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Nr. 114. 27. ZahrgavK. 2. WIM des Joraiärlü" Sttlintr loMott Dovitttslllg, 19. Mai 1910. Partei- Hngelegenbeiten* Tempclhof. Nächsten Sonntag früh: Handzettel der» t eilung zu der Dienstag, den 24. d. M. imGenossenschafts­restaurant', Dorfstr. 50, stattfindenden öffentlichen Versammlung. Stralau. Arn Sonntag, den 22. Mai, früh 8 Uhr, findet in «?cn Bezirken eine Extra-Zusammenkunst sämtlicher Genossen statt. Die Bezirksleitung. Mahlödorf sOstbahn). Der Wahlverein hält seine regelmäßige Monatsversammlung am Sonnabend, den 21. d. Mts.. abends 8 Uhr, im Lokale des Herrn Werner(Bade-Restaurant), Hellersdorfer Weg ab. Auf der Tagesordnung steht: 1. Vortrag des Genossen K u b i g- Pankow über:.Die verflossene Reichstagssession.' 2. Vereinsangelegenheiten. 3. Verschiedenes. Berliner JVacbricbten* Die Sommerkaffeeküche. Aehnlich mangelhaft wie die von uns wiederholt gekenn- zeichneten Abortanlagcn in vielen oder sogar den meisten Sommerlokalen der Vororte sind die Einrichtungen der dortigen Kaffecküchcn. Mit dem echten Berliner Familien- brauch, im Freien Kaffee zu kochen, wird wohl vorläufig noch lange nicht gebrochen werden. Gewisse Lokalinhaber, die zwar Arbcitergroschen nicht für Blech halten, aber Arbeiter- Publikum nicht allzu gern sehen, haben das Kaffeekochen in der alten Form entweder schon gänzlich abgeschafft oder es in einen meist recht ungünstig gelegenen abseitigen Lokalteil verwiesen. Wo der Arbeiter nicht alsminderwertig", sondern als recht gern gesehener Gast betrachtet wird, geben nun aber die Kaffeeküchen vielfach zu erheblichem Tadel Anlaß. Obwohl an dem Kaffcekochcn ein gehöriges Stück Geld verdient wird, sind in den meisten derartigen Sommcrlokalen die Kaffeeküchen noch vom alt- berliner Schlage. Das bezieht sich ebensowohl auf das aus- geliehene Geschirr als auf die Bedienung. Man will nichts dagegen sagen, daß das Porzellan von der allerbilligsten Sorte ist, aber es muß wenigstens sauber und ganz sein. Zum Be- stände gehören Hunderte von Geschirren mit uralten Sprüngen oderherausgebissenen" Stellen, an denen man sich die Hände und den Mund verletzen kann. Das Abwaschen der benutzten Geschirre geschieht vielfach in schmierigen Holzkübeln mit tiefschmutzigem Wasser. Das Wasser in kurzen Zwischen- räumen zu erneuern, fällt den Kaffeeköchinnen gar nicht ein. Dasselbe ekelhast gefärbte Wasser wird eine Stunde und länger benutzt, bis es einfach nicht mehr geht. Hygienische Wasch- und Spülapparate, wie sie sonst für Restaurations- lokale vorgeschrieben sind, kennt man hier nicht. Mit dem Geldeinnehmen sind dagegen die Kaffeepächter sehr schnell bei der Hand. Auf den gebrauten Kaffee muß man wegen Mangel an Personal oder an Geschirr, also aus Ersparnisrücksichten, oft ungebührlich lange warten. Dannjfer- hält man noch nicht mal immer Tassen, sondern wird dreist und gotteSfürchtig angewiesen, sich das schmutzige Geschirr von den Tischen zusammenzusuchen und es am Brunnen oder sonstwo selbst zu reinigen, wenn man nicht noch länger auf die Bedienung warten will. In einem hinter Schloß Tegel belegenen alkoholsteien Wald-Kaffeelokal, das auch sonst nicht durch Sauberkeit hervorragt und von sehr stommen Leuten, Mitgliedern deS Tegeler Parochialvereins, bedient wird, haben wir während der Pfingstfeiertage an der Kaffeeküche Zustände beobachtet, bei denen man lebhast an die Ziekowsche Wirtschast deS nahen Heiligensee denken muß. Der Wirt entschuldigte sich auf zahlreiche Beschwerden damit, daß er zu Pfingsten l auf den koloffalen Andrang nicht eingerichtet gewesen sei. ES kommt auch bei mancher Kaffeeküche vor. daß man Kaffeebohnen hingibt und durch Verwechselung Malzkaffe« zurück erhält. Für den PretS von 70. 80 Pf. bis 1 M. für ein Liter heiße« Wasser kann man doch eigentlich etwas mehr Mcksicht verlangen. Vielen Aerger gibt es beim Kaffeekochen mit den gedeckten Tischen. An solchen Kaffee zu kochen, ist nicht überall er- laubt, weil die Wirte die Beschmutzung mit Kaffeeflecken und noch mehr daS fahrläffige Zerschneiden der Tischdecken durch mitgebrachte Messer befürchten. Womit sie steilich nicht so ganz unrecht haben. Man sollte sich verpflichtet fühlen, daS Eigentum deS RestaurateurS zu schonen. Wo daS Kaffee- kochen an gedeckten Tischen nicht gestattet ist, muß aber auch ein entsprechender Hinweis überall deutlich sichtbar an- geschlagen sein, damit nicht nachträglich unliebsame Erörterungen stattfinden. Für Abstellung der in vielen Eommerlokalen vor allem denen der Vororte herrschenden Mißstände in hygienischer Beziehung, wie sie in den ToUetten und den Kaffeeküchen vorhanden sind, könnten sich die vor Jahren auf Veranlassung deS Ministers geschaffenen Gesundheitskommissionen sehr ver- dient macheu. Hier fänden sie ein dankbares Feld zur Be- tätigung und sie könnten endlich aus ihrem Winterschlaf er- wachen._ Zu den Mißständen in der Irrenanstalt Dalldorf schreibt man unS von genau unterrichteter Seite, jedoch nicht aus AnstaltS- kreisen, folgendes: Auch die Angaben des NachrichtenamtS der Stadt Berlin über die betreffenden Verhältnisse find zum Teil falsch. DaS Amt sollte doch in solchen wichtigen Fällen lieber erst genaue Erkundigungen einziehen, als flott und unrichtig drauf los zu berichtigen. Für die erste Aufnahme der männlichen Kranken ist nicht HauS I, sondern seit Jahrzehnten HauS III bestimmt. Um- gekehrt ist HauS I die allerleichteste Station, von der die meisten Entlassungen stattfinden. Daneben wird auch daS vorwiegend Alkoholikern reservierte Haus IX mit Neuaufnahmen belegt. Daß ansteckend Kranke in die besonderen Lazaretträume kommen und selbstverständlich ihre besonderen Waschgelegenheiten haben, steht vielleicht auf dem Papier, wird aber in der Praxis nicht befolgt. Selbst wenn solche Kranken bei hochgradigem KrankheitSzustande «m allgemeinen Stationslazarett schlafen, dürfen sie sich auf den allgemeinen Korridoren sowie im Garten bewegen und kommen hier mit mehr als hundert nicht ansteckend Kranken in enge Be- rührung. DieIsolierung" ist also für die Katze. Es ist sogar wichtig, daß gelegentlich Syphiliskranke außerhalb der Stationen beschäftigt worden sind und nicht im Lazarett schliefen. Daß das »Schwimmbassin" freiwillig benutzt wird, ist gar keine Entschuldi- gung. Man muß doch berücksichtigen, daß man Menschen ohne ßreie Willensbestimmung vor sich hat. Uebrigens ist denn auch trotz der Schweinereien die Benutzung ziemlich stark. Grundfalsch ist die Behauptung des Nachrichtenamts, daß in der Küche nur weibliche Kranke beschäftigt werden. Auch männliche Kranke sind nicht nur in der Küche von Dalldorf, sondern auch in Herzberge und Buch beschäftigt. Sie haben hier hauptsächlich die Essenkessel zu reinigen, die Fußböden zu scheuern und das Blanke zu putzen. Dabei kommen sie unvermeidlich auch mit Etzvorräten zusammen. Zum Kohlschneidcn wird regelmäßig eine ganze Kolonne aus Haus I kommandiert. Ueber die Mißstände in der Irrenanstalt Dalldorf hat sich auch der Leiter der Anstalt, Herr Dr. Sander, einem Mitarbeiter der Morgenpost" gegenüber ausgelassen und sich zum Teil so geäußert, wie das Nachrichtenamt der Stadt Berlin dies gestern getan bat. Von Interesse aber ist, daß das Nachrichtenaint zu melden wußte, daß der Verwaltung keine Klagen des Personals über das Essen bekannt geworden seien, während Herr Sander im Gegenteil hierzu und in Uebereinstimmung mit unserer lvteldung erklärt, daß über das Essen häufig Klagen eingelaufen seien. Man habe diese Klagen zu berücksichtigen versucht, es habe sich in den letzten Jahren vieles gebessert. Leider ist es mit dieser Besserung nicht weit her, denn die Klagen reißen nicht ab. Ueber die Hundcplage, den schwer auszubessernden Schaden, den die Hunde auf den Rasenflächen und Blumen- beeten der städtischen Park- und Gartenanlagen anrichten, mehren sich die Klagen aus der Bürgerschaft. Die städtische Parkverwaltung sieht sich daher zu ihrem Bedauern genötigt. gegen die Besitzer von Hunden, die solche Beschädigungen dulden oder den Anordnungen der Parkwächter nicht folgen, auf gerichtliche Bestrafung anzutragen. Ueber außerordentlich hohe Fahrpreise der Allgemeinen Berliner Omnibusgesellschaft im AusflugSverkehr wird lebhafte Klage geführt. So feien am Himmelfahrtstage auf der Fahrt Hallesches Tor über Charlottenburg nach Pichelsberge für die Tour Schloßstraße, Charlottenburg Pichelsberge auf der Hinfahrt 30 Pf. pro Person, ganz gleich, ob Erwachsene oder Kinder, erhoben worden. während bei der Rückfahrt um 8 Uhr abends für die Strecke Bahnhof Heerstraße Sophienstraße, Charlottenburg , für Erwachsene 1 M. 20 Pf., für Kinder SO Pf. hätten gezahlt werden müssen. Wir haben diese Angaben zunächst für kaum glaublich gehalten, sie sind unS aber unter Vorlegung der Fahrscheine als der Wahrheit entsprechend bestimmt versichert worden. Welche Erklärung hat die Gesellschaft für dies Verfahren? AergerniS erregte eine Roheit, welche sich gestern in dem Hause Buttmannstr. 18 ereignete. Dort fanden Kinder in dem Müllkasten sieben kleine lebende junge Hunde, welche in der Asche herum- krabbelten und ganz jämmerlich schrien. Da der Wirt des Hauses keine Veranlassung nahm, das AergerniS zu beseitigen, so gingen zwei Kinder aus dem Hause Nr. 17 zum Polizeirevier lOi und erstatteten Anzeige. Ehe aber der Schutzmann mit den Kindern kam, war längere Zeit vergangen und so fand er nur noch drei von den sieben kleinen Tierchen lebend an. Um feststellen zu können, wer diese unmenschliche Roheit begangen hat, ließ er sich alle die- jenigen im Hause nennen, welche im Besitz eines Hundes sind, um wegen Tierquälerei vorzugehen. Ueber Herrn Dr. Reuter, den leitenden Arzt der Heimstätte in Buch, wird uns eine neue Klage vorgetragen, die das Bild des Herrn Chefarztes in Buch vervollständigt. Zu Pfingsten hatten sich zahlreiche Angehörige von Patienten der Heimstätte Buch auf- gemacht, um den letzteren einen Besuch abzustatten. Die Besuchs- zeit ist von 4 6 Uhr festgesetzt. Zehn Minuten vor 4 Uhr setzte ein wolkenbruchartiger Regen ein. Trotzdem habe man die An- gehörigen im vollsten Regen vor der Pforte stehen lassen und nicht geöffnet. Dr. Reuter soll Kenntnis von der Sachlage gehabt haben, er soll, so wird behauptet, es ruhig haben geschehen lassen, daß der Pförtner auf den Glockenschlag 4 gewartet habe. Die Patienten seien ob dieserRücksichtnahme" auf die Angehörigen stark erregt worden, weil bei einem mir geringen Entgegenkommen die An- gehörigen auch einige Minuten vor 4 Uhr hätten eingelassen werden können. Zwei große Räume seien ja vorhanden, wo der Besuch Unterkunft finden könne. So aber hatten Besucher sich in einen Kuhstall flüchten müssen, wo sie längere Zeit verweilen muß- ten. Patienten, die ihre Angehörigen aus diesem Stalle holen wollten, seien dadurch auf dem Wege vollkommen durchnäßt worden. ES wird notwendig sein, auch im vorliegenden Falle eine Un- tersuchung einzuleiten Sind die vorstehend gemachten Angaben zutreffend, so ist daS Verhalten des Leiters der Heimstätte Buch unbegreiflich. vor Eintritt in gewisse private Krankenkassen, die Mitglieder ohne weiteres aufnehmen, haben wir wiederholt gewarnt. Viele Mitglieder werden erst über den Charakter dieser Kassen klar, wenn sie Ansprüche erheben. Da existiert hier in Berlin eine Zahlstelle der Westdeutschen VersicherungS-Kranken- und UnterftützungSkafse. Zuschuß- lasse für ganz Deutschland mit dem Eitze in Köln . Vor einigen Monaten wurde ein weibliche» Mitglied krank und stellte Unter- stützungSansprüche. Die hiesige Zahlstelle verwies die UnterftützungS- suchende nach der Hauptstelle in Köln . Der Mann der Frau schrieb mehrere Male nach Köln , erhielt aber gar nicht erst Antwort auf seine Schreiben. Der Briefschreiber ist dadurch zu der Meinung ge- kommen, daß die Kasse in Köln gar nicht existiert. Wir wissen nicht, ob diese Annahme richtig ist, sie zeigt aber, welche Schlüsse aus dieser GeschästSgebarung mancher Kassen gezogen werden. Mit de« Faß um die Welt. Eine eigenartige Karawane war vorgestern nachmittag auf der Chaussee von Potsdam «ach Wannsee zu sehen. Drei Männer zogen ihres WegeS, die eine große, etwa drei Meter lange und anderthalb Meter hohe Tonne vor sich her« schoben. Um sie herum ein Schwann von Radfahrern und Fuß- gängern, die den eigentümlichen Reisenden ein Stück WegeS das Geleit gaben. Die sonderbaren Reisenden, mittelgroße Figuren im blauen Sweater, in hohen Jagdstiefeln und mit turbanähnlichen Mützen auf dem Kopf, stnd die Venetianer Zanardi Attilio und Vianello Eugen, die gewettet haben, daS Fatz in zwölf Jahren um die Welt zu rollen. Am 20. Juni 1S0S find sie in Venedig abmarschiert, also schon fast elf Monate unterwegs. In dieser Zeit haben sie 5500 Kilometer zurückgelegt, Norditalien , die Schweiz , Frankreich , England, Belgien und Holland mit ihrem Faß durchrollt. Sie dürfen sich in der Regel nur vom Verkauf eigener Ansichtskarten ernähren, haben aber bisher so viel verdient, daß sie sters in Gasthäusern über­nachten konnten. Für den Notfall und in unzivilisierten Gegenden spielen fie denmodernen Diogenes" und übernachten in ihrer Tonne. Gestern gedachten die seltsamen Weltreisenden in Berlin anzukommen; sie werden sich zwei bis drei Tage hier aufhalten. Dann geht eS nach Ostpreußen und von dort durch Rußland nach China . Beim Baden ertrunken. Drei Menschenleven hat gestem das Baden an verbotener Stelle gefordert. Zwei junge Leute waren weit in den Müggelsee hinauSgeschwommen und als fie wieder anS Ufer zurückschivimmeir wollten, war eS mit ihren Kräften zu Ende. Die beiden Schwimmer, zwei junge Leute im Alter von etwa 24 Jahren, stießen schwache Hilferufe aus, die aber zu spät gehört wurden. Ehe Retter hinhurudern konnten, waren die beiden in den Fluten verschwunden. Die Leichen der Ertrunkenen konnten noch nicht geborgen werden. Ein drittes Opfer hat die Havel gefordert. In der Nähe von Schwanenwerder ertrank ein Ausflügler, wahr- scheinlich ein Berliner . Er ging in überhitztem Zustand inS Wasser und wurde beim Schwimmen von einem Schlaganfall getroffen, so daß er unterging und ertrank. Ein Doppelselbstmorb ist jetzt durch die Auffindung zweier Leichen aufgeklärt worden. Vorgestern früh wurde eine Mädchen- leiche an der Freundschaftsinsel in Potsdam aus der Havel ge- zogen. Man fand bei ihr mit A. M. gezeichnete Kleidungsstücke, ein Schlüsselbund und einen unechten Siegelring mit rotem Stein. Die daraufhin angestellten Nachforschungen ergaben, daß das Mädchen bei dem Gärtnereibesitzcr Fritz Vogel in der Lcnnestraße beschäftigt war. Gestern vormittag wurde an der Laubenkolonie eine zweite Mädchenleiche angeschwemmt. Es gelang nun, beide zu rekognoszieren. Die eine ist die 18 jährige Blumenbinderin Martha Arnold, die andere das 24 Jahre alte Dienstmädchen Minna Wegewitz, die beide in der Kunstgärtnerei von Vogel beschäftigt waren. Die Mädchen sind seit Montag vor acht Tagen ver- schwunden; sie befanden sich beide in anderen Umständen. Auf cincm Ausflug gestorben ist gestern nachmittag eine un« bekannte Frau in der Nähe des Restaurants Waldesruh bei Wenden- flötz. Sie gehört dem Mittelstände an, ist etwa 60 Jahre alt und trug ein graues Kleid mit weißen Punkten, mit Spitzeneinsatz, einen schwarze» Hut mit schwarzen Straußenfedern, einen Trauring ohne Zeichen, eine goldene Uhr mit Kette. Die Rückseite der Uhr zeigt Schwalben in blauer Emaille und das Monogramm S. Nach ihren Angaben sollte die Verstorbene in der Lausitzer oder Skalitzer Straße gewohnt haben. Mit dem Revolver versuchte gestern morgen ein Mann, der seinem Aeußeren»ach den besser gestellten Kreisen angehört zu haben scheint, in einem Gebüsch des Tiergartens seinem Leben ein Ende zu machen. Er verletzte sich schwer an der linken Kopfseite und wurde bewußt« loS nach der Charitö gebracht. Dort ist er noch nicht wieder zur Besinnung gekommen. In seinen Taschen fand man nur einen Pfand« schein und 5 Pf. Die D-unpferkatastrophe bei Spandau am ersten Pfingstfeiertag hat ein Opfer gefordert. Unter den Passagieren de« Sterndampfers Leopold von Ranke ", der bei Spandau verunglückte, befand sich auch die 18jährige, einzige Tochter des Bureanvorstehers Wiehn aus der Goethestraße 87 in Charlottenburg . Fräulein W. hatte die Fahrt mit zwei Freundinnen mitgemacht und befand sich in dem Moment der Katastrophe in deren Gesellschaft. In der durch den Unfall herbeigeführten Panik wurden die drei jungen Mädchen getrennt. Während die beiden Freundinnen sich in Sicherheit bringen konnten, ist Margarete Wiehn seitdem verschwunden. Gestern morgen wurde in der Nähe der Unfallstelle ein Damen« Hut aufgefischt, der von den Angehörigen der Vermißten als deren Eigentum auf das bestimmteste erkannt wurde. Die Leiche ist noch nicht geborgen. Uebrigens wurde gestern der Spandauer Polizei die Anzeige gemacht, daß anscheinend»och ein zweites Opfer der Schiffskollision zum Opfer gefallen ist. Beim Spielen ins Wasser gefallen und ertrunken ist gestern der 9 Jahre alte Schüler Arno Ackermann aus der Dreysestr. 10. Der Knabe verunglückte an der Föhrer Brücke, die über den Spandauer Schiffahrtskanal geht. Der Arbeiter Wilhelm Behring aus der Fehmarnstraße 20, der den Vorgang sah, sprang dein Kleinen ins Wasser nach und tauchte wiederholt nach ihm. Als er ihn endlich fand und landete, war er aber doch schon tot. Wiederbelebungs« versuche, die im Virchowkrankenhause angestellt wurden, blieben er» folglos. Zwei Kinderlcichen wurden gestern vormittag wieder aufgefunden. In beiden Fällen handelt eS sich um neugeborene Kinder. Die eine Leiche lag. inehrinals in weißes Papier eingewickelt und verschnürt, auf dem Grundstück Müllerstr. 144 in dem Eingang von der Ostender Straße her auf dem ersten Trcppenausay, die andere, in Zciiungs- Papier eingehüllt, auf dem Georgenfricdhos am KönigStor. Nach- forschungen nach den Müttern wurden sofort eingeleitet, hatten aber noch keinen Erfolg. Radrennen zu Treptow , 17. Mai. DaS sprichwörtliche Wetter- glück war der Treptower Bahn an den Pfingsttagen untreu ge- worden. Am Sonntag mutzten die Rennen wegen eines am Nach- mittag einsetzenden Gewitters ausfallen und am dritten Feiertage erlitt die Veranstaltung aus derselben Ursache eine Störung. Der Besuch war ein nur mäßiger. Das Hauptcreignis war daS Zu- fammentreffen von Bruno Demke mit Pawke und Erx« leben in zwei Läufen über 20 und 30 Kilometer. Elxleben ver« sagte. Demke verlor den ersten Lauf infolge Reifenschadens, ge« wann dagegen den zweiten überlegen. Ein Hauptfahren über 900 Meter gewann Fr. H o f f m a n n vor Götze und TheiS. Er« gebniffe: 20 Kilometer-Rennen: 1. Pawke, 2. Erx- leben, 3. Demke. 30 Kilometer»Rennen: 1. Demke, 2. Pawke, 3. Elxleben . Die Brücken-Allee vom vorhandenen Asphaltpflaster an ver Städtbahn bis zur Altonaer Straße wird behufs Umpflasterung vom 23. d. M. ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter ge« sperrt. lleberfahre» and schwer verletzt wurde am Mittwochnachmittag gegen>/,(3 Ubr der Ojährige Sohn des in der Wiesenstr. 10 wohn- hasten Schlossers Lessap. Der Knabe spielte mit seinem 10 Jahre alten Bruder im Humboldthain. Als die Geschwister sich nach Hause begeben wollten und den Fahrdamm der vninnenstraße überschritten. mußten fie einein herannahenden Straßenbahnwagen ausweichen. wobei der jüngere Knabe von einem Stcinwagen umgerissen wurde und unter das Gefährt geriet, dessen Hinterräder ihm über den rechten Oberarm hinweggingen. Der Arm wurde vollständig zer« malmt. Außerdem trug der Verunglückte eine schwere Kopfwunde davon. Aiif der Unfallstatton in der Badstraße erhielt der be« dauernSwerte Knabe Notverbände und wurde dann in bedenklichem Zustande nach dem Kinder-Krankenhaufe in der Reinickendorfer Straße übergeführt. Ein großer Dachstuhlbrand kam gestern nachmittag in der Naunyn« straße 5 im Südosten Berlins zum Ausbruch. Glücklicherweise war das leichte Schieferdach vom Feuer bald durchschlagen worden, so daß wenigstens keine besondere verqualmung eingetreten war. Der Löschanqriff erfolgte mit drei Rohren über Treppen und zwei mechanische Leitern hinweg und hatte den Erfolg, daß daS Feuer aus den Dachstuhl beschränkt blieb. Vorort- JVacbricbten. Wilmersdorf . Eine« Prozeß gegen den Besitzer des Viktoria-GartenS hat die Stadt Wilmersdorf verloren. E« handelt sich dabei um das städtische Waisenhaus, das an der WilhelmSaue auf dem der Stadt testarnen« tarisch vermachten damaligen Blisseschen Grundstück aus den Mitteln der Christian und Auguste Blisse-Stifwng errichtet wird und da» am 1. August diese» Jahre« in Betrieb gesetzt werden soll. Der Prozeß entstand nun aus Differenzen zwischen der Stadt und dem Besitzer des Vittoria-GartenS, des Nachbargrundstücks; da» Gericht hat zugunsten deS Klägers entschieden, so daß nun der Stadt- gemeinde nichts weiter übrig bleibt, als sich mit dem Prozeßgegner auf gütlichem Wege auseinanderzusetzen oder den westlichen Flügel des Neubaues niederzulegen; letzteres ist jedoch wohl kaum anzu« nehmen, da das Gebäude bereits seiner Vollendung entgegengeht. Der Betrieb be» Waisenhauses soll mit zirka 80 Zöglingen be« rtonnen toexbeu.