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9t. 114. 27. ZahtMg. t f tilMt des Jotiüitts" Sttlintt JollisMiili.»»w« Ulfe Erinnerungen. Fn der Leipziger Vollszeitung vom 14. Mai hatte Genosse R ö t h i n g. einer der Alten, unter dem TitelAugust Bebel   1860 und 1910" aus dem Schatze seiner Erinnerungen einige Episoden über die Kämpfe zwischen Lassalleanern und Eisenachern veröffent- licht. Danach sollte R ö t h i n g von Bebel im Verlaufe dieser Kämpfe einmal gehörig verprügelt und arg in den Haaren gezaust worden sein. Die letzte Nummer unseres Leipziger Bruderblattes bringt nun eine sehr launige Berichtigung des Genossen Bebel  , die des parteigeschichtlichen Interesses nicht entbehrt. Sie lautet: Es ist eine bekannte Tatsache, daß zwei Personen, die über ein und denselben Vorgang, an dem sie beteiligt waren, berichten, fast nie genau übereinstimmen. So geht es mir auch mit einem Teil der Erzählung Röthings. Nach seiner Darstellung soll ich in dem längst verschollenen Schrötergätzchen meinen Stock auf ihn zerschlagen haben, auch sei ich ihm bei jener Gelegenheit beim Ueberklettern eines Bretterzauns inslockenumwallte Haupt" ge- fahren, so daß er buchstäblich Haare habe lassen müssen. DoS letztere stimmt, des ersteren Vorganges kann ich mich nicht ent- sinnen. Aber wenn ich ihm wirklich eine Tracht Prügel verabreicht haben sollte, hatte er sie redlich verdient. Der Vorgang war folgender, und daS ist wichtig festzustellen. ES war im August 1870. Drüben in Frankreich   wurde eine Schlacht nach der andern geschlagen, in denen die Franzosen unter- lagen. Liebknecht und ich hatten im Juli bei der ersten Forderung der Geldbewilligung für den Krieg uns der Abstimmung enthalten mit der Motivierung, daß der Krieg mit Frankreich   nur die Folge der Politik Bismarcks von 1800 sei, einer Politik, die wir aufs heftigste bekämpft hatten. Im Lassalleschen Lager sowohl im Schweiherschen, wie in dem der Hatzfeldt-Mende, in dem Röthing stand war man über unser Vorgehen in patriotische Wallung geraten; wir wurden in der Presse der beiden Fraktionen alsLandesverräter" gebrand- markt. Schweitzer schickte sogar im August einen seiner Agitatoren nach dem anderen nach Leipzig  , um in öffentlichen Versammlungen gegen uns loszugehen. Eines Tages kam auch Hasenelever. Dieser ließ Plakate anschlagen, in denen nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Studentenschaft eingeladen wurde, über unsLandesver- räter" Gericht zu halten. Die Versammlung war ins Kolosseum einberufen. Jetzt lief mir die Galle über. Ich bat unsre Ver- trauenSleute, die Parteigenossen zu alarmieren, sie sollten in Massen erscheinen, waS auch geschah. Bei der Vorsitzendenwahl kam es in der überfüllten Versammlung bereits zum Krach. Kurze Zeit, und die beiden Parteien lagen sich in den Haaren und prü- gelten aufeinander los. Petzold, der Führer der Schweitzerianer, und Röthing, der der Hatzfeldtianer, wurden ganz besonders herge- nommen und ehrlich verhauen I Hasenclever hatte sich entfernt. In der Sorge um seine Möbel und Fenster löschte der Wirt die Gasflammen aus. Wir versammelten uns darauf in unserem Vereinslokal, der Goldenen Säge. Da traf die Nachricht ein, die Lassalleaner seien nach Liebknechts Wohnung gezogen, um diesem die Fenster einzuwerfen. Sofort brachen wir auf und eilten im Sturm auf dem kürzesten Wege nach der Braustraße. Als wir dort ankamen, waren die Lassalleaner eben abgezogen; sie hatten eine Anzahl Fensterscheiben eingeworfen und dadurch Frau Liebknecht  , die ahnungslos in der Stube saß und ihrem ersten Sprößling die Brust reichte, heftig erschreckt. Unser Zorn kannte keine Grenzen. Wir trennten uns in zwei Haufen, um die Lassalleaner sicher zu packen. In der Windmühlenstraße faßten wir sie und verprügelten sie gründlich. Röthing und einige Genossen waren durch eine Wirtschast in einen Garten geflüchtet und dachten im Schröter. gäßchen über eine Gartenplanke zu entrinnen. Dort entdeckte ich Röthing. als er eben seinlockenumwalltes Haupt" über die Planke reckte. Ich griff fest zu und wollte ihn herüberziehen. Aber das gelang mir nicht, er fiel in den Garten, ein Bündel Haare in meinen Händen lassend. So entwischte er mir. Röthing sagt weiter: als Bebel zu den Volksparteilern über- gegangen war. gab eS neue Kämpfe. Pardon. Die sächsische Volkspartei, wohl zu unterscheiden von der deutschen   Volkspartei. war von Liebknecht   und mir im August 1800 gegründet worden und neben Fritzsche war meines Wissen? Röthing bei der Pro- grammberatung in Chemnitz   zugegen. Im August 1870 hatten wir aber bereits die Gründung der sozialdemokratischen Arbeiter- Mitei Eisenacher Programms ein Jahr hinter uns. Dies zur Richtigstellung. Im übrigen freut e» mich, daß Röthing mit so gutem Humor Lei wohlverdienten Prügel gedenkt, die er vor jetzt 40 Fahren empfing. Schöneberg  -Derlin, den IB. Mal T910, A. Bebel. Kleines f euilleton* Die größte Blindenbibliothek der Welt. Die nach einem der hervorragendsten Wohltäter der Alinden genannte Association Valentin-Haey in Paris   unterhält in dieser Stadt, Rue Duroz 9, eine Blindenbibliothek, über die in derRevue des Biblioth-qucs et Archive? de Belgique" soeben einige interessante Angaben mit- geteilt werden. Diese Bibliothek, die größte ihrer Art in der Welt, ist gewissermaßen eine Welt für sich und wird ausschließlich von Blinden   für Blinde in Gang erhalten. Auch die Bibliothekare sind dort Blinde, ebenso sind die Kataloge. Zettel. Ausleihlisten u. s. f. ausschließlich iy Blindenschrift(Braille-Schrift) geschrie­ben. Sie enthält etwa 25 000 Bände, die fast ausschließlich von Freunden der Blinden  , insbesondere Damen und jungen Mädchen, in Blindenschrift übertragen worden find; gibt eS doch unter diesen Wohltäterinnen kleine Mädchen, die sich nie zu Bett legen, ohne wenigstens einige Zeilen für die Blinden gesetzt zu haben. Die Bibliothek versorgt sowohl die Blinden der Hauptstadt wie des Landes mit Lesestoff. Einmal in der Woche, am Mittwoch/ ist der Ausleihetag für die Pariser   BlinÄen, die dann in großer Zahl mit schweren Bücherballen auf der Bibliothek erscheinen, ihre Er- fahrungen und Wünsche gegenseitig culstauschen und dann ebenso schwer beladen wieder abziehen; an den übrigen Tagen werden die Blinden des Landes mit Lesestoff versorgt. Da d,e Typen der Blindenschrift sehr groß sind und nur aus der Vorderseite des Blattes angebracht werden können, so sind die Bucher begreiflicher. weise sehr dick und schwer; ein Romanband gewohnlichen Um- fange? gibt in Blindenschrift acht bis zehn Bande, von denen jeder dreimal so dick und natürlich auch viel größer ist als da? gedruckte Buch. Obwohl die französische   Post diese Bücher zum Drucksachen- tarif befördert, ist den Blinden im Lande die Benutzung dieser Bibliothek sehr erschwert; denn die Fracht für einen durchschnitt. lichen Romanband kostet dem Blinden   ebensoviel, wie der Gesund- fichtige beim Kauf für den ganzen Band zu bezahlen hatte. Da aber die meisten französischen   Blinden auf dem Lande und zudem naturgemäß m recht dürftigen Umständen leben, so ist die Be- Nutzung der Bibliothek von auswärts erheblich geringer als be, dem starken Bedürfnis der Blinden nach Lesestoff zu erwarten wäre em Uebelstand. dem durch die frachtfreie Beförderung von Blindenbüchern nach dem Lorgang einiger anderer Staaten leicht abzuhelfen wäre. Eheschließungen auf Probe im alten Aegypten  . Daß im alten Aegypten Probeehen gesetzlich erlaubt waren, beweist ein Vertrag. der. wie die.Zeitschrist für ägyptische Sprache' mitteilt, auf einer etwa aus dem Anfang der römischen Kaiserzeit stammenden Ton« scheide fich entziffern ließ. Danach ging der Gänseziichter PsemminiS nnt der Frau TaminlS einen Kontrakt ein. wonach er sie für die Dauer von fünf Monaten w sein Haus als Ehefrau mit allen Recht«, aufnimmt. LlS Pfand dafür deponiert er in einem Tempel Siebente Gevernlversavlmlvng des Zentralverbandes der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen Deutschlands  . Hamburg  , 17. Mai. Die heutige Sitzung beginnt mit dem Referat PaulLangeS über: Die Gehaltsfrage." In eingehender Weife behandelt der Vorkragende die Hinsicht- lich der vielfach geradezu miserablenSalairierung" zutage treten- den Mißstände und empfiehlt die Annahme dieser Resolution: Die siebente Generalversammlung weist auf die bekannte Tatsache hin, daß die Masse der Handlungsgehilfen durchaus»»>- zureichend entlohnt wird und öin beträchtlicher Teil der kauf- männischen Angestellten weniger Gehalt bezieht, als der Durch- schnittslohn der gewerblichen Arbeiter beträgt. Die Handlungs- gehilfen haben in ihrer großen Mehrheit bisher keinen ernst- lichen Versuch gemacht, den Stand der Gehälter durch gemein- sames Vorgehen zu erhöhen. Nachdem aber die Lebensbedürfnisse immer mehr verteuert werden, und zwar u. a. durch die von den antisemitischen Handlungsgehilfenführern gebilligte Zoll- und Steuerpolitik, müssen die Handlungsgehilfen endlich daran gehen, sich höheres Gehalt und damit eine bessere Lebenshaltung zu er- streiten. Die Mittel dazu sind in der gewerkschaftlichen Organisation, in dem Zusammenschluß im Zentralverband der Handlungsge- Hilfen und Gehilfinnen gegeben. Wenn auch gegenwärtig nicht überall die Vorbedingungen für den nach K 1S2 der Gewerbe­ordnung gesetzlich zulässigen Streik vorhanden sind, der vom Zentralverband bereits mit Erfolg praktisch erprobt ist, so würde es doch wenn die Angestellten nur wollen sehr of� möglich sein, durch Ausübung der passiven R e s i st e n z(d. h. des gemächlichen Arbeitens an Stelle der im Geschäftsleben üblichen Hast) die Geschäftsinhaber zu zwingen, eine Gehaltserhöhung zu gewähren, die sie gütlich nicht geben. Die Angestellten haben auch keine Ursache, die AnMndung deS Boykotts zu ver­schmähen; sie können vielmehr in geeigneten Fällen das kaufende Publikum zur Hilfe rufen und es ersuchen, bestimmte Geschäfte oder Waren zu meiden, um den Geschäftsinhaber oder Fabri- kanten zu veranlassen, den Wünschen seiner Angestellten aus Lohnerhöhung nachzukommen. Diese Wege sind jedoch nur gangbar, wenn sich die kauf- männischen Angestellten einer Vereinigung angeschlossen haben, die bei diesen Schritten hinter ihnen steht und sie nötigenfalls auch finanziell unterstützt. Eine solche Organisation ist für sie nur der Zentralverband der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen, der seinerseits einen Rückhalt in der Gesamtheit der freigewerk- schaftlich organisierten Arbeiterschaft hat. Wollen die Handlung?» gehilfen gemeinsam eine Verbesserung ihrer Gehälter erstreben, so müssen sie auch die weiblichen Angestellten für ihre Ziele ge- Winnen, um den Erfolg nicht von vornherein in Frage zu stellen. Daher ist die gemeinsame Organisation der Handlungsgehilfen beiderlei Geschlechts erforderlich; sie geschieht im Zentralverband der Handlungsgehilfen und Gehiffinnen, so daß dieser Verband die Voraussetzungen erfüllt, die für die allgemeine Verbesserung der Gehalksverhältnisse notwendig sind." Nach kurzer Debatte wird die Resolution einstimmig ange- nommen. Ueber den dritten Punkt: Die Stellenvermittelung im HandelSgewerbe". referiert Hertz- Frankfurt a. M., dessen Ausführungen in folgen- der Resolution niedergelegt sind: Durch das kürzlich vom Reichstage beschlossene Stellenver- Mittlergesetz können, falls es von den Behörden ,n entsprechender Weise gehandhabt wird, gewisse Schäden der gewerbsmäßigen Stellenvermittelung eingeschränkt werden. Das Gesetz bringt aber keine durchgreifende Regelung der kaufmännischen Stellen- vermittelung. Nicht nur die gewerbsmäßige Stellenvermittelung und die Vakanzenlisten, die beide im Interesse der Angestellten beseitigt werden müßten, sollen weiterhin zulässig sein, sondern die Handlungsgehilfen werden auch künftig auf den kostspieligen, mit viel Mühe und Zeitverlust verbundenen Weg der Bewerbung auf ZeitungSinserate angewiesen sein und nicht selten der aus- beuterischen Tätigkeit gewisser kaufmännischer Vereine zum Opfer fallen. Notwendig ist die Schaffung 5 f f e n t l i ch- r e ch t- licher Stellenvermittelungen für Handlungsgehilfen und Gehilfinnen, die unter der paritätischen Verwaltung von eine bestimmte Summe, die ihr zufallen soll, fall» er sie vor Ablauf der Probezeit aus dem Hause jagt. Von der Mitgift, den Kindern, Ehescheidung usw. ist in dem Text nicht die Rede; trotzdem kann es sich nicht um eine Art Kon- kubinat handeln, denn eS wird ausdrücklich das Wort fürlegitime Ehefrau" angewandt. Anscheinend sollte diese Probeehe eine Ver- sicherung vor allem gegen eine kinderlose Ehe sein. Denn wir wissen, welchen Wert gerade die semitischen Völker auf eine möglichst zahl- reiche Nachkommenschaft legten. Fünf Monate, das ist die Zeit, in der die Schwangerschaft einer Frau deutlich erkennbar wird. War dies der Fall, fo wurde offenbar die Probeehe durch einen neuen Vertrag, bei dem der Priester als Standesbeamter zu fungieren hatte, worauf der obenerwähnte Text ebenfalls schließen läßt, in eine Dauerehe verwandelt. Theater. Wiener   Bürger-Theater: Ware, Wiener   Stück in drei Akten von Robert Scheu   und Otto Stoeßl  . Wenn einem eine künstlerische Schöpfung interessant erscheint, ist die Sache allemal bedenklich. Dieses(warumWiener  "?) Stück ist interessant. ES hätte daraus etwas werden können. Die Autoren hatten die Idee, den Warencharakter der Liebe durch ein Stück Leben zu ver- anschaulichen. Leider hatten sie nur die Idee. Die Veranschau» lichungSkraft reichte nicht aus. Daß eine Mätreffe just erst in dem Augenblicke, da ihr Kavalier ihrer überdrüssig wird, in sich die Ware erkennt, ist doch allzu leicht gemachte Konstruktion. Gedanken, die in den mit manchem Geschick gebauten Akten aufblitzen, verraten, daß den Autoren ein Essay über das Thema besser geglückt wäre, als eS das Stück ist. Und doch ist interessant. Man fühlt, wie viel Dichterisches auch aus sozio- logischer BetrachtungSart zu gewinnen wäre. Der Dichter wird erst kommen müssen, der mitten aus dem Alltag herausgreift, um das Rechenhafte aller Gegenwartsliebe zu spiegeln, nicht nur dort, wo bewußt gekauft und verkauft wird, sondern auch dort, wo reine Empfindung zu lenken scheint. J. L. L. Humor und Satire. Laut Verfügung der Kirchenbehörden soll nach glücklich äberstandenem Weltuntergang in sämtlichen Kirchen ein Halleyluja" angestimmt werden.»Luftige Blätter." Die Geistlichen: Dank den Gaben, die die Gläubigen spendeten, um die Kometengefahr zu beschwören, werden wir für em Jahr zu leben haben. Die letzte Nacht. Sie zu ihm:Ernst. eS ist»/«3 Uhr; wenn Du nett wärest, würdest Du mir vor dem Kometendurchgang versichern, daß Du mich bis in den Tod lieben würdest und darüber hinaus." Die letzte Sitzung.(Im Parlament): Meine Herren Kollegen, ich schlage Jbnen vor. unsere Bezüge auf 0000 Frank zu Das ha, für uns keine weiteren Folgen und macht der Prinzipalen und Angestellten stehen und für die Stellesuchenden kostenlos tätig sind. Gegen diese Forderung stemmen ssch ins­besondere der Verein der Handlungskommis von 18 5 8 und der Verband Deutscher HandlungS» gehilfen, die schon früher in wichtigen sozialpolitischen Fragen eine Haltung eingenommen haben, die einer Schädigung der Gehilfeninteressen gleichkam. Diese Verbände, ferner der Kaufmännische Verein in Frankfurt   a. M. und andere Vereine sind der öffentlich-rechtlichen Stellenvermittelung abhold, weil sie befürchten, daß dadurch ihre Verbandsstellen- vermittelung, die jetzt ihr hauptsächlichstes Lock- und Werbemittel ist, zurückgehen werde. Vielfach treten Gehilfen mehreren dieser Vereine bei, in der oftmals vergeblichen Hoffnung, durch sie�eine Stellung zu erhalten. Auf diese Weise nehmen die kaufmänni- scheu Stellenvermittelungsvereine den Angestellten benso das Geld aus der Tasche, wie die gewerbsmäßigen Vermittler. Diese Gelder verwenden jene Vereine in der Regel zu kostspieliger Reklame für ihre Stellenvermittelung; sie haben im Durchschnitt für jede vermittelte Stelle beträchtliche Ausgaben, womit er, wiesen ist, daß ihre Tätigkeit, vom volkswirtschaftlichen Stand- Punkt aus betrachtet, keineswegs befriedigen kann. Die Einwendungen, die die kaufmännischen Stellenvermitte« lungsvcreine gegen die öffentlich-rechtlichen Arbeitsnachweise er- heben, sind nicht stichhaltig und zum Teil sogar durch die eigene Praxis jener Vereine widerlegt. Der Einwand, daß die öffent- lich-rechtlichen Arbeitsnachweise nicht nach auswärts vermitteln könnten, wie das für Handlungsgehilfen notwendig fei, trifft nicht zu. Gerade vom Verein für Handlungskommis von 1858, der die beste Vermittelung zu haben behauptet, ist zugegeben worden, daß er bei einem Mangel an Bewerbem für Durch- schnittSpostcn keineswegs Mitglieder aus anderen Orten heran- zieht, sondern diese Vermittelung bisher rein örtlich betrieben und statt seine auswärtigen Mitglieder zu berücksichtigen, Nicht- Mitglieder am Orte durch ZeitungSinserate als Bewerber ge­sucht hat. Soweit aber eine Vermittelung und ein Austausch von Bewerbern nach auswärts angebracht ist, kann dieS auch durch öffentlich-rechtliche Arbeitsnachweise geschehen. Den konkurrcnzneidischen Bekämpfcrn der öffentlich-recht­lichen Stellenvermittelungen muß um so entschiedener entgegen- getreten werden, als damit auch der öffentlichen Arbeitslosen­unterstützung, für die die Anfänge in verschiedenen deutschen  Gemeinden vorhanden sind, Bahn gemacht wird." Die Resolution wird debattelos angenommen. Bezüglich der ReichSverfichernngsirdnung liegt eine längere Resolution vor, die erklärst baß der Entwurf den Erwartungen der Handlungsgehilfen nicht entsprichst Außer den allgemeinen, vom Gewerkschaftskongreß eingeheno behandelten und zum Ausdruck gebrachten Forderungen legt die Resolution auch die speziellen Wünsche der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen dar. Sie spricht sich gegen die kaufmännischen Hilsskrankenkassen auS, weil durch diese die Prinzipale die Gehilsen bürgerlichen kauf- männischen Vereinen zuführen, verwirft die Zusatzversicherung und fordert an ihrer Stelle Verbesserung der Zwangsversicherung, protestiert gegen die Ausschaltung eines großen Teiles der Hand- lungSgehilfen usw. von der Unfallversicherung, fordert die AuS, dehnung der Unfallversicherung auf alle gegen Lohn oder Gehalt Beschäftigte, ohne Rücksicht auf die Höhe des Lohnes oder GehalteS und verlangt aus dem Gebiete der Invalidenversicherung im Jnter» esse der Handlungsgehilfen: 1. Erweiterung deS Kreises der Versicherungspflichtigen auf diejenigen Angestellten, deren JahreSarbeitSverdienst 2000 Mark übersteigst 2. Erhebliche Steigerung der Rentensätze, Ver» mehrung der Zahl der Beitragsklassen unter Anrechnung deS vollen JahreSarbeitSverdienstes. 3. Anerkennung der Jnvalidi- tät, wenn der Versicherte in seinem Berufe nicht mehr die Hälfte des Lohnes eines gleichartigen VollarbeiterS zu erwerben ver­mag; Gewährung der Altersrente bei Vollendung des fünfund- sechzigsten Lebensjahres. 4. Gesetzlicher Anspruch der Versicher- ten und ihrer Angehörigen aus rechtzeitige Einleitung eines Heilverfahrens bei drohender Invalidität; ausreichende Fürsorge für die Angehörigen während des Heilverfahrens für einen Ver­sicherten." Nachdem Lange die Resolution erläutert, Wird diese ein» stimmig angenommen. In bezug auf das Arbeitskammergesetz drückt der Verbandstag seine Haltung in nachstehender Reso» lution aus:.., DaSletzteFest. Wir können uns ruhig noch Champagner geben lassen. Ehe eS zum Zahlen kommt, wird der Komet ein« treffen. Traurige Wahrheist(Zwei arme Kinder): WaS bedeutet denn.da« Ende der Welt"? Wenn es kein Brot mehr im Haufe ßwst(L'Assietta au beurre".) Notizen. Der Hallehsche Komet wird seine Begegnung Mit der Erde vollzogen haben, bis diese Zeilen in die Hände unserer Leser kommen. Die allermeisten werden nichts davon gemerkt haben und eS ist fraglich, ob die Wissenschast, die dem Gaste mit Fernrohr. ReglstrierballonS und Ballonaufstiegen zusetzt, in unseren Breiten besondere Erfolge erzielen wird. Die Blausäure, die fich angeblich cm Kometenschweif befinden soll, wird niemand geschaoet haben. Die Nachtbummler werden so wenig oder so viel auf ihre Kosten gekommen sein, wie die Abergläubigen, die eS sich schon mehr kosten netzen. Ueber die genaue Zeit des Erddurchganges durch den Schweif waren m« Ansichten noch bis Mittwochabend widersprechend. Auch über die Dauer des Durchganges fchwantten die Annahmen von einer bis zu fünf Stunden. ~ Franz S ka rbi na, einer der bekannteren Berliner Maler II. morgen in Berlin   gestorben. Gelegentlich einer Kollektivausstellung seiner Werke im vorigen Jahre wurde er hier eingehend gewürdigt: als Opportunist der Palette. Seine besondere Note war: Pariser   und Berliner   Grobstadtbilder. Skarbina  , der 1849 in Berlin   geboren war, übte eine Zeitlang ein Lehramt an der Hochschule für die bildenden Künste, bis er mit A. v. Werner Krach bekam. Er hat die Sezession begründen helfen, ohne ihr lange treu zu bleiben. Er nahm in der Berliner   Malerei eine Mittelstellung zwischen Altem und Neuem, zwischen Kunst und Handwerl ein. Bühnenchronist Frau Rosa BertenS   ist in der nächsten Saison längere Zeit dem Berliner   Theater ver« pflichtet. Sie wird u. a. in Henry BateilleS SchauspielDie törichte Jungfrau" die Rolle der Frau Armoury darstellen. Maxim Gorki   wird, um in unmittelbarer Nähe keiner russischen Freunde zu sein, die Insel Capri   verlassen und sich dauernd m Norwegen   niederlassen.'" Peter Altenberg  , der Dichter der kleinen Dina««,.» dem Alltagsleben, wurde in die Heilanstalt JnzerSdori bei Wien  übergeführt, da er an BerfolgungSwahnsinn litt' 2,,en Karl Gold mark, der älteste der de'utlSen zu dessen bekanntesten Schöpfungen die Oper Die  ?win Saba" gehört, beging am Mittwoch seinen 80.«eÄJj DaS Achte bayerische Arbeit- ä n., i.» v. zu Pfingsten in Nürnberg   abgehalten» t? f?.