanalisation zugeführten Friedenauer Abwässer waren im Etat die Kosten mit 71 000 M. veranschlagt. Diese Summe ist nach de« jetzt erfolgten Abrechnung um 15 433,84 M. überschritten worden. Die Versammlung bewilligte den Betrag. Ein Antrag des Ge­meindevorstandes, welcher die Beseitigung der äußeren Baumreche im südlichen Teil der Kaise-rallee verlangt, wurde, da sich hiergegen lebhafte Bedenken erhoben, vertagt. Ferner wurde beschlossen, eine Auskunsts- und Fürsorgestelle für Alkoholkranke zu errichten. Außerdem stand eine Neuregelung der Strombezugsbedingungen des Elektrizitätswerks zur Beratung, Die Hauptbestimmuugen in der Vorlage sind die folgenden: 1. Dem Werke muß für jeden HauS- anschluß eine Mindesteinnahme von 75 M. garantiert werden. 2. Jeder Abnehmer muß in jedem Kalendervierteljahr deS Winter? 10 M. und des Sommers 5 M. an Strom verbrauchen. Andern. falls der fehlende Betrag nach Ablauf des betreffenden Vierteljahr» an das Werk ,u zahlen ist. Hat der Verbraucher im ganzen Jahr für mindestens 30 M. Strom verbraucht, so werden die erhobenen Zuschlagszahlungen wieder gutgeschrieben. DeS weiteren werden die Bestimmungen betreffend Abschneiden säumiger Zahler vom Stromnetz erheblich verschärft. Es entstehen dadurch dem Be- treffenden in einem solchen Falle mindestens 15 M. Unkosten, falls er wieder angeschlossen zu werden wünscht. Die Vorlage wurde angenommen. Einem Vertrage mit der Deutschen Kiosk, und Trinkhallengesellschaft m. b. H., in welchem die Aufstellung von vier Zeitungskiosken vereinbart wird, wurde zugestimmt. An Miete zahlt die Gesellschaft an die Gemeinde jährlich je 200 M. Bei der Bewilligung von Mitteln für Unterbringung der Feuer- wehrpferde nahm unser Genosse Richter Gelegenheit, darauf hinzu» weisen, daß die Verhältnisse innerhalb der Wehr, welche sich in der Hauptsache aus Gemeindearbeitern rekrutiert, sehr zu wünschen übrig lassen. Vor allen Dingen werde über die Behandlung der Arbeiter durch den Stratzenmeister Herrn Schulz lebhast Klage ge- führt. Dieser, ein ehemaliger Gendarm, übte mit den Leuten echt preußische Erziehungsmethoden. In der letzten Zeit sollen 7 Ge» mcindearbeiter, welche nicht geneigt waren, sich von Sch. drillen zu lassen, entlassen worden sein. Diese Zustände, so führte unser Redner aus, beeinflußten die Feuersicherheit unseres Ortes auf das ungünstigste. Bürgermeister Walger nahm sich in rührender Weise des bedrängten Herrn Schulz an, erklärte all das Vorgebrachte für nicht stichhaltig, es sei dies ganze Gerede nur eine Hetze gegen den Straßenmeister. Die Entlassungen in der letzten Zeit seien alle gerechtfertigt. In fünf Fällen sei Krankheit, Bummelei oder Trunksucht der Grund zur Entlassung gewesen. In den beiden letzten Fällen sei der eine entlassen, weil er vorbestraft sei, waS bei seiner Einstellung niemand gewußt habe, und der andere wegen Disziplinlosigkeit.. Nach Schilderung der Arbeiter ist der wegen seiner Vorstrafen Entlassene schon mehrere Jahre bei der Gemeinde beschäftigt und hat sich während dieser Zeit in seinem Dienst nichts zuschulden kommen lassen. Das einzige Vergehen soll nach Aussage der anderen Arbeiter sein, daß er den Kasernenton des Herrn Schulz und des Dezernenten für das Siraßenreinigungswescn, Herrn Schössen Gaden, nickt ruhig hinnehmen wollte. Für die Gemeinde- arbeiter werden solche Vorkommnisse ein Ansporn sein, sich der für sie in Frage kommenden Organisation anzuschließen, um das, WaS man ihnen jetzt verweigert, sich zu erkämpfen. Eharlottendurg. Ans dem dritten Stockwerk herabgestürzt hat sich gestern nach- mittag in der Sybelstraße das 22 jährige Dienstmädchen Margarete Zimmermann, das feit drei Monaten bei dem Doktor H,, Sybel- jtraße 64, in Stellung war. Erst einige Zeit später ivurdc die Un- glückliche vo» einem Passanten bemerkt und nach einem Arzt ge«