«rTjalfefl, nnB K?e seierlicye Anyave BeZ PaupImannS k. Gäben, ichmeine das mündlich abgelegte Geständnis, die Frau sei vollkommenunschuldig, und er sei allein zu der Tat gekommen. Allerdingschatte ich bei den Recherchen eine ganze Menge von dem erfahren,waS hier in der Verhandlung erörtert worden ist undwas geeignet wäre, wenn cS in die Ocffentlichkeit käme.einen großen Skandal hervorzurufen und Existenzen zugefährden, die mit der Tat nichts zu tun haben.Ich habe mich aus diesem Grunde nach Rücksprache mit Kriegs-gerichtsrat Conradi und Oberstleutnant Tupschewski für berechngtgehalten, Exzellenz Scotti in der Weise Bericht zu erstatten, daßich die strafrechtlichen Momente kurz zusammenfaßte und sagte:Wir haben strafrechtlich gegen Frau v. Schönebeck gar nichts. Wenngegen Frau v. Schönebeck weiter vorgegangen würde, dann würdedas eine Menge von Skandal in die Lcffentlichkeit bringen, derzur Sache selbst nicht gehört. Tarauf sagte Exzellenz Scotti: Esist auch meine Absicht, nicht Existenzen zu vernichten. Im übrigenhabe ich mit der Festnahme der Frau v. Schönebeck gar nichts zutun. Die Verfolgung der Frau d. Schönebeck ist lediglich Sache derStaatsanwaltschaft. Ich sagte: Ich kann also wohl nach Berlinfahren und Exzellenz dem Kriegsminister v. Einem in dem SinneBericht erstatten, daß nach meiner festen Ucberzcugung Hauptmannv. Göben in einem Zustand völliger Geistesstörung ist und dasEnde der Untersuchung wohl nicht abwarten, sondern Selbstmordsbegehen wird. Ich bat weiter, hinzufügen zu dürfen, daß gegenFrau V. Schönebeck zurzeit Material nicht vorliege, und daß esdeshalb besser wäre, wenn alles, was mit der Sache selbst nichtdirekt zusammenhängt, nicht in die Oeffentlichkeit käme. Daraufsagte Exzellenz Scotti: Halten Sie in diesem Sinne dem HerrnKriegsminister Vortrag. Das habe ich dann auch getan und derHerr Kriegsminister v. Einem hat mich auf Pflicht und Gewissengefragt, ob sich wirklich Göben in einem Zustand der Geistesstörungbefinde. Er fragte mich extra, ob ich es nicht bloß deshalb gesagt habe,damit etwas vertuscht würde. Ich sagte: Nein, Exzellenz, das istdurchaus nicht der Fall, es liegt bei Hauptmann"v. Göben einevollkommene Trübung feines Bewußtseins vor. Nun hörte ich inBerlin, daß Frau v. Schönebeck verhaftet sei. Ich kehrte nachAllenstein zurück und fragte Exzellenz Scotti, wie das gekommensei. Da sagte Exzellenz Scotti: Meine persönliche Auffassung hatdamit nichts zu tun. Ich bin Gerichtsherr der Division und alssolcher habe ich es für meine Pflicht gehalten, in keiner Weise auchnur die leiseste Einwirkung auf die Staatsanwaltschaft zu ver-suchen. Ich habe lediglich die Protokolle der Staatsanwaltschaftmitgeteilt und die Staatsanwaltschaft hat das Wicitere veranlaßt.— Das ist der Gang der Dinge und es kann keine Rede davon sein,daß zwischen der Festnahme der Frau v. Schönebeck und der Ver-meidung eines Skandals irgend ein Zusammenhang besteht.Irreführung der Presse durch den Kommissar.Verteidiger Rechtsanwalt Bahn: Sind Sie nicht bemüht ge-Wesen, nichts in die Presse zu bringen, nichts von dem Geständnisdes Hauptmanns v. Göben?— Zeuge: Jawohl. Ich hatte diePresse ja fortwährend hinter mir. Ich habe mich sogar für berech-tigt gehalten, der Presse unwahre Mitteilungen zu machen. Alsich nach Berlin fuhr, habe ich den Pressevertretern gesagt, daß wirbisher auf einer falschen Spur gewesen wären, daß Hauptmannv. Göben gar nicht in Frage komme, daß es ein Einbrecher ge-Wesen wäre. Als sich nachher ergab, daß doch Hauptmann v. Göbenals Täter in Frage komme, war cS mir eine Genugtuung, in derPresse zu lesen, daß ich ein Ignorant gewesen wäre, der die Auf.merksamkeit auf eine falsche Spur gelenkt hätte.(Selbstverständ-lich hat der„Vorwärts sich solchen Polizeibären nie aufbindenlassen. D. Red.)Sachverständiger SanitätSrat Dr. Stoltenhoff-Kortau: Wannwar Goeben geisteskrank?— Zeuge: Am 31. Dezember nach demGeständnis.— Sachverständiger Stoltenhoff: Daraus geht hervor,daß dieses von einem Geisteskranken abgelegte Geständnis voll-kommen wertlos ist.— Zeuge KriegSgcrichtsrat Conradi: Ichkann mich der Erklärung des Kriminalkommissars WannowSki injeder Beziehung anschließen.Hierauf wurde die Weiterverhandlung auf Montag vormittag10 Uhr vertagt.•.•Die Art der Verhandlung wirft ein außerordentlichinteressantes Streiflicht auf die völlige Unzulänglichkeit derLeitung einer Verhandlung durch einen durch Kenntnis derschriftlichen Akten mehr oder weniger befangenen Vorsitzen-den. Daneben wirkt das Bemühen erheiternd, den offen-sichtlich abgrundtiefen Treck zu vertuschen, den die„höheren"Kreise Allensteins um sich verbreiteten. Das eigenartigeVerhältnis zwischen Kriminalkommissar und Kriegsgerichts-rat und das ängstliche Bemühen, nur„der Sozialdemokratiekeinen Stoff zum Skandal" zu geben, sind vielleicht geeignet,aufzuklären, wie es hat kommen können, daß von Goeben iniUntersuchungsgefängnis sich das Leben nehmen konnte undweshalb die Verhandlung Jahre hinaus sich hingezögert hat.Auf den Prozeß des Näheren einzugehen, wird an der Zeitsein, wenn endlich die Verhandlung durch das Gestrüpp dergleichgültigen Nebensächlichkeiten zur Hauptsache geleitet seinwird. Wäre der Erschossene kein Major, der Täter keinHauptmann gewesen, so wäre wohl schon nach ein- bis drei-tägiger Verhandlung die Sache seit Jahren heendet gewesen.8o2iaies.Ter unentbehrliche Frack.Ter Kellner S. klagte vor der Kammer 6 deS GcwcrbegerichtSgegen den Gastwirt H. Schulz auf Zahlung einer Entschädigungvon 72 M.. weil ihm dieser den Frack einbehalten hatte und erohne denselben anderweitig Arbeit nicht erhalten konnte. DerKläger war am 22. und 26. Mai zur Aushilfe beim Beklagtentätig. Er hatte für die zweitägige Tätigkeit 4 M. von den ver.einnahmten Geldern in Abzug gebracht. Der Beklagte behauptet,der Kläger habe nur einen anderen Kellner vertreten, für die Vertretung werde aber, im Gegensatz zu den Aushilfen, kein Loh»bezahlt, weil die ständig beschäftigten Kellner auch keinen Lohtibekämen. Da der Kläger die 4 M. nicht zurückgeben wollte, habeer einen ihm gehörigen Karton cinbehalten, ohne zu wissen, daßdarin der Frack sei. Die Beweisaufnahme ergab, daß dem Be-klagten bekannt sein mutzte, daß der Karton den Frack enthielt.Des weiteren wurde festgestellt, daß mit dem Kläger tatsächlichvereinbart worden ist, daß ihm ein Lohnanspruch nicht zustehe.Das Gericht sprach dem Kläger 63 M. mit der Begründung zu:selbst wenn sich der Kläger einer unrichtigen Handlung schuldiggemacht haben sollte, hatte der Beklagte kein Recht, den Frack ein-zubehalten. Da der Frack jedoch für den Kläger unentbehrlich ist,war ihm auch ohne weiteres zu glauben, daß er ohne denselben eineanderweitige Beschäftigung nicht finden konnte.Vom Fleischerberuf.Die Herren vom Hackbeil sind nicht nur mit dem Verhaltenihrer Gesellen unzufrieden, sie murren auch gegen die gewiß denBerufSgenossenschaftcn vorteilhaften neuen Bestimmungen desSieichSgesetzes vom IS. Juli 190g betreffs Aenderungen im Finanz-Wesen der Berufögenossenschaften. Der Bericht der Fleischerei-Berufsgenossenschaft für 1969 hebt hervor, daß diese Neuerungenden Berufsgenossenschaften„ganz unvorhergesehene weitere, rechtbeträchtliche Eeldopfer auferlegen, nicht den Versicherten etwa zu-gute kommen, sondern nur daS Reich auf Kosten der Berufs-genosscnschaften entlasten". Ja, man sieht eS nicht gerne, daßkünftig die Reichspost Vorschüsse für die Renten haben will undnicht mehr zinsfrei das Geld auszahlt. Damit sei die«bei Ein-führung der Unfallversichcruim gewissermaßen garantierte Unter-stützgng seitens des Reiches ohne weiteres in Wegfall gekommen".Daß aber die Krankenkassen derariige„Unlerstühungen" nicht erhielten, fällt den Herren gar nicht auf. Eine weitere Ucberrafchungsei der Entwurf der neuen Reichsversicherungsordnung gewesen,welcher durch das Rentenverfahren die Selbstverwaltung der Be-rufsgenossenschaften in Frage gestellt habe. Schmunzelnd wirddann vermerkt, daß die Regierung der„recht gründlichen Kritik"der Genossenschaften sich gefügt habe. Das stimmt, denn nur gegendie Versicherten hat sich die Regierung mobil machen lassen.Versichert waren im Jahre 1903 insgesamt 56 555 Betriebe mit116 191 Versicherten, im Jahre 1969 dagegen 59 745 Betriebe mit116 426 Versicherten. Ein Mehr von 3196 Betrieben und 6229Arbeitern.Die Vermehrung der Betriebe war nur durch eine weitere all-gemeine Kontrolle ganzer Orte möglich. Die Berufsgenossenschaftfindet für diese Drückebergerei eine Entschuldigung:„die auf dieUngunst der Zeit für das Fleischergewevbe im allgemeinen, oderaber auch auf das wirtschaftliche Unvermögen vieler Unternehmerzurückzuführen sei", die aus gänzlicher Mittellosigkeit wieder inden 5ireis der Arbeitnehmer zurückkehren müßten. Aber auch diegutgcstellten Metzgermeister zahlen ihren Gesellen erbärmliche Löhne.Nach dem Bericht betrug der Jahrcsarbcitsverdienst durchschnittlich749 Mark. Der Bericht hat natürlich kein Wort hierfür.Gemeldet wurden im Berichtsjahre 4716 Unfälle, wovon nur1265 entschädigt wurden. Geklagt wird über die Nachlässigkeit derUnternehmer in der Anmeldung der Unfälle, so daß oft sehr ver-schlimmerte Fälle erst spät zur Kenntnis der Genossenschaft kämen.Die Versicherten aufzuklären, ist für die Meister auch zu gefährlich.Im Alter von unter 16 Jahren standen 247 der entschädigten Ver-letzten. Die große Mehrzahl der Verletzten stand im Alter vonunter 25 Jahren. In 44 Fällen wurde ein tödlicher Ausgang desUnfalls gemeldet. Gewährt wurde eine Durchschnittsrente von28 Proz. Der Bestand zählt heute 6159 Rentenempfänger. DieSchiedsgerichte haben in 337 Fällen die Berufungen der Verletztenabgewiesen und nur in 136 Fällen anerkannt. Mit eigenen Ne-kursen hatte die Genossenschaft 16 Erfolge und 12 Mißerfolge,während die Verletzten in 59 Fällen vom Reichsversicherungsamtabgewiesen wurden und nur in 14 Fällen siegten.Die technischen Aufsichtsbcamtcn berichten, daß sie 6697 Be-triebe besichtigt haben, in welchen 19 666 Arbeiter beschäftigt wurden.Gefunden wurden insgesamt 29 181 Mängel. Berücksichtigt man,daß nur 16 Proz. der versicherten Betriebe überhaupt besichtigtwurden, so kann man sich einen Begriff machen, wie es in denFleischereibetrieben Deutschlands aussehen mutz. Der Berichtführt nur die einzelnen Mängel in Gruppen an. unterläßt es aber,die Gesamtzahl zu bringen. Aus den einzelnen Gruppen derMängel greifen wir heraus: Fehlen von Handleisten an Treppenin 2642 Fällen, Fehlen von Verhütungsvorschriften in 4439 Fällen,Fehlen von Verbandsmaterial in 2737 Fällen, ungeschützte Schwung-räder usw. in 969 Fällen, ungeschützte Zahngetriebe in 1356 Fällen,Fehlen von Riemenfchutz in 1872 Fällen. Fehlen des Einlaufschuyes anFleischzerkleincrungsmaschinen in 3722 Fällen, usw. Der Berichtbemerkt:„Leider muß immer wieder festgestellt werden, daß vieleUnternehmer und ihre Gesellen in recht unverantwortlicher Weiseselbst Schulkinder an unzureichend geschützten und aus diesemGrunde so gefährlichen Maschinen arbeiten lassen. Bei der Bear-beitung der Unfallanzeigen hat sich wiederum ergeben, daß. ent-gegen dem Verbot, nur zu häufig jugendliche Personen an gefähr.lichen Maschinen, insbesondere ungeschützten Fleischzerkleinerungs-Maschinen, beschäftigt worden sind." Aus Unternehmermunde hörensich diese Klagen sehr eigenartig an. Abhilfe könnten aber nur dieVersicherten selbst schaffen, wenn diese nicht zu schwer zur Organt-sation zu bringen wären. Aufgeklärte Arbeiter wollen aber dieMeister nicht haben._Eine WohnnngSinspcktion in Bremen.Bremen hat sich auf seine Wohnungsverhältnisse immer außer-ordentlich viel zugute getan. Als um das Jahr 1966 herum diesozialdemokratische Bürgerschaftsfraktion die Errichtung einerWohnungsinspektion beantragte, begegnete sie der größten Ent-rüstung in bürgerlichen Kreisen. Als aber eine Erwägung desStatistischen Amtes die sozialdemokratischen Gründe auf das nad>.drücklichste bestätigte, wurde man kleinlauter. Und da bekanntlichauch die Besitzenden an den gesundheitlichen Folgen einer Wohnungs»misere zu leiden haben, befreundeten sich auch die bürgerlichenKreise sehr bald mit dem Gedanken der Errichtung einer WohnungS-inspektion. Wenn trotzdem noch ein Jahrzehnt ins Land gehenmußte, ehe die Sache einen Schritt weiter kam. so lag das zumgroßen Teile an dem Senat, dem die Unzuträglichkeiten im Woh-nungswesen noch nicht genug auf die Nägel brannten. Jetzt endlichhat er einen Gesetzentwurf herausgegeben, der die Wohnungs-inspektion fordert. Nach diesem Entwürfe sollen sich mit der In-speition der Wohnungen nur Beamte beschäftigen und nicht, wiees in verschiedenen anderen Städten der Fall ist, ehrenamtlicheOrgane eingesetzt werden. Die Beamten haben sich Kenntnis vonden gesundheitlichen Verhältnissen der Grundstücke und Wohnungenzu verschaffen und ihr Augenmerk insbesondere zu richtenauf die Beschaffenheit und Benutzung der Gebäude, Wohnungenund Räume, auf die Zahl der Bewohner im Verhältnis zu derWohnungsgröße. auf die Wasser-, Licht- und Luftversorgung, so-wie die Entwässerung und Entlüftung der Wohnungen und fernerauf die Feuchtigkeit und etwaig« Unrcinlichkeit der Wohn- undSchlafräume.Für die ordnungsgemäße Instandhaltung der Wohnung gemäßden Forderungen der Wohnungsinspektion hat, wie es ja selbst-verständlich ist, der Eigentümer aufzukommen. Nach§ 0 ist eineWohnung„in der Regel" als überfüllt anzusehen,wenn nicht auf jedes Kind bis zum Ende des schulpflichtigenAlters 7,5 Kubikmeter und auf jede ältere Person mindestens 15Kubikmeter Luftraum entfallen. Schlafräume müssen für jedesKind bis zum Ende des schulpflichtigen Alters mindestens 5, fürjede ältere Person mindestens 16 Kubikmeter Luftraum haben.Diese Bestimmungen erhalten dadurch eine wesentliche Ein-schränkung, daß bei Berechnung des Luftraumes den Schlafräumenbenachbarte und mit ihnen in unmittelbarer Verbindung stehendeRäume mitzuberechnen sind. Dem die Wohnunsverhältnisse außer-ordentlich ungünstig beeinträchtigenden Einlogierunwesen, daS be»sonders stark unter den zahlreick, beschäftigten ausländischen Ar-beitern eingerissen ist, sucht der Entwurf dadurch zu begegnen, daßer verbietet, erwachsene Einlogierer verschiedenen Geschlechts ineinem Raum unterzubringen— Ehepaare selbstverständlich aus-genommen— daß er weiter verlangt, daß jedem Einlogicrer„in derRegel" ein besonderes Bett zur Verfügung zu stellen ist und fürausreichende Lüftung und Reinigung Sorge getragen wird. Sodürftig diese Bestimmungen auch sind, sie werden der Wohnungs-inspektion reiche und schwere Arbeit bringen. Ist es doch festgestellt,daß Wohnungen mit durchschnittlich 26 bis 22 Personen bewohntwerden, obwohl die Wohnungen recht klein sind und gesundheitlichvielen anderen unerläßlichen Forderungen Hohn sprechen.Bauarbeiter in Thüringen.Die KrisiS im Baugewerbe machte sich auch in Thüringen sehrfühlbar, wie uns der soeben erschienene Bericht der ThüringischenBaugewerks-BerusSgenossenschaft meldet. Die Zahl der versicherteilBetriebe ist wohl nicht viel zurückgegangen, von 6481 im Jahre1968 auf 6477 im Jahre 1969. Dagegen hat sich die Zahl der ver-sicherten Arbeiter sehr verringert. Im Jahre 1968 waren noch42 711 Arbeiter versichert, dagegen im Berichtsjahre nur noch41 412. Auch die Lohnsumme ist gefallen. Im Jahre 1963 betrugder Durchschnittslohn, wenn man die nachgewiesenen Löhne be-rechnet: 816 M., im Jahre 1969 nur 815 M. Die Unternehmerim Thüringer Lande haben also gar keine Ursache, bei der jetzigenAussperrung über„übermäßig hohe Löhne" ihrer Arbeiter zureden oder gar eine Lohnerhöhung abzulehnen. Es sind dochHungerlöhne, wenn man sie auch nur Durchschnittslöhne nennenwill.— Die Zahl der gemeldeten Unfälle hat sich von 1515 auf1446 verringert: eine Folge der lahmen Bautätigkeit im allgemeinen.Auf 1666 Versichert eotfielev durchschnittlich 32,6 Unjälle. Ent-schädig! kvurden jedoch nlle 338 Unfälle, wovon 23 mit tädlicheinAusgange(im Vorjahre 19) jmd 315 mit Erwerbsunfähigkeit gebuchtwurden.Die Schiedsgerichte haben in 156 Fällen die Berufungen derVerletzten abgewiesen und nur in 69 Fällen anerkannt. DasReichsversicherungsamt gab in 19 von 29 Fällen der Berufs-genossenschaft in eigenen Rekursen recht und wies von 67 Rekursender Verletzten allein 59 als unbegründet ab...Dem an sich sehr spärlichen Bericht ist auch ein Bericht dertechnischen Aufsichtsbeamten beigefügt. Bemerkt wird, daß auchBeschwerden von Versicherten vorgebracht wurden,„die sich größten-teis auf Unterkunfrsräume und Aborte erstreckten". Die Beamtenhaben die Beschwerdeführer an— die Polizeibehörden verwiesen,da sie nicht für solche Beschwerden zuständig wären. Einige aufBaustellen entstandene Sreitigkeiten über Anbringung von Schutz-Vorrichtungen seien alsbald geschlichtet worden. Die Beamtenführen wörtlich aus:„Als ein besonderer Mißstand hat sich die in kleineren Städteckund auf dem Lande herrschende mangelhafte Bauaufsicht ergeben.Selbst auf größeren Bauten wird vielfach, wenn der Betriebs«Unternehmer nicht zugegen ist. keine aufsichtsführende Person(Polier, Postcngeselle usw.) angetroffen. Fie Folge ist. daß beiderartigen Bauten die Unfallverhiitungsvorschriften unbeachtetbleiben, weil bei fehlender Aufficht jeder Arbeiter nur gerade dasNötigste für seine Person tut, in manchen Fällen auch das nochnicht einmal."Von den Versicherten sei jedoch zu sagen,„daß daS Verständnisfür die Unfallverhütung fortschreitet". Die Aufklärung durch dieOrganisation wird dies wohl auch bewirkt haben. Denn an ihrenVorgesetzten scheinen die Arbeiter kein gutes Beispiel gefunden zuhaben, wie dies die Beamten ja selbst zugeben mußten.Bom GenossenschaftStag.In dem Bericht über den GenossenschaftStag ist als Redner,der seinen Redakteurkollegen gegen Angriffe in Schutz nahm,D i e b e r- Berlin bezeichnet. Der Name des Redners ist D r e h e r-Berlin._Hub Induftnc und Ftandcl.Veränderungen in der Judnstrie.Die starke Zunahme der Industrie in Deutschland, welche dieBerufszählungen festgestellt haben, bedeutet nicht nur eine Wirtschaft«liche, sondern auch eine wichtige soziale Verschiebung. Zugenommenhat in der Industrie nur die Zahl der Personen in abhängigerStellung, während in der Landwirtschast in den 25 Jahrenvon 1882 bis 1967 kaum von einer relativen Abnahme derSelbständigen die Rede fein kann. Von 1666 Erwerbstätigen warenselbständig:1882 1895 1907in der Landwirtschaft... 278 316 253.. Industrie..... 344 249 176, Handel und Verkehr.. 447 361 291In der Landwirtschaft entfallen mithin auf einen Selbständigenungefähr drei Abhängige, und zwar ziemlich in demselben Verhältnisseit 1382. In der Industrie dagegen gab es auf einen Selbständigen1882 nur zwei Abhängige, 1895 schon drei und 1967 fast fünf. Auchdie absoluten Zahlen lehren, daß die Zunahme der Erwerbstätigenin der Jndustne lediglich in einer Zunahme der Abhängigen besteht.Es gab in der IndustrieSelbständige Angestellte Arbeiter1882.. 2 261 146 99 676 4 696 2431895.. 2 661764 263 745 5 955 7111967.. 1677122 686 667 8 693125Die Selbständigen also haben abgenommen, indes die An-gestellten und Arbeiter in sehr starkem Maße zugenommen haben.(In der Landwirtschast dagegen haben die Selbständigen sogar seit1382 um ein geringes zugenommen, wenn sie auch zwischen 1896und 1967 wieder ein wenig abgenommen haben. Ihre Zahl be-trug in der Landwirtschaft 1832: 2 288 633, 1896: 2 668 726, 1967:2 606 974).Von Interesse ist auch die Feststellung, in welchem Grade dieverschiedenen Branchen ander ollgemeinen Zunahme der Industrie be«teiligt waren. Am stärksten hat sich vermehrt die Masch ine n industrie.In ihr waren erwerbstätig(in den drei Zähljahren 1832, 1896, 1967)286 600, 885 000 und 907 666 Personen. Vermehrt hat sich fernerseit 1882 das Personal in der chemischen Industrie von 68 666 auf169 666, im polygraphischen Gewerbe von 69 666 auf 193 660, imBergbau-, Hütten- und Salinenbetriebe von 442 000 auf 663 000,in der Industrie der Steine und Erden von 332000 auf 716 000,in der Metallverarbeitung von 629 000 auf 1 186 000, in derIndustrie der Leuchtstoffe. Fette, Oele von 31 000 auf 76 060, inder Papierindustrie von 91 000 auf 207 000 und im Baugewerbevon 947006 auf 1666 606. In den übrigen Gewerben blieb dieZunahme unter 166 Proz._Bon den Warenmärkte».Die Hoffnungen auf eine große Ernte haben in der Berichts«wache eine kleine Abschwächung erfahren. Die Folge davon war einlangsame« Anziehe» der Preise. Die Notierung für Weizen inBerlin erreichte für Juli ihren höchsten Stand Mitte derWoche mit 168'/, M., sank dann aber wieder um 1 M. Für September-und Oklober-Wcizen war sogar noch eine stärkere Einbuße zu ver-zeichnen.Preisrückgänge der Vorwoche am Zuckermarkte fanden auch inder letzten Woche ihre Fortsetzung. Die letzte Zuckerstatistik ließ dieBefürchtungen eines-AuSfuhrrückgangeS nicht im vollen Umfangegerechtfertigt erscheinen.Die in der Vorwoche zu beobachtende geringe Belebung derBaumwollmärkte ist in der Bcrichtszeit wieder verloren gegangen.Bemcrkenslvert ist die seit einiger Zeit eingetretene Preisermäßigungfür ägyptische Baumwolle am Livcrpooler Markte, die mit günstigenEmtenachrichten au» diesem Gebiete der besten Baumwollqualltätin Zusammenhang gebracht wird. Aus den amerikanischen Anbau«bezirken liegen kerne neuen Meldungen vor.DaS Geschäft an den deutschen Wollmärkten war in der ab«gelaufenen Woche wieder etwas größer als sonst in der letzten Zeit.In Berlin gelangten etwa 2666 Zentner zum verkauf und fandenzu wenig veränderten Preisen Absatz.Am Londoner Kupfermarkt sank in der verfloffenen Woche dieNotierung zum erste» Male unter daS tiefste Niveau, das sie seit demgroßen Kupferkrach im Jahre 1967 eingenommen hat. Am Donnerstagbetrug die Notierung nur 64�/,, Pfd. Sterling und es hat allen Anschein,als ob damit die erneute AvwärtSbewegimg noch nicht zu Ende sei.Die Hauptursache ist die große amerikanische Produktion, die mitdem Verbrauche keinen Schritt hält. Die ungünstige Position desKupfermarkteS ließ auch den Zinnpreis weiter um S Pfd. Sterl.zurückgehen. Desgleichen lagen Blei und Zink schwach. Von Silberist das gleiche zu berichten. Auch Roheisen erreichte mit 43 Schilling10'/z Pence den niedrigsten Stand der letzten Jahre.Die Gemeinde als Bangelderlieferant.Der Magistrat von Potsdam hat beschlossen, einen Fond» fürBangelder, die an Private ausgeliehen werden sollen, anzulegen.Dem Fonds sind bereits 266666 M. überwiesen worden. DieseMaßregel wird damit begründet, daß eS immer schwerer werde,Baugelder zu eiucM mäßigen Preise zu bekommen. In den letztenJahren der Krise mußten Baugelder teiltveise bis zu 12 Proz. ver-zinst werden. Insbesondere für die Vororte wird es immerschwieriger, rechtzeitig Geld zu bekommen. Da die Gemeinden ei«