«vlsevschaste» Mch SefonSetS zv SirMchkeN. mW diesem Verbände ortliche Vertrage abzuschließen, habe das Tarifamt nicht ent. sprechen können, da dies schon durch die Mainzer Resolution ae- schehen sei. Eine Debatte schließt sich an diesen Bericht nicht. Die Ausscheidenden Mitglieder des Tarifamtes werden wiedergewählt. Den Bericht des Ausschusses erstattet v. Elm- Hamburg . Differenzen irgendwelcher Art mit dem Vorstand seien nicht vorhanden. Der Ausschuh sei mit der Tätigkeit des Bor- standes voll einverstanden. „„�Die Kassenabrechnung deS Zentralberbands, die mit 76 911,05 M. in Einnahmen und Ausgaben balanziert, wird als richtig anerkannt und der Voranschlag für 1911 genehmigt. DaS turnusmäßig ausscheidende Vorstandsmitglied Lorenz. Hamburg wird wiedergewählt, desgleichen die turnusmäßig aus- scheidenden Ausschußmitglieder Prof. S t a u d i n g er. Darm- stadt, v. Elm- Hamburg und P r o b b i g- Zwickau . Damit waren die Arbeiten des Genossenschaftstages beendet. Der nächstjährige Genossenschaftstag findet in L er pz,g statt. Frau von Schönedeck vor den Geschworenen. Am gestrigen, neunten VerhandlungStag wurde wiederholt die Oeffentlichkeit während der Besprechung geschlechtlicher Verhält- nisse ausgeschlossen. Zum Schluß der Verhandlung machte der als Entlastungszeuge geladene Major Tubschewski die Angeklagte be- lastende Aussagen. Die Verhandlung mußte wegen Unwohlsein der Angeklagten vertagt werden. Eingehend wurde das Stubenmädchen Lukat und die Wirt- schafterin Eue vernommen. Beide Zeuginnnen bekunden, die An- geklagte hat sich viel um die Wirtschaft gekümmert, auch wenn die Köchin fortgegangen war. selbständig gekocht. Auch mit den Kindern beschäftigte sie sich viel. Meist war sie recht freundlich, aber wechselte in ihren Stimmungen. Sie war häufig krank und litt sehr an Kopfschmerzen. Krampfanfälle haben die Zeuginnen nicht beobachtet. Vorgelegt wurden ein Paar Strümpfe, die die Nummer 11 tragen, aus denen aber die weitere Zeichnung heraus- geschnitten ist. Es sollen das die Strümpfe sein, die nach Angabe von Göbens die Angeklagte ihm gegeben habe, um die Spur der Hunde abzulenken. Die Zeuginnen sind nicht in der Lage anzu- geben, ob das Paar Strümpfe des erschossenen Majors waren. Der Hund Hirschmann habe oben oft auch im Schlafzimmer der An- geklagten geschlafen. Der Zeugin Lukat sind Herrenbesuche nicht aufgefallen. Die Zeugin Eue weiß, daß Herren öfters von der An- geklagten empfangen wurden. Sie hatte angenommen, die An- geklagte habe eine leichte Art im Verkehr mit Herren. Die Grenze desZulässigen, habe sie aber angenommen, werde nicht überschritten. Im Verkehr mit von Gäben sei sie zuerst als Deckadresse, später als Zuträgerin benutzt. Daß Nachts Herren das Schlafzimmer der Angeklagten teilten, wußte auch diese Zugin nicht. Trink- gelder hat sie von Göben oder der Angeklagten nicht erhalten. Als am 14. Dezember die Angeklagte nach Königsberg fuhr, hatte sie der Zeugin aufgetragen, Briefe an sie unter der Adresse„Haupt- mann von Gäben, Königsberg, Hotel Continental" zu senden. Gegen die Vereidigung des Fräulein Eue erhebt der Staats- anwalt Widerspruch, da sie im Verdacht der Begünstigung stehe. Justizrat Sello wendet sich mit Entschiedenheit gegen diese An» nähme. Das Gericht tritt ihm bei und vereidigte auch die Zeugin Eue. Apothekenbesitzer DouS(Allenstein ) bekundet: von Göben hat mir erzählt, sein Bruder brauche Arsenik zur Vernichtung von Fischen und Raubzeug und hat sich wiederholt auf Grund eines polizeilichen Erlaubnisscheines Arseniklösungen anferftgen lassen. Die tötliche Dosis Arsenik beträgt 0,1 Gramm. Von Göben erhielt 50 Gramm, ein Quantum hinreichend, 4— 500 Menschen zu töten. Daß man einem Mann eine erhebliche Menge der Arsenik halten- den Lösung in den Kaffee beimischen könne, ohne daß er es merkt, halte ich für ausgeschlossen. Schlossermeister Rinuth weiß nichts davon, daß die Angeklagte außer den Briefen eine Mappe, in der sich das Testament befand, aus dem Schreibtisch herausgenommen habe. Friseur Sikorski bekundet, daß von Göben bei ihm am 24. Dezember um 4 Uhr nachmittags die MaSke gekauft habe. Bei dem Hauptmann Schwind hat sich kurz vor Weihnachten von Göben über die nächste Reife- route nach Schweden und Norwegen orientiert. Die Verteidigung hebt hervor, daß beide Länder wegen Mordes ausliefern, und gegen die Ableitung einer Fluchtabsicht auf Erkundigung auch der Um. stand spreche, daß dann ein Zeuge dagewesen wäre, der von der Reise gewußt hätte. Nächster Zeuge ist der jetzige Kaiserk. Ottomanische Oberst« leutnant Tupschewski aus Adrianopel , der lange Jahre Äbteilungs- kommandeur des Hauptmanns von Göben war.— Vors.: Was haben Sie fiir Ansichten über Hauptmann von Göben in Person- licher und dienstlicher Beziehung?— Zeuge: Hauptmann v. Göben waripersönlicheinihochanständiger, vornehmer Charakter, dem ich nichts Äünstlerträumen lebt, ein Wesen neuer, höherer Art. Seine lei» tungsbedürftige Weltfremdheit vermehrt nur noch den Reiz, ruft mit dem Enthusiasmus der Bewunderung zugleich die in ihr schlum- mernden Instinkte mütterlicher Fürsorglichkeit wach. Sie sagt sich von den Eltern loS und begleitet den Erwählten nach Paris . Die Perspektive auf ein bewegte? Seelendrama: auf eine Des- illusionisrung im täglichen Zusammenleben und ein verzweifeltes Ankämpfen des Mädchens gegen die trostlos graue Ernüchterung deS Gefühls tut sich auf. Ein Dichter, etwa von den Qualitäten Sven Langes in den„stillen Stuben", hätte der Situation eine Fülle sich steigernder, in gedämpfte Tragik ausklingender Züge abgewinnen können. Indes Bataille lenkt von den Bahnen innerer Entwickelung nach ein paar tastenden Versuchen eiligst wieder ins bewährte Schema traditioneller Bühnenmache ein. Sein Musikus, als sei eS an dessen sonstigen Mängeln nicht genug, muß obendrein den abgeschmackten Theaterstreich begehen, seinem neuen Gönner und Chef aus kindlichem Gemüte zweihundert Franks zu stehlen, um der Geliebten ein Klavier dafür zu mieten— und der Chef, ein Dutzend-Don Juan, wird als der Störenfried des Bundes her. beizitiert. Ein bequemes und erprobtes Mittel, für dessen Verwen- dung der Hausrat effektvoller Drapierung, wie man ihn noch immer in Paris beliebt, billigst zu Gebote steht.Das schwärmerisch« Fräulein findet in dem unverschämten Antrag des Herrn, der über- dies der Gatte ihrer besten Freundin ist. an sich nichts Empörendes,- nur einen Irrtum in der Adresse, worüber sie als Weltdame ihm einen ironisch pointierten Vortrag hält. Er bittet um Verzeihung und verliebt sich dann nur um so stürmischer. Im dritten Akt ein neues wildes Liebeswcrben und Widerstand der innerlich bereits besiegten Nelly, im vierten Akt dasselbe da capo. Ncllh hält Reden, wie entsetzlich eS ist, wenn man die erste Liebe, die man ewig glaubte, im Herzen sterben fühlt, läßt ihren Musikus den Liebes- Walzer spielen und schießt sich mittlerweile im Nebenzimmer tot. Ellen N e u st ä d t e r gab in der Rolle Proben ihres bei be- grenztem Umfange großen Könnens. Die Zärtlichkeit, der mütter- liche Stolz auf ihren Liebling, das schmerzliche Ringen mit der Leidenschaft kam warm und aus der Tiefe quellend in klangvoller Sprache zum Ausdruck. Paul Otto gelang es, der blassen <!ebe mannfigur ein individuelles eindringliches Gepräge zu ver» leihen. Der Beifall, den das Stück fand, hielt sich in mäßigen Grenzen- dt* Notizen. — Dr. Otto Briesemeister , der berühmte Tenorist und hervorragende Wagnersänger, ist— 44 Jahre alt— am Donnerstag gestorben; er sollte demnächst cm der Berliner Gura-Oper mit- tvirköi. BöseS zukrauen bürde.— Vors.: Erzählte er gern phantastische Geschichten und machte sich wichtig mit seinen Kriegserlebnissen?— Zeuge: Er war viel im Auslande, hatte den Burenfeldzug mit- emacht und war auch in Mazedonien . Er hatte dort andere Ver- ältnisse kennen gelernt wie hier in Deutschland . Er hat auch seinen Taten vielleicht mehr Wichtigkeit beigemessen, als ihnen in Wirklichkeit zukam. Von der Arbeit, die er im Auslände geleistet, war er sehr eingenommen. Er übertrug gern seine Ansichten von der Praxis, die er im Auslande gesammelt, auf deutsche Verhält- nisse. DaS stimmte natürlich meist nicht, weil ein Feldzug in Mitteleuropa unter ganz anderen Verhältnissen vor sich geht, als ein Feldzug in Südafrika . Er wollte aber trotzdem diese seine An- schauungen gern auf Deutschland übertragen und hat sich mit seinen Ansichten immer mehr beschäftigt und sie hier einzuführen versucht. Ich kann aber nicht sagen, daß er direkt renommierte. Er war nur für mich das, was man einen schwierigen Unter- gebenen nennt. Er war nicht leicht zu behandeln. Sein Charakter war fest, aber etwas, wie wir in Ostpreußen fagen,„storr". Er hatte manchmal ganz eigenartige Ansichten, wir sind auch hin und wieder aneinandergeraten. Er wollte in der deutschen Armee Ver- Hältnisse einführen, die dienstlich hier überhaupt unmöglich sind. Es bestand zwischen uns beiden ein freundliches, aber kein freund- schastliches Verhältnis. Ein freundschaftliches Verhältnis in der deutschen Armee ist ja dienstlich zwischen Vorgesetzten und Unter- gebenen sehr selten möglich. Wenn ich also sage, daß er ein schwierig zu behandelnder Untergebener war, so erkenne ich andererseits an, daß er ein tüchtiger Mensch war, und so lange er nicht von Leidenschaft beherrscht war, sogar außerordentlich tüchtig. Vor allem kam er auch mit seiner Mannschaft sehr gut aus. Er war eine durch und durch vornehme Natur.— Vors.: Aenderte sich das nachher im Laufe der Monate?— Zeuge: Jawohl, das hat sich geändert. Ich habe ihn deswegen auch zur Rede gestellt, wie es meine Pflicht war. Ich war es zufälligerweise, der ihn mit der Angeklagten bekannt machte. Es war auf einem Maskenball bei Exzellenz Scotti. Da der verstorbene Major von Schönebeck ungefähr in demselben Dienstalter war, wie ich, war es natürlich, daß wir die Damen gegenseitig austauschten. So kam es, daß ich Frau v. Schönebeck zu Tisch führte. Ich entsinne mich noch, daß Frau v. Schönebeck plötzlich zusammenzuckte und mich fragte: Wer ist der Herr dort? Hauptmann v. Göben trug an diesem Abend einen Matrosenanzug. Ich ftagte Frau v. Schöne- beck: Meinen Sie dielleicht den Herrn im Matrosenanzug? Ja- wohl, sagte sie. Ich antwortete: DaS ist Hauptmann v. Göben, einer meiner Offiziere. Am nächsten Tage traf ich Hauptmann v. Göben und sagte ihm: Nehmen Sie sich in acht, Frau v. Schöne- beck ist verheiratet, hüten Sie sich vor dem Feuer. Da sagte er: Ich gehe zwar jetzt zum Kaffee zur Frau v. Schönebeck, aber Sie täuschen sich, ich bin gewappnet, mir kann eine Frau überhaupt nichts anhaben. Ich wußte damals noch nicht, auf was sich das bezog. Nachher ließen seine dienstlichen Leistungen mehr und mehr nach und ganz zufällig erfuhr ich, daß Frau v. Schönebeck gemein- sam mit ihm in Schwarzort war. Das machte mich stutzig und ich stellte ihn privatim zur Rede. Da sagte er: Herr Major, wag Sie denken, ist nicht der Fall. Im Manöver ist mir auch aufgefallen, daß er für seine Leute nicht genügend sorgte. Ich bin dann am 27. September 1907 auf drei Monate auf Urlaub gegangen und bin erst am 27. Dezember von diesem Urlaub zurückgekehrt, nach- dem die Tat geschehen war. Am 23. Dezember verhaftete ich Göben. Er war bei der Ver- Haftung sehr gefaßt. Wir trafen ihn in Zivilkleidung in seinem Zimmer und er machte den Eindruck, als ob er die Verhaftung schon erwartet hätte. Er hatte alles schon geordnet, und meine Frage, ob er etwas am Herzen hätte, was ich ihm noch besorgen könnte, beantwortete er ablehnend. Daraufhin haben wir ihn ins Arrestlokal transportiert. Er hat keine Schwierigkeiten gemacht. Er ist ganz ruhig und verständig gefolgt. Er hatte mich seinerzeit gefragt, wie er sich zu Frau v. Schönebeck zu stellen hätte. Es sei ihm verboten worden, mit ihr in Verkehr zu treten. Daraufhin sagte ich ihm, daß er diesem dienstlichen Befehl selbstverständlich streng nachkommen müsse. Am 29. Dezember habe ich ihn über- Haupt nicht gesehen. Am 30. Dezember ist er vom Oberstabsarzt Dr. Ebner untersucht worden, und zwar wegen der Narben im Gesicht. Er mußte sich entkleiden. Kurz vor Beendigung der Untersuchung bat mich Göben, er hätte mir doch noch etwas zu geben. Dann sagte mir der ihn untersuchende Arzt, daß Göben nicht normal sei. Am 30. Dezember nachmittags gab uns Göben an, daß in seinem Ofen eine verbrannte Maske und unter dem Teppich die Summe von 1300 M. liege, die für einen Pferdekauf bestimmt war.— Vors.: Wissen Sie etwas von dem Pferdekauf? — Zeuge: Göben hatte mit seinen Pferden Pech. Die Pferde wurden ihm blind und der Ankauf eines neuen Pferdes war nötig. Aber er hätte damit warten können, denn Weihnachten kauft man keine Pferde. Als ich mit ihm diese Unterredung hatte, war eS ganz dunkel und die ganze Stimmung veranlatzte mich, ihm zu sagen:„Göben, ich habe Sie immer für einen anständigen und ehrlichen Kerl gehalten. Nehmen Sie sich zusammen. Zeigen Sie sich als offener und ehrlicher Offizier und gestehen Sie, Sie sind der Mörder des Majors v. Schönebeck? Wollen Sie nicht der Wahrheit die Ehre geben und bekennen?" Da wandte sich Göben zu mir um und sagte:„Herr Major, ich danke Ihnen für Ihre liebenswürdigen Worte und ich habe Sie auch immer für einen anständigen Borgefetzten gehalten. Ich kann aber nicht sprechen, ehe die Frau nicht spricht."— Vors.: Das ist ja alles ganz neu.— Zeuge: Ich habe mir diese Worte genau aufgeschrieben, weil sie mir wichtig erschienen. Ich habe genau notiert:„Göben versichert in diesem Augenblick tief ergriffen mit zitternder Stimme: Herr Major, ich danke Ihnen für Ihre günstige Meinung, aber ich kann nicht sprechen, bevor die Frau nicht gesprochen hat." Das sind die Worte, die ich mir wörtlich notiert habe. Diese Worte kann ich beschwören. KriegSgerichtsrat Konradi wandte sich noch einmal um und fragte, ob er ihm noch etwas zu sagen habe. Er stand auch unter dem Eindruck, daß hier ein halbes Geständnis vorliegt. Aber Göben wandte sich schroff um und sagte: Herr Kriegsgerichts- rat, ich habe Ihnen überhaupt nichts zu sagen. Ich fuhr dann mit Kriegsgerichtsrat Konradi zum Hotel„Kronprinz" zurück. Unterwegs sagte mir ab�r KriegSgerichtsrat Konradi, er könne mit WannowSki dort nicht zusammentreffen, weil dort zu viele Re- porter seien, die gleich etwas merken würden. Ich setzte ihn unter- Wegs ab und ging ins Hotel„Kronprinz". Dort gelang es mir, die Reporter abzuwimmeln, und ich erzählte Wannowski, was Göben gesagt hatte. Darauf sagte Wannowski: Dann müssen wir morgen ihn z» einer Aussage zwingen. Auf meine Frage, weshalb gerade morgen früh, antwortete er: Das beruht auf meinen journalistischen Erfahrungen, da ein gebildeter Mann nach einer zweifellos schlaflosen Nacht am leichtesten geneigt sei, ein Ge- ständnis zu machen. Ich sagte, daß ich das nicht veranlassen könne, da ich nur Beisitzer sei. Kriegsgerichtsrat Konradi war im Weinrestaurant Wolff abgestiegcn. Dorthin fuhr ich mit Kriminal- kommissar Wannowski. Konradi war derselben Ansicht wie Wan- nowski. Kriminalkommissar Wannowski meinte auch, daß eine Menge Arbeit erspart werden könnte beim Suchen nach der Pistole, die Wannowski in der Alle vermutete. Wir fuhren am nächsten Morgen zwischen �>3 und 8 Uhr zur Vernehmung Göbens. Vors.: Sie sprechen immer vom 30. Dezember. Aber am 30. Dezember hat doch noch eine Vernehmung Göbens stattge- funden. Zeuge: Es ist bestimmt am 30. Dezember gewesen. Herr Wannowski sagte zu mir noch: Da erzählen Sie mir nichts neues. Maske und Geld haben lvir schon gefunden. Es hatte eine Haus- suchung in der Göbenschen Wohnung stattgefunden und da hatte Kriminalkommissar Wannowski unabhängig von den Göbenschen Angaben die Sachen gefunden. Er erzählte mir noch, daß das Geld unter der Treppe gelegen habe. Diese Sache stehe fest, es iei nicht daran zu rütteln. Bors.: Nun kommt die Vernehmung vom 31. De- zember morgens. Zeuge: Ich holte am Morgen Kriegsgerichtsrat Konradi im Schlitten ab. Wir fuhren dann nach dem Hotel Krön- prinz, um Kriminalkommissar Wannowski abzuholen. ES war verabredet, daß Kriminalkommissar Wannowski die Vernehmung vornehmen sollte. Wannowski nahm nicht direkt eine Vernehmung Göbens bor, sondern es war mehr ein Zwiegespräch zwischen den beiden. Er knüpft- an das an, was mir Göben am Tage vorher gesagt hatte. Kriminalkommissar Wannowski: Wollen Sie nicht gestehen? Zuerst wollte Göben nichts sagen. Nach längerem Hin und Her sagte er: Ich kann nicht sprechen, wenn nicht vorher Iran von Schönebeck gesprochen hat. Nun redete Wannowski auf ihn ein und sagte: Die Sache hat sich so und so abgespielt. Sie sind über den Zaun geklettert, haben das kleine Fenster aufgestoßen und sind hineingeklettert. Auf eine Zwischenfrage, ob� er vorher den Bindfaden abgeschnitten habe, erwiderte Gäben: Nein, das habe ich schon am Nachmittag getan. Kriminalkommissar Wannowski� fuhr dann fort: Und dann sind Sie eingestiegen? Jawohl, erwiderte Göben. Wannowski sagte weiter: Und dann ist Ihnen Major vo» Schönebeck entgegen getreten und da haben Sie ihn erschossen! Nein, antwortete Göben, der Major muß schon das Licht aufgedreht habe», als ich einstieg oder als ich das Zimmer betreten wollte. Kriminal- kommissar Wannowski sagte dann weiter: Und da haben Sie die Pistole erhoben und haben ihn niedergeschossen? Göben erwiderte darauf: Nein, das würde ja Meuchelmord sein. W'e hätte ich als Offizier ihn so einfach niederschießen können! Als ich eintrat, so fuhr Gäben fort, kam mir der Major schon entgegen. Ich wollte noch rufen, Herr Major, Herr Major, aber in demselben Augenblick hob er die Pistole, schlug an und da schoß ich ihn tot. Das war für mich von Interesse, weil damit Göben zwar nicht schuldlos wurde, aber weil ihn dos in meinen Augen in gewisser Beziehung ent« lastete. Ob er gesagt hat, daß Major von Schönebeck versucht habe. abzudrücken, oder ob er nur angeschlagen habe, weiß ich nicht. Aber wesentlich war mir, daß er erst im nächsten Moment abgeschossen hat. Göben wurde dann dort gefragt, wie er hinausgegangen sei; er antwortete, daß er die Haustür von innen aufgeschlossen und hinter sich zugeschlagen habe. Vors.: Wurde ihm nicht vorgehalten, daß Frau von Schönebeck das Verhältnis zu ihm schon eingestanden habe? Zeuge: Ich glaube nein. Vors.: Kriminalkommissar Wan- nowski hat doch aber seine Vernehmung mit dem Hinweis darauf begonnen. Zeuge: Ja. das kann sein, es ist mir auch so, als ob Kriminalkommissar Wannowski gesagt hat: Das Verhältnis mit Frau von Schönebeck ist mir bekannt. Die ganze Verhandlung war so dramatisch, daß mir alle Aussagen Göbens im Gedächtnis■ blieben. Gäben war sehr aufgeregt, er ging hin und her und bat mich auch, ihm zu erlauben, sich eine Zigarette anzuzünden. Er tat einige Züge und warf sie dann weg. Am Schluß sagte er: Ich bin schuldig, Frau von Schönebeck ist unschuldig. Bitte lassen Sie die Frau ganz aus dem Spiel. Vors.: Er hat also alles auf sich genommen? Zeuge: Ja..r-» Inzwischen hat die Angeklagte mehrmals nach Wasser derlangt. Sie faßt sich krampfhaft ans Herz, ist leichenblaß geworden und sagt: Mir wird so schlecht. Der Vorsitzende läßt eine Pause von 10 Minuten eintreten. Die Angeklagte wankt beim Hinausgehen und mutz von ihrem Ehemann und dem Verteidiger R.-A. Bahn mehr getragen als hinausgeführt werden. Als die Verhandlung wieder aufgenommen werden soll, erklärt die Verteidigung, d,e An- geklagte sei vollständig erschöpft und außerstande, der Verhandlung weiter zu folgen..„„- �» r_-t Die Sitzung wurde darauf aufgehoben und auf heute früh achteinhalb Uhr vertagt._ 11. Generalversammlung des Deutschen Kuchbindtt' verbnudes. Erfurt . 14. Juni 1910. Der zweite VerhandlungStag brachte zunächst die Referate über„Beitrags- und Unterstützung?- fragen" und„Jugendorganisation". Ueber ersteren Punkt spricht Haueisen-Berlin . Er führt auS, daß man heute überblicken könne, welche Wirkungen die Nürnberger Beschlüsse betreffs Ein- führung der Staffelbeiträge und Aenderung der Unterstützungs- einrichtungen gehabt haben. Es hat sich herausgestellt, daß besonders die Beiträge der weiblichen Mitglieder fast ganz«n Form von Unterstützungen wieder zurückgezahlt werden; da? sei aber keine gesunde Finanzgebarung. Mindestens 25— 83 Proz. der Beitrage seien notwendig, um Reserven für den KampfcsfondS zu sammeln. Wie sich das Ergebnis der Untersttitzung aus den einzelnen Wer« trag berechnet stellt, zeigt folgende Aufstellung:_ Davon wurden verausgabt: SS Beitrag pro Pf. für Unter- stützungen Pf. für örtliche Aus. gaben IS Proz. Pf. Agt- tation, Ver. waltung usw. Pf. Ver. bands- organ Pf. Summa Pf. ES bleiben von 1 Beitrag mehr Pf. weniger Pf- 20 30 30 50 60 S.4 18,9 9.0 17,8 28,9 8.0 4.5 4,5 7.5 9,0 5.1 5.1 5.1 5.1 5.1 2.9 2,9 2,9 2,9 2.9 19*4 81,4 21,6 83,3 45,9 Och 8,5 16,7 14,1 M I Die 1. Klasse bringt für die Reserven der Organisation also nur noch einen Ueberschuß von 0,6 Pf. pro Beitrag, während die 2. Klasse für weibliche Mitglieder sogar einen Zuschuß von 1,4 Pf. pro Beitrag benötigt. Die 3. Klasse bringt einen Ueberschuß von 16,7 Pf. und die 4. einen solchen von nur 14,1 Pf. pro Beitrag. Wenn wir die Berechnung, so wie sie in der zuletzt gezeigten Uebersicht gemacht ist, auf Berlin allein ausdehnen, so ergibt sich, daß für jeden Beitrag, der dort in der 1. Klasse geleistet wurde, ein Zuschuß von 2,4 Pf. und für jeden Beitrag, der in der 2. Klasse von den weiblichen Mitgliedern geleistet wurde, gar 7,1 Pf. Zuschuß benötigt wurden. In der 3. Klasse blieb von jedem Beitrag ein Ueberschuß von 18,3 Pf. und in der 4. Klasse gar nur ein solcher von 4,3 Pf. DaS Endergebnis für die Berechnung für Berlin ist. daß einer Einnahme an Beiträgen von insgesamt 123 233 Mk. eine Ausgabe für Unterstützungen aller Art, an Ver» waltungskosten und für das VerbandSorgan von 126 242 M. gegen- überstehen, somit ein Zuschuß aus den Mitteln der Allgemeinheit von über 3000 M. notwendig war. Dabei sind in den Ausgaben nur 1853 M. für Streiks und Lohnbewegungen enthalten. Da die Zahlstelle Berlin etwas über 26 Proz. der Mitglieder in sich schließt, ist feststehend, daß der finanzielle Unterbau unserer Orga« nisation einer Besserung absolut bedarf. Bereits auf dem Nürnberger Verbandstage wurde befürchtet, daß die Unterstützungssätze im Verhältnis zu>dcn Beiträgen zu hoch seien. Diese Befürchtung ist eingetroffen. Nun gilt es. Mittel und Wege zu finden, um das Gleichgewicht wieder her, zustellen. Der Vorstand schlägt deshalb eine winzige Beitragserhöhung in der 2. Klasse der weiblichen Mitglieder vor; der Beitrag soll von 30 auf 35 Pf. erhöht werden. Ferner soll die letzte Beitragsklasse von 60 auf 80 Pf. gesteigert werden, dach sind in diesem Beitrag bereits 1b Pf. für die obligatorische Einführung einer Invaliden, Versicherung mit verrechnet. Redner betont, daß die Jnvnlibenvcrsichcrnng stets der Wunsch bieler Verbandskollegen gewesen sei. Bereits im Jahre 1874 brachte man auf einer Tagung in Frankfurt derartige Anträge ein. Diese führten dazu, daß eine fakultative Invaliden« Versicherung entstand, aber bald wieder zu Grabe getragen werden mußte, weil die finanzielle Unterlage dafür fehlte.— Auf der Berliner Tagung im Jahre 1900 wurde der Sache wieder erwähnt und auch der Dresdener Vcrbandstag beschäftigte sich mit dieser trage; doch hielt man die Einführung der Arbeits-losen- und rankenunter st ützung zunächst für wichtiger. Im Jähre 1907 fand dann eine Urabstimmung dieses neuen Unterstützungs- zweiges statt. Das Resultat war, daß 3764 männliche Mitglieder sich für die Einführung erklärten, während außer den weiblichen Mitgliedern 3671 männliche Mitglieder sich ablehnend dagegen ver« hielten. Die Frage, ob der
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