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Nr. 139. 27. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Partei- Angelegenheiten.

Richard vom Deutschen   Theater.

Freitag, 17. Juni 1910.

Denken und Fühlen am besten mit dem gleich auf den ersten] zeigen die Vorstadtbalfons. Selbst Angehörige des Mittelstandes können hier nur selten mehr als fünfzig Mark aufwenden. Der Seiten des Machwerks enthaltenen Bekenntnis: Ich sehe jeden Armen, der zu mir kommt, als einen Arbeiter aber, soweit er sich eine Balkonwohnung zulegen kann, Eine Hundertjahrfeier des Dichters Ferdinand Freiligrath   ber- Menschen an, der mich über seine wirklichen Verhältnisse ist nicht imstande, in den Balkonschmuck viel Geld hineinzusteden. anstaltet der Sozialdemokratische Wahlverein des vierten Wahlkreises täuschen will." Nun kann ja zweifellos auch mit wenig Geld und mit desto mehr am heutigen Freitag in der Brauerei Friedrichshain   unter Mitwirkung Das ist die Tonart des Staatsanwalts, der jeden Ange- Geschmack ein sehr hübsch wirkender Balkon hergestellt werden. des Organisten Baul Kurz und der Gefangvereine Berliner   Männer- flagten als Verbrecher betrachtet und an einem Freispruch Aber ob derartige Baltons vor den in dieser Beziehung verwöhnten hor"," Kreuzberger Harmonie" und" Friedrichstädtischer Männer- teine Freude bat. Auch Herr Prahn sieht im Menschen, der Augen der Preisrichter Gnade finden, muß doch sehr zweifelhaft chor". Festrede: Mor Grunwald. Rezitationen: Schauspieler Frit sich selbst bezichtigt, arm zu sein und der öffentlichen Unter- sein. Wenn die betreffenden Herren und Damen überhaupt eine Da der Preis der Einlaßkarte nur auf 20 Bf. festgesetzt ist und stüßung zu bedürfen, nur den Betrüger, den Schröpfer des Reihe von Vorstadtstraßen abfahren und hierher ein paar Trost. die Feier selbst, nach dem Programın zu urteilen, bem Dichter ge- Geldbeutels der Allgemeinheit. Zu dem großen, warm- preife" fallen lassen, so geschieht das sicher nur, um den eigentlichen recht zu werden verspricht, dürfte der Veranstaltung zahlreicher herzigen Gefühl, umgekehrt zunächst an die vorgetragene Not Bwed eines vergnüglichen Zeitbertreibs für die Gesellschaft" zu Besuch zu wünschen sein. Anfang präzise 9 Uhr. Billetts find zu zu glauben, erst zu prüfen und dann zu wägen, nicht vor- bemänteln. Zudem muß jeder, der sich am Wettbewerb beteiligt, haben im Bureau des Wahlvereins, Stralauer Plaz 1/2, in der schnell zu berurteilen und über jeden Unterstüßungsuchenden eine einmalige Gebühr von drei Mark entrichten. Wie man hört, Borwärtsspeditionen am Laufiger Blaz 14/15, 3. Maun, Peters- grundsäßlich den Stab zu brechen, bermag er sich nicht aufzu- sind denn quch aus den Vorstädten nur sehr wenige Anmeldungen burger Platz 4, Gr. Frankfurter Str. 120, Immanuelfirchstr. 12, ichwingen. Bei solcher hochgradigen Boreingenommenheit eingegangen, weil hier die Sache durchschaut und keine Lust ver­Auguststr. 50 und an der Kasse. gegen die Armen läßt sich gerade nicht behaupten, daß Herr spürt wird, mit seinem Gelde die Preise für die Bewohner des Brahn die für sein verantwortliches Ehrenamt notwendigen Westens zu bezahlen. Der schönste Preis für den einfachen Mann Eigenschaften mitbringt. Ziemlich am Ende der Schrift gibt aus dem Volte ist die echte Freude, die er selbst am eigenhändig der Verfasser in einem schwachen Augenblick der vollen Wahr  - geschmückten Balton genießt. heit die Ehre und schreibt:

Der Sozialdemokratische Wahlverein Kreis Niederbarnim veranstaltet am Sonntag, den 19. Juni cr., fein diesjähriges Kreis- Sommerfest am Rummelsburger See in den Etablisse­ments von Tempel, Café Bellevue in Rummels. In meine Sprechstunde kommen fast nur Bedürftige, burg   und Bitwe Schonert, Neu- Seeland   in die durch Alter oder Krankheit gezwungen sind, die Hilfe Stralau unter Mitwirkung mehrerer Arbeiter- Vergnügungs- ihrer Mitmenschen anzurufen." und Sportvereine. Billetts im Vorverkauf 20 Pf. Kinder frei!

Charlottenburg  . Am Dienstag, den 21. d. M., General­bersammlung. Auf der Tagesordnung steht in erster Linie die Neuwahl sämtlicher Funktionäre. Am Sonntag, den 19. d. m. veranstaltet der Wahlverein in den Gesamträumen des Voltshauses ein Sommerfest. Wir bitten, für starken Besuch desselben bemüht zu fein. Der Vorstand.

Treptow  - Baumschulenweg. Am Sonntag, den 19. Juni, findet bei günstiger Witterung der gemeinschaftliche Besuch der Ton, Zement- und Kaltindustrieausstellung statt. Treffpunkt 9 Uhr vor mittags in den Bezirkslokalen, um 10 Uhr vor der Ausstellung. Billetts a 30 Pf. in den Bezirkslokalen. Der Vorstand.

Berusdorf. Am Sonnabend abend findet im Lokale von Julius Knorr   die Generalversammlung des Wahlvereins statt. Tages­ordnung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht sämtlicher Funktionäre. 3. Verschiedenes.

Der Borstand.

Berliner   Nachrichten. Berliner  

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Maßnahmen gegen die Hike. Angesichts der anhaltenden size, unter deren Einwirkungen in erster Linie die gewerblichen Arbeiter empfindlich zu leiden haben, hat der Polizeipräsident von Berlin   die Gewerbeinspektoren ersucht, bei ben Gewerbeunter­nehmern dahin zu wirken, daß den Einflüffen der hohen Wärme nach Möglichkeit begegnet wird. Zu diesem Zwede sind die Arbeits­räume durch Offenlaffen der Fenster und Türen zur Nachtzeit aus­autühlen und bei Tage, soweit das ohne Beeinträchtigung der Ar­beiter und ohne Störung des Betriebes möglich ist, zu durch­lüften. Die Arbeiter sind vor der direkten Ginwirkung der Sonne au schüßen, die Fußböden feucht zu halten. Wo mechanische Hilfs­mittel vorhanden sind, empfiehlt es sich, gekühlte Luft in die Ar­beitsräume zu treiben. Erfahrungsgemäß tann man die Körper. temperatur merklich herabsehen und sich erfrischen, wenn man Ge­ficht und Hände in faltes Waffer taucht, es ist deshalb dahin zu wirken, daß Zapfhähne mit strömendem Wasser in ausreichender Menge vorhanden sind und daß den Arbeitern nicht verwehrt wird, sie während der Arbeitszeit zu benutzen. Wo starke förperliche Anstrengung vorliegt, find nur Brausebäder mit temperiertem Wasser wirksam. Von besonderer Bedeutung ist die Bereithaltung von fühlen Getränken. In erster Linie ist dünner Staffee und leichter Lee zu empfehlen; beide Getränke wirken schon erfrischend, auch wenn sie nicht ganz falt sind. Ferner kommen in Frage Magermilch, gesäuertes Waffer, Limonaden, Kalteschale, Selters. wasser. Bezteres wirkt indessen, in großen Mengen genossen, start schweißerregend. Vor eiskaltem Wasser ist zu warnen, ebenso bringend vor Bier und sonstigen altoholischen Getränken, weil fie nur momentan anregen, dann aber erschlaffend wirken.

Die Anregungen sind ganz verständig. Wir befürchten nur, daß sie bei den Unternehmern, mit wenigen Ausnahmen, auf un­fruchtbaren Boden fallen werden. Wo Geld und Arbeitszeit den Profit in erster Reihe! Unternehmern verloren gehen, find sie sehr unzugänglich. Der Städtebauausstellung. Wie bereits mitgeteilt, ist die Aus­

Arbeitnehmerzählung in den Pflichtfortbildungsschulen. In den

Das hindert ihn aber nicht, fast das ganze Büchelchen an­zufüllen mit genau detaillierten Schilderungen angeblich selbsterlebter Einzelfälle, in denen der Herr Armenborsteher von Unterstützungsuchenden übers Ohr gehauen worden ist oder gehauen werden sollte. Man gewinnt also den pein­lichen Eindruck, als ob es Herrn Brahn bei der öffentlichen Breittretung solcher vereinzelten Fälle nur darum zu tun war, sein Opus dem Leser schmackhafter zu machen. Daß es in Berlin   neben den Tausenden wirklich bedürftiger Leute auch sogenannte unverschämte Arme gibt, braucht uns Herr Brahn nicht erst zu dozieren. Das liegt nun mal in der Menschennatur begründet und hat bei dem buntzusammen. getbürfelten Material der Zweimillionenstadt nicht viel auf sich. Was hat es nun aber für Sinn und Zweck, das Dußend Unwürdiger, die gerade diesem einen Armenvorsteher in so vielseitiger und wunderlicher Charakteristik unter die ehren amtlichen Finger gelaufen sein wollen, herauszugreifen und darauf ein vernichtendes Urteil aufzubauen? Das ist doch Berallgemeinerung und Armenverachtung in Reinfultur. Die betreffenden Antragsteller waren nicht egoistischer als Sie, Herr Prahn, der Sie es lebhaft bedauern, daß die Kreis­Aus der Stadtverordnetenversammlung. fommission einem Stranfen, noch gutgekleideten Bedürftigen Das Bestattungswesen der Stadt bedarf dringend die Mittel zu einer Karlsbader Kur bewilligt hat, und dazu der Reformen. Eine der vielen Fragen, die da ihrer Lösung höhnisch schreiben: sch gönne jedem Menschen recht viel und harren, wurde in der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten mir noch mehr!" Als der Verfaffer ein zu unterstüßendes von unseren Genossen zur Sprache gebracht. Gelegenheit dazu Ehepaar im ehemaligen Ruhstall" in der Invalidenstraße bot sich bei der Beratung des Planes, einen neuen Gebei lederem warmen Abendbrot überrascht haben will, kann er seine Schadenfreude darüber nicht verkneifen". Recht meindefriedhof anzulegen, für den ein Gelände zwischen Buch und Carow in Aussicht genommen ist. Die sozialdemokratische niedlich klingt es auch aus dem Munde dieses tatkräftigen" ftellung bis zum 26. Juni berlängert. Die Berliner   Gewert Buch und Carow in Aussicht genommen ist. Die sozialdemokratische Armenvorstehers, wie er Bittende mit Hinausweisen bedroht schaftskommission ersucht uns, mitzuteilen, daß bei ihr bis au Fraktion forderte, die Vorlage des Magistrats einem Ausschuß zu überweisen. Genosse Leid führte zur Be- und in einem bestimmten Falle seinem Dienstmädchen zuruft: dieser Zeit Eintrittskarten zum ermäßigten Preis entnommen oder im Zigarrengeschäft von Horsch. Engelufer 15. gründung aus, daß gerade gegenüber diesem Projekt sich die Minna, wo ist der Ochsenziemer?" Entschieden werden können, und zwar im Bureau, Engelufer 15 I, Zimmer 13, Frage aufdrängt, ob nicht das Leichentransport- gehört Talent dazu, sich selbst dergestalt abzumalen. Und viel wesen von der Stadt übernommen werden müffe, ut, nach solchem Eingeständnis das Ehrenamt des Armen Berliner Pflichtfortbildungsschulen findet in dieser Woche eine borstehers noch auszuüben. Eine um Unterstübung der neue Friedhof so weit da draußen angelegt, so bringe das bittende Witwe mit zwei erwachsenen Töchtern weist Herr farten statt. Auf den Karten ist der Name der Firma, das Ge­Prahn mit der Begründung ab, daß die Töchter, wenn sie als schäftslotal, die Art des Gewerbebetriebes, der Name des Schülers allen, die auf ihm ihre Angehörigen beerdigen seien, wie der ältere Gemeindefriedhof bei Friedrichsfelde   Fabritarbeiterinnen nicht genug verdienen, sich als Dienst- und sein Beruf anzugeben. Der Zwed der Zählung ist nicht recht mädchen verdingen sollen. Dann seien fie die Sorge um ersichtlich. zeige, längst nicht mehr nur die ganz Mitteklofen Wohnung, Effen und Trinken los. Ganz besonders scharf Eine schwere Benzinexplosion fand gestern morgen um 9 Uhr eine bedeutende Verteuerung des Leichentransports. Unfer ist er gegen Mütter unehelicher Kinder. Da hier die Unter- in der Garrage des Geh. Kommerzienrats Dr. Simon auf dem Redner wies auch nach, daß mit Eröffnung dieses neuen Fried- stügung fast niemals verweigert werden kann, müßten durch Grundstück Margaretenstraße 20 statt. Der Luftdrud war so start, hofes noch mehr als bisher das Bedürfnis fich fühlbar machen den Gesetzgeber Arbeitgeber und Dienstherrschaften angehalten daß er die Kellerdecke sprengte und alle Fensterscheiben zerstörte. werde, den Geschäftsgang bei der Friedhofswerden, einen gewissen Teil des Lohnes an die Armen- Zwei Stalleute, die neben der Garrage arbeiteten, wurden durch berwaltung zu vereinfachen, so daß die Be- direktion zu zahlen. Nach dem Gesetzgeber schreit auch Herr herabfallende Mauerstüde erheblich verlegt, so daß sie nach dem stellung von Beerdigungen ohne großen Beitaufwand im Brahn, um die Unterstügung wilder Chen durch die Armen- Elisabethkrankenhause gebracht werden mußten. Rathaus bewirkt werden könne. Das alles fei zu erwägen, verwaltung zu beseitigen". In feinen verworrenen Gedanken- Auf seiner Arbeitsstelle erhängt hat sich der 45 Jahre alte bevor man dem Projekt zustimme. Die Mehrheit war indes sprüngen ist es ihm lieber, daß der Vater die Mutter seiner Solzbildhauer Rudolf Schenscher. der am Grünen Weg wohnte zunächst wenig geneigt, fich noch auf eine Beratung in einem Stinder, die er aus sozialen Gründen vorläufig nicht mit dem und feit acht Jahren in einer Möbelfabrit im Osten der Stadt Ausschuß einzulassen. Sie berief sich in Uebereinstimmung staatlichen Segen beglüden kann, treulos im Stich läßt. beschäftigt war. Arbeitsgenoffen fanden ihn gestern morgen im mit dem Magistrat darauf, daß die Sache eilig fei. Der Damit auch die Sozialdemokratie einen Seitenhieb abfriegt, lofettraum erhängt und tot auf. Der Mann hatte schon seit Magistrat hat in der Tat wieder mal ganz kurz vor den schreibt dieser große Sozialpolitiker: Unterstützt wird in einigen Tagen ein niedergeschlagenes Wesen gezeigt und geäußert, Sommerferien seine Vorlage herausgebracht und erwartet Berlin   beinahe jeder, der darum ansucht und darauf drängt. daß er Merger gehabt habe, sich aber über die Ursache nicht ausge­nun, daß die Stadtverordnetenversammlung womöglich ohne Man fürchtet ja hier viel zu sehr eine gewisse Presse." st lassen. jede Erörterung alles unbefehen annimmt. Auch eine andere uns eine Ehre, Serr Brahn, diese Furcht! Die sozialdemo Ein Zusammenstoß zwischen einem Autoomnibus und einem von der sozialdemokratischen Fraktion gegebene Anregung fratische Presse schreibt auch über Armenfachen wahrheits- Straßenbahnwagen, der leicht verhängnisvolle Folgen hätte haben fand bei der Mehrheit, die es eilig hatte, nicht so ganz den fand bei der Mehrheit, die es eilig hatte, nicht so ganz den gemäßer als beispielsweise die Tägliche Rundschau", deren können, ereignete fich vorgestern nachmittag gegen Beifall, den sie verdient. Genoffe Manaffe empfahl den Armen- Feuilletons mit dem Prahn'schen Geist und Stil am Blücherplak. Dort versuchte der Autoomnibus Nr. 1350 ber Linie 4 der Allgemeinen Omnibus- Gesellschaft unmittel­Antrag, den Magistrat zu ersuchen, auf dem neuen Friedhof merkwürdige Aehnlichkeit haben. Schildern Sie mal in bar vor einem herannahenden Straßenbahnwagen der Linie 73 fogleich ein Krematorium zu erbauen. Noch haben wir Ihrem nächsten Machwerk die Falle, in denen wirklich Be- bie Gleise zu kreuzen. Cowohl der Führer des Motorwaggons in in Preußen nicht die Leichenverbrennung. Noch immer muß dürftige durch die Schuld von Armenkommissionen nicht oder Erkennung der Gefahr sofort Gegenstrom gab, konnte ein Zu der Preuße in andere deutsche Bundesstaaten sozusagen nicht genügend unterstützt worden sind, sodaß sie völlig au fammenstoß doch nicht vermieden werden. Der Anprall erfolgte ins Ausland" gehen, wenn er einen verstorbenen Ange­hörigen durch Feuer bestatten will, und nur die Beisegung grunde gingen oder sich das Leben nahmen. Neden Sie noch mit solcher Gewalt, daß der Straßenbahnwagen mit beiden Achsen deutlicher von der unschönen Behandlung von Bittstellern aus den Schienen sprang und der Vorderperron eingebrüdt wurde. von Leichenbrandresten auf unseren Friedhöfen ist in Preußen durch manche Ihrer Kollegen... und man wird Sie über Bersonen sind bei dem Unfall glüdlicherweise nicht verlegt worden. erst erlaubt. Immerhin würde aber für den Gedanken der den grünen Klee loben, daß Sie gewagt haben... die Wahr  - Die zahlreichen Passagiere der beiden Gefährte kamen mit dem Feuerbestattung wirksam Propaganda gemacht, wenn die Hauptstadt Berlin   durch die Tat ihn unterstützte und schon beit zu sagen. Für feuilletonistische Mätchen aber ist das Schreden davon. Der aus dem Gleis gesprungene Wagen wurde jetzt auf die hoffentlich nicht mehr ferne Verwirklichung sich Gebiet der Armenverwaltung nicht die geeignete Fundgrube. durch einen anderen Motorwagen wieder eingegleist. einrichtete. Von den Freifinnigen hielt nur Stadtverordneter Dr. Herzberg sich für verpflichtet, auf die Feuerbestat tungsfrage näher einzugehen; es blieb ihm nichts anderes übrig, weil er zufällig Borfizender des Berliner   Vereins für Feuerbestattung ist. Die Mehrheit aber fand immer noch, daß das alles nur in sehr loser Beziehung zu der Friedhofs. vorlage stehe und die Sache nur aufhalte. Genosse Borg mann hob noch einmal hervor, daß die Versammlung allen Anlaß habe, Einsetzung eines Ausschusses zu beschließen und bie angeregte Frage zu prüfen. Die Abstimmung ergab dann, gegen die Erwartung, die Annahme des Antrages auf Ausschußberatung. Auch der Antrag bezüglich des Krema­toriums wurde diesem Ausschuß mit überwiesen.

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Zu einem Balkonschmud- Wettbewerb für Groß- Berlin

6 Uhr

Ein Brandunglüd ereignete sich gestern nachmittag im Hause Gozlowskystr. 11. Die 40jährige Ehefrau Marie Beigeih wollte in ihrer Wohnung auf einen Spirituskocher Spiritus nachfüllen.

wird gegenwärtig eine lebhafte Reklame verzapft. Die Sache geht Die Flamme muß wohl noch geglimmt haben, denn als sie Spiritus von der Zentralstelle für die Interessen des Berliner   Fremben aus einer Flasche schon nachgefüllt hatte, entzündete sich der über­verkehrs aus, einer Schöpfung des Geheimen Kommerzienrats gelaufene Spiritus, der Kocher explodierte, die Flammen entzün Emil Jacob, der bekanntlich überall dabei sein muß. Sogar ein beten die Kleider der Frau, die im Nu fast vollständig von Ehrenkomitee hat sich schon gebildet, dem hervorragende Mitglieder Flammen eingehüllt war. Auf lautes Schreien wurde der Frau der sogenannten ersten Gesellschaftskreise angehören. Wenn fleine Silfe auteil. Obgleich die Flammen schnell gelöscht werden fonn Leute, die in den Vorstädten wohnen und ihre Balkons mit ebenso- ten, hatte die Aermste schon so schwere Brandverlegungen am viel Liebe als Geschmad pflegen, nun etwa glauben, daß sie bei gangen Körper erlitten, daß die Feuerwehr die ohnmächtige Frau diesem Wettbewerb zahlreiche Preise ergattern werden, so follen fofort nach dem Krankenhause in Moabit   bringen mußte. Dort fie solche Hoffnung nur getrost fahren lassen. Denn auch der nahm man sich ihrer gleich hilfreich an. Baltonschmud- Wettbewerb bewegt sich in demselben Rahmen wie im vorigen Jahre der Schaufenster- Wettbewerb, der sich im wesent. Aus der Mappe eines Berliner   Armenvorstehers. lichen auf die Hoflieferantenviertel beschränkte. Schon die ganze So betitelt sich ein soeben aus der Gelegenheitsfeder des Zusammensetzung der verschiedenen Komitees zeigt deutlich, daß Armenkommissionsvorstehers G. Brahn im Spree- Verlag es sich wieder mal um einen Zeitvertreib der oberen Zehntausend erschienenes Schriftchen, das mit seinem verknöcherten, un- in Berlin   handelt. Im vornehmen Westen, wo man ja allerdings fozialen Geiste auch anderen Berliner   Arinenpflegern aus der an den Häusern und auf Balkons großartigen Blumenschmuck be­Eeele geschrieben sein dürfte. Wir glauben jedoch, daß es merkt, werden wohl nur ganz wenige Balfons von eigener Hand noch Armenkommiffionen gibt, die die nahezu frivole Art und der Besizer gepflegt. Die Hauptarbeit besorgt der ständig be­Weise, wie hier Herr Prahn in dider Uebertreibung und schäftigte oder der gemietete Kunstgärtner, und im übrigen ist starter Berallgemeinerung gegen die Gesamtheit der Unter- die schöne Ausschmüdung des Baltons rein vom großen Porte­ftügungsbedürftigen Stimmung zu machen sucht, auf ent- monnaie abhängig. Es gehört also keine Stunft dazu, aus dem schiedenen Widerspruch stoßen wird. Stritisiert doch der Ver- Wettbewerb als Sieger hervorzugehen, wenn man Hunderte von fasser selbst sein rückständiges, ar menfeindliches Mark in Baltonschmuck anlegen kann. Ganz anderen Zuschnitt

Aus Abneigung gegen das Krankenhaus hat sich gestern morgen der 36 Jahre alte Tischler Friedrich Franz aus der Blankenfelber Straße 5 das Leben genommen. Franz, der in einer Karton­fabrik in der Jüdenstraße arbeitete, lebte seit drei Jahren von feiner Frau und seinen drei Kindern petrennt. Seit Montag war gebracht werden. Davon wollte er aber nichts wissen. Gestern er in ärztlicher Behandlung, gestern sollte er in ein Krankenhaus morgen um 5 Uhr sprang er aus dem vierten Stod auf den asphal Mit zerschmettertem Schädel, gebrochenen tierten Hof hinab. Beinen und schweren inneren Verlegungen blieb er auf der Stelle tot liegen. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht.

Einen hübschen Aft der Solidarität und der Bietät vollführten

dieser Tage eine Anzahl Mitglieder des Deutschen Holzarbeiter. verbandes. Ein Mitarbeiter war im Alter von 26 Jahren an einer Blinddarmoperation gestorben und wurde auf dem russischen