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GewerkfcbaftUcbce. Mies trefft I Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften machen wieder mal auf der Ncutralitätspauke fürchterlichen Lärm. Als neuen Beweis dafür, daß die freien Gewerkschaften von der Sozial- demokratie ins Schlepptau genommen feien, trägt das Zentral- organ der Hirsche ein Flugblatt herbei, welches kürzlich in Groß-Berlin unter den Gewerkschaftlern zur Verteilung kam und zur Politischen   Organisation in der Sozialdemokratie auf­forderte. lieber die Sache selbst kann man mit den Leuten ja nicht diskutieren, sie würden weiter nichts tun, als auf den Beschluß ihrer jüngsten Generalversamnilung hinweisen, auf der man erst offiziell dieoffizielle" Neutralität erneut nach dem bewährten Beschlüsse einer früheren Generalversammlung wieder zu einer schönen Resolution verarbeitet habe. Viel besser erscheint es, bei solchen! Neutralitätskollcr, der die Eigentümlichkeit hat, nur anderen Gewerkschaftsrichtungen gegenüber ivirksam zu sein, an Kleinigkeiten zu- er- innern, die sonst nach dem bekannten Sprichworte vom Balken in des Nachbars Auge leicht vergessen werden. Das Zentralblatt der christlichen Gewerkschaften bringt in seiner Nummer 12 eine niedliche Erinnerung, welche die Hirsch-Dunckersche Neutralitätstaschenspielerei ins rechte Licht setzt. Es handelt sich um die Stellungnahme zum Vereinsgesetz. Vor der Verabschiedung war im Zentral- organ(Nr. 20 1908)Der Gewerkverein" zu lesen: Wir erwarten bestimmt, daß sämtliche liberale Abgeordnete auf dem durch den Abgeordneten Träger deutlich gekennzeichneten Standpunkt zu dem§ 7(Sprachenparagraph) des Reichsvereinsgesetzes ausharren werden.... Bis hierher und nicht weiter, so müssen wir den Liberalen z u r u f e n I" So lautete die Melodie vor Tisch. Nach Tisch aber, in Nr. 29 von 1908, als das Hirsch-Dunckersche Kommando unwirksam geblieben war, da las maus anders. Schon jetzt sucht man unsere Mitglieder aufzuhetzen und ihnen dieSunden" der Liberalen zum Vorwurf zu machen. I a, was gehen denn uns als Gewerkvereine die liberalen Parteien an"...!! Es läßt sich daraus ersehen, daß die Gewerkvereinler also auch dann neutral sind, wenn ihre politischen Freunde Dumm- heilen gemacht haben. Lerlin und illmgegend. Tarifbewegung der Graveure und Ziseleure. Im Berufe der Graveure. Ziseleure usw. haben seit April borigen Jahres Verhandlungen über den Abschluß eines einheitlichen Tarifvertrags stattgefunden, die erst vor kurzem ihr Ende erreicht haben, sich also über ein Jahr lang hinzogen. Sie wurden ge- pflogen von einer gemeinsamen Kommission des Verbandes der selbständigen Graveure und Ziseleure und der Ortsgruppe der Gra- veure, Ziseleure usw. des Deutschen Metallarbeiterverbandes. Die Verhandlungen haben nicht zum Abschluß einesTarifvertrags, wohl aber zur Altfslellung eines TarifentwurfS geführt, dem die Vertreter beider Parteien in der Kommission zustimmten, der jedoch nicht die Billigung der Versammlung der Arbeitgeber deS Berufes gefunden hat. Nach dem Entwurf sollte die Arbeitszeit in allen Betrieben innerhalb des ersten halben Jahres auf b'/z Stunden, im zweiten halben Jahre auf 3 Munden herabgesetzt werden. Da der Achtstundentag schon in einer Reihe von Betrieben besteht, erschien dessen allgemeine Einführung um so mehr geboten. Für die Lehr- linge sollte Beginn und Ende der Arbeitszeit nicht mehr als eine halbe Stunde vor oder nach der normalen Geschäftszeit liegen. Der Mini- mallohn sollte für Ausgelernte 45 Pf., nach einem halben Jahre <K) Pf. betragen. Als Zuschlag für Ueberzeitarbeit sollten die ersten zwei Stunden 25 Prozent, und danach, sowie für Sonntagsarbeit 60 Prozent gezahlt werde». Der Entwurf enthält ferner eine Lehrlingsskala, sowie eine Bestimmung über die Entschädigung der Lehrlinge, die im zweiten Lehrjahre 3 M., im dritten 4 M., im vierten 6 M. betragen sollte. Die Dauer des Tarifvertrags betreffend, einigte sich die Kommission dahin, daß er bis Ende des Jahres 1912 gelten sollte. Am Mittwoch tagte nun im Dresdener   Garten eine zahlreich besuchte Branchenversammlung der Graveure und Ziseleure, in der der Obmann T h u r o w über die Tarif« Verhandlungen und über den Beschluß der Versammlung der Arbeitgeber berichtete. Die Arbeitgeberversammlung hat den Tarisenrwurf nicht gutgeheißen, sondern ihren KommisstonSvertrelern Auftrag erteilt, keine weiteren Verhandlungen mit den Arbeitnehmern zu pflegen. Somit hat also in den Kreisen der Arbeitgeber die Strömung gegen den Tarifvertrag die Oberhand gewonnen. Die Mehrheit ist also gegenwärtig für die vorgeschlagene friedliche Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse nicht zu haben. Der Be- schluß der Arbeitgeber kann als eine indirekte Kriegserklärung auf- gefaßt werden. Der Verband der selbständigen Graveure und Ziseleure wird Anfang Juli einen Verbandstag abhalten, auf dem unter anderem über die Tarifvertragsfrage beraten werden soll. Der Redner empfahl nun, daß man zunächst abwarten solle, welche Stellung die Arbeitgeber dort einnehmen werden, aber nicht etwa in der Hoffnung. daß dabei etwas für die Durchführung deS Tarifvertrages heraus- kommen werde, sondern um dann in einer neuen Versammlung, zu der eventuell die Arbeitgeber eingeladen werden sollen, über die weiteren Maßnahmen zu beraten. In der regen Diskussion, die dem Bericht folgte, zeigte eS sich deutlich, daß die Graveure und Ziseleure sich keineswegs mit der Ablehnung des Tarifvertrags zu- frieden geben werden,> andern zu gegebener Zeit, gestützt auf ihre starke Organisation, dem Metallarbeiierverbanv, mit ganzer Kraft dafür sorgen werden, daß sowohl der Achtstundentag wie auch eine entsprechende Regelung der Löhne durchgeführt wird. In demselben Sinne äußerte sich auch der Ortsvorsitzende Cohen. Die Graveure und Ziseleure müßten ihren Arbeitgebern erst einmal zeigen, daß sie eine Macht sind, mit der gerechnet werden muß, um erst einmal an- nähen, d das zu erreichen, was andere Branchen des Metallarbeiter- Verbandes schon lange erreicht haben. Die Klempner befinden sich in einer Tarifbewegung. Seiten» der Arbeitgeber waren vor einiger Zeit Anregungen zu gegenseitigen Verhandlun- gen gekommen. Die Zentrale des Klempnergewerbes Berlins   hat sich nämlich kürzlich zu einem Verbände der Arbeitgeber des Bau» klempnergewerbes zusammengeschlossen. Das muß so schnell ge- schehcn sein, daß sie auf den Schriftstücken an den Metallarbeiter- verband noch nicht einmal den Firmenstempel drücken tonnten. Cohen berichtete in einer Branchenversammlung über den Ver- lauf der Dinge und ging auf die einzelnen Phasen der VerHand. lungen ein, die sich zu einer Verlage verdichteten. In diesem Ent. wurf ist in den meisten Punkten eine Einigung zu verzeichnen. Den springenden Punkt bildet der Z 3, der die Lohnfrage betrifft. Die Arbeitgeber bieten darin folgendes: § 3. Der Mindestlohn beträgt 75 Pf. pro Stunde, vom 1. April 1912 ab 75% Pf. pro Stunde. Für JungauSgelernte kann der Lohn geringer sein, jedoch im ersten Jahre nach beendeter Lehrzeit nicht unter 57% Pf.. im zweiten Jahre nach beendeter Lehrzeit nicht unter 62� Pf. und im dritten Jahre nach beendeter Lehrzeit nicht unter 67! Pfennige pro Stunde. Diese Sätze steigen am 1. April 1912 um 1% Pf. pro Stunde. Die Forderung der Arbeiter dagegen lautet:____ Lerantw. Bedakt.: Richard Barth  , Berlin  . Inseratenteil verantw.i § 3. Der Mindestlohn beträgt mit Abschluß des Tarifs 75 Pf. pro Stunde, vom 1. April 1311 ab 7754 Pf. pro Stunde und vom 1. April 1912 ab 89 Pf. pro Stunde. Für Jungausgelernte kann der Lohn geringer sein, jedoch im ersten Jahre nach beendeter Lehrzeit nicht unter 69 Pf., im zweiten Jahre nach beendeter Lehrzeit nicht unter 79 Pf. pro Stunde. Diese Sätze steigen am 1. Avril 1911 um 254 Ps. und am 1. April 1912 nochmals um 254 Pf., so daß der Stundenlohn am 1. April 1912 für Jungausgelernte im ersten Jahre nach beendeter Lehrzeit 65 Pf. und im zweiten Jahre nach beendeter Lehrzeit 75 Pf. pro Stunde beträgt. Dieser von den Vertrauensleuten der Klempner ausgearbeitete Passus wurde von Cohen warm zur Annahme empfohlen, stieß jedoch bei der Versammlung aäf scharfen Widerstand. Einzelnen Rednern gingen die Forderungen absolut nicht weit genug und es wurde erklärt, daß man mit der Annahme dieses Paragraphen ja hinter die früher vertretenen Forderungen zurückginge. Andere Redner dagegen unterstutzten Cohens Empfehlung. Infolge der vorgeschrittenen Zeit wurde die Persammlung ab- gebrochen und soll am Montag fortgesetzt werden. Abschluß der Tarifbewegung in der Gipsbaubrauche. Das Ergebnis der im Mai zwischen der Sektion der Gips- und Zemcntbranche vom Zentralverband der Maurer Deutschlands iftrd dem Berliner   Beton-Verein zwecks Erneuerung des am 1. April dieses Jahres abgelaufenen Tarifvertrages gepflogenen Verhand- lungen wurde bekanntlich von den in der GipÄiaubranche de- schäftigten Putzern, Trägern und Spannern in einer am 25. Mai abgehaltenen Persammlung als unzureichend abgelehnt. Auch die von den Vertrauensmännern gemachten Vermittelungsvorschläge befriedigten nicht und wurden verworfen. Man glaubte, da bei der derzeitigen Situation im Gewerbe auf weitere erhebliche Zuge- ständnisse der Arbeitgeber nicht zu rechnen wäre, einer tariflosen Zeit den Vorzug geben zu sollen. Inzwischen haben jedoch auf Ver» anlassung des Kartells der Berliner   Bauarbeitgeberverbände am 16. Juni erneute Verhandlungen zwischen dem Berliner   Beton- Verein und der Verhandlungstommission der Arbeiter unter Mit- Wirkung des Vorsitzenden Heuer   vom Verbände der Baugeschäfte Berlins   und der Pororte stattgesunden. In einer in Dräsels Festsälen tagenden Versammlung der Putzer, Träger und Spanner gab der Sektionsvorsitzende H a e s e Bericht von diesen Verhandlungen. Die Verhandlungskommission der Arbeiter verlangte die Zahlung der von den Arbeitgebern in zwei Raten bewilligten Lohnzulage von 5 Pf. pro Stunde vom 13. August ab, und vom 1. Oktober 1911 ab weitere 2 Pf. Die Arbeitgeber erklärten jedoch, über ihre im Mai gemachten Zuge- ständnisse, wonach vom 13. August d. I. ab 3 Pf. und vom 1. Oktober 1911 ab weitere 2 Pf. Lohnzulage erfolgen soll, nicht hinausgehen zu können. Nur für die Putzerträger wollen sie, um die Lohn- unterschiede zwischen diesen und den Putzern zu mindern, 14 Pf. mehr zugestehen. Die geforderte Entschädigung für die Lauf, und Fahrzeit zur Arbeitsstelle, wie sie ein früherer Tarif vorsah, lehnten die Arbeitgeber ebenfalls ab, wollten aber daS benötigte Fahrgeld zahlen zu den Arbeitsstellen, die nicht mit der Straßen- bahn für 19 Pf. zu erreichen sind. Die Tarifdauer solle drei Jahre betragen, auf eine zweijährige Tarifdauer gehen die Arbeitgeber nicht ein. Die Kommission ist nach reiflicher Erwägung und Prüfung aller Umstände zu dem Entschluß gekommen, der Ver- sammlung die Annahme dieser Vorschläge zu empfehlen. In der sehr erregten Diskussion wird der Kommissionsvorschlag hart bekämpft und den Kommissionsmitgliedern sogar der Vorwurf gemacht, daß sie nicht mit genügendem Jntereffe die Wünsche der Mitglieder wahrgenommen haben. Mehrfach wurde einer tarif- losen Zeit das Wort geredet. Die Kommissionsmitglioder wiesen den ihnen gemachten Porwurf energisch zurück und traten warm für die Annahme des Verhandlungsresultats ein. Die Versamm- lung nahm darauf das Angebot der Unternehmer mit 223 gegen 119 Stimmen an. Darauf wurde beschlossen, über die Firma Otto Stüwe, die gegenwärtig in der Potsdamer Straße   einen größeren Bau hat und die fortgesetzt die festgelegten Lohn- und Arbeitsbedin- gungen nicht einhält, die Sperre zu verhängen. An die Fliesenleger der Sektion des Maurerverbandes! Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß die gemeinsame Besichtigung der Ton-, Zement- und Kalkindnstrie-Ausstellung am Sonntag, den 26. Juni, vormittags stattfindet. Eintrittskarten zum Preise von 30 Pf. das Stück sind daselbst beim Vorstand zu haben. Treffpunkt vormittags S'/g Uhr am Ausgange des Bahnhofes Banmschulenweg. I. A.: Zentralverband der Maurer. Sektion der Fliesenleger. Achtung, Schuhmacher! In der Schuhfabrik von A.Schweiger, Jnh. S. Gasch, Rungestr. 20, haben wegen Lohnabzügen in der Wendeabteilung sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen die Arbeit niedergelegt. Wir ersuchen, dieses zu beachten. Die Ortsverwaltung der Schuhmacher. Achtung, Töpfer! Die Sammlungen betreffs der Bauarbeiter- aussperrung werden hiermit eingestellt. ES wird demnach heute nicht mehr gesammelt. Jedoch muß jeder Kollege für sieben Wochen gesteuert haben und zwar vom 7. Mai 1910 ab. Die Verbandsleitung. Dentfchea Reich. Die örtlichen Differenzen im Bangewerbe werden nach und nach beigelegt. Orte, die sich erst entschieden gegen die Annahme deS Schiedsspruchs erklärten, stimmen nach geschehenen örtlichen Verhandlungen nun doch für Aufnahme der Arbeit. So wird außer aus Mannheim   nunmehr aus Kassel   ge- meldet, daß die.Bauarbeiter die Arbeit aufnehmen. In Leipzig   und Breslau   besteht dagegen der Streik in größerem Umfange weiter. Hirsch-Dunckersche als Hätschelkinder der Unternehmer. Die Lohnbewegung der Dresdener Brauerei- a r b e i t e r ist in ein ernstes Stadium getreten, und zwar durch das unerhörte Ansinnen, welches von den Verbandsbraue- reien an die Lohnkommission des ZcntralverbandcS gestellt worden ist. Vor kurzem ist letzterer laut Beschluß einer Versammlung mit neuenForderungen bezüglich Lohn- und Arbeitsbedingungen an die Verbandsbrauereien herangetreten. Zu irgendwelchen ernst- lichen Verhandlungen ist es aber bisher durch die Verschlep- pungSpolitik der Unternehmer nicht gekommen. Letztere ver» langten von den Vertretern des Zentralverbandes, daß sie in Ge- meinschaft mit der am Orte 39 Mann starken Hirsch-Dunckerschen Organisation mit ihnen ver- handeln sollten! Der Zentralverband, welcher über 1200 Mitglieder in Dresden   zählt,' lehnte ein derartiges Verlangen rundweg ab. Nun war für letzten Montag wieder eine Verhand- lung anberaumt worden und, als die Lohnkommission im BeratungS- zimmer erschien, waren auch die Vertreter der 39 Männlein an- wesend! Diese Verhandlung verlief resultatlos. weil die Vertreter deS Zentralverbandes dem Auftrage ihrer Mitglieder und ihrer prinzipiellen Stellung gemäß ein Zusammengehen mit den Hirschen ablehnten. Die Verbandsbrauereien bestanden aber aus eine ge- meinsame Verhandlung und erklärten nach einer kurzen Beratung, daß sie es bedauern, daß der Zentralverband nicht gemeinsame Sache mit dem Bundesverein mache, worauf sie aber großen Wert legen. Darauf wurden die Verhandlungen abgebrochen. Nun hatte sich LH, Glocke» Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr, u, Beilsllkanstall' eine imposante Versammlung deS Zentralverbandes mit der An- gelegenheit zu beschäftigen. Der Referent legte öffentlich die Gründe dar, welche zu einem Getrenntmarschieren Anlaß geben und führte aus: Wir können unmöglich mit Leuten gemeinsame Sache machen, deren Vertreter im Reichstage für die Erhöhung der Brausteuer eingetreten sind. Die Hirsch-Dunckerschen sind es gewesen, die bisher überall da, wo es zu Differenzen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern gekommen ist, hilfreich auf die Seite der letzteren getreten sind ja sogar Streik­brecher geliefert haben. Diese 39 Mann starke Gruppe habe keinen Anspruch auf Teilnahme an den Verhandlungen. Der tosende Beifall zeigte, daß die Versammlung ganz derselben Meinung war. Ein anwesender Vertreter der Hirsche unternahm einen erfolglosen Rettungsversuch für seine 39 Getreuen, erlebte aber eineböseAbfuhr. In einer einstimmig angenommenen Reso- lution wurde erklärt, daß unter keinen Umständen mit den Hirschen gemeinsame Sache gemacht werden soll, und die Lohnkommission beauftragt, in alleinige Ver- Handlungen einzutreten. Die Dresdener Brauerei- arbeiter sind, falls die Unternehmer auf ihren unverständlichen Standpunkt stehen bleiben, bereit, ihren Forderungen ab 1. Juli durch einen Streik Nachdruck zu verschaffen. In Frage kommen weit über 1000 Personen. Ein sozialer Musterbetrieb. V. Friedrich Naumann   weist in seinen Schriften und Vor- trägen immer wieder darauf hin, daß ein Volk mit einem Be- völkerungsüberschutz, wie das deutsche. Qualitätsware er- zeugen und ausführen müsse, wenn es nicht Menschen exportieren wolle. Deshalb hat er sich auch für dieDeutschen Werk- statten für Handwerkskunst" interessiert und eine nicht leicht zu überschätzende Reklame für sie gemacht. Bei den sozial- politischen Anschauungen dieses Protektors muß es die Oeffentlich- keit um so mehr überraschen, daß sich gerade dieser Betrieb durch eine jämmerliche Bezahlung seiner Kunstgewerbczeichner nnvorteil- hast auszeichnet.Die Gehälter stehen auf der tiefsten Stufe," be- richtet darüber derKunstgewerbczeichner",selbst dann noch, wenn man sie mit den Gehältern in den miserabelsten Geschäften ver- gleicht." Ein Gesuch um Erhöhung der Gehälter um 3354 Proz. und Einführung der gesetzlichen Kündigung wurde vom Direktor Schmidt zunächst höhnisch abgelehnt. Nachdem sich der Verband Deutscher   jwnstgewerbezeichner an Herrn D. Naumann und Prof. Riemerschmidt gewandt hatte, wurde die gesetzliche Kündigung und eine kleine unbedeutende Zulage gewährt. Kurz darauf wurde jedoch allen Zeichnern gekündigt und jede weitere Verhandlung abgelehnt. Beim letzten Kündigungstermin erhielten die Zeichner den Bescheid, wer dableiben wolle, könne bleiben, aber aus dem Verband Deutscher   Kunstgewerbezeichner müßten sie austreten. Dieses Vorgehen zeigt, wie selbst unter moderner sozial-fortschritt- licher Flagge, wie der Gartenstadtbewegung die Firma hat ihren Sitz in der Gartenstadt Hellcrau die kapitalistischen   Interessen zu einer Geschäftsleitung führen, die sich in nichts von derjenigen der berüchtigten Scharsmacher unterscheidet. Die Gönner dieses sozialen Musterbetriebes" können durch die Tat zeigen, ob sie einem überempfindlichen Aesthezitismus den Vorzug einräumen vor den Ansprüchen hochqualifizierter Arbeitnehmer, an unseren Kultur- gütern teilzunehmen, ob sie eine Gewähr dafür schaffen wollen. daß die Grundlage hierzu, das freie Koalitionsrecht, dauernd ust- angetastet bleibt._ Hustand. Ein gescheiterter Einignngsversuch. Die Reichsparteivertrctung der österreichischen Sozialdemokratie hat sich bemüht, noch vor dem Kopenhagencr Kongreß eine Kon, f e r« n z zustande zu bringen, um eine Verständigung zwischen Zentraliften und Separatisten zu ermöglichen. Die Wiener  Gewerkschaftskommission Pat sich trotz ihrer geringen Hoffnungen ohne Bedingungen bereit erklärt, die Konferenz zu be« schicken. Dagegen hat eine am 30. Mai 1910 abgehalten« Sitzung der Vertreter derautonomen"(separatistischen) Gewerkschaftsver- bände mit der Parteiexekutive der tschechischen Sozialdemokratie beschlossen, daß, wenn die Konferenz zu einer Regelung der gegenseitigen Beziehungen führen soll(also Fortbestehen der Separatistenvcrbändel), die Grundlage das separatistische Pro» gramm sein müsse. Man behielt sich vor, die weiteren Schritte über die Beschickung und Durchführung der Konferenz danach cinzu» richten, wie die Antwort auf diese prinzipielle Voraus- s e tz u n g lauten würde. Diese Resolution begründete ReichSratSabgeordneter Dr. S o u, kup-Prag�   der ncbstdem erklärte, die Konferenz dürfe sich nur mit dem Abschluß von Gegenseitigkeitsverträgen zwischen den Gewerkschaften und den Separatisten beschäftigen. Danach dachte natürlich, wie das Organ der ReichSgewcrkschaftS. kommission schreibt, kein ernstzunehmender Mensch mehr an daS Stattfinden der Konferenz._ 30 000 Landarbeiter im Streit. Rom  , 22. Juni.  (Eig. Ber.) Wegen Vertragsbruchs der Grund- besitzer haben die Landarbeiterorganisationen der Provinz Mantua  den Generalstreik für die ganze Provinz proklamiert. Es handelt sich um 30 000 organisierte Landarbeiter, die sich sofort an den sozia- listischen Parteivorstand gewendet haben mit der Bitte, ihnen einen Vertreter zu senden. Weiter haben sie ihre Abgeordneten, die Ge- Nossen   Ferri und Bonomie, ersucht, sich in das Streikgebiet zu be- geben. Enrico Ferri   ist sofort nach Mantua   abgereist. Der Vertrags- bruch bestand darin, daß in zwei Orten Arbeiter unter Tarif an- gestellt wurden._ Letzte JNteebriebten und vepefcden. Zum Kampf im Baugewerbe. Leipzig  , 24. Juni.  (B. H.  ) Wie bereits die Maurer, so haben auch die Leipziger Zimmerer beschlossen, entgegen der Entscheidung des Dresdener Schiedsgerichts in einen allgemeinen Streik einzutreten. Solingen  , 24. Juni.  (B. H.  ) Die hiesigen Maurer Irhnten den Dresdener   Schiedsspruch ab und beschlossen, von der nächsten Woche ab zu streiken._ Oesterreich und Deutschland   zur Kretafrage. Wien  » 24. Juni.  (B. H.  ) In hiesigen diplomatischen Kreisen verlautet, daß Oesterreich und Deutschland   es« abgelehnt hätten» sich an der Lösung der Kretafrage zu beteiligen. Zum Tode verurteilt. Hamburgs 24. Juni.(W. T. B.) Der HandluNgskommig Holste, der am 12. Januar d. I. die Pfandleiherin Luise Merkli ermordet und beraubt hat, ist vom Schwurgericht zum Tode verurteilt worden._ Vom Automobil überfahre». Wetter a. d. Ruhr, 24. Juni.  (B. H.  ) Auf der Provinzial« landstraße zwischen Wjetter und Witten   ist von einem Auto- mobil aus Herne   ein italienischer Arbeiter überfahren worden, Der Ueberfahrene war sofort tot._ Maul Singer& Co., Berliv 3W, Hierzu 3 Beilageo«. vuterhallungsbl.