mit einem Stocke Schläge angedroht und die Wohnung gekündigt,was gleichbedeutend mit Entlassung zum Winter ist. Solche Miss-stände gibt es hier überall. Liebe Kollegen kommt einmal her underkundigt euch und veröffentlicht diese Verhältnisse. Die Oeffent-lichkeit scheuen die Herren Besitzer. Wir dürfen es nicht in dieZeitung bringen, weil wir sonst weggejagt werden. So ist eSaber nicht mehr abzuhalten und deshalb helft uns.Die Arbeiter von Benz und Söhren.Unser Gewährsmann hat sich nun an Ort und Stelle nachden Verhältnissen erkundigt. Die Klagen sind ihm als wahrbestätigt worden. Er fand aber noch viel mehr, was Veran-lassung zu klagen gibt. So erhalten die Leute bei 12stün-diger Arbeitszeit im Sommer 2M., imWinterbei kürzerer Arbeitszeit 1.80 M. Lohn und40 Ruten Kartoffelacker. Das ist alles. In Ost-elbien gibt man den Arbeitern noch Holz. Hier gibt es dasnicht. Die„Wohnungen" der Leute sind erbärmlich. Einealte, halb baufällige Kate ist für 5 Arbeiterfamilien einge-richtet. Jede„Wohnung" besteht aus 3 ungedieltcn Räumen.Der erste bekommt sein Licht durch die Tür. Er enthält denaltdeutschen Primitiven Backsteinherd. Das als Wohnstube be-zeichnete Loch hat ein kleines Fensterchen und das alsKammer bezeichnete auch. In diesen Ställen können dieMenschen wahrlich nur wie das Vieh hausen. Da sind selbstdie als Hundehütten bezeichneten Häuser einer Zechenkoloniedes Ruhrgebiets Prunkbauten dagegen. Kurz, die WorteWilhelms II. in Cadinen, daß die Schweine besser wohntenals die Menschen, treffen auch stellenweise auf Ostholstein zu.Unser Genosse interessierte die armen Menschen für daseinzige Heil, das ihnen helfen kann, für die Organi-s a t i o n. Die Vorarbeiten für die Gründung einerZahlstelle des Landarbeiterverbandes sindim Gange._Entschädigung wegen Berweigerung angemesieaer Zeit zum Arbeit-suchen.DaS Dienstmädchen Sch. war bei der Inhaberin einer Klinik,der Oberin Seck, in Stellung und hatte zum 1. Juni gekündigt. Siebeklagt sich darüber, daß ihr die Arbeitgeberin nicht den an-gemessenen Urlaub zum Aufsuchen einer anderen Stellung gegebenhabe. Nur einmal sei sie auf wiederholtes Ansuchen beurlaubtworden, es sei ihr aber nicht möglich gelvesen, an diesem AbendStellung zu finden. Ihre Bitte, ihr noch am 27. Mai auf einigeStunden Urlaub zu geben, sei abschlägig be schieden worden. Es warihr deshalb nicht möglich gewesen, rechtzeitig eine andere Stellungzu finden. Sie verklagte nun ihre bisherige Arbeitgeberin wegendes ihr entstandenen Schadens auf Zahlung von 45 M. bei dem Ge-Werbegericht. Dies ist zuständig, weil Klägerin für die Klinik tätigwar. Der Borsitzende, Magistratsasseflor Schultz, legte dar: Wennder Beklagten auch das Bestimmungsrecht darüber zustand, wannsich die Klägerin während der Kündigungsfrist nach anderer Stellungumsehen durfte, so durfte dieses Recht doch nicht so gehandhabtwerden, dah die Möglichkeit, Stellung zu bekommen, ausgeschlossenwurde. Die Beklagte hätte der Klägerin mindestens zweimal Urlaubgeben müssen, dieser durfte aber nicht erst auf die letzten Tage deSMonats gelegt werden. Denn erfahrungsgemäß verlangen diebesseren Herrschaften nicht erst in den letzten Tagen des Monatsnach Dienstmädchen. Der Anspruch der Klägerin ist demnach demGrunde nach gerechtfertigt, nur der Höhe nach konnte er nicht an-erkannt werden. Die Beklagte wurde zur Zahlung von 31,50 M.verurteilt._Aerztekonflikt in Halle.In Halle kündigten sämtliche Kassenärzte allen Krankenkassendie Verträge. Einen Grund gaben sie zunächst nicht an. Die spä».teren Verhandlungen ergaben aber, daß sie als Hauptsache die gänz-lich freie Arztwahl und im weiteren eine erhebliche Erhöhung derHonorare, namentlich für die Behandlung der Familienangehöri.gen der Kassenmitglieder verlangen. Der Verband der Kranken-Zossen in Halle lehnte die Einführung der freien Arztwahl ab. Denübrigen Forderungen wäre er entgegengekommen, doch unter»blieben mit Rücksicht auf die vorerwähnte Ablehnung die weiterenUnterhandlungen. Dem Kassenverbande gelang es, inzwischen eineAnzahl auswärtiger Aerzte fest durch Bertrag cknzustellen, so daßdiese nach Ablauf der Kündigung der zirka 30 gegenwärtigenKassenärzte die ärztliche Behandlung der Kassenmitglieder über-nehmen._Bergbau und epidemische Krankheiten.Der in diesen Tagen in Düsseldorf abgehaltene„Jnternatio-nake Kongreß für Bergbau und Hüttenwesen" beschäftigte sich amMittwoch mit der Frage:„Inwieweit findet eine Verbreitung vonübertragbaren Krankheiten durch den Kohlenbergbau statt?" Pro-fessor Dr. Brums-Gelsenkirchen führte dazu aus: Gerade inKohlenbergbau treibenden Gegenden wird vielfach ein besondersstarke? Auftreten von epidemischen Krankheiten beobachtet. Manbraucht nur an eine Anzahl großer Epidemien zu erinnern, die inden letzten Jahren in Deutschland vorgekommen sind, an die großenTyphusepidemien im oberschlesischen Kohlenrevier, im Ruhrrohlen-bezirk und im Saarbrücker Kohlenrevier, an Genickstarreepidemienin Oberschlesien und im Ruhrbezirk. Weiter läßt sich aus allenstatistischen Zusammenstellungen ersehen, daß bezüglich der Ruhr-erkrankungen, der Erkrankungen an Scharlach, auch an Diphtherieunsere Kohlen gewinnenden Gegenden meist über dem Durchschnittanderer Gegenden, insbesondere auch des preußischen Staates, stehen.Gelegentlich machen dann einmal im oberschlesischen Revier, dannwieder im Ruhrbezirk Pockenerkrankungen von sich reden; es seiweiter an die Epidemie von Kinderlähmung erinnert, die im vorigenJahre im Ruhrkohlenbezirk ihre Verbreitung gefunden hat. Hier-her muß auch das Auftreten der Wurmkrankheit gerechnet werden.Vielfach wird in solchen Fällen die Ursache in der Schädlichkeit desunterirdischen Bergbaubetriebes angesehen. Keineswegs wird manjeden Einfluß des �Kohlenbergbaues auf die Verbreitung von über-tragbaren Krankheiten bestreiten können. Es scheint aber eineUntersuchung darüber durchaus angebracht, wie weit die Ver-mehrung der ansteckenden Krankheiten in bergbauindustricllen Be-girken den allgemeinen Verhältnissen dieser Gegenden Und desKohlenbergbaues zuzuschreiben ist. ES ergibt sich dabei, daß ebensowie auf der Oberwelt einzelne Krankheitsfälle auch unter Tagenaturgemäß durch den Verkehr der Menschen miteinander verbreitetwerden können, daß eine epidemische Verbreitung durch den Berg-bau aber nicht stattfindet, sobald der Betrieb ordnungsmäßig von-statten geht. Als Berufskrankheit der unterirdischen Bergleute istnur die sogenannte Wurmkrankheit anzusehen. Die ansteckendenKrankheiten zeigen eine immer mehr abnehmende Tendenz angesichtsder energischen Bekämpfung.ziehungen zu anderen Aktienbanken auf die einfachste Weise dadurchherstellen, daß sie einen Teil ihrer Aktien erwerbenund dauernd im Besitz halten, und zwar nur gerade so viel Aktien,wie nötig sind, um einen größeren Einfluß auszuüben als irgendein anderer Aktionär. In ähnlicher Weise vermögen sie auch aufPrivatbankiers Einfluß zu nehmen, indem sie dieselben mit einemgewissen Betrage kommanditieren. Dies ermöglicht ihnen, miteinem Aufwand von sehr viel weniger Geld ihren Einfluß auszu-dehnen, als beim vollständigen Aufkaufen erforderlich wäre. Außer-dem aber ist die Geschäftsausdchnung auf diese Weise geradezu un-begrenzt. Denn jede der Banken, an denen die Großbank so durchAktienbesitz oder Kommanditeinlage beteiligt ist, bleibt ja der Formnach selbständig und kann ihrerseits in derselben Weise sich ananderen Banken beteiligen. So kommt ein weit ausgedehntesSchachtelshstem zustande, das man einen„Konzern" nennt. AlsBeispiel wird die Deutsche Bank angeführt. Sie ist durch Aktien-besitz an 30 anderen Banken beteiligt. Diese unterhalten ihrerseitsdie gleichen Beziehungen zu 48 weiteren Banken, und selbst hier-unter sind noch wieder einige, die in derselben Wese mit 0 anderenBanken verbunden sind. Das gibt einen Konzern von insgesamt88 Banken, dessen Mittelpunkt die Deutsche Bank ist. Für diedauernde Beteiligung braucht die Deutsche Bank eine Summe vonetwa 72 Millionen Mark, dazu noch einen Betrag siir die nichtdauernde Beteiligung, der nicht genannt wird, weil er ständigwechselt. Mit dieser kleinen Summe beherrscht sie einen Kreis vonAktienbanken, die zusammen über rund eine halbe Milliarde Kapitalund IWs Milliarden fremde Gelder verfügen; hierzu tritt noch eineAnzahl direkt oder mittelbar kommanditierter Privatbankiers, fernereine Reihe von Aktienbanken, bei denen die Beteiligung je nach Be-dürfnis geschieht. Mit einem unverhältnismäßig kleinen Teil ihreseigenen Kapitals hat sich sonach die Deutsche Bank die Herrschastüber mehrere Milliarden Mark gesichert.— Dazu kommt nun noch,daß dieses Beteiligungsshstcm für die beteiligten Banken sozusageneine Risikoversicherung auf Gegenseitigkeit bedeutet. Die Dutzendeoder Hunderte scheinbar selbständiger Organisationen handhaben denKredit so, daß jedes einzelne Glied des Konzerns, namentlich aberdas an der Spitze stehende Institut, eine starke Rückendeckung ander Gesamtheit hat. Tritt an irgend einer Stelle plötzlicher Geld-bedarf ein, so ist es den Konzernbanken ein leichtes, den gewünschtenBetrag aufzubringen. Denn jedes Institut hat auf dem Gelbmarktseinen Kredit für sich, der gerade durch die Zugehörigkeit zum Kon-zern noch gestärkt wird. Zumal dann schließlich noch mehrere großeKonzerne ein sogenanntes Konsortialbündnis einzugehen pflegen.Hohe Fleischpreise.Fast scheint eS so, als sollten die Konsumenten für den geringenNachlaß auf die wahnsinnig hohen Brotpreise durch gesteigerteFleischpreise gestraft werden. In der ersten Hälfte Juni diesesJahres waren die Preise für mehrere Sorten schon wieder höherals in der ersten Hälfte Mai 1910 und die Preise im Mai hattenschon das vorjährige Niveau weit hinter sich gelassen. Die Zu-samtnenstellungen über Marktpreise in fünfzig preußischen Ortenbringt die Fachzeitschrift für Wasserkraftverwertung. SS betrugendemnach die beuutzten Wasserkräfte inGejamtpferdestärkenach WochendurchschnittKilogramm Pfennig:ergaben folgende Zahlen. Es kostete einJuni 1909 Mai 1910 Juni 1910Rindfleisch.... 155 150>59Kalbfleisch.... 175 177>77Hammelfleisch... 107 170>71Schweinefleisch... 156 160>50Roßfleisch.... 74 75 75Schweinespeck... 187 187>87Bemerkenswert ist noch besonders, daß die minderwertigstenSorten bei Rind- und Schweinefleisch am stärksten vonder Verteuerung bcttoffen werden. Im Vergleich mit dem Vorjahreist der Preis bei der billigsten Sorte Rindfleisch um 4 Pf. pro Kilogramm teurer geworden(Durchschnitt 2 Pf.); die billigsten Schweinefleischsorten stiegen um 7 respektive 10 Pf.(Durchschnitt 5 Pf.) Vonder Verteuerung werden demnach die Aernrsten, soweit sie überhauptnoch Fletsch kaufen können, am allerschärften bettoffen. Diejenigenallerdings, die bei den Wahlen den konservativen oder ultramon-tanen Kandidaten die Stimme geben, haben kein Recht, sich zu be-klagen. Sie werden die junkerlich-klerikale Hungerpeitsche noch mehrzu kosten bekommen._Süße Dividenden. Der Aufstchtsrat der Zuckerfabrik Glauzigbeschloß für 1909/10 die Verteilung einer Dividende von 14 Proz.(Il'/z Proz. i. V.) vorzulchlagen. Bei den stark gestiegenen Zucker-preisen werden die Dividenden für das laufende Jahr im all-gemeinen über den für das Vorjahr erreichten Satz hinausgehen.Das Alter der preußischen Aktiengesellschaften.Aus dem Alter der in Preußen vorhandenen Aktiengesellschaftenist deuilich zu ersehen, wie rasch sich die Gesellschaftsform ausgebreitethat. Heute sind im Königreich Preußen 2701 Aktiengesellschaftentätig. 1870 existierten schon 217 Aktiengesellschaften. Diese hattenzusammen ein Gründungskapital von 582,89 Millionen Mark. Heutebeziffert sich ihr Nominalkapilal aus 933,08 Millionen Mark. Bis1908 verteilen sich die Ziffern wie folgt:1871—1880Gründungs-Nvminalkapitalin Millionenbis 1 Million 194 78,75 80,18 2001—10. 200 � 422,83 619,60 310Üb. 10_ 28 363,47 1319,24 27KapitalgruppeZahlZahl1881—1890GründungS-Nominalkapitalin Millionen111,11 122,32298,04 555,89182.80 080.70insgesamt 422Kapital-gruppebis 1 Million1—10,üb. 10„Zahl48144227865,05 2024,971891-1900Gründungs-Nominalkapitalin Millionen222.47 220,72770,70 1244,83230.90 035,02537Zahl33127022591,91 1358,871900—1907Gründnugs-Nominalknpitalin Millionen150,01 100,28529,56 703,54425,75 571,40insgesamt 950 1230,13 2099,17029 1105,31 1441,28Hub Induftm und FtandelUrber das Beteiligungssystem im deutschen Bankwesen.bringt die Fachzeitschrift„Die Bank" einige interessante Mit-teilungen, die zwar nichts Neues enthalten, aber ein anschaulichesBild des Sachverhalts geben. Während in England und Frankreichdie Ausdehnung der Großbanken hauptsächlich durch Errichtungeigener Filialen und Depositenkassen sowie durch direkte Aufsaugungbestehender kleinerer Bankgeschäfte erfolgt, ist dies in Deutschlandweit weniger der Fall. Hier existiert nur eine verhältnismäßigkleine Zahl von Zweigniederlassungen der Großbanken. Die DresdenerBank steht mit 107 Filialen und Depositenkassen an der Spitze; ihrfolgt die Deutsche Bank mit 94 Zweiganstalten. Die acht BerlinerGroßbanken, die das Filialsystem haben, besitzen insgesamt nur rund850 Zweiganstalten; jede einzelne der Pier größten Londoner Bankenhat mehr als diese Zahl. Statt dessen Pflegen die deutschen Bankenweit mehr das System der Beteiligung. Sie lönue» B«.Bis 1908 waren im ganzen 2701 Aktiengesellschaften gegründet.Sie hatten zusammen ein Gründungskapital von 4382,52 MillionenMark. Heute lautet ihr Nomiualaktieukapital auf 8370,00 Millionen.u den kleinsten Aktiengesellschaften(bis zu einer Million Markapita!) rechneten 1403 Gesellschaften, zu den grüßten(über zehnMillionen) 133. Diese versügten bei ihrer Gründung schon über1500,90 Millionen, heute ist ihr Nomiualkapital auf 4839,12 Millionenangewachsen. Sie machen zwar nur knapp den zwanzigsten Teilaller Aktiengesellschaften aus, besitzen aber über die Hälfte allerKapitalien._Der Schlag gegen den Oiltrust. Die Vacuum Oil Companywird infolge der Regierungsmaßregeln ihren Betrieb einstellen. Dieübrigen österreichischen Raffinerien werden das entlassene Personalaufnehmen.Die Flugmaschiiienilidtistrie. Das österreichische JndustriewerkWerner u. Pfleiderer in Wien hat mit den ungarischen Firmen Man-fred u. Weiß, Ganz u. Co. und Danubius-Werke eine G. m. b. H.„Autoplan werke" gebildet, die Flugmaschinen und zwar Mono-plane System v. Pischoff und BiPläne System Warchalowski bauensoll. Auch in Bötheny bei Reims in Frankreich wird eine Abteilimgerrichtet._Die industrielle Ausnutzung der natürliche« Wasserkräfteist in den einzelnen Ländern je nach der geographischen Beschaffen-heit des Landes und der Entwickelung der Industrie naturgemäßsehr verschieden. Eine interessante vergleichende Zusammenstellungpro gkm Pro 1000 Einw903 000 3,00 23,11 425 900 2,0 24,51500 000 30,0 454,655 000 19,0 109,05 857 000 10,9 150,00 400 000 9,0 138,00 750 000 15,0 1 290,07 500 000 20,0 8 409,0An der Spitze aller Länder, sowohl hinsichtlich der gesamten alsauch der auf den einzelnen Einwohner fallenden Wasserkräfte stehenNorwegen und Schweden, llebertroffen werden diese Länder, wennman die auf den Quadratkilometer entfallende Zahl ins Auge faßt,noch von der Schweiz mit ihren zahlreichen mächtigen Wasserfällen.Deutschland steht mit England an letzter Stelle.Großbritannien.j Deutschland..Schweiz....Italien....Frankreich...Oesterreich-UngarnSchweden...NorwegenHub der fraucnbewe�uncr.Gewerbliche Frauenarbeit.Wie zerrüttend die Tätigkeit der HandlungSgehilfinnen auf denweiblichen Organismus wirkt, dafür liefert der Jahresbericht derOrtskrankeukasse der Kailfleute, Handelsleute und Apotheker zu Berlinfür das Jahr 1909 interessante Daten. Während bei den männlichenMitgliedern im Vergleich mit dem Vorjahre die Zahl der Erkrankungs-fälle, die mit Arbeitsunfähigkeit verbunden waren, von 40,87 auf40,07 Proz, sank, stieg die Ziffer für die weiblichen Mitglieder von42,00 auf 43.50 Prozent.Dieses Anwachsen der Krankheitsfälle bei den weiblichen Mit-gliedern ist um so auffälliger, als das Verhältnis der Erkrankungs-ziffer zur Gesamtmitgliederzahl sich etwas günstiger stellt als 1903.Bei den Männern konstatiert der Bericht einen Rückgang der Krank»heften der Haut- und Geschlechtsorgane. Bei den Frauen dagegen,wo diese Krankheiten ohnedies häufiger sind, ist auch in diesemJahre eine weitere Zunahme zu verzeichnen. Die HandlungS«hilfsarbeiterinnen leiden vor allem an Erkrankungen der RespirationS-organe, auf die 17,37 Proz. aller Krankheitsfälle kommen. Beiden Handlungsgehilfinnen sind Krankheiten des Verdauungsapparatsam häufigsten aufgetreten mit 18,98 Proz., dann Erkrankungender Respirationsorgane mit 15,83 Proz. Auffallend istdie Erscheinung, daß bei den männlichen Mitgliedern diegrößte Zahl der Krankheitsfälle sowie der KranlheitStage aufdie obersten Lohnklassen entfällt, bei den Frauen umgekehrt aufdie untersten. So entsteht durch die bekannte schlechte Entlohnungder Frauenarbeit im Handelsgewerbe eine bedeutende Mehrbelastungder Krankenkassen. In bezug auf die Krankheitsdauer ist es besondersauffällig, daß sie bei den Frauen bedeutend länger ist als bei denMännern. Bei 25 Proz. aller erkrankten weiblichen Mitgliederbeanspruchte die Heilung 4 bis 13 Wochen, während dieselbeKrankheitsdauer nur bei 19 Proz. der erttankten männlichenMitglieder konstatiert wurde. Bei Männern wie beiFrauen treten die meisten Erkrankungen im Alter von 10 bis20 Jahren auf. Auf die Jahresdurchschnittsziffern entfallenbis 15 Jahren10-20„21—25.26—30,31—35„88—40„bei denMännern11,15 Proz.24,82,23,00.13,93,10,05.6,78.bei denFrauen17,14 Proz.33,87,19,58.10.47.7.04.4,43.Die Ziffern bilden eine starke Betonung der Notwendigkeit derHeraufsetzung des Schutzalters für jugendliche Arbeitskräste. Derenorme Unterschied von fast 10 Prozent zwischen der Häufigkeit derErkrankungen beim männlichen und beim weiblichen Geschlechtgerade im Alter von 10 bis 20 Jahren spricht besonders dringlichfür einen besseren Schutz zugunsten der jungen Mädchen. Was anSchutzvorschriften vorhanden ist, reicht nicht aus und der Schutz stehtzudem meistens nur auf dem Papier. Würden die Berkäufermnen,Maschinenschreiberinnen usw. sich mehr dem Zentralverbande derHandlungsgehilfen anschließen, dann dürste eS wenigstens mit derBeachtung der bestehenden Schutzvorschriften schon besser bestellt sein,auch bekäme die Forderung erweiterter gesetzlicher Schutzbestimmungeneinen stärkeren Rückhalt. Das Selbstinteresse aller in Verlaufslädenund Kontoren beschäftigten weiblichen Angestellten gebietet es daher,sich dem genannten Verbände anzuschließen.Gcrichtö- Zeitung.Dr. Ehrenfried gegen Dr. Juliusbnrger.Vor dem Schöffengericht stand gestern der RechtsanwaltDr. Gustav Ehrenfried als Privatkläger dem Arzt für Nerven-und Gemütskranke Dr. Otto Juliusbnrger in Steglitz gegenüber.Die Leidensgeschichte des Dr. Ehrenfried, seine infolge schwererKonflikte mit seinen Verwandten wider seinen Willen erfolgteUeberführung in eine Irrenanstalt im Jahre 1907, seine Fluchtins Ausland und die endliche Anerkennung seiner Handlungsfähig»keit hat in ihren verschiedenen Phasen die Oeffentlichkeit wieder-holt beschäftigt. Der Privatkläger trug gestern diese ganze Leidens-geschichte in großer Erregung vor und behauptete wiederholt, daßdie Zahl der Opfer, die durch Tücke und Hinterlist ins Irrenhausgesperrt worden sind, durch seine Person vermehrt worden sei.Denn er sei geistig völlig gesund und ihm sei von Kollegen undRichtern schriftlich bestätigt worden, daß in der langen Rechts-anwaltstätigkeit des Pcivatklägers niemals ein Moment zutagegetreten sei, welches die Notwendigkeit seiner Ueberführung in eineJrreimnstalt irgendwie plausibel hätte erscheinen lassen. Dr. Ehren.fried hat nun gegen eine Anzahl von Personen eine Zivilklage an-gestrengt, um Schadenersatz für die großen Verluste zu erwirken,die ihm durch die nach seiner Meinung ihm zugefügte Vergewalti-gung entstanden sind. In diesem Prozeh ist bereits Beweis be»schloffen. Zu den von ihm verklagten Personen gehört auchDr. Juliusburger, in dessen Anstalt der Privatkläger zuerst gebrachtworden war und den er, wie es scheint, für sein Unglück am meistenverantwortlich macht. Als im Auftrage des Privatklägers einGerichtsvollzieher dem Dr. Juliusburger die Klage, die wie einRoman klingt, überbrachte, soll Dr. I. nach dem Zeugnis des Ge»richtsvollziehers gesagt haben:„Ich verpflichte mich, binnen vier-zehn Tagen den Kläger dahin zu bringen, wo er gewesen ist." DieseBemerkung hat den Anlaß zur Klage gegeben. Dr. Juliusburgerbestritt die Aeußerung in dieser Form. Er gab zu, daß er erregtgewesen sei. denn Dr. Ehrenfried habe ihm und anderen Aerztenden überaus schweren Vorwurf gemacht, daß sie mit dem Lebenund der Freiheit eines Menschen leichtfertig umgegangen und ausStandes- und schnöden Geldrücksichten jemand ins Irrenhaus ge-sperrt haben, der gar nicht geisteskrank sei. In dieser Erregunghabe er beim Durchblättern der Klage gesagt:„Wenn das so fort-geht, dann wird Dr. Ghrenfried schliesslich wohl wieder in Gefahrkommen, interniert zu werden."— Rechtsanwalt Dr. Ehrenfriedbehauptete, daß man geradezu ein Kesseltreiben auf ihn veranstaltetund er wie ein gehetztes Wild keine Ruhe gefunden habe. Ergeißelte in flammenden Worten das gegen ihn nach seiner Meinungbegangene Unrecht und die Rolle, die der Angeklagte dabei gespielthabe und führte in allem Ernste eine Reihe von Gründen auf, dieihn zu der Ansicht führen mutzten, daß Dr. I. nicht geschäfts- undzurechnungsfähig sei. Habe aber der Gerichtshof eine andereMeinung, dann gebühre dem Angeklagten eine Gefängnisstrafe.Auch Rechtsanwalt Graefe hielt eine strenge Bestrafung für er-forderlich. Den erhobenen schweren Vorwürfen trat RechtsanwaltVictor Fränkl als Verteidiger des Angeklagten und letzterer selbstmit großem Nachdruck entgegen und suchten nachzuweisen, daß dieBehauptungen des Klägers auf falschen Voraussetzungen undschiefen Auffassungen bernhen.— Das Gericht hatte an der Pro-