Einzelbild herunterladen
 
die bösen Folgen der Steuererböbung noch immer unver- mindert fortdauern! Das Reich hat kein Geld mehr für die Opfer der konservativ-klerikalen Steuerpolitik. Das Zentrum hat erklärt, wenn die ursprünglick)e Unterstüjzungs- fumme nicht reiche, würde nachbewilligt werden. Wird es die widerstrebende Regierung dazu zwingen? Schwartzkopff Unterstaatssekretär. AuS dem preußischen Kultusministerium ist der Unterstaatssekretär Weder aus Gesundheitsrücksichten geschieden. Der bisherige Ministerialdirektor im Kultusministerium. Dezernent des Volksschul­wesens. Dr. Schwartzkopff, ist zum UnterstaatSselretär ernannt worden. Herr Schwartzkopff war bisher schon einer der einflußreichsten Männer im Kultusministerium. Unter den unbedeutenden Kultus- ministem, mit denen Preußen in den letzten Jahren gesegnet, war er der eigentliche Herr der Volksschule, die er ganz im Geist der Junker und des Zentmms verwaltet hat. Mit ihm gelangt ein ausgesprochener Reaktionär auf den Seffel des Unterstaatssekretärs. Die Ernennung entspricht also durchaus dem Kurse, der in Preußen überhaupt gesteuert wird. Zum Ministerialdirektor an Stelle Schwartzkopffs ist der Ge- Heime OberregierungSrat v. Bremer ernannt worden, zum Diri- genten der Volksschule der Geheimrat Müller. Die Finanzen Togos  . Die Verrechnung der Einnahmen und Ausgaben deS Schutz­gebietes Togo im Rechnungsjahre 1309. d. i. für die Zeit vom 1. April 1909 bis 31. März 1910, ist soweit erfolgt, daß ein sicherer Ueberblick über die Finanzlage des Schutzgebietes gewonnen werden kann. Im ganzen wird das Schutzgebiet, wie imAmtsblatt für Togo" mitgeteilt wird, im Rechnungsjahre 1903 mit einem Ueber- schuß von rund 322 000 Mark rechnen können. Wieder ein Todesmarsch. In Müllheim   in Baden   hatte in voriger Woche die S. Komp. des 2. Bataillons des 7. Bad. Jnf.-Regiments Nr. 142 eine Uebung auf dem HabSheimer Exerzierplatz. Sie endigte damit, daß SO Mann schlapp geworden sind; zwei Mann starben. Der zweite wurde am Donnerstag bereits begraben. Acht Mann liegen noch im Lazarett, zum Teil an Lungenentzündung erkrankt. Die Uebung selbst soll für die 8. Kompagnie ein Straf» exerzieren gewesen sein. Leider ist eS bei der Verschwiegenheit, mit welcher man sich in militärischen Kreisen bei derartigen Gelegenheiten umgibt, nicht möglich, näheres über die Sache zu erfahren. Und doch tut öffentliche Aufklärung dringend not. Wir fragen: Wer hat die Uebung angeordnet? Wie heißen die gestorbenen Soldaten? Wer bürgt dafür, daß derartige Exerzitien sich nicht wiederholend Zur neuesten Offenbacher   Kommunalaffäre. Die im Herbst d. I. stattfindenden Offenbacher   Kommunal- Wahlen werfen schon ihre Schatten voraus. Das gleiche, geheime und fast allgemeine, weil nur an einen dreijährigen Aufenthalt in der Gemeinde gebundene Wahlrecht hat der Sozialdemokratie wiederholt die Mehrheit in der Offenbacher   Stadtverordnetenver. fammlung verschafft, zum Entsetzen der dominierenden Unter- nehmerclique in dieser reinen Fabrikstadt. Mit allen, auch den schäbigsten Mitteln, hat man es mehrere Male verstanden, den Sozialdemokraten die Mehrheit wieder zu entreißen. Alle drei Jahre wird ein Drittel der Stadtverordneten neu gewählt. Bei den letzten, im Herbst 1903 stattgehabten Wahlen gelang es den vereinigten Bürgerlichen  , Nationalliberalen und Zentrum, das neu zu wählende Drittel der Stadtverordneten   in für die ganze Stadt geltender Listenwahl mit etwa 250 Stimmen Mehrheit für sich zu ergattern. Das Mittel dazu war allerdings wieder mal sehr unsauber. Unmittelbar vor der Wahl, so daß eine Klar- stellung für die Masse der Wähler der sozialdemokratischen Partei nicht mehr möglich war, verbreiteten die Bürgerlichen durch Flug» blätter und Plakate die Räubergeschichte, dersozialdemokratische" Bürgermeister Dr. Düllo habe eine halbe Million Mark des Stadt- Vermögens dadurch verschleudert, daß er ohne Wissen und Willen der Stadtverordneten städtische Gelder in einem faulen Aktien» unternehmen angelegt habe. Die Schuld trage die bisherige sozial- demokratische Mehrheit, die an Stelle desbewährten" früheren Oberbürgermeisters Brink den neuen Bürgermeister Dr. Düllo er- wählt habe. Da sich eine Anzahl unsicherer Kantonisten unter den Wählern kopfscheu machen ließ, gelang den Bürgerlichen der feine Plan, und sie gewannen denSieg" mit knapper Mehrheit. Ihre große Verlegenheit um neue zugkräftige Mittel für den jetzt bevorstehenden Wahlkampf hat die Herren nun veranlaßt, den Versuch zu machen, nochmals mit jenem Kalbe zu pflügen. In der Tat hatte Bürgermeister Dr. Düllo seinerzeit den Fehler gemacht, auf den Rat des Bankiers Wolff in Frankfurt  , der auch schon seinen Vorgänger. Oberbürgermeister Brink, in Finanzsachen beraten hatte, städtische Gelder in den bekanntenKaiserhofaktien" anzu- legen, ohne den für solche Zwecke bestehenden Ausschutz der Stadt- verordneten um seine Zustimmung anzugehen. Verschiedene in den damaligen wirtschaftlichen Verhältnissen liegende Ursachen brachten daS Berliner   Unternehmen zu schweren Schaden, so daß auch der Stadt Offenbach   ein Verlust von rund 167 000 Mark in Gestalt von Kursverlust entstand. Die Stadt verklagte zunächst den Bankier Wolff in Frankfurt   auf Schadenersatz, der Prozeß schleppt sich jedoch schon seit zwei Jahren hin, ohne eine Entscheidung zu bringen. Angeblich, um nicht die Frist zur Erhebung der Schaden- ersatzansprüche an den Bürgermeister zu versäumen, hat nun in diesen Tagen die bürgerliche Mehrheit beantragt, die Klage auch gegen Bürgermeister Dr. Düllo zu erheben. DiesemAntrage stlmmten auch die Sozialdemokraten zu. die selbst- verständlich die Pflicht anerkennen, den durch etwaiges Verschulden des Bürgermeisters der Stadt verursachten Schaden zu beheben oder doch zu verringern. Die Rechtslage läßt allerdings eine Ver- urteilung des Bürgermeisters sehr unwahrscheinlich erscheinen. andererseits wird vermutet, daß das Ministerium die erforderliche Zustimmung zur Klage versagen werde. ES kommt den Bürger- lichen, die die Schwierigkeit und Aussichtslosigkeit ihres Vorgehens gegen den ihnen verhaßten Bürgermeister durchaus erkennen, offen. bar auch w e n i g auf einen materiellen Erfolg für die Stadt. als vielmehr darauf an, durch erneutes Ausnutzen dieserKaiser. Hofaffäre" sich etwas frischen Wind in die recht schlaffen Segel ihrer Kommunalagitation zu verschaffen. Daher also die neue Offenbacher  Kommunal- affäre. Uebrigens ist, wie gegenüber der mißverständlichen Darstellung eines Depeschenbureaus festzustellen ist. nach der einstimmigen An- ficht der Stadtverordneten in der beschließenden Sitzung in die persönliche Ehrenhaftigkeit und Integrität des Bürgermeisters auch nicht der leiseste Zweifel zu setzen.. Die Straffenkämpfe in Dortmund  . - Dortmund  . 30. Mai. Es heißt, daß die Straßenkämpfe der vorigen Woche einen Lawdfriedensbruch-Plrozeß zur Folge haben werden. Am lebten Samstag abend wurden 1 4 Per. föne» verhaftet, die sämtlich unter Anklage gestellt werden sollen. Bei den Kämpfen am Samstag abend sollen auch etwa LO Beamte verletzt Ivorden sein. Die Zahl der Verletzten aus dem Publilum ist groß, aber unbestimmt. Es melden sich noch immer Leute mit schweren Verletzungen. Fürchterlich wüte- ten die Pol i z e i h u n d c, die Beamten gingen fortwährend mit blanker Waffe vor. Bei der Polizei sind etwa ein Dutzend Personen HMint LejpMxp. die duxch SgheMKx oder Hündebisse verletzt worden sind. Namentlich die Verwendung von Hunden hat große Erbitterung hervorgerufen. In der Menge trieben sich auch Spitzel herum, wie diesmal zweifelsfrei festgestellt wurde. Solch einLumpforderte di- rektauf, ein fünftes noch heiles Schaufenster der FirmaHannemannauchnochzuzertrümmern, wurde dann aber beobachtet, wie er mit anderen Polizeibeamten schmutzte. Er wurde erkannt und darauf die Polizei aufgefordert, den Namen des Kerls festzustellen. Es wurde den Beamten ausdrücklichst ge- sagt, daß er zum Einwerfen der Scheibe ausgereizt habe. D i e Beamten weigerten sich aber entschiede ns den Namen festzustellen. Dies muß festgehalten werden, weil die bürgerliche Presse die Attacken der Polizei als gerecht- fertigt hinstellen will. In den Artikeln der bürgerlichen Presse, die zweiffellos auf Berichte der Polizei zurückzuführen sind, wird auch behauptet, in den verschiedensten Straßen seien die Beamten aus den Fenstern mit Flaschen und Blumentöpfen beworfen war- den. Auch sei aufdie Beamten geschossen worden. Wenn es sich nicht um direkte Erfindungen handelt, hat man es doch sicher mit Aufbauschungen zu tun, um das unerhörte Vor- gehen der Polizei gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Inzwischen macht sich auch bei den Wirten und an deren Geschäftsleuten eine große Erregung bemerkbar, weil sie durch die Vorgänge erheblich geschädigt werden. Sie verlangen nun nichts weniger, als daß die Behörde baS HannemaTn- s ch e Geschäft einfach schließen lassen soll, wozu freilich eine gesetzliche Handhabe nicht vorhanden ist. » Uebrigens ist Herr H a n n e m a n n des Kampfes endlich doch müde geworden. Montag morgen erschien die Frau des Firmeninhabers auf der Redaktion derA r b e i. terzeitung". um diese um Vermittelung zu ersuchen, damit der Konflikt beigelegt wird. Sie sagte Berücksichtigung aller Wünsche zu. der Lohn soll nicht gekürzt werden und die Ausgesperrten ssoülen wieder eingestellt. werden. Der Gauvorsteher der Tabakarbeiter wurde hiervon ver- ständigt. Die Verhandlungen sind also angebahnt, die hoffentlich zur Beilegung der Differenzen führen werden. Gegen das schlechte Einschenke«. München  , 28. Mai. Der Landtag verhandelte heute über eins echt national-bayerifche Angelegenheit: Das schlechte Ein- schenken. In Bayern   ist der undurchsichtige Matzkrug das gewöhnliche, landesübliche Trinkgefäß. Infolgedessen konnte hier der Unfug des schlechten Einschenkens und zwar deS absichtlichen und betrüge­rischen schlechten EinschenkenS stark um sich greisen. Ja es soll sich bei den Schenkkellnern der großen Bierkeller geradezu eine besondere Technik des schlechten Einschenkens ausgebildet haben. Da ist es durchaus begreiflich, daß sich die bayerischen Biertrinker in ihren berechtigten Interessen schwer geschädigt fühlten und zur Wahrung ihrer heiligsten Güter einenVerband zur Bekämpfung betrügerischen Einschenkens(E. V.)" gründeten. Dieser Verband hat dann durch seine Mitglieder nach einem bis ins Detail ausge- arbeiteten Schema scharfe Kontrolle üben lassen, um das Publi» kum vor der Uebervorteilung zu schützen. Daß es sich tatsächlich in vielen Fällen um einen systematisch organisierten Betrug deS Publikums handelt, geht aus zwei vor Gericht eidlich erhärteten Tatsachen hervor. Einmal ist festgestellt, daß in außerordentlich zahlreichen Fällen die Biertrinker wohl für einen Liter bezahlen mutzten, in ihrem Maßkrug aber kaum mehr als einen halben Liter Bier hatten. Zum andern ist festgestellt, daß die Schenkkellner häufig überhaupt keinen Lohn erhalten, sondern darauf angewiesen sind, durch schlechtes Einschenken etwas zu ver­dienen. Ja es ist vor Gericht erwiesen worden, daß Schenk- kellner nicht nur keinen Lohn erhielten, sondern pro Hektoliter verzapften Bieres noch 2, 3, 4 und 5 Mk. an den Wirt abliefern mutzten, trotzdem diese Pächter der großen Lokale nicht selten ein Ministereinkommen haben. Dem Landtage lag nun neben verschiedenen Petitionen auch ein Antrag vor, der dem Unfuge steuern will. In den Petitionen und Zeitungen werden verschiedene Mittel vorgeschlagen. Die einen wollen den Rand des Trinkgefäßes über dem Maßstrich von 1 Zentimeter auf 3 erhöht haben, die andern wollen den Schenk- kellnern und Wirten mit dem Betrugsparagraphen zu Leibe rücken, wieder andere wollen, daß einem solchen Wirte di�Konzession ent- zogen wird. Alle aber sind einig, daß diesem Volksbetrug, diesem nationalen Elende", wie eine bayerische Zeitung sich ausdrückte, ein Ende gemacht werden muß. Tüchtige Mathematiker haben ausgerechnet, daß die Biertrinker in München   allein durch das schlechte Einschenken um vler Mliklionen Mark bestohlen werden. In richtiger Erkenntnis der Sachlage gab der Landtag der Regierung die Petitionen zur Würdigung hinüber. Die Polizei Obrigkeit des VolkeS! Ein alter ehrbarer Handwerksmeister in Braunschweig  hat einige Tage nach der Wahlrechtsdemonstration der Arbeiter, bei der der Polizeisäbel so blutige Arbeit verrichtete, auf der Straße einen Polizisten mit den Worten angeredet:Haben Sie jetzt den Säbel eingesteckt, so daß man als friedlicher Bürger auf der Straße gehen kann, oder wird man noch von der Polizei auf der Straße überfallen?" Der Mann wurde von dem Schöffen- pericht zu 21 M. Geldstrafe verurteilt. Er sowohl wie die Staats. anwaltschaft legten Berufung ein. Die Strafkammer deS Land­gerichtsdirektors Rotzmann hatte über diese Berufung zu be- finden. Der Staatsanwalt wollte keine höhere Strafe be- aiitragen. weil der Mann schon betagt und noch unbestraft ist. DaS Gericht erkannte jedoch auf 14 Tage Gefängnis. Der Präsident begründete das Urteil damit, der Mann habe keine Veranlassung gehabt, den Polizisten anzureden; er habe sich aber an den Beamten reiben wollen. Deshalb habe daS Gericht auf Gefängnis erkannt, um den Angeklagten und Leuten von gleicher DenkungSart zu Gemüte zu führen, daß die Polizei ihre Obrigkeit fei, die sie zu respektieren haben! Seit dem 26. Januar, dem Abend der Polizeiattacken gegen die Arbeiter, saß der Genosse Lingenauer in UntersuchungS- Haft, weil er sich die völlig grundlosen Säbelhiebe eines Polizei- Wachtmeister» nicht wie ein Hund gefallen lassen hat. sondern auf diesenSchutzmann" eingedrungen ist, wobei dieser zu Boden stürzte. Am Sonnabend endlich ist Genosse Lingenauer nach früheren vergeblichen Anträgen seines Verteidigers gegen Hinter- legung einer Kaution im Betrage von 500 M. aus der Unter- suchungshaft entlassen worden. Ueber 4 Monate ist unser Genosse in Haft behalten worden, und jetzt soll er noch wegen Aufruhrs und LandfriedenSbrnchtz vor daS Schwurgericht gestellt werden! Ocftcrrdch. Arbeiterforderungen. j Mehr Sezialpolitik forderte Genosse Dr. Adler im Budget- auSschuß deS österreichischen Abgeordnetenhauses. Immerhin ist dank seiner Bemühungen wenigstens ein Mehrbetrag von 200 000 Kr. für die Gewerbeinspektion eingestellt. Allein man stellt keine Inspizienten aus Arbeiterkreisen an und den Arbeiterkontrolleuren des Wiener   Bauwesens werden die Instruktionen vorenthalten. Seit einem Jahr ist außer dem international vereinbarten Gesetz über die Nachtarbeit der Frauen leine sozialpolitische Vorlage eingebracht worden. Resolutionen von Adler und Seitz(Einführung mindestens eineinhalbstündiger Pausen für die Hüttenarbeiter, 24stündige Sonntagsruhe in den Mühlen und Beschleunigung der Handelsvertragsverhandlungen mit Serbien  . Montenegro, Bul» garten und Argentinien  ) wurden der Regierung zur Würdi» gung überwiesen. Genosse Beer forderte ein Verbot der BlxiperwkndLng ff» per FeikeverMgung. Eine halbe Milliarde neuer Ausgaben. Wien  , 31. Mai. Im Finanzausschuß des Abgeordnetenhauses machte heute Finanzminister Ritter von BilinSki Mit- tcilungen über die voraussichtlichen künftigen Bedürfnisse deS Staatshaushalts. Die soziale Versicherung werde achtzig bis neunzig Millionen erfordern, die Verkürzung der Dienstzeit infolge der Erhöhung des Rekrutenkontingents eine andauernde Mehrausgabe von mindestens neunzig Millionen bedingen, welche auf vier bis fünf Jahre gestaffelt werden können, daneben bedeutende einmalige Forderungen für neue Kasernen, Uniformen und Vorräte sowie für Vervollständigung der Befestigungen. Die Flotten- ausgaben werden bedingt teils durch den Ersatz der ab- gebrauchten Schiffe, teils durch den Bau von Dreadnoughts und damit zusammenhängenden sonstigen Schisfseinheiten. Hierfür werden mehr als 300 Millionen erforderlich sein, die allerdings durch Anleihen aufzubringen sind und nicht auf eine größere Reihe von Jahren verteilt werden können. Bei recht- zeitiger Vorsorge für das jetzige Defizit werde das Budget ge- nügend elastisch sein, um künftigen Militärauslagen ohne Einführung neuer Steuern gerecht werden zu können. Ungarische Wahlen. Wien  , 31. Mai. Im Wehrausschusse protestierten ein kroati- scher und ein christlichsozialer Abgeordneter gegen die Ent» f e n d u n g von Truppen nach Ungarn   aus Anlaß der Wahlen. Der Landesverteidigungsminister erklärte sich bereit. den Protest dem Kriegsministerium zur Kenntnis zu bringen und dessen Antwort dem Ausschusse mitzuteilen. Ferner wurde im Budgetausschusse ein slowenischer Antrag angenommen, in dem der Landesverteidigungsminister aufgefordert wird. Erklärungen über die Entsendung der Truppen abzugeben. franhmeb. Zu den Reserdistcnunruhen. RimeS, 31. Mai. Unter der Anschuldigung, am 23. Mai. dem Tage der Reservistenmeuterei im Lager von M a s s i l a n, dem Oberst des Regiments einen Kolbenstoß versetzt zu haben. ist der Reservist Therondverhaftet worden. T h e r o n d will sich nicht erinnern können, doch hat der Oberst ihn als Täter wieder- erkannt. flnnlanä. LandtagSschluß. HelsingforS  , 30. Mai. Der Landtag ist heute ge-. schlössen worden. Dabei legte der Talman dem General- gouverneur die Beschlüsse deS Landtag? in finnischer und schwedischer Sprache vor, die durch kaiserlichen Befehl vom Mai 1909 vorgeschriebene russische Uebersetzung fehlte. obgleich der Befehl durch einen zweiten Erlaß vom 25. Mai 1910 bekräftigt und dem Talman ausdrücklich zur Kenntnis gebracht worden war. - Zürkcl Der Aufstand in Albanien  . Konstantinopel  , 30. Mai. Nach einer Meldung des Kriegs» Ministers haben 40 Bataillone den Vormarsch nach Djakova und Jpek begonnen. Der Kriegsminister befindet sich an der Spitze von fünf Bataillonen, die heute früh Prizrend verließen und morgen oder übermorgen in Djakova eintreffen. Hiid der Partei. Ein Siebzigjähriger. In Leipzig   feierte am Dienstag der Genosse Julius R L t h i n g seinen 7 0. Geburtstag. Er gehört zu den Gründern des Allgemeinen deutschen   Arbeiter- Vereins und war darin hervorragend tätig. Nach 1875 hat Röthing mit regem Eifer für die geeinte Partei gearbeitet bis auf den heutigen Tag. Möge er noch viele Jahre in gleicher Nüstig- keit für die Arbeiterbewegung wirken. In Nr. 114 desVorwärts" brachten wir eine launige Zu- fchrift des Genossen Bebel an dieLeipziger Volkszeitung  ". worin er im Anschluß an Erinnerungen aus den 70er Jahren, die Genosse Röthing in diesem Parteiblatt veröffentlicht hatte, erzählt, wie er bei einem Zusammenstoß in den Fraktionskämpfen jener Zeit dem Genossen Röthing grimmig in die Haare ge- fahren ist._ Die Organisation in Kannstatt  -LudwigSburg   und die Reichstagsersatzwahl. Auf einer außerordentlichen Generalversammlung deS 2. württem- bergischen Wahlkreises(Kannstatt-LudwigSburg). die am Sonntag in Zuffenhofen tagte und sich mit der bevorstehenden ReichStagSersatzwahl im Kreise beschäftigte, wurde mitgeteilt, daß die Organisation Forlschritte gemacht habe. Am 1. April 1907 bestanden 31 Mitgliedschaften mit 3017 Mitgliedern; am 1. April 1910 waren es 41 Mitgliedschaften und der Mit- gliederstand kann zurzeit auf nahezu 4000 geschätzt werden. Beschlossen wurde, Sammellisten vom Kreisvorstand nicht ausgeben zu lassen, dagegen von den Mitgliedschaften einen Extrabeitrag von 20 Pf. pro Mitglied zu erheben. Ferner wurde eine Re- solution von Reichle-Fellbach angenommen, die emvfiehlt, in der Wahlagitation und am Wahltag möglichst oeS A l k o h o l« genusseS sich zu enthalten. Als Kandidat wurde Genosse Landtagsabgeordneter Keil» Stuttgart  , leitender Redakteur derSchwäbischen Tagwacht", be» stättgt. Die Verhandlungen adneten frohe Zuversicht bei energischer Arbeit könne der KreiS gewonnen werden. An die Generalversammlung schloß sich eine große Versamm- lung unter freiem Himmel aus der Schlotwiese. Au 6000 Menschen waren dort zugegen. Es sprachen unter lautem Beifall die Genossen Reichstagsabgeordneter Scheidemann, der Kandidat Keil und Reichs- und LandtagSabgeordneter Hildenbrand. Ein Gemeindewahlsieg in Böhmen  . DaS böhmische Gemeindewahlgesetz knüpft daS Wahlrecht an direkte Steuerleistung. Sie beginnt für solche, die weder Grund- noch Hausbesitzer sind bei einem Einkommen von 1200 Kronen. Bei den niedrigen Löhnen hat das die Folge, daß die Arbeiter der böhmischen Städte gänzlich entrechtet sind. Nun ist eS den Genossen in dem ganz tschechischen Pardubitz   gelungen, zwei Kan» d i d a t e n(neben zehn Jungtschechen) im dritten Wahlkörper durch» zubringen.__ Jugendbewegung. Arbeiicr-Jugeud. Die soeben erschienene Nr. 12 hat u. a. folgenden Inhalt: Deutschlands   Schutz und Wehr. Von Julian Borchardt.   Aus der Geschichte der Sozialdemokratie. II. Von Wilh. Schröder. Aus meiner Kindheit. Von Otto Krille. Sprüche. Wie entstand unsere Erde.(Mit Illustrationen.) Von M. H. Baege. Mehr Jugendschutz I Bon P. Blum.-» Aus der Jugendbewegung. Vom Kriegsschauplatz.   Die Gegner an der Arbeit. Fremd» Wörter. Briefkasten. Beilage: Gefundenes Geld. Der Wanderer von Syrakus  . Bon Edgar Hahuewald. Ein sozialistischer Künstler(illustriert). Bon Otto Krille. Der Wilde. Gedicht von Seume.   Etwas vom Wandern. Von Aug. Wysoeki. Erde und Pflug. Ernte- mittag. Arbeiter. Gedichte von Ernst Lissauer. I» schlechter Zeit. von Emma Döltz  .