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Des weiteren sei der Magistrat dem Wunsche. für die VoNSunter- haltungsabende eine Deputation zu wählen, nicht beigetreten, da nach seiner Ansicht eine Deputation die Geschäfte erschwere und zu einer wesentlichen Steigerung der Kosten beitrage. Stadt» verordneter v. O l z e w s k i sLib.) wandte sich in scharfen Worten gegen diese Auffassung und meinte, daß der Magistrat ivohl nur einen Konflikt heraufbeschwören wolle. Bürgermeister Blankenstein erklärte, der Vorredner habe seine Mitarbeit immer dann eingestellt. wenn es nicht nach ihm gegangen sei. Man müsse mit den vor- handenen Kräften rechnen und die seien gegen eine geschlossene Organisation. Die Deputation wirke nur hemmend. Genosse Bernstein   meinte, sei nicht anzuerkennen, das; durch eine Deputation die Abende verteuert werden. Der Magistrat sollte die Einsetzung einer Devutation noch einmal in Er- wägung ziehen. Dieser Antrag wurde angenommen. Daun erfolgte der Bericht über die Petition der Gastwirts- gehilfen. Ttadtv. Dr. Jacoby(Lib. Vg.) beantragte, den ersten Teil der Petition dem Magistrat zur Berücksichtigung zu überweisen. Danach fördert die Gemeinde die kostenfreie ArbeilSvermittelung für gastwirtschaftliches Personal, indem sie die Vereine der Arbeitgeber und der Angestellten anregt, ihre Nachweisstellen an den von der Gemeinde eingerichteten öffentlichen Arbeitsnachweis anzuschlieben. Zur Unterstützung einer derartigen Vermittelungsstelle, die unter paritätischer Leitung stehen könnte, soll ein bestimmter Betrag im Etat eingesetzt werden. Dagegen soll der andere Teil, der die Inhaber von gastwirtschaftlichen Betrieben verpflichten soll, das Trinkgeldunwesen abzuschaffen und dafür Minimallöhne zu zahlen, dem Magistrat als Material überwiesen werden. Genosse Molkenbuhr wies darauf hin, dah es notwendig sei, den Arbeitsnachweis nach dem neuen Gesetz, betreffs der Stellen- vernnttelung, zu regeln. Der private» Stellenvermittelung sei der ungeheuer hohen BermittelungSgebühren wegen dos Handwerk zu legen. Einige Vertreter konnten nicht einsehe», dah anstatt Trinkgeld feste Sätze gewährt werden sollen. Für die BeleuchtungS- anlage der Untergrundbahn ist von den Aufsichtsbehörden ein zweiter Speisekabel angeordnet worden. Die Mehrkosten für die Anlage betragen 12 600 M. und wurden bewilligt. Die Errichtung eines zweiten Standesamts ist erforderlich, da das vorhandene den Anforderungen bei weitem nicht mehr genügt und häufig Anlas; zu Beschwerden an die Aufsichtsbehörden gegeben hat. Das zu errichtende Standesamt soll im Hause Grunewaldstrabe 72, Ecke der Eisenacher Strabe, untergebracht werden. Die Vorlage wurde einem Ausschuß überwiesen. Stadtv. G o t t s ch a l k<lib.) beschwerte sich, daß ihm als Grundbesitzer von städtischen Beamten so viel Scherereien bereitet und er bei der Polizei denunziert wird. Stadtrat Licht bemerkte, daß die Angriffe vollständig berechtigt seien. Einem hierauf gestellten Antrag, der Magistrat wird ersucht, eine Dienstanweisung für die städtischen Beamten zu erlassen, wo- nach Anzeigen an die Behörden nur von dem zuständigen Magistrats- dezernenten zu verfügen und auch von diesem oder auch dem Herrn Oberbürgermeister zu unterzeichnen sind, wurde zugestimmt. Bon der sozialdemokratischen Fraktion war ein Dringlichieitsantrag ein- gebracht, der verlangte, daß auf dem sogenannten Jnselviertel, mög- lichst an der Kolonnenbrücke, ebenso in der Haupt- Ecke Eisenacher Straße eine Bedürfnisanstalt errichtet werden möge. Nachdem Genosse B ä u m l e r den Antrag begründet harte, teilte der Magistratsvertreter mit, daß die Berhandlungen mit dem Eisenbahnfiskus wegen Ueberlassung eines Platzes auf der Insel bereits ,m Gange seien. Die Anstalt in der Hauptstraße werde in kürzester Zeit wieder hergestellt. Der Antrag wurde einstirnmig an- genommen. In den Ausschuß zur Wahl eines Stadtbaurats wurden die Genossen Bäumler, Ob st, Wollermann, in den Aus« schuß betreffs Abkommens mit dem.Schöneberger Tageblatt" die Genossen Küter und Wollermann, und Genosse Emil Euen als Arnrenpfleger für die Sb Armenkommission gewählt. Der öffent- lichen folgte eine geheime Sitzung. Eharlottenbnrg. Lehrstellenvermittelung. Der städtische Arbeitsnachweis Char- lottenburg», der mit dem Freiwilligen Erziehungsbeirat der Stadt in ständiger Verbindung steht, betreibt auch die Vermittelung von Lehrstellen für zur Entlassung kommende Schulkinder. Im Interesse einer sachgemäßen Auswahl von Lehrstellen werden diese zur mög- lichst frühzeitigen Angabe des von ihnen erwählten Berufes ver- anlaßt. So sind schon jetzt Knaben augemeldet, die für Michaelis 1010 eine Lehrstelle suchen und zwar nicht nur in den Metallgewerben, als Maschinenbauer, Maschinenschlosser, Mechaniker, sondern auch im Baugewerbe, als Dachdecker. Trschler, sowie als Gärtner, Maurer, Büchsenmacher. Zeichner, Schiffsjunge. Kaufmann usw. Die Lehr- Herren Handwerksmeister, Fabrrkherren usw. werden gebeten, von dieser Einrichtung Gebrauch zu machen und freiwerdende Lehr- stellen anzumelden. Auch eine Anzahl Mädchen haben sich gemeldet, die eine Lehrstelle als Buchhalterin, griseurin, Maschinenstickerin, Schneiderin oder Putzmacherin suchen? ferner auch solche, die bereit sind, Dienstbotenstellen anzunehmen, in denen sie sich für den häus- lichen Beruf vorbilden können. Die Bermittelung erfolgt im städti- scheu Arbeitsnachweis, Charlottenburg  , Kirchstr. 6, nahe der Luisen- kirche, und in der Zweigstelle für weibliches Hauspersonal am Witten  - bergplatz 4. Ecke Bayreutherstr. 8, und zwar kostenlos für Lehrherren wie für Lehrstellensuchende. Rixdorf. Ein dreister Diebstahl ist am Sonnabendnachmittag von einem etwa 30 jährigen Manne am Maybachufer 16 ausgeführt worden. Der- selbe entwendete von dem dortigen Holzplatze einen einem Kohlen- Händler gehörigen vierrädrigen Platlenwagen. Eine Frau will ge- sehen habe», daß der Mann mit dem Wagen nach der Thielenbrücke zu gefahren ist. Der Eigentümer des Wagens bittet diejenigen, die darüber Auskunst geben können, dies bei Tutel, Lohmühlenstraße 30, zu melden. Lichtenberg  . Bon Einbrechern wurde vorgestern Nacht die GlaubenSkirche am Wagnerplatz heimgesucht. Die Täter haben die nördliche Eingangs- tür Nuttels Nachschlüssels geöffnet und gelangten durch eine nnver- schlösse»- Bortür in das Innere. Hier versuchten die Diebe eine am hinteren Teil des AltarS befindliche Tür zu einem Schrank zu erbrechen, in dem sich eine ganze Anzahl silberner Leuchter und anderer wertvoller Kirchengeräte befanden. Dies ist ihnen jedoch anscheinend nicht gelungen, worauf die Einbrecher einen zweiten Be- Hölter sprengten, in dem die Altar- und Kanzelbecken aufbewahrt werden. Die Spitzbuben, die eS anscheinend auf Silberzeug ab- gesehen hatten, vernichteten die wertvollen Becken. Gestohlen ist nichts weiter als eine dem Küster gehörige Mütze. Bon den Tätern fehlt bisher jede Spur. Tempelhof  . In der letzten Sitzung der Gemeindevertretung gab der Bor  - sitzende zunächst bekannt, daß die Klage der TerraingesellschaftIn- dustrieviertel Tempelhof  -Berlin  " gegen die Gemeinde wegen Streichung in der Wählerliste 1900 in allen Instanzen zuungunsten der Gesell- schaft ausgefallen sei. Der Grund liege in einer Lücke in" der Gesetzgebung, weil bei Erlab der Landgemeindeordnung Gesell- fchafteir mit beschränkter Haftung überhaupt noch nicht be- standen. Dadurch ist auch das Mandat des Direkiors dieser Ge- sellschaft erloschen, weil er in Tempelhof   keinen Wohnsitz hat. Wegen Ueberfüllung der unteren Klaffen werden an den beiden Gemeindeschulen zwei neue Lehrerstellen errichtet. Für den Ankauf von Schriften, die bei den bevorstehenden großen patriotischen Schulfeiern verschenkt werden. wurden 800 M. bewilligt. Ferner wurde für Schülerwanderungen eine Summe zur Verfügung gestellt. Dieselbe soll sich in müßigen Grenzen bewegen, da dies nur ein Versuch sein soll. Nachdem in d'cm Ausbau der Germaniastraße durch das ablehnende Verhalte» einiger Anlieger Verzögerungen eingetreten waren, ist nunmehr ein Vertrag mir dem Schöffen Lehne und den Blaßmann- scheu Erben zustande gekommen und daS erforderliche Gelände zur Lerfügung gestellt worden. Es wird die Germaniastraße bis nach Straße 38 ausgebaut werden, und zwar mit 28 Meter Breite. Be- merkt wurde, die Straße könne unbedenklich vorläufig nur auf der einen Seite gepflastert werden, bis die Adjazenten Interesse an einer anbaufähigen Straße haben. Man könne nicht zur Expropriation schreiten, auch werde die Gemeindelasse zu erheblich belastet, sondern müsse warten, bis auch diese anderen Adjazenten etwas für die All- gemcinheit tun werden. �riedrichshagen. Ju der letzten Gcmeindcvertrctersitzung wurde zunächst Herr Rektor Schreiber zum Mitglied der Armenkommission gewählt. Die Kurpariökonomie wurde dem bisherigen Pächter für 100 M. lbisher 860 M. pro Anno) zugesprochen. Die Straßen 38, 39 und 40(Neu- Kamerun) sollen, da sich die Anlieger bereit erklärt haben, sämtliche Kosten und Lasten zu tragen, noch in diesem Fahr reguliert werden. Die Berbindungsstraße 12 im oberen Teil der Friedrichstraße soll ebenfalls sofort in Angriff genommen und das darauf befindliche Wohnhaus abgebrochen werden: die Bautätigkeit an dieser Straße wird voraussichtlich noch in diesem Herbst beginnen. Die Kolonie Hirschgarten soll an die Wasserleitung angeschlossen werden, wenn sich die Besitzer zur Zahlung von 40 Pf. pro Kubikmeter Wasser be- reit erklären; eine Herabsetzung des Preises ist aber vorgesehen, so- bald ein genügender Absatz vorhanden sein wird. Eine lebhafte Debatte rief ein Antrag der Schuldeputation hervor, welcher fordert, daß zum 100 jährigen Sterbetage der Königin Luise 400 Bücher k 20 Pf. zur Berteiluug an die besten Schüler der Bolls- und höheren Schulen zur Verteilung gelangen. Genosse Stephan und nach ihm auch mehrere Bürgerliche bekämpften diesen Antrag entschieden. Der Antrag wurde dann auch abgelehnt, dafür aber ein Antrag Görling: 60 M. zur Anschaffung besserer Bücher für die Schüler- bibliothek zu bewilligen, die auf diesen hochwichtigen Tag Bezug nehmen, gegen die Stimmen unserer Genossen angenommen. Ein Antrag der Privatbadegesellschast um eine Beihilfe für das dies- jährige Wettschwimmen im Müggelsee wurde einstimmig abgelehnt. Bekanntlich hatte die Mehrheit in der vorletzten Sitzung demJachtklub Müggelsee" zu seiner Wettfahrt einen Wanderpreis im Werte von 100 M. bewilligt. Der vorliegende Antrag war nur die Folge dieser Bewilligung. Unsere Genossen bemängelten seinerzeit den Antrag. Ein Antrag des Gemeiildcvorstandes, die probeweise Anlegung von Rasenflächen in der Friedrichstraße betreffend, wurde abgelehnt. Es folgte darauf eine geheime Sitzung. Tegel  . Du sollst nicht prügeln! Ueber Pädagogen, die mit ihren Zöglingen nicht ohne Prügel fertig werden können, wird auch bei uns geklagt. Zu ihnen gehört ein L e h r e r F i n k, der an der Genieindeschule in der TreSckowstraße seines Amtes waltet. Eine Ohrfeige, die er vor jetzt 14 Tagen in der Rechen- stunde einen» Schüler O. gab, ist den Eltern zun» Anlaß schwerer Vorwürfe gegen ihn geworden. Nachdem O. am 14. Juni jene Ohrfeige bekommen hatte, kündigten in der darauffolgenden Nacht sich Schmerzen im Ohr an. Luch am andern Tage»nachten diese Schmerzen sich bemerkbar, während O. in der Schule saß. Da er den Kopf in die Hand stützte, so fragte Herr Fink ihn, was ihm fehle. O. antwortete, er habe doch gestern eine Ohrfeige bekommen, und nun tue ihm das Ohr weh. Herr Fink wollte nicht glauben, daß die Schmerzen von der Ohrfeige herrührten. Auch erklärte er, er erinnere sich gar nicht, dem Jungen eine Ohrfeige gegeben zu haben. Als er hörte, daß O. gebadet habe, sprach er davon, daß die Schmerzen im Ohr durch ein- gedrungenes Waster verursacht jein könnten. Am nächsten Morgen ging O. zu Herrn Fink in die Wohmmg, um zu melden, daß er noch immer Ohrenschmerzen habe und der Schule fern bleiben müsse. Jetzt führte Herr Fink klirz entschlossen ihn noch an dem- selben Morgen zum Schularzt Dr. Roeser, um durch ihn das Ohr besichtigen zu lassen. Dem Schulzarzt soll Herr Fink gesagt haben. es sei ja möglich, daß er eine Ohrfeige gegeben habe, aber er Wiste es nicht genau. Daß er tatsächlich eine Ohrfeige gegeben habe,»st uns auch von Mitschülern O.'S versichert worden. Herr Dr. Roeser untersuchte den Jungen und erteilte dann eine Auskunft, die O. dahin verstand, er solle sich nur den Schmutz aus dem Ohr waschen, dann werde es schon wieder g»lt werden. Lehrer Fink meint, der Arzt habe nicht von»Schmutz", sondern von.Schmalz" gesprochen, aber dieser Streit ist am Ende höchst gleichgültig. Die Eltern berrihigten sich nicht bei dem Bescheid des Schrilarztes, sondern hielten es für nötig, einen privaten Arzt zu Rate zu ziehen. Frau O. wurde in Sorge versetzt. besonder? durch den Umstand, daß mit einem Wattebausch, den sie in das Ohr einführte, Spuren von Blut herausgeholt wurden. Aus den Angaben des privaten Arztes, der das Ohr untersuchte, zog sie den Schluß, daß in der Tat im Ohr ein Blut- erguß und auch Eiter und sogar eine Verletzung des Trommelfells festgestellt sei. Dieser Arzt überwies dann den Jungen an einen Spezialarzt für Ohrenleiden, der>»ach nochmaliger Untersuchung eine zweckenisprechende Behandlung einleitete. Von ihm ist jetzt den Eltern das folgende vom 27. Juni datierte Attest gegeben worden:»Der Schüler Erich O. leidet an akuter Mittel- ohreiterung nach Berletzung und kann bis auf weiteres die Schule nicht besuchen." Wir müssen uns genügen lassen an der Wiedergabe der Ansichten der drei Aerzte. Wir selber sind natürlich nicht in!der Lage zu beurteilen, wie O. zu seinem Ohrenschaden gekommen sein kann. Daß der SpezialarztMittel- ohreiterung nach Verletzung' annimmt und attestiert, wird der Schularzt, der zu dem Jungen vonSchmutz" soder Sch»nalz) sprach, gewiß interessieren. Mit der Möglichkeit einer Berletzung scheint übrigens im voraus der Rektor Müller gerechnet zu haben, dem die Frau O. die Sache vortrug. Herr Müller hatte aber auch sogleich eine Erklärung, die von der Annahme der Eltern abweicht. Der Junge werde wohl, nieinte er, sich auf der Straße gebalgt haben. Erich O. selber sagt aus, daß diese Vermutung durchaus unzutreffend sei. Die Angelegenheit wird ja noch den Behörden zu tun geben, so daß eine amtliche Ermittelung über die Art des Ohren- schadenS sowie über die vermutliche Ursache zu erwarten ist. Wie aber auch der Ausgang dieser Affäre sein möge, sie wird so oder so den prügelnden Pädagogen zur Lehre dienen können. Wieder klingt a»lS ihr der Warnruf heraus:»Du sollst nicht prügeln I" Hohe»- Tchönhausen. Dir vorigen Monat von der Gemeindevertretung beschloffene und dem Landrat zur Genehmigung übersandte Luslbarkeitssteuer- ordnung ist von letzterem mit dem Bemerken zurückgesandt worden. daß nach einem Ministerialerlaß für patriotische Festlichkeiten die Steuer nicht erhoben werden dürfe. In der letzten Gemeinde- vertretersitzung kam eS hierüber zu einer längeren Debatte. Nach- dem Genosse Thiele diese sonderbare Anschauung gebührend be- leuchtet hatte, wurde das Verlangen des Landrats, patriotische Feste steuerfrei zu belasten, mit 8 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Neben anderen minder wichtigen Dingen wurde noch Kenntnis gegeben, daß auf der Industriebahn Tegel- Friedrichsfelde die AbfertigungS- gebühren auf 10 Tonnen von vier auf zwei Mark herabgesetzt worden sind. Nowawes  . Der umfangreiche EriveitcnnigS-»md Umbau des an daS hiesige Oberlinhaus angegliederten Krüppelhaujes ist nunmehr vollendet»md seiner Bestimmung übergeben worden. Bei der Einweihung, die natürlich vorwiegend einen kirchlichen Charakter trug, gab der Leiter deS HauseS, Pastor Hoppe, einen historischen Ueberblick über die Entivickelung desselben. Er führte aus, daß zum erstenmal im Mar 1386 ein verkrüppelter Knabe aus Berlin  , den keine Anstalt ans- nehmen wollte, im Oberlinhauie Unterkunft fand, was zur Folg» hotte, daß bald nach dem weiteren Bekanntwerden dieser Tatsache auch für zahlreiche andere Krüppelkinder Aufnahmegesuche an daS Oberlinhaus gelangten. Bei dem beschränkten Raum des Hauses wurden zwei Weberhäuser zur Aufnahme dieser Kinder eingerichtet, bis im Jahre 1894 das für 80 Betten bestimmte KinderkrüppelhauS erstand, dem im Jahre 1899 der Bau des Schulhauses»md im Jahre 1901 des Handwerkerhauses folgte. Durch die starke Frequenz der Anstalt. die zuletzt von 120 Insassen bewohnt wurde, obwohl sie nur für 80 eingerichtet war, wurde der jetzt vollendete Erweiterungsbau notwendig, der die Summe von 146 000 M. gekostet hat. In seiner jetzigen Einrichtung verfügt das Haus über«in photographisches Atelier, ein Röntgenkabinett, einen orthopädischen Saal, 16 neue Zimmer, vier heizbare Veranden, ein Sonnenbad, sowie einen reichlich ausgestatteten Spielraum für die Kinder und ist mit Zentralheizung und elektrischem Licht versehen. DaS Haul� beherbergt jetzt 223 Krüppel beiderlei Geschlechts, von denen sich im'Kinderhause 131 befinden. Im Handwerlerham'e wohnen 64 Krüppel, und zwar 49 Lehrlinge und 16 Sieche, in» Mädchen-Krüppelheim 28 erwachsene Mädchen. In» ganzen sind durch die Anstalt bisher 662 Krüppel gegangen, wovon 94 gestorben sind: Von den 336 Entlassenen sind 170 teils geheilt, teils ungeheilt nach Hanse   gegangen, während 74 Krüppel in anderen Anstalten Auf- nahnie fanden. 34 Pfleglinge haben die Gesellenprüfung bestanden; 27 Mädchen ernähren sich ganz oder teilweise, während 30 männliche Krüppel ebenfalls so weit gebessert wurden, daß sie einen Teil ihres Lebensunterhalts erwerben können. Zieht man den elenden körper- lichen Zustand in Betracht, in welchem sich die Pfleglinge bei der Aufnahme befinden, so läßt sich nicht verkennen, daß für viele der- selben der Aufenthalt in der Anstalt von günstigstem Einfluß auf ihr körperliches Befinden gewesen ist. Klus cler Frauenbewegung. Frauen als GewerbegerichtLbeisitzeriune». Ueber dieses Thema sprach der Vorsitzende des Verbandes der Arbeitgeber der vereinigten Berliner   Konfektionsbranchei» Emil Bernstein im genannten Verbände. Er wies darauf hin. daß die Zahl der erwerbstätigen Frauen von Jahr zu Jahr eine respektable Steigerung aufweise. So habe sich zum Bei- spiel im Regierungsbezirk Potsdam in den letzten fünf Jahren die Zahl der männlichen Arbeiter um 24 Proz. vermehrt, die der weiblichen dagegen um 36 Proz. Und in Preußen habe man die Beobachtung gemacht, daß während der letzte» Krise die Zahl der beschäftigten Männer»n den Fabriken um 1,62 Proz. sank, die der beschäftigten Frauen jedoch nur um 0.49 Proz. Soweit ganz schön! Herr Bernstein will aber das Gewerbebeisitzerrecht nnr den.Arbeitgeberinne» beziehungsweise Betriebsinhaberinnen" gewährt wissen. Er begründet dies mit deren Selbständigkeit in der Geschäftsführung und ihrem fachmännr- scheu Urteil in' Betriebsangelegenheiten. Das ist wieder eine bürgerliche Halbheit, die bekämpft zu werden verdient. Denn ganz abgesehen davon, daß ein moderner Mensch jedem Klassen- und Privilegiertenrecht unsympathisch gegenüber stehen inuß, würde doch gleich die Frage auftauchen, ob nicht verschiedene Mittelspersonen wie Direktrizen, Filialleiterinnen und dergleichen, die vielfach einen viel größeren Ueberblick und größere geschäftliche Routine besitzen müssen, als eine nur pro lorma existierende.Arbeit­geberin", mindestens das gleiche Recht erhalten»nützten. Herr Bernstein konstatiert selbst die immer größere Fertig» keit und Gewandtheit, die sich die Frau auf allen ihr zugewiesenen Arbeitsgebieten angeeignet habe. Demnach muß man auch dafür sein, daß alle erwerbstätigen Frauen das aktive»md passive Wahl- recht erhalte». Alle bürgerlichen, insbesondere die aus liberalen Kreisen kommenden Forderungen, zeichnen sich regelmäßig durch ver- bläffende Halbheit aus. Die italienische Mutterschaftsversicherung. Rom  , 26. Juni 1910. Als notwendige Ergänzung deS Frauen» schutzgesetzeS vom Jahre 1902, das den Frauen nach der Entbindung die industrielle Arbeit untersagte, wurde vor vielen Jahren das Gesetz für die MutterschastSversicherung eingebracht. Dieses Gesetz sichert jeder Arbeiterin soweit fie in den Bereich der Schuy- bestimmungen fällt nach jedem Abort oder jeder Entbindtmg eine Unterstützung von 40 Lire. Drei Achtel der Summe werden der Be- rechnung nach durch die Beiträge der Arbeiterinnen, ebensoviel durch die der Unternehmer und zwei Achtel durch staatlichen Zuschuß auf- gebracht. Es ist daS erste Mal, daß der italienische Staat mit dem Grundsatz bricht, bei Maßnahmen zugunsten der Arbeiterschaft nicht in die eigene Tasche zu greisen. Der Minister für Handel und Industrie, gi a i n e r i. zeigte die Annahme des Gesetzes durch die Kammer dem Sekretär der Konföderation der Arbelt, Genoffen R i g o l a. durch ein Telegramm an, in dem hervorgehoben wurde, daß das Gesetz im Sinne der Forderungen der Konföderation den Staatszuschuß festsetze._ Versammlungen Veranstaltungen. Berein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Donnerstag, den 7. Juli: Ausflug mit Kindern nach Treptow  . Treffpunkt von 3 Uhr ab in Ludwigs Parkrestaurant. Eintritt pro Kind 10 Pf., Schärpe und Mütze gratis. Erwachsene erhalten Frei- karten im Verein._ Lese- und DiSkutterklubTüd-Ost". Heute Mittwoch, abend» 8'/, Uhr. bei Neidhardt, Görlitzer Straß« 68: Mitgliederversammlung, Gäste willkommei». Sozialdemokratischer Lese- und Diskutierklub»Heine«* Heute abend 8'/, Uhr: S i tz u n g bei Gründerg, Rodenbergstr. 8. ffSttterunaStidersittit vom 88. Juni 1910, moraen» S Uvr. Ltsttonen » Sww-inde Hamburg »erlw Kranks.a JR. 759 SSV München i7S3SW Wie»>7e3Slill 755 SW 754 SSW 757 SW Vetter 5 bedeckt 5 Regen 3 bedeck« 3 Dunst 5 halb bd. heiter tfK taparanda 752 O etersburg 75t SW Ii SctUe eiberbeen Bar»» 756» 746 N 769 SSW Vetter 2 Regen 1 bedeckt 5 bedeckt t wolkig 4 bedeckt t- ü; n 16 13 11 14 eNettervrognoi« für Mittwoch, de« 89. Juni 1910. VIelsach wolkig mit einzelnen Regenschauern bei ziemlich lebhasten West- lichen Winden und wenig veränderter Temperatur. Serliuer W et t er b ur« a u. WasserstaudS.Stachrtchte» Wasserstand M  « m e l. Tilsit B r e g e l. Jnfterbmg Weichsel, Thoru Oder, Rattbor , Krofsen . Franks urt Warth«, Schrimm  , Landsberg  Netze, Vordamm Elbe, Leitmeritz  » Dresden  , Barby  » Magdeburg Wasserstand Saale, Grochlttz Havel  , Spandau  ') » Rathenow  ') Spree  , Svreuiberg') » BeeSlow Weser, Münden  , Minden  Rhein  , MaximManiau » Kaub Köln Neckar, Heilbrotm Main, Werlheim Mosel, Trier  am 27. 6. om 124 37 26 79 76 -64 9 656 435 430 183 169 189 lett 26. 6. »»»>) 4-4 4-4 4-8 0 1 4-1 1 4-4 5 _ 2 4-43 4-7 -i-» 1 4- bedeutet Wuchs, Fall. Unterpegel.