rungSaufträgen sokvie bei Vergebung von Arbeiten der Vereine solche Firmen Berücksichtigung finden, welche die Gewerkschaften und die von diesen mit den Arbeitgebern abgeschlossenen Tarife und Vereinbarungen erkennen. Soweit schriftliche Werkverträge über die Vergebung von Ar« beitcn und Lieferungen in Frage kommen, wird den Genossen. schaften empfohlen, in diese Kontrakte eine Klausel aufzunehmen, wonach der Unternehmer verpflichtet ist. die Gewerkschaft und die zwischen diesen und den Arbeitgebern abgeschlossenen Tarife und Vereinbarungen anzuerkennen." L Genossenschaftliche Pflichten der Gewerkschaftsmitglieder. „Der Gewerkschaftskongreß zu Hamburg 1908 verweist die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und Arbeiterinnen erneut auf den Beschluß des Kölner Gewerkschaftskongresses(1908), die Genossenschaftsbewegung m Deutschland durch ihren Beitritt zu den Konsumvereinen durch Propagierung der genossenschaftlichen Ideen aufs tatkräftigste zu unterstützen. Der Kongreß erachtet die Gewerkschaften für verpflichtet, durch genossenschaftlich- aufklärende Vorträge in den Filialen und durch geeignete Artikel und Hinweise in chrer Fachpresse sowie durch Druckanschläge in ihren Bureaus und Sitzungsräumen die Werbe» tätigkeit der Konsumvereine nachhaltigst zu unterstützen. Auf Antrag der Konsumvereine ihres Bezirkes sind die ort- lichen Gcwerkschaftskartelle verpflichtet, aus Gewerkschaftern und von den Konsumvereinen bestimmten Genossenschaftern zu gleichen Teilen bestehende Kommissionen einzusetzen, die geeignete Maß. nahmen zur Förderung der genossenschaftlichen Propaganda in die Wege zu leiten haben. Die Gewerks chastskartelle können außer. dem für Vorträge und Druckanschläge sorgen, Spezialerhebungen über das genossenschaftliche Organisationsverhältnis der Gewerk- schaftsmitglieder und über die Gründe des Fernbleibens der letzteren von Genossenschaften pflegen und für geeignete Publikationen am Orte wirken." 5. Die Errichtung industrieller Arbeitsgenossenschaften. „Es wird anerkannt, daß nach dem Grundsatze der Produktion für den organisierten Konsum die über den örtlichen Rahmen hinausgehende Eigenproduktion für die Konsumvereine eine Auf- gäbe der Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumvereine und — soweit bedruckte und unbedruckte Papierwaren und Papiere in Frage kommen— der Verlagsanstalt des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine ist. Die Errichtung besonderer Produktiv- genoffenschaftcn kann daher nur gutgeheißen werden, wenn es sich handelt 1. um Vereinigungen von Genossenschaften eines Bezirks zur gemeinsamen Produktion bezw. zur Umwandlung einer Ar- beitsgenoffenschaft in eine Produktivgenossenschaft, deren Mitglieder die Genossenschaften sind; L. um industrielle Arbeitsgenoffenschaften(sogenannte Arbeiter- Produktivgenossenschaften) durch eine Gruppe von gewerk- schaftlich organisierten Arbeitern, wie solche häufig nach erfolglosen Streiks vorkommen. und wenn deren Errichtung im Einverständnis mit dem Vorstand des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine und der Groß- einkaufsgescllschaft Deutscher Konsumvereine sowie der zuständigen Gewerkschaftsleitung erfolgt. Arbeiterproduktivgenossenschaften, die ohne dieses Einver» ständnis gegründet werden, sind lediglich als Privatunternehmungen zu erachten und können keinen Anspruch auf geschäftliche Verbin- dung mit den Konsumvereinen des Zentralverbandes erheben. Die Generalkommission und dw zuständigen Gewerkschafts- vorstände verpflichten sich, ihre Mitglieder darüber aufzuklären. daß die Errichtung von industriellen Arbeitsgenoffenschaften eine große wirtschaftliche Gefahr für die beteiligten Arbeiter bringen kann und nur dann einige Aussicht auf Erfolg gewährt, wenn alle hierfür notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind, d. h. wenn einerseits für eine fachmännische Leitung und ausreichendes Be- triebskapital gesorgt und andererseits der Anschluß an den organi- sierten Konsum gesichert ist. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, so ist von der Errichtung neuer industrieller Arbeits- genossenschaften dringend abzuraten. Die Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumvereine und die Genossenschaften dagegen verpflichten sich, ebenfalls nur dann, wenn die obenerwähnten Voraussetzungen erfüllt sind, mit neuerrichteten industriellen Arbeitsgenossenschaften in Geschäftsverkehr zu treten. Ebenso verpflichten sich die Vorstände der Revisionsverbände, nur unter diesen Voraussetzungen neuerrichtete industrielle Arbeits- genossenschaften als Mitglieder in ihren Verband aufzunehmen." Mit besonderer Wärme empfiehlt der Referent die Resolution über die Hausindustrie und Heimarbeit. Bei der Heim- arbeit sei das furchtbarste, daß hier die Arbeiter gezwungen sind, ihre Kinder von frühester Jugend an auszubeuten. Am besten könne dies beurteilen, wer es am eigenen Leibe verspürt hat. Er (Redner) habe als Sohn eines Zigarrenwicklers in seiner Kinder- zeit keine freie Zeit gehabt. Wie die Heimarbeit gesundheitlich wirkt, das zeige die enorme Sterblichkeitsziffer der Kinder von Heimarbeikern. Die Genossenschaften müßten nun bestrebt sein, ist« Hausindustrie wirtschaftlich zu überwinden. Bor allem müßten die genossenschaftlichen Betriebe unterstützt werden Redner begründete dann kurz die weiteren Resolutionen und betonte zum Schlüsse, durch die Zustimmung zu den Resolutioenn erwachse den Genossen- schaftlern die Pflicht, sie durchzuführen. Den gewerkschaftlich organisierten Arbeitern möchte er zurufen:„Wollt Ihr, daß ei» wirklicher Einfluß im Sinne der Resolutionen ausgeübt wird, dann müßt Ihr genossenschaftliche Mitglieder werden." Wer die Schäden der Heimarbeit usw. bekämpfen will, der muß dies durch die Tat beweisen. Durch die Organisation des Konsums haben die Arbeiter die Macht, für Verbesserungen aus den verschiedensten Gebieten zu wirken. Mit der Annahme der Anträge dokumentieren wir aufs neue, daß die Genossenschaften eine soziale Einrichtung sind. Wir können durch sie die Auswüchse dcS Kapitalismus bekämpfen, und vermm mit den Gewerkschaften an der Hebung der Lebenshaltung des arbeitenden Volkes wirken.(Lebhafter Beifall)«. In der Debatte hebt der Vertreter der Tabakarbeiter, Eberle-Hamburg hervor, die Resolutionen und deren Ver- wirklichung bedeuteten einen Fortschritt für die Tabakarbeiter. Die Kontrolle der Waren, die heute ungenügend sei, müsse eine bessere werden. Die beste Kontrolle sei, die Waren aus den Genossen- schaftsbetrieben zu beziehen. 1 B a u e r- Berlin, Vertreter der Generalkommission, erklärk, in bezug auf den historischen Rückblick v. Elms einige Worte sagen zu müssen, v. Elm habe betont, die Resolution des Kölner Ge« Werkschaftskongresses sei ein Beweis dafür, daß die Beurteilung der Genossenschaften durch die Gewerkschaften eine andere ge- worden sei, der Unterschätzung sei eine Ueberschätzung gefolgt, Diese Schlußfolgerung halte ich nicht für berechtigt. Der Kölner Beschluß enthält ein Programm, in welchem Sinne die Gewerk- schaften bei den Genossenschaften mitarbeiten wollen. Und bei einem Programm geht man etwas weiter, als man von der gegen« wältigen Zeit erwartet. Die Gewerkschaften haben nicht daran gedacht, dckß all das in der Kölner Resolution Gesagte, nun plötzlich durchgeführt werde. Jeder Gewerkschaftler wollte damit verpflichtet sein, im Rahmen des Beschlusses für die Genossenschaften zu arbeiten. Sonst habe ich den Ausführungen v. Elms nichts hinzu- zufügen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß von beiden Seiten energisch für die Verwirklichung der Resolutionen eingetreten wird. Die Gewerkschaften haben alles getan, um die Genossen« schaften zu fördern und werden es auch weiter tun. Im Sinne der Resolution 4 wurde von den Gewerkschaften schon bisher gehandelt, Die Annahme der Resolutionen auf dem nächsten GewerschaftS- kongresse wir nur eine Feststellung dieser Taffache sein. Ich glaube, es wird die Zeit nicht fern sein, daß jeder gewerffchaftlich organi-, sierter Arbeiter auch genossenschaftlich organisiert ist. Hambacher-Erlangen verspricht sich nicht viel von der Resolution 4, die nichts verpflichtend für die Gewerk- schaftspresse vorsehe. Die große Zahl der Gewerffchafts, redakteure hätten sich bisher noch nicht sehr für die Genossen«. schaften begeistert. Dieber. Berlin nimmt die Gewerkschaftsredakteure gegen diese Angriffe, die unberechtigt seien, in Schutz. Wenn einige Gewerkschaftsblätter sich wenig mit den Genossenschaften beschäftigten. so rühre das wohl daher, daß die Redakteure zu sehr überlastet sind. In seinem Schlußwort betont v. Elm gegenüber Bauer, daß er nur gesagt habe, in Köln sei die Macht und der Einfluß von den Gewerkschaften weit höher eingeschätzt worden, als von den Ge- nossenschaftlern selbst.— Die Verpflichtung, für die Genossen- schaften Propaganda zu machen, enthalte die Resolution 4 auch für die Gewerkschaftspresse. Es gelte nun gemeinsam zu handeln, um die Resolution praktisch zu verwirklichen. Dann würden auch Er- folge erreicht, im Interesse der Gewerkschaften und Genossen- schaften. Für die Gewerkschaftsbewegung sei ein Fortschritt der Genossenschaften in der Eigenproduktion von allergrößter Be» deutung. Die Genossenschaften würden eine stetig wachsend« Macht, mit der die Gegner zu rechnen haben.'(Beifall> i Bei der Abstimmung werden sämtliche Resolutionen ein« stimmig angenommen. Vorsitzender Radestock bemerkt dazu: Durch die ein- stimmige Annahme haben wir bekundet, daß es uns Ernst um die Verwirklichung der Resolution ist. Wir erwarten aber das gleiche von den Gewerkschaften: daß sie unsere Organisation unterstützen. (Zusffmmung.)j Den � I i Bericht über die Tättgkeit des Tarifamts gibt L o r en z- Hamburg. Insgesamt dürften über 90 Proz. aller technischen Arbeiter der Genossenschaften des ZentralverbandeS z» den tariflichen Lohn, und Arbeitsbedingungen arbeiten. ES seil aber bedauerlich, daß immer noch eine recht große Zahl von Vereinen den Tarif nicht anerkannt hat. Die Beschlüsse deS Ge» nossenschaststages würden immer einstimmig gefaßt, aber nicht immer so einstimmig ausgeführt. Daß die Tarife von ein» zelnen Vereinen nicht angenommen wurden, gebe nur den Gegner» Material. ES sei zu hoffen, daß bald alle Vereine die Tarife aner- kennen. Einem Wunsche der Handlungsgehilfen, die einzelnen Ge- 99 Vereinen erwirkt hat. Nun sei immer mehr eingesehen worden, daß die Genossenschaften ein Stück der Arbeiterbewegung selbst sind. Die Unterschätzung sei nun in eine Ueberschätzung um- geschlagen. Der Referent ging dann auf die nachstehenden Antröge des Vorstandes und Ausschusses ein: Eemcinschaftliche Anträge des Vorstandes und Ausschusses des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine s zum 7. ordentlichen Konsumgenosse, lschaftstag i» München . Der siebente ordentliche Genossenschaftstag des Zentralver- fccmdes deutscher Konsumvereine am 13. bis 18. Juni erklärt seine Zustimmung zu folgenden, mit der General- Kommission der Gewerkschaften vereinbarten Beschlüssen: 1. Hausindustrie und Heimarbeit. „Hausindustrie und Heimarbeit erweisen sich sowohl in ihrer alten wie in ihrer neuen Form als eine überaus rückständige Be- triebsweise. Ihre Kennzeichen sind: lange Arbeitsdauer, niedrige Löhne. Ausbeutung der Kinder und ungesunde Arbeits, und Wohn- räume, wodurch die Arbeiterklasse wirtschaftlich und gesundheitlich schwer geschädigt wird. Die ungeeigneten Arbeitsstätten und der schlechte Gesundheitszustand der Heimarbeiter machen die Heim- arbeit zu einem furchtbaren Herd aller Infektionskrankheiten, wo- durch eine hohe Gefahr für alle Konsumenten von Heimarbeits - Produkten sowie für die gesamte Bevölkerung enffteht. Im Jnter. esse aller Beteiligten erscheint es daher geboten, der Heimarbeit möglichst den Boden zu entziehen und ihren Uebergang zur ge- regelten Betriebsarbeit in gesunden Arbeitsstätten zu fördern. Soweit der genossenschaftlich« Zusammenschluß der Heunarbeiter und Hausindustriellen diesen Erfolg verspricht, ist er zu unter- stützen. Soweit die Herstellung der NahrungS- und Genußmittel durch die Hausindustrie in Frage kommt, sind generell die hauSindu- striellen Produkte von der Bedarfsbefriedigung der organisierten Konsumenten auszuschließen. Im übrigen ist über geeignete Maß- uahmen zur Abhilfe von Mißständen und zur Reform der Heim- arbeit von Fall zu Fall zu beschließen. lieber Einleitung geeigneter Maßnahmen hat daS Sekretariat des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine und d>e General- ikommission der Gewerkschaften Deutschlands zu beraten. ES soll durch diese beiden Körperschaften für ständige Aufklärung in Ar- deiter- und Genossenschaftstreisen über die Schäden der Heim- arbeit gesorgt, es solle» die Verwaltungen der Konsumvereine vor uachteiligen Bezugsquellen gewarnt und in der Erschließung ge- eigneter Bezugsquellen unterstützt werden." 2. Strafanstaltserzeugnisse. -.1. Es kann nicht bestritten werden, daß die St r a f a n st a l t S- arbeit in ihrer heutigen Organisation, anstatt die Straf- gefangenen in Lehrwerkstätten mit moderner Technik und fort- geschrittenen Arbeitsmethoden zu beschäftigen, fast nur auf die körperliche und geistige Ausnutzung der Arbeits- kräfte bedacht ist. Die Arbeitskraft der Gefangenen wird meistens zu einem niedrigen Preise an Privatunternehmer ver- kauft, welche mit Hilfe dieser billigen Arbeitskraft minderwertige und billige Produkte herstellen, durch deren Vertrieb die reelle Warenverteilung, die Konsumenten und die freien Arbeiter gleicher- maßen geschädigt werden. Daher erscheint die Ausschaltung solcher Strafanstaltserzcugnisse vom freien Wettbewerbe und der lieber- gang der Produktion in Strafanstalten zur Herstellung des Bedarfs öffentlicher Anstalten und kommunaler oder staatlicher Vevwal- tungen in eigener Regie sowohl im Interesse der freien Arbeiter als auch des organisierten Konsums dringend geboten. Es wird deshalb den Gewerkschaften und Konsumvereinen bringend empfohlen, nach besten Kräften gemeinsam auf den Aus- Schluß von Strafanstaltserzeugnissen hinzuwirken. 2. Die Vorstände der Konsumvereine werden ersucht, bei ihren Wareneinläufen und Bestellungen keine Artikel zu kaufen, die ganz oder teilweise in Strafanstalten an- gefertigt sind, und Firmen, die in solchen Anstalten herstellen lassen oder Strafanstaltserzeugnisse in Vertrieb bringen, bei Ein- käufcn oder Bestellungen nicht mehr zu berücksichtigen. Die Gewerkschaften verpflichten sich, die Konsumvereine in diesem Bestreben durch Namhaftmachung solcher Firmen zu unter- stützen. 3. Von der Gelverkschafts- und Genossenschaftspresse wird er- wartet, daß sie die Mitgliederkrcise und das Publikum über die Schäden de? freien Wettbewerbes der Strafanstaltsarbeit aufklärt. Die gewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft und die Mit- glieder der Konsumvereine werden in ihrem eigenen Interesse drin- gend ersucht, bei allen Einkäufen, wo es auch sei, Strafanstalts- erzeugnisse stets zurückzuweisen." B, Anerkennung der Gewerkschaften und deren mit Unternehmer- organisationen vereinbarten Tarifen. „Der Vorstand des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine verpflichtet sich, den Konsunwereinen zu empfehlen, daß bei Liefe- Augenrollend, wellenmähnig, Der bekannte Löwenkönig, Oft auch Mohrenfürst genannt. War an zwanzig Jahr' verbannt. Die knappe Schilderung freilich, die er von der Entstehung seiner Lyrik macht, scheint nicht ganz verbürglich. Er stellt nämlich die Sache folgendermaßen dar:„Ich sage: Assahl spucke in die Hände, und ein Gedicht ist fertig!" Selbstironie klingt auS dem Wrief, den er zwei Duzfreunden(Herrn Boelling und Eichncann) im reinsten GeschüftSstil schickte:„Wären Sie nicht geneigt, uns einige Partiechen Rhein , und Moselwein, Kardinalessenz usw. in Konsignation zugehen lassen? Der mit Sicherheit zu erwartende günstige Ablauf der Auktion stellt bedeutende Heiterkeit und daraus hervorgehenden namhaften Konsum in Aussicht. Mit bekannter sreundschaftlicher Hochachtung..."— Freiligrath mußte seine wertvolle Zeit auf dem dreibeinigen Kontorstuhl in der Zahlen- wüste deS Geschäftslebens verbringen. Köstlich ist, wie er den Antritt eines Postens meldet.„Ende Juli trete ich ein. Ueber die bei meinem Eintritt stattfindenden Festlichkeiten wich. Du später in den Zeitungen lesen. Es wird schon jetzt allerlei ge- munkelt. Die Eisenbahn wird— wie es heißt— ihre sämtlichen Bahnhöfe ztvischen Hackney und Fenchurchstreet(wie auch nicht minder die Lokomotiven usw.) feierlich bekränzen; beim Aussteigen in der Stadt werde ich vom Lord Mahor und sämtlichen Aldermen solenne empfangen; sodann Prozession zum Kontor; Uebergabe meines(selbstredend auch bekränzten) Pultes und Schreibstuhls; Tanz auf Bury Court; grandioses Diner in London Tavana, wo- bei der alte Huth präsidiert; Ball, den ich mit der Königin zu er- offnen geruhen werde..„Mein Prinzipal," erzählte Freilig- rrath manchmal,„meint, ich zeige kein Interesse am Geschäft, wenn ich nicht bei jedem 2x2=4 einen Sprung über Tisch und Bänke mache." Als er später die Stelle verließ, nannte er dieses Er- «igniS zart den„Austritt aus der Synagoge". Am fröhlichsten wurde dem Dichter im Kinderkreise zumute. Seine kleine Garde durfte ihn mitten in seinem Schaffen um- Irähen und umbalgen, je ärger, desto lieber. Mit den Kleinen philosophierte er zu Tische, und sie benutzten ihn als braven Turn- Apparat, so daß sein Bart bisweilen„wimmerte". Einen Blick in seine Stube und in sein Herz gönnt die Briefftelle:„Otto tramanzelt um meine Füße herum, Käthe betelt um den Grimm, eind Wolf will die Bilder zum gestiefelten.Kater. Luischen aber steht neben mir und küßt meine Lenden." Nicht anders war Frei- ligrath, der Großvater. Seinen Enkelkindern sandte er immer wieder Bilder und Gedichte. EinS, ein Geburtstagsgedicht, sei hierhergesetzt: �. ,5 Lieber Hermann! Im Garten singt da« MeiSlein. ES töpft auf. Zweig usd Akislein. Und hier kommen die sieben Geißlein Mit Schwänzlein über den Steißlein. Die tirilieren Und jubilieren Und randalieren Und gratulieren Und richten einen großen Lärm an Und rufen: Vivat Hermann! Vivat Hermann immerdar, Jetzt und viele, viele Jahr, Immer frisch und wohlgemut, Immer wacker, immer gut. Immer fleißig— mäh, mäh, mäh!--- Ueber seinem ABC. Ueber Bild und über Schrift Mit dem edlen Schieferstift l Aber mutig auch und keck Hoch zu Roß und hoch am Reck! Ja, mutig! Einer, dem'S nicht graut, Wenn der Wolf durch's Fenster schaut! Ein braver Knab'. ein tücht'ger Mann, Der Seinen Glück— und so fortan! BiS dereinst— Piep, sagt das Meislein; Mäh, mäh! sagen die Geißlein;— Er dasitzt als ein eisgraues Greislein. So eins, lieber Junge, wie Dein Dich liebender und mit Meislein und Geißlein Dir vom Herzen glückwünschender Großpapa. Wäre Freiligrath nicht mit diesem Frohsinn begnadet gewesen, er wäre nicht so aufrecht und kühn geblieben unter der Wucht der Bitternisse, die ihm das Leben zu tragen gab. Aber er war heiter.„Es ist ein trostloser Zustand," schreibt er 1340,„wenn man keine Tränen hat für sein Leid— ich habe eine solche Zeit gehabt I Aber noch schlimmer denk ich'S mir, wenn einem daS Lachen ausgeht." Und 1870 schreibt er nochmals:„Wir wollen das Lachen nicht verlernen." Wenige Tage noch vor seinem Tode sagte er mit der ganzen Anschaulichkeit seiner Frohnatur:„Ich stehe wie ein Student aus der Mensur, und mein Gegner ist der Tod." Am Ende ist Freiligrath der Sieger geworden, denn er lebt heute noch in uns und wird weiter wirken als der fröhliche Kämpe, der er war. Sein Trotz und seine Heiterkeit gehörten zu- sommen. DaS hohe Rebellentum schöpft seine Kraft nicht aus dem Mitleid und nicht aus der Rachlust. ßS ist nichts anderes als der Ausdruck gehemmter Welffreudigheit.— . Qolei 8aiti2Q(& Kleines feirilleton* Eine nene Minenlampe ist auf der Abteilung für angewandte Chemie auf der Brüsseler Weltausstellung zu sehen. Sie ist ein eng- lischeS Fabrikat, von dem man sich außerordentlich viel verspricht. Bekanntlich besteht die einzige Möglichkeit der Verhütung von unter- irdischen Explosionen, den sogenannten schlagenden Wettern, in!der Erkennung von noch so geringen Mengen der leicht entzündlichen Grubengase. DaS neue Verfahren besteht darin, daß neben dem Docht der Minenlampe ein nicht verbrennbarer Stist angebracht ist, der schon beim Vorhandensein von 6 Proz. gefährlicher Gase leicht zu glühen anfängt und dem Mnenarbeiter ein absolut sicheres Warnungssignal gibt. Hoffentlich bewährt sich die Erfindung, die allerdings nicht allein hinreicht, daS Leben der Bergarbeiter zu sichern. Dazu ist in erster Reihe eine vollständige Reorganisation der ganzen Bergwerksbetriebe nötig. Röntgenstrahlen und Perlenfischerei. Die'Perlenfischerei im Roten Meer , dem Golf von Persien und der Meerenge von Manaar (Indien ) hat eine vollständige Umwälzung erfahren. Der alte Vor» gang bei der Perlenfischerei ist ja bekannt; Taucher, die höchstens ein bis anderthalb Minuten unter Wasser bleiben konnten, rissen in der Hast so viel wie möglich von den Schalentieren von den Bänken hinweg, auf denen sie am Meeresboden wachsen. Unter der Beute befand sich jedesmal eine sehr große Anzahl Muscheln, die entweder noch gar keine Perlen oder Perlen in geringer EntWickelung enthielten. Nach dem neuesten Verfahren werden die Muscheln von berufsmäßigen, mit Taucheranzügen versehenen Perlenfischern sorgfältig in schmalen langen Kästen gesammelt, die so eingerichtet find, daß sie unter einem Röntgenapparat hindurch passieren können, sobald sie einmal ans Tageslicht gebracht werden. Die Schale ist in einem Grade durch- leuchtbar, daß jede inwendig vorhandene Perle ganz genau nach ihrer Größe erkannt wird. Ist sie nicht groß genug, so wird sie wieder ins Meer versenkt und erst heraufgeholt, wenn sie bis zur gewünschten Größe gewachsen ist. Auf diese Weise wird der un« geheuren Verwüstung der Perlenbänke Einhalt geboten. Theater. Kammerspiele. Sommergastspieldirektion Geher: „L i e b e s w a l z e r", Schauspiel von Henry Bataille. — Im ersten Teil des Stückes gab es zerstreute Ansätze, die auf die Absicht einer ernsthafteren psychologffchcn Problemstellung zu deute» schienen. Ein Aristokratenftäulcin, die etwas besseres als die her, gebrachte Standesehe ersehnt, hat sich mit überschäumendem Jdeali» sierungstrieb in ihren jungen Musiklehrer verliebt. IleberBrüsfig der platten, leeren Eleganz ihrer Umgebung, erblickt sie in dem gut, htrzig emfgchLh kjMjch UlWÄfLMl LlüIÄVK der gWä in feioso
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