Einzelbild herunterladen
 
Auflösung aus Grund des Sozlalistmgesetzes aussprach. Als gegen Mitte der 80 er Jahre, soweit es der eiserne Druck des Sozialistengesetzes zuließ, das gewerkschaftliche Leben sich vor sichtig wieder zu regen begann, entstanden in einigen Grost städten, so auch in Berlin  , Fachvereine der Bäcker. Auf einem Kongreß der Bäckergesellen, den der Vorsitzende des Berliner  Fachvereins für den 5. Juni 1885 nach Berlin   berief, wurde die Gründung des Deutschen Bäckerverbandes beschlossen. Berlin   wurde als Sitz des Ver bandes bestimmt.< Die wirtschaftliche Rückständigkeit im Bäckergewerbe, der damit zusammenhängende Jndifferentismus, ja man kann sagen der Stumpfsinn der damaligen Bäckergesellen gaben keinen Boden ab für die gute EntWickelung einer GeWerk schaft. Bis zum Jahre 1889 hatte es der Verband erst au 729 Mitglieder gebracht. Die leitenden Personen hatten wenig Hoffnung auf eine gedeihliche Fortentwickelung des Verbandes. Zu jener Zeit veranstaltete die in Hamburg   domizi« lierende Geschäftsleitung(Agitationskommission) der Bäcker Teutschlands eine Erhebung über die Lohn- und Arbeits Verhältnisse sowie sanitären Mißstände im Bäckergewerbe. Au Ersuchen der Kommission verarbeitete Genosse B e b el das Material zu der bekannten Broschüre:Zur Lage der Bäckerei arbeiter". Die Arbeit des Genossen Bebel erregte aw gemeines Aufsehen. Das Publikum war entsetzt über die unsauberen Verhältnisse, unter denen das tägliche Brot her« gestellt wird. Die Bäckermeister wüteten und bezeichneten Bebels Angaben als unwahr oder mindestens übertrieben Doch, Untersuchungen, welckje die Behörden in manchen Städten vornahmen, sowie spätere erneute Erhebungen des Bäckerverbandes zeigten, daß Bebels Schilderungen hinter den Mißständen, welche tatsächlich vorgefunden wurden, noch weit zurückstanden. Die Broschüre sowie ihre Bekämpfung durch die Gegner gab reichen Stoff zur Agitation für den Verband. Doch der Erfolg der Propaganda blieb einstweilen noch aus. Ja, der Verband ging nach 1899 nwhr und mehr zurück, was zum Teil durch persönliche Zwistigkeiten im Verbands Vorstande begründet war. Anfang 1895 war der Verband auf 186 Mitglieder zusammengeschmolzen. In Berlin  , am Sitze des Verbandsvorstandes, bestand die Mitgliedschaft aus 14 Personen. Das war eine schwere Zeit für den Verband. Der Mißmut unter den Mitgliedern hatte einen solchen Grad erreicht, daß die Berliner auf dem Verbandstage 1895 die Auflösung des Verbandes beantragten. Doch die Mitglied- schaften an der Wasserkante bekämpften den Antrag, der dann auch abgelehnt wurde. Sie stellten den Verband durch eine gründliche Rcorganisatiou seiner Einrichtungen auf eine neue Grundlage. Der Sitz des Vorstandes wurde nach Hamburg   verlegt und Oskar Allmann mit dem Amte des Vorsitzenden betraut, das er noch heute bekleidet. Gleichzeitig wurde ein eigenes Vexbandsorgan, dieDeutsche Bäckerzeiwng" geschaffen. Der Verband zählte 186 Mitglieder und die Kasse hatte einen Bestand von 6,95 Mk., als die neue Verbandsleitung am 1. April 1895 die Geschäfte übernahm. Der Vorstand entfaltete eine rührige Agitation, welche durch die General kommission wirksam unterstützt wurde. Am 4. März 1896 wurde die' Bundesratsverordnung erlassen, welche den Bäckergesellen, die bis dahin zum großen Teil 14, 16, ja 18 Stunden arbeiten mußten, endlich die zwölfstündige Maximalarbeitszeit brachte. Das war ein sichtbarer Erfolg der Veröffentlichung Bebels und der Agitation des Verbandes. Die moralische Wirkung dieses Erfolges blieb nicht aus. Das Vertrauen zur Organisation und das Bewußtsein ihres Wertes griff unter den Bäckerei- arbeitern Platz. Die Mitgliederzahl nahm nun von Jahr zu Jahr zu. Schon Ende 1895 zählte der Verband wieder 669 Mitglieder. 1896, also ein Jahr nach der Reorgani sation, war das erste Tausend an Mitgliedern überschritten. Im Jahre 1898 zählte der Verband 2599 und im Jahre 1999 bereits 4599 Mitglieder. In den beiden folgenden Jahren des wirtschaftlichen Niederganges lvar die Steigerung der Mitgliederzahl nur unbedeutend. Aber im Jahre 1993 stieg sie auf 5599. im Jahre 1995 auf 19 299 und 1997 auf 13 599. Zu dieser Zeit vollzog sich die Verschmelzung des Verbandes mit den, 1891 gegründeten Zentralverbande der Konditoren und Lebkllchler, der bei der Verschmelzung 2699 Mitglieder hatte. Der Verband der Bäcker, Konditoren und verwandten Berufsgenossen, wie der Name von da an lautet, zählte nun- mehr 16199 Mitglieder. Am Schlüsse des Jahres 1999 war die Mitgliederzahl auf 29 359 gestiegen, Da die lokalen Fachvereins der Bäcker schon vor Jahren entweder im Ver- bände aufgegangen oder zu völttger Bedeutungslosigkeit herabgesunken find, so vereint der Verband in seinen Reihen alle Berufsgenosfen, die gewillt sind, ihre Interessen auf dem Boden der klassenbewußten Arbeiterbewegung zu ver- fechten. In dem Maße, wie die Mitgliederzahl des Verbandes feit 1895 zunahm, steigerte sich auch ftine finanzielle Leistungs- fähigkeit. Daß dte Mitglieder in Zeiten der Not einen starken Rückhalt an ihrem Verbände haben, das zeigen die Summen, welche für Unterstützungszwecke aufgewandt wurden. Allein im Jahre 1999 erhielten die Mitglieder an Arbeitslosenunterstützung 75574 M.. Neiseunterstütznng 7622 M-, Krankenunterstützuna 49 873 M., Umzugsunterstütznng 1596 M., Sterbegeld 2305 Mark, Notfallunterstützung 768 M.. Rechtsschutz 6538 M. Arbeitslosenunterstützung gewährt der Verband seit 1992. Von da an bis 1999 wurden für diesen Unterstützungszweig 325 885 M. ausgegeben. Die Krankenunterstützung besteht seit 1993. Sie erforderte bis 1999 eine Ausgabe von 192 961 Mark. Für alle Unterstützungszweige zusammen hat die Verbandskaffe von 1895 bis 1909 die Summe von 515392 M. ausgegeben. Für gewerkschaftliche Kämpfe(Streik- und Gemaßregeltenunterstützung) wuxden in derselben Zeit 299 169 M. ausgegeben. Als seine wichtigste Aufgabe hat der Verband natürlich die Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse betrachtet. Zahlreiche und zum Teil sehr harte Kämpfe sind aus dresem Anlaß geführt worden. In all diesen Kämpfen handelte es sich, noch ehe die Bundesratsverordnung bestand, um Verkürzung der unmenschlich langen Arbeitszeit auf das Matz von 12 Stunden, sowie angemessene Lohnaufbesserung. Auch die Kost- und Logisverhältnisse spielten schon bei den Lohnbewegungen Ende der 89 er und Anfang der 99 er Jahre eine Rolle. Doch forderte man damals noch nicht die Ab- schgffMll des Kost- Md Logiszwanges, sondern gute Kost und saubere Schlafgelegenheit. Fast bei allen Lohnbewegungen der damaligen Zeit wurde die Forderung erhoben: Bürger- liches Essen, für jeden Gesellen ein Bett(!), die Bettwäsche muß monatlich einmal gewechselt werden. Daß für solche Forderungen gekämpft wurde, beweist, wie elend und jammer» voll die Beköstigung und Beherbergung der Bäckergesellen durch die Meister zu jener Zeit gewesen sein muß. Einige Jahre später griff die Ueberzeugung Platz, daß der Kost- und Logiszwang nicht nur materielle Mängel hat, sondern daß er auch ein unwürdiges Abhängigkeitsverhältnis des Arbeiters vom Arbeitgeber schafft und den kulturellen Fortschritt hemmt. Diese Erkenntnis zeitigte 1897 einen Verbandsbcschluß, wonach bei allen Lohnbewegungen, wo es möglich ist, die Abschaffung des Kost- und Logiszwanges gefordert werden soll. Diese Forderung steht seitdem im Vordergrunde der Lohnkämpfe in den Großstädten. 1898 wurde sie in Hambur�-Altona mit Erfolg durchgefochten. Auch in Berlin   und einigen anderen Großstädten ist der Kost- und Logiszwang zum großen Teil beseitigt. Außerdem haben die zahlreichen Lohnkämpfe des letzten Jahrzehnts manche wertvolle Verbesserung im Lohn- und Arbeits- Verhältnis gebracht. Im Wege der Verhandlung hat der Verband mit den Konsumvereinen einen Tarif für die daselbst beschäfttgten Bäcker abgeschlossen. Doch mit den gewerkschaftlichen Kämpfen ist die Tätig- feit, welche der Verband im Interesse der Bäckereiarbeiter entfaltet, nicht erschöpft. Er hat eine rührige Arbeit ent- faltet, um die Vorschriften der Bundesratsverordnung, die anfangs von den Meistern kaum beachtet wurde, zur Durchführung zu bringen und die Aufsichtsbehörden zur Kontrolle der Betriebe zu veranlassen. Doch damit nicht zu frieden, agitiert der Verband unablässig siir eine Erweiterung des völlig ungenügenden Schutzes der Bäckereiarbeiter. So ist er in der letzten Zeit besonders für die gesetzliche Eiu fiihrung eines Ruhetages in jeder Woche eingetreten. Diese Forderung hat bekanntlich zu einem allerdings noch uner- ledigten Gesetzgebungsvorschlag geführt. Es ist begreiflich, daß namentlich diese Tätigkeit deS Ver bandes den wütendensten Haß der rückständigen Jnnungs meister entflammt hat. Nicht nur sie selbst kämpfen mit der größten Erbitterung gegen den Verband, sondern sie haben aus den Reihen der indifferentesten ihrer Arbeiter eine gelbe Schutzgarde ins Leben gerufen, die noch jederzeit die Hand geboten hat zum Verrat der Arbeiterinteressen. » Im Kampfe gegen die vereinten Kräfte reaktionärer Arbeitgeber und irregeleiteter Arbeiter hat der Bäckerverband, durch die gesamte klassenbewußte Arbeiterschaft tatkräftig unterstützt, seine Erfolge erzielt. Manche Verbesserungen der elenden Lage der Bäckereiarbeiter sind so im Laufe der Jahre errungen worden. Auch ist die Aufklärungsarbeit, welche der Verband in den Reihen dex Berufsgenossen geleistet hat, nicht gering anzuschlagen. Aber es bleibt noch viel zu tun übrig, um die Masse der Bäckereiarbeiter emporzuheben aus dem materiellen und geistigen Elend, in dem sie zum großen Teil dahinlebt. Daß der Verband auch in Zukunft ebenso energisch für die Erfüllung seiner Aufgaben arbeiten wird,.wie er es in der Vergangenheit getan hat, ist sicher. Daß diesr Arbeit von Erfolg gekrönt sein möge, da« wünscht mit«nS dir gesamte klassenbewnßtc Arbeiterschaft. Nklbllttdstlig der Mliikr und Konditoren. In der Sitzung am Freitagabend wurden hinsichtlich der Bei trags- und Unterstützungssätze folgende Beschlüsse gefaßt: Der ivöchentliche Beitrag betragt 25 Pfg. bei einem Wochenverdienst bis 14 M,. 40 Pfg. bei 14 bis 18 M.. B0 Pfg. bei 18 bis 24 M.. 60 Pfg. bei 24 bis 30 M., 75 Pfg. bei mehr als 30 M. Für voll« Kost und Logis werden 12 M., für halbe Kost ö M. wöchentlich angerechnet. Zahlstellen, in deren Gebiet Lohntarife bestehen, können beschließen, eine oder mehrere Staffeln ausfallen zu lasten. Die Streikunter­stützung beträgt in der Beitragsklasse zu 25 Pfg. nach halbjähriger Mitgliedschaft SO Pfg., nach einjähriger Mitgliedschaft 00 Pfg. pro Tag, bei 40 Pfg. Beitrag 1,20 respektive 1,40 M., bei 50 Pfg. Bei» trag 1.60 respektive 1.70 W.. bei 60 Pfg. Bettrag 1,80 respektive 2 M.. bei 75 Pfg.«Beitrag 2.10 respektive 2,30 M. Zuschlag für Kinder pro Kopf und Tag 20 Pf, in allen Klasten. Die Ernierbs- lesenunterstiivung beträgt in den verschiedenen Beitragsklassen pro Tag 80 Pfg., 75 Pfg., 1 M.. 1,25 M., 1,50 M. Sie wird gewährt nach einer Mitgliedschaft von 1 Jahr für 35 Tage, nach 2 Jahren für 40 Tage, nach 3 Jahren für 45 Tage, nach 4 Jahren für 50 Tage, nach 5 Jahren für 60 Tage im Jahre. Die UmzugSunter- stützung beträgt, je nach der Beitragshöhe 10, 15, 17,50, 22,50, 32,50 Mark nach 2jähriger Mitgliedschaft und steigt von Jahr zu Jahr bis zu 17,50. 22,50, 25, 30. 40 M. nach Bjähriger Mitgliedschaft. Das Sterbegeld beträgt 15. 30. 40. 50. 70 M- nach Ljähriger Mit- gliedschaft und steigt von Jahr zu Jahr bis auf 50, 70, 100, 120, 150 M. nach lOjähriger Mitgliedschaft, Am Sonnabend erledigte der Berbandstag em« lange Reihe von Anträgen zum Statut, die meist formaler Art sind und kein allgemeines Interesse haben. Unter anderem wurde beschlosten, die Organisation nicht mehrVerband*, sondern.Zentralverband der Bäcker. Konditoren und verwandten Berufsgenosten* zu nennen. Dem Vorstande wurde«in Antrag zur Berücksichtigung überwiesen. welcher sagt: Den Lehrlingen und jugendlichen Arbeitern ist die Arbeiterjugend* in derselben Weise zu liefern wie den weiblichen Mitgliedern dieGleichheit*. Ein Antrag, welcher die Be- kämpfung des Alkoholgenusses durch die Verbandszeitung fordert. wurde als erledigt bezeichnet durch die Feststellung, daß sich das Verbandsorgan dieser Aufgabe schon seither unterzogen habe und daß für den Vorband selbstverständlich die in bezug auf die Alkohol- b-kämpfung gefaßten Beschlüste des Parteitages und des Gewerk- �chäftskongresies maßgebend seien. Der Sitz des Vorstandes bleibt in Hamburg  , der Sitz de? Ausschusses in München  . Als erster Vorsitzender wurde Allmann einstimmig wieder­gewählt. Das Amt des zweiten Vorsitzenden wurde bisher ehren- amtlich verwaltet, wird aber nunmehr besoldet, Der bisherige Hquptkasiierer Friedmann wurde als zweiter Vorsitzender und Freytag-Leipzig   als erster Kassierer gelvählt. Wiedergewählt wurden als zweiter Kassierer Langhann, als Redakteure Weidler und Lankes, als Sekretär Kahl, als Gauleiter Hetzschyld. Berlin  . Gaßner-Rürnherg. Liescher.Ham. bürg. Auf Antrag einer in der Gehaltsfrage eingesetzten Kommission wurde beschlossen, die Gehälter aller Verbandsangestellten ab Juni um 10 M. zu erhöhen und dem Vorsitzenden Allmann für die Abfassung der Geschichte der Bäckerbewegung eine Entschädi- gung von 300 M. zu gewähren. Genosse Adolf Hoffmann  , vom Vorsitzenden begrüßt, wünschte m einer Ansprache dem Verbände vollen Erfolg in seinen Kämpfen für die Beseitigung des Elends, in dem die Bäckerei. arbeiter leben. In demselben Sinne sprachen noch die Vertreter der öster, reichischen und der schweizerischen Bundesorganisation, sowie die Vertreter des Brauer- und des Mühlenarbeiterverbandes. Der letzte?« betonte, daß durch den Anschluß feiner Organisation an die der Brauer an dem guten BerhälttnS zum Bückerverbgnde nichts geändert werde. Ded Vorsitzende Hetzschold schloß den VerbanbSkag»kt einer Rede, in der er hervorhob, daß der Verband seine Erfolge fast nur der Unterstützung durch die gesamte Arbeiterschaft ver- danke. Der Verband werde seinen Dank an die Arbeiterschaft da- durch abtragen, daß er sich nach wie vor bemühe, die Bäcker und Konditoren zu klassenbewußten Arbeitern, zu Sozialdemokraten zu machen, damit sie die Bezeichnungrote* Väckxr». und Konditoren mit Recht und mit Stolz führen können, Soziales* Ist der Tarifvertrag auch für Unorganisierte bindend? Die Anlcgerin A. klagte gestern gegen die Firma A. Weichert, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei, auf Zahlung von 17 M. Entschädigung, weil sie am 21. Mai mit achttägiger Frist entlassen worden ist. Die Beklagte beantragt Klageabweisung und beruft sich auf den zwischen den Organisationen der Buchdruckereibesitzer und der Buchdruckereihilfsarbeiter und-arbeiterinnen ab- geschlossenen Tarifvertrag, der eine nur achttägige Kündigungsfrist vorsieht. Die Klägerin macht demgegenüber geltend, daß sie seit einigen Jahren nicht mehr erwerbstätig war und demzufolge auch der Organisation nicht mehr angehöre. Sie habe deshalb nicht den Arbeitsnachweis des Verbandes der Buchdruckcreihilfsarbeiter. von dem alle tarrftreuen Wuchruckereien ihre Arbeitskräfte bc» ziehen, nicht in Anspruch nehmen können. Sie habe die Stelle vom allgemeinen Arbeitsnachweis in der Gormannstrahe, von dem die Beklagte ausschließlich die Arbeiterinnen verlangt, bekommen. Beim Arbeitsantritt ist ihr nichts davon gesagt worden, daß sie nur acht Tage Kündigungsfrist hätte. Auch daß der Tarif eine solche Frist vorsehe, sei ihr nicht bekannt gewesen. Das Gewerbegericht hielt jedoch, da der Tarifvertrag von etwa 25 Proz. aller Buchdruckereien anerkannt sei, die achttägige Kündigungsfrist für ortsüblich und empfahl der Klägerin, die Klage zurückzunehmen. Dem wurde entsprochen. Die Ansicht des Gewerbegerichts teilen wir nicht. Die zum Schutz der Arbeiter getroffenen gesetzlichen Borschriften sowie die niangels einer ausdrücklichen anderen Vereinbarung geltenden günstigen gesetzlichen Vorschriften können zuungunsten des A» beiters durch einen Tarifvertrag, dem er nicht zugestimmt hat, nicht beseitigt werden. Dahin gehört in erster Reihe die gegen das Lohnbeschlagnahmegesetz verstoßende, in einigen Tarifverträgen aufgestellte Ausschließung des 8 616 des Bürgerlichen Gesetzbuchs  (Fortzahlung des Lohnes bei verhältnismäßig kurzer Arbeits- behinderung.) Solche Vorschrift gilt selbst nicht gegen die Tarif, abschließenden. Im übrigen kann freilich aus dem Tarif ent- nommmen werden, was ortsüblich ist. Als Kündigungsfrist gilt aber lediglich die gesetzliche oder vereinbarte, nicht oder eine ortS- übliche.__ Aus der Seeberufsgenossenschaft  . Die Seeberufsgenossenschaft wählte in ihrer gestrigen genossen« schaftlichen Versammlung in Stettin   den Reeder giichard(£. Krog- mann-Hamburg erneut zum Vorsitzenden. Aus dem Jahresbericht ist besonders der Antrag der Seeberufsgenossenschaft an die Reichs. regierung zu erwähnen, die englische   Regierung um Herbeiführung einer Verständigung zwischen den europäischen   Staaten über eine internationale Tiefladelinie zu ersuchen. Beschlossen wurde die notwendig gewordene Beseitigung einer Abweichung zwischen den englischen und deutschen   Vorschriften für greibsrd, Als nächster Versammlungsort wurde Essen a. R. gewählt, Rue Induftne und Handel Baisse am Getrcideinarkt. Die an dieser Stelle schon erwähnten Bemühungen der russischen Staatsbank, die stark gesunkenen Getreidepreisr in Rußland   durch Beibehaltung der bisherigen hohen Beleihung aufrecht zu halten, wurden auch in der vergangenen Woche fortgesetzt. Mit welchem Erfolge, mutz allerdings abgewartet werden. Die Bewegung des Berliner Marktes veranschaulicht die folgende Aufstellung, die den 1. Juni als Schlutztag hat, da am folgenden Tage schon wieder einige Deckungskäufe eine Erholung der Preise bewirkten: t. Juni 1202 1. April 1210 1. Juni 1910 Weizen, Juli... 253»/. 225>/, 122'/* . September. 224°/, 211 187 Roggen. Juli... 190 162'/, 143'/, , September. 190°/, 167'/, 147 Hafer. Juli.... 186 163'/, 144 Mais. Juli.... 166'/, 149'/: 137 Mehl, Juli.... 26.20 12.80 17.76 Bon der Abwärtsbewegung ist demnach kein einziges Produkt ausgenommen worden. Am auffallendsten ist aber die Senkung des Preisniveau« für Weizen. In den anderen Haupthandelsplätzen ist die Bewegung der Preise ähnlich gewesen. Die Weltverschiffungen spielen den Saatenstandsberichten gegenüber fast gar keine Rolle mehr._ Preisrückgang für Zucker. Die Abschwächung an den inter  - nationalen Zuckermärkten macht« in der verflossenen Woche weitere Fortschritte. Die letzte Statistik hat ein- überraschende Abnahme der deutschen   Zuckerausfuhr erwiesen. Besonders hat England, einer der Hauptabnehmer, nur sehr verminderte Bezüge gehabt. Die Preiseinbußen gingen in Hamburg   nicht über eine halbe Mark hinaus. Greße Holzgeschäfte. Der Fürst zu Schaumbura-Lippe besitzt in Slavonien   große Forstgüter mit bedeutenden Eichenwaldungen. Diese Forsten sollen jetzt zum Verkauf gelangen. Zu diesem Zweck» hat die fürstliche Verwaltung mit derUngarischen Allgemeinen Kreditbank in Ofenpest* einen Optionsvertrag für 72 000 Joch ge- schlössen. Dre Bank, hinter der ein Konsortium von intemoiionalen Holzindustriellen steht, läßt gegenwärtig die Waldungen abschätzen. um den Wert festzustellen. Wenn das Geschäft zum«bschlutz kommt. dürfte zum Zwecke der Verwertung der Eichenwaldungen eine Aktien- Gesellschaft Ins Leben gerufen werden. Das ungarische Bank, Institut hat sich, wi» es heißt, die Mitwirkung der»Dresdner Bank* gesichert. Fleischpreise vnd Fleischkonsum. Nach dem Jahresbericht des Vorstandes de» Deutschen Fleischer- Verbandes war das aus den gewerbsmätzigen Ochlachtungen von Rindvieh. Schweinen und Schafen im vorigen Jahre gewonnene Fleischquantum fast so groß wie im Jahre 1208 und betrug 2'/, Milliarden Kilogramm. Infolge der Steigerung der Be- Völkerungsziffer blieb die Kopfquote um'/, Kilogramm gegen 1908 zurück, während infolge der Erhöhung der Schweineprcise sich der Gesamtwert des gewerbsmätzig geschlachteten Biehe» um 185,6 Millionen Mark höher stellte, als dasselbe Quantum im Jahre 1908 gekostet hatte, die Betteuerung ergibt pro Kilogramm 7,1 Pf. Der Durchschnittspreis für Fleisch stellte sich IgG auf g Pf. pro Kilogramm gegen 127.6 im Jahre 1908, 12? ju, Jahre 1207. Der Gesamtwert des gewerbsmäßig geschlachteten Liebe« belies sich auf S 145 761 250 M. Da im ersten Vierteljahre des laufenden Jahre» die Schlachtungen bei Rindvieh und Schafen wieder zugenommen haben, insbesondere ober die der Kälber. Kühe und Jungttnder, chlietzt der Verband, daß dies der EntWickelung der deutsch  «» Vieh» zucht auf keinen Fall förderlich sein kann. Wie beim auch die Vieh. zählungsergebnisse in Preußen und Sachsen   erwiesen haben,'st de, Rinderstapel statt i» der Zunahme im Abnehmen begriffen, auch der Schasbestand hat weiter abgenommen, während die Zunahme der Schweine gegenüber dem Rückgange von 1208 kaum nennenSwett