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Charlottenburg . Sturz aus dem dritten Stockwerl. Anscheinend aus unglücklicher Liebe verübte am Dienstag»«mittag das 22 jährige. bei einem Arzt in dem Hause Suarezstr. 64 in Stellung gewesene Dienstmädchen Margarete Zimmermann einen Selbstmordversuch, indem es sich aus der dritten Etage auf die Straße hinabstürzte. Die Lebens- müde, die entsetzliche Verletzungen erlitt, wurde nach dem Kranken- hause Westend übergeführt, wo sie in sehr bedenklichem Zustande daniederliegt. Rixdorf. Aufregeude Szenen wurden in der gestrigen Nacht durch den Zöjährigen Sattler Walter Drawe, Hermannstr. 170, hervorgerufen. D. wohnte bei einer geschiedenen Ehefrau Auguste Falk. Als er in der gestrigen Nacht heimkehrte, geriet er mit der F. in heftigen Streit. Plötzlich eilte er in die Küche und holte daS Beil, um die wehrlose Frau damit zu erschlagen. Die Bedrohte ergriff schleunigst die Flucht; es glückte ihr auch, der Gefahr zu entrinnen. Sie eilte nach dem nächsten Polizeirevier und bat um Schutz. Ein Beamter bewegte den Wütenden durch gütliches Zureden, mit zur Wache zu kommen. Auf dem Wege dorthin riß er sich plötzlich von dem Beamten los und warf sich vor einem heranfahrenden Straßenbahn- wagen der Linie 23 auf die Gleise, um sich überfahren zu lassen. Der Wagenführer hatte den Vorgang aber rechtzeitig bemerkt, und eS gelang ihm, de» Waggon unmittelbar vor dem Selbstmord- kandidaten zum Halten zu bringen. Vermißter Knabe. Seit dem 14. d. M. ist der 11jährige Sohn Heinrich des Lederarbeiters Pietz aus Prinz- Handjery- Straße 6S spurlos verschwunden. Der Knabe hatte an dem genannten Tage nachmittags die elterliche Wohnung verlassen, um mit einem Schul« kameraden spazieren zu gehen und ist seitdem nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Die Eltern befürchten, daß der Knabe verunglückt oder in schlechte Gesellschaft geraten ist. Der Vermißte ist 1,22 Meter groß, hat ein längliches Gesicht, blondes Haar und blaue Angen. Bekleidet war er mit einem blaugestreiften Waschanzug, gelben Schuhen schwarzen Strümpfen und blauer Sportmütze. Bollständig neu eingekleidet hat sich ein dreister Einbrecher, der in die Wohnung des Bildhauers Otto Körner eindrang._ Der Dieb eignete sich ein Sparkassenbuch über KOl) M. sowie eine Anzahl wertvoller Schmuckgegenstände an. Bevor er sich entfernte, kleidete er sich vollständig neu ein. Seine alten zerrissenen Kleidungsstücke ließ er alsErsatz" für den Bestohlenen zurück. Treptow -Baumschulenweg. In der Genieinbevertretersttzung machte Herr Bürgermeister Schablow die Mitteilung: daß am 2. Mai in Treptow eine Rechtsauskunftsstelle errichtet worden ist. Auskunft werde erteilt des Montags vormittags von 1l> 1 Uhr und Donnerstags nach. mittags von 5 7 Uhr im Rathaus, Neue Krugallee 5, Zimmer 1-3. Die Rat- und Auskunfterteilung erfolgt unentgeltlich. Der Ge- meinde entstehen durch diese Einrichtung keine Kosten, vielmehr werden dieselben von einem Verein getragen. Des weiteren habe der Äreisausschuß der Gemeinde für das laufende Jahr einen Bei- trag von 200 M. für die Volksbibliothek gegeben. Die Gemeinde hat für denselben Zweck aus eigenen Mitteln 400 M. bewilligt, so- daß im ganzen 600 M. zur Verfügung stehen. Wie Redner weiter mitteilte, ist die Knaben, und Mädchenvorschule von der Elsenstr. 3 nach dem Gemeindeschulhaus in der Bouchestratze verlegt worden. Die Vorschule wird von 42 Schülern und Schülerinnen besucht. Die Beteiligung der Mädchen ist gering, dadurch ist es fraglich, ob der Plan, welchen man bei Einrichtung der Schule in bezug auf die Mädchen hatte, zur Ausführung kommen könne. Das Real- gymnasium wird von 7S Schülern besucht. Aus Gemeindemitteln find an 3 Schüler je eine halbe Freistelle bewilligt worden. Des weiteren verwies der Bürgermeister auf eine vom Magistrat von Charlottenburg eingegangene Uebersicht über die Bautätigkeit Ber - linS und seiner Vororte in den Jahren 1301 1909, aus welcher hervorgehe, daß Treptow an 7. Stelle stehe. Es seien in dieser Zeit in Treptow 1034 Bauerlaubnisscheine erteilt worden und 833 zur Ausführung gelangt. Die von den sozialdemokratischen Gemeindevertretern gestellten Anträge, betreffend die Beseitigung der Rauchbelästigung und daS Aufftellen von Warnungstafeln an den Bootsständen, durch welche auf das mit Lebensgefahr ver. bundene Schaukeln und Plätze'wechseln beim Bootfahren hinge- wiesen werden solle, habe noch nicht auf die Tagesordnung gesetzt werden können. Hierauf kam der Bürgermeister auf die Mai- feierangelegenheit zu sprechen, über die wir bereits in der gestrigen Nummer desVorwärts" berichtet haben. Eine weitere Erklärung des Herrn Bürgermeisters bezog sich auf einen Vorgang aus der Gemeindevertretersitzung vom 8. April, in welcher der Gemeinde- Vertreter Klapp eine derbe Zurückweisung erhalten hatte. Der Bürgermeister hatte bei der Debatte über die Genehmigung der öffentlichen Versammlung im Park in einer Aeußerung des Herrn Klapp eine unzulässige Kritik seiner Geschäftsführung als Amtsvorsteher erblickt. Noch in derselben Sitzung hätten ihm die Herren Klapp und Lücke jedoch erklärt daß Herrn Klapp eine der- artige Kritik ferngelegen habe; vielmehr habe er nur zum Ausdruck bringen wollen, daß die von Herrn Karow angeregte Diskussion un. zulässig sei. Die Zurückweisung, so erklärt der Bürgermeister, habe auf einem Mißverständnis beruht und sei gegenstandslos geworden. Unser Genosse Karow hatte die Diskussion über die Versammlung im Park nicht angeregt, sondern sich nur an ihr beteiligt. Ange- regt wurde dieselbe von Herrn Graetz. Herr Klapp hat sich also bei dieser Angelegenheit Herrn Lücke zu Hilfe geholt, damit der Nasenstüber, den er erhalten hatte, zurückgenommen werde. Einige Tage vordem war Herr Klapp bei dem Genossen Karow , um von diesem Hilfe zu erbitten gegen Herrn Lücke. Unser Genosse Karow sollte dafür wirken, daß bei der damals bevorstehenden Schöffenwahl die sozialdemokratischen Gemeindevertreter für einen von Herrn Klapp und seinen Freunden in Aussicht genommenen Herrn aus dem Ortsteil Baumschulenweg eintreten würden. Sie sollten also gegen Herrn Lücke stimmen, denn Herrn Klapp war es bekannt, daß Lücke zum Schöfsenamt kandidieren würde. Dem Ge- meindevertreter Klapp scheint es demnach gleich zu sein, von wel- eher Seite er Hilfe bekommt. Dem Pächter der Badeanstalt im OrtSteil Baumschulenweg soll auf Antrag des Gemeindevorstandes ein Zuschuß aus Gemeindemitteln gewährt werden. Unser Genosse Karow betonte, daß die Gemeinde verpflichtet sei, selbst eine Bade- anstalt einzurichten: die Versammlung bewilligte jedoch 1200 M. als Zuschuß, und zwar auf ein Jahr. Den erkrankten Kassenmit- gliedern soll zu dem Preise, wie er vow der Zentralkommission der Krankenkassen mit den übrigen Badeanstalten vereinbart ist, die Bäder berechnet werden. Die Desinfektion bei ansteckenden Krank- heiten soll nach einem Antrag deS Gemeindevorstandes für Minder. bemittelte unentgeltlich sein. Die Gemeindevertretung beschloh, nachdem Genosse Gerisch für Uebernahme sämtlicher Kosten ein- getreten war, in diesem Sinne. Im vergangenen Jahr betrugen die Kosten 1300 M. Die Canner Chaussee, soweit sie auf Trep- tower Gebiet liegt, soll künftigForsthaus-Ällee" heißen. Ein vom Gemeindevorstand vorgelegtes Ortsstatut gegen die Verunstal- tung von Straßen und Plätzen wurde nach längerer Diskussion, an der sich auch unsere Genossen Gerisch und Karow beteiligten, mit geringen Abänderungen angenommen. Vor Schluß der Sitzung wurden noch verschiedene kleinere Angelegenheiten angeregt und erledigt. Eschmargendorf. Für die Gegend an der Grenze Schmaraendorf-Grunewald wird schon seit Jahren die Errichtung eines Krankenhauses gefordert. DaS Projekt ist nun durch eine Hypothek in der Höhe von 400 000 M. «esichert. Bekämpft wird dasselbe durch den Geh. Medizinalrat üof. Dr. v. Hanscinann-Grunewalb und zwar aus ärztlichen und religiösen Gründen. Dieser auf den erste» Blick eigenartige Stand- punkt des betreffenden Arztes wird aber sofort erklärlich, wenn man hört, daß das projektierte Krankenhaus unter die Leitung der .Grauen Schwestern"(ein katholischer Orden) gestellt werden soll. Herrn Dr. HanfemannS Widerstand beruht nämlich im wesentlichen auf der Befürchtung, daß eine konfessionelle Einwirkung seitens der Pflegerinnen und Seelsorger auf Patienten anderer Glaubens- bekenntnisse zu erwarten sei, eine Befürchtung, die nach den ge- sammelten Erfahrungen in ähnlichen Instituten und bei der be- kannten Bekehrungswut katholischer Religionsvertreter und Wer- treterinnen nicht unbegründet ist. Das Terrain ist bereits auf Schmargendorfer Gebiet erworben, es steht also nur noch die nötige Zustimmung der maßgebenden Behörde aus. Eine neuerliche Ein- gäbe zu diesem Zweck soll der Schmargendorfer Gemeinde zugehe». An der Bezeichnung Krankenhaus nehmen die anliegenden Eigentümer Anstoß, deshalb soll dieses.Johamwsftift" genannt werden. Britz . Die letzte Gcmeindevcrtretersitzung nahm zunächst den Bericht über die Kassenrevision entgegen. Demnach betrug im alten Rech- nungsjahre die Einnahme 3 615151,90 M., die Ausgabe 3 519090,17 Mark. Ein Antrag der Beamten der Amts- und Gemeindever- tvaltung, während der Sommermonate(vom 1. Mai bis 1. Sep- tember) an den Sonnabenden die Bureaustunden in die Zeit von 8 2 Uhr zu verlegen, wurde einstimmig genehmigt. Die Stadt Nixdorf hat noch mehre Grundstücke auf dem Umtauschgelände östlich des Rixdorfer Stichkanals erworben. Der Magistrat ersuchte um Erlaß der Umsatzsteuer. Der hiesige Ausschuß beschloß jedoch, von der Erhebung der Umsatzsteuer nicht Abstand zu nehmen, dem schloß sich die Sitzung an. Die Firma Siemens u. Halske hat mit Ueber- einstiinmung der Freiwilligen Feuerwehr einen Kostenanschlag zur Herstellung von 4 neuen Alarmweckern für Polizei- und Feuerwehr- leute zum Preise von 950 und für 20 Nebenanschlüsse für Feuer- Wehrleute zum Preise von 600 M., in Summa 1550 M. eingereicht. Im Interesse des schnellen Eingreifens der Wehr wurde dem zu- gestimmt. Außerdem hatte sich die Vertretung noch mit einer Reihe Grurchstückssachen zu beschäftigen. Eine sonderbare Praxis befolgt der hiesige Bürgermeister, indem er zu Kommissionssitzungen sämtliche Vertreter ladet. Damit soll erreicht werden, daß die vorhandenen Meinungsverschiedenheiten über einzelne Dinge bereits in der Kommission zum Austrag ge- bracht werden und die Oeffentlichkeit nicht viel von der Stellung der einzelnen Parteien zu den Beratungsgegenständen erfährt. Die eigentlichen Plenarsitzungen zeichnen sich unter solchen Umständen durch eine auffallende Ruhe aus, die nur gestört wird durch unsere Genossen, denen eine solche Abwickelung der Geschäfte hinter den Kulissen nicht paßt. Diese Ansicht hat ihnen bereits bei der letzten Gcmeiudewahl den Vorwurf von den Gegnern eingebracht, daß sie nicht in der Lage wären, die Interessen der Gemeinde zu vertreten. Wie der Bürgermeister über die Tätigkeit der Gemeindevertreter denkt, hat er bereits am 4. April bei seiner Einführungsrede zum Ausdruck gebracht. Damals betonte er:Die Bürgerschaft darf er- warten, daß Sie regelmäßig zu den Sitzungen erscheinen; die größere Zahl befreit nicht von der Arbeit und der Teilnahme an den Sitzungen. Lassen Sie sich nicht dazu bewegen, schlechthin nur Oppo- sition zu treiben, dazu wäre die Zeit zu kostbar. Nicht Ihren Wählern, nur Ihrem Gewissen allein sind Sie Rechenschaft schuldig für Ihr Tun und Lassen in der Vertretung. Das sind goldene Worte, die sich in der Städteordnung von 1308 finden und die so lange zu einem guten Einvernehmen zwischen Gemeindevorstand und Gemeindevertretung fähig gemacht haben." Hieraus ist ersichtlich, nach welchem Prinzip die Geschäfte ge. leitet werden sollen. Unsere Genossen werden jedoch vor wie nach zu wichtigen die Oeffentlichkeit interessierenden Fragen in öffenl- sicher Sitzung Stellung nehmen. Vertreten sind unsere Genossen in folgenden Kommissionen: Finanzkommission Genossen Schliebitz und Eberhardt; Grundeigen- tum und Friedhofskommission Genosse Kitzina; Kanalisations« und Gaswerksausschuß Genosse Kitzing; Baukommission Genossen Schliebitz, Kitzing und Heinze. Von der Schul«, und Armenlom- Mission sind unsere Vertreter ausgeschaltet. Mariendorf -Südende. In ber Gemeinbevertretersstzung nahm bor Eintritk ist die Tagesordnung der Vertreter Schensch das Wort, um sich zu dem Ausgang deS auf feine Veranlassung eingeleiteten Ermittelungs- Verfahrens gegen zwei Mariendorfer Bürger zu äußern. Diese sollen nach der Mitteilung des Herrn Schensch während eines WirtshauSaespräches gesagt haben, früher hätten die Gemeinde- Vertreter Geld genommen, heute machen sie es aber nur noch mit Grundstücken. Nach Vernehmung mehrerer einwandsfreier Zeu- gen durch die Staatsanwaltschaft ist das Verfahren seinerzeit ein- gestellt worden. Schensch wurde deshalb, sowie auch an der Hand anderer, ihn charakteristerender Vorgänge in der voraufgegangenen Sitzung der Gemeindevertretung durch einhelligen Beschluß öffent- sich als ein Herr gekennzeichnet, der es mit der Wahrheit nicht «enau nimmt. In der letzten Sitzung erklärte nun Schensch, er abe weder verleumden wollen noch habe er verleumdet, vielmehr seien von ihm wahrheitsgemäße Angaben gemacht, wenn auch die gerichtlichen Feststellungen gegen ihn sprechen. Es seien Gerüchte der von ihm geschilderten Art im Umlaufe, und daß solche weiter bestehen, daran sei der Gemeindevorsteher Herr Westphal schuld. Dieser mache selbst Terraingeschäfte und begünstige Leute, die gleichfalls diese Geschäfte betreiben. Hierauf verließ Herr Schensch, trotz der Aufforderung durch den Gemeindevorsteher, zu bleiben, demonstrativ den Sitzungssaal. Herr Westphal protestierte energisch gegen den gegen ihn erhobenen Vorwurf und erklärte, allerdings eine Baustelle am Orte zu besitzen. Eine solche zu erwerben, fei jedermann» Recht, deswegen betreibe er noch lange nicht Spelu- lation; auch von Begünstigung könne keine Rede sein, er wisse sich von diesem Vorwurf frei. Äe Genossen Reichardt und Günther bedauerten, daß Herr Schensch nach diesem Angriff das Hasen- panier ergriffen. Wenn auch dem Gemeindevorsteher in diesem Falle eher zu glauben sei als Herrn Schensch, so werde er doch wohl nicht umhin können, Herrn Sch. vor Gericht Gelegenheit zu geben, den Beweis für seine Behauptung anzutreten. Nach diesem Sntermezzo erfolgte die Einführung des neugewählten Vertreters . Noack, sowie die Wahl eines Waisenrats für Südende und zweier für Mariendorf . u. a. des Genossen E. Bethke. Ferner stand ein Gesuch der Frau Aug. Fränkel-Südende, betreffend Errichtung eines Erholungsheims, zur Beratung. Dem Heim sollen von Krankenkassen 8 junge, erholungsbedürftige Mädchen überwiesen werden, die keiner besonderen ärztlichen Behandlung bedürfen, deren Wiederherstellung vielmehr nur durch gute Pflege und Ruhe erstrebt werden soll. Die Kommission hatte sich in der Vorbe- ratung prinzipiell gegen die Errichtung von Pridatanstalten für Südende erklärt, im vorliegenden Fall auch deswegen, weil keine Gartenanlaaen vorhanden sind. Die Südender Vertreter traten dafür ein, dem Gesuch die Genehmigung zu versagen. Wenn es sich auch nur um«ine geringe Anzahl von Rekonvaleszenten han- dele, sei doch in Bälde auf Vergrößerung des Betriebes zu rechnen, außerdem würden die auf Gemeindekosten errichteten Anlagen von den Insassen des Heims benutzt, die ingrößeren Trupps" als Belästigung von den Südender Einwohnern empfunden werden können. Unsere Genossen Weber und Reichardt traten für Ge- nehmigung ein, dieselbe wurde jedoch gegen die Stimmen unserer Genossen und der des Herrn Noack versagt. Nachdem die Ver­tretung beschlossen hatte, demVerband der, größeren Landge- ineinden" beizutreten, wurde zur Generalversammlung des Ver- bandes, die am 18. und 19. d. M. in Köln stattfindet, außer einem Mitgliede des Gemeindevorstandes, Genosse Reichardt von der Ge- meindevertretung delegiert.= Köpenick . Ei» Gtrassenbahnunfall mit tödlichem Ausgang ereignete sich vorgestern in Köpenick . Der in der Spindlerschen Fabrik beschäftigt gewesene 48 jährige Arbeiter Adolf Pilz hatte den dritten Feiertag zu einem Ausflug benutzt. Als er nachmittags heimkehrte, geriet er beim Uebcrschreiten des Fahrdammes der Bahnhofftraße zwischen ein Lastautomobil und einen Straßenbahnwagen der Linie 1. Bei des Aerjuch, sich aipjjdjcfi beiden Gefährten hixidurchzuwinhxNt Vursss P. ßSR VorLerpertöst 5e5 MokorNägenZ erfaß? unS MI solcher Gewalt gegen den Kopf gestoßen, daß ein schwerer Schädel- bruch eintrat« der den sofortigen Tod herbeiführte.> Dahlem . Bisher bestand ein Abkommen zwischen der Feuerwehr in Grüne- Wald und der Dahlem -Kommission, wonach die erster« gegen eine Jahresentschädigung von 300 M. zur Löschbereitschaft verpflichtet war. Dieser Vertrag wurde nicht mehr erneuert, da Grunewald nunmehr für diese Dienste 1500 verlangte. Zurzeit besteht mit der Wehr von Groß-Lichterfelde ein Vertrag, der eine Entschädigung von 300 M. vorsieht. Nach einer Aufstellung, die gemach: wurde, be- laufen sich die ersten Ausstattungskoften für eine kleine freiwillige Feuerwehr auf zirka 6000 M., weshalb vorläufig von der Einführung einer solchen abgesehen werden soll. Karlshorst . Der Graf Dönhoff, der Mitglied der Baugesellschaft Karlshorst G. m. b. H. ist, war für 1903 nach einem höheren Einkommen zur Kommunalsteuer herangezogen worden. Nach vergeblichem Einspruch erhob er Klage und verlangte Freistellung, soweit die Veranlagung mit einem Einkommen aus seiner Mitgliedschaft zur Baugesellschaft gerechnet hatte. Er berief sich darauf, daß in dem Jahre die Ge- sellschaft eine Gewinnverteilung nicht vorgenommen habe. Es hätte ein Beschluß vorgelegen, bis zum Eintritt in die Liquidation keine Verteilung vom Neingewinn mehr borzunehmen, und zwar mit Rücksicht auf die Kosten für Stratzenregulierung, Stempelgebühren. Gerichtskosten, Umsatzsteuern usw. sowie mit Rücksicht darauf, daß ver- hältnismößig niedrige Preise erzielt worden seien. Der Bezirksausschuß wies die Klage ab unddasOberverwaltungsgericht bestätigte das Urteil mit folgender Begründung: Das Einkommen der Gesell- schafter sei als gewerbliches zu behandeln. Daraus ergebe sich, daß das steuerpflichtige Reineinkommen sich keineswegs mit dem von der Gesellschaft an die Gesellschafter ausgezahlten Gewinnanteil zu decken brauche. Es bestehe nicht nur in den verteilten Anteilen, sondern auch in dem, was zur Bildung von Reserven, Tilgung von Schulden usw. aus dem Reinertrage verwendet werde. Habe der Gesellschafter an sich Einkommen aus seiner Beteiligung an einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, so sei zu versteuern nicht nur, was verteilt werde als Dividende, sondern alles, was von dem Verdienst der Gesellschaft auf ihn an sich entfalle, wenn eZ auch nicht an ihn verteilt werde. Neuenhagen (Ostbahn). Durch unglaublichen TerrorismuS der Bürgerlichen im Verein mit der Polizei, wie in den meisten ländlichen Orten ohne Industrie werden auch der hiesigen Arbeiterschaft sämtliche Säle zur Abhaltung öffent- sicher Versammlungen hartnäckig verweigert. Unsere Genossen halten am Sonntag, den 2 2. Mai, nachmittags pünktlich 4>/z Uhr, auf dem Gemeindeplatz im Dorf Neuenhagen <15 Minuten vom Bahnhof) eine öffcnrliche Versammlung unter stetem Himmel ab. Die Genossen aus den umliegenden Orten werden ersucht, sich zahl- reich daran zu beteilige» und sür guten Besuch überall zu agitieren, damit wir durch Massenbesuch einen eindrucksvollen Protest gegen diese systematische Saalverweigerung hervorrufen. Stolpe an der Nordbahn. Ein entsetzliches Nuglück, dem ein blühendes Menschenleven zum Opfer siel, hat sich am Dienstag im hiesigen Ort zugetragen. Der Ivjährige Sohn des Arbeiters Bayer wollte Feuer anmachen und goß zu diesem Zwecke in die noch glimmende Asche Petroleum. Im gleichen Augenblick schoß die Stichflamme aus der Kochmaschine hervor, die sofort die Kleider des Knaben in Brand setzte, während die Petroleumkanne explodierte. Im Nu glich der Knabe einer Feuersäule. Auf seine gellenden Hilferufe eilten Hausbewohner herbei, die durch Auswerfen von Decken das Feuer löschten. Der bedauernswerte Junge hatte furchtbare Brandwunden am ganzen Körper erlitten und verstarb kurz nach seiner Einlieserung m das Krankenhaus. Rummelsburg . In der letzten Gemeindevertreterfitzung fand vorerst noch die Einführung des neugewählten Gemeindeverordneten. Genossen Stephan statt. Hierauf ivurhe die Wahl des in der ersten Ab» teilung ebenfalls neugewählten'Gemeindeverordneten Dr. Fried» mann, trotzdem derselbe im Sinne der Landgemeindordnung einen eigentlichen Wohnsitz in Boxhagen-Rummelsburg nicht innehat, mit 12 gegen 12 Stimmen für gültig erklärt, die Stinrme des Gemeinde« Vorstehers gab hierbei den Ausschlag. Die zur Entlastung vorgelegte, geprüfte Gemeindeabrechnung für 1909 schließt in Einnahme mit 2 71» 137,67 M. und in Ausgabe mit 2 746 350,66 M. ab. so daß ein Fehlbetrag von 80 212,89 M. zu verzeichnen ist. Diese Mehrausgabe wurde bewilligt. Gleichfalls Ivurden die für das Etatsjahr 1909 erforderlichen Nachbetvilligungen im Gesamtbetrage von 36 153,13 M. mit Mehrheit genehmigt. Vom Magistrat der Stadt Berlin war die Gemeinde ersucht worden, bei der am 1. Dezember dieses Jahres stattfindenden allgemeinen Volkszählung sich im gemeinsamen Jnter- esse der Gemeinden von Groß-Berlin eine Sonderstatistik betreffend eine Erhebung über die Wohnungen und Grundstücke in Groß- Berlin anschließen zu wollen. Da sich die Kosten für diese Sonder- statistik auf 159» M. belaufen, wandten sich zwei bürgerliche Ver» treter mit der Motivierung gegen die Bewilligung dieser Summe, daß sie Vorteile aus einer solchen Statistik für die Ge- meinde nicht erblicken können. Nachdem unser Vertreter John für die Beteiligung an dieser Sonderstatistik eingetreten war, wurde mit 16 gegen 9«timmen die hierfür erforderliche Summe von 1636 M. bewilligt. In der hierauf folgenden nichtöffentlichen Sitzung wurde das Entlassungsgesuch des Beigeordneten Asiessor Köhler, welcher zum Gemeindevorsteher von Adlershof gewählt worden ist, per 25. Mai d. I. genehmigt. Für die steigewordene Beigeordnetenstelle haben sich 55 Bewerber gemeldet; es wurde hierzu eine Kommission von sieben Vertretern gewählt, welche der nächsten Gemeindevertretersitzung geeignete Lorschläge zu unter- breiten haben. Von unseren Vertretern gehören John und Ritter dieser Kommission an. Eine längere Debatte rief die Weiterverpachtung der RathauSlellerwirtschaft an den bisherigen Pächter hervor. Der Gemeindevorstand will in dem neuen Vertrage zur Bedingung machen, daß an Beamte während der Dienststunden kein Bier verkaust werden darf, und ferner, daß die Verabreichung von Getränken und Speisen an Beamte während der Dicnststunden nicht durch weibliches Personal geschieht. Zuwider- Handlungen werden mit 5 M. Strafe belegt. Als Entschädigung für diese Bedingungen soll die Pacht um 200 M. pro Jahr ermäßigt werden. Nach langem Hin uud Wider wurde auf Antrag unserer Vertreter die Sache an den Gemeindevorstand mit der Maßgabe zurückverwiesen, daß der Ausschuß der Gemeindeveamten hierzu erst gehört werden soll. Nowawes . Never Gruudstage» de» Ttrafrkchts hielt der Genosse Heine» Berlin vor der letzten, sehr zahlreich besuchten WahlveceinSbersamm» lung einen interessanten, mit großem Beifall aufgenommenen Vor- trag. Nach der Aufnahme von 28 Genossen gab Genosse Krautspaul einen Bericht über die Tätigkeit des BildungSauSschusseS in der ab» gelaufenen Saison. Die Einnahme belief sich auf 939,40 M., die Ausgabe aus 895,20 M. Der Wahlverein und das GewerlschaftS. kartell Huben je 75 M. zu den Unkosten des Ausschusses beigetragen. Ein vom Borstand gestellter Autrag, dem BildungsauSschuß der hohen Kosten wegen aufzulösen, wurde von der Versammlung abgelehnt und die Genossen Seliger. Bahms, Kraulspaul. Gehrmann und Weinert in denselben gewählt. Die hierauf vom Genossen Richter gegebene Abrechnung von der Maifeier weist eine Einnahme von 515 M., eine Ausgabe von 261 M. auf. Von dem Ueberschuß von 254 M. erhält die Hälfte das Gewerkschaftskartell. Nachdem noch zur Vorbereitung des im August stattfindenden SominerfesteS ein Komitee gewählt, wurde die Versammlung geschlossen.