Ar. 145. 27. ZahrMg. L ßtilsjc kt JotiDättf{Iftliiict Mag, 24. Inn ! 1910. Stadtverordneten - Versammlung. 22. Sitzung vom D onnerStag, den 23. Juni, nachmittags S UHr. Der Vorsteher Michelet eröffnet die Sitzung nach Va6 Uhr. Die Vorlage betreffend die Frequenz der Gemeindeschulen am t. Mai 1910 wird ohne Debatte zur Kenntnis genommen. Zu den Kosten der Blumenausstellnng, die der Berliner Verein zur Förderung der Blumenpflege in der Schule im August in den Gewächshäusern des Humboldthains veranstalten will, soll städtischerseitS ein Beitrag von 000 M. geleistet werden. Die Versammlung stimmt zu. Zum Bau des Pfarr- und Oberlinhauses der Andreas» k i r ch e will der Magistrat dem Gemeindelirchenrat ein PatronatS- gefchenk von 20 000 M. gewähren. Stadtv. Leid(Soz.): Wir können der Vorlage nicht zustimmen, weil wir dafür halten, daß die städtischen Mittel nicht Verwendung finden sollen für kirchliche Zwecke. Wir find dieser Meinung um so mehr, weil die städtischen Gelder aufgebracht werden durch Berliner Bürger der verschiedensten religiösen Richtungen und Bekenntnisse. Da ist es nicht gut angängig, b e st i m m t e kirchliche Gemeinschaften aus städtischen Geldern zu unterstützen. Es muß Sache der be< treffenden kirchlichen Gemeinschaften selbst sein, aus eigenen Mitteln für die Deckung ihrer Bedürfnisse zu sorgen. Die Vorlage wird angenommen. Der Magistrat legt den speziellen Entwurf und den mit 829 000 M. abschließenden Kostenanschlag für den Neubau einer Ge- «kindedoppelschule nebst Turnhalle in der I b s e n st r a ß e vor. Die Vorlage gelangt zur Annahme. Für die innere Einrichtung der Fach- und Fortbildungsschule in der Linien st raße 162 werden 77 000 M. zur Verfügung gestellt. Für die erweiterte Bolköbadeanstalt an der Schillings- brücke soll die im Bauplan vorgesehene elektrische Licht- und Kraft- zentrale nicht erbaut, die Anstalt vielmehr der Kostenersparnis halber Ott die Kabel der B. E. W. angeschloffen werden. Die Versammlung gibt ohne Debatte ihre Zustimmung. Von der Alten Linken(Stadlvv. G a 1 l a n d u. Gen.) ist am IS. Juni folgender Antrag eingebracht worden: .Die Versammlung ersucht den Magistrat wiederholt, bei der preußischen Regierung dahin vorstellig zu werden, daß die zur Einführung der fakultativen Feuerbestattung in Preußen erforder- lichen gesetzgeberischen Maßregeln getroffen werden.' Die Beralung des Antrages wird von der heutigen Tages» ordnung abgesetzt. Der Magistrat sucht die Bewilligung von 400 M. nach, um in den Fällen, in denen der Familienvorstand zu einer militärischen Uebung eingezogen worden ist, auch für uneheliche Kinder, die in die Familiengememichast des Uebenden aufgenommen find, Unter» pützunge« nach den Grundsätzen des Reichsgesetzes vom 10. Mai 1892 zahlen zu können. Ohne Diskussion beschließt die Versammlung dem Magistrats» antrage gemäß. Zu den 660000 M. betragenden Kosten der Anlegung einer Ringbahnhaltestelle in der Kaiser-Friedrich st raße in Rixdorf will der Magistrat 60 000 M. beisteuern, während Rixdorf und die interessierten Grundeigentümer das übrige aufzubringen haben. Die Versammlung tritt dem MagistratSantrage ohne Debatte bei. Der Betrieb der Freibank auf dem Schlachthofe soll auch weiter- hin an die„Schlachtviehversichcrung vereinigter Viehkommissionäre Berlins ' auf 7 Jahre vertraglich vermietet werden. Die Versammlung stimmt zu. In das Versorgungsgebiet der städtischen Gaswerke sollen nun- mehr auch einige südostliche Vororte: Alt-Glienicke, BohnS- darf, Schmöckwitz , Riedcrlehme, Wernsdorf, Ncu-Zittau und Gosen einbezogen werden. Die bezüglichen Verträge, denen im all- gemeinen die Gaslieferungsbedingungen für die nördlichen Vorort- gemeinden zugrunde liegen, sollen auf je 60 Jahre abgeschloffen werden. Stadtv. Kämpf(A. L.) hat Bedenken gegen die formelle Be» Handlung der Vorlage, die so kurz vor den Ferien noch in aller Eile erledigt werden solle. Redner beantragt Ausschußberatung. Stadtrat NamSlau : Wir haben buchstäblich Tag und Nacht ge» arbeitet, um die Vorlage soweit zu fördern; wir haben da in einem sehr starken Konkurrenzkampf gestanden. Wird ein Ausschuß ein- gesetzt, so kann die Borlage vor den Ferien nicht erledigt werden. Wir wollen mit dem Anschluß der Vororte so rasch wie timlich vorgehen; im Herbst werden noch einige nördliche Vororte Kleines f euilleton. DaS neue Syphilisheilmittel Profcffor Ehrlichs, von dem hier wiederholt berichtet wurde, bildete den Verhandlungsgegenstand in der letzten Sitzung der Berliner medizinischen Ge» s e l l s ch a f t. Pros. Ehrlich ist eS bekanntlich gelungen, in seinem Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M. aus Grund langer und septematischer Arbeiten außer anderen Heilmitteln auch ein solches gegen die Syphilis zu finden. Dieses— ein Arsen- Präparat— wurde zunächst an Tieren erprobt und fortgesetzt ver- bessert. In seiner letzten Form, die nach dem Japaner H a t a be nannt ist, wurde es dann auch gegen die menschliche Syphilis und gegen Geisteskranlheiten, die im Gefolge von Syphilis auftreten, angewandt. Und zwar mit über- laschendem Erfolge und ohne schädliche Nebenwirkungen Herr Wechselmann vom Virchow-Krankenhaus führte nun eine Reihe von Syphilittkern vor, bei denen zumeist nach einer einzigen Einspritzung alle syphilitischen Erscheinungen verschwanden und die Syphilis nicht mehr nachzuweisen war. Prof. Alt konnte weiter von der Heilung einer Geisteskrankheit auf syphilitischer Basis berichten. An der schnellen und gründlichen Wirksamkeit des neuen Heil- mittels bestehen keine Zweifel mehr. Aber von einer Heilung der Syphilis läßt sich freilich erst nach Jahren reden. Es müssen also freilich erst langjährige Beobachtungen vorliegen, ehe ein endgültiges Urteil über Hata möglich ist. Hoffen wir, daß die sie das überaus günstige Prognostikon, das die bisherigen Erfolge gewähren, vollauf be- stätigen und die Menschheit von einer schlimmen Plage befreien helfen. Ein Denkmal für den Erfinder dcS Automobils. In seiner Vater- stadt Veid im französischen Departement Meuse wird Joseph Cugnot , dem Erfinder und Erbauer des ersten Automobils, nun ein Ehren- denkmal errichtet werden. Cugnot , der 1725 geboren wurde, erfand um 1765 einen kleinen Karren, der durch Dampf angetrieben wurde und dazu dienen sollte, die Kanonen zu befördern. Denn Cugnot war Militäringenieur. Sein Gefährt erreichte eine Geschwindigkeit von höchstens 4—6 Kiloineter in der Stunde, aber es was immer- hin der erste Wagen, der durch mechanische Kräfte vor- wärtS bewegt wurde, es war das erste Automobil. Um 1770 unternahm Cugnot auf Veranlassung des KriegSministerS Choiseul, der den Erfinder protegierte, den Bau eines neuen Automobils, das nur drei Räder erhielt. Dieses Vehikel, das viel kräftiger und stärker war wie der Kanonenwagen, sollte die Kraft haben, auf seinem Wege Mauern zu durchbrechen. Aber das Fahr- zeug stampfte und schleuderte so stark, daß es praktisch nicht ver- wendet werden konnte. Allerlei Experimente wurden vorgenommen, und nach zahlreichen Wcchselfällen endete dieses zweite Automobil Eugnots im Konservatorium der Künste und Handwerke tn Paris , wo eS noch heute zu sehen ist. Das Denkmal, das dem Erfinder errichtet wird, stammt von der Hand des Bildhauers Foffe. I hinzukommen, dann ist die Welt um Berlin vergeben. Laffen Sie hier eine großzügige Politik walten, geht die Vorlage jetzt nicht durch, so wird aus der Sache überhaupt nichts. Stadtv. Mommsen sFr. Fr.): Trotz aller„Großzügigkeit' können wir die Vorlage so nicht annehmen. Man möge den Ausschuß sofort ernennen; er kann dann in der nächsten Sitzung be- richten. Grundsätzlich find wir durchaus für den Magistrats- Vorschlag. Stadtv. Zylicz(A. L.) hält die große Eile, mit der die Sache betrieben werden solle, gar nicht für erforderlich. Alt-Glienicke sei noch bis 1912 mit elektrischer Beleuchtung versorgt. In der Vor- läge werde den Vororten mehr geboten als den Berliner Bürgern; das sei eine Ungerechtigkeit. Stadtv. Cassel schließt sich Kämpf und Mommsen hinsichtlich der formalen und etatsrechtlichen Bedenken an. Wie hoch das Kosten- obligo für die Stadt und die Rentabilitätsaussicht sei, müsse in irgend einer Weise klargestellt werden. Die Vorlage wird mit großer Mehrheit einem Ausschuß überwiesen, der sofort vom Vorstand ernannt wird und dem von der sozialdemokratischen Fraktion die Stadtv. Bruns, Leid, Dr. Rosenfeld und Tolksdorf augehören. Von dem Grundstück Friedrich st raße 102, der AdmiralS- garten-Bad-Aktiengesellschaft gehörig, sollen 25 gm zurStraßenverbrcite- rung abgetreten werden. Nach dem nur bis zum 2. Juli verbind- lichen Angebot der Gesellschaft sollen dafür 30 000 M. gezahlt, die Umsatzsteuer und eventuellen Beiträge nach§ 9 des Kommunal- abgabengesetzeS erlassen werden. Die Versammlung nimmt die Vorlage ohne Debatte an. Schluß%7 Uhr._ Die 10. Gtueralverslmmlung des Verbandes deutslher Tertilarbkiter. Vierter Verhandlungstag. Die Diskussion über die Uutcrstütznngselnrichtunge» insbesondere über die Vorlage des Zentralvorstandes, wird fori gesetzt. Die Notwendigkeit, einen Kampffonds anzusammeln, der Stärke der Organisation entsprechend, wird von verschiedenen Rednern betont; andere erkennen an, daß der Kampfcharakter des Verbandes zurückgedrängt werde, wenn man zuviel Wert auf die Unterstützungen aller Art lege. Aber man könne nicht leugnen, daß große Scharen neuer Mitglieder nur durch gute Unterstützungseinrichtungen gewonnen werden und daraus komme auch viel an.— Die Redner melden sich sehr zahlreich zu der Frage der Unterstützungen. Als ein Schlußantrag für die Generaldebatte angenommen wird, stehen noch 24 Namen auf der Rednerliste. Zur Spezialdcbatte wird zuerst die Vorlage deS Zentral- Vorstandes gestellt. Die folgenden Bestimmungen gelangen zur An- nähme. Der Verband zahlt an Streikunterstützung: Kl. I Kl. II Kl. M Kl. IV M. M. M. M. Bei 26—51 Wochenbeiträgen, pro Tag 1,— 1,20 1,60 2,— Bei 52 Beiträgen und mehr.„ 1,20 1,60 2,— 2,40 Für jedes Kind pro Woche....—,75—,75 1,— 1,— Gemaßregelten-Unterstützung: Kl. I Kl. II Kl. III Kl. IV M. M. M. M. Bis zu 25 Beiträgen pro Tag 1,50 1,75 2,— 2,25 für 60 Tage Von 26—51 Beitr.., 1,75 2,— 2,26 2,50, 70. 52 Beitr. und mehr., 2,— 2,30 2,65 3,—»80. Für jedes Kind pro Woche 0,75 0,75 1,�- 1,— Reife-Unterstützung: Kl. i u. n Kl. m u. rv M. M. 52—103 Beiträge, pro Kilom. 2 Pf. bis 15.- 22.50 104—207... 2.. 22,50 30.— 208 und mehr» 2 80.— 37,50 Daneben: Aufenthaltsgelder Kl. I und II pro Tag 75 Pf., Kl. m und IV pro Tag 1 M. Aufenthaltsgelder werden an einem Ort höchsten? zwei Tage gezahlt und werden mit der Reiseunterstützung verrechnet. An Orten, wo in Textilbranchen Differenzen bestehen, wird Aufenthaltsgeld nicht bezahlt. Ebenso wird die Vorlage des'Vorstandes über die Kranken- Unterstützung angenommen, die am 1. Januar 1911 in der ab- geänderten Form in Kraft treten soll. Wasserverbrauch kein Gradmesser für Reiulichkeit. Das kulturelle Niveau einer Bevölkerung, heißt es, kann nach dem Seifenverbrauch bemessen werden. Natürlich dann auch nach dem Wasserverbrauch, aus dem auf persönliche Hygiene und sanitäre Instandhaltung der Wohnungen und Häuser Rückschlüsse gezogen werden könnten. Wie groß oder wie gering der Seifenverbrauch in P e t e r S b u r g ist, darüber schweigt die Statistik. Aber über den Wasserverbrauch der Petersburger Bevölkerung bietet uns die Statistik der Stadtver- waltung ziffernmäßige Angaben. Der Wasserverbrach in der Newa - refldenz ist ein ganz unverhältnismäßig hoher: 25 Millionen Wedro lgleich 12,3 Liter) täglich im Durchschnitt oder etwa 17 Wedro täg- lich pro Kops der Bevölkerung. Wir hätten nach diesem Gradmesser in Petersburg die reinlichste Bevölkerung und die reinlichste Stadt Europas . Man müßte danach annehmen, daß jeder Petersburger, vom Millionär bis zum Proletarier, vom Greise bis zum Säugling, täglich ein Wannenbad nimmt oder die Fußböden und Treppen täglich gescheuert werden, kurz, daß Tag für Tag in Petersburg eine wahre Reinigungswut herrscht. Man braucht aber nur einen Blick in die unsauberen Höse, auf die entlegenen Straßen, auf die schmntzstarrenden Hintertreppen oder auch in die meisten Petersburger Wohnungen zu werfen, um starke Zweifel an genügendem Wasserverbrauch zu Reinigungszwecken zu bekommen. Zu einer negativen �Charakteristik der Wohniingsverhält- nisse und der allgemeinen sanitären Zustände in der Stadt bieten die Protokolle der städtischen Sanitätsaufsicht Material in Fülle. Der Wasserverbrauch in Petersburg erscheint danach keineswegs als zuverlässiger Kulturgradmesser. Woraus wird aber der große Waffer- verbrauch verwendet? Auf daS viele Trinken? Dann müßte man ungefähr fünf Samovare(Teemaschine) pro Kopf der Petersburger Bevölkerung(die Säuglinge miteingerechnet) annehmen. Der starke Wasserverbrauch ist vielmehr zum großen Teil auf die große un- produktive Wafferverschwendung zurückzuführen, die in jedem Haus- halt Brauch ist, wo man die Wasserleitung nach dem Gebrauch nie- mals fest zudreht, so daß das Wasser den ganzen Tag über nutzlos verrieselt. Jedenfalls ist aus alledem zu ersehen, daß Wafferverschwendung kein Gradmesser für Reinlichkeitskultur ist. Seltsame Kleiderstoffe. Von allerlei merkwürdigen Stoffarben, die die moderne Industrie herstellt und die dann als Material zu Kleidungsstücken Verwendung finden, erzählt eine englische Wochen- schrift interessante Einzelheiten. I» Rußland fabriziert nran aus einem faserigen Stein, der in sibirischen Minen gewonnen wird. einen außerordentlich dauerhaften Stoff, der in seiner Haltbarkeit alle Wollen- und Leinenstoffe weit hinter sich läßt. Das Material ist dabei durchaus schmiegsam und weich. DaS Merkwürdigste aber ist das Reinigungsverfahren, das bei diesem Stoffe angewandt wird. Wenn der Änzug schmutzig ist, so legt man ihn ins Feuer; er verbrennt nicht, sondern nach kurzer Zeit ist der Stoff wieder absolut sauber. Gewebe aus Eisenmaterial werden heute bereits in größerem Umfange von den Schneidem benutzt, um Martha Hoppe- Berlin tritt besonders für die Erhöhung der Unterstützungen der Wöchnerinnen ein. Die Krankenunterstützung ist nach den vier Klaffen so eingeteilt, daß in Klaffe I Höchstsätze von 12 bis 48 M. je nach der Beitrags- zahlung von 52 bis 520 Wochen eingeführt werden. In Klasse II werden Höchstsätze von 16 bis 56 M., in Klasse III 20 bis 64 M., in Klasse IV 24 bis 72.M. eingeführt.— In bezug auf Wöchnerinnen wird bestimmt: „Die festgesetzte Zuschuß- Krankenunterstützung wird auch Wöchnerinnen für 36 Tage— per sofort— d. h. im voraus nach Bestätigung der Geburt ausbezahlt. Innerhalb der gesetzlichen Schutzfrist von 8 Wochen—§ 137 der Gew.-Ordnung— kann an Wöchnerinnen nur Wöchnerinnen- Unterstützung gezahlt werden. Krankenunterstützung kann nach Ablauf der Schutzfrist gezahlt werden, wenn an die Entbindung sich eine Krankheit anschließt, jedoch nur bis zur Höhe der Gesamtkrankenunterstützung. Wenn wegen Schwangerschaftsbeschwerden die Arbeit bor der Niederkunft eingestellt werden muß, kann von der Wöchnerinnen- Unterstützung für 12 Tage im voraus und nach der Niederkunft der Rest für 24 Tage gezahlt werden.' Die Arbeitslosenunterstützung ist ebenso wie die Krankenunterstützung nach vier Klaffen und ze nach den Beitragsleistungen von 42 bis 520 Wochen geregelt. In Klaffe I werden Höchstsätze von 24—72 M., in Klasse II 32—83 M., in Klasse III 40-104 M., in Klasse IV 48-120 M. gezahlt. Dazu wird noch festgesetzt: „Fallen zwei Arbeitslosenperioden in einen Zeitraum von 4 Wochen, so wird, wenn der Gesamtbetrag der innerhalb 104 Wochen zulässigen Unterstützung noch nicht bezogen ist, die weitere Unterstützung vom ersten Tage der Arbeitslosigkeit an gezahlt." Der§ 50 des Statuts wird dahin geändert, daß er lautet: „Mitglieder... erwerben erst Anspruch auf die der höheren Beitragsklasse entsprechenden Unterstützungssätze, wenn vom Tage der Inanspruchnahme einer Unterstützung zurückgerechnet, mindestens 26 Wochenbeiträge der in Frage kommenden höheren Klaffe gezahlt sind. Diese Bestimmung gill für alle Unterstützungen, mit Ausnahme der Wöchnerinnenunterstützung. Bei dieser darf der höhere Unterstützungssatz unter obiger Be» achtung erst nach geleisteten 40 Wochenbeilrägen gezahlt werde». Bei Rücktritt aus einer höheren in eine niedere Beitragsklaffe werden sofort die der niederen Klaffe entsprechenden UnterstützungS- sätze gezahlt.' Der letzte Satz gilt für alle Arten von Unterstützungen, ebenso der, daß Sonntage nicht als Karenztage gelten sollen. Die Umzugsunierstützung wird als Beihilfe zum Um- zug den Mitgliedern gewährt, die eine» eigenen Hauhalt führen und wegen Streik, Maßregelung oder Arbeitslosigkeit gezwungen sind, ihren Aufenthaltsort zu verlassen. Unabhängig von der Umzugs- beihilfe tyird Reiseunterstützung gewährt, soweit das Mitglied dazu berechtigt ist. Im Interesse der Einheitlichkeit in den Bestimmungen des Verbandes wird ein Antrag angenommen, der dahin lautet, daß„aus lokalen Mitteln die Karenztage für die Kranken- und Arbeitslosen« Unterstützung nicht mehr bezahlt werden dürfen". Eine längere Debatte entspann sich über den Antrag, die Be- stimmung zu streichen, daß einem Mitglied innerhalb 104 Wochen vom Beginn des Bezuges der ersten K r a n k en u n t er- st ü tz u n g die... Unterstützung gewährt werden kann. Abände- rungsanträge wurden schließlich abgelehnt, nachdem der Vorstand erklärt hatte, daß er sich bemühen werde, eine bessere Form, die den Ansprüchen der Mitglieder mehr entgegenkommt, für diese Bestimmung zu finden. Von den weiteren Anträgen auf Aenderung der Statuten ge- langen die folgenden u. a. zur Annahme: „Hat ein organisierter Kollege Engagement in einer anderen Fabrik angenommen und es bricht während seiner Kündigungszeit ein Streik aus, so daß er nicht anfangen kann, so ist derselbe als Streikender zu betrachten, falls er dre Arbeit durch den Arbeits- Nachweis zugewiesen erhalten hat." Zu der Bestimmung über den Rechtsschutz wird hinzugefügt, daß auch bei Streitigkeiten aus der Arbeiterversicherung dieser Schutz gewährt wird. Bei Streiks und Maßregelungen sollen die Beiträge weiter ge- leistet werden. In einer Resolution erklärt der Verbandstag. daß darauf hin- znwirken ist, daß die bessergestellten Mitglieder für die höheren Beitragsklassen gewonnen werden. Dem Zentralverband wird das Recht eingeräumt, in solchen Rockkragen zu steifen und ihnen einen guten Sitz zu geben. Dieses Hilfsmittel der Schneiderkunst wird aus Stahlwolle hergestellt; der Laie kann eS kaum von den Geweben aus Pferdehaar unterscheiden. Ein anderes„feuerfestes" Material ist die„Kalksteinwolle". Ge- stoßener Kalkstein wird mit einigen Chemikalien vermischt, in einen elektrischen Ofen geschüttet und hier einem gewaltigen Luftdruck aus- gesetzt. Wenn der Rohstoff dann aus der Esse kommt, ist er so flockig und weich wie Wolle. Er wird gebleicht, gewoben und bewährt sich als Anzugsstoff ausgezeichnet. Dabei ist er ebenso schmiegsam und weich, wie aus Schafsivolle hergestellte Stoffe. Einem englischen Fabrikanten ist es gelungen, durch ein besonderes Verfahren aus alten Tauresten ein ausgezeichnetes Kleidungsmaterial herzustellen. Die Tau- und Fädenreste sowie alte Saiten werden auseinander- gezupft und dann verwoben. Wie das geschieht, ist das Geschäfts- geheimnis des Fabrikanten. Der Stoff wird dann dunkelbraun ge- färbt und besonders in den britischen Kolonien viel getragen. Die ganze Fabrik produziert jetzt gewaltige Quantitäten, die sofort Ab- satz finden. Ein neuer Kleiderstoff für Damen ist das gewebte GlaS, da? in prachtvollen Farbtönungen, in Weiß, Grün, Lila, Rosa und Gelb hergestellt wird. Die Erfindung ist Eigen- tum eines österreichischen Fabrikanten; das HerstellungS» verfahren ist so vervollkommnet worden, daß der Glas- stoff jetzt so weich und schmiegsam wie Seide ist. Weniger anspruchsvoll sind die Japaner, die in der Armee in großem Maße Papieranziige verwenden. Diese Kleider haben sich auS» gezeichnet bewährt und sind viel wärmer als echte Tuchstoffe. In Europa besteht bereits ein großer Handel in Bademänteln, Morgen- rücken und Frisierroben, die ebenfalls aus Papier hergestellt sind. Dazu dient eine Art von Löschpapier, die besonders gebleicht wird und dann mit einem aufgedruckten Muster versehen wird.' Selbst Handschuhe werden aus Papier gefertigt und man rühmt ihnen nach, daß sie sehr oft gereinigt werden können, ohne Schaden zu leiden. Notizen. — Neues aus den Berliner Museen. Durch Vermächtnis ist der Berliner Nationalgalerie ein SWeben von Eduard Man et, dem Führer des französischen Jmpressionioinus, zugefallen. Es stellt eine Blumenvase mit weißem Fsieder dar. Mit ihm besitzt die Galerie jetzt drei Bilder des großen Künstlers, der, lvie kein zweiter, die neuere Malerei beeinflußt hat.— Durch dies Vermächtnis wird die Richtung, die Tschudi mit der Ausnahme von Vertretern großer ausländischer Kunst eingeschlagen hatte, glücklich sortgesetzt— gegen den Wunsch und die Absichten des kgt. Kunstdirigenten. Hoffentlich sorgt der neue Direktor der National- galerie dafür, daß diese Zierden"der Sammlung nicht irgend welchen patriotischen Schinken zuliebe versetzt werden.— Aus dem gleichen Vermächtnis erhielt das Kaiser-Friedrich-Museum eine Landschaft des altvlämischen WalerS Lucas van Uden .
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