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6eweiitfcbaftUcbee. öcfmarze Rande eine neue Clntembtmr- frecbbcit. Bisher begnügte sich das habgierige Unternehmertum da- mit, die Arbeiter durch schwarze Listen zu zeichnen. Doch hat man jetzt ein neues Mittel ersonnen, durch das man den Arbeiter zum Hörigkeitsverhältnis zwingen will. Wie näm- lich derHafenarbeiter", das Organ der deutschen Hafen- arbeiter und verwandten Berufsgenossen in seiner neuesten Nummer mitteilt, tragen sich die Arbeitgeber dieses Gewerbes mit dem Gedanken, den bei ihnen beschäftigten Arbeitern einen Stempel auf den Hand- rücken zu drücken(I), der sie dann bei anderen Unternehmern unmöglich machen soll. Natürlich setzt das die Einwilligung der Arbeiter voraus. Wie früher der Galeerensträfling oder der Zuchthäusler oder wie auch jetzt das Schlachtvieh seinen Stempel auf- gebrannt erhält, so will man auch in Zukunft mit dieser Arbeiterkategorie verfahren. In England existiert bereits ein solches Vorbild. Dort wird den von der Schipping Federation of Great Britain beschäftigten Kulis ein solches Brandmal der Schande, das aller Menschenwürde Hohn spottet, aufgedrückt. Und die deutschen Unternehmer meinen, wenn im Lande der Geistesheroen die Arbeiterschaft erst politisch zu Heloten degra- diert ist. warum soll sie dann nicht auch äußerlich einen darauf hindeutenden Stempel tragen? Eine Konsequenz liegt darin, wenn auch eine gräßliche. Hoffentlich werden die Hafenarbeiter diese Frechheit damit beantworten, daß sie in Massen dem Verband beitreten, der sie allein vor dieser Schmach retten kann._ Berlin und Umgegend. r Solidaritätsstreik. Die gestrige vollzählig besuchte Werkstatt- Versammlung der Kollegen der Firma Rappold u. Söhne be- schloß e i n st i m m i g, ebenso wie die bei derselben Firma in Ham- bürg beschäftigten Kollegen, mit dem heutigen Tage die Arbeit niederzulegen. Die Angebote der Firma können in keiner Weise genügen. Verband der Schneider, Schneiderinnen und Wäschearbeiter Deutsch- lands, Filiale Berlin I . Die Aussperrung der Meflingputzer bei der Firma Carl Ouastenberg hat folgende Ursache: Die Firma zahlte ihren Arbeitern bisher die denkbar traurigsten Löhne; über 20, 21 Mk. pro Woche verdiente keiner derselben. Schon im Vorjahre orga- nisierten sich die Meflingputzer, um eine Verbeflerung der Löhne zu erstreben. Durch Maßregelungen schärfster Art gelang es Quasten berg, die Organisation in seinem Betriebe zu zer- trümmcrn. In diesem Jahre organisierten sich die Meflingputzer wiederum. Herr Ouastenberg, der sich hiermit nicht be- freunden konnte, entließ kurzerhand die von den Arbeitern ge- wählten Vertrauensleute und beschimpfte die organisierten Ar- beiter. Es war selbstverständlich, daß sich die Arbeiter eine der- artige Behandlung nicht gefallen ließen; kurzerhand legten sie die Arbeit nieder. Das war am 14. Jum. Es war möglich, durch Verhandlungen die Wiedereinstellung der Vertrauensleute durch- zusetzen. Nachträglich versuchte Herr Quastenberg wiederum Maßregelungen vorzunehmen, weil er unter keinen Umständen organisierte Arbeiter in seinem Betriebe dulden wollte. Am Donnerstag dieser Woche entließ er ein Mitglied des Arbeiter- ausschusses, ohne daß irgend ein Grund zur Entlassung vorlag. Der Versuch der übrigen dort arbeitenden Meflingputzer, auf güt- lichem Wege die Wiedereinstellung des Entlassenen zu erzielen, wurde von Quastenberg mit der Entlassung aller Arbeiter beantwortet, wobei sich Herr Ouastenberg nicht enthalten konnte. seine Arbeiter m»t allerlei Schimpfworten zu regulieren. Herr Ouastenberg versucht nun den wahren Sachverhalt zu verdrehen, wie aus nachstehender Bekanntmachung hervorgeht. Achtung! Achtung! Meflingputzer und Fensterputzer! Der Deutsche T ra n S p o r t a rbe i t e r-V erband (Bezirk: Groß- Berlin) warnt die Kollegen, bei der firma Carl Ouastenberg anzufangen, unter der B e- auptung der unwahren Tatsache, daß die Messingputzer da- selbst ausgesperrt wären. Zur Aufklärung! Die Messing Putzer bei der Firma Carl Ouastenberg sind nicht ausgesperrt worden, sondern dieselben haben die Arbeit grundlos niedergelegt, weil eist Kollege die Ausführung der ihm übertragenen Arbeit ver- weigert hat. Carl Ouastenberg Erstes Berliner Messing-Putz-Jnstitut Berlin dlO. 43, Gollnow-Straße 13. Messingputzer werden Montag von 810 Uhr eingestellt. Arbeitslohn pro Tag 3,S0 Mk. Wir erklären hierzu ausdrücklich, daß der von uns gegebene Tutbestand durchaus richtig ist. Herr Quastenberg bezweckt mit seiner Bekanntmachung lediglich, den Arbeitern Sand in die Augen zu streuen. Auch heute bitten wir die Arbeiterschaft, strengste Solidarität zu üben und die ausgesperrten Meflingputzer in ihrem Kampfe zu unterstützen. Zuzug ist streng fernzuhalten. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten. Deutscher TranSportarbeiter-Verband, Bezirk Groß-Berlin. Oeutfehee Reich. DaS Haupttarifamt des deutschen Malergewerbes ist zum ersten Mal zusammengetreten und hat in den letztvergangenen fünf Tagen seine Sitzungen Berlin , Zimmerstraße 90/01, abge- halten. Das Haupttarifamt besteht aus den drei Unpartei- ischen. Geh. Regierungsrat Dr. W i e d f e l d t, Gewerbegerichts- direktor Dr. P r e n n e r, Magistratsrat v. Schulz und aus acht Arbeitgebern und acht Arbeitern. Es waren einige fünfzig An- träge und Beschwerden von zum großen Teil tiefeinschneidender prinzipieller Bedeutung zu erledigen. Dabei handelte es sich best spielsweise um Fragen der Berechnung des Mehraufwandes bei Landarbeit, ferner der Berechnung des Ausgleichspfennigs und der Errichtung der paritätischen Arbeitsnachweise. DaS Haupttarifamt hat auch beschloflen, daß von einer Kommission die Geschäfts- ordnung für die Ortstarifämter, Gautarifämter und für da» Haupttarifamt auszuarbeiten fei. Diese Geschäftsordnung wird dem Haupttarifamt bei seiner zweiten Tagung zur endgültigen Bcschlutzfaflung vorgelegt werden. Die Verhandlungen des HaupttarifamteS sind am gestrigen Tage beendet worden. Streik im Holzgewerbe. In S t o l p i. P. sind die Verhandlungen in der Holzindustrie an der Mindestlohnfrage gescheitert. Die Gesellen erklärten sich zu weiteren Verhandlungen bereit, die größeren Betriebe sperrten am «0. Juni jedoch sämtliche Gesellen auS; bis jetzt befinden sich 180 Tischler im Kamps. In den nächsten Tagen dürste sich diese Zahl noch erhöhen. Der Zuzug von Tischlern ist streng fernzuhalten. Die Differenzen in der Fiber- und Hartgummi-Fabrik von Lootze u. Co. in Frankfurt a. O. sind beigelegt. Herr Lootze hat, nachdem die Drechsler zirka ö Wochen streikten, mit dem Deutschen Holzarbeiterverband «inen Vertrag auf drei Jahre geschlossen. Bei bSlhstündiger Arbeitszeit werden SO Pf. Stunden. lohn bei Akkordarbeit garantiert, der jedes Jahr um 1 Pf. bis ki2 Pf. steigt. Bei Lohnarbeit werden SO bezw. 52 Pf. pro Stunde gezahlt._ Ortsverw. Frankfurt a. O. Neuer Stickerkampf in Plaue» i. V. in Sicht. Die Maschinen« besitzer kündigten bereits die am 1. November d. I. ablaufenden Tarifverträge. Es geschab dies auf Beschluß des Maschinenbesttzer- Vereins. Sie werden die Sticker so gerüstet finden, daß den Gerne- großen eine Niederlage sicher ist. Der Formerstreik bei der Firma Komnick in Elbing ist noch nicht beendet. Andauernd sucht die Firma Arbeitswillige, teil- weise unter großen Versprechungen nach Elbing zu locken. Auf der Jagd nach Arbeitswilligen ist die Firma skrupellos. Nicht nur daß sie ein Heer von Agenten und sonstiges Gelichter beauftragt hat, Streikbrecher heranzuschaffen, hat sie auch die swatlichen Be- triebe dafür zu interessieren gewußt. Auf der Kaiserlichen Werft zu Danzig prangte folgender Anschlag am schwarzen Brett. Danzig , 14. Juni 1910. Notiz. Aushang. Von der Firma F. Komnick, Elbing , ist nachstehendes Schreiben eingegangen:Wie ich gehört habe, verlassen bei Ihnen soeben ausgelernte Dreher, Schlosser und Former Ihren Betrieb. Sollte dieses zutreffend sein, so wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie durch Anschlag bekannt machen würden, daß ich Schlosser, Dreher und Former, welche einem Verbände nicht angehören, jederzeit einstelle. Im voraus für Ihre Ge- fälligkeit bestens dankend, empfehle ich mich Ihnen hochachtungsvoll p. F. Komnick, G, Schlinke." Kaiserliche Werst. Diesen Liebesdienst hat die Kaiserliche Werft der Firma Komnick geleistet, welche den Arbeitern das ihnen gesetzlich gewähr- leistete Koalitionsrecht rauben will. Doch auch diese Liebesmühe war vollständig vergebens. In Deutschland erhielt sie keine Streik- brecher und wandte sich nach Böhmen und Ungarn . Hier wurden solche nützlichen Elemente angeworben, von denen 4 gleich wieder umkehrten, als sie von dem Sachverhalt unterrichtet waren. Die verbleibenden 6 Böhmen hütet die Firma wie ein Juwel. Sie sind in der Fabrik einquartiert, um ja nicht mit den Streikenden in Berührung zu kommen. Dort liefert ihnen die Firma nichk nur alles Essen, sondern auch Bier, Zigarren, ja sogar Kleidungs- stücke. Hüte, Schuhe und weiße Wäsche. Aber aus dem Betriebe darf niemand heraus. Die Arbeitswilligen können bei weitem nicht die Streikenden ersetzen und ist die Firma bemüht, ihre Mo- delle auswärts anfertigen zu lassen. Die Streikleitung ersucht alle former darauf achten zu wollen, daß Modelle von der Firma omnick nicht angefertigt werden. Im Zweifelfalle wende man sich an die Ortsverwaltung in Elbing . Zuzug von Formern und Gießereiarbeitern ist streng fernzuhalten. Tarifabschluß im Maurergewerbe zu Lauffen a. N. Einen schönen Erfolg haben die Maurer in Lauffen am Neckar erzielt. Die Unternehmer gehören dein Arbeitgeberbund für das Baugewerbe nicht an. Der seitherige Lohn betrug 42 Pf. Die am 26. Juni eingereichte Forderung verlangte 50 Pf. Schon am 28. Juni sahen die Unternehmer sich veranlaßt, mit dem Maurer - verband eine» Vertrag abzuschließen, nach welchem der Lohn sofort auf 48 Pf. erhöht wird. Der Loh» der Bauhilfsarbeiter wurde auf 40 Pf. festgesetzt. Der Vertrag gilt bis zum 1. April 1912. Ausland. Angesichts des drohenden AuSstandeS der französischen Eisen- bahnangestellten beschäftigt sich die Regierung mit den erforder- lichenfalls zu ergreifenden Maßnahmen, um den Bahnverkehr auf» rechterhalten zu können. Dem Vernehmen nach hat der Kriegs- minister entsprechend der seinerzeit von der italienischen Re- gierung getroffenen Verfügung vorgeschlagen, die Eisenbahnen im Ealle des AusstandeS dauernd zu miltarisieren und das gesamte isenbahnpersonal unter die Fahne zu berufen. 8o2iales. Umfassender Aerztekrieg in Halle. Der zwischen einer Anzahl von Aerztcn in Halle und der Kaufmännischen Ortskrankenkafle daselbst entstandene Konflikt nimmt weiteren Umfang an. Die Aerzte haben jetzt sämtliche Verträge mit den dortigen OrtS-, Betriebs- und JnnungSkranken lassen gekündigt. Ausgeschlossen fft nur die Eisenbahnbetriebs- Krankenkasse, was um so eigenartiger berührt, als diese am schroffsten die freie Arztwahl verweigert, worum die Aerzte kämpfen. Sie verlangen die freie Arztwahl unter den im Leip- ziger Verbände organisierten Aerzten. Die Hallenser Kranken, lassen stellen Aerzte für ihre Mitglieder fest an. Die Kauftnän- nische Kasse hat deren fünf engagiert. Prozehverschleppung durch das Zentrum. Die Stadtverordnetenwahlen von Mülheim am Rhein aus dem Jahre 190� beschäftigten am Freitag zum zweiten Male das Qberverwalhingsgericht. Bei den damaligen Wahlen waren die drei Kandidaten unserer Partei, die Genossen Marx, Mitterhauser und Klein, gewählt worden, die nicht Hausbesitzer sind. Nach der Bekanntmachung des Bürgermeisters konnten auch NichtHausbesitzer gewählt werden. Der Bürgermeister ging davon aus, daß noch S Hausbesitzer in der auS 19 Stadtverordneten bestehenden dritten Abteilung säßen. daß also bereits das Erfordernis der Städteordnung, daß mindeßcnS die Hälfte der von jeder Abteilung zu wählenden Stadtverordneten aus Hausbesitzern (Eigentümer, Nießbraucher) bestehen müsse, erfüllt sei. Auf den Einspruch der Zentrumspartti wurden aber die drei Wahlen für ungültig erklärt. Der Bezirksausschuß bestätigte diesen Beschluß der Stadtverordnetenversammlung. Der Bezirksausschuß ging davon aus, daß nicht S Hausbesitzer in der dritten Abteilung ver- blieben feien, sondern nur(pvei, und daß somit bei jenen Wahlen drei Hausbesitzer hätten gewählt werden müssen. Unsere Genossen legten Berufung ein. Bor dem OberverwaltungSgericht vertrat ie Rechtsanwalt Dr. I. Herzfeld. Er verwies darauf, daß die >rei Stadtverordneten, denen der Bezirksausschuß die Hausbesitzer- eigenschast abspricht(Pohl, Link, Toppelfeld) im Grundbuch mit ihren Ehefrauen als Eigentümer mit dem Vermerk eingetragen den: Lebt im Güterstande der aus der �setzlichen Gütergemein- schaft des früheren Rheinischen Recht? übergeleiteten Fährnis- gemeinfchaft. Daraus leitete der Anwalt in längeren Rechts- auSführungen her, daß es sich hier, wenn man daS alte Rheinische Recht berücksichtige, um Hausbesitzer im Rechtssinne handle, so daß die drei Neugewählten Hausbesitzer nicht zu sein brauchten. Nun machte der Vertreter der Grgrnpartei, Dr. Holl, in der damaligen Sitzung am 12. April plötzlich ganz neu geltend, man fechte die Wahl auch an wegen terroristischer Wahlbecinslussung durch die Sozialdemokratie. Daraufhin wurde die Sache vertagt, damit unsere Genossen dazu Stellung nehmen konnten. Am Freitag beschäftigte sich da» OberverwaltungSgericht wieder mit der Sache. Rechtsanwalt Dr. Herzfeld vertrat wieder unser« Genossen. Auch diesmal verfiel dir Sache»ach längerer Verhandlung wieder drr Brrtagung, weil der Vertreter der Gegner(der beigeladenen Kläger und der Stadtverordnetenversammlung) wieder erst am Tag vorher einen längeren Schriftsatz geschickt hatte, der allerlei neue tatsächliche Behauptungen enthielt. Dr. Herzseld mußte natürlich unter diesen Umständen die Vertagung beantragen. Er konnte nicht umhin, die Vermutung auszusprechen, daß die Gegner die Sache verschleppten. Im Anschluß an die Verkündung der Vertagung wandte sich der Präsident Dr. Bitter gegen einen Artikel derFrankfurter Zeitung ", durch den nach der Verhandlung im April dem Oberverwaltungsgericht der Borwurf gemacht sei, die Entscheidung in der Sache verzögert zu haben. Eingehend legte der Präsident dar, daß das Oberverwaltungsgericht so verfahren sei, wie es bei seiner starken Belastung im geordneten Geschäfts- gange verfahren konnte. Wenn eine Verzögerung der Entscheidung durch die Vertagungen eintrete, so sei im wesentlichen und zum größten Teil die Ursache darin zu finden, daß der Vertreter der beklagten Stadtverordnetenversammlung und der beigeladenen An- fechtcr der Wahl nicht rechtzeitig'die tatsächlichen Momente an- geführt habe. Hua Induftrlc und Rande!. Die Berliner Verkehrsgesellschaften. Die Große Berliner Straßenbahn vereinnahmte im Juni 1910 3 329 463 M. gegen 3103 907 M. im Vorjahre. Seit dem 1. Januar betrugen die Einnahmen 19 816 105 M. gegen 18 108 374 M. zur gleichen Zeit des Vorjahres. Der TageS- durchschnitt in 1910 stellt sich auf 109 431 M. gegen 100 046 M. in den ersten sechs Monaten 1909. Danach haben sich die Einnahmen im ersten Halbjahr 1910 um 1 727 070 M. vermehrt. Eine Ver­mehrung der Einnahmen zeigen auch die beiden anderen Berliner Verkehrsunternehmungen: so vereinnahmte die Allgemeine Berliner OmnibuS-Aktiengesellschaft im ersten Halbjahr 4 733 113 M. gegen 4 382 134 M. im ersten Halbjahr 1909. Die Gesellschaft für elektrische Hoch- und Unter- grundbahnen hatte seit 1. Januar 1910 eine Einnabme von 3 788 889 M. gegen 3 624 869 M. in der gleichen Zeit des Vorjahres zu verzeichnen._ Die böhmische Brannkohlenkrise. Während sich die Konjunktur im schlesischen Steinkohlenbergbau langsam bessert(im Mai 1910 schon 412 Wagen gegen das Voriahr, 826 Wagen pro Tag gegen April) und der Export oberschlesischer Kohle nach Oesterreich 1909 um 587 009 Tonnen höher war als 1908, wird die Krise im nordwestböhmischen Braunkohlengebiet immer ärger. Der Bahnversand im Revier Aussig -Komotau ist im Mai um 4748 Wagen gegen den vorjährigen Mai zurückgeblieben. Läßt man aber das Jahr 1900 mit seiner durch eine Hochwasser- katastrophe bedeutend geminderten Förderung außer Betracht, so findet man, daß der Minderversand von 1910 gegen 1903(Januar bis Mai) 92 318 Wagen beträgt, 17,3 Proz. Daran ist die Preis- Politik der Staatsbahnen nicht unschuldig, denn sie hat die Fracht- sätze für böhmische Braunkohle nach den Hauptabsatzplätzen des In- landes um 98 bis 140 Proz. verteuert! Zugleich wurden aber die Frachtsätze für oberschlesische Steinkohle um daS Vielfache der Erhöhung der Braunkohlentarife verbilligt. DaS Arbeiten» Ministerium hat nun festgestellt, daß den Braunkohlenwerken Preis- Herabsetzungen wirklich unmöglich seien, wenn die jetzigen Löhne weitergezahlt werden sollen. Allerdings verteuert der von zwei Aussiger Firmen monopolisierte Zwischenhandel den Kostenpreis enorm. Im ganzen Revier werden indessen schon seit Wochen vier statt sechs Schichten gefördert. Die Wochenmärkte veröden, die Auswanderung ergreift hunderte Arbeiterfamilien, in erster Linie deutsche, die ihren Lebensstandard nicht mehr weiter herabsetzen können. Doch davon sprechen die Deutschnationalen nicht. Der Sieg der amerikauischeo Eisevbahumaguatr». Die Panikmacher haben sich in ihrer Macht nicht getäuscht. Die Regierung ist noch rascher, als sie selbst erwartet haben mochten. zurückgewichen. Wie aus Washington telegraphiert wird, hatte Präsident Taft eine längere Unterredung mit dem Präfidenten der Interstate Commerce Commisfion, Knapp, über die Ausführung des neuen Eisenbahntarifgesetzes. Nach der Unterredung wurde be- kannt gegeben, daß die erhöhte Autorität, die das Gesetz der Interstate Commerce Commisfion verleiht, nicht willkürlich angewandt oder dazu benutzt werden soll, die Eisenbahnen an der Ausübung ihrer gesetzmäßigen Geschäftstätigkeit zu hindern. Die Kommisston soll nicht versuchen, endgültige Frachtsätze festzusetzen und die Berechtigung, Frachtsätze aufzuheben, soll nur da zur An« Wendung kommen, wo durch«ine Untersuchung festgestellt ist, daß die Frachtsätze übermäßig hoch sind. Von maßgebender Stelle wird hierzu erklärt, daß die Som- Mission nichts tun wird, was die Interesse» derjenige», die Geld in Eisenbahnwerten angelegt haben, verletzen könnte. G« ist die Rede davon gewesen, daß möglicherweise die europäischen Kapitalisten, welche in amerikanischen Eisenbahnwerten Anlagen gemacht haben, in Angst versetzt würden und auS einem Kurssturz der Aktien Verlegenheiten entstehen könnten zu Zeiten, wo die Ernte verfrachtet wird. Präff dent Taft steht in der Lage nicht«, was einen solchen Standpunkt rechtfertigen könnte und ist der Ansicht, daß das Gesetz in de» l einer vorsichtigen Körperschaft ist, und wünscht, daß dieser Charakter der Vorficht aufrecht erhalten wird. Die Kemmiffioa will nicht den Eisenbahnen auch nur die geringsten Schwierigkeiten bereite»,»nd nicht» werde geschehe«, wab da« Gedeihen der Eisenbahnen, solange sie da« Gefetz erfüllen, Ipf drohen könnte. Mit anderen Worten, die Eisenbahnen erhalten freie Hand. Die Börsen find von dieser Botschaft natürlich entzückt und dxr Panik folgt eine lustige Hausse. Letzte JSacbnchten und Oepekden. Bo« Schlachtfelde der Arbeit. Hirschtrrg i. 6d|I, 2. Juli. (W. T V.) In eine» 0t«i«. bruch bei Bober-Uller»dorf. in dem Steine für de» Talfperrenda» bei Mauer gebrochen werden. wurde« heute nachmittag bei SprengungSarteite» drei Mau» getötet«nd einer schwer verletzt. Uuwetter-Nachrichte». Bingen , S. Juli.<B. H. ) Der Rhew steig««nntterbnchen.«r war bi« heute ftüh 6 Uhr um weiter« 20 Zentimeter gestiegen und steht jetzt auf 4,12 Meter. Damit ist der letzte Höchststand do» 1 Juni um zwei Zentimeter und zum vierten Male der Hoch. Wasserstand übrrschrittrn. DaS Waffer steigt»ach tannr»? auch die Witterung bleibt weiter regnerisch� Budapest , 8. Juli. (C. H.) Im Bezirk«uefum ging ein fürchterliche« Unwetter nieder, welche« großen Schaden anrichtet«. Der Blitz schlug in m e h r e r e W o h n h ä n s e r. die bis auf den Grund nieder bräunten. Drei Feldmesser hatten vor dem Unwetter Schutz in einer Waldhütte gesucht. Da schlug der Blitz in die Hütte und tötete all» drei Feldmesser. Die Hütte wurde eingeöschert. Kvastantinvpel, 2. Juli. Depeschen zufolge, die der Pforte zu- gegangen sind, wurden in einigen Orten des Wilajets am An» gora Erdstöße»erspürt. Mehrere Häuser sind eingestürzt. Di« Bevölkerung lagert im Freien. Die Etudentenunruhe» in Lemberg . Lemberg , 2. Juli. (W. T. B.) Die amtlichen Erhebungen stellten klar, daß während der gestrigen Vorgänge in der Univerfi, tat sämtliche Schüsse von den Ruthenen abgefeuert worden. Im Augenblicke des Zusammenstoßes befanden sich in dem Universität», gebäude gegen vierzig Palen und über dreihundert Ruthenen. Alle Ruthenen waren mit dicken Stöcken und Knüppeln gekommen. In dem Hörsaal, in dem die Ruthenen vorläufig verwahrt wurden. wurden nach ihrem Weggange Totschläger, Jagdmesser, Revolver. Pistolen und eine Menge Stöcke gesunden. Insgesamt wurden 127 Ruthenen verhaftet und die strafrechtliche Erhebung eingeleitet. Bei zehn Verhafteten wurde auf Grund von Zeugenaussagen die tätliche Teilnahme an den Vorgängen dargetan. Zwei Kinder verbrannt. Wien , 2. Juli. (W. T. B.) In einem GärtnerhäuSchen üeS elften Bezirks brach heute nachmittag ein Brand auS, bei dem zwei Knaben verbrannten und ein Knabe schwere Verletzungen davon, trug. Lerantw. Liedakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.:«.Blicke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärt» Buchdr. u. vttlag»anstaa Paul Singer Lc Co.. Berlin LW. Hierzu 4 Beilagew