Set Renkenstelle dagegen nur ein Fünftel. Zjn Hessen-Nassau se,das Verhältnis% zu Vs. AuS der Rheinprovmz liegen noch keineZahlen vor. Jedoch habe der Vorsitzende der dortigen Landes-Versicherungsanstalt, nachdem die Rentenanstalt ein Jahr in Betriebgewesen war. berichtet, daß die Rentenjtelle den Erwartungen injeder Weise entsprochen und ihre Aufgaben mit peinlichster Ge-wissenhaftigkcit erfüllt habe. DaS beweist in der Tat, daß dieangebliche Sorge der Berufsgenossenschaften, die Feststellung derUnfallentschädigungen würde durch die Versicherungsämter der-zögert werden, ganz und gar unbegründet ist.Ein sehr bezeichnendes Eingeständnis machte Abg. Trim-b o r n(Z.). Er trat entschieden dafür ein, daß den Vcrsicherungs-ämtern, die bei den unteren Verwaltungsbehörden eingerichtetwerden, ein geeigneter Vorsitzender gegeben werde, der sich dauernddiesen Arbeiten widmen könne. Dazu werde es in vielen Bezirkennotwendig sein, daß dem Landrat oder Oberbürgermeister für dieArbeiten des BersicherungSamts ein Stellvertreter beigegeben werde.Ter Stellvertreter müsse aber dem Landrat oder Oberbürgermeistergleichwertig sein und den stellvertretenden Vorsitz ständig behalten.Wenn das nicht geschieht, sei die ganze Reform nur zum Schein.Und bisher, fügte er bedauernd hinzu, sei das, was füreine Unterstützung der Versicherten durch dieuntere Verwaltungsbehörde geschehen sei, nurS ch e i n g e w e s e n. Er mußte sich von den? Genossen Molken-b u h r sagen lassen, daß gerade das Zentrum sich an diesem Schein-werke in hervorragendem Maße beteiligt habe. Rur die Sozial-demokraten seien von Anfang an gegen die Bestimmung, die nunHerr Trimborn jetzt als Schein anerkenne, aufgetreten und habengenau so, wie sie es jetzt tun, eine ernsthafte Vereinheitlichung undVereinfachung unserer Arbeiterversicherung beantragt. Fernerwarnte er davor, daß, wie gefordert worden war, für die See-BerufLgenossenschaft besondere Einrichtungen zugelassen würden.Ohne größere Schwierigkeiten könne sich jede Berufsgenosienschaftden Forderungen anpassen, die im Interesse der Versicherten not-wendig sind. Wozu die Sondereinrichtungen führen, beweise daSLandesversicherungsamt für Reuß jüngere Linie, daS für keineeinzige gewerbliche Berufsgenossenschaft, sondern einzig und alleinfür die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft deS Ländchens zu-ständig sei mit im ganzen 24 Betriebsunfällen im Jahre 1998.Damit müsse doch endlich aufgeräumt werden.Inzwischen war der Kompromißantrag der Konserva-tiven, der Nationalliberalen und des Abg. Erzberger eingegangen.Er will die Reichsversicherungsämter als eine Abteilung der unterenVerwaltungsbehörde einrichten, die Sonderversicherungsämterstreichen, die Leiter der unteren Verwaltungsbehörde zu den Vor-sitzenoen der Versicherungsämter machen, die Kosten den Einzel-staaten auferlegen.Der Staatssekretär behält sich die Stellungnahme derRegierungen vor, bis der Antrag gründlich geprüft worden ist.Jedoch bilde auch nach seiner Meinung der Antrag eine geeigneteGrundlage für die weiteren Beschlüsse. In der zweiten Lesungmüßten die Aenderumen nachgeholt werden, die sich als notwendigfür den organischen Zfufbau des ganzen Gesetzes erweisen würden.Nur gegen die Belastung der Einzelstaaten mit den Kosten müsseer schon jetzt Einspruch erheben. Dem schloß sich der Vertretervon Bayern im Namen der Einzclstaaten an. Ganz besondersschneidig trat ein preußischer Oberfinanzrat auf. Dergute Mann hielt sich für berufen, der Kommission gute Lehrendarüber zu geben, daß Preußen gar nicht weiter belastet werdentonne, als im Regierungsentwurf vorgeschlagen sei.Außerdem erhoben Vertreter der preußischen Eisenbahnenund der preußischen Bergwerksverwaltung Einspruchgegen die Streichung der Sonderversicherungsämter. Sie ver-sicherten, daß sowohl die Eisenbahnen als auch der Bergwerks-betrieb mit besonderen Verhältnissen zu rechnen haben, und des-halb Sonderversicherungsämter unentbehrlich seien.Die Herren machten aber mit ihren Gründen keinen Eindruck.Ihnen wurde geantwortet, daß schließlich jede Industrie besondereVerhältnisse habe. Am meisten aber hatte der schneidige Finanz-rat vorbeigehauen. In der Kommission herrschte Einstimmigkeitdarüber, daß unter allen Umständen die Einzelstaaten mehr zu denKosten herangezogen werden müßten, als es nach dem Regierungs-entwurf geschehen soll.Hierauf trat die Kommission in die Beratung der einzelnenParagraphen ein. Zunächst handelte eS sich um die E r r i ch t u n gder Versicherungsämter. Der Regierungs-entwurf schreibt vor: Die oberste Verwaltungsbehörde gliedertdie BcrsicherungSämter, die in der Regel für den Bezirk einerunteren Verwaltungsbehörde errichtet werden, an staatliche odergemeindliche Behörden an. Die oberste Verwaltungsbehörde kanndie Versicherungsämter auch als selbständige Behörden errichten.Die Sozialdemokraten hatten beantragt: Die Ver-sicherungSämter nehmen die Stellung einer selbständigen Behördeein. Dadurch wollten sie der neuen Einrichtung die Möglichkeitsichern, ihre Tätigkeit auch wirklich im Interesse der Versichertenzu entfalten.Der Kompromißantrag der Konservativen, des Zen-trums und der Nationallibevale,i dagegen lautete:»Bei jeder unteren Verwaltungsbehörde wird eine Abteilung für Arbeiterversicherung(Versicherungsamt) errichket. Dieoberste Verwaltungsbehörde kann für die Bezirke mehrererunterer Verwaltungsbehörden bei einer dieser Behörden einegemeinsame Abteilung für Arbeiterversicherung errichten.Welche Behörden in jedem Bundesstaat unter der Bezeich«nung untere Verwaltungsbehörde im Sinne dieses Gesetzes zuverstehen sind, wird von der obersten VeiValtungSbehövde desBundestaateS bestimmt.Die Landesregierungen mehrerer Bundesstaaten könnenfür ihre Gebiete oder Teile davon bei einer unteren Verwal-tungsbehörde eine gemeinsame Abteilung für Arbeiterversicherungerrichten."Diese Formulierung soll, so erklärten die Antragsteller aus-drücklich verhindern, daß die Versicherungsämter sich auch nur immindesten von dem Einflüsse der unteren Verwaltungsbehörde freimachen und etwa zu viel für die Versicherten leisten. Nach dieserFormulierung ist die Errichtung eine» Versicherungsamts als selb-ständige Behörde unter allen Umständen ausgeschlossen.Für den sozialdemokratischen Antrag stimmten nur die Sozial-demokraten und der Pole. Er war also abgelehnt. Darauf wurdeder Kommissionsantrag mit allen gegen 2 Stimmen(Dr. Mugdanund Behrens) angenommen. Morgen Fortsetzung.hastmögllchkelt.Zu lebhaften Debatten führte gestern in der Justizkommissiondie Beratung des Z 110 der St. P. O. Es handelte sich um dieAufhebung der KollusionShaft. Die weitgehend.sten Anträge dazu lagen vom Zentrum und unseren Genossen vor.Danach sollte die KollusionShaft vollständig fallen und eventuellnur dann verhängt werden dürfen, wenn zu einer Kollusionbereits Schritte getan sind. Auch dürfte die Haft höchstenszwei Monate dauern und nur dann auf drei Monate ausge-dehnt werden, wenn es sich um Fälle handelt, die zur Zuständigkeitder Schwurgerichte gehören. Zur Verlängerung der Haft sei einBeschluß der Strafkammer erforderlich. Ferner war verlangt, daßdie Tatsachen, die die Kollusionsgefahr begründen sollen, unter derAngabe der Beweismittel aktenkundig gemacht werden. Stadt-Hägen wandte sich scharf gegen das Weiterbestehen der Kollu-stonShaft. An der Hand der Schilderungen unglaublicher Willkür-maßregeln der Gerichte, die nicht nur zur Zeit des Sozialisten-gesetzeS, sondern insbesondere auch beim Königsberger Hochver-ratsprozeß durch die dehnbaren Bestimmungen über die KollusionS-Haft unterstützt wurden, wies er die völlige UnHaltbarkeit der Kollu-sionshaftbestimmungen nach. In letzter Linie beruhe die Kollu.stonshaft auf dem Gedanken, daß der Beschuldigte kein Rechthaben dürfe, in ausgiebigster Weise für seine Entlastung tätig zusein. Bleibt die KollusionShaft bestehen, dann habe für die großeWenge des Volkes die Reform der St. P. O- kaym noch einenWerk. Detz Schutz gegen unberechtigte Untersuchungshaft seidringend.Die Regierungsvertreter beharrten demgegenübermit allem Nachdruck auf der Beibehaltung der Kollufionshaft. Maggab zu. daß hin und wieder unbegründete Härten eingetretenseien, aber zur Ermittelung der Wahrheit fei die KollusionShaftnicht zu entbehren. Bei kleineren Sachen solle sie nicht angewendetwerden, aber für schwere Verbrechen und insbesondere gegenüberden reichen Angeschuldigten sei die Kullufionshaft unbedingt er»fordrlich. Auch eine zeitliche Beschränkung der KollusionShaft seifür die Regierungen nicht akzeptabel. Im übrigen enthalte dieVorlage gegenüber dem geltenden Recht wesentliche Verbesserungen,so auch im§ 127, der eine zwei Monate dauernde UntersuchungS-Haft von einem Gerichtsbeschluß abhängig mache. Gern sei dieRegierung bereit, die Bestimmungen über die KollusionShaft zumildern, aber sie ganz aufzugeben sei unmöglich. Und im An»schluß daran erklärte noch der Staatssekretär des Reichs-juftizamtes, daß, wenn die KollusionShaft fiele, die Reform derSt. P. O. aufs schwerste gefährdet sei.Die Redner der Konservativen, Nationallibe-r a l e n und Antisemiten schlössen sich in allen Punkten denAnsichten der Regierungsvertreter an.— Ein Redner der Frei.sinnigen(Abg. Dave) sprach sich im Prinzip sür die Auf-Hebung der KollusionShaft aus, im Eventualfälle müsse aber durchfest umgrenzte Bestimmungen die richterliche Willkür in bezug aufdie Verhängung der Kollufionshaft eingedämmt werden. Für dieFestlegung einer Höchstdauer der Haft war der Redner nicht zuhaben. Ein anderer freisinniger Redner(Müller-Jserlohn)legte sich sogar stark für die Kollufionshaft ein. Auch das Zen-trum war gespalten. G r o e b e r wieS im Gegensatz zu seinemFraktionsgenossen Spahn darauf hin, daß der Schwerpunkt derKollufionshaft gerade bei der Verfolgung geringerer Straftatenliege.In der Abstimmung wurde unter Ablehnung aller Aenderungs-antrage der Absatz 1 in der Fassung der Regierungsvorlage a nge-nommen. Es wurde mit 18 gegen 9 Stimmen(drei fozialdemo-kratifche, einige freisinnige und Zentrumsstimme, i und der Stimmeeines Polen) beschlossen, die KollusionShaft bei»zubehalten.Zum Absatz 2 deS§ 110, der die Verhängung der Hast wegenFluchtverdacht ohne weiteres für begründet erklärt, wenn die An-nähme besteht, daß wegen der Tat auf Todesstrafe, Zuchthausstrafeoder auf eine andere Freiheitsstrafe über ein Jahr erkannt werdenwird, beantragten die Freisinnigen Streichung des Absatzes, even-tuell wollen sie nur in Aussicht stehende Todes- oder Zuchthaus-strafe als Haftgrund gelten lassen. Unsere Genossen und ein vonden Polen gestellter Antrag wollen nur dann diesen Verhaftungs-grund als gegeben ansehen, wenn der Verhaftete ein V e r b r e ch e nbegangen hat.— Die Regierung erklärte sich gegen diese Abände-rungen und vor allem auch gegen die Streichung des Absatz 2.—Auch hier wurden alle beantragten Aenderungen und Zusätze ab-gelehnt, sodah der§ 110 in der Form der Regierungsvorlage an-genommen wurde.Auch Z III, der gegen unberechtigte Verhaftung wegen Ueber»tretungen und leichterer Vergehen einigen Schutz schaffen will,wurde unter Ablehnung weitergehender, von unseren Genossen, denFreisinnigen und dem Polen vorgeschlagener Kautelen nach der Re-gierungsvorlage angenommen.Derbandstag der KScker uud Kondttore«.Am Dienstag wurde im Gewerkschaftshause zu Berlin« die12. Generalversammlung deS Verbandes der Bäcker, Konditorenund verwandten Berufsgenossen eröffnet. Der Verbandstag bildetden Abschluß einerLSjährigen Tätigkeit des BerbandeS.Mit Rücksicht auf dies Jubiläum wurde der VerbandStag mitangemessener Feierlichkeit eröffnet. Der VerhandlungSfaal hatgeschmackvollen Festschmuck angelegt: rotleuchtende Draperien undBanner mit Sinnsprüchen aus der Gedankenwelt der modernenArbeiterbewegung decken die Wände. An die zünftlerische Ge-sellenorganisation der Vergangenheit erinnern drei zerschlisseneFahnen der Berliner Bäckergesellenbrüderschaft aus den Jahren1640 und 1840.Der Verbandsvorsitzende Allmann- Hamburg gab in seinerEröffnungsrede einen kurzen Abriß der Verbandsgeschichtr. Auskleinen Anfängen sei der Verband unter den schwierigsten Ver-Hältnissen vorwärtsgekommen. Die Hilfe der anderen Gewerk-schaften, der Generalkommission und auch der sozialdemokratischenPartei sei dem Verband in seinen schwersten Zeiten treu geleistetworden. Besonders müsse bei dieser Gelegenheit des GenossenBebel gedacht werden, der durch seine Schrift„Zur Lage derBäckereiarbeiter" sehr erheblich zu den späteren Erfolgen des Ver-bände? und der Besserung der Verhältnisse im Beruf beigetragenhabe. Auch Genosse Molkenbuhr und andere Mitglieder derPartei hätten in anerkennenswerter Weise die Interessen derBäckereiarbeiter gefördert.H e tz s ch o l d- Berlin begrüßte den VerbandStag im Namender Berliner Kollegen.Z i p p e r t- Wien überbrachte die Grüße deS österreichischenBäckereiarbeiterverbandes.Käppler- Altenburg(Vertreter de? Mühlenarbeiterver-bandes), H e i d e r- Berlin(Vertreter des Brauereiarbeiterver-bandeS) und H e n s e l-Berlin(Vertreter des Zentralverbandes derFleischer) gaben der Hoffnung Ausdruck, daß die Zeit bald kommenwerde, wo die von ihnen vertretenen Organisationen zusammenmit dem Verbände der Bäcker einen Verband für die Arbeiterder Lebens- und Genußmittelindustrie bilden werden.Fischer- Zürich, der den Verband der Schweizer Lebens-mittelarbeiter vertritt, betonte den Gedanken der internationalenArbeitersolidarität.Von anderen ausländischen Bruderorganisationen waren Be-grüßungStelegramme eingegangen.Die Generalkommission ist durch den Genossen Bauer, dieBerliner Gewerkschaftskommlssion durch den Genossen Kör stenvertreten.Nachdem die Begrüßungsreden entgegengenommen waren, tratder VerbandStag in die Behandlung seiner Tagesordnung ein.Mit der Leitung der Verhandlungen wurden All mann»Hamburg und Hetzschold- Berlin betraut.TenGeschäftsbericht des Vorstandes,umfassend die Zeit vom 1. Januar 1907 bis 31. Dezember 1909.erstattete der VerbandSvorsitzende Allmann. Der Verband istin dieser Zeit trotz der wirtschaftlichen Krise ruhig und sicher vonErfolg zu Erfolg fortgeschritten. Allerdings wurden die Unter-stützungseinrichtungei» infolge der großen Arbeitslosigkeit in denletzten Jahren stark in Anspruch genommen. Die Lohnbewegungenkonnten in der Zeit des wirtschaftlichen Niederganges natürlichnicht besonders zahlreich fein. Immerhin wurden in 894 Orten153 Lohnlämpfe init 22 842 Beteiligten geführt. Von diesenKämpfen kamen 120 ohne Streik zum Abschluß. In 32 Fällen kames zum Streik. Für 18100 Beteiligte wurden Lohnzulagen imGesamtbetrage von 31 168 M. wöchentlich und für 10 370 Beteiligteeine wöchentliche Verkürzung der Arbeitszeit um 44 059 Stundenerlangt. Außerdem wurden für einen Teil der Beteiligten er-reicht: Bezahlung bezw. Zuschlag für Ueberstunden, Abschaffungdes Kost- und Logiszwanges, Abschluß von Tariftierträgen.— Dielebhafte AgitationStätigkeit, welche der Verband in der Berichtszeitbetrieb, hat auch in dieser Zeit einen Zuwachs an Mitgliedern ge-bracht. Ende 1909 zählte der Verband 29 359 Mitglieder.— DieErwartungen, die sich an den 1907 erfolgten Zusammenschluß mitdem Zentralverbande der Konditoren knüpften, haben sich erfüllt.Tie Agitation unter den in Schokolade- und Zuckerwarenfabrikenbeschäftigen Arbeitern und Arbeiterinnen hat gute Erfolge ge.zeitigt. Ein neues Gebiet hat der Verband dadurch für seine Tätig»reit eröffnet, daß ex die auf Seeschiffen beschäftigten Bäcker undKonditoren orgänisierte. Für diese ist ehe desondere Sektion imVerbände eingerichtet worden.— Die lebhafte Agitationstätigkeitdes Verbandes für die gesetzliche Einführung eines wöchentlichenRuhetages sür die Bäckereiarbeiter hat unter anderem gezeigt, daßdie große Mehrheit der Kollegen Deutschlands energisch für dieseForderung eintritt, und daß die Quertreibereien der Gelben un!»der Christlichen am Niederrhein, die sich in der Frage des Ruhe»tages auf die Schte der Unternehmer stellten, keinen Erfolg haben,Durch den Schluß der Reichstagssession sind die Vorarbeiten fürdie Einführung des Ruhetages leider vergebens gewesen. Die Agi«tation für denselben muß also erneut aufgenommen und nicht ehe«nachgelassen werden, als bis da« Ziel erreicht ist.— Was die ge»werkschastlichen Kämpfe des Verbandes betrifft, so werden sie. wiein anderen Berufen, so auch im Berufe der Bäcker und Konditorenin Zukunft langwieriger und kostspieliger werden. Doch der Ver«band wird Mittel und Wege finden, um die schweren Kämpfe de«Zukunft mit Erfolg durchzuführen.Der Kassierer Friedmann- Hamburg berichtete, daß dieVerbandskasse in den letzten drei Jahren einen Ueberschuß von95 672 M. erzielt hat, wovon 69 694 M. auf die Hauptkasse un!»25 977 M. auf die Zahlstellen entfallen. Am Schlüsse der vorige, iEeschäftsperiode betrug der Äassenbestand pro Mitglied 9,43 M.»er war am Schlüsse des Jahres 1999 auf 10,94 M. pro Mitgliedgestiegen. Im laufenden Jahre hat sich die Kassenlage etwas un«günstiger gestaltet, weil an die Kasse außergewöhnlich starke An»sprüche gestellt wurden. Druck und Einband der„Geschichte de«Bäckerbewegung" hat große Ausgaben verursacht, und für bevor»stehende Streiks stehen hohe Kosten in Aussicht.— Die Gesamt»einnähme in der Berichtsperiode betrug 1 130 730 Mk. DaS Ver«mögen des Verbandes beläuft sich auf 214 210 M.Redakteur W e i d le r- Hamburg erstattete Bericht über da»Verbandsorgan.Inzwischen war Genosse Bebel im Saale erschienen. All»mann begrüßte ihn mit Worten der Anerkennung wegen derunvergeßlichen Verdienste, welche sich Genosse Bebel durch seineBroschüre um die Förderung der Bäckerbewegung erworben hat.Bebel dankte sür die freundliche Begrüßung und gab ineiner Ansprache seiner Freude darüber Ausdruck, baß die Organi-fation der Bäcker so bedeutende Fortschritte gemacht hat. Er schloßmit dem Wunsche, daß sich die Organisation, gleich der gesamtennationalen und internationalen Arbeiterbewegung, auch in derZukunft weiterentwickeln und fortschreiten möge.Nunmehr erstattete Diermeier den Bericht deS AuS-schusses. Dann folgte der Bericht der Mandatprüfungskommission.welche die Anwesenheit von 78 Delegierten festgestellt hat.Vermifcbtes.RäuöUeher Streit.Pius X. hat am 29. Mai aus Anlaß der vor 800 Jahren er-folgten Heiligsprechung von Carlo Borromeo eine Enzyklikaerscheinen lassen, in der S nach der„Deutfch-Evangel. Korresp." aneine Stelle heißt:.Inmitten dieser llebel erstanden hochmütige und r e«bellrsche Männer; Feinde deS KrcuzeS Christi; Männerviehischen Sinnes, deren Gott der Bauch ist. Dies«suchten nicht die Sitten zu verbessern, sondern leugneten di«Dogmen, vermehrten die Unordnung und lockerten zu ihremund anderer Nutzen die Zügel der Freiheit. Sie verachteten, indemsie den Leidenschaften der am meisten korrumpierte»Fürsten und Völker folgten, die Autorität und Führungder Kirche und zerstörten fast tyrannisch ihre Lehre.Verfassung und Disziplin. AlSdann ahmten sie jene Böscirnach, denen die Drohung gilt: Wehe euch, die ihrdaS Böse gut nennt und das Gute böse! Diesen Tumult derRebellion und diese Perversion deS Glaubens undder Sitten nannten sie Reformation und sich die R e»formatoren. Aber in Wahrheit waren sie Verderbe�entnervt durch Uneinigkeit und Krieg. Sie bereiteten die Re«bellion und Apostafie moderner Zeit vor und entfachten die drei»fache Versolgiing, gegen welche die Kirche bisher einzeln siegreichzu kämpfen hatte, nämlich erstens die blutige Verfolgung der erstenJahrhunderte. zweitens die häusliche endemische P e stder Häresien(Ketzerei) und drittens unter dem Namen cvange»lischer Freiheit jene Korruption der La st er und Per«Version der Disziplin, die das Mittelalter so nichtkannte."Den Krieg um die Führer der Reformationsbewegung möge»die Gescheitelten und Geschorenen untereinander auSfechten; di«historische Wahrheit wird durch daS von religiösem Hasse diktiert«Urteil Piu» X. durchaus nicht verdunkelt. Uns interessiert an dem päpst»lichen Geschimpfe nur die Tonart, die der Papst gegen die feindlichc»Brüder in Christo anschlägt. In der in echtem Sauherden»ton gehaltenen Epistel merkt man wenig von den Grundsätzen derNächstenliebe, von denen sich Christen eigentlich leiten lassensollten.Uebrigen» hat sich an dem durch die Enzyklika gefeierten Heiligenso recht das alte Sprichwort bewahrheitet: Wer dm Papst zumVetter hat, wird bald Kardinal. Carlo Borromeo warder Sohn der Schwester deS Papstes Pius IV.; mit noch nicht30 Jahren war er Kardinal und Erzbifchof von Mai«l a n d. Die Qualifikation, um heilig gesprochen zu werden, erwarber fich u. a. durch zahlreicheHexenprozeffe und durch sein«sanatische Verfolgung freier Denkender.SCnfturz eines Kaufes.Eine schwere Baukatastrophe hat sich am Montag inNeapel zugetragen. Dort sollten an einem baufälligenHause Wiederherstellungsarbeiten vorgenommen werden, beidenen plötzlich das HauS zusammen st ürzte. Die Fraudes Portiers und ihre kleine Tochter sowie zwei andersFrauen und ein Kind wurden unter den Trümmern b e»graben. Die sofort vorgenommenen Rettungsarbeitenhatten wenig Erfolg. Gestern Morgen wurden aus denTrümmern vier der verschütteten Personen als Leichengeborgen._Die Sklaverei im Kongo.Ueber den Umfang der Sklaverei unter den Eingeborenen de»Kongogebieteö machte in einer Sitzung des belgischen Kolonialrate»der Staatsrat de C l e r c q Mitteilung. Danach besteht bei denEingeborenen überall der Unterschied zwischen Freien und Sklaven,der Sklave hat kein Eigentum und kann nichts erwerben. Was ihmzufällt, wird Eigentum des Herrn. Er hat kein Recht zu heiratm.Wird ihm eine Frau gestattet, so kann der Herr sie jederzeitwegnehmen. Selbst über die Kinder verfügt er ausschließlich.Der Sklave selbst ist Eigentumsobjekt und wird al« solches vererbt.Auch in den Gebieten, die feit vielen Jahrm unter der Herrschaftder Weißen stehen, wie am Unterkongo, ist der Sklave ganz derWillkür des Herrn preisgegeben. Bei dessen Tod wird er oftgetötet. Gestattet die Gegenwart des Weißen nicht, ihn nachaltem Gebrauch mit dem Herrn zu begrabe», so wird«r der»giftet.Auf einen Einwurf aus der Mitte de? Kolonialrat» teilt«de Clercq einige charakteristische Fälle mit. So wurden imJahre 1906 drei junge Mädchen beim Tode ihreS Herrn vergiftet.Und der Ehef der katholischen Mission von Äwango. PaterBanckaert. berichtete dem Redner noch vor kurzem, daß er ein«Truppe von 40 jungen Leuten getroffen habe, die aufbewahrtwurden, um verspeist zu werden.