um eins Untersuchung der an, Putnmaho herrschenden Zuständeherbeizuführen. In einem Antwortschreiben, das an den Sekretärdieser Gesellschaft gerichtet ist und das jetzt veröffentlicht wird,sagt der Minister, dag die Regierung der Frage der angeblichenMißhandlungen der Indianer in dem Putumayotal die größte Auf»merksamkeit schenkt und mit der Negierung der Vereinigten Staatendarüber berate, in welcher Weise die Angelegenheit am besten der-folgt werden könne. Er fügt auch bezeichnenderweise hinzu, daßüber diesen Gegenstand keine konsularischen Berichte empfangenworden sind, die sich zur Veröffentlichung eigneten.Freilich allzu viel wird man von einer Aktion der englischenund amerikanischen Negierung nicht erwarten dürfen. Wenn das Losdes Kongonegers etwas durch die Sympathie der zivilisierten Völkergemildert wurde, so ist dies hauptsächlich den ausländischen Händlernund Missionaren zuzuschreiben, denen das Leben in Leopoldsprivater Hölle schwer gemacht wurde und die daher doppelten Grundhatten, die Mißhandlungen der schwarzen Arbeiter am Kongo anden Pranger zu stellen und die Sympathien der zivilisiertenNationen wach zu halten. Den armen, wehrlosen Jndianerstämmenam Putnmayo, auf die sich der heißhungrige Kapitalismus wie einwildes Raubtier gestürzt hat, fehlen diese unermüdlichen Fürsprecher.Hoffentlich gelingt es der„Anti-Slavcry and Aborigines Society*,der Oeffentlichkeit die Frage der Putumayogreuel beständig vorAugen zu halten und das Los der indianischen Arbeiter im HerzenSüdamerikas etwas weniger trostlos zu gestalten.politilcbe dcberficbt.Berlin, den 1. Juni 1910.Die Nationalliberalen und das.Herrenhans-Wahlrechtsscheusal.Die«Nationallib. Korr." stellt in einer gegen das„Ber-liner Tageblatt" gerichteten Notiz fest, daß die gesamteFraktion der Nationalliberalen für den§6der Herrenhausbeschlüsse zu stimmen entschlossenwar, daß es nur ein Versehen war. wenn sich bei der Ab-stimmung über diesen Paragraphen nur ein Teil der national-liberalen Fraktion erhob. Das heißt also, daß die gesamtenationalliberale Fraktion des Abgeordnetenhauses für diegroßen Drittelungsbezirke, d. h. für die völlige Ent-recht ung der Arbeiterklasse in Preußen lvarund ist!Wir haben nie daran gezweifelt!Dagegen erregt trotz der feierlichsten Beteuerung der„Nationallib. Korresp." ihre andere Behauptung, daß dienationalliberale Fraktion des Abgeordnetenhauses schonvor dem Bekanntwerden der konservativen Anträge zuden Herrenhausbeschlüssen einstimmig beschlossenhabe. die Herrenhausvorlage im ganzenabzulehnen, unser lebhaftes Kopfschütteln. Vielleichtstimmt die Meldung dem Wortlaut nach, sicher abernicht dem Sinne nach I Die Anträge der Konservativenmochten noch nicht heraus sein, als die Nationalliberalen denheroischen Beschluß der Ablehnung faßten, sicher aber warihnen dann bekannt, daß diese Anträge kommen würden, daßihnen ein kräftiger Fußtritt von den Junkern appliziert werdensollte. In dieser Lage, nachdem alle Hoffnung auf einkonservativ-nationalliberales Kompromiß geschwunden war,blieb der einstimmige Ablehnungsbeschluß das Einzige, wasden Nationalliberalen zu tun noch möglich war. Im andernFalle aber wäre der einstimmige Beschluß ganz un-möglich. Oder gibt es Naive, die da glauben, daß dierheinisch-westfälischen Abgeordneten, die Vertreter der Schwer-industrie sich ohne weiteres den Nationalliberalen des Ostensunterworfen hätten, wenn nicht jede Hoffnung auf ein Zu-fammenwirken mit den Konservativen geschwunden gewesenwäre? Solcher Köhlerglaube müßte mit der Zahlung einesTalerS an die nationalliberale Parteikasse gestraft werden!Marine-Schlamperei.Bei der diesjährigen Etatsberatung im Reichstag sowie in derBudgetkommission brachte der Abg. Severing zur Sprache, daß aufder kaiserlichen Werft zu D a n z i g auf Anordnung desFeldwebels und Artilleriewarts MalolewSki eine Reihe vonGegenständen in ein Wasserloch, das sich auf dem Holmgelände derkaiserlichen Werft befindet, versenkt seien. An Hand einer Zeichnung konnte Genosse Severing genau die Stellen angeben, wodie Versenkung stattfand. Das Reichsmarineamt ordnete darauf-hin eine sofortige Untersuchung an, deren Resultat war, daß einTeil der Gegenstände gefunden wurde, unter anderem auch einKupferrohr, dessen Wert der Herr Admiralitätsrat Harms auf8,80 M. bezifferte. Trotzdem sandte die Werftdirektion am 16. Fe-bruar 1010 nachstehendes Telegramm an das Reichsmarineamt:„Untersuchung und Abfischung deS WasserS hat absoluteUnwahrheit der Beschuldigungen ergeben. Bericht gehtheute mit Nachtzug unter Eilbestellung ab. gez. Schimmelmann.'Der nachfolgende Bericht spricht dann von einer„gründlichen'Absuchung des Wassers, wobei nur„wertlose Abfälle zutage gefördert seien". Wir haben sofort die Untersuchung als eineäußerst mangelhafte, vorgenommen mit ungeeigneten Werkzeugen.bezeichnet. Diese Behauptung hat sich nunmehr, wenn auch nachlängerer Zeit, auf das beste bestätigt.In Nr. 119 unseres Blattes vom 2S. Mai teilten wir mit,daß bei hellem Sonnenschein und klarem Wasser die versenktenGegenstände zu sehen sind. Am Mittwoch, den 25. Mai, pilgertendaraufhin viele höhere Beamte, unter ihnen auch der Betriebsdirigent des Artillerieressorts, Herr Feuerwerksleutnant Körner,dorthin. Bei seinem Rundgange bemerkte er um 11 Uhr vor-mittags einen dunklen Punkt im Wasserloch. Er holte soforteinen Mann, der den Gegenstand anpeilte, aber nicht in der Lagewar, ihn zu heben. ES mutzte Verstärkung geholt werden. Erstmit vereinten Kräften von 6 Mann gelang eS, den Gegenstand aufsLand zu bringen. Es war ein Bootfender mit Maus— ein« geflochtene Tauwulst, welche um die Schiffswandung gelegt wird,um Stötze beim Anlegen an Kaimauern oder andere Schiffe abzu-mildern—, deren Wert von Fachleuten auf zirka500 Mark geschätzt wird. Woher stammt derselbe? Nachunseren Ermittelungen wurde derselbe im Jahre 1999 für diePinasse der Artillerie angefertigt. Nachdem selbige zirka achtTage am Bord angebracht war, wurde er abgenommen, weil erzu plump aussah und zu schwer erschien. Dann ging er den Wegallcö„Irdischen"! Wir stellen an da? Reichsmarineamt diedringende Frage: Ist dieser Fender etwa altes, unbrauchbares,„ausgedientes" Material? Welche Erklärung hat dasMarineamt zu diesem aufsehenerregenden Vorfall?Infolge der eingetretenen Trockenheit steht der Wasserspiegelerheblich niedriger als im Winter; daS Schilf am Ufer ist trocken,es wurden deshalb am genannten Tage auch gußeiserne Fenster,Bleche und sonstige Materialien gesammelt bezw. aus dem Wassergezogen. Die„Beute" des TageS waren zwei vollbeladeneLow r YS, die schleunigst nach dem Alteisenhof gefahren wurden.Warum läßt da» Reichsmarineamt nicht eine gründlicheDurchsuchung Kraben? mnttjmn, Sie e? der Abgeordnete jSevering beantragt hatte, um die eventuell darin liegenden s fahren, einen polizeilichen Leumundszeugen für diesen PolizistenWerkzeuge, Jnventarien und Geschützteile zu heben? Bei demniedrigen Wasserstande dürfte jetzt der geeignetste Mo-ment dafür sein. Dieser Untersuchung dürfte das Maineamtum so mehr zustimmen, als der Abgeordnete Severing sich bereikerklärt hat, falls weitere Materialien nicht gefunden werden, dieentstandenen Kosten zu bezahlen, andererseits aberauch keinerlei Marincgeheimnisse dabei gefährdet sind.Standesgemäße Strafen.Am Mittwoch standen vor dem Landgericht Bonn drei-zehn Bonner Korpsstudenten unter der Anklageder Gefährdung eines Eisenbahntransportes.acht Angeklagte waren außerdem der Zerstörung von Eisen-bahnmaterials, andere wegen Beleidigung vonEisenbahnbeamten angeklagt. Die Angeklagten gehörten sechs ver-schiedenen Korps an. DaS bekannte KorpS„Borussia" war darunternicht vertreten, da es zur Zeit der unter Anklage gestelltenHandlungen suspendiert war.Die ersten beiden Delikte, die die Anklage enthielt, sind mitschwerer Strafe bedroht.§ 315 deS Strafgesetzbuchs, der von derGefährdung eines Eisenbahntransports handelt, sieht nur Zucht-hausstrafe bis zu zehn Jahren vor, wird Fahrlässigkeitangenommen, so tritt nach§316 Gefängnis biSzueinemJahre oder Geld st rase bis zu 900 Mark ein. Der§ 305sieht für Eisenbahnzerstörung Gefängnis nicht unter einemMonat vor.Die dreizehn Korpsstudenten waren also durch die Anklagemit schweren Strafen bedroht. DaS wird verständlich, wenn mansich vergegenwärtigt, was sich am 4. Dezember nach einem Bier-bock der Bonner Korpsstudenten zu Rüngsdorf abgespielt hat.Am Abend sollte mit einem Sonderzug der Dampfbahn Bonn—Godesberg— Mehlem von Rüngsdorf aus die Rückfahrt nach Bonnangetreten werden. Der Sonderzug lief etwa um 9 Uhr abendsin den Bahnhof Rüngsdorf ein und wurde von den Studentensofort gestürmt. Sie versuchten, die Wagen abzukoppeln und dieLokomotive vom Zug selbst zu trennen. Sie bestiegen sogar dieMaschine und setzten den Unfug fort, nachdem sich der Zug schonin Bewegung gesetzt hatte. Sie löschten die Lampen aus undschlugen nicht weniger als 37 Fenster ein. Nachdem die Studentenweiter dem Schaffner die Mütze vom Kopfe geschlagen hatten,koppelten sie schließlich tatsächlich die Lokomotive los. Da das aneiner abschüssigen Stelle geschah, so entstand die große Gefahr,daß die losgekoppelten Wagen auf die Lokomotive stießen und siezum Entgleisen brachten. Nur der Geistesgegenwart des Lokomotiv-führerS, der die Maschine in schnellste Gangart setzte, ist es zu ver-danken, daß ein schweres Unglück vermieden wurde!Der Streckenwärter in Godesberg konnte noch im letzten Augenblickeinen Basaltstein vom Gleise entfernen, der die Entgleisungdes fahrplanmäßigen Zuges zur Folge gehabthätte. Am Schlüsse der Fahrt wurde einem Schaffner voneinem der Teilnehmer ein Stück einer Fensterscheibegegen den Kopf geworfen und der Beamte oberhalb desAugeS nicht unerheblich verletzt.Die angeklagten Korpsstudenten nahmen die gefährliche An.klage nicht sehr schwer. Und sie erfreuten sich guter Behandlung— auf der Anklagebank zu sitzen wurde ihnen nicht zugemutet.Natürlich entschuldigten sie sich mit sinnloser Trunkenheit. Vielbefangener als die Angeklagten waren die als Zeugen geladenenBeamten der Dampfbahn, die nicht recht mit der Sprache heraus-wollten.Das Ergebnis der Beweisaufnahme war. daß keiner der13 Angeklagten der Transportgefährdung oder der Eisenbahnzer-störung überführt wurde. Man hat die schlimmstenMissetäter, die diese Delikte auf dem Gewissenhaben, nicht gefaßt! Der Staatsanwalt beantragte wegenSachbeschädigung und Beleidigung gegen 7 der An.geklagten Geldstrafen von 60 bis 150 M. Und der Ge»richtshof verurteilte schließlich drei Studenten zu je 80 M.Geldstrafe, einen wegen Beleidigung zu 59 M. Geld»strafe, zwei wegen Uebertretung einer Polizeiverordnung, diedas Besteigen der Lokomotive verbietet, zu je 3 0 M. G e l d st r a f e,und sprach die anderen frei!In der Begründung führte der Vorsitzende LandgerichtsdirektorThielemann aus, daß man die Vorkommnisse nicht als denAusfluß einer übermütigen Laune hätte auffassen können. Esliege zweifellos eine Transportgefährdung vor,nur sei die Täterschaft dieser Angeklagten nichtnachzuweisen.>Seinerzeit wurden in Obcrschlesien zwei Kinder, die eineDampfstraßenbahn durch Legen von Steinen zur Entgleisung zubringen versucht hatten, zu je einem Jahr Gefängnis verurteilt.Ein Urteil von ähnlicher Härte konnte gegen die Bonner Korps-studenten nicht ergehen, weil man eben d i e Studenten, die dieTransportgefährdung verschuldeten, nicht gefaßthat. Den Angeklagten konnten Sachbeschädigungen und ähnlich«kleinere Delekte nachgewiesen werden und so kamen sie mitstandesgemäßen Geldstrafen davon.Die preußischen Staiatsschulden.Ueber die Entwicklung der preußischen Staats-schulden in den letzten vier Jahren läßt sich folgendes feststellen:Vom Jahre 1906—1910 haben sich die Schulden um mehr als zweiMilliarden vermehrt. Sie betrugen in 1906 7.3 Milliardenund sind im laufenden Jahre auf 9,4 Milliarden gestiegen. Hier-aus ergibt sich eine Steigerung des jährlichen Schuldendienstes in diesenvier Jahren von 297 auf 390 Millionen Mark, also um nahezu 190Millionen. Diesen Schulden gegenüber beläuft sich das statistische An-lagekapital der preußischen Eisenbahnen aus 10 Milliarden Mark.Von diesem Anlagekapital sollen nun in Zukunft 2.10 Proz., mithin210 Mill. Mark, aus den Eisenbahnüberschlissen zur Deckung all-gemeiner StaatSbedürfnisse verwandt werden; darüber hinaus sollendie UeberschÜsse dem Ausgleichsfonds zufließen. Im vorigenJahre beliefen sich die UeberschÜsse der Eiselibahnverwaltung aller-dingS nur auf 149 Millionen, so daß noch 61 bis zu der Grenze von210 Millionen fehlen. Da jedoch das leyte Jabr gegen das Vorjahreine Ueberichutzsteigerung von 51 Millionen aiffweistz so glaubt manin einigen Jahren auch die zur Speisimg deS Ausgleichsfonds nochfehlenden 61 Millionen zu erreichen. Die höchsten UeberschÜsse zuden allgemeinen StaatSouSgaben lieferten die preußischen Staats-bahnen im Jahre 1905, nämlich 255 Millionen, 1903 241 und 1904226 Millionen. Für da» laufende Jahr ist ein Ueberschuß von 152Millionen veranschlagt._Ans der BreSlauer Justiz.Vor drei Wochen sah sich Genosse Albert in Breslau ge-nötigt, gegen einen Vorsitzenden des Schöffengerichts B e-s ch w e r p e beim Landgerichtspräsidenten zu erheben. Der Richterhatte nämlich in einem Poilizeiprozeß von 20 vorgeschla-genen Zeugen nur vier geladen, und zwar, wie er selbst zugab,weil diese als Nichtarbettcr(ein Kaufmann, ein Rendant, einTischlermeister und ein Sekretär) glaubwürdiger seienals dieArbeiter! Der Richter lwtte ferner strikte abgelehnt,Zeugen gegen den klägerischcn Polizisten zu laden, schnitt, alsder Angeklagte Beweise für das nervöse, provokatorischeizisten und für seine Unzuverlässigkeit undAuftreten diese»... WDUnglaubwürdigkeit anbot, jede Beweisführung ab! Dabei hatteer sbsr, ohne daß Albert und sei» Verteidiger davon etwa» er,persönlich geladen! Ueber eine halbe Stunde lang kämpften An«geklagterundVerteidiger gegen diesen Vorsitzenden, der durchaus nichtwollte, daß man den Polizisten durch unangenehme Zeugen einHärchen krümme, bis endlich der Verteidiger rief:„Mennes sichnicht gerade um einen Polizisten handelte, so wür-den Sie die Zeugen nicht ablehnen und die Beiveiscrufnahme nichtso einschränken!" Das zog ein wenig und der Prozeß wurde zwecksLadung weiterer Zeugen auf den 1. Juni vertagt.Genosse Albert beschwerte sich über des Vorsitzenden Parteilich-keit beim Präsidenten des Gerichts. Jetzt nach drei Wochen, einenTag vor dem neuen Termin, in welchem Albert den Richter wegenBefangenheit abzulehnen angekündigt hatte, erhielt er vom Prä-sidenten eine umfangreiche Antwort, welche als interessanteste dieMitteilung enthielt, daß im neuen Termin ein andererRichter fungieren würde und daß der Vorsitzende aus der erstenVerhandlung, ab 1. Juni nicht mehr am AmtsgerichtBreslau tätig sein werde. Im übrigen wurde natürlich— mit auffallend viel Worten— die Beschwerde zurückgewiesen.Aber das war ja ohne Belang. Jedenfalls hat dieser eifrige Freundder Polizei einstweilen keine Gelegenheit mehr, Sozialdemo-kraten davon abzuhalten, Polizisten s o zu kennzeichnen, wie sie esverdienen._Die Unruhen in Dortmundsind beendet. Zwar gab es auch Montagabend noch Ansammlungen,doch Plakate in den Schaufenstern der Firma Hannemann ver-kündigten, daß Verhandlungen angebahnt seien, worauf sich dieMenge zerstreute. Inzwischen hat die Firma sich bereit erklärt, diealten Löhne weiter zu zahlen und die Entlassenen wieder einzustellen,worauf das Gewerkschaftskartell den Boykott aufgehoben hat. EineErklärung, die die Firma in der bürgerlichen Presse veröffentlicht,dürste allerdings noch zu weiteren Auseinandersetzungen führen.Ocltemicb.Militärische Maßregeln.Wien, 1. Juni. Gestern nachmittag sind 500 Mann des 7. Infanterieregiments aus Graz, 900 Mann des 17. Infanterieregimentsaus Klagenfurt und das 27. Infanterieregiment aus Laibach nachUngarnabgegangen. Die„Zeit" meldet, daß die C h r i st-lich-Sozialen in der nächsten Sitzung des Abgeordnetenhausesden Landesverteidigungsminister wegen der Verwendung derTruppen aus Anlaß der Wahlen in Ungarn interpellierenwerden._Für Finnland.Wien, 1. Juni. Der Deutsche Nationalverband(dieVereinigung der deutschen bürgerlichen Parteien im Abgeordneten-Hause) hat in seiner gestrigen Abendsitzung beschlossen, in Form einerAdresse eine Kundgebung zu übermitteln, welche sich mit demvon der russischen Regierung geplanten Verfassungsbruch beschäftigtund in welcher betont wird, daß die finnländische Ver»fassung und daS Recht der Finnländer, dieselbe respektiert zusehen, historisch nachweisbare Tatsachen sind.Die ungarischen Wahlen.Budapest, 1. Juni.(W. T. B.) D i e R e i ch s t a g s-Wahlen. Bis 7 Uhr waren 105 Abgeordnete ge-wählt, darunter 67 Mitglieder der nationalen Arbeitspartei(Regierungspartei), 13 von der Kossuthpartei, 4 von derJusthpartei, 2 von der klerikalen Volkspartei, 11 parteiloseSiebenundsechziger, 3 parteilose Achtundvierziger, 2 Demo-kraten, 3 Vertreter der Nationalitäten. Die Kossuthparteigewinnt 2 und verliert 14 Sitze, die Justhpartei verliert11 Sitze, die Volkspartei 4, die Demokraten verlieren einenSitz, die Nationalitäten 4 Sitze. Der AckerbauministerSerenyi ist in zwei Bezirken gewählt worden. Fernersind gewählt der Finanzminister L u k a c s, der Unterrichts-minister Graf Z i ch y, Koloman S z e l l, Graf StephanT i s z a und die früheren Minister Kossuth. Daranyiund Graf Julius A n d r ü s s y.ftamhmcb.Die Kammereröffunng.Pari», 1. Juni. Die neue Kammer hielt heute nach-nnttag unter dem Vorsitz P a s s y s als Alterspräsidenten ihreerste Sitzung ab. Die Abgeordneten waren sehr zahlreicherschienen. Mit 332 Stimmen wurde B r t s s o n zumPräsidenten gewählt. Zu provisorischen Vizepräsidenten wurdender Linksrepublikaner Etienne mit" 319 Stimmen und derradikalsozialistische Berteaux mit 296 Stimmen gewählt.Auch der Senat hat heute seine Arbeiten begonnen.Gestern hielten sämtliche Fraktionen derLinken Sitzungen ab. die zahlreich auch von den neuenDeputierten besucht waren. Die radikal-sozialistischeGruppe, welche Berteaux zum Vorsitzenden wählte.beschloß, die benachbarte radikale Linke zur Begründungeiner einzigen geschlossenen radikalenFraktion einzuladen._Klerikale Uebergriffe.Paris, 1. Juni. Die Staatsanwaltschaft zu Chktteau-Thinonhat gegen zwei Priester strafrechtliche Untersuchung ein»geleitet, weil sie zwei Schulkinder, die ein vom Bischof verbotenesLehrbuch der Geschichte benutzten, von der Firmung au»«geschlossen.Spsnlen.Gegen die ungesetzlichen Orden.Madrid, 31. Mai. Die„Gaceta" veröffentlicht«in Dekretüber da» Vereinsrecht, das alle Vereine und Kon»gregationen, mit Ausnahme der durch das Konkordat genehmigten,verpflichtet, die Genehmigung nachzusuchen; Kon-gregationen. die industriell tätig sind, sollen Ge»Werbescheine lösen.Dänemark.Die Ministerkrise.Kopenhagen, 1. Juni. Da unter den gegenwärtigen politischenVerhältnissen die Bildung eines neuen Kabinetts auf Schwierigkeitengestoßen ist. hat der König heute den Ministerpräsidenten Zahleaufgefordert, die Demission des Miinsteriunr» zurückzu»ziehen, was darauf geschah.Ministerpräsident Zahle erklärte, daß daS Ministerium seinEntlassungsgesuch erneuern werde, sobald der Reichstag,nachdem da» Urteil de« Reichsgerichts in dem Verfahren gegen denfrüheren Ministerpräsidenten Christensen und den früherenMinister de» Innern Berg ergangen sein werde, einberufenworden sei.Sckvecken.Ein Fiasko der Klaffengesetzgebung.Stockholm, 31. Mai.(Eig. Ber.) Die schwedische Regierunglöste bekanntlich im August vorigen Jahres mitten im Generalstreikjenes Komitee von Arbeiter- und Arbeitgebervertretern auf, dasdie Aufgabe hatte, Vorschläge zu einer Arbeits- und Tarifvertrags-gesetzgebung auszuarbeiten. Die Regierung wollte die Sacheselber machen und hielt sich für sachverständig genug dazu. EndeMärz wurden dann auch die betreffenden Gesetzentwürfe de»