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Korden find? Damit diese Opfer des Kapitalismus nicht Hungers sterben, dazu sind die Kassen der Gewerkschaften da. Sie sind für die Arbeiter die besten Spareinlagen.(Sehr wahr! bei den Sozial- demokraten.) Der Herr Minister behauptet deinqegenüber, wir hätten kein Recht, uns alz Vertreter der Arbeiterklasse aufzuspielen. Wie froh wäre er, wenn auch nur der zehnte Teil der Preußen, die auf unserer Seite stehen, seinen Ansichten folgen würden. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Er stützt sich auf die Landtagswahlstatistik. Der Minister weiß doch aber, daß wir das geheime Wahlrecht noch nicht haben, und daß unter dem Terrorismus der herrschenden Klassen eine große Zahl von Arbeitern nicht wagen kann, öffentlich zu stimmen. Bei den Reichstagswahleu traten trotz des Hochdrucks, mit dem man gegen uns arbeitete, 23 Proz. aller an der Wahl Be- teiligten für uns ein. Das ist etwas mehr als 7 Proz. Die Zahl paßt dem Herrn Minister nicht in den Kram. Der Minister be- hauptet dann, daß in der Sozialdemokratie niemand seine An- sichten vertreten könne. Er hat jedenfalls hier die Sozialdemokratie mit den Staatsbetrieben verwechselt.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Wer dort seiner Ueberzeugung entsprechend wählt, fliegt hinaus.(Sehr wahrl bei den Sozialdemokraten.) Gerade in unserer Partei herrscht eine Meinungsfreiheit wie in keiner anderen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten, Lachen rechts.) Selbstverständlich ist, daß diejenigen, die erklären, nicht auf dem Boden des sozialdemokratischen Programms zu stehen, die Konsequenzen zu ziehen haben, und daß man sie im anderen Fall die Tür von draußen zumachen läßt.(Aha! rechts.) Sie mögen ja auch Leute in Ihren Reihen behalten, die bei den Wahlen gegen Sie stimmen. Wir können nur überzeugte Anhänger ge- brauchen. Und gerade weil die Begeisterung der sozialdemokrati- schen Arbeiter für ihre Partei so groß ist, haben wir so gewaltige Erfolge errungen, die uns auch der Herr Finanzminister nicht wird wegreden können.(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemo- kraten.) Die Vorlage wird hierauf in dritter Lesung und in der Gesamtabstimmung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten an- genommen. Die zweite Beratung des Gesetzentwurfs über die öffent. lichen Versicherungsanstalten wird nach einigen Be- merkungen des Abg. Dr. Wendtlandt(natl.) und des Ministers v. Moltke   vertagt auf Freitag 11 Uhr.(Außerdem Wahl- Prüfungen, zweite Lesung des Wohnungsgeld. «uschußgesehes, Initiativanträge.) Schluß 4H Uhr.  _ Verdlmdstfig der Kraueremrbetttr. Berlin  , S. Juni. In der heutigen Sitzung wurde die Diskussion über die Frage der Verschmelzung mit dem Verbände der Mühlenarbeiter fort- gesetzt, doch wurden neue Gründe für und gegen die Verschmelzung nicht mehr vorgebracht. Etzel sagte in seinem Schlußwort, seine gestrige Bemerkung über die Generalkommission sei von Sasscnbach mißverstanden. Die Generalkommission könne sich den Einflüssen, welche die auf den Gewerkschaftskongressen und Vor- ständekonferenzen zum Ausdruck kommenden Machtverhältnisse ausüben, nicht entziehen. Sie sei allerdings bei Entscheidung von Grenzstrcitigkeiten in einer schwierigen Lage. Dem Brauerei- arbeiterverbande gegenüber habe sie bei Entscheidung von Grenz- streitigkeiten stets loyal gehandelt. Wegen der Abstimmung über die Verschmelzungsfrage entstand eine längere GeschäftsordnungSdcbatte Mehrere Delegierte er- hoben Einspruch dagegen, daß jetzt schon die endgültige Abstimmung borgenommen werde, ehe das gemeinsame Statut beraten und an- genommen sei, denn von der Gestaltung des Statuts, besonders der UnterstützungSeinrichtungen, hänge es ab, ob der Verschmelzung endgültig zugestimmt werden könne. Ein von T r ö g e r- Berlin gestellter Antrag, die Abstimmung bis nach Fertigstellung des Statuts auszusetzen, wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag, daS Statut ohne Hinzuziehung der Mühlenarbeiter zu beraten. Dann erklärte sich der Verbandstag mit 43 gegen 14 Stimmen im Prinzip für die Verschmelzung mit dem Verbände der Mühlen- arbeiter. Weiter wurde beschlossen, die Statutenberatung gemein- sam mit den Delegierten des MühlenarbeiterverbandeS vorzu- nehmen, die zu diesem Zweck heute abend in Berlin   eintreffen. Hierauf hielt der BerbandStag eine geschlossene Sitzung ab, aus der auch die Vertreter der sozialdemokratischen Presse in einer nicht gerade taktvollen Weise hinausgewiesen wurden. Als nachmittags die Ocffentlichkcit wieder hergestellt war, hielt Genosse Robert Schmidt einen Vortrag über die ReichSver- ficherungSordnung. Seine Ausführungen fanden allseitigen Bei- fall. Ohne Debatte stimmte der BerbandStag der vom außerordent- lichen Gewerkschaftskongreß zur Reichsversicherungsordnung an- genommenen Resolution zu. t3. Gkneralversammlung der Schnhmachtr Dtntschlniids. Köln  , 8. Juni. Der Mittwoch vormittag brachte die Schlußworte von Simon i.nd Haupt und die Abstimmung über die zum Vorstandsbericht gehörigen Anträge. Beide Referenten gingen in langen Aus- Führungen auf die Ausstellungen der Delegierten ein, und Simon zeigte an drastischen Beispielen, daß viele Ortsverwaltungen ihre Formeln im brieflichen Verkehr mit dem Vorstande wirklich nicht aus Knigges Umgang mit Menschen schöpfen. Simon trat warm für die Entsendung der S t u d i e n k o m m i s s i o n nach England und Amerika   ein. Dt« Möglichkeit, die im gestrigen Bericht ge- zeichneten Flunkereien der Unternehmer mit einwandfreiem Ma- tcrial über Technik, Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Schuh- industrie der Konkurrenzländer zurückzuweisen, wiege die Kosten der Studienreise sicher auf. Di« Generalversammlung nahm denn auch den bezüglichen Antrag an. Ferner zwei Anträge, nach denen der Vorstand für die Zahlstellenfunktionäre laufend ein ge- eignetes AgitationSmaterral beschaffen und des weiteren eine Lohnstatistik unter sämtlichen Arbeiterkategorien des Berufs veranstalten soll. Der Antrag, der Berliner   Zahlstelle jährlich 1000 M. Extrazuschuß zu bewilligen, wurde dem Vorstande zur Berücksichtigung überwiesen. Abgelehnt wurde, der Filiale Wermelskirchen   ein von der Hauptkasse empfangenes Darlehen zu streichen, in Rheydt   einen besoldeten Beamten anzustellen, den Vorstand zu beauftragen, der nächsten Generalversammlung ein neues Schema für die Gewährung von Unterstützungen vorzulegen._ Mittags wurde mit der Begründung der vielen zu Punkt 3 der Tagesordnung: Statutenberatung gestellten Anträge begonnen. Die vielen zum Kapitel Kranken- Unterstützung gehörenden und ähnliche Anträge wurden schließlich einer fünfgliedrigen Kommission überwiesen. Ueber einige andere erfolgte die Abstimmung, so über die zur Jugendfrage ge- stellten Anträge. Die Generalversammlung lehnte sie ab und er- klärte, daß es wenigstens vorläufig noch nicht angebracht sei, eine Jugendabteilung mit geringen Beiträgen oder überhaupt feste statutarische Bestimmungen in bezug auf die Jugendlichen zu treffen. Die Verhältnisse lägen so verschieden in den einzelnen Orten, daß mit einer Schematisierung nicht da? Richtige zu treffen sei. Der Vorstand solle bis zur nächsten Generalversammlung ge- eignete Vorschläge unterbreiten. Die älteren Arbeiter sollen sich aber mehr um die Jugendlichen bemühen und ste für die Orga- nisation gewinnen. Bei diesen Erörterungen wurde berichtet, daß daS Offenbacher  Gewerkschaftskartell eine Jugendorganisation mit 13 Pf. festen Wochenbeiträgen errichtet habe, für die eine wöchentliche Kranken- Unterstützung von 3 M. geleistet würde. Eine Anzahl Redner mißbilligten diese Unterstützung scharf, da sie sie für geeignet hielten, nicht die jungen Leute zur Orga- utsation heranzuziehen, sondern sie eher von ihr fernzuhalten. Auch Simon wandte sich entschieden gegen diese Art der Jugend- organisation, die nicht den Beschlüssen des Parteitages und Ge- Werkschaftskongresses entspreche und wünschte, daß die General- kommission Schritte dagegen unternehmen würde. In ihrem größten Teil bezogen Beratungen und Abstimmungen sich auf interne Verbandsangelegenheiten. Ein Beschluß spricht allen Mit- gliedern das Anrecht auf Unterstützung ab, die länger als vier Wochen ohne Stundung mit den Beiträgen im Rückstände sind. Für halbe Tage wird keine Unterstützung gewährt. Ein Antrag, den männlichen verheirateten Mitgliedern die Streikunterstützung pro Woche um 2 M. zu erhöhen, wurde nach lebhaftem Für und Wider abgelehnt. Am Donnerstag werden die Abstimmungen weitergeführt. ([ehute Generalvtchmmlnng des Ientralvereins der in der At-«nd MMrelMidustne beschäftigten Arbeiter. A l t e n b u r g, 8. Juni 1810. Dritter Verhandlungstag. Auf der Tagesordnung steht die Beratung von Anträgen auf Statutenänderung. Soweit Beschlüsse gefaßt werden, betreffen sie rein geschäftliche Angelegenheiten. Die Arbcitsnachwcisfrage wird nochmals aufgerollt. Es wird dabei festgestellt, daß mit den Verbandsarbeitsnachweisen vielfach keine guten Erfahrungen ge- macht sind. Nur die Berliner   sind mit ihrem Nachweis zufrieden. Sie haben die Unternehmer zur vollen Anerkennung des Nachweises gezwungen. Die hohen Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung hätten in den besonderen Umständen, Saisonarbeit usw., ihren Grund, nicht im Arbeitsnachweis. Allseitig wird anerkannt, daß die Art der Arbeitsvermittelung nur nach den örtlichen Verhält- nissen gewählt werden müsse und die unbedingte Verpflichtung zum Verbandsnachweis nicht mehr zu halten sei. ES wurde deshalb folgendem Antrage zugestimmt: Für gewisse Branchen und Orte kann vom VcreinSvorstand auf Antrag der betreffenden Mitglieder resp. Mitgliedschaften unser Arbeitsnachweis aufgehoben und der Errichtung paritä- tischer Arbeitsnachweise zugestimmt werden. Die wichtigste der vorgeschlagenen Statutenänderungen ist die Einführung der Erwerbslosenunterstützung. Schon die Gubener Generalversammlung beschäftigte sich mit dieser Frage und vor der jetzigen ist schon eingehend in der Presse und in Versamlungen über die Frage debattiert worden. Der Ver- bandsvorstand schlägt vor, den Wochenbeitrag um 10 Pf. zu erhöhen und dafür die Krankenzuschußkasse nach drei Jahren in den Ver- band aufzunehmen. Die hohen Unterstützungen dieser Kasse können natürlich dann nicht weiter gezahlt werden. Es soll nach Zahlung von 52 Wochenbeiträgen maximal für 26 Wochen 124,86 M. Kranken- und Arbeitslosenunterstützung gezahlt werden. Arbeits- losenunterstützung soll erst vom vierten Tage ab gezahlt werden. Von Berlin   liegen Anträge vor auf Staffelung der Unterstützung gemäß der Dauer der Mitgliedschaft, Einverleibung der Invaliden- lasse in den Verband. Die Berliner beantragen auch die höchste Erhöhung der Beiträge. M« tz s ch k e- Altenburg begründet in einem längeren Referat die vom Vorstand gemachten Vorschläge. ES komme vor allem darauf an, nachdem im Beruf der Großbetrieb und die Arbeit der Ungelernten überhand genommen habe, sich diesen neuen Verhält- nissen anzupassen und vor allem diese breiten Schichten Ungelernter zu organisieren. Vielfach hätten die aber ein größeres Interesse an einem Krankenzuschuß als an der Arbeitslosenunterstützung. Dem müsse Rechnung getragen werden. Die Zuschutzkasse könne nicht mehr aufrechterhalten werden, da sie nicht mehr zu halten sei und bis jetzt nur noch dadurch existiert habe, daß der Verband Zu- schüsse und die Verwaltungskosten bezahlt habe. ES sei auch not- wendig, die Unterstützungen etwas zu schmälern und dadurch den Kampfcharakter der Organisation zu stärken. Von der dreitägigen Karenzzeit für Arbeitslose erhofft er unter anderem auch eine Sanierung der Berliner   Kassenverhältnisse. In der D e b a t t e erklären sich alle Redner(mit Ausnahme von Köhl er- Berlin, der von der Organisierung derMassen", die kein« guten Mitarbeiter in der Organisation werden, nicht viel und eine kleinere, aber entschlossene Truppe für besser hält) für die EriverbSlosenunterstützung. Viele Redner wenden sich aber zum Teil recht heftig gegen die dreitägige Karenzzeit und die Aufhebung der Zuschußkasse. Sie wollen lieber höhere Beiträge zahlen, als auf die Kasse verzichten. Nur einige Redner erklären sich mit den Prinzipien der Vorstandsvorlage einverstanden. Die Debatte wird weitergeführt._ Frau von Schönebeck  vor den Gefchworenen. Zu Beginn der gestrigen Verhandlung beantragte der erste Staatsanwalt Schweitzer den völligen Busschluf) der Oeffentlick- keit für die Presse, da einige Dinge sexueller Art doch in den Zei. tungen gestreift seien. Die Verteidigung widerspricht diesem An- trag. DaS Gericht bcschlost, die Presse auch weiter zuzulassen. Der Vorsitzende richtete jedoch an die Presse das Ersuchen, nichts von dem, was das sexuelle Gebiet berührt, zu veröffentlichen. Einem solchen Wunsch kann bei einem Prozeh, in dem da« Serrmlleben eine außerordentlich wesentliche Rolle spielt, natürlich nicht entsprochen werden. Gemeint ist vom Vorsitzenden wohl nur, daß nach Möglichkeit Namen und Details nicht mitgeteilt werden ein Verlangen, das auch ohne besonderen Wunsch von un» stets erfüllt wird. Die Vernehmung der Angetlagten bezieht sich auf ihr Verhältnis zum Hauptmann von GSben und auf die Vorgänge vom 25. Dezember. Der Vorsitzende will den Wider- spruch aufklären, der darin liege, daß die Angeklagte sagte, sie habe das ernstliche Bestreben, sich m»t Hauptmann von Göben zu verhei- raten, nie gehabt, während sie früher das Gegenteil gesagt habe. Angeklagte: Wenn er mich drängte, hatte ich wohl den Gedanken, mich mit ihm zu verheiraten. Spächir habe ich davon wieder Ab- stand genommen. Ich sagte mir, nein, ich kann nicht, und bat den Hauptmann von Göben, mich in Ruhe zu lassen. Das hing immer von meinen Stimmungen ab. Der Vorsitzende hält der Angeklagten vor, daß in ihrem Briefwechsel mit der Mutter des Hauptmann» von der Verheiratungsabsicht die Rede gewesen sei. Angetlagte: Göben hatte ich lieb und er liebte seine Mutter außerordentlich. Er sprach sehr oft von seiner Mutter zu mir und äußerte, er wtlrde sich riesig freuen, wenn ich an die alte Dam« schriebe. Da» tat ich. sie antwortete furchtbar nett und da habe ich wieder geschrieben, ohne zu überlegen, was ich tat. Wenn ich der alten Dame schrieb, die Scheidung sei bereits eingeleitet, so tat ich es, weil Göben das an die Mutter geschrieben hatte und eS ein Schlag ins Gesicht der alten Dame gewesen wäre, wenn ich ihr gesagt hätte, das sei nicht wahr. Auf die Vorhaltung, sie habe Göben gegenüber erklärt, ihr Mann sei unerträglich, erwidert die Angeklagte: Nicht ich habe das gesagt, sondern Göben fragte fortwährend und da habe ich ihm das zugegeben, um Ruhe zu haben. Der� Vorsitzende hält der Angeklagten über Fluchtpläne folgendes vor: Göben habe an einen Freund, der Direktor einer afrikanischen Gesellschaft war, geschrieben und ihn gefragt, ob er ihn unterbringen könne. Ferner hat er in einem Brief um die nächsten Reiserouten nach Schweden   und Norwegen   ersucht. Endlich seien 1366 M. in GöbenS Wohnung in der Diele unter dem Teppich gefunden. Freilich habe Göben erklärt, das Geld sei für einen Hfcrdekauf bestimmt gewesen. Angeklagte erwidert: Ueber das Geld hat Göben mir dieselben Angaben gemacht. Von einem Fluchtplan weiß ich nicht»; Gäben hat nie über einen solchen mit mir ge- sprachen. Es wird dann auf die Vorgänge am 25. Dezember eingegangen. Angeklagte: An diesem Tage war Hauptmann v.- ben bei uns von)H2 Uhr bis 9 Uhr ununterbrochen. Am Morgen hatte ich meinen Mann gefragt, ob wir nicht lieber die Einladung an Göben absagen sollten. Ich glaubte, daß mein Mann vielleicht lieber an diesem Tage allein sein wollte. Ich wußte auch, daß er besserer Laune sei, wenn nicht Fremde da seien, unv ich hatte ein Interesse daran, ihn in bester Stimmung zu erhalten. Ich sagte zu ihm: Wenn es Dir lieber ist, schreibe ich ab. Er erwiderte: Nein, da er einmal eingeladen ist, soll er kommen. Bei Tisch hatten wir eine sehr angeregte Unterhaltung. Mein Mann legte sich dann hin und wir spielten mit den Kindern. Ich habe mich sehr viel mit den Kindern beschäftigt und nicht viel um Göben gelüm- mert. Am Abend gegen 5 Uhr hat dann der Bursche, als er weg- ging, die Fensterladen geschlossen. Vors.: Nun sagt Göben, daß, che der Christbaum angezündet worden war, das Gespräch geführt worden ist. das wir gestern eingehend erörtert haben. Haben"Sie sich das noch einmal überlegt? Angckl.: Ja überlegt habe ich es mir, da? Gespräch kann aber unmöglich stattgefunden haben. Vors.: Sic haben aber bei einer Vernehmung gesagt, Sie glauben sich zu besinnen, daß Göben davon gesprochen habe, er wolle Sie jetzt befreien. Angeil.: Das müßte doch in Gegenwart der Kinder gesagt worden sein. Ich habe ja sogar gebeten, daß wir Göben geaenübergestellt werde. Warum hat man das nicht getan? StaatSamv. Ra» Poschmann: Sanitätsrat Stoltenhoff hatte dem Untersuchungsrichter mitgeteilt, daß eine Gegenüberstellung unmög- lich sei. Verteidiger R.-A. Salzmann: Ich hatte sofort nach der Verhaftung der Frau v. Schönebeck Konfrontation beantragt. Recht- lichc Vcbriilen lagen nicht vor, man hätte sehr wohl sofort die Gegenüberstellung vornehmen können. Nachher war es ja unmög- lich. Erster Staatsanwalt Schweitzer: Es lag aber auch kein Grund vor, sofort die Gegeilübcrstellung vorzunehmen. Im Gegen- teil, es lvar im Interesse der Untersuchung besser, daß es nicht gleich geschah. Nachher war es aber unmöglich. Verteidiger R.-A. Bahn: Gerade von Göben hat auch dringend um die Gegenüberstellung gebeten. Erster Staatsanwalt Schweiher: Da muß ich wider- sprechen, v. Göben hat eS ausdrücklich nicht gewünscht. Er wurde dann auch ruhiger, als die Gegenüberstellung unmöglich geworden und ihm diese Äist vom Herzen genommen war. Auf Befragen erklärt dann die Angeklagte: Als wir zu Abend gegessen, brachte ich die Kinder zu Bett. AIS   ich wieder herunter. kam, war Göben mit meinem Mann in angeregtem Gespräch. Gegen 8 Uhr merkte ich, daß mein Mann anfing, müde zu werden. Ich stand auf und ging im Zimmer umher, um Göben anzudeuten, daß es Zeit sei zu gehen. Er verstand es auch und ging. Mit meinem Mann sprach ich dann darüber, daß er am nächsten Morgen zur Jagd fahren wollte. Wenn Gäben mit meinem Mann die Jagd vorher vereinbart hatte, so war mir davon nichts bekannt. Am Abend wurden Türen und Fensterläden nachgesehen, ob sie ge- schlössen, v. Göben hielt mir dabei die Lampe  . Mit aller Entschiedenheit bestreitet die Angeklagte, daß sie die Haupttür wieder aufgeschlossen hätte. DaS hätte auch gar keinen Zweck gehabt, da die äußere Türe mit dem Schnepperschloh zu ge- wesen sei. Gäben habe, soviel sie wisse, dazu einen Schlüssel nicht besessen. Göben hat auch, wie der Brrtcidigkr feststellt, selbst er- klärt, daß er keinen Schlüssel besessen habe. Auf die Frage, ob das Fenster vom Gang au» leicht zu öffnen war, erwidert die Angeklagte: Das täeiß ich nicht, ich bin niemals durchgestiegen und habe nie jemand durchsteigen sehen. Das Fenster war dicht zugefroren. Wenn der Bindfaden nicht hielt, so hielt das EiS. Der Vorsitzende stellt fest, daß nach der Auskunft des Berliner   Meteorologischen   Instituts um 7 Uhr abend» plus ein Grad Celsius, am anderen Morgen minuS 14 Grad gewesein war. ES handelte sich also um einen der Wetterstürze, die wir voi einigen Jahren hatten. Ueber den späteren Verlauf gibt Angeklagte an: Ich legte mich zu Bett, las dann noch Zei« tungen und bin dann wohl eingeschlafen. Den Schweißhund hatte ich mit hineingenommen> weil der Ofen auf dem Korridor aus- gegangen war, und der Hund nicht frieren sollte. Wenn Göben behauptet hat, ich hätte den Schweißhund mit ins Zimmer ge- nommen, um nicht zu stören, so ist diese Aussage mir unbegreiflich. Wenn der Hund nicht in meinem Zimmer gelegen hätte, hätte er oben vor meinem Zimmer auf dem Korridor gelegen. Der Schiveiß- Hund kannte Göben genau und hat nie gebellt. Der einzige Hund, der bellte, war der Dach», der unten blieb. Nachts wachte ich auf. Es war mir, als ob ich die Haustür zuschlagen hörte. Ich nahm an, mein Mann, der zur Jagd gehen wollte, wollte nachsehen, ob neuer Schnee gefallen sei. Ich habe dann weiter geschlafen. Einen Schuß habe ich und, soviel ich weiß, auch die Mädchen nicht gehört. Der Vorsitzende hält eS für eigentümlich, daß der Knall der Tuhler Mensurpistole, deren sich Hauptmann v. Göben bediente, nicht gehört seien. Eine Probe, wie man den Schutz höre, soll noch vorgenommen werden. Auf die Bemerkung des Verteidigers Bahn, es sei doch auffällig, daß der Hund nicht angeschlagen habe, da Hunde nach dem Schießen doch anschlagen, meint ein Geschworener, daS ist nicht richtig, ein Hund wjxd zwar nach dem Schuh unruhig, aber niemals laut. Die' Frage, ob die Angeklagte nochmals in der Nacht auf. gestanden und heruntergegangen sei, verneint sie. Sie sei gegen 8 Uhr durch Fräulein Eue geweckt. Angeklagte erzählt hierüber: Fräulein Eue kam mit der Lampe   in der Hand und mit schrecklich verweintem Gesicht. Ich dachte erst, den Kindern sei etwas passiert. Da sagte Fräulein Eue: Der Herr Major hat sich erschossen. Auf da? folgende kann ich mich nicht mehr besinnen, ich verlor die Be- sinnnng und verfiel in einen Schreikrampf. Davon, daß Fräulein Eue mir dann gesagt habe, der Major sei längst zur Jagd, daß ich aber gar nicht hingehört hätte, sondern nur immer erklärt, man solle ihn mir heraufholen, ich wolle ihn sehen, weiß die Angeklagte nichts. Unwahr ist, daß Göben an mein Bett getreten und ich mit ihm leise gesprochen, insbesondere gleich gefragt habe: war er gleich tot? Wenn diese Worte gefallen wären, hätte ste ja auch Fräulein Eue hören müssen. Vors.: Richtig ist, Sie haben eS immer bestritten. Der Vor- sitzende führt dann weiter aus: Als alter Militär erscheint eS mir sehr auffallend, daß Hauptmann v. Göben zur Exzellenz hingehen wollte, um Meldung zu erstatten. DaS ist doch beim Mlitär nicht üblich, daß ein Offizier unckufgefordert zur Exzellenz geht, um etwa« zu melden. Verteidiger Rechtsanwalt Salzmann: Was soll damit der Angeklagten vorgehalten werden? Vors.: Herr v. Göben hat als feine persönliche Wahrnehmung mitteilen wollen: ?5ch habe die Frau im Wahnsinn gefunden. Und daS ist mir jeden- alls gleich aufgefallen. Verteidiger Rechtsanwalt Salzmann: Ach so, dahinter bin ich allerdings nicht gekommen. Vors.: Natürlich, Sie sind eben nicht Soldat gewesen. Verteidiger Rechtsanwalt Bahn: Diese Vermutung würde aber im Widerspruch mit den Angaben des Hauptmanns v. Gäben stehen, er habe niemals etwas gesagt, daß er bei der Angeklagten Irrsinn gefunden habe. Vors.: Es ist za auch nur eine Vermutung von mir. daß er auf diese Weise vorbeugen wollte. Verteidiger Rechtsanwalt Bahn: Aber eine solche Vermutung kann leicht bei den Geschworenen Ein. druck macheiz. Vors.: Das sollte absolut nicht der Fall sein. Wir werden daS alles eingehend durchsprechen. Es soll nichts überstürzt werden und ich bin nicht gewillt, die Angeklagte irgend wie hineinzulegen. Es bringt dann der Vorsitzende einen Brief der Angeklagten an ihren Vater l zur Verlesung, der aus dem ersten Jahre ihrer Ehe herrührt. Der .Brief lautet:.Lieber Papal Ich muß Dir etwas Furchtbares