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Straße 25 einen Straßenbahnwagen während der Fahrt besteigen, glitt jedoch ab und kam so unglücklich zu Fall, daß er unter ein vom Görlitzer Bahnhof kommendes Postautomobil geriet. Mit ge- brochenem Beine und schweren inneren Verletzungen blieb der Ueber- fahrene besinnungslos liegen. Schutzmänner brachten ihn nach der Rettungswache am Görlitzer Bahnhof. Dort starb er aber schon während der Aufnahme. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Arbeitslosigkeit hat den 3t Jahre alten Bauarbeiter Otto Wetzel aus der Boyeustr. 29 in den Tod getrieben. Wetzel, ein verheirateter Mann und Vater von drei kleinen Kindern, hatte schon seit No- bember vorigen Jahres in seinem Berufe keine Beschäftigung mehr. Zu Anfang des JahreS und im April half er bei Umzügen. Seine Hoffnung, jetzt wieder Arbeit zu finden, ging nicht in Erfüllung. Täglich fragte er hier und da nach, aber alle seine Mühen blieben erfolglos. Schon hatte er mehrere Wirtschaftssachen verkaufen müssen, um das Leben zu fristen. Die Miete für den letzten Monat konnte er nicht mehr bezahlen. In der Verzweiflung griff Wetzel vorgestern zum Strick. Nachdem er wieder vergeblich Arbeit gesucht hatte, ver- anlahte er abends seine Frau, mit den Kindern spazieren zu gehen und erhängte sich dann am Bettpfosten. Bei der Rückkehr der Familie war er tot. Ein aufregender Borfall spielte sich am Donnerstagabend in der zehnten Stunde in der Pankstratze ab. Dort war eine Frau vor dem Hause Nr. 13 in die jetzt ziemlich viel Wasser führende Panke gesprungen, angeblich um sich das Leben zu nehmen. Straßen- Passanten sprangen ihr nach, stießen dabei aber auf Widerstand, wes- halb die Feuerwehr alarmiert wurde. Diese brachte dann die völlig erschöpfte Frau nach der Unfallstation in der Lindower Straße, wo sie gelabt und beruhigt wurde. Ihren Verletzungen erlegen ist die Frau des Arbeiters Witt aus der Sparrstraße. Sre verunglückte am Dienstag in der Kolonie auf Charlottenburger Gelände am Bahnhof Jungfcrnheide beim Auf- gießen von Petroleum. Dabei hatten die Haare und vor allem die Celluloidkämme Feuer gefangen, wodurch die Aermste tödliche Brand- wunden davontrug. Ein alter Schwindel wird von einer jugendlichen Gaunerin in neuer Auflage betrieben. Die Betrügerin sucht in den verschiedensten Stadtteilen Berlins Kohlenhandlungen auf und macht dort größere Bestellungen für angeblich in der Nachbarschaft wohnende Herr- schaften. Plötzlich fällt ihr ein, daß sie noch andere Einkäufe zu be- sorgen hat und zu ihrem Leidwesen benierkt sie, daß sie das Porte- monnaie vergessen. Sie bittet nun die Händler, ihr doch aus der Verlegenheit zu helfen und eine kleine Summe vorzuschießen. In den allermeisten Fällen gelingt eS der dreisten Person auch, die Händler zu düpieren. Natürlich läßt sie sich dann nie wieder sehen. In den Teltowkanal zn Britz sprang gestern vormittag ein un- bekanntes, fein gekleidetes Mädchen? es ertrank jedoch, bevor Hilfe zur Stelle war. Als man die Lebensmüde landete, gab sie noch einige Lebenszeichen von sich. Die angestellten Wiederbelebungs- versuche erwiesen sich als erfolglos. Die Ertrunkene ist ungefäbr 20 bis 24 Jahre alt, 1,75 Meter groß, hat dunkle Augen und trug einen schwarzen Rock, eine blauweiße Bluse mit einem weißen Ein- satz, neue, schwarze Schnürschuhe und goldene Ohrringe. Sie hatte eine Monatskarte für die Ringbahn, die auf de» Namen Else Wolf ausgestellt war. bei sich. Ihr Taschentuch war A. S. gezeichnet. Die Leiche verblieb in Britz . Als Leiche wiedergefunden wurde der 20 Jahre alte Arbeiter Fritz Ullrich aus der Nollendorfftr. 10, der seit den Feiertagen ver- schwunden war. Seine Leiche wurde gestern unterhalb der v. d. Heydtbrücke aus dem Landivehrkanal gezogen. Tanzende Gemälde betitelte sich eine Novität, die Madame E l l i n o r am Donnerstag in einer Generalprobe vor einem ge« ladenen Publikum in den Räumen des Walhalla-Bariets-TheaterS erstmalig vorführte. Auf der Bühne sind drei Gemälde aufgestellt. dieMadame Pompadour '.Strandidylle' undDie Sünde' dar- stellen. Nach einer Dunkelprobe erwachen die Gemälde zum Leben und aus dem Rahmen der Gemälde tritt Ellinor, die durch ihre eleganten Bewegungen zeigt, daß sie die Tanzkunst meistert. Das tritt besonders bei der DarstellungDer Sünde ' in Erscheinung, wobei die Tänzerin mit einer lebenden Schlange Tücke und Sinn- lichkeit markiert. Das Bernhard-Rose-Theater hat gestern feine Sommersaison im Garten eröffnet._ Vorort- Nacbncbtcm Mnricndorf. Ein würdige? Dokument der christlichen Pietät und Nächstenlieve gab die hiesige Kirchengemeinde anläßlich des Begräbnisses des 14jährigen Sohnes eine« Arbeiters. Da Mariendorf keinen Ge- memdefriedhof besitzt, müssen alle Verstorbenen auf dem Friedhof der Kirchengemeinde beerdigt werden. Bei allen Trauerfeierlichkeiten auf dem Kirchhof hat der Kirchenrat zu bestimmen, ob die Feierlich- keit abgehalten werden darf oder nicht. Der Vater des Verstorbenen wandte sich aus diesem Grunde an den Herrn Pfarrer Rieger mit dem Ersuchen, daß der Arbeitergesangverein am Grabe seines SohneS zwei Lieder singen dürfe. Aus Grund seiner Anschauung verzichtete er natürlich auf die Teilnahme des Geistlichen an dem Be- gräbniS. Der Herr Pfarrer beanstandete erst einmal ein Lied, welches unter keinen Umständen gesungen werden dürfe und entlieh dann den Betreffenden mrt dem Bemerken, daß er dem Kirchenrat unterstehe und dieser erst die Sache prüfen müsse, ehe Bescheid gegeben werden könne. Bis zum Begräbnistag unterblieb der Bescheid. Erst als die Ellern mit den Leidtragenden am Eingang des Kirchhofes zum Begräbnis erschienen, wurde dem Vater folgender Brief übergeben: Sehr geehrter Herr Leib I Erst jetzt kann ich Ihnen Antwort eben, da es heute rncht gelang, den Kirchenrat zu einer Sitzung zu- ammen zu bringen. Leider kann da« Singen nicht gestattet werden. Nach unseren Beslimniungen gelten alle Begräbnisse, bei denen kein Geistlicher mitgeht, als sogenanntestille Leichen". Diese müssen auch still vollzogen werden, d. h. eS darf nicht geläutet, am Grabe nichts gesprochen, das Harmonium nicht gespielt und auch nicht ge- sungen werden. Der Gemeindekirchenrat ist an die Friedhofs- und Begräbnisbestimmungen gebunden und kann keine Ausnahme machen. Er muh nach den geltenden Bestimmungen zu einem ablehnenden Bescheid kommen. Politische Erwägungen, das sei ausdrücklich be­tont, haben nicht mitgesprochen. Der Gemeindekirchenrat. gez. Rieger.' Der Brief zeigt so recht, wie wenig die Kirche auf Anders- denkende Rücksicht nimmt. Weil die Eltern des Verstorbenen auf kirchlichen Beistand ver- zichtcten, sollte der Sohn unter die Erde gebracht lverden, wie man sonst Namenlose beerdigt. Auch das Reden am Grabe war unter- sagt. Als ein Angestellter der Firma, bei welcher der Verstorbene lernte, bei der Kranzniederlegung einige Worte sprach, fuhr der Totengräber barsch dazwischen. Bereits am Eingang des Kirchhofes verlangte derselbe Mann die Entfernung einer roten Schleife vom Kranze. Er stellte das Ansinnen, die Schleife auf die Straße zu werfen. Diese Maßnahme rief bei den Teilnehmern natürlich große Empörung hervor. Schuld daran, daß sich Andersdenkende so behandeln lasten müssen, trägt die Gemeinde, die bisher versäumt hat, einen eigenen Friedhof zu schaffen. Die christliche Toleranz muß natürlich zur Folge haben, daß immer weitere Kreise der Kirche den Rücken kehren. Eharlottenbnrg. Neuer Spielplatz für Charlottenburg -Westend . Das Bedürfnis nach einem großen Spielplatz in Charlottenburg , auf dem Schulen und Vereine in größerer Anzahl gleichzeitig spielen können, und der auch genügend Platz zur Veranstaltung des alljährlich stattfindenden Spielfestes bietet, ist feit langen Jahren sehr dringend. Die ver« Handlungen mit dem Forstfiskus über die Schaffung eines Spiel- geländes im Grunewald haben bisher zu keinem Ergebnis ge- führt. Der Magistrat schlägt deshalb der Stadtverordneten- Versammlung die Herrichtung eines rund 20 Morgen großen Teils des Grundstücks auf Westend neben den Berliner Wasserwerken und den Kirchhöfen der Luisen- und der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisgemeinde zu einem großen Spielplatze vor. Das in unmittelbarer Nähe der Stadt gelegene, mit guten Verkehrsverbinduugen versehene und für diesen Zweck ausreichende Grundstück erstreckt sich in einer Länge von 870 Meter und in einer Breite von 115 Meter von der Spandauer Chaustee nach Norden bis fast zur Berlin-Hamburger Eisenbahn. Für den Spielplatz wird der hintere Teil des Grundstücks in einer Längenausdehnung von 450 Meter zur Verfügung gestellt. Die Herstellungskosten für Planierung des größeren Teils und Aufschüttung einer Kiesschicht, werden sich auf 65 000 M. belaufen. Schöneberg . Große Berliner". Der Schöneberger Magistrat beschloß, gegen die Straßen- bahngesellschaft wegen Durchbrechung des Zehnpfennigtarifs auf vier Schöneberger Gebiet durchquerenden Linien Klage zu erheben. Eine weitere Klage betrifft die Weigerung der Großen Berliner zum Ausbau der verlängerten Martin- Luther-Straße bis zur Hauptstraße, wozu sie kontraktlich ver- pflichtet ist. Endlich soll auch der Einspruch der Straßenbahn gegen die geplanten Oberleitungsomnibusse im Klagewege angefochten werden._ Bei einem bedauerlichen Unfall hat gestern abend der Mechaniker Wilhelm Graf, Feurigstr. 61, den Tod gefunden. G. hatte mit einigen Freunden eine kleine Radtour unternommen. Er war noch nicht ganz sicher auf dem Rade und als er auf der Heimfahrt die Martin-Luther-Straße passierte, geriet er so unglücklich mit der Maschine an ein entgegenkommendes Lastenautomobil heran, daß er unter die Räder stürzte und auf der Stelle totgefahren wurde. Nieder-Schönetveide. Das Opfer eines schrecklichen Unglücksfalles wurde der Fabril- arbeiter Hermann Bahr , der in den Schöneweider Messingwerken tätig war. Als Bahr vorgestern an der Blechschneidemaschine zu tun halte, kam er der Schneide zu nahe und im nächsten Augenblick drang ihm scharfes Slück Blech tief in den HalS hinein. Blut­überströmt brach der Verunglückte zusammen. Er wurde nach An« legung von Notverbänden nach dem Krankenhaus gebracht. Weistenfee. Nach dem Bericht deS GcmcindearztcS für daS Jahr 1909/1910 hat derselbe im Laufe des Jahres 589 Besuche gemocht; konsultiert wurde der Arzt 837 mal. In der Säuglingsklinik. die das vierte Jahr besteht, wurden 110 Kranke behandelt. Hiervon wurden als geheilt 70, als nicht geheilt 7 und als gebessert 8 entlassen; gestorben sind 10. Verpflegnngstage waren 4502. In der Säuglingsfürsorge- stelle fanden 446 Neuaufnahme» statt. Wohuungsbesuche der Schlvesteru wurden 1725 gemacht. Die Sprechstundenfrequenz betrug 3190. Vollmilchportioncn kamen 995 zur Ausgabe, trinkfertige Rationen 456. In der Tuberkulosefürsorgeftelle wurden 46 Familien, 104 Männer, 179 Frauen und 197 Kinder untersucht. 88 Patienten wurden durch Aerzie gemeldet, 10 durch die Armenverwaltung und Landes« Versicherung. 2 durch Krankenkassen, 3 durch Privatpersonen, 2 durch andere Fürsorgestellen, 379 haben sich selbst gemeldet. WohnungS - besuche wurden 1413 gemacht. Durch die Fürsorgestelle sind ge- währt worden: Krankenkost 1 mal, Stärkungsmittel 13 mal, Geld- und Mietszuschüsse 57 mal, Betten- und Bettstellen 17 mal. Aufgenommen wurden in Heilstätten 26 Männer, 17 Frauen, 17 Kinder; in Erbollingsstätten 2 Männer, 15 Frauen, 20 Kinder; in Krankenhäusern 1 Mann, 8 Frauen, 5 Kinder; in Pflegeheimen und Landaufenthalt 5 Männer, 13 Frauen. Im Siechenhause wurden 1909/10 neu aufgenommen 30 Personen, hiervon starben 10 Per- sonen. Der hohe Prozentsatz der Todesfälle erklärt sich dadurch, daß sehr viele Tuberkulose im letzten Krankheitsstadium eintraten. Der Gemeindearzt hielt zweimal im Jahre vor den zur Entlassung kommenden Fortbildungsschülern Vortrag über sexuelle Borgänge. Auch übernahm er einen Samariterkursus bei der freiwilligen Feuer- wehr und bei der Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege. Des weiteren übte er die Kontrolle aus beim orthopädischen Turn- Unterricht von 25 Mädchen und unterzog im amtlichen Auftrage die hiesigen Drogengeschäfte einer Revision. Außerdem liegen dem Ge« meindcarzt die Pflichten eines Schularztes ob; über diese Tätigkeit wird in dem Bericht nichts erwähnt. Die Vielseitigkeit des Ge- meindearzteS läßt leider die Vermutung auskommen, daß gründliche Maßnahmen zur Beseitigung des sozialen Elends nicht getroffen werden können. Von dem tiefgreifenden Elend selbst sprechen die angegebenen Zahlen Bände und trotzdem blasen die bürgerlichen Gemeindevertrcter zum Rückzug in der Meinung, daß der sozialen Wohltat schon viel zu viel geopfert werde. Spandau . Stadtverordnetenversammlung. Nicht weniger als 45 Vorlagen der öffentlichen und 5 Vorlagen der geheimen Sitzung lagen den Stadtvätern zur Beratung var. Es wurde natürlich nur ein geringer Bruchteil, nämlich 12 Vorlagen in der öffentlichen Sitzung erledigt, die übrigen aber wegen vorgerückter Zeit vertagt. Vorher erledigte die Versammlung noch verschiedene eingegangene Schreiben. Für die hiesige Straßenbahn sind bereits zwei Anleihen, eine von 3'/z Millionen und eine von 1 Million aufgenommen. Jetzt soll noch die Aufnahme einer dritten Anleihe von 489 000 Mark erfolgen. Eine Ueberschrciiung von 27 836 M. ist bei der Jubiläumsturnhalle gemacht worden. Diese Summe soll die Versammlung nachbewilligen. Genosse Pieper erllärte, daß er und feine Freunde keinen Pfennig für diese Turnhalle bewilligen werden, die man nur einem kleinen Teile der Bevölkerung zur Verfügung stelle, den größten Teil der Steuerzahler aber, von deren Mitteln die Turnhalle erbaut sei. die Arbeiter nämlich, von der Benutzung der Turnhalle ausschließe. Die Vorlage wurde von der Versammlung nicht genehmigt, sondern dem Magistrat zurückgegeben, weil kein genügender Kostenanschlag vorlag. Unser Bauamt zeichnet sich nämlich dadurch auS, daß bei vielen größeren Bauten keine genügenden Kostenanschläge aufgestellt werden, wodurch die Stadt schon manchen Schaden erlitten hat. So geschah es auch mit dem Hallenschwimmbad, welches mit der Landesturnanstatt gebaut werden soll. Auch hier fehlten wie immer die speziellen Kostenanschläge, trotzdem der Bau«inen Kostenaufwand von zirka 573 000 M. erfordern solle. Zu wiederholten Malen ist die erst neu angelegte Feueralarmeinrichtung von unbefugten Händen in Bewegung gesetzt und die Wehr umsonst alarmiert worden. Der Magistrat fordert 100 M., welche als Be- lohnung flir die Ermittelung der Täter ausgesetzt werden solle». Die Versammlung genehmigte die Vorlage. Ob's was helfen wird, ist eine andere Frage. Die Polizei muß sozial- deniokratische Versammlungen überwachen, friedliche Demonstrationen verhindern, sie behält dadurch keine Zeit übrig zur Ermittelung der Täter. Eine Aenderung der Geschäftsordnung hat der Stadt- verordnetenauSfchuß vorgenommen, danach sollen alle kleineren Vor- lagen, Geldbewilligungen bis zu 1000 M. uiw. durch den Ausschuß beraten und der Versammlung nur zur Kenntnisnahme vorgelegt werden. Mit aller Energie protestierte Genosse Pieper gegen diese Entrechtung der Versamnilung. Er befürwortete einen Antrag, die Versammlung erst um 6 Uhr nachmittag», statt wie jetzt um 4 Uhr beginnen zu lassen. Der Antrag wurde von der Mehrheit mit der Motivierung abgelehnt, die Stadtverordneten bekämen zu spät ihr Abendessen. Der Oberbürgermeister K ö l tz e selbst meinte, wenn er erst um 9 Uhr abends sein Leibgericht, Pellkartoffeln und sauren Hering äße, bekäme er großes Albdrücken. Die Persammlung stimmte allen Vorschlägen ihres Ausschusses zu und begab sich dadurch eines großen Teile» ihrer Rechte. Der öffentlichen folgte eine ge- Heime Sitzung._, Jugeudveranstaltungen. Steglitz . Heute Sonnabend, den LI. Mai, abends S Uhr, findet eine Versammlung der Freien Jugendorganisation Steglitz bei Rohmann, Schloßstr. 117, statt. Die erwachsene Arbeiterschaft wird ausgefordert, ihre Söhne und Töchter(bis zum 18. Jahre) in diese Versammlung zu schicken. Sonntag, den 22. Mal, finden aus den Rauenbergen Spiele statt, wozu ebenfalls Arbeiterkinder eingeladen sind. Freie Jugendorganisation Schöneberg . Heute Sonnabend findet bei Großer, Martin-Lulher-Straße Ecke Meininger Straße eine Ver- sammlung mit einem Vortrage des Kollegen Lüpnitz über Freiligrath statt. Die Patteigenossen werden ersucht, ihre Söhne und Töchter aus diese Ver» sammlung ausmerlsam zu machen. Vermischtes. Das Leichenbegängnis Ccluarcks. Unter großem höfischen Gepränge fand gestern nachmittag die Beisetzung des verstorbenen Königs in der St. Georgskapclle in W i n d s o r statt. Am Vormittag wurde der Sarg in feierlichem Aufzuge von Westminster-Hall nach dem Paddington -Bahnhof über- führt. Im Leichengefolge bemerkte man verschiedene Fürstlichleiten, die zu Lebzeiten Eduards mit ihm manchmal auf sehr gespanntem Fuße standen. Der Andrang des Publikums auf den Straßen war. wie die telegraphischen Meldungen besagen, ganz enorm. Durch die Hitze, die schon am Morgen geherrscht hatte und die auch während des ganzen Tages anhielt, sind zahlreiche Fälle von Sonnen st ich zu verzeichnen. Hunderte wurden ohnmächtig, so daß die Ambulanzen ständig in Anspruch genommen wurden. Vor allem hatten die Spalier bildenden Truppen in ihren schweren Paradeunifonnen unter der Einwirkung der Hitze erheblich zu leiden. Schon seit Tagen hatte eine wilde Spekulation auf Plätze, an denen der Leichenzug passieren sollte, eingesetzt. Geradezu phantastische Preise sind für Fenster und Tribünenplätze bezahlt worden. So brachten zwei Fenster, die einen guten Blick auf die Einfahrt des Paddington-BahiihoseS bieten, über 3000 Mark. Ein Zimmer in der ersten Etage mit Balkon im Piccadilly wurde für 6000 Mark vermietet. In derselben Straße wurden für ein mäßig großes Wohnhaus für die Zeit der Ueberiührung des Sarges 140 000 Mark geboten. Der Besitzer, der bessere Preise erzielen wollte, hatte das Angebot abgelehnt. Auch die Preise für Tribünen- Plätze, die auf den Straßen errichtet sind, waren enorme. In den letzten Tagen vor der Beerdigung war der Leichnam des Königs öffentlich ausgestellt worden. Der Andrang zu dieser Schau- stellung soll ein ganz gewaltiger gewesen sein. Hebwinclel cn gros. Vor ewigen Tagen berichteten wir über die Schwindeleien der Schwester C a n d i d e. Leiterin eines TuberkulosesanatoriumS in O r m e s f o u. Die inzwischen vorgenommene Untersuchung hat ergeben, daß der Fehlbetrag der von der Schwester geleiteten Anstalten die runde Summe von8 Millionen Franks ausmacht, dem ein Aktivum von nur 4 Millionen gegenübersteht. Die Schwindeleien der Schwester Eanvide sind den Frommen in Frankreich sehr unangenehm; man hat daher Sammlungen in kirchlichen Kreisen veranstaltet, mit deren Hilfe die Fehlbeträge gedeckt werden sollen. Bei ver- schiedenen Juwelieren hatte die fromme Dame es verstanden, Schmucksachen von hohem Werte zu erhalten, die dann zum großen Teile nach London wanderten, um dort versetzt zu werden. Die Skandalaffäre hat bereit» ein Opfer gefordert. Wie uns ein Telegramm aus Paris meldet, hat der Generalsekretär der von Schwester Candide geleiteten Anstalten, ein Dr. Leon Petit, Selbstmord verübt. Ein späteres Telegramm meldet noch, daß Schwester Candide unter der Beschuldigung, Unterschlagungen begangen zu haben, verhaftet worden ist. Weltkonferenz der Jungfranenvereine. In Berlin findet zurzeit eine Konferenz der christlichen Jungfrauenvereine statt. AuS aller Herren Länder sind die Jungfrauen meist älteren Registers herbeigeeilt, um sich gegen- seitig ihre christlichen Schmerzen zu künden. Im allgemeinen bieten die Verhandlungen der frommen Damen sehr wenig Interesse; nur einen Gedanken, den Konsistorialrat Dr. Konrad aussprach, möchten wir unseren Lesern nicht vorenthalten. Nach ihm sind, wie W. T. B. meldet, die Jungfrauenvereine erleuchtet von Christo, darum sollen sie zum Dank für ihre Rettung Leucht- türme für die Menschheit werden. Wir wußten bisher zwar, daß viele dieser Jungfrauen Winterstrümpfe für die armen Neger. knaben strickten, daß ihr geistiges Licht aber ausreicht, als Leucht- türm zu dienen, ist uns allerdings neu. Höchstens noch al» Talglicht I_ Auiomobilstrafteu in Amerika . Ein gewaltige« Projekt liegt zurzeit dem Repräsentantenhause der Vereinigten Staaten von Nordamerika vor: eS handelt sich um die Anlage zweier Automobilstratzeu, die die ganze Union durch- queren sollen. Nach dem Gesetzentwurf soll eine solche Straße den Atlantischen mit dem Stillen Ozean verbinden; die zweite soll vom Mexikanischen Golf bis an die Grenze von Canada reichen. Bei der ersten Linie würde es sich um eine Strecke von über 4000 Kilometern handeln, während die zweite rund 2500 Kilometer lang sein würde. Kleine Notizen. Dynamitexplosion auf einer Zeche. Wie uns ein Privat- telegramm meldet, explodierte auf Schacht 5 der Zeche Alma- Gelfentirchen ein Dynainitschuppen. Drei Arbeiter wurden schrecklich verletzt; doch ist die Aussicht, sie am Leben zu erhalten, nicht ausgeschlossen. Einbrecher plünderten in der Nacht zum Freitag da« Bahnhofs- §ebäude in Buckow in der Märkischen Schweiz. Sie erbrachen en Kassenraum und erbeuteten in dem von ihnen geöffneten Geld- schrank 1600 M. Unbelästigt fanden die Spitzbuben das Weite. Durch abstürzende Sandmassen wurde in Z erbst der Sohn de« Werkmeisters Krebs verschüttet. Er hatte mit anderen Kindern in einer Sandgrube gespielt; als er hervorgezogen wurde, war er be« reits erstickt. Wegen Choleraverdacht» ist in Kiel ein Heizer des Dampfers Itzehoe ", der von Riga kam. in ein Krankenhaus gebracht worden. Zur Gruirnlatastrophe in Füufkirchen. Von den in der Grube Szassvar verschütteten Bergleuten wurden 12 als Leichen geborgen, die übrigen Arbeiter, über 200. unversehrt ans Tageslicht gefördert. Im Nebel gestrandet. DaS englische Kohlenschiff«Wcar' lief im Kanal infolge dichten NcbelS auf ein Riff. Die Besatzung konnte sich in den Booten retten. Wegen angeblicher UnrcgelmSßigkeiten wurden die Bücher und Korrespondenzen der österreichischen VersicherungsgesellschaftHerkules in Fiume behördlich beschlagnahmt. Eine gewaltige Feuersbrunst hat in T e r u P o I(Rußland ) einen ganzen Stadtteil eingeäschert. 60 Häuser brannten nieder, mehrer« hundert Familien sind dadurch obdachlos. Eingegangene vruckfckriften. Mörz', Halbmonatsschttst für deutsche Kultur. Herausgeber: L. Thoma und H. Hesse . Zweites Machest. Preis 1,20 St. IL Langen, München . Verantwortlicher Redakteur Richard Barth , Berlin . Für des Inseratenteil verMv� Th. Glocke. Berlin , DeuS».Verlag: Vorwärts Buchdruterei s. BerlagSanffalt Paul Sing»& So.. Berlin SW,