Ar.M. 27. Zahrgavs. %. Ktüm des WWlh.t8.WMY. Partei- Hnof elegcnbeiten. Potsdam . Heute Mittwoch, den 18. Mai, abends 8V3 Uhr, findet für die Wahlvereinsmitglieder in allen Bezirken Zahl- abend statt._ Berliner r�acbricbten. Pfingsten mit Donnerwetter. > Das war die Signatur der Feiertage. Es schien beinahe, als ob Allmutter Natur uns die Feiertagsfreude mißgönnte und uns nasführen wollte. Der mächtige„Hof" um den Mond am Pfingstabend ließ schon für Wetterkundige nicht das Allerbeste ahnen. Aber beide Hauptfeiertage brachen so wunderherrlich an, daß man Mut bekam und in aller Herr- gottsfrühe mit Kind und Kegel ausschwärmte. Die Früh- konzerte waren nicht so gut wie in früheren Jahren besucht. Viele Großstädter sind in unserer nach Erwerb hastenden Zeit fünf Minuten vor dem Fest vollständig abgearbeitet und wollen erst mal tüchtig ausschlafen, ehe sie an das Vergnügen denken können. Andere ziehen es vor, anstatt sich in Bier- gärten bei immer denselben Darbietungen festzusetzen und sich vielleicht den Nachmittag zu verderben, frühzeitig die weite freie Natur aufzusuchen. So waren denn die von kleinen Gruppen und in Scharen unternommenen Pfingstpartien, wie man auf allen Bahnhöfen beobachten konnte, überraschend groß. Das Gewitter, welches am ersten Feiertag mit an- haltendem Regen schon in der vierten Nachmittagsstunde niederging, machte ungezählten Tausenden den ersten dicken Strich durch das Feiertagsprogramm. Selbst als der Himmel endlich ein Einsehen hatte, traute man dem Frieden nicht mehr und blieb lieber zu Hause oder doch innerhalb der Stadt. Desto reichlicher sollte die Pfingstfreude am Montag nach- geholt werden. Das war bis zum Spätnachmittag ein Pfingsttag, so prächtig, wie man sich ihn nur wünschen konnte. Nicht zu warm und nicht zu kühl, das echte Berliner Land- Partiewetter. Halb Berlin wanderte aus. Die Straßen- bahnen und Omnibusse taten ihr möglichstes, um sich für die fette Einnahme durch geordneten Verkehr zu revanchieren, während es im königlich preußischen Eisenbahnreiche wieder die sattbekannten Plackereien gab, mit Eisenbahnabteilen voll wie Heringsfässer. Und dann kam das zweite, noch dickere Feiertagsende nach, ein wolkenbruch artiges Un- Wetter, das sich namentlich über dem Grunewald und über den westlichen Vororten mit elementarer Gewalt länger als eine Stunde entlud. Von allen Seiten zogen die Gewitter heran und prallten aufeinander, ein schaurig-schönes Schau- spiel. Aber mit dem Aufenthalt im Freien war es infolge der niedergegangenen kolossalen Wassermengen vorbei. Zehn- tausende hatten in dem starken Hagelschlag nicht rechtzeitig unter Dach und Fach kommen können, wurden durchnäßt bis auf die Haut. Kinder schrien vor Angst, Frauen wurden ohnmächtig. Die Verkehrsinstitute zeigten sich dem nun ver- frühten Ansturm zur Rückbeförderung nicht gewachsen. Fast auf allen von dem Wolkenbruch berührten Strecken gab es Stockungen. Wolkenbruch im Grunewald . «m schwersten entlud sich da« Unwetter am zweiten Feiertag im Grunewald . Wolkenbnichartig gingen die Wasiermassen nieder und brachten damit viele Tausende Berliner Ausflügler in schwere Bedrängnis. Tausende wurden total durchnäßt; die Garderobe von den Damen war kaum wieder zu erkennen. An vielen Stellen standen die aufgescheuchten Pärchen, Familien mit zahlreichen Kindern zu Hunderten zusammengedrängt unter den wenig Schutz bietenden Kiefern, unbekümmert um die große Gefahr, die durch die Lnsamm- lung so vieler Menschen entstand. Die Wege waren in kurzer Zeit vollständig überschwemmt. Es wurde immer ungemütlicher, der Regen mit Hagel vermischt wurde von Stunde zu Stunde heftiger, so daß schließlich der Heimweg im strömenden Regen an- getreten werden mußte. Die Verkehrsmittel reichten natür« Uli' für den plötzlichen großen BerkehrSandrang bei weitem nicht aus. Unbeschreibliche Szenen spielten sich besonders an den Dampferanlegestellen an der Havel , am Wannsee usw. ab. Trotz der höchst ungemütlichen Lage der meisten Ausflügler kam der un- verwüstliche Berliner Humor jedesmal wieder zum Durchbruch, wenn Hunderte von durchwaschenen, pudelnassen Männlein und Weiblein in nicht zu beschreibenden Aufzügen, zerknickten Hüten, durchweichten Stiefeln, triefend, schimfend, ungeniert und mit über den Kopf ge- zogenen Unterkleibern in den Treffpunkten. Bahnhöfen, großen Etablissements anlangten und dort kein Unterkommen mehr finden konnten, weil schon alles besetzt war. Den Fuhrwerksbesitzern ging es nicht besser als den Fußgängern, besonder? die in offenen Wagen Sitzenden waren naß wie die Katzen. Die Lokale im Grunewald wurden von den Schutz suchenden Ausflügler» förmlich gestürmt, aber nur ein kleiner Teil fand Unter- kommen. Dabei erhellten fortgesetzt Blitze die Nacht. Frauen und Kinder stießen SchreckenSrufe aus. In dem etwas tiefgelegenen Lokal Weidpark flüchteten vor den eindringenden Wassermassen zahl- reiche Personen in die Kaffeeküche; aber auch hier drang daS Wasser ein, und beherzte Männer mußten sich an die Rettung der Frauen und Kinder machen. Die nach den Bahnsteigen führenden Tunnels mußten durchwatet werden, da auch hier große Wassermengen sich angesammelt hatten. Von allen Seiten wurden die Feuerwehren alarmiert, um in zahlreichen Fällen auch als Samariter helfend ein- zugreifen. Bei Eichkamp war ein Dammrutsch erfolgt, der zu einer erheblichen Einschränkung des Eisenbahnverkehrs führte. Die Eisenbahnverwaltung gibt folgende amtliche Meldung heraus:„Berlin , 16. Mai. Amtliche Meldung. Infolge eines heute abend zwischen 8 und 9 Uhr westlich von Verlin niedergegangenen wolkenbrnchartigen Gewitterregens wurden die Gleise Charlottenburg — Grunewald , Grunewald— Westend und das Gleis Charlottcnburg— Spandau an mehreren Stellen durch Sand überspült und unfahrbar. Das Gleis Charlottenburg — Spandau und die Strecke Grunewald— Westend konnten nach kurzer Zeit, die Gleise der Strecke Charlottenburg bis Grunewald dagegen erst gegen 12 Uhr nachts geräumt werden. Die Stadtring- und Vorortzüge erlitten Verspätungen bis zu LS Minuten, die Fernzüge von und nach dem Westen bis zu 70 Minuten. Der Verkehr Grunewald— Charlotteuburg wurde auf den Ferngleisen aufrecht erhalten. » Auf der Tegeler sogenannten Sechserbrücke, die vom Oststrand de» Tegeler Sees über den Tegeler Hafen nach dem Walde führt, spielten sich, wie inan uns schreibt, am zweiten Pfingstfeiertag während des großen Gewitters und nach demselben empörende S z e n e n ab. Da fast alles um 7 Uhr nach Hause strömte, stauten sich plötzlich auf der Brücke und ihrem nördlichen Zugänge� gegen dreitausend Menschen. Die Brückenbeamten, w der Zahl reichlich genug, erwiesen sich gegenüber dem Andränge, wie auch sonst an Verkchrssonntagen, vollständig unfähig Sie ließen, um eine peinlich genaue Billettkontrolle durchführen zu können, die fönnlich eingekeilte, mit Regenschirmen bewaffnete, unter Blitz und Donner ängstlich schreiende Menge durch einen noch nicht einen vollen Meter breiten Durchgang passieren, während das dreimal so breite eiserne Gitter dicht daneben erst nach 20 Minuten geöffnet wurde, als die Erregung deS Publikums auf den Höhepunkt wuchs und die Beamten endlich zur Besinnung kamen. Sofort wickelte sich der Verkehr einigermaßen glatt ab, während vorher durch das Ungeschick der Vrückcnwärter das schwerste Masse nunglück leicht hätte passieren können. Ließ man doch auf die nach Berlin zurückströmende Menge auch von der anderen Seite ohne Ueberlegung Passanten, die nach den Tanzsälen der Waldlokale wollten, durch I Empörend war, wie uns Augen und Ohrenzeugen berichten, das Betragen des Brückenpersonals, das sich ohne zwingenden Grund gegenüber durchaus anständigen Damen sogar zu rohen Tätlichkeiten hinreißen ließ. Man wurde gestoßen, angepackt und angefahren wie von Berliner Schutzleuten bei Straßendemonstrationen. Die Klagen über diese Hafenbrückt sind so alt wie ihr Bestehen. Eigentümer sind je zur Hälfte das Gut und die Gemeinde Tegel . Wenn die Brückenverwaltung die Brücke nicht zur unentgeltlichen Be- Nutzung freigeben will, so läßt sich vorderhand nichts dagegen tun. Dann muß aber energisch verlangt werden, daß die Verwaltung dem Publikum gegenüber voll und ganz ihre Pflichten als Verkehrs- gesellschaft erfüllt. Das ist jetzt in keiner Weise der Fall. Auch bei gutem Wetter und Massenandrang bleibt fast inrmer der Haupt- durchgang, das breite Gittertor, zur bequemeren Billettkontrolle ge- sperrt, was jeden Sonntag zu Sturmszenen Anlaß gibt. Schon im öffentlichen Sicherheitsinteresse hat die stetige Oeffnung dieses Haupt- eingangeS zu geschehen. Verhält sich die Brückenverwaltung nach wie vor passiv, so muß daS Publikum ein Machtwort sprechen. So wie bisher geht es nicht mehr weiter. Oder die Brücke muß planmäßig von den Ausflüglern mit einem kleinen Umweg um Schloßpark Tegel gemieden werden. » Auf de» Gewässern der Umgehung Berlins hatte sich an den beiden Pfingstfeiertagen ein lebhafter Ruder» und Seglerverkehr entwickelt, wie er bisher wohl noch nicht beobachtet wurde. So konnte man beispielsweise auf dem Müggelsee, auf dem Wannsce und auf dem Tegeler See Hunderte und Aberhunderte von Booten beobachten, und so manches der Fahrzeuge wurde von recht unsicherer Hand geleitet. Dies war wohl die Hauptschuld an den Unsällen, die sich besonders am Nachmittag des ersten Feiertages ereigneten. Auf dem Müggelsee und auf der Oberspree kenterten nicht weniger als nenn Boote. Zwei davon waren mit je sechs Per- sonen besetzt, die aber alle gerettet werden konnten. Bei einem Bootsunfall, der sich auf der unteren Havel zutrug, fand ein junger Mensch d e n T 0 d in den Fluten. DaS Fahrzeug war durch die hochgehenden Wellen eines vorüberkommenden Dampfers ins Schwanken gekommen und durch den Führer infolge falschen Ruderns zum Kentern gebracht worden. Es gelang leider nicht, den Ruderer zu retten.— Vom Tode des Ertrinkens wurden auf dem Tegeler See drei junge Leute gerettet. Sie waren ebenfalls des Ruderns nicht kundig und gerieten mit ihrem Fahrzeug in die Wellen eines Dampfers, wodurch das Boot umstürzte und alle drei ins Wasser stürzten. Die Mannschaften eines hinzukommenden Motorbootes retteten die Gefährdeten. Ein Dampferunfall, der zum' Glück ohne schwere Folgen blieb, ereignete sich am Abend deS zweiten Feiertages auf der Havel kurz vor Spandau , über den wie folgt berichtet wird: Gestern abend um v>/z Uhr kam der vollbesetzte Dampfer„Leopold von fftanle* von Potsdam die Havel herauf und versuchte die ge- schlossene Drehbrücke an der Lehrter Eisenbahn zu passieren. Dabei rannte er sich fest und der Schornstein mit dein Danipfrohr wurde eingedrückt. Infolge des Geräusches, das der ausströmende Dampf verursachte, entstand eine furchtbare Panik. Männer und Frauen schrien um Hilfe, so daß von allen Seiten Polizei und andere Leute hinzukamen, die die verzweifelten Menschen aus dem Dampfer herausholten. Einzelne Personen, namentlich Männer, waren bereits über Bord gesprungen und wurden von den in der Nähe liegenden Dampfern aufgelesen. An- scheinend sind weder Verletzungen schwerer Art nach Menschenleben zu beklagen. Einige Frauen haben einen Ncrvenchoc erlitten. Nach ungefähr zweistündiger Arbeit waren sämtliche Personen durch Boote oder über die Eiscnbahnbrücke aus dem Damvfer herausgeholt, der dann mit Wasser gefüllt werden mußte, damit er unter der Brücke fortgebracht werden konnte. Gegen 1 Uhr nachts war die Passage wieder frei. Die Dampfer- Gesellschaft.Stern' teilt hierzu mit: Gestern abend gegen 9>/z Uhr kam der besetzte Dampfer„Leopold von Ranke ' vor die Lehrter Eiscnbahnbrücke in Spandau . Durch das Unwetter waren wahrscheinlich die Signallampen der Brücke nicht in Ordnung; in dem Glauben, daß die Brücke offen sei, steuerte der Steuernrann daS Schiff in langsamer Fahrt durch die Brücke. In dcnrselben Moment bemerkte er, daß diese geschlossen war. Infolge- dessen wurde der Schornstein heruntergeschlagen und das Rohr der Dampfpfeife beschädigt. Aus diesem Rohr strömte Dampf heraus. Dadurch entstand eine Panik auf dein Schiff, da das Publikum glaubte, es habe eine Kesselexplosion stattgefunden. Das Sonnenzelt wurde teilweise herabgerissen. Menschen sind aber nicht verletzt. Der Schiffsführer versuchte daS Publikum zu beruhigen und brachte dasselbe zum Teil über die anwesenden Schleppdampfer anS Land, zum Teil wurden die Passagiere durch zwei Motorboote der Gesellschaft nach Spandau gebracht, so daß sie von dort aus die Rückfahrt mit der Bahn antreten konnten.' In schwere Gefahr gebracht wurden am zweiten Feiertag abends zlvischen 9—10 Uhr Personen, die sich in Tegelort einem der Motor- gesellschaft Pieper gehörigen Motorboote zur Beförderung nach Tegel anvertrauten. Das Boot faßt nur 40 Personen, es waren aber mindestens die doppelte Zahl auf demselben. Es stellte sich heraus, daß das Boot defekt war und gänzlich fahrtuntüchtig. Die Maschine versagte und so trieb sich das Boot lange Zeit willenlos auf dem See umher. Beleuchtung fehlte, nur der Blitz erhellte auf einen Augenblick die Situation. Es entstand eine Panik; Frauen und Kinder schrien jämmerlich; Frauen verfielen in Schreikrämpfe und es bedurfte erheblicher Anstrengungen entschlossener Männer, die Gemüter zu beruhigen und Schlimmeres abzuwenden. Dampfer der Sterngesellschaft und ein zweites Motorboot des Herrn Pieper fuhren vorüber, ohne das in Gefahr befindliche Boot in der Dunkel- heit zu bemerken. Später nahm ein kleiner Dampfer da» Boot ins Schlepptau und brachte es nach Tegel . Passagiere haben den Vorfall der Polizei zur Kenntnis gegeben. Das Motorboot soll schon vor dieser Fahrt nicht mehr funktioniert haben. Gewitter verbunden mit Hagclschlag ging auch gestern wieder über Berlin nieder. Die Hagelkörner hatten zuweilen die Größe von Taubeneiern Der Fluchtlinienpla« für die Durchlegung der Lindenstraße durch das sie vom Spittclmarkt trennende Bauviertel hat die königliche Genehmigung erhallen und wird jetzt vom Magistrat endgültig öffentlich ausgelegt werden. Der neue zur Entlastung des östlichen Teils der Leipziger Straße bestimmte Verkehrsweg wird in einer Breite von 2t Meter bei einer Fahrdammbreite von 15 Meter die Lindenstraße gradlinig durch die Grundstücke Kommandantenstraße 81 und 82, Beuthstraße it, 1ö, 11 und 12 nach der Ecke Spittelmarkt und Wallstraße fortführen. Ucbcr Mißstände in der Irrenanstalt Dalldorf brachte die„Zeit am Montag" gestern einen Bericht. Danach seien in einer Ver- sammlung des Personals der genannten Anstalt folgende Klagen erhoben worden: Haus I werde im Durchschnitt mit 1t0 Patienten und 18 Pflegern belegt. An Schlafräumen sind 1t Zimmer niir 127 Betten vorhanden. Diese Zimmer haben zusammen 2700Kubik« meter Luftraum. Es kommen mithin auf die Person etwa 22 Kubik- meter, statt t0— 60 Kubikmeter, wie die Vorschrift laute. Die Luft. die darin herrsche, sei oft zum Umkommen. Das Personal müsse sich in denselben Becken waschen, welche von den Patienten, die oft init ansteckenden Krankheiten behaftet sind, benutzt werden. Die größte Miß- Wirtschaft bestehe jedoch im Badehause. Dort befinde sich ein Bassin. daS einen Wasserstand von etwa 1,20 Meter enthalte. In diesem bade das Personal von Haus I, der �diotenanstalt und der Küche. Das Wasser werde jedoch nur einmal m der Woche erneuert I Dall- dors versorge sich selbst mit Trinkwaffer; dieses habe jedoch meistens eine gelblich schmutzige Farbe, sei ungenießbar. Sehe man die Etats durch, so müsse man staunen, was das Personal und die Patienten für gutes Essen erhalten. In Wahrheit sei- das Gegenteil der Fall. DaS Gemüse sei gewöhnlich nur halb gar gekocht und komme bereits kalt auf den Pflegertisch. Die Wurst sei boller Sehnen und Gedärm. Das Extraessen bestehe meistenteils aus einer kleisterigen Sauce, kaltem Fleisch und Kartoffeln. Am Donnerstag gebe es gewöhnlich Brühkartoffeln mit Rindfleisch. Das Personal erhalte dazu eine saure Gurke, und dieses nenne man dann Extra-Effen— d. h. außergewöhnlich gut l Die Hälfte des Essens, das gekocht werde, wandere nach der Kolonie in die Schweineställe. Wie befremdlich hier gewirtschaftet werde, zeige sich darin, daß im Winter ISVS verfaulte Kartoffeln zentnerweise auf den Misthaufen geworfen seien, der Küche würden Patienten, die mit Syphilis behastet sind, mrt Fleischschneiden und dergleichen beschäftigt usw." Zu diesen Angaben äußert sich daS Rachrichtenamt der Stadt Berlin wie folgt: „Ans einer Versammlung des Pflegepersonals der Irrenanstalt Dalldorf verbreitete eine Zeitungskorreipvndenz falsche und über» triebene Klagen über die Zustände in dieser Anstalt. Daß in dem Hause I, welches für die erste Aufnahme bestimmt ist, zuweilen Ilcberbelegungcn borkommen, ist richtig. Diese Uebcrbelegung findet aber nicht in dem behaupteten Umfange statt und ist unvermeidbar, wenn eS sich um Kranke handelt, deren Abweisung aus Gründen der Humanität nicht erfolgen kann. Es wird aber unverzüglich für eine Verteilung der Kranken Sorge getragen. Daß die Pfleger unter dieser lieber» belegung mitleiden müssen, folgt daraus, daß man in Dalldorf , der ältesten der Berliner Irrenanstalten entsprechend den damals ge» stellten Forderungen die Einrichtung getroffen hatte, daß die Pfleger in den Zimmern der Kranken schlafen. In den neueren Anstalten geschieht dies nicht mehr und auch in Dalldorf ist bereits ein Teil der Pfleger in besonderenWohnräumen imObergeschotz untergebracht worden. Daß die noch in den Krankenzimmern schlafenden Wärter sich in den Becken waschen müssen, die von ansteckend Kranken benutzt werden, ist falsch, ansteckend Kranke kominen in die besonderen Räume des Lazaretts und haben selbstverständlich ihre besonderen Wasch« gelegenheiten. Das Bassiir, über das Klage geführt wird, ist auch noch eine in den anderen Anstalten nicht mehr bestehende, der früheren Jrrenpflege entsprechende Einrichtung. Es sind in» zwischen in allen Pavillons Badewannen eingerichtet worden und die Verwaltung ist auf die Benutzung dieses übrigens rings von Brausebädern umgebenen Bassin? nicht angewiesen, die Benutzung wird nicht angeordnet, sondern in daS Belieben gestellt. Es loird denn auch nur wenig benutzt, so daß auch hier schon die Ueberbauung des Bassins in Erwägung gezogen ist. Unwahr sind die Angaben über die Beschaffenheit des Trinlioassors. Es wird ständig vom städtischen Untersuchungsamt untersucht, ohne daß sich hierbei oder bei den häufigen Revisionen der An» stnlt Anstände ergeben hätten. Ueber die Beschaffenheit des Essens sind der Verlvaltnng keinerlei Klagen zugegangen. Die Behauptung, daß syphiliskranke Patienten in der 5tüche mit Fleischschneiden beschäftigt würden, ist gleichfalls unwahr. Ansteckend Kranke werden selbstverständlich überhaupt in der Küche nicht beschäftigt. Im übrigen werden dort nur weibliche Kranle und diese auch nur mit Rciuigungsarbeiten und Kartoffelschälen be» schäfligt.' Wir sind im einzelnen nicht unterrichtet, inwieweit die erhobenen Klagen des Personals mit dem Versammlungsbericht übereinstimmen, haben auch keine Möglichkeit gehabt, eine Nachprüfung der Klagen vorzunehmen. Unserer Verwunderung müssen wir aber Ausdruck geben, wenn die Verwaltung der Irrenanstalt Dalldorf von Klagen des Personals über das Essen keine Kenntnis haben will. Diese Klagen sind leider schon oft erhoben worden und unserer Ueber» zeugimg nach vollkommen berechtigt. Daß noch keine Abhilfe erfolgt ist, ist schlimm genug. Tödlicher Unfall eines Bankdirektors. Im Bankgebäude des Berliner Kassenvereins, Hinter der katholischen Kirche 2, spielte sich am Pfingstmontag früh ein tragischer Vorgang ab. Der dort im dritten Stockwerk wohnende stellvertretende Vaukdirektor Adolf Harprecht, der seit 47 Jahren Beamter des Kassenvereins und in letzter Zeit stellvertretender Direktor war, litt an Hcrzasfektionen. Als er nun vorgestern früh die Jalousien seines Schlafzimmers hochzog und die Fenster öffnete, erlitt er plötzlich einen Krampf- anfall. Hierbei verlor er das Gleichgewicht und stürzte in den Garten hinab. Ein von der nächsten.Unfallstation herbeigeholter Arzt konnte nur den bereits eingetretenen Tod feststellen. Harp- recht war 66 Jahr alt und hinterläßt zwei Söhne, die beide Re- gicruiigsbaumelstcr sind.> Ein schwerer Straßenbahuunfall hat sich am Sonnabend abend zugetragen. Gegen 10 Uhr verließ die 43jährige Korbwarenhänd- lerin Mathilde Hahn aus der Lnisenstraße 24, an der Ecke der Marien- und Luisenstraße den Hmterperron eines von ihr zur Fahrt nach Hause benutzten Straßenbahnwagens der Linie 57 trotz der Warnung des Schaffners, als sich der Waggon schon in der Anfahrt zur Haltestelle befand. Frau H. kam zu Fall und stürzte so unglücklich auf das Straßcnpflaster, daß sie besinnungslos liegen blieb. Die Verunglückte erlitt einen schweren Schädelbruch und Bruch des rechten Unterschenkels, fotvie erhebliche Hautab- schürfungen und wurde in bedenklichen� Zustande in die Charit« eingeliefert.— Am 15. Mai, 1. Pfingstfeiertag, abends 8� Uhr, wurde ein unbekannter Mann, zirka 46 Jahre alt, von der Städtischen Elektrischen Straßenbahn an der Berg- und Bernauer» straßenecke überfahren. Derselbe wurde blutüberströmt nach dem Lazaruskrankenhause getragen, wo er an einer Kopfverletzung schwer daniederliegt. Warnung. Bereits im Laufe des borigen Jahres sind die deutschen Arbeiter in der Presse wiederholt davor gewarnt werden, Beschäftigung bei dem Bau der Madeira-Mamoro-Eisenbahn im Ge» biete des oberen Amazonasstroms anzunehmen. Von den Arbeitern, die sich, durch scheinbar günstige Angebote verleitet, im
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