Einzelbild herunterladen
 

«tor 27. ZaiM« 2. Keilxge des Jsrmirts" Kcrliser öolholiliitt. Mlttlvsch, 29. Juni 1910. üd die Parte), und Gewerkf�afts- genollen! In der nächsten Woche soll der Arbeiterschaft von Grob V�rlin Gelegenheit gegeben werden, zu der sie aufs engste �rührenden Frage der Rcichsversicherungsordnuug Stellung j i nehmen. Sit diesem Zwecke findet am Dienstag, den 5. Juli, eine Flugblattverbreitung statt, während am Donners- --tag. den 7. Juli, eine Anzahl Versammlungen in Aussicht genommen sind. Die Gewerkschaften werden ersucht, bei ihren Ver- anstaltungen auf die geplanten Protestversammlungen Rücksicht zu nehmen. Die Berliner Gewerkschaftskommission. Der Aktionsausschuß. i Partei-?Zngelegenbeiten. Steglitz.Friedenau . Der Ausflug nach der.Römerschanze' in Nedlitz bei Potsdam findet am nächsten Sonntag, den 3. Juli, statt. Abfahrt nach Wannsee präz. Uhr vormittags. Fiir Nachzügler bis Vsll Uhr im.Fürsteuhof', Waunsee, Königstr. 40. Fustpartie an der Havel über Pfaueninsel , Moorlake, Sackrow, um 4 Uhr nach« mittags. Führung und Vortrag des Genossen Schütte über:.Die Entstehung und die neuesten Ausgrabungen der Römerschanze'. Auster den Wahlvereinsmitgliedern Gäste willkommen. Der BildungSausschuß. Adlershof . Am Sonntag, den 3. Juli, findet eine Besichtigung der Kalk- und Zementindustrie-Ausstellung in Baumschulenweg statt. Wir ersuchen die Genossen, welche sich daran beteiligen wollen, sich wegen der vorherigen Beschaffung von Eintrittskarten beim Genossen Ligmer, Genossenschaftsstrahe 7, zu melden. Preis der Eintrittskarten 80 Pf. Treffpunkt Sonntagvormittag 9 Uhr im Jugendheim , Bis- marckstr. 11. Der Vorstand. Erkner . Heute Mittwoch, S'/z Uhr abends: Lese- und Diskutier- abend. Genossinnen und Genossen, agitiert für regen Besuch I Der Borstand. Hohen-Neuendorf sNordbahn). Am Donnerstag, den 30. Juni- abends 1lß Uhr, findet im Lokal von Fähnrich, Stolper Straste 27. eine Zusammenkunft von Genossinnen und Genossen statt. Tages- orduung: 1..Der beste und billigste Einkauf von Lebens- und Genustmitteln.' Referent Genosse Liebold. 2. Aussprache über Frauen-Lese-, Diskussions- und Vortragsabende. Referent Genoffe Albrecht. Reinickendorf -Ost. Gegen die vom Landrat geforderte Erhöhung des Kommunalzuschlages um P r o z. auf 12ö P r o z. findet am Donnerstag, abends 8 Uhr, imSchützenhaus'. Residenzstr. 1/2, eine Protestversammlung der Reinickendorfer Steuer- zahler statt. Hierzu heute abend von den bekannten Stellen aus Flugblattverbreitung. Genossinnen und Genossen I Agitiert für Massenbesuch I_ Die Bezirksleitung. Berliner JVacbricbtem Eine Prügcllcistung, die in der 288. K n a b e n« G e m e i n d e s ch u l e(Senefekderstraste) vorgekommen ist, wurde von uns in Nr. 140(13. Juni) gewürdigt. Wir nahmen dabei Bezug auf das folgende Arztattest vom 10. Juni: .Der Knabe Otto F. wurde mir heute in der Sprechstunde vorgestellt, weil er von dem Herrn Rektor seiner Schule geschlagen worden sei. Am Gesäß findet sich bei ihm ein über beide Hälften ziehender roter, an den Rändern bläulicher Striemen, am rechten Oberschenkel an deffen äußerer Seite ein zweiter, der in weiter Ausdehnung von einer blauen Blutunterlaufung umgeben ist.' Rektor der 288. Gemeindeschule ist Herr Gillert. Bon Ihm war Otto F. am 13. Juni geprügelt worden, zunächst deshalb, weil er zu spät zur Schule gekommen war, und hinterher nochmals deshalb, weil er, nach Hause zurücklaufend, seiner Mutter gesagt hatte, der Rektor habe ihn heimgeschickt. Gegenüber dem Attest des Arztes hat nun Herr Rektor Gillert den Wunsch gehabt, fich zu rechtfertigen. Er rief den Vater nach der Schule und belehrte ihn, daß er, der Rektor, dem Jungen über das Gesäß nur einen einzigen Schlag gegeben habe, die anderen Schläge aber aus das Konto des Lehrers Nebe zu setzen seien. Daraufhin ließ der Vater sich bereit fickden. dem Rektor eine Erklärung zu unterschreiben, durch die er hiervon Kenntnis nimmt und gleichzeitig ihm sein Vertrauen ausdrückt. Der Vorgang ist ungewöhnlich und mancher wird dazu verwundert den Kopf schütteln. Dem Herrn Rektor war es, nehmen wir an, vor allem darum zu tun, mit diesem Schriftstück vor seine Behörde hin- treten zu können, die vermutlich die Angelegenheit untersucht. Er hat es aber für ratsam gehalten, auch uns aufzusuchen und uns die Vertrauenserklärung mitzuteilen. Wir erfüllen ihm wohl einen Wunsch, wenn wir sie hiernrit veröffentlichen. Der Vater hat ihm folgendes unterschrieben: .Ich habe heute den Rektor der 288. Gemeindeschule persön- lich gesprochen in Angelegenheit meines Sohnes Otto. Ver- anlassung dazu war die Zeitungsnotiz vom Sonnabend, den 18. Juni 1910. Der Rektor erklärt, Otto habe nur einen Schlag über das Gesäß von ihm erhalten, und ich Hab- keine Ursache, die Glaubwürdigkeit des Herrn Rektors Gillert in Zweifel zu ziehen. Die andere» Schläge erhielt der Junge nach Aussage deS Herrn Rektors von seinem Herr» Lehrer aus anderen Ursachen. Herr Rektor Gillert fühlt sich durch die Zeitungsnotiz verletzt. Ich habe aber nicht die Absicht gehabt, de» Herrn Rektor beleidigen zu wollen. Nachdem ich nun Herrn Rektor Gillert persönlich gesprochen habe, habe ich das Vertrauen, daß mein Sohn Otto bei ihm in guten Händen aufgehoben ist.' Hiernach wären an der Prügelleistung, über deren Folgen das »rztattest sich äußert, zwei Pädagogen beteiligt. So meint eS Herr Rektor Gillert. aber wir können natürlich nicht wissen. ob Herr Lehrer Nebe ihm darin beistimmt. Wie weit Herrn Nebes Anteil an der Prügelleistunz gehen mag, darüber haben wir inzwischen Ermittelungen vorgenommen. MS festgestellt kann gelten, daß am 13. Juni Herr Nebe dem Jungen, weil sein Diktat zu fehlerhaft war, über das Gesäß drei Stock­hiebe gab. Ein bißchen stürmisch scheint es ja dabei zugegangen zu sein; wenigstens wird uns gesagt, daß Otto F. von vier Jungen gehalten worden sei, weil er sich nicht bücken wollte. Nebenbei be- merkt: eigenartig ist das Verfahren, bei der Abstrafung eineS Schülers die Mitschüler als Helfer zu verwenden. Zu den drei Hieben nun, die am 13. Juni Herrn Nebes Stock verabreichte, kam am 13. Juni als vierter der eine Hieb von Herrn Gillerts Stock. Wer da am kräftigsten zugehauen hat und von welchen Hieben die durch den Arzt attestierten Spuren herrühren, daS mögen Herr Gillert und Herr Nebe untereinander ausmachen. Rektor Gillert hat sich übrigens keineswegs auf den einen Hieb beschränkt. Nach dem Wortlaut der von dem Later unterschriebenen Erklärung könnte es so scheinen, wie wenn Herr Gillert die oben mitgeteilten Verfehlungen des Jungen tatsächlich nur mit einem einzigen Hieb bestrast hätte. Es ist aber festgestellt, daß Herr Gillert und das hat auch er selber uns zugegeben schon vorher den Jungen sogleich in Gegenwart der Mutter, die ihn zur Schule zurückgebracht hatte, dreimal mit dem Stock auf die Hand geschlagen hat. Von diesen drei Hieben spricht die Erklärung wohl deshalb nicht, weil nicht auch sie von dem Arzt begutachtet worden sind. Zwischen den einzelnen Hieben setzte Herr Gillert immer wieder das Verhör fort, um aus dem Jungen herauszubringen, daß nicht der Rektor ihn nach Hause geschickt habe. Immer wieder rief er:Du lügst I', bis der Junge endlich eine zufriedenstellende Antwort gab. Unklar bleibt manches an dem Verhalten des Jungen. Zu prüfen wäre noch, ob nicht das ganze Vorkommnis veranlaßt worden ist durch des Rektors Gewohnheit, für Verspätungen Prügel zu verab reichen. Auf das bestimmteste wird uns versichert, daß zu spät kommende Jungen sich bei dem Rektor melden müssen, um im Wieder holungsfalle ihre Prügel in Empfang zu nehmen. Sie können ihrem Schicksal nicht entgehen, da bei Beginn der ersten Unterrichtsstunde die Tür des Schulhauses zur Sicherung vor Diebstählen geschlossen wird, so daß sie die Glocke ziehen müssen und hierdurch sich selber denunzieren. Anscheinend hat Otto F., als er zu spät kam, durch die Furcht vor des Rektors Stock sich so verwirren lassen, daß er voll ständig kopflos wurde und dementsprechend handelte. Wann die diesjährigen Sommcrferien der Schulen anfangen, darüber sollte heute, ein paar Tage vor ihrem Beginn, eigentlich keine Meinungsverschiedenheit mehr bestehen. In der Bevölkerung sind aber noch im letzten Augenblick Zweifel darüber geweckt worden, ob wirklich der Schulunterricht schon Ende dieser Woche oder erst Mitte nächster Woche geschlossen wird. Einige Zeitungen haben nämlich ganz plötzlich geglaubt,auf vielfache Anfragen' die Nachricht bringen zu sollen, daß die Ferien erst am 6. Juli beginnen und am 12. August enden. In der Tat waren diese Termine ursprünglich für die höheren Lehranstalten und auch für die Gemeindeschulen festgesetzt worden, aber weil die Wochenmitte als Ferienanfang und Ferienende unbequem gefunden wurde, so entschied man sich nachträglich für den 1. Juli und den 9. August. Das scheint inanchen Leuten wieder entfallen zu sein, auch denen, die auf dievielfachen Anfragen' antworten. Die Stadtverordnetenversammlung hat bereits im Früb jähr vom Magistrat durch Vorlagen zur Kenntnisnahme die Mit teilung erhalten, daß für die höheren Schulen und bald darauf auch für die Gemeindeschulen diese Aenderung der Ferien bewilligt worden war. Also, es bleibt dabei: alle Schulen schließen den Unterricht am I.Juli und nehmen ihn wieder auf am 9. August. Religionsunterricht für Schulkinder. Die städtische Schub deputation macht die Rektoren der Gcmeindeschulen auf eine Verl fügung des Provinzialschulkollegiums aufmerksam folgenden Inhalts:Wenn ein noch nicht 14 Jahre altes schul- pflichtiges Kind in einer anderen Konfession als der des Vaters unter- richtet werden soll, so ist es erforderlich, daß beide Eltern eine dahin- gehende Erklärung persönlich vor dem Vorsteher der Polizei- Verwaltung in Berlin des zuständigen Polizeireviers oder vor dem Landrat, Amtsrichter oder Notar ausdrücklich zu Protokoll ab- geben. Diese Bestimmung findet nicht nur bei Mischehen, sondern auch in denjenigen Fällen Anwendung, in denen beide Eltern derselben Konfession angehören. Nur nach Vorlegung einer solchen Urkunde ist das Kind dem betreffenden Religionsunterricht zuzuweisen. Die Schulkommissionsvorsteher sind demnach nicht mehr, wie früher, zur Entgegennahme derartiger protokollarischer Erklärungen befugt. Ist der Vater eines schulpflichtigen Kindes gestorben, so hat weder die Mutter noch der Vormund das Recht, das Kind in einem anderen Bekenntnisse als dem des Vaters zu erziehen, es sei denn, daß der« selbe jene Erklärung bei Lebzeiten abgegeben hat.' Auf Grund welcher gesetzlichen Bestimmung diese Verfügung deS Provinzial-Schulkollegiums sich stützt, ist nicht erkenntlich gemacht. Um die innere Einrichtung des Zirkus Schumann in Berlin handelte es sich in einem Rechtsstreit zwischen Direktor Schumann und dem Obcrpräsidenten. Um das Zirkusgebäude sich auch außer halb der Zirkussaison nutzbar zu machen, wollte Herr Schumann nach Schluß der Saison darin Varietövorstellungen geben. Es sollte die vorhandene Bühnenvorrichtung dazu benutzt werden. Da das Publikum im Barietötheater aber gewöhnt ist. vor der Bühne zu sitzen, so sollten alle dazu ungeeigneten Plätze nicht benutzt werden. Dagegen beabsichtigte Schumann, die große Manege nach Ueberdeckung mit Brettern mit gerade verlaufenden Stuhlreihen zu versehen. Der Polizeipräsident verweigerte zu dieser, für die Dauer der geplanten Varietöfaison beabsichtigten Aenderung der Inneneinrichtung die Genehmigung. Das Recht, bei Aufrechterhaltung des üblichen Zu- standes de« Zirkus darin Varietövorstellungen zu geben, wurde Sch. nicht bestritten und konnte auch nicht bestritten werden, da er die erforderliche Konzession besitzt. Nach vergeblicher Beschwerde beim Oberpräsidenten klagte Schumann beim Oberverwaltungsgericht auf Aufhebung der Polizei- lichen Verfügung, durch die ihm die Erlaubnis zu der erwähnten Herrichtung der großen Manege versagt worden war. Das Ober- Verwaltungsgericht wies die Klage mit folgender Begründung ab: Es handle sich um die Herrichtung der Manege zu Sitzplätzen auf erhöhtem Holzboden. Das sei eine bauliche Anlage, die der Genehmigung bedürfe. Diese sei mit Recht aus folgenden Gründen verweigert worden. In Betracht komme die Polizeiverordnung über die bauliche Anlage, die innere Einrichtung und den Betrieb von Theatern, öffentlichen Versammlungsräumen und Zirkusanlagen. Sie bestimme für Zirkusse im§ 99:Die Fläche für die Zuschauerplätze ist in konzentrische, durch feste Schranken von einander ge- trennte Ringe einzuteilen und jeder dieser Ringe durch radial auf- steigende Stufengange in Abschnitte zu zerlegen.' Aus dieser Be- stimmung folge, daß der Zirkus durch Beseitigung seiner konzen- trischen Platzeinteilung seines Charakters als Zirkus ent- kleidet werde und den Charakter eines Theaters erhalte. Dann aber müsse er auch den Anforderungen entsprechen, die die Verordnung an Theater stelle. Zum Beispiel müßte das Bühnenhaus, für das außerdem noch besondere Vorschriften gegeben seien, vom Zuschauerraum getrennt sein. Ferner muß die Bühnen- öffnung gegen den Zuschauerraum durch einen, in senkrechter Rich- tung zu bewegenden Schutzvorhang(eiserner Vorhang) rauchdicht und feuersicher abgeschlossen werden können. Diesen und noch anderen an Theater gestellten Anforderungen entspreche der ZirkuS nicht. Da Sch. diese Anforderungen auch gar nicht erfüllen wolle, so habe ihm die Erlaubnis zu einer baulichen Anlage, welche den Zirkuscharakter aufhebt und dem Zirkus den Charakter eines Theaters geben muß, versagt werden müssen. Zum Zwecke wissenschaftlicher Erforschung der höheren Lustschichten läßt man kleinere oder größere mit Gas gefüllte Lustballon« steigen oder auch Drachen vom Winde emporheben, welche Instrumente tragen, die selbsttätige Aufzeichnungen über die Temperatur, die Feuchtigkeit, die Windstärke usw. ausführen. Da diese Ballons usw. zu klein sind, um Menschen tragen zu können, so wird vorausgesetzt, daß sie von verständigen Leuten gefunden in zweckmäßiger Weife be- handelt und aufbewahrt und schließlich an den Eigentümer zurück- geschickt werden. ine aufsehenerregende Szene spielte sich gestern nachmittag in der Mitten Stunde im Berliner Landgerichtsgcbäude in der Gruner« straße ab. Dort wurde vor der Abteilung für Rechtshilfesachen ein Alimentationstermin abgehalten. Nach dessen Beendigung gab der Besitzersso hn Alexander D u p i ck aus Sichte bei Schlochau fünf Revolverschüsse auf seine frühere Braut, daS Dienstmädchen Anna Bluma aus der Kniprodestr. 6 ab. DaS Mädchen wurde mehrfach verletzt und nach dem Krankenhause Am Friedrichshain gebracht, wo es sich einer Operation unterziehen muß. Der Täter versuchte zu fliehen, wurde aber vonfGerichtSdienern fest- gehalten und dem Polizeipräsidium zugeführt. Badediebe. Durch ein Lotterielos verraten haben sich zwei Badediebe, die gestern von der Tegeler Kriminalpolizei festgenoiiuiien wurden. In der Badeanstalt in Tegel wurden seit längerer Zeit fortgesetzt Diebstähle verübt. In einer Börse, die den Langfingern unter anderm in die Hände fiel, befanden sich auch zwei Lose der preußischen Klassenlotterie. Diese wurden einem Kolleklcur zur Er- Neuerung vorgelegt, waren aber bereits gesperrt. ES ergab sich, daß ein Strahenbahnbeamter sie von einem jungen Manne gekauft hatte. Das war nach den weiteren Ermittelungen ein Schlosser HanS Sitz, der mit einem Schreiber Artur Sahr ständig ver- kehrte und auf großem Fuße lebte. Die beiden wurden nun beobachtet und als die Badediebe entlarvt und gestern festgenommen. Sitz und Sahr waren die eifrigsten Bade- gäste. Sie blieben stets lange im Bade undarbeiteten" in der Weise, daß immer einer aufpaßte, während der andere stahl. Sie merkten sich die Zellennummer von Leuten, bei denen sie Geld ver- muteten, warteten dann ab, bis die Leute weit genug in den See hineingeschwommen waren und schritten nun zur Ausführung ihres Planes. Während einer im Wasser blieb, ließ sich der andere ganz dreist von dem Bademeister die Zelle des Opfers öffnen, oder stieg über die Verkleidung hinweg in die Zelle ein. Die Beute, Porte- monnaies. Uhren und dergleichen klemmte der Dieb solange in die Achselhöhle ein, bis er Gelegenheit fand, sie in seine eigene Zelle zu bringen. Die Verhafteten haben das ganze Treiben eingeräumt und wurden dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Im Tegeler Forst erschossen hat sich ein unbekannter etwa 40 Jahre alter Mann. Der Lebensmüde, jedenfalls ein Berliner , wurde von Spaziergängern mit durchschossener Schläfe aufgefunden. Die Leiche wurde nach der nahen Friedhofshalle gebracht. Ein schwerer Straßenbahnunfnll hat sich gestern abend auf dem Potsdamer Platz zugetragen. Der zwanzigjährige Beamte Erwin Falk, Tiergartenstr. 2 wohnhaft, hatte versucht, während der Fahrt über den Potsdamer Platz von einem Straßenbahnwagen der Linie 14 herunterzuspringen. Er kam dabei zu Fall und wurde von dem folgenden Anhängewagen mitgerissen und an beiden Oberschenkeln schwer verletzt. Auf der Rettungswache in der Köthener Straße erhielt der Verunglückte die ersten Notverbände. Bei einem Znsammenstoß eines Mehlwagens mit einem Straßen- bahnwagen schwer verunglückt ist gestern der 33jährige Kutscher Gustav Hamann , am Ostbahnhof 13 wohnhaft. Er passierte mit seinem Fuhrwerk gegen 10 Uhr abends die Gerichtsstraße und fuhr in der Nähe des Hofplatzes unmittelbar vor einem herannahenden Straßenbahnwagen auf die Gleise, um diese noch vor dem Bahn- wagen zu kreuzen. Obwohl der Führer des Straßenbahnwaggons sofort bremste, erfolgte der Zusammenstoß mit solcher Gewalt, daß H. in weitem Bogen auf das Straßenpflaster geschleudert wurde, wo er besinnungslos liegen blieb. Der Kutscher, der außer einer blutenden Kopfwunde und Hautabschürfungen an Armen und Beinen eine Gehirnerschütierung erlitten hatte, erhielt auf der Unfallstation in der Badstraße Notverbände und wurde dann nach dem Rudolf- Virchow -Krankenhause übergeführt. Der Bahnwagen blieb un- beschädigt. Ei» neuer Cholerafall auf Bahnhof Ruhleben ist festgestellt worden. ES handelt sich, wie aus Spandau gemeldet wird, um eine Verwandte des verstorbenen russischen Arbeiters Kalinowski, die diesem bei seiner Erkrankung in den ersten Stadien beigestanden hatte. Die Leiche wurde gestern früh in aller Stille an der Seite deS Kalinowski auf dem Selbstmörderfiiedhof in Schildhorn unter ähnlichen Vorsichtsmaßregeln beerdigt, wie bei dem ersten Fall. DaS Pflcgeperfonal wies bisher keine ErkrankungSshmptome auf. Man hofft, daß die Seuche jetzt keine weitere Opfer fordern wird. um so mehr, als von den Seehäfen und den Binnenstationen, die von den beiden berührt worden sind, Choleraerkrankungen nicht mehr ge» meldet wurden. Die Einbrecher mit de« Bottich, die in dem Kontor der Manu- fakturwarenhandlung von Heimann, Welter u. Co. S000 M. ans dem Geldspinde erbeuteten, sind von der Kriminalpolizei fest- genommen worden. ES handelt sich um die Geldschrankdiebe Willi Freier, Otto Müller und Fritz Rädel, die der.Weddingkolonne' an- gehören und in einer Laube an den Rehbergen hausten und ihre Wohnungen am Wedding haben. Die Verhafteten bestreiten den Einbruch. Mit Leuchtgas vergiftet hat sich am Dienstag der Rentner C. Karske in der Urbanstr. 178. Obgleich sofort nach Entdeckung der Tat Wiederbelebungsversuche angestellt wurden, auch die Feuer- wehr dann noch Sauerstoff benutzte, waren alle Bemühungen er» gebnisloS. Gefleddert wurde am Montag ein invalider Buchdrucker, der, auf dem Wege nach Frohnau und Stolpe begriffen, sich infolge Er- müdung unweit der nach Nikolaswald führenden Chaussee im Walde niedergelegt hatte und eingeschlafen war. Als er erwachte, fehlte ihm die silberne Taschenuhr und Nickelkette mit Berloque. Zur Warnung teile» wir diesen Vorgang mit. Einen erheblichen Verlust erlitt am Sonntag abend zwischen 121 Uhr ein Arbeiter, der auf dem Wege von der Cuvrystraße. Ecke Schlesische Straße, bis zur Gubener Straße 36 fcTw gesamte in einem Portemonnaie befindliche Barschaft von 21,30 M. verlor. Der Finder wird um Abgabe an Georg Jurick, Gubener Straße 33, bei Späth, gebeten. Zeugen gesucht. Personen, die gesehen haben, wie am Freitag. den 20. Mai, früh 3>/e Uhr, am Görlitzer Bahnhof ein Mann von einem Postauto totgefahren wurde, werden gebeten, ihre Adresse an Frau Liese, Dieffenbachstr. 32, Hof III, abzugeben. Vorort- Nacbricbtern Tchöneberg. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte zunächst, nach einem Referat des Genossen Bernstein , 4000 M. für EtatSüberschrei» tungen, die infolge Mehrbeleuchtung und Mehrbedarf an Heizung«» mittel» entstanden waren. Alsdann wurde mitgeteilt, daß bei Ein» und Umschulungen sowie Klassenversetzungen in Zukunft möglichst darauf Rücksicht genommen wird, daß die Kinder denjenigen Volks» schulen überwiesen werden, die in ihrem Wohnbezirk liegen. Di« Notwendigkeit. daS Nieselfeld weiter auszubauen wurde allgemein anerkannt und die hierzu erforderlichen 600 000 M. bewilligt. Die Bewilligung der Familienzulagen für städtische Arbeiter wurde angenommen, zugleich wurde darauf hingewiesen, daß eS nunmehr an der Zeit sei, mit den Auszahlungen zu beginnen. Ebenfalls zugestimmt wurde der Erhöhung der Löhne für Gärtner. Vom Magistratsverlretcr wurde erklärt, daß auch die Arbeiter eine Lohnerhöhung erhalten sollen, doch müsse der Magistrat diese Frage erst noch erwägen, da sie nur generell zu regeln fei.