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Vors.:®fe Seidenhemden scheinen es der Dame besonders angetan zu haben.(Heiterkeit.)(Zur Angeklagten): Woher war der andere Schlüssel, der nicht zur Göbenschen Wohnung paßte? A n g e k l.: Er gehörte einem anderen Herrn. Vors.: Den Namen wollen Sie uns nicht nennen? Die Schlüssel werden zur Lokalbesichtigung mitgenommen werden. Des Nachmittags findet die Lokalvesichtigung statt. DaS frühere von Schönebecksche Haus dient jetzt einer Haus- Haltungsschule. Während der Lokalbesichtigung wird die Angeklagte wiederholt von Schwächezuständen befallen. Der Vorsitzende stellt fest, daß der Schlüssel, der im Besitz des Herrn v. Gäben gefunden wurde, zu der äußeren Tür passe. Ein Geschworener, der Schlossermeister ist, glaubt nicht ganz, daß der Schlüssel zu dem Schloß gearbeitet worden sei, da ein Dorn fehle. Da eine Zeugin, die bei geschlossener Tür im Mädchenzimmer im Bett lag, bei ihrer ersten Vernehmung geäußert hat, sie habe in der Mordnacht einen Lichtschimmer durch die Tür gesehen, der von der Treppe kam, wird versucht festzustellen, ob solche Wahrnehmung möglich ist. Die Wahr- nehmnng ist übrigens bei späterer Vernehmung widerrufen. Einige Geschworene begaben sich in das Mädchenzimmer. Nach Schließung der beiden Türen wird festgestellt: Es ist vom Mädchenzimmer aus nicht zu sehen, wenn jemand mit Licht über die Treppe geht, dagegen, wenn das Klosett aufgesucht wird. Die Angeklagte stellt dahin, ob die Tür geschlossen war, die Mädchen seien mit der Schließung der Tür sehr nachlässtg gewesen. Der Vorsitzende meint, die Mädchen behaupten, sie hätten die Tür zugemacht; wer aber mit Dienstmädchen zu tun gehabt hat, wird zugeben, daß nicht immer alles von ihnen sehr ordentlich geschieht. Dieser Be- merkung wird von den Geschworenen zugestimmt. Die Verhandlungen werden heute um S Uhr morgens fort- gesetzt._ Soziales« Aufhebung des Dienstverhältnisses nach Treu und Glauben. Zu einem ordnungsmäßigen Abschluß eines Dienstvertrages wird eS im allgemeinen der formellen Kündigung von feiten einer der vertragschließenden Parteien bedürfen. Die zweite Kammer des Berliner Kaufmannsgerichts hat in ihrer letzten Sitzung anerkannt, daß diese formelle Kündigung durch konkludante Handlungen(Hand- lungen, die einen Rückschluß auf das Einverständnis mit der Kün- digung zulassen) ausreicht. Der die Klage erhebende Reisende S. war beim Beklagten, dem Tabakhändler Horenczyk, gegen festes Gehalt und' einen bestimmten Prozentsatz tätig. Eimge Tage vor dem 1. Mai erklärte ihm der Prinzipal, seine Erfolge seien zu gering, als daß er ihn unter den alten Bedingungen weiter beschästigen könne. Wenn er aber wolle, könne er ohne Gehalt, aber zu dem doppelten Provisionssatz weiter arbeiten. Der Kläger will sein Einverständnis damit nicht zum Ausdruck gebracht haben, er hat aber unstreitig für einen nach dieser Unterredung gebrachten Auftrag die Proviston in doppelter Höhe erhalten und angenommen. Obgleich der Beklagte behauptet, S. wäre mit der neuen Vereinbarung einverstanden ge- Wesen, kündigte er der Sicherheit halbem dem Kläger Ende April vermittelst cineS durch einen Boten ins Haus gesandten Briefes. Der Bote gab aber den Brief bei einer Nachbarin ab und dadurch will S. das Schriftstück erst am 2. Mai erhalten haben. Das Kaufmannsgericht wies den Kläger mit seinem Anspruch auf Ungültigkeitserklärung der Kündigung ab. Es könne dahingestellt bleiben, ob S. die Kündigung rechtsgültig empfangen habe, denn das Gericht sei der Ansicht, daß nach Treu und Glauben anzunehmen war, daß Kläger mit einer Aufhebung des Dienstverhältnisses einverstanden war. Mit der Annahme der erhöhten Provision hat er das zu erkennen gegeben, womit daS alte Dienstverhältnis als aufgehoben gelten mußte. Bon der PaPierverarbeitungs-BerufSgenossenschaft. Der soeben erschienene Bericht dieser Berufsgenossenschaft zeigt eine kleine Besserung des ArbeitSmarkteS . Gegen daS Jahr IVOS hat sich die Zahl der versicherten Betriebe um 73 vermehrt und ist auf 4049 gestiegen, während sich die Zahl der versicherten Arbeiter um 2147 vermehrt hat, im Berichtsjahre 133 39b betrug. Die stärkste der acht Sektionen der Berufsgenossenschaft bleibt immer Leipzig mit mehr als 31 999 Versicherte, ihr folgt Berlin mit 26 999, Elberfeld »nit 17 99 usw. Weniger Ursache haben die Versicherten mit ihrer Lage zufrieden zu sein. Der Durchschnitts- lohn eines Versicherten betrug im Berichtsjahre nur»31 M. pro Jahr und ist gegen das Vorjahr nur um 8 M. gestiegen. Daß nach dem Bericht die Durchschnittslöhne im Jahre 1888 nur 91b M. Be­trugen, beweist nur, daß die Unternehmer sehr viel verdienen konnten und auf die Geduld ihrer Arbeiter bauten, die sich mit diesen Hungerlöhnen auch heut« noch abspeisen lassen. Den höchsten Lohn zahlt man im Bezirk der Sektion I Berlin mit 1939 M. im Durchschnitt, während im Bezirk Breslau nur 798 M. g/zahlt werden. Sehr verschieden stellt sich die Unfallziffer in den einzelnen Sektionen. Angemeldet wurden im ganzen 3993 Unfälle, wovon nur 591 entschädigt wurden. Auf 1999 Versicherte entfielen nun in der Sektion I 43,97 Unfälle, in Sektion V Kassel gar nur 15,89 Unfälle. Der Durchschnitt betrug 26,65 Unfälle auf 1999 Ver- sicherte. Hingegen sind die entschädigten Unfälle in den übrigen Sektionen höher als in Berlin . Es ist dies sehr leicht möglich, daß dies auch auf die Beteiligung der Berufsgenossenschaft am Heil- verfahren zurückzuführen ist. Der Bericht vermerkt stolz, daß für Kosten des Heilverfahrens in den ersten 13 Wochen des Unfalles insgesamt 16 659 M., gegen 15 194 M. im Vorjahre, verausgabt wurden. Sieht man aber näher zu, so stellt sich heraus, daß von dieser Summe die Sektion Berlin allein 15 958 M. verausgabt hatte, während 3 Sektionen(Leipzig , Kassel und Lahr ) keinen Pfennig für diesen Zweck übrig hatten, die übrigen Berufs- genossenschaften lächerliche Summen von 12 M., 59 M. usw. ver­ausgabten. Die Statistik der Berufsgenossenschaft zeigt uns ferner, daß 293 Berufungen der Verletzten zugunsten der Berufsgenossenschaft entschieden wurden. DaS ReichsversicherungSamt wollte nicht nach- stehen und entschied in 43 Fällen für und in 19 Fällen gegen die Berufsgenossenfchaft. Ausführlich behandelt die Berufsgenossenschaft alljährlich die Ergebnisse des technischen Aufsichtsdienstes. Besichtigt wurden im Berichtsjahre 359 von 4949 vorhandenen Betrieben und hierbei allein 3118 Mängel vorgefunden. Auf jeden Betrieb entfallen somit durchschnittlich 8.7 Mängel. Im Laufe des Geschäftsjahres wurden 85 Betriebe nochmals besichtigt und folgendes gesunden: in 1 Betrieb bei der Vorbesichtigung 5 Mängel, bei der Wieder- Besichtigung keine:. in 25 Betrieben 801 Mängel, bei der Wtederbestchtigung noch 194; in 3 Betrieben 39 Mängel, bei der Wiederbesichtigung auch 39; in 56 Betrieben 534 Mängel, bei der Wiederbesichttgung sogar 1964. In den 85 wiederbesichtigten Betrieben waren also bei der ersten Besichtigung 876 Mängel, bei der Nachbesichtigung sogar 1294 Mängel gefunden. Die Beamten stellen dann folgendes Resultat zusanimen:Die bei der Besichtigung von 359 Betrieben(192 Handbetriebe, 257 mit Kraftbetrieb) für nötig erachteten 3118 Anordnungen zum Schutze der Arbeiter gegen Gefahren an Leben und Gesundheit beziehen sich auf folgende sachlich gruppierte 5346 Mängel." Eine mehrseitige Liste gibt nnS die Art der vorgefundenen Mängel wieder, die in 55 Gruppen geteilt werden. Ueberall fehlten die notwendigsten Schutzvorrichtungen an Maschinen usw. und ist jede Zeile eine Anklage gegen die saumseligen Unternehmer. Sehr interessant ist es daher, daß die Aufsichtsbeamten dann zur Eni- lustung der Unternehmer sich wie folgt im erläuternden Texte äußern:.Ein großer Teil der Mängel fällt, wie gewöhnlich(aller. dings sehrgewöhnlich", d. V.), der Gleichgültigkeit, der Unacht- famkeit und dem Leichtüna der Arbeiter zur Lust, die jjch durch die vörgekomMnen Unfälle belehren lassen sollten." Unter Rubrik S Ursachen der Unfälle" finden wir dann auch eine Zusammen- stellung, wonach von den 561 entschädigten Unfällen 139 auf die Ungeschicklichkeit und Unachtsamkeit der Arbeiter". 16 Fälle auf dieSchuld von Mitarbeitern", 9 aufoffenbaren Leichtsinn", 3 aufNichtbenutzung gebotener Schutzmittel seitens der Arbeiter" usw. zurückgeführt werden. Die Unternehmer haben also sehr gut berichtet und sich von aller Schuld selbst befreit. Mangelhafte Betriebs- einrichtung soll nur in 13 Fällen die Ursache der Unfälle gewesen sein,ungenügende Anweisung" gab es überhaupt nicht und nur in 29 Fällen gab man zu, daß dieGefährlichkeit des Betriebes" womöglich die Schuld habe. Später bemerken aber die Aufsichtsbeamten selbst, daß in 89 Fällen nurdie Entfernung vorhandener Schutzvorrichtungen" beobachtet wurde.Bei den Besichtigungen läßt sich eine absicht­liche Entfernung höchst selten feststellen, wo solche ermittelt wurde, sind die Strafbestimmungen der Unfallverhütungsvorschrifteu zur Anwendung gebracht worden." Alsol Geklagt wird ferner, daß selbst Betriebsleiter und Werkführer, die meist aus den Kreisen der Arbeiter entnommen werden, sich vielfach der Bedeutung der Unfallverhütung und ihrer eigenen Verantwortlichkeit bewußt sind". Sehr richtig! Es sollten deshalb die Meister, Aufseher usw.jeden neu in den Betrieb eintretenden Arbeiter über die Gefahren der ihm übertragenen Arbeiten vor Beginn derselben genau unterrichten". Wo geschieht dies aber? Zur Bedienung besonders gefährlicher Maschinen sollten deshalbselbstverständlich nur ältere, erfahrene Arbeiter betraut werden. Der Bericht bringt aber gleichzeitig eine Aufstellung, wonach von 3563 ge- meldeten Unfällen allein 588 Unfälle auf jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren entfallen, davon 352 Maschinenunfalle. Unter 17 Jahre wurden 593 Arbeiter an Maschinen verletzt. Angeführt wird noch, daßvielfach beobachtet wurde, daß die Plakate über die Unfallverhütungsvorschriften gar nicht ausgehängt oder den Ver- sicherten nicht zur unterschriftlichen Vollziehung vorgelegt wurden" Desto auffallender«st nachstehende Stelle des Berichtes: In einem Betriebe, in dem ein Gehilfe daß Unterzeichnen der Unfallvcrhütungsvorschriften verweigerte, entließ der Be- tricbsinhaber den Gehilfen ohne Kündigung. Das vom Ge- Hilfen angerufene Gewerbegericht riet ihm in der Verhandlung, die Klage zurückzunehmen, da das Unterschreiben Pflicht des Arbeiters sei und die Verweigerung dieser Pflicht den Arbeit- geber zur sofortigen Entlassung des Angestellten berechtige. Der Gehilfe zog darauf seinen Klageantrag zurück." Leider ist nicht angeführt, welches Gewerbegericht diese merk- würdige Rechtsansicht vertrat. Der Bericht zeigt von neuem, wie notwendig eine Teilnahme der Arbeiter an der Verwaltung der Bcrufsgenossenschaft ist, um Unfälle zu verhüten und um zu verhindern, daß der Wahrheit widersprechende, einseitige Ansichten der Berufsgenosseuschaften über die Ursache der Unfälle in die Statistik übergehen. Huö Induftm und Handel DaS neue Kalisyndikat. Die Mitglieder des neuen Kaltsyndikats haben ausnahmslos den neuen Gesellschafts- und Verkaufsvertrag vollzogen. Damit tritt ein neues, bis zum Jahre 1915 unkündbares Kalisyndikat in Kraft, dessen Dauer sich, falls eine Aufkündigung seitens der Mit- glieder bis zu diesem Termine nicht erfolgt, bis zum Jahre 1925 verlängert._. Submissionsblüten. Der Ausbau des Bromberger Kanals und die damit verbundene Verlegung oder Umleitung der Brehe nebst Neubau der Stadtschleuse ist in Submission ausgeschrieben worden. Für die Ausführung der Maurer-, Zimmerer- und Rammarbeiten, sowie der Erd-, Pflaster- und Böschungsarbeiten find 18 Angebote abgegeben worden. Das niedrigste Angebot machte die Firma Lamm in Fürstenwalde mit 199 643 M., das höchste die Firma Moebus in Char- lottenburg mit 348 846,89 M. Also eine Differenz von 149 293 M._ DaS Syndikat der Syndikatfteien! Bochum , 8. Juni. (Privatdepesche desVorwärts".) Der Zusammenschluß syndikatsfrrier Zechen unter Führung der Bergwerksgesellschaft Trier zu einer gemeinsame» Bctricbsorganisation soll demnächst perfekt werden. Es kommen vorläufig die Zechen Radbod, Baldur, Hermann I bis IH. Adler und Admtral in Frage. Dieser Borgang ist für die Frage deö BestehcnbleibcnS des Kohlen- syndikats von der größten Bedeutung. Keine Ueberschähung der Mincnindustrie. In der Jahres- Versammlung der Kapstädter Handelskammer vom 11. April d. I. führte der Vorsitzende Mr. Jagger, einer der bekanntesten Ab- geordneten des Kapparlaments und seiner Zeit Mitglied deS füd- afrikanischen UnionSkonventS, bei Erstaltung des üblichen JahreS- Berichts an der Hand der Handels- und Wirtschaftsstatistiken auS, daß in Handel und Wandel in der Kapkolonie im Laufe des ver- flossenen Jahres eine entschiedene, anhaltende Aufwärtsbewegung eingesetzt habe. Die schwache Stelle im Wirtschaftsleben Südafrikas sei gegen- wärtig die allzu große Abhängigkeit von der Minenindustrie. Bei voller Würdigung ihrer großen Bedeutung dürfe man doch den ihrer Natur nach temporären Charakter dieier Industrie nicht ver- gessen. Daher müsse man mit aller Energie danach trachten, andere Industrien dauernder Natur zu fördern, soweit sie sich für Süd- afrika eigneten. Er glaube nicht an das Wiederbevorstehen eines boom" im südafrikanischen Wirtschaftsleben; aber er sehe einer ständigen«ufwärtsbewegung wie in den Jahren nach der Depression von 1832 1886 entgegen und fühle sich mit allen Anwesenden darin einig, daß eine solche nachhaltige Aufwärtsbewegung für den Handelsstand und für das Allgemeinwohl förderlicher fei als einboom"._ Der siebente internationale Baumwollkongreß in Brüssel beschäftigte sich mit der Frage des Ausfalls der Baumwollernte im lausenden Jahre. Der Kongreß beschloß, mehrere nationale Komitees zu ersuchen, die Baumwollkultur in verschiedenen Kolonien, nament- lich in Indien zu fördern, wo bisher gute Resultate erzielt worden seien. Ein indischer Delegierter brachte eine Studienreise nach Indien in Vorschlag, da die letzte Studienreise nach Amerika von gutem Erfolge begleitet gewesen sei. Sodann wurde die Frage der Errichtung eines landwirtschaftlichen Bureaus in Aegypten an- geschnitten, dessen Hauptaufgabe sein solle, die Ursache für die Ver- schlechterung der dortigen Ernte zu erforschen und Mittel zur Abhilfe vorzuschlagen. Die Frage der Schaffung eines Reservevorrats in Baumwolle wurde bis zum nächsten Kongreß zurückgestellt. sammenhang und weist auch darauf hin, daß in diesem Jahre das übliche Wunder des Flüssigwerdens und des Auf- wallenS des BluteS des heiligen Januarius sich nicht erneuert habe. Prozessionen durchziehen die Straßen und flehen den Schutz der Heiligen herab. In der Stadt Calatri weist die Mehrzahl der Häuser Risse auf. Im Stadtviertel P a r t e l l o sind niehrere Gebäude ein- gestürzt. Unter den Trümmern sind bisher 24 Leichen vor- gezogen worden, jedoch glaubt man, daß noch mehr Personen unter den zusammengestürzten Gebäuden begraben sind. In den benachbarten Gemeinden beträgt die Zahl der ums Leben Ge- kommenen nach den bisherigen Feststellungen etwa dreißig. Es ist schwer, genau zu ermitteln, wie hoch die Gesamtzahl der Verunglückten ist, da aus Furcht vor weiteren Erdstößen viele Einwohner aus den Ortschaften geflüchtet sind. In Vallatta sind 19 Wohnhäuser eingestürzt, weitere 65 drohen ein- z u st ü r z e n. Eine Person ist getötet worden und zehn sind schwer verwundet. In T r e r i c o sind zwei Wohnhäuser einstürzt. In Z i n g o l i ist die Hauptkirche schwer beschädigt worden. In Ascadia, Mirabello und Villanova sind die Häuser größtenteils schwer beschädigt. In den von der Katastrophe betroffenen Bezirken macht sich Räubergesindel bemerkbar, das die von der Einwohnerschaft verlassenen Häuser plündert. Polizei und Truppen sind nach diesen Bezirke:: abgesandt worden. In B e n e v e n t o ist die Panik be- sonders groß. Beinahe die gesamte Bevölkerung hat die Stadt ver- lassen, so daß die Häuser zum größten Teil leerstehen. Diebesbanden durchziehen die Straßen, die Polizei ist wehrlos gegen sie. Im Gefängnis ist unter den Gefangenen eine Meuterei ausge- brachen, stürmisch verlangen die Gefangenen sofort in Freiheit gesetzt zu werden. Wtrbelsturm auf Sardinien . Fast zu derselben Zeit, als das Erdbeben in Nnteritalien Tod und Schrecken verbreitete, ist auch die italienische Insel S a r d i n.i e n von einem schweren Unglück betroffen worden. In der Gegend von Ogliastra hat ein furchtbarer Wirbelsturm die Felder zerstört. Viel Vieh ist getötet worden. Man befürchtet, daß auch eine An- zahl Hirten dem Unwetter zum Opfer gefallen sind Schwere Verwüstungen hat der Sturm namentlich in L a n n S l i Tortolt, I lb o n o, Elini und I e r z u angerichtet. Zwei©cbiffskataftrophen. In der Nähe der Insel Jnyak(Portugiesisch-Ostafrika) ist ein Ausflugsdampfer, mit dem eine Anzahl Handlungs- angestellten eine Vergnügungsfahrt unternahmen, g e- scheitert. 32 Personen sind ertrunkett.» Die große dänische BarkPrinzeß Marie" wird als ver- schollen betrachtet. Das Schiff ging am 24. Februar von Sydney nach Smoky Bay in«Südaustralien ab. Unter regulären Verhältnissen dauert die Fahrt zehn Tage. Da nun über hundert Tage seit der Abreise von Sydney vergangen sind, ohne daß man irgend eine Nachricht von dem Schiffe hat, ist anzunehmen, daß es mit Mann und Maus untergegangen ist. Die Besatzung der Bark bestand aus 20 Mann._ DerAndere". In der Brüsseler Oper wurde kürzlich dieGötter- dämmerung" aufgeführt. Während der Waltraute-Szene im ersten Akt ereignete sich ein drolliger Zwischenfall. Das Nahen der Walküre kündigt sich bekanntlich durch Blitz und Donner an. DaSGewitter" war vorzüglichgemacht", aber daS Donnern schien dem Direktor allzulange. Er begab sich hinter die Kulissen und rief dem Maschinisten, der das Gewittermachen zu besorgen hatte, wütend zu: Wollen Sie wohl aufhören, es ist genug I"Aber Herr", erwiderte der Maschinist,ich tue ja nichts!"Wie? Sie tun nichts?" sagte der Direktor,und dieser Douner? Man hört ja nichts anderes als Sie!" Stammelnd sagte der Maschinist:DaS bin ich nicht, Herr, ... daS ist der andere, hören Sie nur!" Es war in der Tat derAndere". Ein mächtiges Gewitter war nämlich über Brüssel niedergegangen._ Schwer verdauliche Kost. Ein amerikanischer Journalist, Herr Lugwig Page, der eine angesehene Familie der Stadt Redbay in einem boshaften Zeitung«- artikel arg zerzaust hatte, ist, wie aus New Dork berichtet wird, von seinen LandSl-uten auf höchst merkwürdige Weise bestraft worden: man hat ihn nämlich gezwungen, seine Schmähworte buch - stäblich zu fressen! Der Zeitungsmann hatte einem Balle im Hause eines der vornehmsten Bürger der Stadt beigewohnt und tags darauf in seinem Blatte einen Ballbericht veröffentlicht; dieser Bericht enthielt unerhört kecke Bemerkungen über die Toiletten der Damen und verriet allerlei Intimes über das Be- nehmen dieser Damen im Verkehr mit den geladenen Herren. Da» Zeitungsblatt hatte kaum die Presse ver- lassen, als fast alle Manner, die dem Ballfeste als Gäste bei- gewohnt hatten, sich in oorxorv in das RedakttonSbureau begaben, ohne viele Worte zu machen den Ballbericht aus der Zeitung heraus- schnitten, dem armen Page das Papier in den Mund stopften und so lange warteten, bis er es radikal aufgegessen hatte. Page hat sich jetzt mit einer Schadenersatzklage an die Gerichte gewandt: er verlangt nicht weniger als 49 999 Mark Entschädigung, was den Beweis liefert, daß er seinen Artikel für ein höchst wider- ItcheS Essen gehalten haben muß, Die Geschichte erinnert stark an die Redaktionsgeschichten des berühmtenArizona Kicker". Cingegangsene Orudtrcbtiftaa. Vermischtes. Vom Erdbeben in GUä-LtaUen. Nach den neueren Berichten scheint das Erdbeben mehr durch seinen Umfang, als durch seine Heftigkeit bemerkenswert zu sein. Ein Teil der Bevölkerung von Calatri hat die Missionäre, welche sich vor einiger Zeit dort niedergelassen haben. für das Erdbeben verantwortlich gemacht. Die Erregung gegen die PaterS war so groß, daß sie unter dem Schutze von Truppen die Gegend verlassen mußten. Auch sonst spielt der Aberglaube unter der unwissenden Bevölkerung eine große Rolle. Man bringt das Erdbeben mit dem Erscheinen des Kometen in Zu- und IS Tage D,. WIM München ins Bayer. Hochland. 14 Anstchlcn. 80 Pf. Verein zur Förderung de» Frcnideiwerrehrs, München , 15. Jahresbericht des ArbettersetretariatS t» Nürnberg . 1909. 32 Selten. Selbstverlag, Die Teilnahme der Frau an den öffentlichen Angelegenheiten. Von Dr, P, Fleischer. 20 Ps. Verband der Katholischen Arbeitervereine, Berlin , Kaiserslr, 37, Geschäftsbericht des Arbeitersekretariatö und GewerkschaftS- kartells Bremerhabc»«. Umgegend. 1909 73 Seiten, Selbstverlag. Soziale Momente in der Berfassungsgeschtchte der Republik Siena von K, Schalk, 14 Seilen, PerchtelSdorser Buchdruckerci, Mödling . Oefterrelchisch-Böhinen. Das Elbctal von E, Wagner, 30 Ps, Landes­verband für Fremdenverkehr, Karlsruhe (Böhmen ), Experimentelle Tierquälerei an medizinischen Jnstilulen Bayerns 19001903, Herausgegeben vom Verein gegen Vivisektion und soustige Tierquälerei in München , Kommissionsverlag, A, Buchholz, 1 M, Bogelffug und Nlugmafchincn. Darstellung und Kritik der Er- findung des Krastjluges durch Natur und Technik von Dr. O. Prochnow. Verlag Th, Thomas, Leipzig . 1 M., geb. 1,60 M, Albert Schäffle »nd seine theoretisch-nationalöronomische» Lehren. Eine nationalökonomische Studie von Dr. Eugenie Fabian-Sagal. Putlkammer u, Mühlbrecht, Berlin . 3,30 M,, gebd, 4,20, Wir find die Kraft! Proletarische Gedichte von F, Freiligrath. GcdächtuisauSgabe zum 100. Geburtstage des VolkSdlchtrrS. 15 Pf. A. Gcrilch, Erlebnisse etneS Hamburger Dienstmädchens. Von Dort» Viersbeck, 1 M,, gebd, 1,80 M. Jugeudgeschichte einer Arbeiterin. Von A, Popp. Gclettwort von A, Bebel. 1 M,. gebd, 1,80 M. S. Ach» Hardt, München .