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Ein Arzt als Opfer seineS Berufes. Im Rudolf-Virchow-Kranken- Hause starb der Assistent an der Irrenanstalt Buch Dr. Ludwig Rosenberg an de» Folgen einer Blutvergistung. Der Verstorbene hatte am 19. Mai eine Leichenöffnung vorgenommen, bei der er sich eine unbedeutende Verletzung an der Hand zuzog. Obgleich Dr. Rosenbcrg sofort die verletzte Stelle desinfizierte, traten schon in der Nacht heftige Schmerzen auf. Am nächsten Tage wurde ein operativer Eingriff gemacht, der keine Erleichterung verschaffte. Eine zweite Operation hatte Erfolg, nach einigen Tagen verschlimmerte sich jedoch das Befinden derartig, das; Prof. Borchardt vonr Rudolf- Virchow-Krankenhause hinzugezogen wurde. Dieser ordnete sofort die Ueberführung des an hochgradiger Ptomainvergiftung leidenden Arztes nach dem Krankenhause an. wo Dr. R. trotz der sorgsamsten Pflege nunmehr starb. Als Leiche aus dem Wasser gezogen wurde gestern der Schrift- setzer Albert Bebrink, Auguststr. öS wohnhaft. B. verlies; am Dienstag früh seine Wohnung, erschien aber nicht an der Arbeits- statte. Anscheinend ist er in der Gegend des Tiergartens direkt in die Spree gegangen. Aus Not und Verzweiflung erschossen hat sich der Arbeiter Fritz Gliesche, Wriezener Straße wohnhaft. Durch längeres Krank» sein war G. arbeitsunfähig; dabei litt er Not. Sein bißchen Hab und Gut mußte er verkaufen. In einem zurückgelassenen Briefe gibt er an, er sei als schwerkranker Mann vom Virchow-Kranken- hause abgewiesen worden, die Armenverwaltung habe sein Gesuch um Unterstützung abgelehnt, weshalb er keinen anderen Ausweg mehr kenne als in den Tod zu gehen. ES wird notwendig sein, die letztere Behauptung nachzuprüfen, ob die Armenkommission wirklich Hilfe verweigert hat. Einen entsetzlichen Selbstmordversuch unternahm gestern nach- mittag der Drucker Hermann Schwizke, Wriezener Str. 34. Der Lebensmüde, der im 26. Lebensjahre stand, schnitt sich, während er allein in der Wohnung war, mil einem scharfen Rasiermesser den HalS durch. Als seine Schwägerin, bei der er wohnte, später nach der Wohnung zurückkehrte, fand sie ihn in blutüberströmtem Zu- stände auf dem Erdboden liegend auf. Ein hinzugerufener Arzt veranlaßte die Ueberführung des jungen ManneS nach dem Virchow- KrankenhauS. Der Zustand des Sch. ist hoffnungslos. Unglückliche Liebe soll die Ursache zu der schrecklichen Tat sein. Beim Rudern ertrunken. Von einem traurigen Geschick wurde der Mechaniker Vollmer betroffen. Vollmer hatte auf dem Dämeritz- see eine Rudersahrt unternommen, von der er nicht wieder zurück- kehren sollte. Das Boot wurde einige Stunden später leer ans Ufer getrieben. Gestern fand man die Leiche des Vollmer. Jeden- fall? war da« Fahrzeug zum Kentern gekommen und Vollmer, der Wohl de? Schwimmens unkundig war, stürzte ins Wasser und ertrank. Die Spielerei mit Schußwaffen hat am Freitagabend wiederum zu einem schweren Unglücksfall geführt, durch welchen ein elfjähriger Knabe das Augenlicht eingebüßt hat. Vor dem Hause KopernikuS- straße 13 spielten gegen>/«7 Uhr abends mehrere Knaben. Sie hantierten mit.emer Luftbüchse und die JungenS stritten sich darum, wer zuerst schießen würde. Der Besitzer der Waffe hielt die geladene Büchse in die Höhe und wollte die anstürmenden Kameraden abwehren. In �demselben Augenblick entlud sich die Büchse und das Geschoß drang dein elffährigen HanS Heine, dessen Eltern in der Kopernikusstraße 13 wohnen, in das rechte Auge. Der Kleine sank bewußtlos zu Boden und wurde von vorübergehenden Arbeitern nach der Unfallstation in der Warschauer Straße gebracht. Hier stellte der anwesende Arzt fest, daß da» rechte Auge auSgeschoffen und die Sehkraft auf demselben für immer verloren sei. Im Rausch auS dem Fenster gestürzt und sofort de« Tod gefunden hat in der verflossenen Nacht der 23jährige Arbeiter Oswald Gabriel. Der junge Mann, der bei seiner Mutter, einer Witwe Viebig in der Drontheimer Straße 10 wohnte, war am Freitagabend mit mehreren anderen Arbeitern anläßlich einer Geburtstagsfeier in einem Restaurant gewesen. Er kam stark berauscht gegen Mitternacht nach Hause und die Mutter machte dem jungen Mann ernste Vorwürfe. Der Trunkene riß das Küchensenster auf, schwang sich auf das Fensterbrett und stürzte mit den Worten:.Dann seid Ihr mich überhaupt los I* auS der vierten Etage auf den gepflasterten Hof hinab. Als Hausbewohner hinzukamen, lag der Unglückliche, der einen schweren Schädelbruch erlitten hatte, bereits im Sterben. Auf der Unfallstation, wohin der Arbeiter geschafft wurde, konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Ueter das soziale Gewissen der Herren Geschäftsinhaber der Konfektionsbranche wußte» die bürgerlichen Blätter vor einigen Wochen gar Erbauliches zu berichten, und zwar weil die Herren in ihrer Organisation beschlossen hotten, während der Sommermonate dieenglische Geschäftszeit" einzuführen, was im Munde der Geschäfts- Inhaber heißt, die Mittagspause zu kürzen und dafür abends um 6 Uhr die Geschäfte zu ichließen. ES zeigte sich aber bald, daß auch bei dieser.sozialen Wohltat" die Angestellten die Geprellten waren. Die Verkürzung der Mittagspause wurde strikt durchgefühtt, aber von einem früheren Schluß war in den meisten Geschäften jedoch wenig oder gar nichts zu merke». Der Zcntralverband der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen Deutschlands wird sich nrit dieser An- gelegeuheit in einer Dienstag, den 7. Juni, abends bVx Uhr, in den Armin hallen, Kommandanten- straße ö8/ög, stattfindenden öffentlichen Versammlung beschästigen/ in der Genosse Georg Ucko über daS Thema: Dieenglische" Geschäftszeit in der Konfeklion referieren wird. Die Angestellten dürften in ihrem Interesse gut tun, die Versammlung durch guten Besuch zu einer möglichst iniposanten Kundgebung zu gestalten. Tie Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend erzielte im Mai einen Umsatz von 496 494,22 M. gegen 282 993,51 M. im Mai 1999, also 123 495,71 M. mehr; in den elf Monaten dieses JahreS wurden für 3 708 950,66 M. Waren umgesetzt gegen 2 492 991,17 M. im gleichen Zeitraum deS Borjahres, das ist ein Mehr von 1 216 049,49 M. Von den Hausanteilen sipd jetzt für 320 909 M> abgesetzt, sodaß noch 180 000 M. aufzubringen sind. Die Wohn- Häuser in Lichtenberg sind bis zur 2. Etage gefördert und die Bäckerei und das Zentrallager sind aus den Fundamenten. Die Mitgliederzahl dürfte nach den Austritten und Ausschließungen am 1. Juli die Zahl von 39 999 betragen. teuer bei der AutomobilbetriebSgesellschaft. Gestern früh 2 Uhr ennstr. 31 in dem im Keller des zweiten Hofes befindlichen Akkumulatorenraunl der AutomobilbetriebSgesellschaft G. m. b. H. teuer auS. Als der erste Löschzug dort eintraf, erschien die iiuatiou so kritisch, daß schleunigst die MeldungBesonderes" an alle Wachen erging. Hierauf eilten Branddirektor Reichel und Oberbrandinspeltor Dransfeld mit noch weiteren Zügen zur Brandstelle. Gewaltige Rauchwolken, die sich auS brennenden Säuren entwickelten, erschwerten den Löschangriff ungemein. Nach einstündigem Wossergeben mit zwei Rohren konnte die Gefahr be- seitigt werden. Der Schaden ist bedeutend. Ueber die EntstehungS- Ursache ist nichts ermittelt. Gefunden wurde eine Damenledertasche. die Schlüssel, Taschen- tuch und Porremonnaie mit etwas Geld enthielt. Der Finder möchte den Fund a»rn abgeben. Der Verlierer wolle sich bei Jalinowitz, Wllhelmshavener Str. 56, melden. Arbeiter.Samariter.Bund.(Kolonne Berlin -V Die für heute angesetzte Ucbung findet auf dem Spielplatz in der Jungfernhcide. 19 M'nuten vom Bahnhof Jungfernheide, pünktlich 8 Uhr statt. Am Donnerstag Uebungsstunde der 3. Abteilung in Schöne. berg be, Wieloch. Gruncwaldstr. 82. Die für den 21. Juni an- gesetzte UebunySstunde der 1. Abteilung findet schon am 14. Juni statt. Es spricht Herr Spezialarzt Dr. RatkowSki über Magen- und Darmerkrankungen. Vorort- FfacKricKteit. Charlottenburg . Eine neue Anleihe in Höhe von 40 Millionen beabsichtigt die Stadt Charlottenburg aufzunehmen. Von den Mitteln sollen 7,75 Millionen auf die gewinnbringenden Unternehmungen, 2,74 Millionen auf die die Kosten der Verzinsung und Tilgung selbst aufbringenden Unternehmungen, 5,98 Millionen auf den GrundstückSerwcrbssonds und 24,43 Millionen auf den Bau von höheren Lehranstalten, Straßen, Brücken, Krankenanstalten, Untergrundbahnen, Gemeinde- ftiedhof usw. entfallen. Im einzelnen interessieren folgende Post- tionen: Für den Erweiterungsbau des für die rapid wachsende Stadt längst nicht mehr ausreichenden erst im Jahre 1995 ein- geweihtenneuen" Rathauses 2,18 Millionen, für den Bau eines Krankenhauses für Geburtshilfe 1,935 Millionen, für den Neubau einer vierten höheren Mädchenschule 429 999 M., der Volksbücherei 349 999 M., für die Tuberkulosenanstalt in Beetz- Sommerfeld 686 999 M., für den Ausbau der Kanalisation 2,14 Millionen, der Gaswerke 3,7 Millionen, der Wasserwerke 2,95 Millionen, des Elektrizitätswerks 2 Millionen, zirka 3,4 Millionen für Brücken- Neubauten, für die Unterführung zweier Straßen unter dem Bahnhof Charlottenburg, wodurch die von der Einwohnerschaft heiß ersehnte Verbindung zweier Stadtteile geschaffen wird, 1,38 Millionen, für den Bau der Untergrundbahnstrecke Wittenbergplatz Knrfürstendamm 2,3 Millionen sowie der Strecke Wilhelmplatz Gustav-Adolf-Platz(Land- gericht HI) 4,13 Millionen, für die Anlegung eines Gemeindefried- Hofes 2,75 Millionen. Die Gesamtanleihe soll entweder in einer Summe oder in Abteilungen begeben und mit 3 Proz., 3'/, Proz. oder 4 Proz. verzinst werden. Die Tilgung mit 2 Proz. soll zwei Jahre nach erfolgter Begebung beginnen. Jede Million der Anleihe soll in 90 Stücken zu 5999 M.. 199 Stücken zu 2999 M.. 290 Stücken zu 1990 M., 299 Stücken zu 600 371., 290 Stücken zu 299 M. und 199 Stücken zu 199 M. begeben werden. Der Plan der 40-Millionen-Anleihe ist soeben den Stadtverordneten zugegangen, die darüber in ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch beschließen werden. Rixdorf. Die hiesige Gewerkschaftskommisfi»» erledigte in ihrer letzten Sitzung zunächst die Neuwahl deS Obmannes. An Stelle des zurück- tretenden Genossen Schultz wurde der frühere langjährige Obmann Genosse Hendrischke gewählt. Dann beschäftigte man sich mit dem Kampf um die vollständige Sonntagsruhe. Folgende, von den Vertretern der Handlungsgehilfen begründete Resolution fand einstimmige Annahme: Seit Jahren kämpfen die Angestellten und Arbeiter im Handels- gewerbe um Einführung der vollständigen Sonntagsruhe. Die Geschäftsinhaber sträuben sich dagegen und fast auSnahmloS mit der Begründung, daß im Interesse des kaufenden Publikums, besonders der Arbeiterschaft, die Geschäfte an den Sonntagen aufgehalten werden müssen. Die Delegierten zur Rixdorfer Gewerkschaftskommisfion erachten die Einführung der vollständigen Sonntagsruhe im Handelsgewerbe als dringend notwendig und weisen die Rücksichtnahme auf die Arbeiterschaft als Konsument ganz entschieden zurück. Die Dele- gierten fordern die Arbeiterschaft auf. keine Einkäufe an den Sonn- tagen zu machen und verpflichten sich, in ihren Gewerkschaften darauf hinzuwirken, daß die Mitglieder und deren Familienangehörige ihre Einkäufe nur an den Wochentagen besorgen." Erkner . Auf ein LiebeSdrinna läßt ei» Leichrnfund schließen, der am Freitagvormittag auf dem Petzsee bei Blt-Buchhorst gemacht wurde. Dort wurde die Leiche eines jungen Mädchens gelandet, welches 18 bi« 29 Jahre alt und von untersetzter Figur ist. Sie hat schwarzes Haar und rundes, volles Gesicht und war bekleidet mit schwarzem Faltenrock, dunkelgrauen Reformbeinkleidern und weißseidener Bluse. Am Arm der Lebensmüden war noch eine schwarze Tasche befestigt, enthaltend diverse Schlüssel, Spiegel, Bleistift,«in Portemonnaie und ein mit H. gezeichnetes Taschentuch. Allem Anscheine nach hat die Leiche allerhöchstenS acht Tage im Wasser gelegen und verschiedene Bewohner von Akt-Buchhorst haben daS junge Mädchen Ende voriger Woche mit einem Mann daselbst gesehen. DaS Paar hat dort mehrere Restaurants besucht und ist dann am Petzsee spazieren gegangen. Es wird daraus gefolgert, daß beide zusammen den Tod gesucht und gefunden haben. Hinter dem Bootshause de« RuderklubsErkner" im Dämeritzsee wurde gestern die Leiche eines ManneS angetrieben. Wie auS den bei dem Toten aufgefundenen Papieren hervorgeht, handelt es sich »in einen 31jährigen Echlossergesellen, der bis zum 25. Mai cr. bei den Daimler-Werken in Marienfeloe arbeitete. Boxhagen-Rummelsburg . Sein Sommcrfest hält der hiesige Wahlverei» heuteSonntag, den 5. Juni, imCafS Bellevue", Hauptstr. 2(am RummelSburger See) ab. Da ein reichhaltiges und gute? Programm vorgesehen ist, so wird allseitige Beteiligung der Genossen nebst ihren Angehörigen erwartet. Eröffnung 2 Uhr, Anfang des Konzerts 4 Uhr. Eintritts- karten sind in allen Bezirkslokalen und bei den BezirkSsührern zu haben. Fricdrichsfelde. Au« der Gemeindevertretung. Dem Vorgehen Berlin ? und anderer Vororte folgend, beantragte der Gemeindevorstand, die Gebühren für Auskünfte des Einwohnermeldeamts von 25 auf 50 Pf. zu erhöhen, jedoch wie bisher solche Gemeinde- angehörige, die Auskünfte nicht gewerbsmäßig einholen, von der Entrichtung zu befreien. Der Einspruch deS Genossen Oehlert blieb leider unbeachtet; dem Antrag wurde zugestimmt. Der PunktAbänderung des Besoldungsplanes für die Gemeinde. beamten" hatte eine Anzahl der Beamten herbeigelockt. Sie sollten insofern enttäuscht werden, als ein Antrag auf geheime Beratung trotz entschiedenen Widerspruchs unserer Genoffen Annahme fand. Es scheinen einige der bürgerlichen Vertreter begründete Ursache zu haben, das Licht der Oefefntlichkeit. wegen ihrer Stellungnahme zu den Besoldungsverhältnissen der Gemeinde. a r b« i t e r, zu scheuen. Die Gelegenheit wird sich aber noch bieten, daS Verhalten dieser Herren gebührend zu kennzeichnen. Die Unverfroenheit der Kirchcnbehörde kam bei einem weiteren Punkt der Tagesordnung drastisch zum Ausdruck. Gefordert wurde die Zustimmung zum Erlaß eines Ortsstatuts gegen die Ver. unstaltung der Umgebung der evangelischen Kirche in KarlShorst . Zunächst baut man nach eigenem Geschmack eine Kirche, alsdann wird verlangt, daß die Gemeinde bestimmen soll, die Umgebung dieses Bauwerks so zu gestalten, daß eS auch zur Geltung komme. An sich ist gegen Sie harmonische Ausgestaltung deS OrtibildeS nichts einzuwenden, aber Bebauungsplan und die Bauklaffe für den fraglichen Ortsteil waren längst vorher festgelegt, und eS wäre nunmehr Pflicht der Kirchenbehörde gewesen, darauf Rücksicht zu nehmen. Das Gegenteil geschah, und nun verlangt man noch eine ganz beträchtlich« Baubeschränkung für die umliegenden Grund- stücke, und zwar derart, daß die Häuser nur in Höhe von 8 Meter gebaut werden dürfen, d. h. die Wohnräume sollen, damit der äußere Eindruck des Gotteshauses nicht beeinträchtigt werde, die ungenügende Höhe von 3.20 Meter erhalten. Fürwahr ein recht sonderbares Verlangen. Schließlich machte die Mehrheit der Per- tretung die Zustimmung davon abhängig, daß die Bauhöhe auf 8,50 Meter festgesetzt würde. Als Genosse Pinjeler bei Beratung de» Schuletats die Klassenfrequenz von 70 Schüler rügte, wurde die Möglichkeit be- stritten. In dieser Sitzung aber mußte di« Berechtigung der Be. schwerde anerkannt.werden, weil man genötigt war. noch eine Hilfslehreriv anzustellen. Bevor dann in die geheime Bekakung eingekreken Butte, brachte der Gemeindevorstand noch eine dringliche Borlage ein, die die Herstellung des zu unserem Gemeindegebiete gehörigen Bürgersteiges des Triftweges zum Gegenstand hatte. Durch Uebereinkommen mit der Anliegerin Frau v. Franke hat sich jetzt endlich wenigstens diese Möglichkeit geboten, nachdem bisher durch das unverständliche Verhalten der Nachbargemeinde Lichten- berg alle Schritte gescheitert waren, die eine völlige Regulierung des Triftwegcs herbeiführen sollten. Potsdam . Ein Raubanfall wurde gestern vormittag in der Kirchstraße ver» übt. Im Hause Kirchstr. 19 betreibt die Frau des Tischlers Frerich ein Zigarrengeschäst. während ihr Mann seinem Handwerk nachgeht. Schon um 8 Uhr morgens fiel den Bewohnern in der Nachbarschaft ein Mann auf, der ununterbrochen auf- und abpatrouillierte. Plötz« lich in der zehnten Stunde hörten die NachbarSleute aus dem Frerichschen Laden Hilferufe und unmittelbar darauf verließ in größter Eile ein Mann den Laden, der über den Alten Markt nach der Langen Brücke lief und dort im Menschengewirr verschwand. Im Laden selbst fand man die Frau am Boden liegend mit einer Kopsverletzung, aber bei vollem Bewußtsein. Sie erzählte, daß der flüchtige Täter hinter der Portiere gestanden habe, als sie in das Geschäft kam, und mit einem 1'/, Fuß langen Knüppel sie auf den Kopf schlug. Der Täter suchte, als die Ueberfallene um Hilfe schrie, das Weite, ließ aber den Prügel zurück. Der Täter wird wie folgt beschrieben: 1,651,67 Meter groß, trug guten braunen Jackettanzug und Sportmütze mit Band, femer eine grüne Krawatte. Er lief in der Richtung nach Nowawes oder nach der Leipziger Chausiee. Trebbin (Kreis Teltow). Die Stadtverordneten nahmen in ihrer letzten Sitzung zunächst den Entwurf der neuen Freibankordnung einstimmig an. Desgleichen wurde dem Ankaufe des Fürstenhofschen Grundstücks in der Bahn« hofftraße mit 17 Ar Ackerland zum Preise von 3999 M. und den Nebenkosten zugestimmt. Die Vermessung und Anlegung eine? Be« bauungsplanes für den Langenwinkelweg und die Parkstraßc wurde bis zur Erledigung deS noch schwebenden Projekts einer dort anzu- legenden Parallelstraße vertagt. Zum Städtetag wurde der Herr Bürgermeister delegiert. Gerügt wurde es von allen Seiten, daß die Einladung zum Städtetag erst in zehnter Stunde der Versamm- luna zur Kenntnis gebracht wurde. Denn laut Geschäftsordnung müssen Geldbewilligungen auf der Tagesordnung stehen. Ebenso wurde mißbilligend erwähnt, daß der Bürgermeister erst vor kurzem nach ziemlich Jahresfrist den Bericht des letzten Städtetages ge- geben hat. Weistensee. Darf der Gemeindeschöffe von Weißensee, Dr. Pape, noch länger im Amte bleibe»? So lautet der Titel eines von dem hier bekannten Herrn Mertens herausgegebenen Flugblattes. In dem Flugblatte wird erneut darauf aufmerksam gemacht, daß Mertens den Dr. Pape des Meineides beschuldigt hat, welchen letzterer in einer Zeugen- aussage Mertens wider den verstorbenen Amtsvorsteher Feldtmann gemacht habe. Trotz öffentlicher Aufforderung durch ein Flugblatt an die Gemeindevertretung und Besprechung der Angelegenheit in einer Sitzung der Gemeindevertretung hat Dr. Pape es abgelehnt, Merten» zu verklagen, da der Staatsanwalt ihn für unzurechnungs- sähig halte. Auf Anfrage an den Staatsanwalt ist eine Erkläning niemals ergangen. Dr. Pape hat aber einen Gemeindeassistenten verklagt, von dem er gehört haben soll, daß er zu einem Kollegen geäußert hat:Den Meineidsbruder grüße ich nichl eher, als bis er sich vom Meineide gereinigt hat." Für diese unbedachte Aeußerung ist der Beamte vom Schöffengericht mit 89 M. bestraft worden. Im übrigen enthält das Flugblatt die bekannten Be- schuldigungen gegen Dr. Pape. Ob sich letzterer nun bequemen wird, von dem Verdachte des Meineides sich zu reinigen, muß ab- gewartet werden. Eggersdorf. Der letzten Gemrindcvertreterfitzung lag die Jahresabrechnung für 1908/99 vor. Danach stand einer Einnahme von 13 692,47 M. eine Ausgabe von 1088,53 M. gegenüber. Unter den Ausgaben be- finden sich 757,14 M. Amtsunkosten. Da Angaben über den Zweck der Verwendung der AintSunkoften in der Aufstellung nicht gemacht sind, wurde der Amtsausschuß beaustragt, bei der nächsten Prüfung einen Auszug zu beschaffen. /Ziis der Frauenbewegung. Der Agitation unter den Frauen dienten öffentliche Frauenversam>mlungen ftn sechsten Wahlkreis, am Mittwoch in Obiglos Festsälen, Schwedterstrahe, und am Donnerstag in Arndts Fest- ölen, Belforter Straße. In den beiden Versamjnlungen, an enen vorwiegend Frauen teilnahmen, referierte Genossin Wehl, indem sie die Stellung der Frauen zur Politik behandelte. Ein- leitend glossierte sie den Mahnruf von Besitzenden und Frommen, die Frauen sollten im Hause bleiben undschalten und walten, wie eS einer ehrsamen gesitteten Hausfrau zukomme". Manche würde gern so schalten und walten, wenn sie nur Gelegenheit dazu hätte. Der größte Teil der proletarischen Frauen sei ja aber gezwungen, erwerbstätig zu sein, in der Fabrik oder als Heim- arbeiterin im Hause. Für das Wirken als Hausfrau und Mutter bleibe da wenig übrig. Und wenn die Frau des BolkeS wirklich an den Kochtopf herantrete, dann sehe sie sich außerordentlich beschränkt in der Wahl dessen, was zubereitet werden solle. Werde doch die nichtbesitzcnde Masse durch die indirekten Steuern ganz besonders gedrängt. Alles zurEhre des Vaterlandes", da» an­geblich ein gewaltiges Kriegsheer brauche. Die Besitzenden, die für ein solches Heer im eignen Interesse einträten, ließen es sich nichts kosten. Ihr vielgerühmter Patriotismus reiche gerade nur bis zum Geldbeutel. Man kümmere sich garnicht darum, wenn die Arbeiter bis zum Weißbluten ausgebeutet werden, was natür- lich auch dazu beitrage, immer mehr Frauen der Häuslichkeit und den Kindern zu entfremden. Die Gesellschaft schulde viel den Frauen, namentlich den Müttern. Wo die arbeiten müsse, da müßte man der Frau die Sorge abnehmen, über die Kinder zu wachen. Gewiß gebe es Krippen und Kinderhorte im Anschluß an die Kirchengemeinde oder bürgerliche Vereinigungen. Wir wollten aber keine Almosen von ihnen nehmen, sondern ein Recht darauf haben, die Kinder in kommunalen Anstalten unterzubringen. AIS ein solcher Antrag bei der Berliner Stadtverordnetenversammlung gestellt worden sei, da hätten Freisinnige den Mut gehabt, gegen Sie Frauen zu wettern, daß sie nicht aus Not zur Arbeit kämen, sondern um ihrer Putzsucht zu fröhnen. Sofern die bürgerliche Gesellschaft die Kinder der Proletarier schütze, tue sie es nur, weil sie die Heranwachsenden nötig brauche. Immer bleibe eS aber nur Stück- und Flickwerk, das zeige unter anderm der Säuglings» schütz. Gesunde zu haben, wäre die Hauptsache, denn das gesunde Kind könne man eher erhalten. Hier könne der Staat radikal helfen dadurch, daß er für einen Schutz der werdenden Mutter sorg«. Wir sähen Proletarierinnen und ihre Kinder vielfach zu gründe gehen, weil die Frau während der Mutterschaft sich nicht genügend schützen konnte. Während der Zeit, wo man der bürger, lichen Frau jeden Stein aus dem Wege räume, damit sie nicht falle, müsse die Prolctarierin doppelt arbeiten, um nur schnell noch ein paar Pfennige zu erobern für sich und das kommende Kind. Rednerin verwies im Anschluß daran auf die bekannten Forde» rungen der Sozialdemokratie, die in bezug auf den Schutz de« Mütter an die heutige Gesellschaft gestellt werden, und betonte� daß die MnttcrschaftSversicherung erkämpft werden müsse. Ferner legte Genossin Wcyl im einzelnen dar, welche Rolle die Frau im wirtschqftilcheg und sozialen Leben spiele und wie ihr Jnteresje