Im Verlag von I. H. W. D i e tz N a ch f. zu Stuttgart erschiensoeben:Die Grundprobleme deS MarxiSimis. Von G. Plechanotv.Autorisierte Ucbersctzung von Dr. M. N a ch i n s o n. 7. Bändcheuder Kleinen Bibliothek. Preis broschiert 75 Pf., gebunden 1 M.Vereinspreis 50 Pf.Die Arbeit wurde fiir eine russische Enzyklopädie geschrieben.Sie behandelt fast alle Fragen deS philosophischen und historischenMaterialismus und sucht dabei alle beachtenswerten Einwände zuwiderlegen, die von revisionistischer und bürgerlicher Seite dagegenerhoben worden sind.***Im Verlag der Buchhandlung Vorwärts, Berlin,erschien:Wie hüten wir uns vor Hcrzerkranknugen? Von Dr. Engent�e b fi s ch- Berlin. Heft 2Z der Arbeiter-Gesundhcits-Vibliothek.Preis 20 Pf. Das Heftchen hat folgenden Inhalt: Bau de» Herzens— Der Kreislauf des Blutes— Die Arbeit des Herzens— DieKrankheiten des HerzenS— Angeborene Herzfehler— Herzleidennach Infektionskrankheiten Herzleiden infolge behinderter Atmung— Herzfehler nach Gelenkrheumatismus— Herzleiden durch ge-schlechtliche Unarten in der Jugend— Herz und Berufswahl—Herzleiden und Ehe— Vorzeitige Abnutzung des Herzens bei demMann— Herzschwäche der Frauen— Hygiene des Herzens imallgemeinen.Der geschichtliche Jesus. Von Max Maurenbrecher. Heft 10der Biblischen Geschichten. Beiträge zum geschichtlichenVerständnis der Religion. Preis 1 M., Vereinsausgabe 40 Pf.An die BildungSansschüffe!Der Zentral-BildungSauSschutz sendet dem AuftragedeS Leipziger Parteitages gemäß an die lokalen BildnngsauSschllsseFragebogen, um dadurch eine Uebersicht über die Bildungs-arbeit an den einzelnen Orten zu gewinnen. Der Fragebogen gehtin diesen Tagen an sämtliche BildungsauSschiisse, die bei derGeschäftsstelle deS zentralen BildungsausschnsseS(Heinrich Schulz,Berlin 8W., Lindcnstr. 8) gemeldet sind. Diejenigen Bildungs-auSschüsse, die den Fragebogen bis spätestens Donnerstag,den 27. Mai, nicht erhalten haben, werden ersucht, davon sofort derGeschäftsstelle Mitteilung zu machen.Konferenz der sozialdemokratischen LandtagSfraktionen.Für den IS. Juni ist im VolkShnuse in Weimar eine Dele-giertenkonferenz der sämtlichen sozialdemokratischen deutschen Landtags-sraktionen einberufen worden. Die vorläufige Tagesordnung um-faßt: Regelung des M a t e r i a I a u s t a u s ch e S bezw. Gründungeiner Sammelstelle, Wertzuwachs st euer und Schiff-fahrtsabgaben._Der Landesparteitag der sozialdemokratischen Parteiin Sachsen-Altcnburgfindet am S. und 10. Juli in Roda statt. Auf der Tagesordnungsteht neben den üblichen Geschäftsberichten und Delegiertenwahlendie Frage der Aufstellung eines Kandidaten für die kommendeReichStagswahl. Der bisherige Kandidat, Genosse Edmund B u ch-wald, hat aus AlterSrücksichten eine erneute Kandidatur abgelehnt._HervS bleibt„Parteigenosse".Paris, 2S. Mai.(Eig. Ber.) HervS erklärt heute in der„Guerre Sociale', die geeinigte Partei nicht verlassen zu wollen.Er bleibt Parteigenosse, nicht aus Ueberzeugung, fondern.auslokalen Gründen'. Die Föderation der Donne will nämlichnicht aus der Partei austreten und es ist Hervö„moralischunmöglich', sie preiszugeben. Damit ist HervöS Verbleiben in der geeinigten Partei entschieden, denn ein Ein-schreiten gegen ihn wegen seines Verhaltens in der Wahlbewegungist vorläufig so gut wie ausgeschlossen, da er seine Haft angetretenhat, die vier Jahre dauern soll. HervS bemerkt nicht unrichtig gegenGenossen R o u a n e t, der in der jüngsten Zeit seine Ausschließunggefordert hat, daß diese gerade jetzt unmöglich sei. Sie hat in derTat die stärksten sentimentalen Motive gegen sich. Allerding« ist fieauch überflüssig, so lange Hervü außerstande ist. sein diePartei schädigendes Treiben fortzusetzen. Es handelt sichjetzt nur darum, wie sich die Partei gegen die ihrnoch angehörenden Freunde HervöS verhalten wird,wenn sie die anarchistische Taktik und den Disziplinbruchweiter propagieren. Denn sie sind nicht durch ihre Wehrlostgkeitgeschützt.— Verzeichnet sei übrigen», daß die„Guerre Sociale',wie Hervö mitteilt, jetzt eine Auflage von 40 000 hat. Dieser Erfolgist unbestreitbar dem journalistischen Geschick HervöS und seiner Mitarbeiter zu danken, das dem Blatte einen Leserkreis verschafft hat,der weit über die Anhängerschaft deS„insurreltionellen' Romantismushinausreicht.__Noch immer die Suche nach dem staatsgcfährlichen Liederbuch.Eine Haussuchung wurde in den Räumen deS B o ch u m e r„BolksblatteS' von zwei Kriminalbeanrten nach demArbeiterliederbuch für Massengesang vorgenommen, das im Verlageder.Arbeiter-Zeitilng' in Dortmund erschienen ist. Der LiebeMüh war umsonst. Die Beamten mußten ohne Beute wiederabziehen.__Eine mißlungene Polizeiaktion.LlS die Polizeibeamten, die die polnische politische Bewegungüberwachen, in der„Gazetta Robotnicza' einen Bericht über eineam S. März in Herne abgehaltene Konferenz der pol-nischen Sozialdemokraten für Rheinland-West«f a l e n sahen, meinten sie eine wichtige Entdeckung gemacht zuhaben. Nach umständlichen Recherchen wurden 14 Parteigenossen,darunter der Leiter der polnischen Bewegung ini Ruhrrevier,Woschiwovsky- Dortmund, Parteisekretär K l u p s ch«Dortmundund der Redakteur der polnischen Ausgabe der„Bergarbeiter-Zeitung' A d a m e k als Leiter beziehungsweise als Teilnehmerfestgestellt und Anklage vor dein Schöffengericht Herne wegenUebertretung des Vereinsgesetzes erhoben. Die Angeklagtenerklärten übereinstimmend, daß sie brieflich zu der Konferenzeingeladen worden seien, ferner wären alle Teilnehmer beim Eintrittauf ihre Legitimation geprüft worden. Die als Zeugen aufgebotenenPolizeibeamtcn vermochten zur Sache nichts auszusagen; sie hattenlediglich die Recherchen nach den Teilnehmern geführt. Die Eni-lastungszeugen bestätigten die Angaben der Angeklagten. Der Amts-anwalt beantragte trotzdem die Verurteilung. Vier Angeklagte, dieals Leiter in Frage kamen, sollten 30 M. Strafe zahlen, währenddie anderen nur 16 M. blechen sollten. Das Gericht sprachsämtliche Angeklagten frei.Soziales.Schikanöse Ausübung von Rechten.Vor der 8. Kammer des Gewerbegerichts klagte gestern derBuchbinder Sch. gegen den Buchbindercibesitzer August Frydrycho-wicz, Grünstraße 4. Kläger war eines Tage? plötzlich eine Stundenach Arbeitsbeginn entlassen worden. Er forderte Bezahlung biszum Schluß des Tages mit 4,18 M. Beklagter hatte erklärt, denLohn wolle er nur zahlen, tvenn sich Sch. stündlich im Kontormeldete. Dieses schikanöse Begehren hatte der Kläger abgelehnt.Da? Gewerbegericht sah in dem vom Beklagten gestellten Verlangeneine schikanöse Ausübung seines Rechtes. Diesem tritt Z 226 d«SBürgerlichen Gesetzbuches ausdrücklich entgegen. Dort heißt eS:„Die Ausübung eines Rechtes ist unzulässig, wenn sie nur denZweck haben kann, einem anderen Schaden zuzufügen."Ter Beklagte wurde zur Zahlung der 4,18 M. verurteilt.Gesundheitszustand der großstädtischen Schuljugend.In einem Bericht über die Erfahrungen der Schulärzte inKöln bei der Besichtigung der Schulneulinge heißt es:„Die Zahlder Kinder, die eine wirklich kräftige Körperbeschaffenheit haben,ist in manchen Schulbczirken sehr gering. In den meisten Fällenlautet der Befund hinsichtlich der allgemeinen Körperschaften auf„mittel" oder„mittel bis schwach". Es werden deshalb häufigKinder auf ein Jahr zurückgestellt.'Schwindsuchtskandidaten kann man diese bedauernswertenSprößlinge der proletarischen Großstadtbewohner in den meistenFällen nennen. Schuld an der Verkümmerung der Kinder sind diedurch die junkerfreundliche Zoll- und Grenzsperrpolitik verursachteVerteuerung der Lebensmittel und die durch den Godenwucher ungeheuer in die Höhe getriebenen Wohnungsmicten, sowie die durch-weg völlig ungenügende Entlohnung der Eltern. Wenn die Kindernach beendeten Schuljahren der industriellen Ausbeutung anHeim-fallen, wird ihre Gesundheit vollends vernichtet. Die Mitteilungender Kölner Schulärzte sind eine schwere Anklage gegen die gegen-wältige, angeblich göttliche Gesellschaftsordnung.Eue Induftnc und Handel.Umgehung der Wertzuwachöstener.Schon bevor der Entwurf eines ReichSwertzuwachsstenergesetzeSder gesetzgebenden Körperschaft vorlag, wurden Stimmen laut, diedarauf hinwiesen, daß die Terraingesellschaften der Steuer zu ent-gehen wissen würden. Das Ziel sei zu erreichen, indem die Gesell-schaften ihre Terrains bebauen und die Häuser als eigenen Besitzvermieteten. Kürzlich verlautete auch bereits, daß tatsächlich ver-schiedeue Gesellschaften mit der Bebauung ihrer Terrains beginnenwollen. Nun teilt die„Allgem. Ztg.' mit, daß in diesen Tagenverschiedentlich Besprechungen der Direktoren großer Terrain-gesellschasten stattgefunden hätten. Man sei dabei zu der Uebcr-zeugung gekommen, daß eS nach Lage der Dinge notwendigfei, das Terrain- und Bangeschäft zu„reformieren". EinVerkauf von Gelände, das erheblich im Werte gestiegensei und dessen Umsatz die Zahlung einer hohen Zuwachs-steuer erfordern würde, solle künftig gänzlich unterlassen werden unddie Terraingesellschaften müßten in solchen Fällen selber den Häuser-bau betreiben und dann entweder als Hauswirt auftreten oder aberdas ganze Gebäude, d. h. sämtliche Wohnungen an einen General-Pächter vermieten. Im Osten Berlins habe sich diesen Gedankenbereits eine bekannte Terraingefellschast angeeignet und gehe jetztdaran, zehn Wohnhäuser auf Grundstücken zu erbauen.— DasGeschäft deS WohnungSvermietcnS würde, wenn der Plan all-gemeine Nachahmung findet, zu einem Großbetrieb sich auswachsen,der auch auf diesem Gebiete den Nachweis von der Richtigkeit dersozialistischen Forderung schlagend bewiese.Agrarischer Liebesdienst.Vor wenigen Tagen wiesen wir darauf hin, daß der Kampfzwischen dem amerikanischen Petroleumtrust und den österreichischenProduzenten sich dem entscheidenden Moment nähere. Der Absatzder österreichischen Petroleumindustrie nach Deutschland— einesseiner Hauptabsatzgebiete— ist außerordentlich zurückgegangen. ESwird nicht lange dauern und die österreichische Pctroleumindustriewird so oder so unter die Machtsphäre des OeltrustS kommen. DieNotlage der österreichischen Petroleumindustrie hat die preußischeRegierung kürzlich zu einem Liebesdienst für die Agrarierausgenutzt. Im Warenverkehr zwischen Deutschland undOesterreich bestehen Ausnahmetarife. Unter diesen Vorzugs-tarif fällt auch daS nach Deutschland ausgeführte Petro-leum. Von der preußischen Eisenbahnverwaltung ist dasUebereinkommm mit dreimonatlicher Frist gekündigt worden.DaS bedeutet praktisch eine Unterstützung deS OeltrusteS. Diepreußische Eisenbahnverwaltung ließ allerdings erklären, daß eS ihrbei der Kündigung der Tarife gar nicht eingefallen sei, den Ameri-kanern irgend einen Liebesdienst zu erweisen, die Kündigung seivielmehr nur erfolgt, weil man sich mit der österreichischen Eisen-bahnverwaltung in einigen Tarifstreitigkeiten befinde. Das ist nichtnur naiv, sondern stimmt auch mit den Tatsachen nicht überein.In Wirklichkeit will die preußische Regierung durch die Tarifküudigungeinen Druck aus Oesterreich-Ungarn ausüben, in der Richtung, daßes seinen Widerstand gegen die Einführung von Schiffahrtsabgabenaufgebe. Die eigentliche Ursache des Vorgehens Preußens sühn nnSauch hier wieder auf den Boden agrarischer LiebeSgabcnpolitik. Zeigtsich Oesterreich nicht willig, ist das Land in seinem Petroleumexportschwer geschädigt und der Oeltrust jubelt. Beugt sich Oesterreich derPression, dann ist die Einführung der Schiffahrtsabgaben ziemlichgesichert. Die Einfuhr ausländischer Agrarprodukte wird verteuert.die Konsumenten sind die Geschädigten.So sorgt die preußische Regierung nicht etwa für die Interessendes preußischen Volkes, sondern für die agrarischen Schiffahrts-ntere ssen auf Kosten der Allgemeinheit.i-Terrainspekulatio».Sicher ist der Teltow-Kanal ein volkswirtschaftlich wertvollesVerkehrsmittel. Leider kann er sich nicht so entwickeln, wie es beider Ausarbeitung des Planes angenommen wurde. Und die? des-wegen, weil die Terrainspeknlation die Uferstreifen deS Kanals soverteuert hat, daß Fabrikunternehmungen usw. kaum an den neuenvorteilhaften Wasserweg erbaut werden können. Wo es bisher geschehen ist, wirkten besondere Umstände mit. Es sei hier nur an dieFiliale der Elberfelder Papierfabrik bei Teltow erinnert. Interesseneinzelner Herren in der Leitung der Elberfelder Papierfabrik gingenkonform mit denen der Teltower Terraingesellschaften. Die Elber«selber Papierfabrik hat durch den Bau ihrer Filiale am Teltow-Kanal wahrscheinlich die beste Dividendenzeit hinter sich. Dieherbsten Enttäuschungen erleben jetzt die Aklienbesitzer der TeltowerTerraingesellschaften; natürlich die Besitzer letzter Hand. DieGründer haben vorher das Fett abgeschöpft; sie habenMillionen verdient. Für die Arbeiter hat die Aktien-spekulation selbst im allgemeinen wenig Interesse. Sie istaber doch wichtig deshatv, weil sie zeigt, wie ans denTaschen der kleinen Leute tauiendmarkweise das Geld heraus-geholt wird. Hinter den Machern solcher Spekulationen stehen dieBanken. So wurden z. B. die Papiere der Teltower Bodenaktien«gesellschast 1908 von der Nationalbank für Deutschland und der neuenBodenaktiengesellschaft für 112 Proz. auf den Markt gebracht, jetzt sind sie27 Proz. wert. Rechnet man den Zinsverlust der Erwerber dieserPapiere hinzu, so haben manche fast ihr volles Kapital verloren.Da» hat sich längst in den Händen der Schieber in der Terrain-spekulation konzentriert. Der Tettower Kanal sollte für Handel undVerkehr einen großen Vorteil darstellen, in Wirklichkeit haben dieBanken durch allerlei Gründungen und Schiebungen daS Terrain soverteuert, daß der Anbau dort fast unmöglich geworden ist—wenn nicht auf Kosten der jetzigen Aktienbesitzer erhebliche Minder-bewertungen vorgenommen werden.Rhrinisch-wrstfälischcs Kohlensyndikat. In der letzten Beirats-sitzung des Kohlensyndikats wurden die BeteillgungSantrile in Kohlenund Koks wie bisher festgesetzt, in Briketts bon bisher 82Vz Proz.auf 80 Proz. ermäßigt.Dem in der Zechenbesitzerversammlung des Kohlenshndikats er-statteten Bericht ist zu entnehmen: Der rechnungsmäßige Absatzbetrug im April bei 2ö,/g(im gleichen Monat des Vorjahres 24)Arbeitstagen 5 651 864(i. V. 5 228 169) Tonnen.Der Versand einschließlich Landdebit, Deputat und Lieferungender Hüttenzechen an die eigenen Hüttenwerke betrug in Kohlen bei25'/g(24) Arbeitstagen 4 624 881(4 410 310) Tonnen, an Koks bei30(30) Arbeitstagen 1 370 029(1 157 695) Tonnen; an Briketts bei2S'/s(24) Arbeitstagen 274 330(235 601) Tonnen.Die Förderung stellte sich insgesamt auf 6 999 016(Vorjahr6 477 822) Tonnen oder arbcitstäglich auf 278 568(269 909) Tonnen.Die Abschwächung, welche der Kohlenabsatz in den MonatenJanuar und Februar gegenüber den Ergebnissen der beiden letztenMonate des Vorjahres erlitten hat, hat auch im März und Aprilnoch angehalten._Konzentratio».Die Interessengemeinschaft zwischen der Gelsenklrchener Berg-Werksgesellschaft und der Düsseldorfer Röhrenindustrie und denRöhrenwerken von Piedhauf emsprach dem Bedürfnis nach der Be-triebsvereinigung, die alle Prozesse, vom Rohprodukt bis zumFertigfabrikat usw.»infaßt. Das wurde übrigens in der General-Versammlung der Düsseldorfer Röhrenindustrie auch noch ausdrück-lich hervorgehoben. Im Hintergründe ist allerdings auch die Wahr»scheinlichkeit einer syndikatslosen Zeit bei der Verständigung mit wirk«sain gewesen. Das Röhrensyndikat steht vor seiner Auflösung.Thyssen gehört mit seinen beiden Werken Thyssen u. Co. undDeutscher Kaiser dem Röhrensyndikat als größter Produzent an under hat dem Verband gekündigt. Gegen seine Monopolbestrebungenrichten sich wohl auch in erster Linie die Anstrengungen der übrigenWerke. Außer den Mannesmann und einigen Oberschlesiern hat erkeine großen Gegner. Die anderen würden in freier Konkurrenzwohl bald lahmgelegt sein und daher schließen sie sich nach Möglich-keit anderweitig an.So wird wohl bald ein Kampf entbrennen, der sicherlich mitdem Untergange der reinen Werke endet.Großbetriebe im Buchhandel.Als Hauptplätze für den deutschen Buchhandel kommen Leipzig,Berlin und Stuttgart in Betracht, wo in erster Linie dieKoniiuissionäre dominieren, die für ihre regelmäßigen Abnehmer allegeschäftlichen Angelegenheiten erledigen. Nach Angaben im„Courier' gab eS im Jahre 1900 in den genannten drei Städten83 Kommissionsgeschäfte, zurzeit existieren nur noch 62, obwohl derHandel inzwischen sehr starke Zunahme erfahren hat. So ist z. B.die Zahl der Kommittenten, die im Leipziger Buchhandel verkehren,während dieser Zeit von 3293 ans 10 716 angewachsen. Hauptsächlich sind es die beiden Großfirmen Volkmar und Köhler, die einGeschäft nacheinander aufsaugen. Von den in Frage kommendenKommittenten in Leipzig, Stuttgart und Berlin, 11 553 an der Zahl,gehören 3185, daS ist ein Drittel, zum Kundenkreis der genanntenbeiden Firmen. In Leipzig entfielen im Jahre 1900 von 8288Kommittenten 1372 oder ein Achtel auf Volkmar und Köhler, jetztentfallen auf sie von den 10 716 Kommittenten 2455 oder ein Viertelder Gesamtzahl. In Stuttgart entfallen von 642 Kommittenten570 auf Volkmar und Köhler, und in Berlin von 200 nicht wenigerals 160. Die beiden Riesengcschäfte reißen den ganzen Marktan sich I_Erträgnisse der Industrie. Im Geschäftsjahr 1909/10 haben dieWestfälischen Nickelwerke in Hagen in Westfalen bedeutend höhereErträgnisse erzielt, als im Vorjahre. Sie wollen.vorsichtshalber'aber.nur' 16 Proz. Dividende verteilen.— Die Verwaltung derAkttengesellschaft Chemische Fabrik in Sö in«ringen am Rheinerklärt ungeduldigen Aktionären, sie werde für das ablaufende Ge»schäftSjahr eine Dividende.nur' in der Höhe des Vorjahres ver-teilen, obwohl höhere Gewinne erzielt worden seien. Angeblich sollder Mehrbetrag zur Stärkung des Reservefonds dienen, um auch beischlechteren Zeiten gleiche Dividenden zahlen zu können.— DasEisenwerk Kraft, Aktiengesellschaft in Stolzenhagen-Kratzwink konnte mit 7 Millionen Mark Aktienkapital 1 312 776Mark«verdienen'. Die Verwaltung will zirka 400 000 M. zu Ab-schreibungen verwenden, der Reserve 46 000 M. zuführen und 11 Proz.Dividende verteilen. 2000 M. will sich die Gesellschaft die»Wohl-tätigkeit' kosten lassen.Saatcnstand in Oesterreich. Nach dem Bericht deS Ackerbau-ministeriums war der Saalenstand Mitte Mai, wenn 1 sehr gut,2 über mittel und 3 mittel bedeutet: Weizen 1,9, Roggen 2,6,Gerste 2,2, Hafer 2,3, Mais 2,2, Kartoffeln 2,4, Zuckerrüben 2,7,Klee 2, Wiesen 2,2, Weiden 2,4.Eue der frauenbewegung.Praktische Arbeit.Um die Organisation unter den Textilarbeiterinnen zu för-dern, hat der Textilarbeiterverband die Abhaltung von Arbeite»rinnenkonferenzen in seinen Agitatiouscipparat aufgenommen. Inder„Gleichheit" berichtet Genosse Jäckel darüber:„In zwölf Konferenzen in den verschiedensten LandesteilenDeutschlands waren etwa 500 Abgesandte der Arbeiterinnen dereinzelnen Orte versammelt. Jede Konferenz war von zirka fünf-zig weiblichen Delegierten besucht. Arbeiterinnen, und Mutter-schütz sowie die gesellschaftliche Stellung der Frau wurde von jeeinem Referenten besprochen. Jede Verbandsfiliale konnte zwei,auch drei weibliche Delegierte entsenden, und neben diesen Abge»sandten war der Vorsitzende der Filiale zugelassen, um evemuellden Delegierten bei der Berichterstattung usw. behilflich zu sein.Vor und nach jeder Konferenz wurden die organisierten Arbeite»rinnen jeder Filiale zusanimengerufen.Die Erwartungen, welche an die Konferenzen geknüpft wur-den, sind durchaus erfüllt worden. Aufs neue wurde die alte Er»fahrung bestätigt, daß wirklich lebhaftes Interesse der Frauen undMädchen nur geweckt und intensive Mitarbeit derselben nur er-reicht werden kann, wenn Arbeiterinnonfragen von Arbeiterinnenselbst in größerem, hauptsächlich aus Arbeiterinnen zusammen»gesetztem Kreise besprochen werden. In schneller Reihenfolge mel>beten sich die Arbeiterinnen in den vorgeschritteneren Bezirkenzum Wort, und fließend und sicher sagten sie ihre Meinung: lang»samer liefen die Meldungen ein in anderen Distrikten und schüch-terner und unsicherer floß dort die Rede. Aber in allen Fällenwar das Interesse der Teilnehmerinnen an den Verhandlungen,die etwa neun Stunden dauerten, bis zum Schlüsse äußerst rege.Da gab es kein Flüstern, kein Rutschen, kein Strecken und keinDehnen, wie es sich oftmals bei Männerkonferenzen recht unlieb»sam bemerkbar macht. Ein großer Teil der weiblichen Dele»gierten hatte zum erstenmal Gelegenheit, an einer Konferenz teil-zunehmen. Zum erstenmal hörten sie von Geschlechtsgenossinnenanderer Städte schildern, unter welchen Uebcln die Arbeiterinleidet, und wie den Uebeln zu begegnen sei. Als dann die gesell»schaftliche Stellung der Frau in Vergangenheit und Gegenwartgeschildert wurde, konnte es dem Beobachter nicht entgehen, daßeinem großen Teil der Zuhörer �ich eine neue Welt erschloß. Diekleine Konferenz kann tiefer pflügen als die große Versammlung,und die ausgeworfene Saat wird reiche Frucht tragen. Die Kon-ferenzen werden wiederholt, die gleichen Personen sollen, soweitmöglich, daran teilnehmen, und so wird— daS hoffen wir— einStamm tätiger Genossinnen erstehen.Empörende Vorkommnisse wurden in der Diskussion geschil»dert. Zahlreich sind die Fabriken, wo die Arbeiterin nicht nur alsArbeitskraft, sondern auch als Weib allsgebegtet wird. In