Prüfung verhallten ungehört, in HalleluZastiminung wurde dieSumine bewilligt._„König Landrat" beurlaubt.Wie die„Wittgenstciner Zeitung" berichtet, ist der Landrat desKreises Wittgenstein, Dr. Schröder, auf drei Monatebeurlaubt. Hat der Herr im Prozeß des.König Landrat" sichso strapaziert, daß er hinfällig geworden ist? Er wird wohl niemehr in die Gefilde Berleburgs zurückkehren. Was aber nicht aus-schließt, daß er samt der.Mutter des Kreises' die Treppehinaufpurzelt..Soviel„Schneidigkeit", wie ihm innewohnt,pflegt in Preußen nicht ohne Lohn zu bleiben. Vielleicht taucht ereines Tages im Polizeiministerium als NbteilungSdezernent auf.Herr Bassermann läßt in der„National-Zeitung" erklären, erhabe die ihm angebotene Kandidatur für Saarbrücken nichtdeshalb abgelehnt, weil die Großindustrie sich gegen ihn erklärthabe, sondern aus anderen Gründen. Will Herr Bafiermann damitsagen, daß er das Mandat eventuell auch gegen den Willen derGroßindustrie angenounnen hätte. Denn daß diese sich gegen ihnerklärte, das wird er doch wohl nicht dementieren wollen.Logik eines Oberstaatsauwalts.In Breslau hatte der Arbeiter MalschinSky, dem Polizei-kommissar Thiele bei einer Straßendemonstration den Kopfentzwei geschlagen hatte, sich bei der Staatsanwaltschaft be-schwert. Die aber nahm den Säbelmänn in Schutz, erklärte, esträfe ihn kein Verschulden, denn es habe möglicherweise der Säbel-hieb aus Verseben den M. getroffen; möglich sei auch, daß derPolizist sich geirrt habe in der Person, die getroffen werden solle;es scheine ja, als ob M. wirklich das Bestreben gehabt habe, sich ausder Menge, in die er zufällig als Unbeteiligter geraten, zu entfenien.Die Tatsache, daß M. noch von einem zweiten Polizisten mit dem Säbelgeschlagen worden sei, nachdem er bereits blutend davongelaufen, rühredaher, daß er die Hände. abwehrend über seinen blutenden Kopf ge-halten habe, was der zweite Polizist als— drohende Gebärde an-gesehen habe I— Gegen diesen mehr als seltsamen Bescheid legteder schwer Mißhandelte Beschwerde bei der O b e r st a a t s a n w a I t-schaft Breslau ein. Die antwortet ihm nun— nach 17 Wochenl—in einer Art und Weise, die einfach klassisch ist: Sie sind ge-schlagen worden, also sind Sie schuldig! 1 1 Und betreffs deszweiten Polizisten, der den Fliehenden mißhandelt, sagt der Ober-staatsanwalt: Sie haben nur eine Wunde am Kopfedavongetragen, also kann von einem zweitenSäbelhiebe nicht die Rede seinl— Gewiß,am Kopfe hatte M. nur eine Wunde süber acht Zenti-meter langl), der zweite Säbelhieb war ihm über Händeund Ohren gegangen.... Die vielen Zeugen, die Nk.angegeben, waren nicht vernommen worden, dafür waren über80 beteiligte P o l i z i st e n verhört worden, die natürlich alle bereitwaren, sich von jeder Schuld fteizusprechen. M. hat jetzt die Eni«scheiduug des Ministers angerufen, um zu erfahren, was der zu dertomischen Logik des Oberstaatsanwalts sagt.Künftig braucht also ein Polizist nur feste auf Straßen-demonstranten loSzuhauen, um„Schuldige" zu ernntteln. Da siegetroffen wurden. sind sie eben schuldig. Basta l Wahrlich:Breslau bleibt Breslau— in allem IDas verratene Schiffahrtsabgabengesetz.Wie die.National-Zeitung" erfährt, ist wegen der Ber-ö ff entlich ung des Gesetzentwurfes über die Schiffahrtsabgabenin der.Kölnischen Zeitung" gegen einen untergeordneten Beamteneiner bundesstaatlichen Gesandtschaft das D i s z ip li n a r v e r-fahren eingeleitet, worden. Auf Beschluß des Bundesrates sollteder Entwurf vorläufig noch geheim gehalten werden. Die Mitgliederdes Bundesrates haben auf Befragen auch versichert, daß sie mitder Veröffentlichung nichts zu tun haben. Die Redaktion der»Kölnischen Zeitung" hat jede Auskunft verweigert.Ein«euer Werftprozeff in Kiel.Gegen die im Kieler Werstprozeß Freigesprochenen, Magazin-direktor Heinrich und Kaufmann RePenning jun. hat jetztder MilitärfiskuS eine Schadenersatzklage in Höhe von 24(XX) M.angestrengt. Der Fiskus leitet seine Ansprüche aus dem Geständnisdes vor einem Jahre vom Schwurgericht verurteilten und jetzt in»er Strafanstalt Neumünster �befindlichen früheren AufsehersKankowski her, der erhebliche Mengen Oel auf der Werft ver-untreut und an den verstorbenen Kaufmann Repenning sen. ver-taust habe._Noch ein Astloch-Prozeff.Der Zentrumsabgeordnete Seubert taumelt von Triumph zuTriumph. Am 1. Juli verhandelte das Schöffengericht Mann-heim in der Beleidigungsklage Seuberts gegen die„MannheimerVolks st imme"; das Urteil, das den Genossen Oskar Geck mit6 M. bestrast, hebt hervor, der gegen den EisenbahnbetriebssekretärSeubert erhobene Vorwurf, daß er aus lüsterner Neugierde badendetrauen durch ein Astloch der Bretterwand des städtischen Damenades beschaute, sei gerichtlich erwiesene Wahrheit. Aber die Formder Mitteilung in den Artikeln der.Volksstimme" lasse auf die Ab-ficht einer Beleidigung schließen. Seubert hat übrigens seine Revisiongegen die Urteile im berühmten Astlochprozeß zu Offenburg be-zeichnenderweise durchgeführt.Die tapferen Kämpfer wider die erschreckliche Unsittlichkcit, soalle Zentrumsabgeordnete find, haben gegen die Zugehörigkeit desAstlochguckers zur Zentrumsftaktion des badischen Landtags nichtseinzuwenden._Soldatenmiffhandlungen.Vor dem Kölner Kriegsgericht hatten sich die UnteroffiziereMatschineck und Koch vom Kürassierregiment Graf G e ß l a rin Deutz wegen Mißhandlung eines Untergebenen zu verantworten.Ein Kürassier war von dem einen Unteroffizier zur Rede gestelltworden, weil er die Hufe seines Pferdes mit Seife einaeschmierthatte; als er erwiderte, er habe kein Geld für Lederfett, schlitg derUnteroffizier ihn mehrere Male ins Gesicht. Nun kam noch derandere Unteroffizier hinzu, setzte die Mißhandlungen fort, zog denSäbel und hieb damit auf den Kürassier ein. Der Arm wurde ihmschwarz und blau geschlagen und am Bein trug der Manneine blutende Wunde davon. Als der Mißhandelte dieSache melden wollte, versuchte ihn Matschineck davon abzuhalten,Koch besaß noch die Unverfrorenheit, den Kürassier wegen un-gebührlichen Benehmens gegen einen Vorgesetzten zu melde» I DieBeiden kamen sehr gut weg; das Urteil lautete gegen Matschineck ansachtzehn Tage, gegen Koch auf fünf Wochen Mittelarrest.Oesterreich.Die Studentcnunruhen.Lemberg, 2. Juli. Nach einer amtlichen Darstellung der Vor-hänge in der Universität ist, wie durch eine Zeugenaussagefestgestellt wurde, der erste Schuß auf feiten der Ruthenengefallen, wobei der Ruthene Kocko am Kopfe getroffen wurde.Die alsdann eindringenden Polizeimannschaften trennten dieKämpfenden und schloffen einen großen Teil von ihnen in denHörsälen ein. während die übrigen provisorisch vernommen wurden.Die Mehrzahl von ihnen ist wieder in Freiheit gesetzt worden. Diein den Sälen eingeschlossenen Studenten wurden in Unter»suchungShast genommen. Neun Verwundeten wurde durch dieNettungsgescllschast die erste Hilfe zuteil, drei mußten ins Kranken-haus geschafft werden, unter diesen befand sich auch Kocko, der amAbend g e st o r b e n ist. In einem der Hörsäle, in dem ein Teilder Studenten festgehalten wurde, sind fünfzehn Browning-Pistolen gefunden worden.In der Stadt herrscht heute bollkommen Ruhe. Die Uni-der si tat ist bis auf weiteres geschlossen, es finden nurPrüfungen stall. Der akademische Senat tritt heute zu einerSitzung zusammen, um über die Disziplinarunter-s u ch u n g gegen die beteiligten Studenten zu beschließen. DaSBefinden der Verletzten, deren Zahl jetzt auf zwanzig an-gegeben wird, ist verhältnismäßig günstig, da es sich hauptsächlichnur um leichte Kopfwunden handelt, die von Stockschlägen her-rühren; vier Studenten erlitten jedoch schwerere Ver-letzungen. Das Gerücht von zwei weiteren Todesfällen be-stätigt sich nicht.'- �.Eine Dauersitzung.Wie». 2. Juli. Um die Errichtung einer italienischen Universitätzu verhindern, haben bekanntlich die Slowenen im Budgetausschußmit der Obstruktion begonnen. Die arbeitswilligen Parteien, denensich die Sozialdemokralen ansiblossen, haben mit einer Dauer-si tz u n g geantwortet, in der die Obstruktion niedergerungen werdensoll.Die Sitzung hat heute begonnen.Wien, 2. Juli. Die heutige zehnstündige Sitzung desBudgetausschusses wurde vollständig durch ObstruktionS-reden ausgefüllt. Die über den Sonntag hinaus geplanteDauersitzung findet nicht statt, nachdem mit den Süd-slaven ein Kompromiß für die Verhandlungen im Budgetaus-schuß erzielt wurde. Danach findet die nächste Sitzung, in welcherdie Generaldebatte über die italienische Rechtsfakultät beendet wird,am Montag statt.„■..Italien.Die zweijährige Dienstzeit.Rom, 30. Juni.(Eig. Ber.) Mit 214 gegen 52 Stimmenhat die italienische Kammer endlich das seit langem erwarteteGesetz für Einführung der zweijährigen Dienstzeit angenommen.Der Kriegsminister glaubt die Ausführungsbestimmungen dem-nächst vollendet zu haben, so daß das Gesetz schon bei derAushebung des nächsten Jahres in Anwendung kommenwürde. Wie der„Mcssaggero" erfährt, soll in den Aus-führungsbestimmungcn die einjährige D i e n st z e i t derFreiwilligen aufgehoben werden; auch heißt es, daß dieNormen für die Ueberweisung der Rekruten an die ver-schiedenen Armeekorps eine Umgestaltung erfahren werden.Kommunalwahle«.Rom, 28. Juni.(Eig. Ver) Auch mit dem Resultat vomvorigen Sonntag können die Volksparteien zufrieden fein. InPavia, Mode na, Borgidhera. Valenza, PeScia,Viterbo, Benevent und vielen kleineren Orten hat dieKoalition der Volksparteien ihre Majoritätsliste durchgebracht. Dierein sozialistische Liste ist in Romagnano Sesia,CreScenzago, Affori und L o m e l l o durchgedrungen.Mit der Minoritätsliste siegten die Sozialisten in B o«logna, Venedig, Novara usw. Zugunsten derkonservativ- klerikalen Koalition schlugen mehrere Wahlenin kleinen Orten Toskanas aus. Von Wichfigkeit werden die Ent-scheidungen des kommenden Sonntags fein, an dem in Rom diestädtischen Wahlen stattfinden. Hier werden die Klerikalkonservativenden höchsten Kraftaufwand machen, um die Herrschaft, die sie vor2 Jahren verloren hatten, zurückzuerobern.Von Provinzialwahlen, die am gleichen Tage stattfanden, sindviele zugunsten der Partei ausgeschlagen, so die von C o p p a r o,Modena, Terni und an anderen Orten.Spanien.Der Kampf gegen den KlerikaliSmuS.Madrid, 1. Juli. Senat. Ministerpräsident CanalejaSführte aus, die Regierung würde die religiöse Frage nicht an-geschnitten haben, wenn sie nicht geglaubt hätte, sie auch lösen zukönnen. Das Vorgehen der Regierung fei nicht gegen die religiösenGefühle deS Volkes, sondern lediglich gegen den Klerika-li SmuS gerichtet. Er bedaure die öffentliche Einmischung desspanischen Episkopats, nachdem die Verhandlungen mit dempäpstlichen Stuhle eingeleitet worden seien. In gleicher Weise be-daure er die von spanischen Damen, die in ihrem Katholizismussehr schlecht beraten seien, eingeleitet» Bewegung gegen die Re-gierung. Der Ministerpräsident schloß mit der Erklärung, er ver-lange Zurückhaltung von allen, namentlich vom Episkopat.Die Antwort der Kammer.Madrid, 2. Juli. Der Entwurf der Antwort auf die könig-liche Botschaft wird am Montag in der Kammer beraten werden.Er gibt insbesondere der Hoffnung Ausdruck, daß die Regierungdas gute Einvernehmen zwischen Staat und Papst aufrechterhaltenund zugleich die Vorrechte der bürgerlichen Macht unddie rechtliche Stellung der Kirche Spaniens wahrenwerde. Der Entwurf weist auf die Notwendigkeit hin, die reli-giösen Orden unter ein Reglement zu bringen, ohne ihre geistigeFreiheit anzutasten, gibt dem Wunsche Ausdruck, daß die Verhand»lungen mit dem päpstlichen Stuhl, betreffend die Aufhebung dernicht unentbehrlichen Kongregationen schnellen Fortgang findenmöchten, und beglückwünscht die Regierung, daß sie die F re i h e i tdes Glaubens und der Ausübung des Kult» verkündethabe.ScKweden.Ein kleines Sozialistengesetz.Stockholm, 29. Juni.(Eig. Ber.) Die LänSregierung vonSödermanland hat. wie jetzt durch„Socialdemokraten" bekanntwird, Ende Mai an die BezirkSbecnnten dieser Provinz ein Rund-schreiben versandt, in dem sie darauf aufmerksam gemacht werden.daß in diesem Sommer von sozialistischer Seite eine besonderslebhafte Agitation unter der Landbevölkerung geplant und beab-sichtigt werde, sozialistische„Sommertings" abzuhalten. Dabei seizu befürchten, daß auf den Landstraßen Vorträge ge«halten würden, woraus Verkehrshindernisse und Störungen deröffentlichen Ordnung entstehen könnten. Da nun die königlichenBefehlshaber das Recht hätten, in solchen Fällen Strafbcfehle zuorlaffen, sollten die Bezirksbeamten, wenn sie Kenntnis von solchenZusammenkünften erhielten, sofort um Ausfertigung eines Ver-dotes nachsuchen. Wie man sieht, handelt es sich hier um eineA u s n a h m e r c g e l. die lediglich gegen dieSoziaidemo.k r a t i e gerichtet ist, und sich von einem kleinen Sozialistengesetznur dadurch unterscheidet, daß ihr die gesetzliche Gültigkeit fehlt.Sie bedeutet in dem vom Großagrari-ertum beherrschten Söder-manland, wo es der Arbeiterschaft an Versammlungsräumen fehlt,eine allgemeine Aufhebung der Versammlungsfreiheit. Die Orts-polizeigewaltigen bemühen sich bereits, den Winken ihrer vor-gesetzten Behörde nachzukommen. Am Sonntag wurde wegen zubefürchtender„Verkehrsstörung" eine Landstraßenversammlung ver-boten.Glücklicherweise hat die Regierung nicht allein darüber zu ent-scheiden, was Gesetz und Recht ist, und es ist denn auch zu er»warten, daß der Befehlshaber von Södermanland demnächst eine?besseren belehrt wird, zumal die Zweite Kammer des Reichstags,als im Frühjahr die Uebergriffe der Polizei während de? General-streikz zur Sprache gebracht wurden, ein solches Vorgehen, wiees Rcutcrskiold hier verlangt, einstimmig für ungehörig erklärte.K.ulUand.Ei» ganzes Dorf im Gefängnis.Da? Saratower Gouvernementssemstwo kommandierte einenVersicherungsagenten Pomorzew nach dem Dorfe Kruglo«, um denEinwohnern einen neuen Bauplan einzuhändigen. Der Agent konntejedoch seine Aufgabe nicht erfüllen, da die gesamte erwachsenemännliche Bevölkerung nicht im Dorfe, sondernim Gefängnis, wegen Beteiligung an den Agrarunruhen, saß.Davon erstattete Herr Pomorzew eine offizielle Mitteilung durch einAmtsschreiben.Australien.Eröffnung des Parlament».Melbourne, 1. Juli. Die erste Session deS neugewähltenBundesparlaments ist heute durch den GeneralgouvcrneurCarl of D u d l e y eröffnet worden. Der Generalgouvcrneur führtein seiner Rede folgende Gesetzentwürfe als die wichtigsten Vorlagenauf: das Finanzabkommen zwischen ber Bundesregierung und denEinzelstaaten, Einführung einer progressiven Boden st euerauf unkultivierte Ländereien, Zurückziehung der Marine»a n l e i h e. Uebertragung des Nordterritoriums an das Common-wealth, Einführung eines gleichförmigen Posttarifs sür ganzAustralien, Abänderung der Berfassung, um eine Bundesgesetzgebunggegen Monopole auf den Gebieten des Handels, der In-dustrie und der Schiffahrt zu ermöglichen, Ausdehnung derAlterspension sowie Beseitigung gewisser Zollanomalien.DaS Defizit gegen die vom letzten BundeSschatzincister veranschlagteSumme von ein und einViertel Millionen Pfund Sterling beträgt456 000 Pfund Sterling._Huö der parteüDie BauarveiterauSsperrung.Unter dem Titel:»Die große Aussperrung und dieZukunft der Arbeiterkämpfe im Reiche"") veröffentlichtGenosse ParvuS eine interessante Broschüre über die eben be-endigte Bauarbeiteraussperrung. Den Zweck der Broschüre kenn«zeichnet ParvuS im Vorwort folgendermaßen:.Die Arbeiter besanden sich in der Defensive, und sie habenden Angriff abgeschlagen. Der Erfolg ist unbe st reitbar.Nicht minder offenbar ist aber auch, daß die Unternehmcrverbändesich nicht dabei beruhigen werden, sondern nunmehr erst recht zuneuen, noch viel größeren und schärferen Kämpfen rüsten werden.Schon daraus ergibt sich die Notwendigkeit, von dem Verlaufdieser großen Aussperrung, die einzig dasteht in der Geschichteder deutschen Gewerkschaftsbewegung, sich genaue Rechenschaft zuverschaffen, um die Bedingungen der kommenden Kämpfe kennen zulernen.Der Erfolg der Arbeiter ist ein materieller und ein moralischer.Sie haben sehr beachtenswerte Zugeständnisse erhalten; mehr aberals das noch ist es wert, daß sie ihre Kraft gezeigt haben, und daßsie in sich selbst das Gefühl der Kraft gesteigert haben. Die Unter-nehmer erklärten in aller Oeffentlichkeit, es solle diesmal einExempel statuiert werden, und zlvar nicht nur für die Bauarbeiter,sondern für die gesamte Arbeiterschaft. ES sollte eine Machtprobesein,— um so bedeutsamer ist es, daß die Arbeiter aus diesemKampf mit einer berechtigten Steigerung ihres Machtbewußtseinsheraustreten. Das gibt dieser Aussperrung eine allgemeine Be«deutung für den proletarischen Klassenkampf.AuS dem Beispiel der Bauarbeiter werden andere Arbeiter«schichten Begeisterung schöpfen und Mut fassen zu einem energischerenVorgehen. Um so wichtiger ist es für die gesamte Arbeiterschaft,nicht nur den Erfolg der Bauarbeiter, sondern auch die Bedingungendieses Erfolges in ihrer ganzen Kompliziertheit und Mannigfaltig-keit kennen zu lernen....Der große Kampf der Bauarveiter muß von uns studiert werden,wie man eine Generalschlacht studiert. Denn, ebenso wie eS einenUnterschied gibt zwischen den LaboratoriumSversuchcn des Technikersund der wirklichen Fabrikation, zwischen der Manöverübung unddem wirklichen Krieg, so helfen auch uns keine theoretische Voraus»ficht, keine Berechnungen, sondern wir lernen die Bedingungen,Möglichkeiten, Potenzen der modernen Arbeiteriämpfe am letztenEnde nur aus diesen selbst, indem wir die Kämpfe durchmachenund unS von ihrem Wesen kritische Rechenschaft verschaffen."DaS erste Kapitel(Die Bauindustrie) enthält eine Schilderungder sozialen Zusammensetzung des Baugewerbes(und besonders desEinflusses, den das Großkapital in stets wachsendem Maße auf diegesamte Industrie ausübt. Namentlich die Wirkung der Terrain»gesellschaften wird eingehend geschildert. Das zweite Kapitelbeschreibt die Unternehmcrorganisattonen, baS dritte die Kartelle inder Bauindustrie und die Verbindung der Bauunternehmer mit denBaumaterialienlieferanten, deren Zweck eS ist, widerspenstigeUntenrehmer durch Berhängung der Materialsperre den Diktaten derOrganisationsleiter gefügig zu machen. DaS vierte Kapitel schildertden Verlauf der Aussperrung, während das fünfte und sechsteKapitel die Taktik der Unternehmer und der Gewerlschastenbespricht. ParvuS zeigt hier, wie die GcwerkschaftSkämpfeimmer mehr Massenkämpfe werden, immer mehr auchalle anderen sozialen Schichten in Mitleidenschast ziehen.Die Konzentration des Kapital» zwingt in rasch steigendemMaße alle Arbeiterschichten in die Gewerkschaften hinein.Durch möglichste Zentralisation innerhalb der einzelnen Gewerkschaftund durch ein engeS Zusammenwirken der gewerkschaftlichenZentralverbände muß die Macht der organisierten Arbeiterklasse ge»steigert werden. Die Unterstützung der Arbeiter während derStreiks und Aussperrungen muß dadurch Verbeffert werden, daßdie Konsumvereine, deren Ausbau sich immer gebieterischergeltend mache. in den Dienst der Streikunterstützung gestelltwerden. Zugleich müsse die Attion zur Erringung desgesetzlichen Achtstundentages mit aller Energiegefördert werden, um die gewerkschaftliche Tätigkeit vor allem aufden Lohnkampf konzentrieren zu können. Schließlich faßt ParvuSdas Ergebnis seiner Untersuchung folgendermaßen zusammen:.Die Konzentration deS Kapitals und die Entwickelnng derUnternehmerverbände wirken als mächtiger Antrieb zur gewerk«schafllchen Organisation. dehnen ungemein die Tragweite dergewerkschaftliche» Kämpfe auS, verallgemeinern sie, verleihenihnen einen politischen Eharakter. zwingen die Arbeiter, alle sozialenMachtmittel in Bewegung zu setzen, und müssen am letzten Endedazu führen, daß der Kanipf um die Fabriksgewalt sich in einenKampf um die Staatsgewalt, der Kampf um den Lohn sich in einenKampf um den Besitz der Produktionsmittel verwandelt.Noch ein Jubiläum der Partclprcsse.Am 1. Juli hat auch das Partciblatt des östlichen Westfalens,die.Volksmacht" zu Bielefeld, daö zweite Jahrzehnt voll»endet. Mit 2000 Abonnenten begann die.Volkswachl" im Jahre1890 ihren Lauf— heute ist die Zahl der Abnehmer trotz Ver-kleinerung des VcrbreiwugSbeztrkeS auf 14 000 gestiegen. In der-selben Zeit stieg die Zahl der politisch organisierten Genossen imBezirk Bielefeld von wenigen Hundert aus 0637, die sozialdemo-kratische Stimmenzahl von 12 174 ans 33 652.Möge die„VolkSwacht" im dritten Jahrzehnt weiter kräftigenFortschritt zeigen und bewirken.Personalien. Mit dem 1. Juli trat Genosse Herzberg, nachdemer bereits am 9. Juni aus der Redaktion der„PfälzischenP o st" ausgeschieden, als Chefredakteur in die Redaktion der„Fränkischen Tagespost" ein. An Stelle des GenossenHerzberg ist Genosse Kleefoot mit der Leitung der»PfälzischenPost" betraut worden.") Dresden, Kaden u. Komp. Preis 50 Pf.